Daniela Wegmann
Bewegte Bilder sind im 21. Jahrhundert allgegenwärtiger denn je. Die Corona-Pandemie hat stark dazu beigetragen, dass sich unsere Rezeptionsgewohnheiten audiovisueller Inhalte verändern. Längst werden sie nicht mehr allein im Kino, im Fernsehen oder auf DVDs konsumiert. Vielmehr schauen wir sie uns zunehmend im Internet auf Laptops oder Smartphones an, indem wir sie per Video-On-Demand (VoD) auf Streaming-Plattformen abrufen. Als zentraler Teil unserer kulturellen Identität sowie unseres kollektiven Gedächtnisses ist das filmische Kulturgut aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Bibliotheken und Archive sind die beiden wichtigsten Gedächtnisinstitutionen, die damit beauftragt sind, audiovisuelle Medien1 (AV-Medien) für die Öffentlichkeit zu sammeln, zu erschliessen, zu vermitteln und dabei den Zugang zu gewährleisten. Nicht zuletzt kommt beiden Gedächtnisinstitutionen auch die Rolle des langfristigen Erhalts zu.
Die Datenübertragung durch Streaming eröffnet sowohl für Bibliotheken als auch Archive neue Möglichkeiten für den Zugang zu AV-Medien und trägt dabei auch zu einer weitreichenderen sozio-kulturellen Teilhabe bei. Gleichzeitig schafft die Streaming-Technik neue Herausforderungen für die Gedächtnisinstitutionen. Insbesondere Bibliotheken sind mit einem tiefgreifenden Medienwandel der Videobranche konfrontiert. Während die Nachfrage für DVDs stetig sinkt, sind die «Streaming Wars» seit spätestens 2019 voll im Gang. Nebst Netflix wetteifern zunehmend weitere kommerzielle Dienste wie Disney+, Hulu oder Amazon Prime Video um populäre Filmtitel und zahlende Zuschauer*innen. Diese Entwicklung zeichnet sich auch im Ausleihverhalten der Nutzer*innen ab, was Filmbibliotheken dazu veranlasst, verschiedene Streaming-Plattformen, wie beispielsweise Kanopy (exklusiv für Bibliotheken und Universitäten), in Erwägung ziehen, um den Zugang zu Filmangeboten auch per VoD zu gewährleisten. Die Zugangsform zu AV-Medien via VoD bewegt die Archiv- und Bibliothekswelt nachhaltig. Im Bibliotheksbereich äussert sich dies an einer Reihe von Veranstaltungen, die sich in jüngster Zeit diesem Thema widmeten, wie es beispielsweise die Herbsttagung 2019 des Arbeitskreises Filmbibliotheken «Streaming Wars and Library Battles» veranschaulichte.2 Was bedeutet dieser Medienwandel und diese sich rasant entfaltende On-Demand-Kultur seitens der Nutzer*innen für Bibliotheken? Was sind die Massnahmen bezüglich der Gewährleistung eines langfristigen Zugangs respektive der Bestandserhaltung, wenn die DVD als materieller Wissensträger in absehbarer Zukunft vollends obsolet geworden ist? Doch auch Archive mit AV-Beständen sind vermehrt von den Entwicklungen des VoD-Streamings betroffen und müssen sich Gedanken zur Bereitstellung von AV-Medien und damit auch zur langfristigen Überlieferung bewegter Bilder machen. Entsprechend wird auch im Archivbereich versucht, den Zugang vermehrt via Online-Portale bzw. internetbasierten Mediatheken sicher zu stellen. Hier bemüht sich etwa der Verein Memoriav in Zusammenarbeit mit diversen Gedächtnisinstitutionen darum, den Zugang zu AV-Medien mittels des nationalen Recherche- und Zugangsportals Memobase.ch zu ermöglichen. 3
Dieser Artikel thematisiert die institutionellen Praktiken bezüglich des Zugangs und des Erhalts von AV-Medien in Schweizer Archiven und Bibliotheken im Kontext der «Streaming Wars» und «Memory Institution Battles». Der Titel rekurriert auf die oben erwähnte Herbsttagung des Arbeitskreises Filmbibliotheken. So verweisen die «Streaming Wars» sinnbildlich auf die digitale Transformation. Die dadurch resultierenden Herausforderungen lassen sich im übertragenen Sinne als «Battles» auffassen, mit denen sich nicht nur Bibliotheken, sondern sämtliche Gedächtnisinstitutionen («Memory Institutions») auseinandersetzen müssen. Vor dem Hintergrund, dass Schweizer Gedächtnisinstitutionen das VoD-Streaming erst seit kurzem berücksichtigen und wir uns in einer verhältnismässig frühen Phase der «Streaming Wars and Memory Institution Battles» befinden, präsentiert der vorliegende Artikel keine repräsentativen Ergebnisse, sondern vielmehr eine Bestandsaufnahme. Er soll dem Zweck dienen, einen Einblick zu gewähren, in welcher Weise sich Gedächtnisinstitutionen mit diesem Thema auseinandersetzen.
In öffentlichen Bibliotheken gehören AV-Bestände zu den am meisten nachgefragten Medien.4 Sie machen jedoch weder im klassischen Bibliotheks- noch Archivwesen den Kernbestand aus. Im Vergleich zum «Schriftgut», dem traditionellen Sammlungsgut der Gedächtnisinstitutionen, wird ihnen immer noch nicht die gleiche institutionelle Wertschätzung entgegengebracht.5 Dessen ungeachtet sind auf der föderalen Ebene zahlreiche Archive und Bibliotheken mit der Aufbewahrung und Bereitstellung von AV-Medien betraut.6 Fribourg ist dabei der einzige Kanton, der über ein Dépôt légal (Pflichtabgabe) für audiovisuelles Kulturgut verfügt. Nach wie vor existiert in der Schweiz keine übergeordnete Organisation, die damit beauftragt ist, audiovisuelle Dokumente systematisch und umfassend zu sichern, zu erschliessen und zu vermitteln.7 Während einige Länder zentrale Kompetenz- und Sammlungszentren für audiovisuelles Kulturgut besitzen, wie zum Beispiel Frankreich (Institut national de l’audiovisuel) oder Österreich (Österreichische Mediathek), verhält sich die Situation in der Schweiz anders. Zwar existieren grössere nationale Institutionen wie die Cinémathèque suisse, aber ein grosser Teil der audiovisuellen Sammlungen ist weit über das Land verteilt, so dass deren Erhaltung und Vermittlung von diversen Staats-, Stadt- und Privatarchiven sowie Kantonsbibliotheken durchgeführt wird.8 Die Überlieferungstradition audiovisueller Medien gestaltet sich ausserdem als sehr komplex, da sie auch in privater Hand, in der Industrie oder lokalen Archiven auffindbar sind.9 Die dezentrale Überlieferung von audiovisuellen Medien bildet daher eine grosse Herausforderung für deren Erhaltung. In diesem Sinne plädiert Cécile Vilas für eine «gezielte Erhaltungs- und Erinnerungspolitik für audiovisuelles Kulturgut», die diese Reichhaltigkeit berücksichtigt. Weiter konstatierte sie: «Audiovisuelles Kulturgut musste und muss den Weg in die grossen Institutionen und ins öffentliche rsp. politische Bewusstsein oft erst noch finden.»10 Es handelt sich gewissermassen um «‹verborgenes› Kulturgut», da häufig das Wissen über dessen Vorhandensein fehlt oder der Zugang aufgrund einer noch ausstehenden Digitalisierung häufig erschwert wird.
Bibliotheken und Archive unterscheiden sich in der Art des gesammelten AV-Materials, in dessen Benutzung und sowie in ihren Zielgruppen voneinander. So verfügen Bibliotheken als charakteristisches Merkmal über einen thematischen, d. h. einen aktiven gestaltenden Sammlungsaufbau (Pertinenzprinzip). Anders als Archive haben sie immer fremde, d. h. publizierte, Inhalte gesammelt. In Bezug auf AV-Medien handelte es sich bis vor kurzem um physische Vervielfältigungsträger wie bspw. VHS-Kassetten, DVDs oder Blu-Ray Discs. Angesichts ihres Bildungs- und Kulturauftrags bemühen sich Bibliotheken darum, ihrem Zielpublikum einen (möglichst nachhaltigen) Zugang zu AV-Medien zu bieten. Digitale Inhalte sind jedoch oft kein Eigentum der Bibliotheken mehr, so dass sich der herkömmliche Sammlungsbegriff zu differenzieren beginnt.11 Indem nun auch lizenzierte (digitale) Medien in den Bestand einer Bibliothek aufgenommen werden, erfährt der Sammlungsbegriff eine Erweiterung. Mit anderen Worten erleben Bibliotheken einen Paradigmenwechsel: In ihrer neuen Rolle als Informationsdistributorin tritt an die Stelle der tradierten Bestands- und Medienorientierung das neue Paradigma einer primären Service- und Nutzerorientierung.
Anna Bohn hat die neuen Zugangsformen zu AV-Medien und die sich daraus ergebenden Aufgabengebiete in Bibliotheken beschrieben.12 In Bezug auf die Option Subscription-Video-on-Demand (SVOD) umfassen letztere bspw. die Verhandlung von Lizenzen und Konsortialverträgen13 mit Providern von Filminhalten. Wenn Bibliotheken keine eigenen Filminhalte mehr erwerben, sondern lediglich das Recht auf Zugang zu ihnen, wird unweigerlich die Frage nach der «Access vs. Ownership»-Debatte aufgeworfen. Der Vorteil von SVOD auf der einen Seite besteht im einfacheren und schnelleren Zugang (Access) zu Filmen. Triftige Argumente für den Besitz (Ownership) von Filmen auf der anderen Seite stehen in Verbindung mit dem Bestandsaufbau sowie dessen Erhaltung, der durch das neue Zugangsmodell in Frage gestellt wird. Es besteht daher die Gefahr, dass Bibliotheken ihrer Rolle als Bewahrerin von Kulturgütern (d. h. Filmsammlungen) nicht mehr nachkommen können. So konstatierte Peter Shirts: «Instead of librarians building collections based on the needs of their communities, the subscription model hand much collection-development decision-making to the vendors».14 Zudem sind zahlreiche Filme nach wie vor einzig auf DVD oder anderen physischen Trägerformaten erhältlich. Bohn hielt fest, dass Filmeditionen auf Trägermedien im Vergleich zu SVOD-Angeboten einen bedeutenden Mehrwert bieten, indem sie bspw. umfangreiche «Bonusmaterialien» wie Making-ofs oder entfallene Szenen miteinschliessen.15 Nichtsdestotrotz werden die Verkaufszahlen von Filmen auf physischen Datenträger voraussichtlich zugunsten von schnell zugänglichen SVOD-Angeboten kontinuierlich sinken. Die kommerziellen Anbieter*innen gehen in erster Linie auf die (vermeintlichen) Vorlieben der Zuschauer*innen ein, was dazu führt, dass überwiegend Algorithmen und künstliche Intelligenz die Selektion und das Kuratieren von Filmen übernehmen.16
Kommerzielle Medienkonzerne wie Netfilx sind kaum an bibliothekarischen Bedürfnissen interessiert. Stattdessen besitzen viele Filmtitel der Streamingdienste ein Ablaufdatum und werden aufgrund von auslaufenden Lizenzen graduell aus den Katalogen entfernt. Im Bericht zur Tagung «Streaming Wars and Library Battles» kommt Michel Piguet zum Schluss, dass «mit den aktuellen Angeboten [...] bisher kein geregelter, geschweige denn ein langfristiger Bestandsaufbau in Bibliotheken möglich [ist].»17 In der Folge stuft er die DVD (d. h. das «Ownership»-Modell) nach wie vor als relevant ein, und dies auch angesichts dessen, dass (insbesondere in Deutschland) das Breitband-Internet noch nicht überall installiert ist. In Bezug auf die Finanzierung von Streamingdiensten in Bibliotheken hat Bohn die geläufigsten Geschäftsmodelle des SVOD ausführlich dargelegt.18 Für Bibliotheken scheint die Lizenzierung von Streaming-Paketen massgeblich zu sein, obschon dies bloss als Fixkosten-Modell Sinn macht, da mit dem Pay-per-View-Modell die Kosten nicht genügend einschätzbar sind.19 Fanny Quiquerez hingegen bemängelt an den SVOD-Anbieter*innen, dass sie zu wenig auf die spezifischen Bedürfnisse der Bibliothek als Vermittlerin von Filmen für eine breitgefächerte Kundschaft eingehen.20 Vor diesem Hintergrund beschränkt sich bspw. die Harvard Library – vergleichbar mit Bibliotheken weltweit – nicht nur auf eine einzige Streaming-Plattform, um auf diese Weise ein möglichst breitgefächertes Filmangebot zu gewährleisten. Aufgrund steigender Kosten passte sie ausserdem ihren Zugang zu einem «mediated access model for Kanopy» an, welches nur noch neue Lizenzanträge für kursbegleitende Filme erlaubt.21
Aktuell scheinen die wichtigsten Fragen hinsichtlich des Zugangs und Erhalts von Filmen via Streaming für die Bibliotheken in der Fachliteratur offen zu bleiben. Nebst den oben erwähnten Herausforderungen (Finanzierung, Bestandsaufbau, ‑pflege und -erhalt) betrifft dies auch die Frage nach den Metadaten und Standards, um gestreamte Videos klar erkennbar im Katalog aufzuführen. Auch die Frage, ob Bibliotheken physisch erworbene Filme digital archivieren und verfügbar machen dürfen, ist ungeklärt. So greifen die bisherigen Rechte nicht mehr auf Streaming-Plattformen. Stattdessen gelten neue Rechtsformen, bei denen die Lizenzierung mit zeitlichen, örtlichen und weiteren Nutzungsrechtseinschränkungen verbunden sind. In Anbetracht des dynamischen Markts sollten Bibliotheken in der Lage sein, «zukunftsfähige innovative und nachhaltige digitale Video-Streaming-Angebote zur Informationsversorgung und Filmvermittlung» einzurichten.22 Damit sie sich innerhalb des Konkurrenzkampfs der kommerziellen Streamingdienste behaupten können, ist es für sie zentral, eine eigene Marktmacht und Lobby zu bilden, um ihre bibliotheksspezifischen Interessen besser auszuhandeln. Ausserdem wird in der bibliothekswissenschaftlichen Fachliteratur momentan eine Kombination zwischen dem traditionellen Bestandsaufbau und den SVOD-Anbieter*innen empfohlen.23 Bohn prognostizierte folglich, dass sich moderne Bibliotheken zusehends zu «hybriden Mediatheken» entfalten.24 Den Nutzenden erlaubt dies, mit ihrem Bibliotheksausweis Filminhalte als Video-Stream abzurufen, während die Bibliothekparallel dazu weiterhin physische Trägermedien zur Ausleihe bereitstellt.
Der folgende Teil der Ausführungen stützt sich auf meine im Mai 2020 durchgeführte Umfrage in einigen ausgewählten Gedächtnisinstitutionen betreffend die Praxis zum Zugang und Erhalt von AV-Medien und die damit verbundenen Herausforderungen im Kontext der «Streaming Wars and Memory Institution Battles».25 Folgende Schweizer Bibliotheken haben sich an der Umfrage beteiligt: Die Zentralbibliothek Zürich (Kantons-, Stadt- und Universitätsbibliothek), die Zürcher Hochschule der Künste (Hochschulbibliothek) und das Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich (Fachbibliothek). Die Auswahl repräsentiert drei Bibliothekstypen mit verschiedenen Aufträgen und Zielgruppen. Alle drei Institutionen weisen ausserdem wichtige Filmsammlungen auf und waren an der Herbsttagung der Filmbibliotheken «Streaming Wars and Library Battles» als Mitorganisatorinnen bzw. Teilnehmerin vertreten.
Die Auswertungen haben gezeigt, dass die Gewährleistung des Zugangs zu Filmen mittels Streaming-Plattformen für alle drei Bibliotheken vergleichbare Herausforderungen mit sich bringen. Dazu gehören vor allem die folgenden Aspekte: Hohe und anhaltende Lizenzkosten, die Klärung rechtlicher Fragen in Bezug auf neue Nutzungsformen, hohe Kosten durch den Aufbau und die Wartung der technischen Infrastruktur sowie die Organisation der inhaltlich kuratorischen und filmvermittelnden Arbeit. Alle drei Institutionen haben signalisiert, dass der fachliche Austausch weiter ausgebaut werden soll und dass Kooperationen miteinander in Erwägung gezogen werden, um ein Stück weit gemeinsam die Herausforderungen zu bewältigen. Inwiefern sich die drei Gedächtnisinstitutionen in ihren jeweiligen Praktiken zum Zugang und Erhalt voneinander unterscheiden, zeigen die folgenden, knapp gefassten Ausführungen.
Im Vergleich zu den meisten Hochschulbibliotheken unterscheidet sich das Medien- und Informationszentrum (MIZ) der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) durch sein AV-Medien-Angebot «MIZ Video Online (nanoo.tv)». Dieses besteht aus Fernsehsendungen («Filmstreams»), die das MIZ mit dem webbasierten Videorecorder nanoo.tv aufzeichnet. Die Plattform Nanoo.tv entstand «[a]us der Vision, ein gemeinsames Filmarchiv für Schweizer Hochschulen über das SWITCH-Netzwerk zu schaffen».26 So stehen die Fernsehaufzeichnungen auch alle im Zusammenhang mit den Lehr- und Forschungsgebieten der ZHdK. Die kontinuierlich wachsende Sammlung an Spiel-, Dokumentar-, Experimental-, Musik- und Animationsfilmen ist in swisscovery gelistet und kann von dort online im Streamingformat abgerufen werden.27 Darüber hinaus prüft das MIZ laufend das u. a. an der Herbsttagung «Streaming Wars and Library Battles» vorgestellte Angebot an Streaming-Plattformen. Das MIZ erachtet dieses lediglich als interessant, wenn die Titel für die Institution relevant sind und nicht zu viele Titelüberschneidungen vorkommen.
Der Bestandsschutz sowie die Pflege der physischen Trägermedien sind aufgrund der sowohl in finanzieller als auch personeller Hinsicht limitierten Möglichkeiten momentan keine Priorität. Für den Filmbestand, der sich aus AV-Medien auf Vervielfältigungsträgern zusammensetzt, wird momentan jedoch eine Digitalisierungsstrategie geprüft. Die Abklärungen umfassen technische, rechtliche und finanzielle Aspekte und befinden sich noch in der Anfangsphase. Das MIZ erachtet DVDs längerfristig zwar als ein Auslaufmodell. Angesichts dessen, dass es weiterhin Ausleihanfragen erhält, werden sie nach wie vor erworben. Letztlich lässt sich festhalten, dass für die Nutzer*innen des MIZ der Zugang im Vordergrund steht, während der traditionelle Bestandsauf und dessen Erhalt für sie kaum relevant ist.
In der Zentralbibliothek Zürich (ZB) werden AV-Medien gegenwärtig primär (noch) auf DVDs für den physischen Bestand gesammelt.28 Gleichzeitig wird am Aufbau eines Streamingangebots gearbeitet. Vor diesem Hintergrund stellt die ZB den Angehörigen der UZH, basierend auf deren Bedürfnissen für die Forschungsarbeit und Lehrtätigkeit benötigte Filme in einer möglichst umfassenden Sammlung zur Verfügung. Ferner macht die ZB eine kuratierte Sammlung von Filmen (und AV-Produktionen) zugänglich, die im Interesse einer breiten Bildung stehen. Analog zum MIZ macht die ZB für die Katalogisierung ihrer Filme von den Regelwerken GND und RDA Gebrauch.
Der Zugang zum DVD- und Blu-ray-Katalog erfolgt über swisscovery29 und die Streamingangebote in der ZB-Suche sind als eigener Datenbanktyp festgelegt.30 Während die DVDs für alle Interessierten frei ausleihbar sind, erfordert der Zugang zu den Streamingangeboten (Artfilms Digital, Academic Video Online) ein UZH-Login. Vergleichbar mit dem MIZ sind der Bestandschutz sowie die Pflege der physischen Trägermedien bei der ZB zum Zeitpunkt der Befragung noch keine Priorität. Aus rechtlichen Gründen ist für die ZB eine Digitalisierungsstrategie für den umfassenden DVD-Filmbestand nicht leicht zu realisieren. Obwohl die ZB als Bibliothek möglichst auf Langfristigkeit setzt und im Grundsatz nicht an Produkten interessiert ist, die nur befristet zugänglich sind, steht letztlich der Zugang zu Filmen für die Nutzer*innen im Vordergrund.
Mit seinem Fokus auf Lehre und Forschung spielen DVDs oder Blu-Rays für den Filmbestand der Videothek des Seminars für Filmwissenschaft (FIWI) eine zentrale Rolle, solange die relevanten Filme auch oder ausschliesslich auf diesen Trägern erhältlich sind. Die Videothek bemüht sich darum, die qualitativ besten DVD-Ausgaben der Filme zu sammeln und listet auf der FIWI-Homepage entsprechend eine Übersicht wertvollen DVD-Labels auf, wie beispielsweise The Criterion Collection, die Edition Salzgeber oder Trigon-Film.31
Der Zugang zum Filmbestand der Präsenzvideothek erfolgt in der Regel in den Räumlichkeiten des FIWIS. Vorläufig bietet es den Zugang zu Filmen noch nicht über Streaming-Plattformen an. Trotzdem verbreitet sich auch im FIWI das Bewusstsein, dass sich durch die Möglichkeiten des Streamings eine neue Zugangsform etabliert hat, die zukünftig immer stärker in Erwägung gezogen werden muss. Zurzeit wird abgewogen, in welcher Form dies erfolgen soll. Der Bestandserhalt bzw. die «Ownership» weist im FIWI in Bezug auf die Filmsammlung eine andere Gewichtung auf als im MIZ und der ZB. Eine Digitalisierungsstrategie für die Filmsammlung, die sich aus physischen Trägermedien zusammensetzt, ist noch nicht vorhanden, wobei im FIWI momentan eine solche zur Diskussion steht. Die Pflege der physischen Trägermedien ist hingegen (noch) nicht vorgesehen, da sich die Abnutzung der Trägermedien bisher in vertretbaren Grenzen hielt.
Öffentliche Archive verfügen über einen rechtlich begründeten Leistungsauftrag und als Teil von Verwaltungen und Unternehmen besitzen sie eine immanente Legitimation im Aufbau administrativer Prozesse. Für die Identität der modernen Archivwissenschaft ist das Provenienzprinzip massgeblich.32 Die im Archivgut enthaltenen Informationen sind als Primärquellen einzigartig und werden in der Regel nur einmalig überliefert. In Bezug auf Archive mit AV-Beständen ist diese Charakterisierung im strengen Sinne nicht so leicht verwendbar, da sie neben Unikaten u. a. auch publizierte Materialien enthalten.33 Neben der Bereitstellung von AV-Dokumenten widmen sich Filmarchive in erster Linie dem langfristigen Erhalt des nationalen Filmerbes. Im Informationszeitalter werden aber auch die Forderungen an die Filmarchive lauter, dass zumindest die Bestandskataloge (und idealerweise auch Digitalisate) online zugänglich sein sollten.34
Im Zuge der digitalen Transformation droht das filmische Kulturgut in Vergessenheit zu geraten. Neben den ungeklärten Fragen der Langzeitarchivierung ist dies u. a. auch auf unser verändertes Medienkonsumverhalten zurückzuführen. Insbesondere in Bezug auf jüngere Nutzer*innen ist feststellbar, dass Informationen, die nicht digital vorliegen, in ihrer Wahrnehmung kaum existieren. In unserer informationsüberfluteten Welt ist es zentral, Hilfen für das schnelle Auffinden bewegter Bilder einzubauen. Voraussetzung für die breite Wahrnehmung audiovisueller Dokumente ist die rechtliche Klarheit. Analog zu Bibliotheken müssen Archive bei der Bereitstellung von filmischem Kulturgut im Internet rechtliche Hürden überwinden, wie bspw. zeitliche oder örtlich beschränkte Nutzungsrechte. Der Anteil an audiovisuellen Dokumenten an den online zugänglichen Kulturgütern ist auch aus diesem Grund niedrig.
Eine weitere zentrale Herausforderung besteht darin, die an physische Träger gebundenen, vom Zerfall bedrohten AV-Dokumente permanent konservatorisch zu pflegen und zu digitalisieren, um sie langfristig zu erhalten.35 In den Memoriavempfehlungen wird festgehalten, dass die zunehmende Digitalisierung «von einer erfreulichen Haltung bezüglich der Öffnung als eines wichtigen Teils der Archivierung» erkennen lässt.36 Zugleich werden darin Bedenken bezüglich einer «Unterschätzung der organisatorischen, technischen und finanziellen Herausforderungen und Konsequenzen der digitalen Archivierung» geäussert. Die Sicherung von Digitalisaten erfordert von Archivar*innen sowohl eine Aneignung als auch konstante Weiterentwicklung technischer Fachkenntnisse. Zudem werden immer mehr audiovisuelle Dokumente bereits in Dateiform hergestellt und so von Archiven übernommen, die für deren Erhaltung eigene Workflows ausformulieren müssen.
Trotz der oben beschriebenen Herausforderungen bietet die Digitalisierung in Verbindung mit vernetzbaren Strukturen im Internet grosse Chancen, den «öffentlichen Zugang zum Kulturerbe und die kulturelle Teilhabe zu revolutionieren».37 AV-Medien sind zwar oftmals noch unzureichend mit Suchbegriffen erschlossen. So werden Bestände «unverknüpft und in sich geschlossen nach der Logik der jeweiligen Institution erfasst und oftmals in nicht vernetzten ‹Datensilos› publiziert».38 Auch erfordern qualitativ gute Treffer, die mit Hilfe einer Datenbank erfolgen, eine elaborierte Suchstrategie. Ein gezielter Zugriff auf digitalisiertes Kulturgut aus Gedächtnisinstitutionen ist aufgrund der undifferenzierten Treffermenge selten möglich. Um diesem Problem entgegenzuwirken, beginnen Gedächtnisinstitutionen vermehrt Internetportale ins Leben zu rufen. Die fach- und inhaltsbezogenen Kulturportale dienen als Einstiegsseiten ins Internet und vereinfachen den Nutzenden den Zugang zu Informationen.39 Während die darin verzeichneten Objekte sich gewöhnlich auf verschiedenen Servern befinden, enthält das Portal selbst Erschliessungsinformationen, d. h. Metadaten, die mittels Hyperlinks auf die jeweiligen Objekte verweisen. Verstreute Inhalte werden zentral aufbereitet, organisiert und über eine einheitliche Rechercheoberfläche und -sprache zugänglich gemacht. Im Unterschied zu einer herkömmlichen Suchmaschine ist mittels eines Portals somit eine inhaltlich strukturierte Recherche möglich.
Derzeit existieren zahlreiche Kulturportale, wobei die Fülle an vorhandenen Angeboten sowohl einen Überblick als auch ihre Vergleichbarkeit erschwert. Auch angesichts dessen, dass sie noch über keinen hohen Bekanntheitsgrad verfügen, besteht weiterhin die Gefahr, dass Informationen, die nicht mittels Suchmaschinen wie Google auffindbar sind, für spätere Generationen in Vergessenheit geraten. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist es für audiovisuelle Archive bedeutsam, ihre Bestände mit Hilfe von Informationsportalen, wie der von Memoriav entwickelten Memobase.ch, zugänglich zu machen und sie gleichzeitig mit weiteren zu vernetzen. Obschon die Zugänglichkeit zu vielen AV-Beständen aus urheber*innenrechtlichen Gründen oder Präferenzen der datenliefernden Institutionen stark erschwert wird, ist die Öffentlichkeit dank Memobase bereits in der Lage, eine grosse Auswahl an audiovisuellen Inhalten von zahlreichen Gedächtnisinstitutionen online abzurufen. Der Zugang zu bewegten Bildern mittels Kulturportalen befindet sich in einer Aufbauphase. Eine wichtige Voraussetzung für ihre weitere Verbreitung und Entwicklung ist die verstärkte semantische Vernetzung durch die Daten liefernden Institutionen.
Die nächsten Abschnitte stützen sich auf meine im Mai 2020 durchgeführte Umfrage in einigen ausgewählten Archiven hinsichtlich der Praxis zum Zugang und Erhalt von AV-Medien und die damit verbundenen Herausforderungen.40 An der Umfrage haben das Schweizerische Sozialarchiv Zürich, das AV-Medien-Archiv von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) und die Cinémathèque suisse (CS) teilgenommen, die alle einen AV-Medien-Sammlungsschwerpunkt aufweisen. Die Auswertungen haben veranschaulicht, dass sich die drei Gedächtnisinstitutionen aufgrund steigender Ansprüche von Nutzer*innen dazu veranlasst sehen, ihre audiovisuellen Bestände für die Öffentlichkeit verstärkt zugänglich zu machen. Sowohl für das Sozialarchiv als auch für die CS wird dies u .a. aufgrund urheber*innenrechtlicher Fragen erschwert. Auch SRF ist bis zu einem gewissen Grad mit der Rechteproblematik konfrontiert, die unten zur Sprache kommt. Weitere Erkenntnisse zum Stand der Praxis der drei Archive werden in den folgenden Ausführungen zusammenfassend aufgeführt.
Die traditionellen Zugangsarten zu AV-Beständen (Abspielen von VHS, DVD und Beta-Sp-Kassetten vor Ort mittels technischer Infrastruktur) stellen für die Nutzer*innen des Sozialarchivs scheinbar kaum mehr eine Option dar. Grundsätzlich verfolgt die Politik des Sozialarchivs das Ziel, AV-Material zu digitalisieren und den Zielgruppen den Online-Zugang zu ermöglichen, d.h. nach der Erschliessung des Materials wird es per Stream zur Verfügung gestellt. Als Beispiel kann hier der Filmbestand aus dem Pro-Juventute-Archiv aufgeführt werden, der sich direkt über die Datenbank Bild und Ton abrufen lässt.41 Durch dieses Angebot unterscheidet sich das Sozialarchiv gewissermassen von vielen weiteren Schweizer Archiven, die AV-Bestände aufweisen und diese nach wie vor primär vor Ort bereitstellen. Für das Sozialarchiv ist eine umfassende Rechteabklärung vor der Publikation in der Datenbank aufgrund fehlender Ressourcen nicht umsetzbar. Mit dem «Zutritt zu[m] Onlinearchiv und der Verwendung von Objekten daraus» verpflichten sich die Forscher*innen, die Nutzungsbedingungen des Schweizerischen Sozialarchivs anzuerkennen.42 So ist darin unter Punkt 5 festgelegt, dass die in der Datenbank verzeichneten Metadaten des AV-Materials unter der Lizenz Creative Commons CC0 abrufbar sind. Darüber hinaus erhalten Nutzer*innen mittels Memobase.ch Zugang zu den AV-Beständen des Sozialarchivs. Dieses Angebot wird als attraktiv eingestuft, da die Menge der dort vorhandenen AV-Materialien und die steigende Bedeutung als AV-Plattform die Sichtbarkeit des Sozialarchiv-Materials erhöht.
In der aktuellen Sammelpolitik ist festgehalten, dass das Sozialarchiv grundsätzlich «sowohl für analoge als auch digitale Dokumente geeignete Vorkehrungen [trifft], um ihren Erhalt und ihre Benutzung langfristig zu garantieren.»43 Ergänzend ist die Ausformulierung einer Erhaltungspolitik im Gange. In diesem Zusammenhang wird als eine der grössten Herausforderungen die grosse Datenmenge aufgeführt, die durch eine archivtaugliche Digitalisierung von Film und Video entsteht und die die Speicherinfrastruktur und Datenerhaltungsstrategien strapaziert. In der Sammelpolitik sind die wesentlichen Mittel der Priorisierung in einem Bewertungsraster für AV-Medien festgehalten.
Vergleichbar mit dem Sozialarchiv wird auch im AV-Medien-Archiv des SRF vom bisher üblichen Zugang via Bestellungen von Kopien und der dafür notwendigen technischen Infrastruktur immer seltener Gebrauch gemacht. Stattdessen wird mehrheitlich das VoD-Angebot mittels der Plattform PLAY SRF oder von Memobase genutzt. Seitens des SRF-Archivs wachsen zusätzlich die Bemühungen, um Archivinhalte in ansprechender Weise oder zeitunabhängig mittels einer Selbstrecherche zugänglich zu machen. Die dazu verfolgte mehrspurige Strategie lässt sich wie folgt beschreiben: SRF-Archiv-Content wird aktiv kuratiert und in verschiedenen Gefässen bereitgestellt, deren Spannbreite von Onair-Sendungen, der Plattform PLAY SRF44 bis zu Sozialen Medien reichen wie dem eigenen Youtube-Kanal45. Seit Ende 2020 lassen sich zudem diverse AV-Inhalte über PLAY SUISSE, der neuen Streaming Plattform der SRG abrufen.46
Um den Zugang zu AV-Medien im Streaming-Zeitalter zu gewährleisten, setzt sich auch das SRF-Archiv mit den aktuellen Herausforderungen aktiv auseinander. In den letzten zwei Jahrzehnten hat es umfassendes Film- und Videomaterial digitalisiert. Hinsichtlich der Rechteproblematik ist (u. a. wegen früherer Rechteangaben) nicht immer auf Anhieb und klar ersichtlich, welcher Archivcontent in welcher Form bereitgestellt werden kann, was folglich mit viel Aufwand verbunden ist. Die technische Infrastruktur zur Speicherung der Archivinhalte wird als auf dem neusten Stand eingeschätzt (bspw. sind Redundanz und technische Qualitätskontrollen garantiert).
In seiner Erhaltungspolitik setzt das SRF-Archiv den Fokus derzeit auf die Digitalisierung sämtlicher Eigenproduktionen, die auf analogen Trägern vorhanden sind. Für keine dieser Digitalisate ist eine Priorisierung geplant. Analoge Träger werden strikt nach festgelegten Bedingungen als weiterhin aufbewahrungswürdig eingestuft. Dies trifft primär dann zu, wenn von zukünftigen neuen Technologien eine qualitativ noch bessere Digitalisierung erwartet werden kann. Momentan werden bspw. sämtliche 16-mm Filme aufbewahrt, obschon sie bis im ersten Halbjahr von 2021 digitalisiert sein werden. So sind früher erstellte Digitalisate in SD-Qualität, während gegenwärtig in HD digitalisiert wird. Weitere Trägergruppen, die schon obsolet geworden sind, werden kassiert, wobei jeweils Repräsentationsexemplare aufbewahrt werden. Der Schwerpunkt der Erhaltungspolitik des SRF-Archivs liegt auf dem Erhalt der Inhalte in qualitativ möglichst hochstehender Form. Angesichts dessen, dass das Fernsehen ein Gebrauchsmedium darstellt, wird sich erst in Zukunft zeigen, was erhaltenswert ist. Vor diesem Hintergrund wird keine inhaltliche Bewertung zwecks Überlieferungsbildung vorgenommen.
Die Filme aus dem Vertriebskatalog der Cinémathèque suisse sind für das Publikum primär während Kinovorführungen zugänglich. Diese Zugangsform zu filmischem Kulturgut, das eine Visionierung im Kinosaal voraussetzt, ist stark mit dem kollektiven Publikumserlebnis verwoben. Mehr noch kann diese traditionelle Rezeptionsart auch als Teil des Filmerbes angesehen werden, die es zusätzlich zu bewahren gilt. Da der Katalog der Filmbestände lediglich intern abrufbar ist, bearbeitet die CS Gesuche um Einsichtnahme oder gegebenenfalls um Zurverfügungstellung von Filmen. Grundsätzlich steht die CS Forschenden und Studierenden offen «pour la consultation des collections – si leur état le permet – et sur rendez-vous uniquement».47 Unter bestimmten Voraussetzungen ist es möglich «des éléments photochimiques de la collection» vor Ort und kostenlos zu sichten. Bezüglich «des éléments numérisés ou numériques natifs» bietet die CS auf Anfrage einen Arbeitsplatz im Forschungs- und Archivierungszentrum in Penthaz an. Die Digitalisierung der CS-Filmbestände erfolgt nach dem Grundsatz «à donner accès à un éventail le plus large possible reflétant l’activité cinématographique en Suisse.»
Aufgrund der Corona-Pandemie musste die CS ihre Kinosäle temporär schliessen. Als Ausgleich dafür lancierte sie zwei Online-Filmplattformen. So wurden dem Publikum während der Shutdowns eine Auswahl an Spielfilmen aus dem Vertriebskatalog mittels der Videoplattform Vimeo kostenlos zur Verfügung gestellt.48 Ebenfalls auf Vimeo stellte sie kürzlich restaurierte Werke bereit wie bspw. historische Ovomaltine- oder Caran d’Ache-Werbespots.49 Anlässlich des positiven Feedbacks sieht sich die CS darin ermutigt, über eine nachhaltigere Plattform für Schweizer Spielfilme nachzudenken, die gemeinsam mit externen Partner*innen entwickelt werden könnte. Im Hinblick auf die rechtliche Situation wird das Projekt jedoch als nicht einfach realisierbar eingeschätzt. Momentan arbeitet die CS mit dem Internetportal Filmo zusammen, indem sie Filme aus ihrer Sammlung zur Verfügung stellt.
Die CS verfolgt das Ziel, das Schweizer Filmerbe in all seinen Facetten zu bewahren. Dieses schliesst auch die oben erwähnte traditionelle Vorführ- und Rezeptionsweise mit ein. Für das Département Film ist es eine grosse Herausforderung, «de pouvoir continuer à proposer des films en projection photochimique, c’est-à-dire dans leur matérialité et leur format originaux, sur les projecteurs pour lesquels ils avaient été conçus.» Vor dem Hintergrund, dass die Streaming-Zugangsform zu Filmen direkt von zuhause aus stetig zunimmt, setzt sich die CS dafür ein «de proposer une tout autre expérience qualitative et sociale.» In Bezug auf die Digitalisierung des Filmerbes stellt für die CS nicht die Quantität, sondern vielmehr die Gewährleistung der Qualität eine der grössten Herausforderungen dar. Sie verfolgt das Ziel, ihre Sammlungen sowohl nach den besten Standards als auch unter bestmöglicher Berücksichtigung der «déontologie de la restauration» (Ehrenkodex) zu digitalisieren. Dies setzt Kenntnisse der Materialien sowie der Technik- und Filmgeschichte voraus. Gegenwärtig ist die CS dank der Filmförderung des BAK in der Lage, rund zehn neuere Spielfilme, die mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnet wurden, zu digitalisieren.
In Bezug auf die Langzeitarchivierung der Filmbestände wird darauf hingewiesen, dass diese «passe toujours par la pellicule, actuellement le seul format sur lequel nous avons du recul.» Trotz der technologischen Entwicklungen und Verbesserungen hinsichtlich des Wissens und des Umgangs mit digitalen Sammlungen hat die Industrie keine zusätzlichen Garantien für die Haltbarkeit von LTO-Bändern geliefert, die die «base de la conservation numérique dans la très grande majorité des archives de films» bilden. Diese von der CS vertretene Position wird durch das BAK unterstützt, das ihr in der Folge «d’une nouvelle subvention pour cette année pour la sauvegarde sur pellicule de 20 films récents (prix national du cinéma suisse)» zugeschrieben hat. Darüber hinaus beschäftigt die CS die Migration von Massendaten. Hier wird betont, dass die CS aktuell «a pris toutes les mesures pour tenter une conservation optimale des données numériques», doch in Ermangelung einer nachhaltigen Lösung kann sie die Langzeitarchivierung der Filmdaten (d. h. über fünfzig Jahre hinaus) noch nicht garantieren.
Im Zuge der digitalen Transformation sind Bibliotheken und Archive aufgefordert, die beiden Kernaufgaben Zugang und Erhalt in das digitale Umfeld zu übersetzen. Am Beispiel der sechs befragten Schweizer Gedächtnisinstitutionen liess sich veranschaulichen, dass die Digitalisierung der Sammlungen und Bestände, die Fragen des dauerhaften Zugangs und langfristigen Erhalts und die damit aufgeworfenen Rechts-, Kosten- und Ressourcenfragen Archive wie Bibliotheken vergleichbar stark herausfordern. Auch die Digitalisierung der Arbeitsprozesse, Erschliessungs- und Katalogisierungsverfahren sowie Präsentationsformen für die verschiedenen Angebote fordert alle Informationseinrichtungen heraus. Hinsichtlich der Vermittlung und des Zugangs zu AV-Medien erwarten die Nutzer*innen mit zunehmender Tendenz eine einfach zugängliche, hochverfügbare Informationsumgebung. Vor allem die jüngere Generation von Nutzer*innen ist mehrheitlich nicht mehr auf konkrete Gedächtnisinstitutionen ausgerichtet. Die traditionellen Unterschiede zwischen Archiven und Bibliotheken werden gewissermassen verwischt.
Die Corona-Pandemie scheint zu einem Transformationsprozesse beschleunigenden Innovationsschub zu führen. So wurden während den Ausgangsbeschränkungen verschiedene virtuelle Formate für die digitale Vermittlung und den Zugang zu AV-Beständen und -Sammlungen entwickelt. Wie oben angemerkt, sah sich z. B. die Cinémathèque suisse aufgrund der Pandemie dazu veranlasst, ihre Kinosäle zu schliessen und stellte seinem Publikum stattdessen einige Filme aus ihrem Vertriebskatalog mittels des Videoportals Vimeo gratis zum VoD-Streamen zur Verfügung. Das Sozialarchiv folgte dem Aufruf «Pour une mémoire ordinaire de l’extraordinaire»50, der in verschiedenen europäischen Medien erschien, um entsprechend seines Sammelauftrags u. a. auch Video-Material von unterschiedlichen Social-Media-Kanälen zur Coronakrise in der Schweiz zusammenzutragen und zu archivieren.51 So beteiligt es sich am Projekt corona-memory.ch, das u. a. unter der Leitung der Digital Humanities der Universität Bern partizipativ angelegt ist und den Zugang zu verschiedenen audiovisuellen Inhalten bietet.52
Es wird sich zwar noch zeigen müssen, ob die Coronakrise einen nachhaltigen Innovationsschub in Sachen Zugang und Erhalt von AV-Medien durch die Schweizer Gedächtnisinstitutionen nach sich zieht. In jüngster Zeit fanden jedoch bereits eine Reihe von Veranstaltungen zu diesem Thema statt, die einen kooperativen und Disziplinen übergreifenden Fachaustausch zwischen Institutionen ermöglichten. Vor dem Hintergrund, dass sich die traditionellen Kulturspeicher (Bibliotheken, Archive und Museen) immer mehr in elektronische Speicher transformieren, wurden bspw. am Memoriav-Kolloquium «Sammeln, aber wie? Audiovisuelle Sammlungsstrategien im Zeichen der Digitalen Wende» im Herbst 2020 allgemeine Fragen rund um die Folgen der Digitalisierung auf die audiovisuelle Sammlungspolitik diskutiert.53 Grundsätzlich sind neue strategische Kooperationen zwischen Gedächtnisinstitutionen als vielsprechend zu gewichten, da letztere sich mittels gekoppelten Ressourcen an die schnelle und sich ständig verändernde digitale Umgebung besser anzupassen vermögen.54 In Anbetracht der «Streaming Wars und Library Battles» und der daraus resultierenden Herausforderungen betreiben Schweizer Bibliotheken bereits einen fachlichen Austausch untereinander, wie es die gleichnamige Tagung bereits verdeutlichte. Alle drei befragten Bibliotheken haben zudem signalisiert, dass sie einem noch verstärkten fachlichen Austausch und an Zusammenarbeit interessiert sind. Lohnend wäre dies u. a. in Bezug auf die Digitalisierung von DVD-Sammlungen und die damit verbundenen Abklärungen rechtlicher Fragen.
Der digitale Wandel lässt sich so auch als eine Chance für die Gedächtnisinstitutionen auffassen, sich neu zu denken und im Zuge dessen den Stellenwert der AV-Medien im Verhältnis zum (bisher) institutionell höher gestellten Schriftgut neu zu positionieren. Anhand eines vereinfachten Zugangs lässt sich eine breitere gesellschaftlichen Wahrnehmung audiovisueller Inhalte erzielen. Bibliotheken und Archive haben mit der Ausübung ihrer Kernkompetenzen – Bewerten, Erhalten, Erschliessen und Bereitstellen – die besten Voraussetzungen, um sich in der digitalen Medienwelt behaupten zu können. Auch wenn die Digitalisierung im Bereich der Langzeitarchivierung von bewegten Bildern noch keine zufriedenstellende Alternative darstellt, so erhalten die übrigen Kernbereiche grosse Unterstützung durch das Digitale. Indem Archive den Zugang zu ihren AV-Beständen in Zukunft höher gewichten, nähern sie sich gewissermassen der Kernaufgabe von Bibliotheken an. Als «Garanten der inhaltlichen Unversehrtheit ihrer Dokumente» sind die Gedächtnisinstitutionen dazu in der Lage, «auch in der Bereitstellung auf den neuen Darbietungs- und Verbreitungswegen [sich] gegen den Mainstream zu stellen, damit es nicht zu falschen Kanon-Bildungen kommt.»55 Im Unterschied zum bspw. kostenfreien aber kommerziellen Videoportal YouTube können die Nutzer*innen auf den institutionellen Homepages von Gedächtnisinstitutionen eine «Echtheitsgarantie» der AV-Inhalte erwarten, da die Institutionen häufig auch die Originale besitzen. AV-Medien lassen sich zudem leichter auffinden, wenn sie mit Metadaten beschrieben, d. h. katalogisiert respektive erschlossen sind. Auch ist die Datenmenge dieser Informationen generell leichter, wenn sie strukturiert gespeichert wird. Letztlich sollten Archive wie Bibliotheken im öffentlichen Bewusstsein noch verstärkter die Tatsache verankern, dass sie auch den Erlebnisraum für das sozio-kulturelle Gedächtnis der Gesellschaft darstellen.
Bohn, Anna: Von DVD zu Video-on-Demand: Bewegte Bilder in Bibliotheken und neue Wege des Zugangs zum audiovisuellen Kulturerbe. In: Bibliotheksdienst (2016), Band 50 Heft 1, https://doi.org/10.1515/bd-2016-0008.
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Winzeler, Seraina; Wegmann, Daniela: Ein Filmarchiv im digitalen Wandel – Die Cinémathèque suisse. In: Bibliothek, Forschung und Praxis (2020), Band 34 Heft 3, https://doi.org/10.1515/bfp-2020-2045.
1.1 Wer ist die primäre Zielgruppe Ihrer Bibliothek?
1.2 Was für Filme sammeln Sie und in welchen Formaten bzw. Datenträgern? (Bspw. Filme aller Sparten und Genres? VHS, DVD, Blu-Ray?)
1.3 Verfügt Ihre Bibliothek über ein schriftliches Sammlungs- bzw. Erwerbsprofil, das für die Öffentlichkeit einsehbar ist? Vor dem Hintergrund, dass Bibliotheken traditionell primär schriftliche Bestände sammeln – finden die Filme darin Ihrer Meinung nach angemessen Berücksichtigung?
1.4 Auch die bibliothekarischen Regelwerke und Standards orientieren sich traditionell am gedruckten Werk. Welche bibliothekarischen Standards werden in Ihrer Bibliothek für die Katalogisierung der Filme verwendet? Finden die Filme Ihrer Meinung nach darin angemessen Berücksichtigung?
1.5 Im englischsprachigen Raum scheint in der bibliothekswissenschaftlichen Fachliteratur das Thema «VoD-Streaming» schon länger reflektiert zu werden. Haben Sie sich auch damit oder mit vergleichbarer deutsch- und/oder französischsprachiger Fachliteratur beschäftigt? Pflegen Sie einen fachlichen Austausch mit anderen Bibliotheken zu diesem Thema?
2.1 Verfolgt Ihre Bibliothek eine aktive Vermittlungsstrategie bezüglich ihres Filmangebots, bzw. wie werden die Nutzenden darauf aufmerksam gemacht? (Bspw. Homepage, Katalog auf Datenbank)
2.2 Gilt die DVD in Ihrer Bibliothek als «Auslaufmodell»? Was für Nutzer*innen machen von den AV-Medien auf Vervielfältigungsträgern Gebrauch? Handelt es sich dabei auch um jüngere Nutzer*innen?
2.3 Werden in Ihrer Bibliothek Filme als digitale Kopien per Download bereitgestellt?
2.4 Erwarten die Nutzer*innen aktiv VoD-Streaming-Angebote von Ihrer Bibliothek oder bieten Sie das bereits an?
2.5 An der Filmbibliothekstagung «Streaming Wars and Library Battles» haben sich eine Reihe von VoD-Streaming-Anbietern mit ihren Produkten vorgestellt (u. a. Kanopy, Filmo etc.). War einer davon für Ihre Bibliothek interessant? Falls ja, aus welchen Gründen? Falls nein, weshalb nicht?
2.6 Mit welchen Herausforderungen muss sich Ihre Bibliothek auseinandersetzen, um den Zugang zu Filmen im Streaming-Zeitalter zu gewährleisten? (Bspw. hohe und anhaltende Lizenzkosten, Klärung rechtlicher Fragen in Bezug auf neue Nutzungsformen, technische Infrastruktur, inhaltliche kuratorische und filmvermittelnde Arbeit)
2.7 Erwägen Sie Kooperationen mit anderen Bibliotheken, u. a. bezüglich einer aktiven Mitgestaltung des Zugangs zum filmischen Kulturgut durch beispielsweise die Einrichtung von Mediatheken?
3.1 Gemäss Anna Bohn wird der Sammelwert der physischen Trägermedien durch limitierte Verfügbarkeit zukünftig steigen, so dass der Bestandsschutz sowie die Pflege der physischen Trägermedien eine zunehmend wichtige Rolle spielen werden. Sehen Sie das auch so, und falls ja, welche Massnahmen ergreifen Sie diesbezüglich?
3.2 Ist für Ihr Filmbestand, der sich aus AV-Medien auf Vervielfältigungsträgern zusammensetzt, eine Digitalisierungsstrategie vorhanden bzw. vorgesehen?
3.3 Welche Auswirkungen hat das VoD-Streaming auf den Bestandsaufbau und den Erhalt von bewegten Bildern in Ihrer Bibliothek? Muss der Bestandsaufbau und die grundlegende Funktion der Sammlung, nämlich dauerhaft Zugang zu schaffen, neu gedacht werden?
4.1 Stimmen Sie Anna Bohns These zu:
«Im Zuge der Weiterentwicklung der Medien- und Informationstechnologie werden sich Bibliotheken [...] zu hybriden Mediatheken wandeln, in der sowohl AV-Medien auf Vervielfältigungsträgern als auch nicht körperliche, audiovisuelle Ressourcen gesammelt, bereitgestellt und vermittelt werden.» (Bohn 2016, S. 94)
1.1 Wer ist die primäre Zielgruppe Ihres Archivs? (Bildung, Forschung und Wissenschaft, allgemeine Öffentlichkeit)
1.2 Was für AV-Medien56 sammeln Sie und in welchen Formaten bzw. Datenträgern?
1.3 Ist eine schriftliche Sammlungspolitik vorhanden, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist?
2.1 Häufig muss audiovisuelles Kulturgut den Weg ins öffentliche Bewusstsein erst noch finden, da der Zugang zu ihm oftmals erschwert ist (etwa aufgrund einer fehlenden Digitalisierung) oder das Wissen über dessen Vorhandensein fehlt. Verfolgt Ihr Archiv eine aktive Vermittlungsstrategie bezüglich seines AV-Medien-Angebots, bzw. wie werden die Nutzer*innen darauf aufmerksam gemacht (bspw. Katalog auf Datenbank, Newsletter etc.)?
2.2 Auf welche Weisen erfolgt in Ihrem Archiv der Zugang zu AV-Medien und welche davon überwiegt:
a) Werden sie mit Hilfe der notwendigen technischen Infrastruktur (bspw. VHS-Abspielgerät, DVD-Player) vor Ort zur Visionierung bereitgestellt?
b) Werden sie als digitale Kopien per Download bereitgestellt?
c) Sind sie in digitalisierter Form bzw. als «Video-On-Demand» auf der eigenen institutionellen Datenbank oder einer Online-Plattform bzw. Mediathek öffentlich abrufbar?
2.3 Welche Rolle spielt für Ihre Institution das Recherche- und Zugangsportal Memobase.ch des Vereins Memoriav für den Zugang von AV-Medien?
2.4 Mit welchen Herausforderungen muss sich Ihr Archiv auseinandersetzen, um den Zugang zu AV-Medien im Streaming-Zeitalter zu gewährleisten? (Bspw. adäquate Digitalisierung von diversen analogen Datenträgern, Rechteproblematik wie Zugangsbeschränkungen, technische Infrastruktur, stetig wachsende AV-Sammlungen)
3.1 Die grosse Menge an AV-Medien stellt eine Herausforderung für ihre Überlieferung dar. Ist für Ihr AV-Bestand eine Erhaltungspolitik vorhanden bzw. geplant, in der Schwerpunkte der Sammlungen (bzw. besonders erhaltenswerte Dokumente), Priorisierungen und Massnahmen definiert sind?
1.1 Comment le public est-il principalement sensibilisé aux collections de Cinémathèque Suisse ? (Par exemple le Bulletin, catalogue en ligne sur la page d’accueil, Newsletter)
1.2 Comment le public peut-il avoir accès aux films de la CS ? (Par exemple des projections des films dans les salles de cinéma, par la diffusion du CS) Est-il possible pour les chercheurs de visionner des films dans le centre de recherche et d'archivage de Penthaz en utilisant les équipements techniques appropriés ? Le service est-il payant ?
1.3 La CS ne rend pas encore les films accessibles au public via une plateforme de VOD ou une médiathèque institutionnelle. Cependant, dans le contexte de la crise de Corona, elle offre gratuitement huit films de son catalogue de distribution en avril et mai 2020 en compensation de la fermeture de ses salles, avec l'aide du portail vidéo VIMEO. Depuis 2019, il existe également une coopération avec la plateforme de streaming filmo.ch, qui a été lancée à l'initiative des Journées de Soleure. Quel est le rôle futur de ces deux plateformes en ligne en termes d'accès public au patrimoine cinématographique suisse ? La CS prévoit-elle sa propre plateforme de VOD en ligne pour mettre les films à la disposition du public ?
1.4 Quel rôle le portail d’information et d'accès Memobase.ch de l'Association Memoriav joue-t-il pour la CS dans l'accès à ses collections de films ?
2.1 Quels sont les plus grands défis pour la CS afin de garantir un accès permanent au patrimoine cinématographique à l'ère du streaming ? (par exemple numérisation, questions juridiques, financement, infrastructure technique, collections de films en constante augmentation)
2.2 La quantité de films représente un grand défi pour leur sauvegarde. Une politique de conservation est-elle prévue pour les collections de films de la CS, dans laquelle sont définis les films particulièrement dignes d'être conservés, les priorités et les mesures à prendre ?
Der Begriff AV-Medien beschränkt sich in diesem Artikel auf (analoge und digitale) Film- und Videoformate und berücksichtigt keine fotografischen Bilder oder Tondokumente.↩︎
Die Tagung fand vom 24.-25.10.2019 an der Zürcher Hochschule der Künste in Zürich statt.↩︎
https://memoriav.ch/memobase2020/. [Zugriff am 13.02.2020]↩︎
Bohn, Anna: Von DVD zu Video-on-Demand: Bewegte Bilder in Bibliotheken und neue Wege des Zugangs zum audiovisuellen Kulturerbe. In: Bibliotheksdienst (2016), Band 50, Heft 1, S. 81, https://doi.org/10.1515/bd-2016-0008.↩︎
Die Fachterminologie und Erschliessungsstandards sind bspw. primär auf Schriftgut ausgerichtet. Vgl. Schwartz, Joan M.: Coming to Terms with Photographs: Descriptive Standards, Linguistic «Othering» and the Margins of Archivy. In: Archivaria (2002), Heft 54, S. 142–171.↩︎
Vgl. Memoriav Bulletin, Helvetia audiovisualis (2020), Nr. 26.↩︎
Vgl. Winzeler, Seraina: Der Film im Archiv – Ein Gegenstand zwischen Filmkultur, Archivwissenschaft und (film)historischer Forschung. In: Knoch-Mund, Gaby; Reimer, Ulirch; Roth-Lochner, Barbara (Hg.) Tavaux du/Arbeiten aus dem Master of Advanced Studies in Archival, Library and Information Science, 2014-2016, S. 101. https://doi.org/10.18755/iw.2018.20.↩︎
Das Staatsarchiv Zürich z. B. betreibt innerhalb seiner Abteilung Beständeerhaltung ein Kompetenzzentrum für audiovisuelle Medien.↩︎
Vgl. Vilas, Cécile: Eine Reflexion über Infrastrukturen im Bereich des audiovisuellen Kulturgut-Erhalts. In: NIKE-Bulletin (2019), Nr. 4, S. 30.↩︎
Vgl. ebd.↩︎
Vgl. Kempf, Klaus: Bibliotheken ohne Bestand? Bestandsaufbau unter digitalen Vorzeichen. In: Bibliothek, Forschung und Praxis (2014), Band 38 Heft 3, S. 365, https://doi.org/10.1515/bfp-2014-0057.↩︎
Bohn 2016, S. 79–96.↩︎
Dieser bezeichnet eine spezielle Art eines Lizenzvertrags, bei dem sich mehrere Bibliotheken zur Durchführung eines Lizenzgeschäfts zusammenschliessen, um eine Erhöhung der Filmangebote zu erzielen.↩︎
Shirts, Peter: The Library’s Role in Providing Streaming Video. In: Hartnett, Eric (Hg.) Guide To Streaming Video Acquisitions. Chicago 2019, S. 5f.↩︎
Bohn 2016, S. 93.↩︎
Vgl. ebd. S. 94.↩︎
Piguet, Michel: Streaming Wars and Library Battles. In: Arbido (2020), Nr. 1, https://arbido.ch/it/ausgaben-artikel/2020/archive-und-bibliotheken-in-internationalen-organisationen/streaming-wars-and-library-battles [Zugriff am 21.05.2020]↩︎
Vgl. Bohn 2016, S. 93.↩︎
Piguet 2020↩︎
Quiquerez, Fanny: Les ressources audiovisuelles à l’Université de Genève, site Uni Mail: état des lieux, usages et avenir. Travail de Master. Genf 2018, S. 18 und S. 49.↩︎
https://library.harvard.edu/about/news/2019-08-29/changes-kanopy-streaming-service [Zugriff am 28.05.2020]↩︎
Bohn, Anna: Vom Kampf der Streaming-Anbieter, Filmexplorer 2020, https://www.filmexplorer.ch/forum/2020-focus-online-streaming/vom-kampf-der-streaming-anbieter-anna-bohn/ [Zugriff am 28.05.2020]↩︎
Bohn 2016, S. 94; Quiquerez, S. 57; Shirts, S. 1.↩︎
Bohn 2016, S. 94.↩︎
Der Fragebogen wird im Anhang aufgeführt.↩︎
https://www.zhdk.ch/miz/miz-nanootv [Zugriff am 5.06.2020]↩︎
https://slspzhdk.primo.exlibrisgroup.com/discovery/collectionDiscovery?vid=41SLSP_ZHK:ZHDK
&inst=41SLSP_ZHK&collectionId=8128198600005512 [Zugriff am 12.04.2021]↩︎
Zentralbibliothek Zürich Sammelprofil 2019: https://www.zb.uzh.ch/storage/app/media/ueber-uns/PDF/ZB-Sammelprofil-2019.pdf [Zugriff am 17.06.2020]↩︎
https://uzb.swisscovery.slsp.ch/discovery/search?vid=41SLSP_UZB:UZB&query=holding_call_num
ber,contains,DVD%20Vid*,AND&tab=LibraryCatalog&search_scope=MyInstitution&lang=de
&sortby=Array&offset=0&mode=advanced [Zugriff am 12.04.2021]↩︎
https://www.zb.uzh.ch/de/recherche?eresourcetypes[20]=1&mediatypes[20]=1&accesstypes[1]=1
&accesstypes[3]=1&accesstypes[4]=1&keyword= [Zugriff am 17.06.2020]↩︎
https://www.film.uzh.ch/de/videothek/labels.html [Zugriff am 17.06.2020]↩︎
Die Erschliessung des Archivguts wird nach Herkunft und Entstehungszusammenhängen geordnet und dient Archiven als Grundlage für die Bestandsstruktur. Vgl. Menne-Haritz, Angelika. Schlüsselbegriffe der Archivterminologie. Lehrmaterialien für das Fach Archivwissenschaft. Marburg 2006, S. 91.↩︎
Deggeller, Kurt: Bestandserhaltung audiovisueller Dokumente. Berlin 2014, S. 3.↩︎
Vgl. Winzeler, Seraina; Wegmann, Daniela: Ein Filmarchiv im digitalen Wandel – Die Cinémathèque suisse. In: Bibliothek, Forschung und Praxis (2020), Band 34 Heft 3, https://doi.org/10.1515/bfp-2020-2045.↩︎
Vgl. Deggeller 2014, S. V.↩︎
Memoriav Empfehlungen. Digitale Archivierung von Film und Video: Grundlagen und Orientierung. Bern 2019, S. 5.↩︎
Stuehn, Christoph: Erhaltung und Zugang zum audiovisuellen Kulturerbe – der «Schweizerische Weg» mit dem Netzwerk Memoriav. In: AKMB-news: Information zu Kunst, Museum und Bibliothek (2018), Band 24 Heft 1, S. 10.↩︎
Ebd., S. 10f.↩︎
Vgl. Euler, Ellen: Kulturportale im Web. Eine Einführung. In: Dies. (Hg.) Handbuch Kulturportale: Online-Angebote aus Kultur und Wissenschaft. Berlin 2015, S. 3.↩︎
Der Fragebogen wird im Anhang aufgeführt.↩︎
https://www.bild-video-ton.ch/bestand/signatur/F_9073 [Zugriff am 12.06.2020]↩︎
https://www.sozialarchiv.ch/archiv/recherche/datenbank-bild-ton [Zugriff am 12.06.2020]↩︎
https://www.sozialarchiv.ch/wp-content/uploads/2019/10/Kurz-Sammelprofil_Final.pdf [Zugriff am 12.06.2020]↩︎
https://www.srf.ch/play/tv [Zugriff am 03.07.2020]↩︎
https://www.youtube.com/channel/UCd0NmHBRRAq5O-ye7kx_VlQ [Zugriff am 03.07.2020]↩︎
https://www.playsuisse.ch/ [Zugriff am 16.04.2021]↩︎
https://www.cinematheque.ch/f/collections/departement-film/consultation-et-vente-dextraits/ [Zugriff am 25.06.2020]↩︎
Vgl. https://www.cinematheque.ch/f/vod/ [Zugriff am 26.06.2020]↩︎
Vgl. https://www.cinematheque.ch/f/actualites/article/films-restaures-en-ligne/ [Zugriff am 26.06.2020]↩︎
https://www.liberation.fr/debats/2020/04/25/covid-19-pour-une-memoire-ordinaire-de-l-extraordinaire
_1786299 [Zugang am 13.07.2020]↩︎
https://www.sozialarchiv.ch/2020/07/11/digitales-sozialarchiv-archivierung-der-corona-krise [Zugang am 13.07.2020]↩︎
https://www.corona-memory.ch/s/corona-memory/page/welcome [Zugang am 23.07.2020]↩︎
https://memoriav.ch/memoriav-kolloquium-2020/ [Zugang am 23.07.2020]↩︎
Vgl. Heftberger, Adelheid: Wer bringt das Filmerbe zu den Nutzern? Potentielle Synergien in der Erschließung und Vermittlung von Filmwerken zwischen Bibliotheken und Filmarchiven. Berliner Handreichung zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft (2019), Heft 415. http://dx.doi.org/10.17613/M62R6M.↩︎
Vgl. Schneider, Peter-Paul: Archive in der digitalen Medienwelt. In: Vogel, Andreas (Hg.) Digitalisierungsfibel: Leitfaden für audiovisuelle Archive. Potsdam 2011, S. 18.↩︎
Der Begriff AV-Medien beschränkt sich im Kontext der Umfrage auf Film- und Videoformate.↩︎