Überlieferungsbildung in der Grauzone

Die Bedeutung der Kontextualisierung audiovisueller Dokumente am Beispiel der Piratenradios

Adrian Scherrer

Vor dem Hintergrund der Neuen Sozialen Bewegungen, der technischen Entwicklung der Unterhaltungselektronik und einer verbreiteten Unzufriedenheit mit dem Monopol des öffentlichen Rundfunks entstanden ab 1974 in zahlreichen Städten im ganzen deutschen Sprachraum Piratenradios. Es handelte sich um UKW-Sendungen, die von technisch versierten Bastlern ohne staatliche Genehmigung ausgestrahlt wurden. Zwar handelt es sich um ein überschaubares und eher kurzes Kapitel der Rundfunkgeschichte. Es steht aber in allen deutschsprachigen Ländern für einen medienpolitischen Wendepunkt, weil die Radiopiraten eine nicht unwesentliche Rolle für die Öffnung des Rundfunkmarktes für private Anbieter spielten.[1] In der Schweiz gelten sie wie in den meisten europäischen Ländern als Vorläufer der kommerziellen und der freien Radios. Dennoch ist ihre Geschichte bislang nicht erforscht, weil der klandestinen Natur der Sender entsprechend kaum Quellenmaterial zur Verfügung stand.

Es sind indessen mehr Dokumente überliefert als lange angenommen wurde. Während sich in Deutschland zahlreiche kleine Bestände in verschiedenen Bewegungsarchiven erhalten haben, bewahrt das Schweizerische Sozialarchiv in Zürich einen grösseren Bestand von Aufzeichnungen schweizerischer Piratensender auf. Hinzu kommen schriftliche Dokumente in verschiedenen Archiven und Sammlungen, die einen tiefen Einblick in dieses vernachlässigte Kapitel der Medien- und Sozialgeschichte erlauben.[2]

Für die historische Forschung sind diese Einzeldokumente nur nutzbar, wenn sie zu einem Quellenkorpus zusammengefasst und in ihrem Entstehungsumfeld kontextualisiert werden. Dass Metadaten und Kontextinformationen für Verständnis und Quellenkritik von audiovisuellen (AV) Dokumenten unerlässlich sind, ist unbestritten. Handelt es sich wie bei den Piratenradios um Amateuraufzeichnungen, erhalten Fragen der Überlieferungsbildung ein besonderes Gewicht. Denn anders als bei professionell hergestellten AV-Dokumenten enthalten Amateuraufzeichnungen oft keine oder nur sehr rudimentäre Metadaten.[3] Gleichzeitig laufen Fragen der Überlieferungsbildung Gefahr, angesichts der vielfältigen technischen Herausforderungen beim langfristigen Erhalt von AV-Dokumenten in den Hintergrund gedrängt zu werden. Daher sind unter archivwissenschaftlichen Gesichtspunkten Konzepte und Strategien gefragt, die eine möglichst ausführliche Dokumentation von Kontext und Herkunft von AV-Dokumenten sicherstellen.

Die Documentation Strategy als Konzept für
die Überlieferungsbildung

Der Diskurs über die Archivierung von AV-Dokumenten beschäftigte sich bis vor wenigen Jahren zu Recht hauptsächlich mit der technischen Bestandserhaltung. Inzwischen bestehen Standards für die meisten technischen Fragen. Für die Erschliessung der Bestände haben sich zwar noch keine Standards, aber taugliche Good Practices herausgebildet.[4] Dies schafft Raum, um Fragen der Überlieferungsbildung, des Bestandsaufbaus und der -geschichte stärker in den Fokus zu nehmen. Im Fall der Piratenradios lässt sich ein kohärenter Quellenkorpus nur bilden, indem die verschiedenen Teilbestände archivübergreifend vernetzt werden. Indem es sowohl auf institutionalisierte als auch informelle Vernetzungen setzt, bietet das US-amerikanische Konzept der Documentation Strategy Ansätze, den Vernetzungsgedanken zu strukturieren. Es geht davon aus, dass Informationen institutionsübergreifend vorhanden sind und zudem in sehr unterschiedlichen Formen vorliegen können. Denn neben schriftlichen Dokumenten gewinnen audiovisuelle Dokumente und unstrukturierte Daten an Relevanz. Um Expertinnen und Experten in ein Archivprojekt einzubinden, schlägt die Documentation Strategy vor, für Projekte ein interdisziplinäres «advisory board» zu schaffen. Ihm können sowohl Personen oder Vertretende von Organisationen, die Dokumente abliefern, als auch Interessengruppen und künftige Benutzerinnen und Benutzer der archivierten Dokumente angehören.[5]

Der Einbezug von Beraterinnen und Experten soll einerseits der zielgerichteten Strategieentwicklung dienen, indem Dokumentationsziele formuliert und Prioritäten gesetzt werden. Andererseits unterstützt er durch zusätzliches Fachwissen die kontextualisierende Beschreibung und die Analyse von Beständen. Dies ermöglicht es, Lücken zu identifizieren. Um sie nach Möglichkeit zu schliessen, legt die Documentation Strategy Gewicht auf archivübergreifende Kooperationen. Voraussetzung dafür sind Dokumentationsprofile, die aus der Analyse der Bestände und der zu dokumentierenden Bereiche hervorgehen. Sie erleichtern die Arbeitsteilung oder ermöglichen sie sogar erst.[6]

Erfolge und Misserfolge mit der Documentation Strategy in den USA

Als Konzept entstand die Documentation Strategy in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre im Umfeld des American Institute of Physics, einer der einflussreichsten wissenschaftlichen Organisationen in den USA. Angesichts der zunehmenden Komplexität naturwissenschaftlicher Forschung standen die Universitäts- und Institutsarchive schon in den 1960er-Jahren vor dem Problem, dass anstelle von Laborjournalen, die sich einfach archivieren liessen, zunehmend unstrukturierte Dokumente und elektronische Daten entstanden waren. Ohne Kontextinformationen erwiesen sich solche Dokumente rasch als unverständlich für die Nachwelt. Deswegen wurden gezielt Ergänzungsinformationen gesammelt, die Universitätsarchiven übergeben wurden. Daraus entwickelten sich Kooperationsprojekte und daraus wiederum das Bedürfnis, die Vorgehensweise als Konzept im Sinne der Good Practice zu dokumentieren.[7]

Der New Yorker Archivar Larry Hackman, der an der Konzeptentwicklung massgeblich beteiligt und eine der treibenden Kräfte in der US-Diskussion war, bezeichnete das Oral History Program der John F. Kennedy Library als weiteren bedeutenden Anstoss für die Entwicklung der Documentation Strategy.[8] In diesem Projekt wurden seit 1964 weit über 1000 Interviews geführt. Als wesentliche inhaltliche Ergänzung zu den schriftlichen Dokumenten zeigten sie die Bedeutung einer aktiven Überlieferungsbildung.

Als Konzept vorgestellt wurde die Documentation Strategy erstmals 1984 an einer Tagung der Society of American Archivists, die sich mit Strategien für die Überlieferungsbildung beschäftigte.[9] Die Frage war aktuell, weil der gesellschaftliche Wandel seit den späten 1960er-Jahren zu einem Aufschwung der Alltagsgeschichte in der Geschichtswissenschaft geführt hatte. Hinzu kamen die Neuen Sozialen Bewegungen, die wie die Umweltbewegung erst in den 1970er-Jahren entstanden waren, oder wie die Frauenbewegung einen starken Aufschwung genommen hatten.[10] Ihre Aktivitäten der Nachwelt in den Archiven zu überliefern, erwies sich als Herausforderung, weil sie sich – begründet durch ihre Entstehungsgeschichte – dem Zugriff und der Kontrolle staatlicher Verwaltung weitgehend entzogen.[11]

Durch die Alltagsgeschichte, die «nouvelle histoire» und ähnliche Forschungsansätze rückten in dieser Zeit die einzelnen Menschen und ihr alltägliches Handeln verstärkt ins Blickfeld der Historikerinnen und Historiker. Übergeordnete Strukturen und Entwicklungen verloren zwar nicht an Bedeutung, aber der subjektzentrierte Zugang zu kulturellen und gesellschaftlichen Phänomenen führte zu einem Perspektivenwechsel: gewissermassen von der Totalen zur Nahaufnahme. Dies erforderte Quellen und Dokumente für die historische Forschung, die in vielen Archiven kaum oder gar nicht vorhanden waren.[12] In den USA führte der Perspektivenwechsel in den 1970er-Jahren zu einer grundsätzlichen Diskussion über die Rolle der Archive und der «archivists as shaper of the past»[13]. Daraus resultierte die Einsicht, dass Archive nicht nur Verantwortung für das Sammeln und Bewahren von Dokumenten für künftige Generationen tragen, sondern auch in der Pflicht stehen, dass die Bestände die zunehmend pluralistische Gesellschaft möglichst umfassend spiegeln sollen. Es begann sich ein Berufsverständnis durchzusetzen, das den Archivarinnen und Archivaren bei der Überlieferungsbildung eine aktivere Rolle als bisher zuschrieb.

Konkrete Projekte wie «Documenting Western New York» und «Documenting Metropolitan Milwaukee» führten Ende der 1980er-Jahre allerdings zu ernüchternden Resultaten. Während das New York-Projekt mangels Ressourcen nicht über Bestandsbeschreibungen herauskam, scheiterte das Milwaukee-Projekt an unterschiedlichen Themensetzungen der beteiligten Institutionen.[14] Entsprechend war die Rezeption der Documentation Strategy Ende der 1980er-Jahre in den USA sehr kontrovers. Während manche in der einschlägigen Literatur vom «heiligen Gral» der Archivwissenschaft sprachen, sahen andere in der Documentation Strategy einen vom Aussterben bedrohten Dinosaurier: Wegen seines umfassenden Anspruchs habe ein so schwerfälliges Konzept im praktischen Alltag keine Überlebenschance.[15]

Trotzdem rückten in vielen Archiven Strategieentwicklung und Fragen der Überlieferungsbildung stärker ins Bewusstsein.[16] Mit zeitlicher Distanz fielen die Urteile denn auch differenzierter aus. Doris J. Malkmus, Archivarin der Penn State University, kam in ihrer Darstellung der Erfolge und Misserfolge von Documentation-Strategy-Projekten zum Schluss, die Documentation Strategy könne ein wirkungsvolles und nützliches Konzept sein, wenn sie für Projekte mit einem klar umrissenen Fokus eingesetzt würden. Als gelungenes archivübergreifendes Projekt führte sie LGBTRAN (Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender Religious Archives Network) an. Dabei ging es um die Sicherung von Beständen aus der Schwulen- und Lesbenbewegung und die Schaffung einer Online-Plattform, die eine archivübergreifende Bestandsabfrage zum Thema ermöglichte.[17]

In den erfolgreichen Projekten erwies sich das «advisory board» als wichtige Schnittstelle. Dessen Mitglieder identifizierten relevante Akteure und knüpften Kontakte zu möglichen abliefernden Personen. Diesen Aspekt der Kommunikation hob Malkmus besonders hervor: «Documentation strategy projects have [an] enormous public relations potential that [...] presents an opportunity to heighten awareness of the archival mission within each of the various communities.»[18] Für den Erfolg war zudem die Anbindung eines Projekts an ein bestehendes Archiv («host institution») von Bedeutung, weil es dadurch einerseits Glaubwürdigkeit erhielt und andererseits seine Nachhaltigkeit sichergestellt war. Auch die Archivwissenschafterin Elizabeth Snowden Johnson unterstrich die Bedeutung des Einbezugs von Experten und Interessengruppen am Beispiel des Center for Popular Music der Tennessee State University. Dahinter stehe letztlich das Ziel einer «geteilten Verantwortung» für Bewertungsentscheidungen, folgerte sie. Sie stellte allerdings auch fest, dass die Anstösse für erfolgreiche Documentation Strategy-Projekte nicht von Archiven ausgingen, sondern wie bei den Projekten des American Institute of Physics oder des Center for Popular Music von den Interessengruppen oder der historischen Forschung.[19]

Rezeption der Documentation Strategy im deutschen Sprachraum

Die Diskussionen über die Documentation Strategy als Konzept zur Überlieferungsbildung fanden im Rahmen des international geführten Diskurses über Bewertung statt. Die Ansätze der Documentation Strategy flossen entsprechend in weitere Bewertungsmodelle ein, etwa in die kanadische Macro-Appraisal-Methode oder in das Konzept der Functional Analysis.[20]

Im deutschen Sprachraum wurde die Documentation Strategy in den 1990er-Jahren zunächst skeptisch aufgenommen – wenn auch aus anderen Gründen als im angelsächsischen Raum. So befürchtete die Archivwissenschafterin Angelika Menne-Haritz, dass der beratende Einbezug von abliefernden Personen und Organisationen, von Interessengruppen und von Benutzern den Evidenzwert der Dokumente beeinflussen könne.[21] Verständlich ist diese Skepsis nur vor dem Hintergrund der deutschen Bewertungsdiskussion der 1990er-Jahre. Ausgehend vom Anliegen einer möglichst auswertungsoffenen Überlieferung staatlicher Akten stand damals die Forderung im Raum, Dokumente nicht aufgrund des inhaltlichen Informationswerts sondern ausschliesslich nach ihrer Aussagekraft über Abläufe und Verfahren der Ursprungsstelle, das heisst aufgrund ihres Evidenzwerts, zu bewerten.[22]

Anders als Menne-Haritz nahmen Matthias Buchholz, Irmgard Becker und weitere Archivare aus dem kommunalen Bereich später das US-Konzept positiv auf. «Um auf dem inhaltsorientierten Weg [...] erfolgreich sein zu können, ist es unerlässlich, die teilweise als wissenschaftsbegründend propagierte Autarkie der Archivistik zu überwinden», entgegnete Buchholz an die Adresse von Menne-Haritz.[23] Einige der amerikanischen Überlegungen flossen in der Folge in die Entwicklung der deutschen Dokumentationsprofile ein. Sie beruhten auf einem ausführlichen Positionspapier der deutschen Bundeskonferenz der Kommunalarchive. Es beschrieb 2005 detailliert, wie sich die Überlieferungsbildung auf kommunaler Ebene konzipieren lässt.[24] Auf der Grundlage eines Dokumentationsprofils, in dem die gesamte lokale Lebenswelt kategorisiert wird, sollen für jede Kategorie Dokumentationsziele definiert werden, die aus «öffentlichen und privaten Erkenntnisinteressen abgeleitet»[25] sein können. Diese dienen wiederum als Rahmen für die Bewertung von Dokumenten und bilden eine Hilfestellung, um festzulegen, welche Dokumente in welchem Umfang zum Erreichen der Dokumentationsziele archiviert werden sollen. Damit wurde ein ganzheitlicher Ansatz vorgelegt, der für eine umfassende Überlieferungsbildung sorgen soll und auch die Perspektive bietet, archivübergreifend zusammenzuarbeiten.[26]

Der Einbezug von Expertinnen und Experten – und damit verbunden die Vernetzung innerhalb einer «community» – rückte in der deutschen Diskussion zur Überlieferungsbildung in den Hintergrund, weil sie auf kommunale Lebenswelten fokussierte. Im Mittelpunkt standen stattdessen der aktive Bestandsaufbau und die archivübergreifende Vernetzung, die als «Überlieferungsbildung im Verbund» bezeichnet wurde. Mit der Kategorisierung lokaler Lebenswelten schlugen die Instrumente zur Erarbeitung von Dokumentationsprofilen genau wie die Documentation Strategy vor, nicht bloss vorhandene Bestände und Ablieferungen zu bewerten, sondern letztlich von möglichen Fragestellungen der Geschichtswissenschaft auszugehen und die Quellen im Archiv sowie die Bestände möglicher Ablieferer auf ihre Verwertbarkeit für die historische Forschung zu prüfen.[27]

Der baden-württembergische Landesarchivar Robert Kretzschmar bezeichnete die «Überlieferungsbildung im Verbund» als eines der wichtigsten Ergebnisse der deutschen Bewertungsdiskussion der 1990er-Jahre.[28] Er unterstrich die Notwendigkeit, unterschiedliche Perspektiven bei der Überlieferungsbildung zu berücksichtigen, indem verschiedene Archive sich untereinander abstimmten und in Dokumentationsprofilen festlegten, für welche Überlieferungen sie sich «jenseits der anbietungspflichtigen Stellen» verantwortlich fühlten. Als Beispiel führte er die Unterlagen zum Ausbau des Stuttgarter Flughafens an, bei denen sich zeigte, dass für ein vollständiges Bild neben den amtlichen Planungsakten auch die Unterlagen der Bürgerbewegung gegen den Ausbau und die Akten der Betreibergesellschaft unverzichtbar gewesen seien. Daraus leitete er die Forderung nach gemeinsamen Programmen und einem intensiven Austausch zwischen verschiedenen Archiven ab. Sie seien eine Voraussetzung, um die heutige pluralistische Gesellschaft so weit wie möglich in der Überlieferung zu spiegeln. Er nahm damit die Forderung verschiedener Historikerinnen und Historiker auf, dass zur Sicherung einer breiten Überlieferung auch die Berücksichtigung gesellschaftlicher Minderheiten gehöre.[29]

Die Erfolge und Misserfolge der erwähnten Beispiele zeigen, dass sich die Documentation Strategy in erster Linie als Konzept für konkrete, klar umrissene Projekte eignet. Es zeigt die Bedeutung eines engen und konstruktiven Dialogs zwischen Archiven, Experten, Interessengruppen sowie abliefernden Personen und Organisationen auf und trägt damit aktiv zur Schliessung von Lücken im Bestand bei. Diese Vernetzung dient der Kontextualisierung und Analyse von Beständen, benötigt allerdings entsprechende personelle Ressourcen. Die US-Beispiele illustrieren, dass der Ressourcenbedarf schnell eine Grössenordnung annehmen kann, der ein Projekt scheitern lassen kann, wenn es zu weit gefasst ist.

Die Rezeption der Documentation Strategy in der archivwissenschaftlichen Literatur macht deutlich, dass zwischen angelsächsischem und deutschem Sprachraum wechselseitige Einflüsse bestehen. Sie sind aber offensichtlich von viel Unverständnis über unterschiedliche Traditionen und Berufsverständnisse geprägt. Letztlich geht es bei der Diskussion über Konzepte zur Überlieferungsbildung um die Rolle des Archivguts in der Gesellschaft. Die hier erwähnten Beispiele zeigen alle, dass die Archivierung von Verwaltungshandeln nicht ausreicht, um die gesellschaftlichen Realitäten zu überliefern. Zivilgesellschaftliches Engagement und kulturelle Aktivitäten prägen die heutige pluralistische Gesellschaft wesentlich. Deswegen ist die nicht-staatliche Überlieferung aus Vereinen, Verbänden, sozialen Bewegungen und Selbsthilfeorganisationen von grosser Bedeutung und weit mehr als blosse «Ergänzungsüberlieferung».[30] In der Schweiz sammeln zwar viele Archive und Bibliotheken entsprechende Deposita, Quellen- und Nachlassbestände. Aber die Überlieferungsbildung ist in den föderalistischen und kleinräumigen Strukturen von Zufälligkeiten geprägt.[31]

Im audiovisuellen Bereich fand das Postulat der archivübergreifenden Vernetzung in der Schweiz hingegen Mitte der 1990er-Jahre einen Niederschlag – primär allerdings aus der Not geboren. Aus einer Arbeitsgruppe zum bedrohten audiovisuellen Kulturgut entstand der Verein Memoriav. Als nationales Netzwerk von Institutionen, die AV-Dokumente sammeln, dient er Projekten für die Sicherung, Erschliessung und Vermittlung dieser Bestände.[32] Im Grunde erfüllt er damit die Hauptanliegen der Documentation Strategy: Formulierung von Dokumentationszielen, Einbezug von Expertinnen und Experten sowie archivübergreifende Vernetzung.

Daten für die Quellenkritik: Kontextualisierung

Aus dem Diskurs über die Documentation Strategy und die Dokumentationsprofile lassen sich drei Kerngedanken herauslesen:

   die klare Formulierung von Dokumentationszielen und -profilen, die auf einer umfassenden Bestandsanalyse basieren; sie kontextualisieren die Dokumente und tragen zur Aussenkommunikation bei

   die direkte und – via Expertinnen, Experten und «Kenner» – indirekte Kontaktpflege zu Personen und Organisationen, die potenziell in Frage kommen, Dokumente abzuliefern

   die archivübergreifende Vernetzung von Beständen, um eine möglichst pluralistische Überlieferung zu sichern

Der Bestand von Piratenradiosendungen im Schweizerischen Sozialarchiv zeigt die Bedeutung eines klaren Profils und der institutionalisierten wie auch der informellen Vernetzung. Der erste Teilbestand (F_1005) wurde dem Sozialarchiv angeboten, nachdem 2006 im Memoriav-Bulletin ein Artikel über die Radiopiraten erschienen war.[33] Bei Memoriav meldete sich ein ehemaliger Hörer von Piratensendungen, der in den späten 1970er-Jahren einzelne Sendungen selber auf Audiokassetten aufgezeichnet hatte. Als institutionalisiertes Netzwerk stellte Memoriav den Kontakt zum Sozialarchiv her, das den Bestand übernahm. Ein zweiter Teilbestand (F_1006) stammt von Filmemacher Mischa Brutschin, der für seine Dokumentation «Allein machen sie dich ein» über die Jugend- und Häuserbewegung[34] in Zürich (2010) neben Videodokumenten auch Aufnahmen von Piratensendungen gesammelt hatte. Anders als der erste Teilbestand kam dieser zweite Bestand also über einen informellen Expertenkontakt ins Archiv. Hinzu kamen in einem dritten Teilbestand (F_1025) Ablieferungen von ehemaligen Radiopiraten. Die Voraussetzung für die Ablieferung aller Teilbestände bildete das klare Profil des Sozialarchivs als Institution, die Dokumente aller Art zum gesellschaftlichen Wandel und zu sozialen Bewegungen sammelt und bewahrt.

Insgesamt umfasst der Bestand im Sozialarchiv rund 60 Stunden Audiomaterial, das in der Datenbank Bild+Ton konsultiert werden kann.[35] Dem Selbstverständnis der Radiopiraten folgend lassen sich zwei Kategorien bilden: politische und musikalische Piratensender.[36] Der erste politische Piratensender der Deutschschweiz war der Zürcher Frauensender «Wellenhexen», der im November 1976 zum ersten Mal auf Sendung ging und bis Mitte 1979 immer wieder von sich hören liess. Ihm folgte Radio «Schwarzi Chatz» und gegen 30 weitere politisch orientierte Sender – nicht nur in Zürich, sondern in allen grösseren Städten der Schweiz. Radio «Schwarzi Chatz» gehört mit 36 dokumentierten Sendungen zwischen April 1978 und Ende 1980 zu den aktivsten politischen Piratenradios. Die 18 überlieferten Sendungen sind aufschlussreiche Zeitdokumente, weil sie zahlreiche Themen aufgreifen, die in den späten 1970er-Jahren in linksalternativen Kreisen kontrovers diskutiert wurden.

Unter den erhaltenen Dokumenten befinden sich auch selbstreflexive Sendungen zum Medium Radio. Sie zeigen, wie innerhalb der Neuen Sozialen Bewegungen im Sinne des viel diskutierten Begriffs der «Gegenöffentlichkeit»[37] versucht wurde, mit der Schaffung eigener medialer Kanäle die Medienvielfalt zu erhöhen und Positionen in die gesellschaftliche Debatte zu tragen, die von den bestehenden Medien marginalisiert wurden. Radio «Schwarzi Chatz» war zudem international gut vernetzt. Praktisch zeitgleich mit den Sendungen in der Schweiz entstanden auch in Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland Piratensender, darunter das im Dreiländereck Elsass–Basel–Breisgau grenzüberschreitend sendende «Radio Verte Fessenheim» aus dem Umfeld der Anti-AKW-Bewegungen.[38]

Indem sie ihre «unpolitische» Ausrichtung betonten, grenzten sich die musikalischen Piratensender von den politischen Piratenradios ab. Mit der Ausstrahlung von Pop- und Rockmusik traten sie dafür ein, den Rundfunkmarkt für private Anbieter zu öffnen. Denn Pop- und Rockmusik, die gerade auch im Umfeld Neuer Sozialer Bewegungen eine identitätsstiftende Funktion hatte, fristete in den Programmen der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) ein Schattendasein mit nicht mehr als fünf Sendestunden pro Woche.[39] Legalisierungsbestrebungen hatten sich schon die ersten Sender in Zürich – «Radio International» im Juli 1974 und «Radio Atlantis» im September 1976 – auf die Fahnen geschrieben. Dadurch unterschieden sie sich von den politischen Piratenradios, die in einer Öffnung des Rundfunkmarktes meist keine Entwicklung in ihrem Sinn sahen. «Wir wollen keine Konzession und machen auch keine», brachten es die Macher von Radio «Schwarzi Chatz» mit einem auch in Deutschland von vielen Radiopiraten verwendeten Satz auf den Punkt.[40]

Aktive Musikpiraten mit mehr oder weniger regelmässigem Programm mit durchaus semiprofessionellem Charakter gab es schweizweit ein rundes Dutzend, darunter «Radio Jamaica» im Kanton Aargau und «Radio Jasmin» in Zürich. Zwei Betreiber von Musikpiratensendern erreichten eine gewisse Medienprominenz: Peter Käppeli war als Betreiber von «Radio Atlantis» einer der frühen Musikpiraten, der bereits 1976 ein Konzessionsgesuch für einen legalen Sendebetrieb eingereicht hatte. Nachdem es abgelehnt worden war, entwickelte er einige Jahre vor Roger Schawinski das Konzept eines grenzüberschreitenden Senders aus Italien, scheiterte aber an dessen Finanzierung.[41] Rolf Gautschi wiederum verwickelte die PTT als Aufsichts- und Kontrollbehörde in einen zermürbenden Kleinkrieg.[42] Mit «Radio Alternativ», das er Anfang 1979 in «Radio City» umbenannte, war er von November 1977 bis Ende 1980 mehr oder weniger regelmässig zweimal pro Woche in Zürich und Umgebung auf Sendung.[43]

Hinzu kommt eine unüberschaubare Vielfalt von über 50 Sendern, die von Musikfreaks und Bastlern betrieben wurden und meist nur einige wenige Sendungen ausstrahlten. Von 35 der insgesamt gegen 100 dokumentierten Piratenradios in der Schweiz sind Aufzeichnungen überliefert. Zwar handelt es sich lediglich um rund 60 Stunden von geschätzt etwa 2000 Sendestunden zwischen 1974 und 1983. Angesichts der anzunehmenden Gleichförmigkeit der musikalischen Sendungen darf man dies im Sinn des Evidenzwerts aber als durchaus ausreichend bezeichnen, zumal von politischen Sendern mit hohem Informationswert wie den «Wellenhexen» oder «Schwarzi Chatz» mehr als die Hälfte aller Sendungen erhalten geblieben ist.

Nur schon diese Unterschiede in der Ausrichtung der verschiedenen Sender zeigen, dass eine Kontextualisierung im Entstehungsumfeld notwendig ist, um die Bedeutung der Bestände korrekt zu bewerten. Denn der Entstehungszusammenhang geht aus den AV-Dokumenten selbst nicht hervor. Um ihn zu verstehen, ist eine innere Quellenkritik nicht ausreichend.[44] Im Sinne der Documentation Strategy ist es daher notwendig, ergänzende schriftliche Bestände hinzuzuziehen, um die Dokumente historisch zu verorten. Von welcher Bedeutung die Kontextualisierung ist, zeigt sich bei den Piratenradios exemplarisch. Bei der Ablieferung lagen insbesondere für die Musiksendungen nur rudimentärste Basisdaten wie Senderbezeichnung und Ausstrahlungsdatum vor – gelegentlich nicht mal dies. Die Kontextualisierung wird zudem erschwert, weil die Piratenradios ihrer Natur entsprechend anonym sendeten. Folgerichtig muss Ergänzungsüberlieferung in anderen Beständen gesucht werden.

Archivübergreifende Vernetzung

Durch die Erschliessung der einzelnen Dokumente in der Datenbank Bild+Ton sichert das Sozialarchiv den langfristigen Erhalt, den Zugang und eine gezielte Abfrage. Viele Aspekte der Herkunft und der Geschichte der Aufnahmen lassen sich aber erst mit zusätzlichen Informationen verstehen. Die Bedeutung der Metadaten ist an sich unbestritten. Während die Guidelines der International Association of Sound and Audiovisual Archives (IASA) aber nur Empfehlungen zu deskriptiven, administrativen, technischen und strukturellen Metadaten[45] machen, zeigen verschiedene Forschungsprojekte, dass auch eine darüber hinausgehende Kontextualisierung der Dokumente notwendig ist. So verweisen Projekte wie «histoire audiovisuelle du contemporain» der Universität Lausanne[46] oder das Projekt «Filmspur» des Historischen Seminars der Universität Zürich[47] auf die vielfältigen quellenkritischen Herausforderungen, die sich bei der Nutzung audiovisueller Quellen für die historische Forschung stellen.[48] Die Historiker Olivier Pradervand und François Vallotton bringen es auf den Punkt, wenn sie – sinngemäss übersetzt – festhalten, dass eine Geschichtsschreibung durch audiovisuelle Quellen die Geschichtsschreibung der audiovisuellen Quellen voraussetzt.[49] Als Nutzer der Archive erwarten sie offensichtlich, dass die Vorleistung der Kontextualisierung von AV-Dokumenten durch die Archive bereits stattgefunden hat, wenn diese für konkrete historische Forschungsvorhaben ausgewertet werden.

Stellt man den Piratenradiosendungen die Dokumente aus jener Behörde gegenüber, die die geltenden Gesetze durchzusetzen hatte, lassen sie sich historisch verorten: Die Akten aus der Sektion Funküberwachung der PTT-Betriebe vervollständigen das Bild. Sie sind nach Ablauf der Schutzfristen im PTT-Archiv in Köniz bei Bern konsultierbar.[50] Aufgrund dieser Materialien lassen sich auch Lücken in den überlieferten Tonaufzeichnungen aufzeigen. Zusammen mit thematisch geordneten Zeitungsausschnitten in verschiedenen Pressedokumentationen und den Publikationen in einschlägigen linken Zeitschriften[51] entsteht ein Quellenkorpus, der das AuswertungsPotential der Audiodokumente beträchtlich erhöht.

Die genauere Betrachtung der einzelnen Piratensendungen zeigt, dass sowohl ihr Informations- als auch ihr Evidenzwert von Bedeutung ist. Sie sind ein beredtes Zeugnis ihrer Zeit und ihres Entstehungsumfelds (Informationswert), dokumentieren mit ihrer spezifischen Machart aber auch die besonderen technischen Bedingungen, unter denen sie entstanden (Evidenzwert). Bei den politischen Piratensendungen steht der Informationswert in der Regel im Vordergrund. Die Sendungen spiegeln in einzigartiger Weise viele Themen, die in linken und alternativen Kreisen in den späten 1970er-Jahren diskutiert wurden. Manche Themen lassen sich indes nur mit genauer Kenntnis der Neuen Sozialen Bewegungen richtig verorten. Weil sich die gesprochene Sprache in vielerlei Hinsicht von der geschriebenen Sprache – zum Beispiel in Publikationen aus den sozialen Bewegungen – unterscheidet, geben die erhaltenen Sendungen zudem authentische Einblicke in Tonfall und Umgangsformen der Aktivistinnen und Aktivisten. Hinzu kommt, dass die Piratensendungen zeigen, welche Musik in den verschiedenen Bewegungen gehört wurde.

Bei den musikalischen Sendungen spielt der Evidenzwert eine weitaus wichtigere Rolle. Die erhaltenen Sendungen, auch wenn es nur eine pro Sender ist, dokumentieren die Machart und die Produktionsbedingungen der musikalischen Piratenradios. Mit ihrer Gleichförmigkeit illustrieren die erhaltenen Dokumente, dass sich alle Musikpiraten an den bekannten Produktionsformen und Sendeelementen der Popmusik-Programme aus dem Ausland orientierten. Einzelne Sendungen zeigen, dass ihre Macherinnen und Macher diese Muster mit recht hoher Professionalität übernahmen. Andere Sendungen wirken eher wie eine handgestrickte Nachahmung, sind aber gerade deswegen relevant. Mit dem Evidenzwert lässt sich zudem das fast schlagartige Verschwinden der Musikpiratensender nach 1983 erklären. Als in diesem Jahr das Rundfunkmonopol der SRG fiel und kommerzielle Lokalradios zugelassen wurden, orientierten auch diese sich an den gleichen Produktionsformen wie die Musikpiraten. Das Vorbild des Popmusiksenders, das bis dahin im Inland schmerzlich vermisst wurde, war nun im Überfluss vorhanden.

In diesem Sinn macht die Kontextualisierung sichtbar, dass die einzelnen Dokumente für mehrere Forschungsfelder interessante Quellen sind. Sie bieten einen akustischen und unmittelbaren Zugang zur sozialgeschichtlichen Erforschung sozialer Bewegungen. In technik- und kulturgeschichtlicher Hinsicht zeigen sie, wie sich Aktivistinnen und Aktivisten aus verschiedenen sozialen Bewegungen, aber auch aus der Musikszene neue Technologien aneigneten. Die Dokumente illustrieren zudem einen mediengeschichtlichen Wendepunkt: Auch wenn das effektive Publikum der Piratenradios gering gewesen sein dürfte, hatten sie in der Debatte um das Ende des SRG-Monopols eine erhebliche Wirkung auf die Medienpolitik.

Wenn verschiedene Bestände archivübergreifend vernetzt werden, verbessert sich ihr AuswertungsPotential.[52] Erst durch die Ergänzung der AV-Dokumente mit schriftlichen Dokumenten entsteht ein Quellenkorpus, der die Quellenkritik ermöglicht und in den verschiedenen Forschungsfeldern genutzt werden kann. Die bislang eher bibliothekarisch und dokumentarisch geprägte Erschliessung von AV-Dokumenten fokussiert auf Einzeldokumente. Mit einer umfassenden Kontextualisierung auf der Ebene ganzer Bestände, Programme oder Sendegefässe, können die Möglichkeiten erhöht werden, AV-Dokumente in historischen Forschungsprojekten einzusetzen.




[1]    Schneider, Thomas: Vom SRG-«Monopol» zum marktorientierten Rundfunk. In: Mäusli, Theo; Steigmeier, Andreas (Hg.): Radio und Fernsehen in der Schweiz. Geschichte der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG 1958-1983. Baden 2006, S. 83–128.

[2]    Stefan Länzlinger (Sozialarchiv Zürich) und dem PTT-Archiv danke ich für die wohlwollende und unkomplizierte Unterstützung meiner Arbeit. Rudolf Müller (Memoriav) bin ich für zahlreiche Anregungen zu besonderem Dank verpflichtet.

[3]    Jackson, Derek Jay: Defining Minimum Standards for the Digitization of Speech Recordings on Audio Compact Cassettes. In: Preservation, Digital Technology & Culture 42 (2/2013), S. 87–98. doi:10.1515/pdtc-2013-8. 2013.

[4]    Bütikofer, Niklaus: Erschliessungstheorie und AV-Dokumente. In: Arbido 29/2, 2014, 4–7; Niederhäuser, Yves: Erschliessung von Videoarchiven. Kritische Bestandsaufnahme von Theorie, Praxis und Benutzungsbedürfnissen. In: Coutaz, Gilbert et al.: Informationswissenschaft. Theorie, Methode und Praxis. Arbeiten aus dem MAS ALIS 2008-2010. Baden 2012, S. 303–326.

[5]    Hackman, Larry: The Origins of Documentation Strategies in Context. Recollections and Reflections. In: The American Archivist 72, 2/2009, S. 436–459.

[6]    Pearce-Moses, Richard: A Glossary of Archival and Records Terminology. Chicago 2005, S. 131. Verfügbar unter www.archivists.org/glossary.

[7]    Malkmus, Doris J.: Documentation Strategy. Mastodon or Retro-Success? In: The American Archivist 7, 2/2008, S. 384–409.

[8]    Hackman 2009, a.a.O., S. 449.

[9]    Ebd., S. 437.

[10]    Zu den Neuen Sozialen Bewegungen in der Schweiz: Giugni, Marco: Entre stratégie et opportunité. Les nouveaux mouvements sociaux en Suisse. Zürich 1995; Schaufelbuehl, Janick Marina (Hg.): 1968-1978: ein bewegtes Jahrzehnt in der Schweiz. Zürich 2009. Zu anderen europäischen Ländern: Baumann, Cordia; Gehrig, Sebastian; Büchse, Nicolas (Hg.): Linksalternative Milieus und Neue Soziale Bewegungen in den 1970er Jahren. Heidelberg 2011.

[11]    Johnson, Elisabeth Snowden: Our Archives, Our Selves. Documentation Strategy and the Re-Appraisal of Professional Identity. In: The American Archivist 71, 1/2008, S. 190–202.

[12]    Zu den USA: Johnson 2008, a.a.O., S. 191. Zu Europa: Spuhler, Gregor (Hg.): Vielstimmiges Gedächtnis. Beiträge zur Oral History. Zürich 1994, 8. Vgl. auch Sudmann, Stefan: Überlegungen zur archivspartenübergreifenden Überlieferungsbildung aus nichtamtlichen Unterlagen. In: Der Archivar 65, 1/2012, S. 12–19.

[13]    Johnson 2008, a.a.O., S. 191.

[14]    Ebd., S. 197; Malkmus 2008, a.a.O, S. 403.

[15]    Zur Rezeption in den USA: Malkmus 2008, a.a.O., S. 390f.

[16]    Hackman 2009, a.a.O., S. 445.

[17]    Malkmus 2008, a.a.O., S. 385, 394.

[18]    Ebd., S. 407.

[19]    Johnson 2008, a.a.O., S. 196.

[20]    Vgl. dazu Johnson 2008, a.a.O., S. 200 und Sudmann 2012, a.a.O., S. 13. Boller, Stefan: Die Bewertungsansätze «Macroappraisal» und «Überlieferungsbildung im Verbund». In: Coutaz, Gilbert et al. (Hg.): Informationswissenschaft: Theorie, Methode und Praxis. Arbeiten aus dem MAS ALIS 2010-2012. Baden 2014, S. 193-218.

[21]    Zur Rezeption in Deutschland: Meyer-Gebel, Marlene: Die «Documentation Strategy» in den USA. In: Wettmann, Andrea (Hg.): Bilanz und Perspektiven archivischer Bewertung. Marburg 1994, S. 147–157, hier S. 156f.

[22]    Zu Evidenz- und Informationswert bei audiovisuellen Dokumenten: Lersch, Edgar: Zum Stand der Überlieferungsbildung im Bereich audiovisueller Medien. In: info7 16, 1/2001, S. 22–27.

[23]    Buchholz, Matthias: Archivische Überlieferungsbildung im Spiegel von Bewertungsdiskussion und Repräsentativität. Köln 2011 (2. Aufl.), S. 98.

[24]    Becker, Irmgard C.: Arbeitshilfe zur Erstellung eines Dokumentationsprofils für Kommunalarchive. Einführung in das Konzept der BKK zur Überlieferungsbildung. In: Der Archivar 62, 2/2009,
S. 122–131.

[25]    Buchholz, Matthias: Überlieferungsbildung und Oral History als Dokumentation gesellschaftlicher Phänomene. In: Kellerhals, Andreas (Hg.): Mut zur Lücke – Zugriff auf das Wesentliche. Methoden und Ansätze archivischer Bewertung. Zürich 2009, S. 23–34.

[26]    Sudmann 2012, a.a.O., S. 18.

[27]    Becker 2009, a.a.O., S. 125f; Sudmann, Stefan: Vom Sammler zum Jäger. Überlegungen zur archivischen Überlieferungsbildung im nichtamtlichen Bereich. In: Horstmann, Anja, Kopp, Vanina (Hg.): Archiv – Macht – Wissen. Organisation und Konstruktion von Wissen und Wirklichkeit in Archiven. Frankfurt 2010, S. 235–248.

[28]    Kretzschmar, Robert: Multiperspektivische Überlieferungsbildung in Archiven. Ziele und Methoden. In: Siebenmorgen, Harald (Hg.): Überlieferungskultur. Wieviel Vergangenheit braucht die Gegenwart? Wieviel Gegenwart braucht die Zukunft?. Karlsruhe 2010. S. 123–141, hier S. 139f.

[29]    Becker, Winfried: Die postmoderne Geschichtstheorie und die Archive. In: Kretzschmar, Robert (Hg.): Archive und Forschung. Referate des 73. Deutschen Archivtags 2002 in Trier. Siegburg 2003, S. 31–53. Vgl. dazu auch Boller 2014, a.a.O., S. 206ff.

[30]    Vgl. Bacia, Jürgen, Wenzel, Cornelia: Bewegung bewahren. Freie Archive und die Geschichte von unten. Berlin 2013; Sudmann, Stefan: Archive von unten. Die Überlieferung der Neuen Sozialen Bewegungen und der schlanke Staat – eine Herausforderung für öffentliche Archive? In: Hirsch, Volker (Hg.): Archivarbeit – die Kunst des Machbaren. Marburg 2008, S. 243–276; Kälin, Urs: Fixierte Bewegung? Soziale Bewegungen und ihre Archive. In: Arbido 22 (3/2007), S. 74–77; Hüttner, Bernd: Archive von unten. Bibliotheken und Archive der neuen sozialen Bewegungen und ihre Bestände. Neu-Ulm 2003.

[31]    Zwicker, Josef: Erlaubnis zum Vernichten. Die Kehrseite des Archivierens. In: Arbido 19, 7-8/2004, S. 18–21.

[32]    Deggeller, Kurt: Fragen der Bewertung und Überlieferungsbildung im Bereich audiovisueller Medien. In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 51, 2001, S. 504–512. doi:10.5169/seals-107878.

[33]    Müller, Rudolf: Radiopiraten und Wellenhexen. In: Memoriav Bulletin 13, 2006, S. 18–21.

[34]    Zu den Jugend- und Häuserbewegungen: Nigg, Heinz (Hg.): «Wir wollen alles, und zwar subito!». Die Achtziger-Jugendunruhen in der Schweiz und ihre Folgen. Zürich 2001. Suttner, Andreas: «Beton brennt». Hausbesetzer und Selbstverwaltung im Berlin, Wien und Zürich der 80er. Wien 2011.

[35]    www.bild-ton-video.ch, Bestände F_1005, F_1006 und F_1025.

[36]    Büren, Walo von; Frischknecht, Jürg: Kommerz auf Megahertz? Dossier Radioszene Schweiz. Basel 1980, S. 53–88.

[37]    Zum Begriff Gegenöffentlichkeit: Hickethier, Knut: Einführung in die Medienwissenschaft. Stuttgart 2010 (2. Aufl.), S. 203-222. Scholl, Armin: Vom Dissens zur Dissidenz. Die Bedeutung alternativer Gegenöffentlichkeit für die Gesellschaft. In: Merten, Klaus (Hg.): Konstruktion von Kommunikation in der Mediengesellschaft. Wiesbaden 2009, S. 83–98.

[38]    Die Sendungen von Radio Verte Fessenheim wurden im Rahmen eines EU-Projekts digitalisiert (www.danok.eu). Publikationen zu Deutschland: Busch, Chistoph: Was Sie schon immer über Freie Radios wissen wollten. Münster 1981. Weichler, Kurt: Die anderen Medien. Theorie und Praxis alternativer Kommunikation. Berlin 1987. Du 6/1994, S. 57–60. Zu Frankreich: Cojean, Annick; Ezkenazi, Frank: FM. La folle histoire des radios libres. Paris 1986. Lesueur, Daniel: Histoire des radios pirates. De Radio Caroline à la bande FM. Rosière-en-Haye 2011.

[39]    Schade, Edzard: Die SRG auf dem Weg zur forschungsbasierten Programmgestaltung. In: Mäusli, Theo; Steigmeier, Andreas (Hg.): Radio und Fernsehen in der Schweiz. Geschichte der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG 1958-1983. Baden 2006, S. 293–357, hier S. 342.

[40]    Zit. nach Tages-Anzeiger-Magazin, 27.10.1979.

[41]    Tages-Anzeiger, 28.2.1977; Basler Zeitung, 1.3.1977. Vgl. Rüegg, Walter; Thiriet, Roger: On Air. Dreissig Jahre Lokalradio in der Schweiz. Basel 2013, S. 19ff.

[42]    Zur Rechtslage vor 1983: Felchlin, Peter: Rechtliche Grundlagen der schweizerischen Radio- und Fernsehversorgung durch die PTT-Betriebe. In: Technische Mitteilungen PTT, 10/1989,
S. 464–471.

[43]    Einezwänzgi, 1.11.1978.

[44]    Vgl. Niederhäuser 2012, a.a.O., S. 319.

[45]    IASA Technical Committee: Guidelines on the Production and Preservation of Digital Audio Objects (IASA-TC 4). 2009, chapter 3. Verfügbar unter www.iasa-web.org/tc4/audio-preservation. Vgl. Deggeller, Kurt: Bestandserhaltung audiovisueller Dokumente. Berlin 2014, S. 47f.

[46]    www.unil.ch/hist > Recherche > Pôle de recherche > Histoire contemporaine (Zugriff am 29.6.2015).

[47]    www.filmspur.ch (Zugriff am 29.6.2015).

[48]    Zu den Ansprüchen an die Quellenkritik: Rauh, Felix: Audiovisuelle Mediengeschichte. Archivarische und methodische Herausforderungen. In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 60, 2010, 23–32. doi:10.5169/seals-109691.

[49]    Pradervand, Olivier; Vallotton, François: Le patrimoine audiovisuel en Suisse. Genèse, ressources, reconfigurations. In: Sociétés & Représentations 35, 1/2013, S. 27–39, hier S. 34.

[50]    Bestände der Sektion Funküberwachung (RA53) und der Dokumentation (DK_A_310) im PTT-Archiv, Köniz.

[51]    Zahlreiche Informationen finden sich in «Zeitdienst» und «Focus». Hinzu kommt das Heft «FM» des Vereins «Free Radio Switzerland» (FRCH), von dem bislang nur 3 von mindestens 14 Ausgaben dokumentiert sind (PTT-Archiv; Sozialarchiv Zürich). Es scheint weder Bibliotheken noch Archive zu geben, die «FM» gezielt sammelten.

[52]    Zu Bestandsbeschreibungen: Niederhäuser, Yves: Web-Portale. «Die Pforten der Wahrnehmung» von Kulturgut. In: Arbido 29, 2/2014, S. 33–36.