Seew., Segeln, Seemannssp., seem., Schifffahrt, Schiffbau und Sportfinden sich allesamt in einem aktuellen und prototypischen Vertreter des Wörterbuchtyps 'Allgemeines einsprachiges Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache', nämlich dem "DUDEN. Deutsches Universalwörterbuch A-Z"1. Dort sind sie einesteils - wie segeln, Schifffahrt und Schiffbau - lemmatisiert, dienen andernteils jedoch in der wie im Titel dieses Beitrags angegebenen Schreibweise der Markierung ausgewählter fach- bzw. sondersprachlicher Wörter, die "für die Allgemeinheit von Bedeutung sind" und neben dem "zentralen Wortschatz der deutschen Sprache" zum Inventar dieses modernen Gebrauchswörterbuchs2 gehören (cf. DUWel 1996: Zusätze).
Die Aufnahme 'besonderer' Lexik in allgemeine einsprachige Wörterbücher hat eine lange Tradition. Sie dokumentiert in besonderer Weise die gegenseitige Einflußnahme von allgemeinem, universellem Wortschatz, der in den verschiedensten Lebensbereichen anwendbar ist und speziellem Wortschatz, der z.B. aus abgegrenzten sozialen Räumen stammt. Zudem reflektiert die Kodifikation gruppensprachlicher Lexik die Heterogenität und Vitalität der Gesamtsprache als einem offenen und anpassungsfähigem System. Das allgemeine einsprachige Wörterbuch ist offensichtlich ein geeignetes Medium, dies zu spiegeln und dabei eine Art lexikologisch-lexikographische Schnittstelle zwischen allgemeinem und gruppensprachlichem Wissen zu sein3.
Im Folgenden soll am Beispiel einer 'besonderen' Sprache - der sog. Seemannssprache - auf einige Aspekte der Aufnahme gruppensprachlicher Lexik im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch eingegangen werden. Dazu wird in einem kurzen historischen Exkurs zunächst die Kodifizierung seemannssprachlicher Lexik seit dem 16. Jahrhundert beleuchtet und daran anschließend - immer in engem Bezug zu den Besonderheiten der ausgewählten Gruppensprache - ihre Integration in allgemeine einsprachige Wörterbücher der deutschen Gegenwartssprache betrachtet. Dabei geht es u.a. um die Frage, ob und wie das allgemeine einsprachige Wörterbuch auf (soziale) Statusmodifikationen und (lexikalische) Inventarschwankungen - also qualitative wie quantitative Veränderungen - einer historisch gewachsenen Gruppensprache reagiert, sowie darum, ob Wörterbücher dieses Typs den Erwartungen eines jetzigen potentiellen Nutzers genügen, der aus einem aktuellen Informationsbedürfnis zur Schließung sprachlicher und/oder sachlicher Kompetenzlücken zu einem Wörterbuch besagten Typs greift.
Stedje (1989: 201) zählt die Seemannssprache neben der Bergmannssprache zu den ältesten Berufssprachen im Deutschen. In dieser Einschätzung stimmt sie u.a. mit Schmidt (1976: 93) überein, der die Herausbildung eines "Sonderwortschatzes der Seefahrt" im Spätmittelalter ansiedelt. Friedrich Kluge als einer der prominentesten mit Seemannssprache befaßten Philologen erklärt, daß "die Terminologie der Schiffahrt [...] wie die Schiffahrt selbst in das Dunkel der Vorzeit zurück [reicht]." Er verweist auf eine Primärquelle, den ältesten germanischen Schiffskatalog aus dem 13. Jahrhundert, der "etwa 150 Worte über das Schiff und seine Teile" umfaßt (cf. Kluge 1907: 64f.). Opitz (1998) schließlich vermerkt in seinen aktuellen Untersuchungen zur Herausbildung einer maritimen Fachsprache den Umstand, daß sich im 11. Jahrhundert neben der auf der mittelniederdeutschen Gemeinsprache beruhenden Nomenklatur des Schiffes auch eine sozial bedingte Berufssprache des Seemannes entwickelt hat.
Schon in sehr früher Zeit war also die Seemannssprache nicht homogen, sondern umfaßte neben Nomenklaturen auch eine gruppendeterminierte Sondersprache, was notwendigerweise zu einer Durchdringung beider Systeme führte.
In der weiteren Entwicklung der Seemannssprache zeigen sich zahlreiche Spuren des Zusammenwirkens einer klassischen Gruppensprache mit einem originären, sich jedoch ständig erweiternden und verändernden fachlichen Wortschatz mit den jeweiligen Sprachträgern. Nur als Aufzählung können an dieser Stelle die verschiedenen Gruppen genannt werden, die gegenwärtig periphere oder selektive Nutzer und Träger der Seemannssprache sind bzw. sich ihr im Sinne eines "temporären Soziolektes" (cf. Löffler 1994: 127) oder einer "Freizeit-Fachsprache" ( cf. von Polenz 1999: 500f.) bedienen: die Seeleute als die Berufsgruppe, die auf See und in der Schiffahrt arbeitet, Marinesoldaten, Berufsgruppen wie Bootsbauer, Segelmacher, Elektroniker, Computerfachleute, Meteorologen, Leistungssportler u.ä., die zunehmende Anzahl der Freizeitsegler mit "Familienanhang", alle die Gruppen, die mit Yachtindustrie und 'Regattazirkus' verbunden sind, wie Charterfirmen, Bootsverkäufer, Designer, Ausrüster usw. 4 Dabei sollte auch bedacht werden, daß es den Seemann als prototypischen Träger der Seemannssprache möglicherweise nicht einmal in der Anfangsphase ihres Bestehens gegeben hat. Heute ist Seemannssprache eine tradierte Bezeichnung für ein gruppensprachliches Konglomerat und nicht einfach gleichzusetzen mit der Berufssprache der Seefahrt, dem Wortschatz des (Freizeit-)Segelns, dem Jargon von Marinesoldaten oder der Fachsprache der Nautik. Seemannssprache ist - entsprechend der unterschiedlichen Gruppen und Intentionen ihrer Träger und Benutzer - als eine Mehrkomponentensprache ein neuer Typ von Gruppensprache.5
Wie ging und geht nun die Lexikographie mit einer solchen Gruppensprache um?
Die lexikologische Untersuchung und lexikographische Bearbeitung der Seemannssprache beginnt in Deutschland wie in allen Seefahrtnationen recht früh, und so kann auf eine über vier Jahrhunderte andauernde Traditionslinie kontinuierlicher lexikographischer Erfassung des bestehenden und sich verändernden Wortschatzes dieser klassischen Gruppensprache zugegriffen werden.
Eine erste Erfassung der Seemannssprache erfolgt in Wörterbüchern des 16. Jahrhunderts wie dem Straßburger "Onomasticum latinogermanicum" von Theophilus Golius (1579) in sachlicher Anordnung. Angelehnt an diese Vorlage nimmt auch der Rostocker Professor Nathan Chytraeus in seinen 1582 erschienenen "Nomenclator latinosaxonicus" zwei Kapitel mit nautischen Ausdrücken auf, wobei er jedoch nicht nur Golius' Einträge aus dem Oberdeutschen ins Niederdeutsche übersetzt, wie z.B. 'schepes timmermann' aus 'schiffs zimmermann' zum Eintrag 'naupegus', sondern "ungleich häufiger [...] die Ausdrücke der Straßburger Vorlage durch eigene ersetzt und einen Einblick gewährt in den Wortschatz der Seemannssprache an der Ostsee am Ende des 16. Jhs." (cf. de Smet 1960: 59). So verzeichnet Chytraeus z.B. statt des im Niederdeutschen nicht üblichen 'Patron' für 'Nauclerus' das verbreitetere 'De Schipper' (cf. Chytraeus 1582: 235). In Parenthese ist anzumerken, daß Johann Leonhard Frisch 1741 in seinem bedeutenden semasiologischen "Teutsch-Lateinischen Wörter-Buch" eine ganze Reihe von seemannssprachlichen Ausdrücken lemmatisiert, z.B. abtakeln, Fall, Fock, Jacht, Mast, Reeder oder Reff, und bei den meisten explizit auf seine Quelle, nämlich Chytraeus' "Nomenclator latinosaxonicus" verweist (cf. Frisch 1977: Anderer Theil, 361; Powitz 1959: 135)6.
Im 17. und 18. Jahrhundert entstehen im Zuge einer sich entfaltenden Sondersprachlexikographie zahlreiche Fach- und Spezialwörterbücher, u.a. die "Erläuterungen zum Verstand der Schiffahrt und des Seekriegs nach alphabetischer Ordnung" (G. F. von der Groeben, 1774) oder 1796 J. H. Roedings "Allgemeines Wörterbuch der Marine in allen europäischen Seesprachen nebst vollständigen Erklärungen", das als das erste umfassende Wörterbuch zur deutschen Seemannssprache gilt.
Diese Wörterbücher spiegeln das besondere Interesse an den klassischen Berufs-, Standes- und Sondersprachen wieder und sind auch als Folge des Wörterbuchprogramms Gottfried Wilhelm Leibniz' zu sehen, der in den "Unvorgreiflichen Gedanken" für eine umfassende Darstellung des deutschen Wortschatzes neben einem Lexicon (der Gemeinsprache) und einem Glossarium (etymologicum) auch ein Cornu Copiae (der Termini technici)7 fordert.
Die fachlexikographische Erfassung der Seemannssprache setzt sich bis in die Gegenwart fort; und da ihre Resultate unverzichtbare Corpora und legitime Auswertungsbasis für die sich entwickelnde und etablierende Allgemeinlexikographie waren und sind, seien die wichtigsten hier angeführt:
Kluges umfangreiches Werk steht am Ende eines von der historischen Sprachwissenschaft geprägten Abschnitts der Sondersprachlexikographie und hat "bis heute keine aktualisierende Nachfolge gefunden" (cf. Opitz 1998: 1216), was sicherlich auch mit dem oben beschriebenen gravierenden Einschnitt zu tun hat. So erscheinen in der Folgezeit Wörterverzeichnisse und Wörterbücher, die die zunehmende innere Differenziertheit der Seemannssprache selektiv, jedoch nicht nach sprachwissenschaftlichen Prinzipien erfassen.10
Gegenwärtig existieren für die deutsche Seemannssprache zwei solide Nachschlagewerke der Klasse fachliche Allbücher, die sprachliche und enzyklopädische Angaben enthalten, nämlich Wolfram Claviez' "Seemännisches Wörterbuch" (Hamburg 1973/1994) und Joachim Schults "Segler-Lexikon" (Bielefeld 1977/ 19981).
Die ausführliche - wenn auch nicht primär linguistisch ausgerichtete - Dokumentation von Entwicklung und Spezifika der Seemannssprache bietet über mehr als drei Jahrhunderte eine solide und unverzichtbare Grundlage für die Kodifikation von sondersprachlicher Lexik in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern, denn ihre lexikographische Beschreibung basiert bekanntermaßen zu großen Teilen auf Informationsdaten enzyklopädischer Nachschlagewerke11.
Sondersprachliche Lexik wie die der Seemannssprache erhält neben ihrer Erfassung in spezieller Literatur mit der Aufnahme in Gesamtwörterbücher - wie bei Frisch zu beobachten - und in allgemeinen einsprachige Wörterbücher als integraler Bestandteil der Gesamtsprache Anerkennung. Dabei ist es in der lexikographischen Praxis Usus, "daß das allgemeine Wörterbuch eine wie auch immer ermittelte Durchschnittsgröße 'allgemeiner Wortschatz' bietet [...] und dasjenige Wortgut, das die [...] wie auch immer festgelegten Grenzen des Allgemeinbekannten überschreitet, als 'besonders' kennzeichnet" (cf. Kalverkämper 1989: 681). Zusätzlich zu dieser markierten Dichotomie von 'Allgemeinem' und 'Besonderem' ist vielfach eine weitere Kennzeichnung im keinesfalls homogenen gruppensprachlichen Spektrum zu bemerken.
Im Folgenden soll punktuell und am Beispiel der Seemannssprache die Erfassung und Beschreibung gruppensprachlicher Lexik in ausgewählten einschlägigen allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern verschiedener Phasen der neuhochdeutschen Lexikographie beleuchtet werden.12
Gut 30 Jahre, nachdem Johann Leonhard Frisch in sein "Teutsch-Lateinisches Wörter-Buch" auch seemannssprachliche Lexeme integriert hat, erscheint mit Johann Christoph Adelungs "Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuchs Der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen" von 1774-1786 bzw. mit der "vermehrten und verbesserten" 2. Ausgabe als "Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen" von 1793-1801 das bedeutendste Wörterbuch dieser Zeit.
Adelung kodifiziert und kennzeichnet auch funktional bestimmte Gebrauchsarten, wie z.B. die Sprache der Handwerker, der Jäger usw.13
In der Vorrede zum "Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuchs..." betont er:
(1) Abtakeln ... der Takel oder Schiffseile berauben, in der Sprache der Seefahrer. Ein Schiff abtakeln, das Tauwerk aus dem Schiffe nehmen und verwahren. Daher die Abtakelung. (cf. Adelung 1808: I, Sp. 122)(2) Ablanden ... mit dem Hilfsworte seyn, in der Seefahrt, vom Lande abfahren, im Gegensatze des Anlandens. Daher die Ablandung. (cf. Adelung 1808: I, Sp. 26)
(3) Die Schote ... in der Schifffahrt, eine Art Seile an den Ecken der Segel, vermittelst welcher man sie so stellet, daß sie den Wind fassen. Die Schoten bekommen den Nahmen von dem Segel, woran sie sich befinden; die Marsschote, Bramschote, Steuerschote u.s.f. Die Schoten und Halsen sind bloß darin unterschieden, daß sich jene am Hintertheile, diese aber am Vordertheile befinden. (cf. Adelung 1808: III, Sp. 1637)
Außerdem verzeichnet er
sondersprachliche Synonyme und verweist auf sie, wie z. B. bei 'Beydrehen'
(I, Sp. 981) auf 'Beylegen'.
(4) Beylegen ... II. ... 2. In der Seefahrt bedeutet beylegen, das Schiff gegen des Wind drehen, so daß es langsamer gehe, welches auch beystechen und beydrehen genannt wird. Das Schiff wurde, weil es nicht beylegen wollte, in den Grund gebohrt. (cf. Adelung 1808: I, Sp. 985/986)Auch bei polysemem Lexemen wie in Beispiel (4) und Homonymen kennzeichnet er die sondersprachliche Zugehörigkeit:
(5) 1. Die Halse ... bey den Jägern...Die Beispiele (1) bis (5) zeigen die unterschiedlichen Verfahren, die Adelung anwendet, um seemannssprachliche Lexik zu kennzeichnen. Das kann - wie in (1) in der Zuweisung zu einer bestimmten Personengruppe als Sprachträger und -nutzer geschehen: "in der Sprache der Seefahrer". Außerdem kann eine Markierung mit dem Fachgebiet bzw. den besonderen "Lebensarten" erfolgen, vgl. Beispiele (2) und (4): "in der Seefahrt" oder "in der Schifffahrt". Beide Zuweisungen können als synonym angesehen werden, wobei es Adelung augenscheinlich vorzieht, bei Verben "in der Seefahrt" und bei Substantiven "in der Schifffahrt" zu verwenden.14 Bei polysemen Wörtern führt Adelung neben der allgemeinen Bedeutung die gruppensprachliche an, wie in Beispiel (4), und auch bei Homonymen ordnet er präzise zu, vgl. Beispiel (5).
(5) 2. Die Halse ... an den Schiffen, starke Seile, welche sich unten an den Spitzen des großen und des Besansegels befinden, und zur Befestigung des Segels an den Halsklampen dienen. (cf. Adelung 1808: I, Sp. 924)
Als ein auf die Seemannssprache bezogenes Spezifikum ist anzumerken, daß in der für diesen Beitrag ebenfalls verwendeten vierbändigen, 1808 in Wien erschienenen Ausgabe15 des "Grammatisch-kritischen Wörterbuchs..." der Herausgeber folgendes anmerkt:
Bespiele für derartige Zusätze und Berichtigungen sind u.a. mit der Markierung ? 'Die Bootsmannspfeife', 'Die Breitfocke', 'Der Cutter', 'Back', 'Die Eule' oder
(6) ? Anluffen (in der Schiffersprache), das Bug des Schiffes näher an den Wind bringen; an den Wind steuern. (Adelung 1808: I, Sp.1993)Außerdem vermerkt Soltau auch Jargonausdrücke, die er - wenn auch nicht durchgängig - mit "Anm." kennzeichnet:
Mit dem Asteriskus werden z.B. ausgewiesen: Die Blindstenge, Der Bortanker, Der Buglieger oder(7) * Anhaken. Sich anhaken ist kein Seemannsausdruck für entern.(cf. Adelung 1808: I, Sp. 1993)
Auf den Asteriskus, der unrichtige oder ungebräuchliche Wörter markiert, wird vielfach verzichtet, und die Richtigstellungen werden im Wörterbuchartikel bzw. der Bedeutungserklärung selbst vorgenommen.(8) Das Besteck (bey den Schiffern), die Bezeichnung des Ortes, wo man sich nach seiner Rechnung befindet, auf der Seekarte. Diese Bezeichnung wird nicht (wie Herr Adelung glaubt) mit Stichen gemacht, sondern mit Bleystift, denn die Nadelstiche würden eine Karte sehr bald unbrauchbar machen. Der Ausdruck, ein Besteck machen, kömmt demnach nicht von Stechen, sondern von dem Bestecken mit einem Zirkel. ... (cf. Adelung 1808: I, Sp. 1999)
(9) Beydrehen (bey der Seefahrt) ist nicht einerley mit beyliegen, oder beylegen. Es heißt auch nicht, das Schiff gegen den Wind drehen, sondern nur auf den Wind brassen; d.i. die Segel so stellen, daß einige den Wind von hinten empfangen. (cf. Adelung 1808: I, Sp. 1999)
(10) Der Ballast, Herr Adelung sagt, der Ballast bestehe gemeiniglich aus Sand. Dieß ist irrig;... (cf. Adelung 1808: I, Sp. 1995)
(11) Der Breitwind, ein von Herrn Adelung angenommenes, dem Seemann ganz fremdes Wort. ... (cf. Adelung 1808: I, Sp. 2003)
(12) Die Eule (Anm.) Eine Eule fangen heißt bey den Seeleuten, wenn ein Schiff, indem es bey dem Winde segelt, entweder durch die Unvorsichtigkeit des Steuernden, oder durch plötzliches Umspringen des Windes, den Wind von vorne bekommt. (cf. Adelung 1808: I, Sp. 2008)
Die erstaunlich hohe Anzahl zusätzlicher
oder korrigierter Lemmata zur Seemannssprache mit zum Teil explizitem Verweis
auf Frisch (1741) gegenüber anderen Gruppensprachen - auch bei jägersprachlichen
Wörtern wird vereinzelt korrigiert - ist bemerkenswert und meines
Wissens bisher noch nicht diskutiert worden. Bezüglich der Kennzeichnung
seemannssprachlicher Lexik in "Soltau's Beyträgen" ist eine Übereinstimmung
zur Praxis im Wörterbuch festzustellen, wenn auch - insbesondere bei
den Korrekturen - häufig auf Fachgebietszuweisungen oder Gruppenreferenz
verzichtet wird und allein aus der Bedeutungsexplikation die Zugehörigkeit
zur Seemannssprache erschlossen werden kann, was in diesen Fällen
- vgl. etwa die Beispiele (7) und (11) - durchaus ausreichend ist.
Adelungs Zeitgenosse, Joachim Heinrich Campe, hat in seinem fünfbändigen "Wörterbuch der deutschen Sprache" (1807-1811) - dem Konkurrenzwerk zum "Grammatisch-kritischen Wörterbuch..." ähnliche Kennzeichnungsverfahren wie die bereits beschriebenen verwendet: Campe weist das von ihm kodifizierte seemannssprachliche Wortgut bestimmten Fachgebieten ("im Schiffbaue", "in der Schiffbaukunst", in der Schifffahrt") oder Personengruppen ("bei den Schiffern") zu.
In der Kennzeichnungstradition dieser beiden stehend, führt Daniel Sanders in seinem dreibändigen "Wörterbuch der Deutschen Sprache" (1860-1865) als explizite Kennzeichnung sondersprachlicher Herkunft Abkürzungen ein (cf. VIII: "Schiff., auf den Schiffbau od. Auf die Schiffahrt bezüglich") und verweist fast durchgängig auf fach- oder speziallexikographische Quellen16:
(13) Schot~e, ... 1) Schiff.: s. Hals 8, auch in Betreff der Zsstzg., z.B. Fock=Sch. [...] s. Bobrik 609. ... (cf. Sanders 1969: 1003)
Durch differenzierte Zuweisungen
- wie "in der Sprache der Seefahrer", "bei den Seeleuten", "bei den Schiffern",
"in der Schiff(f)ahrt", "in der Schiffbaukunst", "Schiffbauerei" oder "im
Seewesen" - erfassen und markieren die Lexikographen des 18. und 19. Jahrhunderts
die in der Seemannssprache erfolgte Aufgliederung in unterschiedliche Komponenten
wie z.B. Fachsprache, Berufssprache, Standessprache oder auch Jargon. Dabei
setzten in der im 19. Jahrhundert überwiegend von der historischen
Wortschatzbearbeitung geprägten Lexikographie vor allem Sanders und
Christian Friedrich Ludwig Wurm mit seinem "Wörterbuch der deutschen
Sprache von der Druckerfindung bis zum heutigen Tage" (1858-1859) sowie
das "Vollständige Wörterbuch der deutschen Sprache" (1852-1861)
von Wilhelm Hoffmann die Tradition der allgemeinen einsprachigen, nicht
dem historischen Prinzip verpflichteten Lexikographie fort.17
Es kann also durchaus von einer kontinuierlichen lexikographischen Erfassung
und Kennzeichnung seemannssprachlicher Lexik ausgegangen werden, wobei
eine gründliche Durchsicht der allgemeinen einsprachigen Wörterbücher
des 18., 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts noch aussteht. Diese
Traditionslinie bietet zum einen die Möglichkeit, Aufnahme, Bearbeitung
und Markierung gruppensprachlicher Lexik nachzuvollziehen und zum anderen
auch Vermutungen - wie die von Ludwig (1991: 190) formulierte - zu überprüfen:
Die allgemeinen einsprachigen Wörterbücher der deutschen Gegenwartssprache stehen vor allem in zweierlei Hinsicht in der Tradition ihrer Vorgänger: Sie verweisen wie diese in den Wörterbuchumtexten auf die Aufnahme gruppensprachlicher Lexik und kennzeichnen die einzelnen Lexeme im Wörterverzeichnis. Die Form der expliziten Verweise auf sondersprachliche Lexik hat sich über die Jahrhunderte wie die Markierungspraxis im Wörterbuchartikel verändert - und doch sind bestimmte Darstellungsformen und -arten des lexikographischen Umgangs mit dieser Lexik tradiert: Während in älteren allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern die "Vorrede" bzw. das "Vorwort" (oder auch in Einzelfällen das Titelblatt) der Platz für die Erwähnung der Aufnahme fach- und sondersprachlichen Wortgutes ist, finden sich in gegenwartssprachlichen Wörterbüchern - natürlich auch, weil sie Umtexte in höherer Zahl enthalten - an verschiedenen Stellen Hinweise darauf. Stets jedoch trifft der Benutzer dabei auf die dichotome Plazierung von "Allgemeinsprache/-wortschatz" und "Sondersprache/-wortschatz". Im einzelnen verfahren die ausgewählten Wörterbücher folgendermaßen:
HWDG - Umtexte
Der Anteil der Fachwortschätze an der Lexik der Allgemeinsprache ist recht unterschiedlich. Dem trägt das Handwörterbuch Rechnung, indem es bei der Stichwortauswahl besonders die Fachgebiete berücksichtigte, die in unserem Alltag eine besondere Rolle spielen."
HWDG - Wörterverzeichnis
Für die Kennzeichnung seemannssprachlicher Lexik wird neben den in den Benutzerhinweisen angekündigten Markern 'fachspr.' und 'Seemannsspr.' auch noch 'Schiffbau' und 'Binnenschiff.' verwendet:
Schott, das;-(e) Seemannsspr. Der Sicherheit, Festigkeit und Unterteilung des Schiffskörpers dienendes Bauelement: die Schotte schließen, öffnen (S.1018)
Spant, der;-(e)s, -s; das;- (e)s, -en Flugw.Schiffbau rippenartiges, eingebautes Bauteil, das zu Versteifung und Verstärkung der (Außenwände) von Flugzeugen, Schiffen dient (S.1071)
Berg|-fahrt, die Binnenschiff. Fahrt stromaufwärts (S.161)
In gleicher Weise verfährt das HWDG bei polysemen Lexemem mit Sememen, die seemannssprachliche Ausdrücke sind. 'Schote', 'Ende', 'Messe' und 'festmachen' sind mit Seemannsspr. markiert, 'Tonne', 'Bake' und 'abflauen' dagegen nicht. Exemplarisch für die Handhabung von antonymischen Verben sind die Beispiele
streichen ... 5. (hat) die Segel, Flagge s. (einziehen, einholen) (S. 1118)
ablegen ... . 5. Seemannsspr. das Schiff legt ab (fährt ab, nachdem die Taue gelöst sind); (S.11)
anlegen ... 5. das Schiff legt am Kai, an der Landungsbrücke an (fährt an den Kai, die Landungsbrücke heran und macht dort fest) (S. 54)
Schauermann, der /Pl. -leute/ Seemannsspr. DDR veraltend Hafenarbeiter, der Schiffe be-, entlädt (S. 987)
Smutje, der ; -s, -s Seemannsspr. scherzh. Schiffskoch (S.1060)
Im "Vorwort" heißt es:
Unterschiede und Gemeinsamkeiten von HWDG und DUWel der Aufnahme- und Markierungspraxis seemannssprachlicher Lexik zeigen sich in einer Gegenüberstellung der Beispiele.
DUWel - Wörterverzeichnis
Die außerhalb des Wörterverzeichnisses festgelegten Zuordnungen zu fach- und sondersprachlichen Bereichen sind - entweder als Abkürzung oder als Angabe des Gebietes - im Wörterbuchartikel an standardisierter Position in runden Klammern zu finden:
_Schott, das; -[e]s, -en, selten: -e [mniederd. schot = Riegel, Schiebetür, eigtl. = Eingeschossenes]: (Seemannsspr.) in Längs- u. Querrichtung verlaufende wasserdichte u. feuersichere Stahlwand im Rumpf eines Schiffes: die Schotten öffnen, schließen; -en dicht! (seem. Kommando); Ü die -en dichtmachen (nordd.; alle Türen u. Fenster schließen ).
Spant, das, Flugw. auch: der; -[e]s, -en <meist Pl.> [aus dem Niederd., wohl zu mniederd. span = Spant, zu spannen] (Schiffbau, Flugw.): wie eine Rippe geformtes Bauteil zum Verstärken der Außenwand des Rumpfes bei Schiff od. Flugzeug;
Berg|fahrt, die: 1. (Schifffahrt) Fahrt stromaufwärts. 2. ...
_Lot, das; -[e]s, -e [mhd. lot; viell. kelt. Ursprungs; 4: urspr. ein Gewicht aus Blei (etwa 16 g)]: 1. [...] 2. (Seew.) [mit Längenangaben markierte] Leine mit einem Bleigewicht zum Messen der Wassertiefe; Lotleine: das L. [aus]werfen, hinunterlassen; die Tiefe mit dem L. messen.
Ab|ste|cher, der; -s, - [aus dem Niederd., eigtl. = kurze Fahrt mit dem (Bei)boot, zu veraltet seem. abstechen = staken (1 a)]: das Aufsuchen eines abseits von der Reiseroute liegenden Ziels: einen kurzen A. nach Berlin machen, unternehmen.
Wen|de|mar|ke, die (Sport, bes. Segeln): Markierung, durch die die zum Wenden vorgesehene Stelle gekennzeichnet wird;
set|zen <sw. V.> [mhd. setzen, ahd. sezzen, eigtl. = sitzen machen]: 1. [...] 3. [...] d) an einem Mast aufstecken, aufziehen: vor der Ausfahrt die Segel s.;
an|le|gen <sw. V.; hat>: 1. [...] 9. landen, festmachen: das Schiff legt pünktlich am Kai an.
fest|ma|chen <sw. V.; hat>: 1. [...] 3. (Seemannsspr.) (ein Schiff) an einer Anlegestelle fest vertäuen: das Schiff hatte am Kai festgemacht (angelegt).
Hal|se, die; -, -n [zu _Hals in der urspr. Bed. ,,Dreher"] (Seemannsspr.): das _Halsen: eine H. machen;
_hal|sen <sw. V.; hat> (Seemannsspr.): den Kurs eines Segelschiffes ändern, indem man es mit dem Heck durch die Richtung dreht, aus der der Wind weht;
Steu|er|mann, der <Pl. ...leute, seltener: ...männer>: 1. (Seew. früher) Seeoffizier (höchster Offizier nach dem Kapitän), der für die Navigation verantwortlich ist. 2. (Seew.) Bootsmann...
Smut|je, der; -s, -s [niederd. smutje, eigtl. = Schmutzfink, urspr. abwertende Bez.] (Seemannsspr.): Schiffskoch.
See|len|ver|käu|fer, der (abwertend): 1. (Seemannsspr. abwertend) schlecht gebautes od. zum Abwracken reifes Schiff, das eigentlich nicht seetüchtig ist, aber trotzdem auf See eingesetzt wird. ...
Gegenüber dem HWDG und im Vergleich mit dem "Grammatisch-kritischen Wörterbuch..." wird der Kennzeichnungsapparat im DUWel konsequenter und fein gegliederter eingesetzt: Den zwölf für das "Grammatisch-kritische Wörterbuch..." als Beispiel für sondersprachlich gekennzeichnete Lemmata stehen im DUWel sieben markierte (HWDG: zwei) und eines durch den Kommentar auf die Seemannssprache referierendes (HWDG: ein) gegenüber.
Neben dem HWDG und dem DUWel ist das "Deutsche Wörterbuch" von Gerhard Wahrig zu den maßgeblichen allgemeinen einsprachigen - und einbändigen - Wörterbüchern der deutschen Gegenwartssprache zu zählen. Die 6. Auflage erschien 1997 in einer Printversion und als CD-ROM der Bertelsmann Electronic Edition (dem sog. BEEBOOK),24 hier DWel.
DWel - Umtexte
Die nicht nutzerfreundlich präsentierten Umtexte dieses elektronischen Wörterbuches enthalten nur wenige Informationen zur Aufnahme und Kennzeichnung sonder- und fachsprachlicher Lexik. So heißt es z.B.
Wörter und Redewendungen, zu denen keine besonderen Hinweise gegeben sind, können grundsätzlich als hochsprachlich betrachtet werden. Sie sind damit für das gesamte deutsche Sprachgebiet relevant. Speziell gekennzeichnet sind dagegen:
3. Sondersprachen oder Jargon: Hiermit wird die Redeweise bestimmter gesellschaftlicher Gruppen oder Berufsstände bezeichnet; z. B. <Schülerspr.>, <Kaufmannsspr.>, <Seemannsspr.> usw.
4. Fachsprachen: Sie verweisen auf ein bestimmtes Fachgebiet, in dem Wörter oder Redewendungen gebraucht werden; z. B.: <Math.>; <Rechtsw.>; <Soziol.> usw."
Wie unterschiedlich der lexikographische Umgang mit sondersprachlicher Lexik in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern ist, zeigen einige Beispiele aus dem Wörterverzeichnis.
DWel - Wörterverzeichnis
Zur Kennzeichnung seemannssprachlicher Lexik wird im DWel in der Mehrzahl der Fälle 'Mar.' für 'Marine' benutzt, daneben die Markierungen 'Seemannsspr,', seemänn.', '(im) Schiff', '(beim) Segeln':
'stau_en <V,; hat> 1 <V.i> Ladung stauen <Seemannsspr.> auf dem Schiff seefest unterbringen
wahr|schau_en <V.i.; hat; seemänn.> jmdn. warnen
ver'mur_ren2 <V.t.; hat> vor zwei Anker legen (Schiff)
'Wen_de2
<f. 19> <Schwimmen, Segeln> Drehung um 180o'Hal_se <f. 19> ein Wendemanöver beim Segeln
'hal_sen <V.i.; hat; Mar.> beim Wenden das Segel auf die andere Bootsseite nehmen;
Mast- und 'Schot_bruch! <norddt.; urspr. Seemannsspr.> (Wunsch für gutes Gelingen, bes. einer Seefahrt)
Mit einem ersten Blick auf die zur Zeit übliche Kennzeichnungspraxis sondersprachlicher Lexik - speziell der sog. seemannssprachlichen - in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern der Gegenwartssprache läßt sich folgendes erkennen:
Opitz (1998: 1215) vermerkt, daß sich die überwiegend mit der Segelschiffromantik assoziierte Seemannssprache
Welche Hilfe bieten nun die gängigen allgemeinen einsprachigen Wörterbücher der deutschen Gegenwartssprache, falls ein Leser in alltagssprachlichen oder literarischen Kontexten auf Seemannssprachliches trifft und aus einem aktuellen Informationsbedürfnis heraus zu einem dieser Wörterbücher greift, um seine sprachlichen oder sachlichen Kompetenzlücken zu schließen? Die Fragestellung ist hypothetisch, die Textbeispiele authentisch:
(1) Für diesen Beitrag wurde überwiegend die CD-Rom-Version der 3., neubearbeiteten Auflage 1996, PC-Bibliothek 2.0 (1997) verwendet = DUWel.
(2) Schon die nicht nur in diesem Beitrag synonymische Verwendung von 'Gebrauchswörterbuch' zu 'allgemei-nes einsprachiges Wörterbuch' deutet darauf hin, daß letztere Typisierung zwar tradiert, aber keinesfalls zementiert ist. Wiegand (1990: 2105) sieht in dieser Bezeichnung denn auch eher einen "pragmatisch ein-gespielten Fachausdruck", der u.a. mit 'Sprachstadienwörterbuch', 'Definitionswörterbuch', 'Bedeutungswör-terbuch' oder auch 'polyinformatives Wörterbuch' (cf. Wiegand 1989: 424) synonymisch gebraucht wird. Dieses Bezeichnungspotenzial kann als terminologischer Wirrwarr oder typologische Unsicherheit gedeutet werden, hängt aber m.E. vielmehr mit dem - existenten oder gewünschten - Leistungsangebot und Lei-stungsumfang allgemeiner einsprachiger Wörterbücher zusammen. Wenn dieses Leistungsangebot den Leistungserwartungen an ein Wörterbuch dieses Typs genügen soll, muß es notwendigerweise neben einer soliden Dokumentation des Kernbestandes einer Sprache auch Ausschnitte aus dem sprachlichen Tableau enthalten, die für eine Gesellschaft, deren Sprache zunehmend durch breit gestreutes Spezialwissen und Gruppenzugehörigkeit geprägt wird, relevant sind.
(3) Gruppensprache bzw. Gruppenwortschatz wird hier als Synonym zu Sondersprachen verwendet; Fachspra-chen werden als Hyponym dazu angesehen und mit Möhn (1998: 177) als "Gruppensprachen von Experten" bezeichnet.
(4) Auch in den Zuordnungen aus dem Begriffsparadigma 'Sondersprache' zeigt sich die vitale Vielfalt der SEEMANNSSPRACHE: Sie vereint Elemente von Berufssprache und Standessprache, Jargon und Gruppen-sprache, Tabusprache, Eingeschränkter Sprache, genderlect, Fachsprache und 'Hobby-Sprache'. Zu den Komponenten der Seemannssprache und ihrem lexikalischen Inventar cf. insbesondere: Kramer 2000 (i.D.)
(5) Möhn (1998: 175) beurteilt Fach-, Berufs- und Sondersprachen als differente Prototypen von Gruppenspra-chen und bestimmt z.B. die Jägersprache als "eine Zweikomponentensprache mit fach- und sondersprach-lichen Anteilen".
(6) So verwirklicht Frisch den Anspruch Leibniz', daß "eine Musterung und Untersuchung aller teutschen Wor-te, welche, dafern sie vollkommen, nicht nur auf diejenige gehen soll, so jedermann brauchet, sondern auch auf die, so gewissen Lebensarten und Künsten eigen", indem er über die Gemeinsprache seiner Zeit hinaus zusätzlich das Wortgut geschichtlicher Sprachstufen sowie der Mundarten und Berufssprachen her-anzieht und mit breiter Quellenbasis vorbildlich kodifiziert (cf. Powitz 1977: XIV*).
(7) vgl. dazu Powitz 1977: VIII*
(8) Weitere bibliographische Angaben finden sich im "Chronologischen Verzeichnis der wichtigsten Wör-terverzeichnisse und Wörterbücher zur Begriffsbestimmung seemännischer Ausdrücke" in Kluge (1911) und in Bischoff (1916).
(9) vgl. dazu die Ausführungen zur traditionellen maritimen Fachsprache von Opitz 1998.
(10) Häufig sind die Bereiche, auf die die Wortsammlungen referieren, bereits im Titel erkennbar, z.B. Brummküsel, H. (1933): 1000 Worte Marinedeutsch. Wilhelmshaven. (2. Auflage 1950, 3. veränderte und vermehrte Auflage 1967); (1930) Verzeichnis gebräuchlicher seemännischer und marinetechnischer Wör-ter, die Schwierigkeiten in der Rechtschreibung bieten. Herausgegeben von der Inspektion des Bildungswe-sens der Marine. Kiel.; (1937) Verzeichnis seemännischer Wörter zusammengestellt im Auftrage der In-spektion des Bildungswesens der Marine. Glückstadt.; Eichler, C. (1943): Vom Bug zum Heck. Seemänni-sches Hand- und Wörterbuch. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Berlin. (3. Auflage 1964, Bielefeld, Berlin); Timmermann, G. (1953): Deutsche Seemannsausdrücke. Hamburg.; Werckmeister, G. (1958): Luv und Lee. Seglers ABC. Braunschweig, Berlin; Dietel, W. (1964): Seefahrts-Wörterbuch. Dictionary of nau-tical terms. 2. Auflage, München.; Dluhy, R.: (1974): Schiffstechnisches Wörterbuch. Hannover.; Zienert, J. & P. Heinsius (1983): Decksdeutsch heute: A-Z. Herford; Schaper, M. & P. Goll (1991): Bord-Jargon. Dem Seemann aufs Maul geschaut. Hamburg. Desiderabel ist eine entsprechende Bibliographie.
(11) Daß die Verfasser nicht-spezieller Wörterbücher selbstverständlich und legitim auf die Sonder-sprachlexikographie zurückgriffen, verdeutlicht auch eine Aussage Friedrich Kluges: "Die deutsche Sprach-wissenschaft des 19. Jahrhunderts hat von dem Werke [Roeding 1796, U.K.] so wenig Notiz genommen, daß das Grimmsche Wörterbuch fast immer nur den im Jahre 1850 erschienenen Auszug von Bobrik namhaft macht." (Kluge 1911:X). Vgl. dazu auch Grimm (1854:XXX)
(12) Obwohl Ludwig in seiner Studie zu den "Markierungen im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch des Deut-schen" bereits 1991 auf das Fehlen systematischer Arbeiten zur lexikographischer Praxis wie der Kodifika-tion pragmatischer Informationen - also auch fach- und gruppenspezifischer Charakteristik von Lexemen - hinwies und damit einen Stoßseufzer Hennes von 1968 vertiefte, fehlen ausreichende Betrachtungen die-ser Art noch immer, obwohl die HSK-Bände "Wörterbücher" 5.1.-5.3. wenigstens die ärgsten Lücken schließen konnten (vgl. auch Ludwig 1991: 50f).
(13) Vgl. hierzu Ludwig 1991: 58 und besonders: 97ff.
(14) Über die Gründe dafür soll an dieser Stelle nicht spekuliert werden, da eine gründliche Auswertung der Kodifizierungspraxis gruppensprachlicher Lexik in Adelungs Wörterbuch - wie übrigens auch zu anderen bedeutenden Wörterbüchern - noch aussteht. Erste Vergleiche zeigen jedoch, daß sich die hier beobachtete Praxis auch in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern der deutschen Gegenwartssprache findet.
(15) Es wurde die vollständige digitale Reproduktion dieser Ausgabe verwendet, die im Titel des Zusatz hat: "Mit D.W. Soltau's Beyträgen, revidirt und berichtiget von Franz Xaver Schönberger", abrufbar unter www.ub.uni-bielefeld.de
(16) Kühn/Püschel (1990: 2089) vermerken, daß sich Sanders' Wörterbuch "durch die reichliche Aufnah-me von Fachwörtern und sondersprachlichem Wortschatz" auszeichnet.
(17) Auch Moritz Heynes dreibändiges "Deutsches Wörterbuch" (1890-1895/1905-1906) und das "Deut-sche Wörterbuch" von Hermann Paul (1897) - beide primär historisch orientiert - und selbstverständlich das "Deutsche Wörterbuch" von Jacob und Wilhelm Grimm kodifizieren fach- und gruppensprachliche Le-xik, vgl. dazu auch Kramer 2000 (i.D.).
(18) Wiegand (1990: 2105f.) beschreibt detailliert die frühe Nachkriegslexikographie von 1995 bis ca. 1960, beurteilt die als allgemeine einsprachige Wörterbücher geltenden für diesen Zeitraum kritisch und geht in diesem Zusammenhang auf ältere und mehrmals überarbeitete Wörterbücher ein.
(19) Auf die Vor- und Nachteile bzw. die Unterscheide der elektronischen Versionen der beiden genannten Wörterbücher kann hier nicht eingegangen werden. Ich verweise auf zahlreiche Besprechungen in der Zeit-schrift LEXICOGRAPHICA.
(20) 'Seemannssprache' ist im HWDG lemmatisiert und erklärt als 'Sondersprache der Seeleute' (1984: 1038)
(21) Zur Markierungspraxis im HWDG überhaupt vgl. Ludwig 1991.
(22) Im Unterschied zu 'Steuermann' sind z.B. 'Matrose' und 'Kapitän' im HWDG unmarkiert.
(23) In der elektronischen Version heißen diese Texte 'Zusätze', das sind: Vorwort, Hinweise für die Wör-terbuchbenutzung, Anlage und Artikelaufbau, Im Wörterverzeichnis verwendete Abkürzungen, Kurze Grammatik der deutschen Sprache.
(24) Im Vergleich zum DUWel ist das "Deutsche Wörterbuch" unkomfortabel: Kurzanweisung und sämtliche Umtexte sind nicht aus der Anwendung heraus verfügbar, sondern müssen umständlich über das Haupt-verzeichnis der CD-ROM aufgerufen werden. Die angebotene Option 'Kopieren in die Textverarbeitung' läßt keine Freude aufkommen, da etliche Zeichen dabei verschwinden.
(25) "Der Sprach-Brockhaus" (Leipzig 1940: VI) verwendet z. B. Icons "Für Wissensgebiete und Sonder-sprachen". Für 'Schiffahrt', 'Seemannssprache' und 'Segelsport' steht ein Anker.
(26) Der Tagesspiegel, 28.9.1999, S1.
(27) Der Tagesspeigel, 19.12.1998, S. 31
(28) Der Tagesspiegel, 12.10.1999, S. 30
(29) Der Tagesspiegel, 1./2.4.1999, S. 28
(30) Der Tagesspiegel, 29.4.1999, S. 28
(31) Friedrich Christian Delius:"Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus", 1998: 17f.
(32) Der Tagesspiegel, 8.10.1999, S. 3
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