@article{Dietschy_2019, title={Heimat ist auf keiner Landkarte zu finden: Was von Ernst Bloch für den Umgang mit einem heimtückischen Begriff zu lernen ist}, volume={3}, url={https://bop.unibe.ch/JDS/article/view/5550}, DOI={10.22018/JDS.2019.5}, abstractNote={<p><em>Beat Dietschy</em> beobachtet in seinem Beitrag «Heimat ist auf keiner Landkarte zu finden» einen überwunden geglaubten, «neuen Nationalismus», der sich u. a. in der Beteiligung von «rechtspopulistische[n] oder sogar rechtsextreme[n] Bewegungen» in mehreren europäischen Regierungen manifestiert. Diese Bewegungen bedienten sich nun vermehrt des Begriffs «Heimat» in dem Sinne, dass es um eine Heimat «gegen andere, eine, welche andere ausschliesst», geht. Darin vorausgesetzt ist jedoch ein «angeblich kulturell homogenes eigenes ‹Volk›» – eine Vorstellung, die jedoch «die längst bestehende kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaften leugnet».</p> <p>Dietschy referiert sodann Ernst Bloch, der seinerseits konstatierte, dass der Nationalsozialismus in seiner Propaganda mit ebendiesem Heimatbegriff sowie mit weiteren Symbolbegriffen wie «Boden» und «Nation» operierte und damit Massen begeistern konnte. Bloch setzte sich laut Dietschy daher zum Ziel, «solche Symbolbegriffe nicht kampflos dem Nationalsozialismus zu überlassen», sondern sie in einer eigenen Prägung dem Nationalsozialismus streitig zu machen und zwar derart, dass er eine Philosophie entwickelte, «in der Hoffnungen, Wünsche und Sehnsüchte eine zentrale Rolle spielen». Heimat ist darin nicht mit Herkunft und Vergangenheit, sondern mit der Zukunft verbunden.</p> <p>In Aufnahme dieser Position entwickelt Dietschy einen dreifach neu besetzten Heimatbegriff, den er einer rechtspopulistischen Begriffsverwendung entgegenhält: Zum Ersten versteht er Heimat als «Resultat gesellschaftlicher Veränderungspraxis» und zwar dahingehend, dass mit Heimat stets ein «Transformieren und Überschreiten des Gegebenen» verbunden ist. Zweitens versteht er Heimat als «Antwort auf Entfremdung» in dem Sinne, dass Heimat «kein Ort und kein Land auf einer Landkarte» sei, sondern vielmehr durch «das Gestalten von Verhältnissen zwischen Menschen» überhaupt erst entstehe. Drittens postuliert er mit dem Heimatbegriff einen «Vorgriff auf andere Naturverhältnisse», in dem Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse gerade auch gegenüber der Erde und den irdischen Lebensbedingungen verschwinden würden. </p>}, journal={Jahrbuch Diakonie Schweiz}, author={Dietschy, Beat}, year={2019}, month={Juni}, pages={75–91} }