Wenn wir sprechen, bringen wir die lexikalischen, syntaktischen und prosodischen Mittel der Sprache, aber auch unsere Alltagserfahrungen und Weltwissen in den Kommunikationsprozeß ein. Wir können zwei Propositionen als THESE und ANTITHESE1 oder als CORRIGENDUM und CORRIGENS2 verbinden. Im ersten Fall handelt es sich um eine Kontrast-, im zweiten um eine Korrekturkonstruktion. Beim Kontrast wollen wir durch die Antithese einem Fehlschluß, den unser Gesprächspartner aus der These ziehen könnte, zuvorkommen und ihn verhindern (cf. Weydt 1983:150). Bei Korrektur markieren wir die eine Proposition (Corrigendum) als falsch, korrigieren und ersetzen sie durch die andere Proposition (Corrigens). Alle Sprachen haben gemeinsam, daß sie Kontrast- und Korrekturkonstruktionen auf bestimmte Weise voneinander unterscheiden. Einige Sprachen haben für Kontrast und Korrektur spezielle Konnektoren herausgebildet, wie z.B. das Deutsche: aber vs. sondern. Andere hingegen benutzen einen Konnektor für beide Konstruktionen, wie z.B. das Englische but oder das Französische mais, und nehmen eine syntaktische Unterscheidung vor. Es gibt eine dritte Gruppe von Sprachen, die zwischen den ersten beiden schwankt. Dazu gehört z.B. das Slowakische. Die Unterscheidung zwischen Kontrast und Korrektur geschieht in der Interaktion von lexikalischen, syntaktischen und prosodischen Mitteln. Unter Interaktion verstehe ich die Beteiligung bestimmter syntaktischer, lexikalischer und prosodischer Mittel an der Zuordnung einer Kontrast- bzw. einer Korrektur-Lesart. Der Grad der Beteiligung einzelner Mittel kann unterschiedlich sein. Im schriftlichen Gebrauch werden verschiedene lexikalische und/oder syntaktische Mittel eingesetzt. In der mündlichen Kommunikation stehen dem Sprecher auch prosodische Mittel zur Verfügung.
In Punkt 2 dieses Artikels werden zuerst beide Konstruktionen definiert. In Punkt 3 werden bei der Beschreibung von Kontrasttypen solche Beispiele gewählt, die im Slowakischen unabhängig vom Kontext beide Lesarten aufweisen. Schließlich werden in Punkt 4 einzelne lexikalische, syntaktische und prosodische Mittel genannt, die zur Bestimmung der jeweiligen Lesart beitragen. Dabei muß bemerkt werden, daß diese Mittel häufig die ursprüngliche Bedeutung zusätzlich modifizieren (Wahl bestimmter Partikeln) oder die Aussage expressiv machen (bestimmte syntaktische Konstruktionen mit einem prosodischen Muster).
Joachim Jacobs (1991:586) unterscheidet zwischen Replaziver Negation bei Korrektur, die "notwendig mit der Ersetzung mindestens eines Teiles des negierten Inhalts verknüpft ist" und Nicht-replaziver Negation bei Kontrast, die keine Ersetzungsoperation und Fokussierung der negierten Teile verlangt. In einem Korrektursatz fokussiert der Negationsträger die Teile des Satzes, die bei Ersetzung durch eine Alternative die Negation überflüssig machen würden.
Das Slowakische hat zwei Erscheinungsformen der Negation:
Jean-Pierre Koenig und Beate Benndorf (1997: 5ff) definieren Kontrast als Verknüpfung zweier kontextuell bedingten Propositionen "a aber ¬ a", wobei a aus der in K1 ausgedrückten Proposition p mit Hilfe der R-Maxime "Make your contribution NECESSARY: Say no more then you must" (Horn 1989:194) und aus Weltwissen abgeleitet wird. ¬ a wird aus der in K2 ausgedrückten Proposition q abgeleitet. ¬ a und q können identisch sein. In einem Kontext, wo es um Hinfahren einer Person zum Bahnhof geht (cf.3 Bsp.(3).), leitet man aus p (er hat kein Auto) a (=er kann dich nicht hinfahren) ab und aus q (er hat ein Motorrad) ¬ a (=er kann dich hinfahren). Korrektur definieren die Autoren (1997: 13ff) als Verknüpfung zweier Propositionen "NEG a sondern ¬ a", wobei die Proposition a aus p' (Ausschluß der NEG) mit Hilfe der Q-Maxime "Make your contribution SUFFICIENT: Say no more than you can" (Horn 1989:194) und durch logische Folgerung abgeleitet wird. (a ist immer mit q identisch. Der erste Konnekt muß vom Sprecher explizit ausgedrückt werden. Er kann keinen Diskurs eröffnen, sondern muß schon im Diskurs präsentiert sein (cf. Koenig/ Benndorf 1997: 15). Bei Kontrast muß der erste Konnekt nicht syntaktisch explizit ausgedrückt werden. Er kann aus einer Handlung oder aus einem Kontext impliziert werden (cf. Koenig/ Benndorf 1997:14). Wenn ich z.B. sehe, daß meine Tochter ihre Suppe salzen will, kann ich sagen: Aber nicht viel. Der erste Konnekt ist aus der Situation klar: Du kannst deine Suppe salzen.
Für die folgende Untersuchung sind solche Beispiele interessant, die ohne einen Kontextbezug beide Lesarten erlauben. Sie enthalten einen passenden Negationsträger im ersten Konnekt. Sie erfüllen die von Lang (1977: 244) für die Korrektur formulierte Bedingung: "Korrigendum und Korrigens passen dann zusammen, wenn sich die betroffenen Konjunkte in wenigstens einem kontrastfähigen Abschnitt aus DIFF unterscheiden (neben nicht kontrastfähigen weiteren Unterschieden) und in wenigstens einem Abschnitt gleich sind..." Wenn wir im Beispiel (1) den in beiden Konnekten gleichen Abschnitt "groß" in K2 für "ein Meter neunzig" austauschen, ist eine Korrektur-Lesart nicht möglich: Peter ist nicht groß, aber/*sondern Paul ist ein Meter neunzig. Die Beispiele dürfen auch keine antonymische Prädikate zum selben Argument haben wie z.B. "geschickt" und "ungeschickt", denn sie erzwingen wegen ihrer Unverträglichkeit die Korrektur-Lesart: Er ist nicht geschickt, sondern/*aber ungeschickt.
In den folgenden Beispielen sind alle o.g. Bedingungen erfüllt. Im Slowakischen können, wie man an der Übersetzung sieht, strukturell identische Sätze, abhängig von jeweiligem Kontext, beide Lesarten liefern. Es gibt keine obligatorische Unterscheidung von Kontrast und Korrektur mit lexikalischen und syntaktischen Mitteln. Das heißt aber nicht, daß dem Sprecher keine lexikalischen, syntaktischen und prosodischen Mittel zur Differenzierung dieser Konstruktionen zur Verfügung stehen (cf. 4.1, 4.2, 4.3.).
KONTRAST | KORREKTUR | |||||||||||||||||||
(1) | A: | Wen nehmen wir noch in unsere Basketballmannschaft auf? | A: | Ich habe dich nicht richtig verstanden.
Wer soll groß sein, Peter? |
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B: | Ich schlage die Brüder Lenz vor. | B: | Nein. Peter ist nicht groß, sondern Paul ist groß. | |||||||||||||||||
A: | Sind die beiden groß? | |||||||||||||||||||
B: | Peter ist nicht groß, aber Paul ist groß. | |||||||||||||||||||
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(2) | A: | Ich habe gehört, daß du einen neuen Lehrling hast. Bist du mit ihm zufrieden? | A: | Ich habe gehört, daß dein neuer Lehrling sehr geschickt ist. Stimmt das? | ||||||||||||||||
B: | Ich weiß noch nicht.
Er ist nicht geschickt, aber ehrgeizig. |
B: | Nein. Er ist nicht geschickt, sondern ehrgeizig. | |||||||||||||||||
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(3) | A: | Der Reisebus fährt morgen um vier Uhr früh von Bratislava ab. Soll ich dich hinfahren? | A: | Peter hat ein neues japanisches Motorrad. | ||||||||||||||||
B: | Brauchst du nicht. Peter bringt mich hin. | B: | Was für ein Auto hat er? | |||||||||||||||||
A: | Er hat doch kein Auto. | A: | Aber Opa. Er hat kein Auto, sondern ein Motorrad. | |||||||||||||||||
B: | Das stimmt. Er hat kein Auto, aber ein Motorrad. | |||||||||||||||||||
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In den folgenden Punkten werden Möglichkeiten der Differenzierung von Kontrast und Korrektur vorgestellt. Ich konzentriere mich jeweils auf solche Mittel aus dem Lexikon, der Syntax und Prosodie, die eindeutig für eine Lesart stehen. In 4.1, wo es um lexikalische Mittel geht, beschäftige ich mich nicht mit dem Konnektor ale, weil er beide Lesarten zuläßt. Er steht aber in den Beispielen in 4.2 und 4.3, damit die syntaktische und prosodische Unterscheidung hervorgehoben wird und nicht schon mit dem Konnektor festgelegt ist. In 4.3. berücksichtige ich nur solche syntaktische Konstruktionen, die in beiden Konstruktionen stehen können und bei denen die prosodische Realisierung mit dem Kontext das einzige Unterscheidungsmittel ist.
Der gemeinslawische Konnektor no wird selten als Konnektor benutzt. Seine Verwendung als Partikel wie das deutsche na ist häufiger, wie z.B. slk. no vidís, co robís ('na siehst du, was du machst'). Als Konnektor kommt er nur in Kontrast-Sätzen vor.
(4a) | Peter nie je vysok, no Pavol je (vysoký). | |
(5a) | Nie je sikovný, no (je) ctiziadostivý. | |
(6a) | Nemá auto, no (má) motorku. |
Der Kontrast-Konnektor vsak hat eine syntaktische Besonderheit. Vsak ist nie satzeinleitend, sondern steht nach seinem Bezugsglied ((4b),(5b),(6b)) oder nach einer Partikel ((4c),(5c),(6c)). In der Bedeutung als Partikel steht vsak entweder am Satzanfang oder am Satzende und ist im Deutschen entweder als "doch" oder als "nicht wahr" zu übersetzen.
(4b) | Peter vysoký nie je, Pavol vsak je. | |
(5b) | Nie je sikovný, je vsak ctiziadostivý. | |
(6b) | Nemá auto, má vsak motorku. | |
(4c) | Peter vysoký nie je, zato vsak Pavol je. | |
(5c) | Nie je sikovný, zato vsak (je) ctiziadostivý. | |
(6c) | Nemá auto, zato vsak (má) motorku. |
Der Korrektur-Konnektor lez ist stilistisch gehoben und in der alltäglichen Kommunikation kaum zu finden. Lez fungiert nur als Konnektor ((7a),(8a),(9a)), jedoch nie als Partikel.
(7a) | Peter nie je vysoký, lez Pavol. | |
(8a) | Nie je sikovný, lez ctiziadostivý. | |
(9a) | Nemá auto, lez motorku. |
Eine Kontrast- bzw. Korrektur-Lesart läßt sich in den mehrdeutigen Beispielen mit dem universalen ale mit Hilfe bestimmter Partikeln feststellen. Die Partikel zwar (slk. síce), bildet nach Primatarowa-Miltscheva (1986) ein "zweiteiliges Konnektivum" zwar..., aber. Durch zwar wird ein Kontraargument signalisiert, das dem Proargument oder dem Argumentandum gegenübergestellt wird.
(4d) | Peter síce vysoký nie je, ale (zato) Pavol je. | |
(5d) | Nie je síce sikovný, ale (zato je) ctiziadostivý. | |
(6d) | Nemá síce auto, ale (zato má) motorku. |
Die Funktion der Partikel höchstens (slk. nanajvýs) beschreibt Andreas Lötscher (1989:232) als "eine vorangehende negative Aussage bzw. Implikatur durch eine relativ schwache positiv bewertete Aussage zu ersetzen / korrigieren (und so abzuschwächen)" ((8b), (9b)). Durch die Verwendung der Partikel nur (slk. len) in (7b), (8b), (9b) im zweiten Konnekt wird "die kommunikative Implikation der Ausschließlichkeit" ausgedrückt" (cf. Asbach-Schnitker 1979:461).
(7b) | Peter nie je vysoký, len Pavol. | |
(8b) | Nie je sikovný, (ale) len/ nanajvýs ctizadostivý. | |
(9b) | Nemá auto, (ale) len / nanajvýs motorku. |
Aus der Definition von Lang (1988) geht hervor (cf. 2), daß Korrekturkonstruktionen größeren strukturellen Beschränkungen unterworfen sind als Kontrastkonstruktionen. Bei Korrektur gibt es in der Regel einen geeigneten Negationsträger in K1, der bestimmte Satz- oder Wortteile in seinem Skopus fokussiert, so daß eine Korrekturdomäne eröffnet wird. Das zweite Konnekt wird dadurch vom ersten strukturell abhängig. Es muß Teile enthalten, die zu den fokussierten im ersten Konnekt passen, so daß ihre Ersetzung die Negation überflüssig machen würde. Die mit dem ersten Konnekt identischen Teile werden in K2 meistens reduziert. Bei der asyndetischen Satzverknüpfung in (10a). (11a), (12a) werden sie hingegen nicht reduziert.
(10a) | Peter nie je vysoký, Pavol je vysoký. | |
(11a) | Nie je sikovný, je ctiziadostivý. | |
(12a) | Nemá auto, má motorku. |
Es ist möglich, zuerst das Korrekte zu erwähnen und erst dann das zu Korrigierende ((10b), (11b), (12b)). Der adversative Konnektor wird dann durch a (und) ersetzt oder ausgelassen. Bei Kontrast ist die Umkehrung der Konnekte unter Beibehaltung des Konnektors nur in bestimmten Fällen möglich ((13a), (14a)).
(10b) | Peter je vysoký,( a) nie Pavol. | |
(11b) | Je ctiziadostivý, ( a ) nie sikovný. | |
(12b) | Má motorku, ( a ) nie auto. | |
(13a) | Peter je vysoký, ale Pavol nie ( je). | |
(14a) | Je ctiziadostivý, ale nie je sikovný. |
Die Korrektur wird noch deutlicher, wenn der Negationsträger direkt vor dem zu korrigierenden Teil steht und zusammen mit dem Konnektor und dem Corrigendum ins Vorfeld rückt.(10c) Nie Peter, ale Pavol je vysoký.
(11c) Nie sikovný, ale ctiziadostivý je.
(12c) Nie auto, ale motorku má.
Eine morphologische Negation mit dem Präfix ne bei Adjektiven oder Substantiven kann keine Korrekturdomäne eröffnen und die Sätze sind nur als Kontrastkonstruktionen zu interpretieren ((13b), (14b)).
(13b) Peter je nevysoký, ale Pavol je vysoký.
(14b) Je nesikovný, ale je ctiziadostivý.
Es gibt Sprachen, die keinen distinkten Konnektor für Korrektur haben. Sie nehmen eine syntaktische Unterscheidung vor (cf. Lang 1984, Anscombre/Ducrot 1977). Das zweite Konnekt wird bis auf die kontrastierenden Konstituenten reduziert ((10d), (11d), (12d)) oder asyndetisch ((10a), (11a), (12a)) verbunden. Bei Kontrast wird es nicht reduziert ((13c), (14c), (15c)).(10d) Peter nie je vysoký, ale Pavol.
(11d) Nie je sikovný, ale ctiziadostivý.
(12d) Nemá auto, ale motorku.
(13c) Peter nie je vysoký, ale Pavol je vysoký.
(14c) Nie je sikovný, ale je ctizadostivý.
(15c) Nemá auto, ale má motorku.
Die prosodische Markierung hängt sehr eng mit der syntaktischen zusammen. Sie unterstützt und rechtfertigt die grammatische Akzeptabilität und ermöglicht die richtige Interpretation. Die vorgeschlagene prosodische Gestaltung, die noch durch weitere empirische Daten nachgewiesen werden muß, stützt sich z.T. auf die Ergebnisse meiner Magisterarbeit (1996)5. Die aufgestellte Hypothese, daß im Slowakischen die Prosodie als einziges Distinktionsmittel zwischen Kontrast- und Korrekturkonstruktionen in der natürlichen Kommunikation fungieren kann, ohne dabei distinkte syntaktische und/oder lexikalische Mittel zu verwenden, muß ebenfalls verifiziert werden.
Aus der Definition von Lang (1988) geht hervor, daß bei Korrektur der Negationsträger in seinem Skopus den zu korrigierenden Teil fokussiert und im zweiten Konnekt durch den korrekten fokussierten Teil ersetzt. So werden in (16a) SIkovný - CTIziadostivý, in (17a) AUto - MOtorku jeweils fokussiert. Bei Kontrast hat die Negation eine andere Funktion, sie negiert die Proposition im Satz und kann daher zusammen mit dem Prädikat den Satzakzent tragen. Im zweiten Konnekt ist wie bei Korrektur das Rhema fokussiert ((16b), (17b)).
_ - -- -- -- - - -- - _ __ | |
(16a) | Nie je SIkovný, ale (je) CTIziadostivý. |
-- - - - _ _ - - -- - -- _ | |
(16b) | NIE je SIkovný, // ale (je) CTIziadostivý. |
_ - -- --- - -- _ _ | |
(17a) | Nemá AUto, ale (má) MOtorku. |
-- - _ _ _ _ - -- - _ | |
(17b) | NEmá auto, // ale (má) MOtorku. |
Auch der Konnektor selbst kann unterschiedlich prosodisch realisiert werden. Bei Kontrast kommt dem Konnektor eine größere Gewichtung zu. Damit wird signalisiert, daß die zweite Proposition als Antithese zu verstehen ist. Deshalb ist hier ale betonter als in entsprechenden Korrekturkonstruktionen und kann einen steigenden Melodieverlauf zeigen. Der Konnektor markiert die Grenze zwischen zwei Propositionen und folgt auf eine Pause. Bei Korrektur ist er quasi überflüssig. Er wird unakzentuiert und schnell gesprochen, und folgt im Anschluß an K1 ohne Pause.
Bei Korrektur zeigt sich die strukturelle Abhängigkeit K2 von K1 auch darin, daß der Übergang zwischen den Konnekten fließend ist und eine prosodische Einheit bilden kann. Bei Kontrast wird oft das erste Konnekt mit fallendem Melodieverlauf vom zweiten abgegrenzt. Das geschieht auch bei der I-Topikalisierung. Joachim Jacobs (1982: 374) definiert die I-Topikalisierung wie folgt: "I-Topikalisierung ("I" für "Intonation") ist ein zweigipfeliges Akzentuierungsmuster, bei dem der erste Akzent mit steigender, der zweite mit fallender Tonhöhe realisiert wird und das die Thematizität des ersten hervorgehobenen Ausdrucks und die Rhematizität des zweiten anzeigt, wobei die jeweilige Äußerung so zu verstehen ist, daß der erste hervorgehobene Ausdruck in den semantischen Bereich des zweiten gerät, falls dieser ein Bereichsträger ist". Im späten Artikel von 1997 beschreibt Jacobs fünf prototypische Eigenschaften von Sätzen mit I-Topikalisierung. Er bezeichnet den ersten Akzent als fallend-steigend ("\/") und den zweiten als fallend ("\"). I-Topikalisierung ist v.a. in adversativen Satzverknüpfungen zu finden. "In einer ... adversativen Ergänzungsäußerung wird zu jedem hervorgehobenen Satzteil eine inhaltliche Alternative genannt..."(cf. Jacobs 1997:92). Die I-Topikalisierung läßt sich auch im Slowakischen für das Beispiel (1) mit der Kontrast-Lesart anwenden (cf. (18a), (18b)).
\/ - \ - - _ _ _ _ -- - _ ___ | |
(18a) | PEter NIE je vysoký, // ale PAvol je (vysok). |
\/ - - -- \ - _ - --- - _ _ _ | |
(18b) | PEter vysoký NIE je, // ale PAvol je (vysoký). |
Bei der Korrektur-Lesart in (18c) ist der Melodieverlauf am Ende des ersten Konnekt nicht fallend, sondern weiterweisend. Das erste Konnekt ist nicht I-topikalisiert.
-- - -- - - - - - -- _ __ _ _ | |
(18c) | PEter nie je vysoký, ale PAvol je (vysoký). |
Slowakisch zeigt sich heuristisch als guter Kandidat für eine prosodische Unterscheidung von Kontrast- und Korrekturkonstruktionen. Die Frage, ob prosodische Mittel allein diese Differenzierung bei mehrdeutigen Konstruktionen leisten können, muß noch in typischen Kommunikationssituationen untersucht werden. Die wichtigsten lexikalischen, syntaktischen und prosodischen Mittel werden in der folgenden Tabelle zusammengefaßt:
Lexikalische Mittel | Syntaktische Mittel | Prosodische Mittel | |
---|---|---|---|
KONTRAST | Konnektoren: no, vsak, zato;
Partikeln: síce in K1 |
Nicht-replazive Negation, morphologische Negation in K1,
Umkehrung der Konnekte (wenn möglich), Parallelität der Konnekte nicht notwendig, Reduktion in K2 dann, wenn lexikalische oder prosodische Mittel den Kontrast ausreichend markieren, sonst keine Reduktion |
Fokus auf dem negierten Prädikat in K1,
deutlicher Fokus auf dem rhematischen Teil in K2, fallender bzw. gleichbleibender Melodieverlauf in K1, steigender Melodieverlauf auf dem Konnektor, häufig eine deutliche Pause zwischen K1 und K2, I-Topikalisierung |
KORREKTUR | Konnektor: lez, Partikeln: len, nanajvýs in K2 | Replazive Negation, Asyndese,
Konstruktion "K2 und nicht K1", Parallelität der Konnekte, gewöhnlich Reduktion in K2, wenn die Konnekte nicht asyndetisch verbunden sind |
Fokus auf Corrigendum und auf Corrigens, leicht steigender bzw. gleichbleibender Melodieverlauf in K1, gleichbleibender Melodieverlauf auf dem Konnektor |
1 | cf. Weydt 1983: 149f. [Zurück] |
2 | cf. Lang 1988: 40. [Zurück] |
3 | Im Handbuch der deutschen Konnektoren (in Vorbereitung) wird der Begriff KONJUNKT durch den Begriff KONNEKT ersetzt. [Zurück ] |
4 | In der vorläufigen Fassung (März 1999) des Handbuchs der deutschen Konnektoren finden sich auch einige Belege, in denen die Negation nicht durch einen expliziten Negator wie z. B. nicht, kein, niemand, sondern durch andere Formen (un-, ohne, weniger, selten) oder gar implizit ausgedrückt wird. [Zurück ] |
5 | Im Phonetiklabor des Zentrums für Allgemeine Sprachwissenschaft Berlin wurden mit Hilfe eines Meßgerätes Kehlkopfschwingungen der Sprecher aufgezeichnet und dann computergestützt analysiert. Die zu untersuchenden Sätze waren in kurze Dialoge eingebettet. [Zurück] |
Anscombre, Jean-Claude/Ducrot, Oswald (1977): "Deux mais en français?" In: Lingua 43/1: 23-40.
Asbach-Schnitker, Brigitte (1979): "Die adversativen Konnektoren aber, sondern und but nach negierten Sätzen." In: Harald Weydt (ed.) (1979): Die Partikeln der deutschen Sprache. Berlin/New York: 457-468.
Blakemore, Diane (1989): "Denial and Contrast: A Relevance Theoretic Analysis of But." In: Linguistics and Philosophy 12: 15-37.
Horn, Laurence R. (1989): A Natural History of Negation. Chicago.
Jacobs, Joachim (1991): "Negation". In: Stechow, Arnim v./Wunderlich, Dietrich (eds) (1991): Semantik/Semantics. Berlin/New York: 560-596.
Jacobs, Joachim (1997): "I-Topikalisierung". In: Linguistische Berichte 168: 91-133.
Koenig, Jean-Pierre/Bendorf, Beate (to appear): "Meaning and Context: German aber and sondern. In: Conceptual Structure, Discours and Language II. CSLI/Stanford.
Lakoff, Robin: "IFs, ANDs and BUTs about conjunction." In: Fillmore, Charles J. /Langendoen, Terence (eds.)(1971): Studies in Linguistic Semantics. New York: 114-149.
Lang, Ewald (1977): Semantik der koordinativen Verknüpfung. (Studia Grammatica 14) Berlin.
Lang, Ewald (1984): The Semantics of Coordination. (=Studies in Language Companion Series 9) Amsterdam/Philadelphia.
Lang, Ewald (1988): Syntax und Semantik der Adversativkonnektive. Einstieg und Überblick. Unpubl. Ms. 54 pp. Berlin (für LS/ZISW 183).
Lang, Ewald (1991): "Koordinierende Konjunktionen." In: Stechow, Arnim von/Wunderlich, Dietrich (eds)(1991): Semantik/Semantics. Berlin/New York: 597-623.
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Lötscher, Andreas (1989): "Implikaturen und Textfunktion im Gebrauch von Konnektiven des Gegensatzes." In: Linguistische Berichte 121: 215-240.
Pasch, Renate/Brauße, Ursula/Breindl-Höller, Eva (in Vorbereitung): Handbuch der deutschen Konnektoren.
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