Zum Stellenwert der Phraseologie im einsprachigen deutschen Bedeutungswörterbuch des 20. Jahrhunderts

Diana Stantcheva (Berlin)


Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, welchen Stellenwert die Phraseologie im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch einnimmt, das bekanntlich im Unterschied zum phraseologischen Wörterbuch nicht auf die Kodifizierung phraseologischen Bestandes spezialisiert ist. Zur Untersuchung stehen hier acht deutsche Bedeutungswörterbücher des 20. Jahrhunderts, die in der Reihenfolge ihres Erscheinens besprochen werden. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den im Wörterbuchvorwort explizit formulierten Ansichten der Lexikographen zu den Phraseologismen, auf der Funktion der Wörterbucheinleitung als Hilfe bei der Erschließung der im Wörterbuch enthaltenen phraseologischen Information sowie auf der im Wörterverzeichnis erfaßten entsprechenden Terminologie.


 

1 Einleitung

Im Abschnitt "Indizien, die sich aus Wörterbüchern ergeben" im Handbuch der Phraseologie(Burger et al. 1982:370-382) überprüft Linke die Eignung einzelner lexikographischer Werke aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert als Quellen für die historische Phraseologieforschung. Gleichzeitig untersucht sie, inwieweit bei den Autoren der jeweiligen Wörterbücher ein "phraseologisches Bewußtsein" entwickelt war und stellt fest, daß mit "einem gewissen ‘phraseologischen Bewußtsein’ [...] schon ziemlich früh", d.h. bereits im 16. Jahrhundert, zu rechnen ist (ibd.: 373).

Im vorliegenden Beitrag wird nun hinterfragt, welchen Stellenwert die Phraseologie1 im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch hat, ein Nachschlagewerk, das bekanntlich im Unterschied zum phraseologischen Wörterbuch nicht auf die Kodifizierung phraseologischen Bestandes spezialisiert ist. Zur Untersuchung stehen hier acht einsprachige deutsche Bedeutungswörterbücher des 20. Jahrhunderts, die in der Reihenfolge ihres Erscheinens besprochen werden. Darunter befinden sich vier Einbänder Das deutsche Wort. Rechtschreibung und Erklärung des deutschen Wortschatzes sowie der Fremdwörtervon Richard Pekrun (im folgenden: Pekrun), Ullstein Lexikon der deutschen Sprache. Wörterbuch für Rechtschreibung, Silbentrennung, Aussprache, Bedeutungen, Synonyme, Phraseologie, Etymologie (im folgenden: Ullstein-LdS), Knaurs Großes Wörterbuch der deutschen Sprache (im folgenden: Knaurs-GW), Langenscheidts Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache (im folgenden: Lgwdaf); ein Zweibänder Handwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (im folgenden: HDG)2 und drei Mehrbänder Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (im folgenden: WDG), Brockhaus-Wahrig. Deutsches Wörterbuch (im folgenden: BW) und Duden Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In acht Bänden (im folgenden: Duden-GWB).

Bei der Untersuchung wird der Tatsache Rechnung getragen, daß ein Teil dieser Wörterbücher in einem Zeitraum entstanden ist, in dem es die sprachwissenschaftliche Disziplin Phraseologie zunächst gar nicht gab und später verschiedene Entwicklungsstadien durchlief. In diesem Zusammenhang ist es angemessen, die zuerst gestellte Frage nach dem Stellenwert der Phraseologie in drei weitere Fragen aufzusplittern: Läßt sich ein "phraseologisches Bewußtsein" in den "älteren" Wörterbüchern dennoch nachweisen? Inwieweit spiegeln die "neueren" lexikographischen Werke die theoretische Phraseologiediskussion wider? Und sind im Laufe dieses Jahrhunderts Veränderungen im "phraseologischen Bewußtsein" zu beobachten (ausgelöst von der kritischen Auseinandersetzung in der Metalexikographie mit der Erfassung und Darstellung von phraseologischen Einheiten im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch)? Nachfolgend wird auf diese Fragen eingegangen.


 

2 Zum Ausdruck "phraseologisches Bewußtsein"

Den Ausdruck "phraseologischen Bewußtsein" übernehme ich von Linke (cf. Burger et al. 1982:373). Für die Zwecke des vorliegenden Beitrags bedarf er jedoch einer Präzisierung. Er berücksichtigt genauer die folgenden drei Punkte:

Im vorliegenden Beitrag wird von der These ausgegangen, daß je ausgeprägter das "phraseologische Bewußtsein" der Wörterbuchverfasser, desto größer die Bedeutung, die den Phraseologismen generell im Wörterbuch beigemessen wird, und desto reichhaltiger und benutzerfreundlicher ist die phraseologische Information in der Wörterbucheinleitung präsentiert. Inwieweit dies in der bestehenden Praxis der Fall ist, wird im folgenden diskutiert.


 

3 Phraseologische Information und Terminologie in den Wörterbucheinleitungen und Wörterverzeichnissen der untersuchten Wörterbücher

3.1 Pekrun (1933)

Das deutsche Wort. Rechtschreibung und Erklärung des deutschen Wortschatzes sowie der Fremdwörter von Richard Pekrun ist das erste deutsche Wörterbuch, das den Wortschatz des 20. Jahrhunderts erfaßt. Seit 1933 bis heute erlebte es etwa 12 Auflagen und erschien 1985 unter dem Titel Deutsches Wörterbuch. Trotz der hohen Anzahl von Auflagen gehört es heute zu den Wörterbüchern, die als "nicht angemessen gepflegt und [...] inzwischen verkommen" gelten (Wiegand 1990: 2170). Im folgenden wird vor allem die erste Auflage berücksichtigt, und nur zum Vergleich in Sachen "phraseologisches Bewußtsein" wird dazu außerdem die Neuauflage (1985) der angeblich letzten 12. Auflage herangezogen.

Die Wörterbucheinleitung zu Pekrun (1933) besteht aus dem "Vorwort" (S. V-VI), "D[en] wichtigsten Regeln für die deutsche Rechtschreibung (nach den amtlichen Bestimmungen, mit gelegentlichen Zusätzen sowie Kürzungen)" (S. VII-X), der "Anwendung der Satzzeichen" (S. X-XII), den "Anweisungen zum Gebrauch des Wörterbuches" (im folgenden: "Anweisungen") (S. XIII-XIV) und einem Abkürzungsverzeichnis (S. XV-XVI), wobei nur im "Vorwort", in den "Anweisungen" und im Abkürzungsverzeichnis konkret Bezug auf das Wörterbuch genommen wird. Über den Umfang und die Auswahlkriterien des aufgenommenen phraseologischen Materials ist diesen Teilen allerdings keine Information zu entnehmen. Darin wird generell von "Sammlung des Wortschatzes" ("Vorwort", S. V) gesprochen, wobei der Schwerpunkt auf dem damals aktuellen Sprachgebrauch liegt. Es werden auch Wörterbücher als Materialquellen zitiert ("Vorwort", S. V-VI), darunter befinden sich jedoch keine phraseologischen Sammlungen. Von "Redensarten" ist im "Vorwort" nur einmal bei der Formulierung des Wörterbuchziels die Rede, nämlich "Auskunft [...] nicht nur über alle Bedeutungen [zu geben], sondern auch über Aussprache, Betonung, Rechtschreibung, Redensarten, Herkunft der Fremdwörter und - soweit möglich - über Etymologie" (Vorwort, S. V). Und in den äußerst knappen "Anweisungen" (S. XIII-XIV) wird flüchtig auf die Anordnung der "Redensarten" eingegangen. Danach folgen die "Redensarten" im Wörterbuchartikel den Bedeutungen und sind damit selbst keine Stichwörter. Deren Anordnung geschehe noch "unter dem Gesichtspunkt der Übersichtlichkeit" ("Vorwort", S. V) - ein Gesichtspunkt, der nicht weiter erörtert wird. Im Abkürzungsverzeichnis ist "bildl." (für bildlich) die einzige Abkürzung, die mit der Phraseologie in Verbindung gebracht werden könnte. Was genau darunter zu verstehen ist, wird jedoch weder im "Vorwort" noch in den "Anweisungen" erläutert.

Als Grund für die "Phraseologiemisere" in Pekrun 1933 nennt Wiegand (1990: 2121) die "unzureichende Theoriebildung in der Sprachwissenschaft" zum damaligen Zeitpunkt. Diese Tatsache kann nicht geleugnet werden, aber nicht alles läßt sich damit rechtfertigen, und das zeigt sich besonders bei den "Anweisungen" in Pekrun - sie fallen insgesamt ziemlich dürftig aus (nur zwei Seiten). Dies deutet auf die geringe Sensibilisierung des Lexikographen für Fragen der Benutzerfreundlichkeit hin, denn er hat z. B. kaum die Anordnungsprinzipien formuliert, die sein Wörterbuch befolgt.

An dieser Situation hat sich auch im Deutschen Wörterbuch. Ein umfassendes Nachschlagewerk des deutschen und eingedeutschten Sprachschatzes (im folgenden: DW) von 1985, das hier zum Vergleich herangezogen wird, wenig geändert. Aus der Wörterbucheinleitung ist im Unterschied zu Pekrun (1933) das autorgebundene "Vorwort" entfernt und damit auch die Wörterbuchliste, in der Nachschlagewerke älterer Sprachstadien enthalten waren. Sie konnte man dem Benutzer im Jahre 1985 nicht mehr zumuten, und an deren Stelle wurde keine neue Liste zusammengestellt. Neu dazu gekommen sind in der Wörterbucheinleitung der Teil "Das Wesentliche aus der deutschen Sprachlehre (Grammatik)" (S. XI-XIV) und als Wörterbuchnachspann eine Liste der gebräuchlichsten Abkürzungen und Kurzwörter (887-904) sowie Korrekturvorschriften (905ff.). Die restliche Information ist ohne Veränderungen oder gar notwendige Ergänzungen hinsichtlich der Entwicklung der sprachwissenschaftlichen Theorie abgedruckt.

Was die phraseologische Terminologie im Pekrun (1933) betrifft, unterscheidet sich das Bild nicht wesentlich von dem der Wörterbucheinleitung. Als Lemmata nicht verzeichnet sind die neueren Begriffe "Idiomatik", "Phraseologismus", "Phraseolexem" und "Phrasem", was im Hinblick auf das Erscheinungsdatum vom Wörterbuch nicht erstaunt. Ganz anders sieht es mit den "älteren" Termini "Redensart" und "Redewendung" aus, welche lediglich als Ableitungen zu anderen Stichwörtern und zwar ohne Definition aufgelistet sind. Das Lemma "Phraseologie" ist mit zwei Bedeutungen aufgenommen - ‘Sammlung von Redensarten’ und ‘Lehre von den der Sprache eigentümlichen Redewendungen’. Diese Bedeutungspunkte werden dabei durch ein etwas seltsames im ganzen Wörterbuch eingesetztes lexikographisches Verfahren voneinander abgehoben, nämlich durch einen Doppelpunkt (siehe Tabelle 1). Da aber weder "Redensart" noch "Redewendung" im Wörterverzeichnis definiert werden und darüber hinaus nicht klar ist, was unter den einer "Sprache eigentümlichen Redewendungen" zu verstehen sein soll, bleibt diese Bedeutungserläuterung praktisch unanwendbar. Das Lemma "Idiom" hat im Pekrun (1933) noch keine phraseologische Bedeutung. Die Wörterbuchdefinition vom "Sprichwort" berücksichtigt die Aspekte Lehrhaftigkeit, Kürze, Stabilität dieser phraseologischen Klasse, läßt aber deren Volkstümlichkeit außer acht. Dieser Begriffsbestimmung fehlen auch Beispiele, die das Definierte veranschaulichen könnten. Illustrierende Beispiele fehlen auch bei den Lemmata "Phrase" und "Formel". Das erste ist als ’Redensart’ und als ‘leere’ bzw. ‘schönklingende Redensart’ definiert - eine Information, die sich ebenfalls nicht weiter verwenden läßt, weil die Bedeutung von "Redensart" nicht erläutert ist. Das zweite Stichwort "Formel" enthält schließlich die in den Bereich des Phraseologischen fallende Bedeutung ‘feststehender Ausdruck’.

Auch bezüglich der phraseologischen Terminologie sind im DW von 1985 wenig Änderungen vorgenommen, d.h., die bis 1985 stattgefundene theoretische Phraseologiediskussion ist nicht berücksichtigt worden. Als Lemma zusätzlich aufgenommen ist lediglich "Idiomatik" mit der Definition "Lehre von den Idiomen". Das Lemma "Idiom" ist jedoch nach wie vor nur in seiner nichtphraseologischen Bedeutung verzeichnet. Die Bedeutungserläuterung zum "Sprichwort" ist unwesentlich gekürzt worden.

3.2 Ullstein-LdS (1969)

Dieser nach Wiegands Übersicht "kleine Einbänder" (1990:2165 u. 2168) ist das einzige der untersuchten Wörterbücher, das die Bezeichnung "Phraseologie" im Untertitel führt (Ullstein Lexikon der deutschen Sprache. Wörterbuch für Rechtschreibung, Silbentrennung, Aussprache, Bedeutungen, Synonyme, Phraseologie, Etymologie). Auch in den dazugehörenden "Hinweisen zur Benutzung" ist ein separater Abschnitt mit der Überschrift "Phraseologie" enthalten (Abschnitt 10, S. 7 - ungezählt). Unter "Phraseologie" werden hier jedoch, zumindest in den "Hinweisen zur Benutzung", "Beispiele für den syntaktischen Gebrauch des Stichwortes" bzw. "Satzbeispiele" (ibd.) verstanden, d.h. der kontextuelle Aspekt der Lemmata - also sowohl Phraseologismen als auch freie Wortverbindungen. Dies wird besonders anhand der folgenden als phraseologisch ausgewiesenen Beispiele aus der Wörterbucheinleitung deutlich: "ich hackte gerade Holz; ich habe einen ganzen Raummeter Holz gehackt; [...] ich hob meine Schwester auf die Mauer; ich habe das Kind aus der Wiege gehoben" (S. 7 - ungezählt). Dieser Gebrauch von "Phraseologie" ist, wie Wiegand (1990:2159) zu Recht feststellt, nicht nur im Hinblick auf die Terminologie der neueren Phraseologieforschung irreführend9, sondern befindet sich auch im Widerspruch zur Bedeutungserklärung des Lemmas "Phraseologie" im eigenen Wörterverzeichnis.

Zu der Auswahl und zum Umfang des phraseologischen Materials im Ullstein-LdS ist in den "Hinweisen zur Benutzung" speziell keine Information enthalten. Dort wird lediglich vom allgemeinen Umfang des Wörterbuches gesprochen, das den "deutschen Grundwortschatz einschließlich aller häufig gebrauchten Fremdwörter" oder die "am häufigsten gebrauchten Wörter" umfassen soll (S. 5 - ungezählt). Als wirklich phraseologisch kann in den "Hinweisen zur Benutzung" lediglich die kurze Information über die Etymologie der "Redewendungen" bezeichnet werden, die besagt, daß "in vielen Fällen der Geschichte einer Redewendung nachgegangen [wurde], wenn ihr Ursprung nicht mehr deutlich vor Augen liegt, z. B. jmdm. einen Korb geben (ä Korb 1,B)" (S. 8 - ungezählt). Aus diesem Beispiel wird auch die Markierungspraxis des Wörterbuchs ersichtlich, nämlich einen Teil der phraseologischen Einheiten (vor allem die vollidiomatischen) im Wörterbuchartikel durch "B" zu kennzeichnen. Im Abkürzungsverzeichnis wird dieses Zeichen als "bildlicher bzw. übertragener Gebrauch, Bild, Metapher, Übertragung" erklärt (S. 8 - ungezählt). Diese Markierungspraxis wird allerdings dem Benutzer nicht explizit erläutert, genauso wie die benutzten lexikographischen makro- und mikrostrukturellen Zuordnungsprinzipien der Phraseologismen in der Wörterbucheinleitung nicht formuliert sind.

Hinsichtlich der phraseologischen Terminologie im Ullstein-LdS lassen sich folgende Beobachtungen anstellen: In der Wörterbucheinleitung wird ausschließlich die Bezeichnung "Redewendung" (ohne Definition) gebraucht. Ins Wörterverzeichnis aufgenommen sind "Phraseologie", "Redensart", "Wendung", "Sprichwort", "Phrase", "Formel". Das Lemma "Idiom" ist auch verzeichnet, allerdings nur mit seiner nichtphraseologischen Bedeutung (cf. Tabelle 1). Nicht verzeichnet sind dagegen die Begriffe "Idiomatik", "Phraseologismus", "Phraseolexem" und "Phrasem". Bei den Lemmata "Phraseologie", "Phrase" und "Redensart" wird in der Bedeutungserläuterung im unterschiedlichen Zusammenhang auf "Redewendung" Bezug genommen. Wenn man jedoch "Redewendung" nachschlägt, stellt sich heraus, daß das entsprechende Lemma im Ullstein-LdS einfach fehlt. Der aufmerksame Benutzer könnte lediglich der Schreibung "[Rede]wendung" unter "Redensart" entnehmen, daß die Bedeutungserklärung von "Redewendung" unter "Wendung" zu finden ist. Wenn man sich die Bedeutungserläuterung des Lemmas "Phraseologie" anschaut und die Definition zum Lemma "Wendung" mit berücksichtigt, stellt sich heraus, daß die Ansichten der Lexikographen in der Wörterbucheinleitung und im Wörterverzeichnis in bezug darauf, was unter "Phraseologie" zu verstehen ist, voneinander abweichen. Denn laut Bedeutungserläuterung beschäftigt sich die "Phraseologie" nicht mit der kontextuellen Umgebung eines Stichwortes (wie es in den "Hinweisen zur Benutzung" im Abschnitt 10 "Phraseologie" heißt), sondern mit "Redewendungen" (cf. Tabelle 1), und "Redewendungen" bzw. "Wendungen" sind nichts anderes als "feste (stehende) Redensart[en], feste sprachliche Formulierung[en]" (cf. ibd.). Positiv fällt im Ullstein-LdS dagegen der Ansatz auf, im Wörterbuchartikel zum Lemma "Phraseologie" nicht nur eine Definition zu geben, sondern auch im Rahmen der Wortetymologie kurz auf die Geschichte der Wissenschaft hinzuweisen (cf. ibd.). Dies darf allerdings nicht als Indiz für ein besonders ausgeprägtes "phraseologisches Bewußtsein" bewertet werden, denn es stellt einen Aspekt vom Konzept der Lexikographen dar, zu jedem Stichwort im Wörterverzeichnis auch einen etymologischen Eintrag anzugeben.

"Redensart" definiert Ullstein-LdS nur in der Bedeutung ‘gehaltlos, leer’. Am Ende der illustrierenden Beispiele befindet sich jedoch die phraseologische Einheit "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen", mit der Erklärung versehen, dies sei eine "sprichwörtliche R[edensart]". Dieses Beispiel und die Erläuterung passen aber keineswegs zur angeführten Definition, sondern sollten für die andere existierende Bedeutung von "Redensart" stehen, nämlich ‘Phraseologismus’, welche Ullstein-LdS allerdings nicht verzeichnet.

Die angegebene Bedeutungserläuterung vom Lemma "Sprichwort" sagt wenig über die Form des Sprichwortes aus, ihr folgen aber zwei treffende Beispiele für die eingeschränkte Gültigkeit und gar Widersprüchlichkeit der von Sprichwörtern ausgedrückten Lebensweisheit.

Ullstein-LdS ist eines der wenigen hier untersuchten Wörterbücher (neben Knaurs-GW und DUDEN-GWB), das das Lemma "Phrase" als polysemes Wort darstellt. Neben der heute üblichen Bedeutung ‘leere, nichtssagende Worte’ verzeichnet es auch eine weitere Bedeutung, die als "veraltend" markiert ist und an erster Stelle im Wörterbuchartikel erscheint. Es handelt sich um die nicht mehr gebräuchliche Bedeutung ‘fester sprachlicher Ausdruck’.

3.3 WDG (1961-1977)

Das WDG stellt hinsichtlich des "phraseologischen Bewußtseins" der Lexikographen ein interessantes Untersuchungsobjekt dar, und dies vor allem im Hinblick darauf, daß Ruth Klappenbach, die Mitherausgeberin dieses Wörterbuches neben Wolfgang Steinitz, zu den ersten im deutschsprachigen Raum gehörte, die sich wissenschaftlich mit Phraseologie auseinandersetzten. Im Zusammenhang mit den Vorarbeiten zum WDG erkannte sie die Wichtigkeit eines Wörterbuchproblems, das der phraseologischen Einheiten, und beschäftigte sich intensiv damit im Rahmen zweier Arbeiten: Feste Verbindungen in der deutschen Gegenwartssprache(1961) und Probleme der Phraseologie (1968). In der ersten Veröffentlichung liefert sie eine eigene Definition dieser sprachlichen Phänomene (cf. Klappenbach 1961:176), legt drei Kriterien für die Abgrenzung fester von freien Verbindungen fest (cf. ibd.: 180f.) und versucht das phraseologische Material des Deutschen nach syntaktischen Kriterien zu klassifizieren (cf. ibd.:182ff.). In der zweiten Arbeit setzt sie sich mit den Klassifikationsmodellen der Russen Vinogradov, Amossova und Çernyçeva10 auseinander (cf. Klappenbach 1968: 221-225) und geht im Anschluß darauf auf Fragen der stilistischen Kennzeichnung und der semantischen Struktur der phraseologischen Einheiten ein (cf. ibd.:226). Sie weist immer wieder auf die lexikographischen Hauptprobleme hin, die mit der Erfassung von Phraseologismen im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch verbunden sind. Dabei bezieht sie sich auf die Abgrenzung fester von freien Verbindungen (cf. ibd.) sowie auf die Stelle, an welcher Phraseologismen im Wörterbruch erscheinen müssen (cf. Klappenbach 1961:194) und berichtet über die Erfahrungen sowjetischer Wörterbuchprojekte im Umgang mit dieser Problematik (cf. Klappenbach 1968: 226f.). Klappenbach berücksichtigt auch die Wechselbeziehungen zwischen der Theorie der Phraseologie und der lexikographischen Praxis. Ihrer Meinung nach kann man die Theorie nicht außer acht lassen, sie soll jedoch nicht blind umgesetzt, sondern an die Bedürfnisse der lexikographischen Praxis angepaßt werden. Dies macht sie am Umfang des in den unterschiedlichen Wörterbuchtypen aufzunehmenden phraseologischen Materials deutlich (phraseologisches <=> allgemeines einsprachiges und phraseologisches einsprachiges <=> phraseologisches zweisprachiges Wörterbuch) (cf. ibd.).

Aufgrund der wissenschaftlichen Beschäftigung der Mitherausgeberin vom WDG mit phraseologischen Einheiten und deren lexikographischer Bearbeitung geht man im WDG von einem besser ausgeprägten "phraseologischen Bewußtsein" als in anderen Wörterbüchern aus. Das "Vorwort", wie die Wörterbucheinleitung zum WDG heißt, wird jedoch diesen Erwartungen nur zum Teil gerecht. Es ist zwar das "umfangreichste und gründlichste Vorwort eines allgemeinen deutschsprachigen Wörterbuches des 20. Jh.", wie Herberg (1989: 750) schreibt, und es "behandelt die wesentlichen Aspekte der Makro-, Medio- und Mikrostruktur des Wörterbuches" (ibd.). Außerdem, was aus der Sicht der vorliegenden Untersuchung noch wichtiger ist, wird darin ausführlicher Bezug auf "feste Verbindungen" (wie die Phraseologismen hier bezeichnet werden) genommen als dies in anderen Wörterbucheinleitungen geschieht. Bei einer näheren Betrachtung merkt man aber schnell, daß das Verhältnis von Umfang und Informationswert darin zu Ungunsten der Information ausfällt. Ein allgemeiner Nachteil dieses "Vorwortes" besteht darin, daß hier den Ausnahmeregelungen zu viel Beachtung geschenkt wird, anstatt auf grundlegende Gebrauchsinformationen aufmerksam zu machen, so daß sich der durchschnittliche Benutzer mit einem schwer überschaubaren Zuviel an Information konfrontiert sieht und an wichtigen Hinweisen vorbeigeht. Der verwirrende Eindruck, den dieses "Vorwort" hinterläßt, wird auch durch das Bestreben der Herausgeber verstärkt, möglichst viele der Veränderungen im lexikographischen Konzept in der Zeit bis zur Fertigstellung des ersten Bandes (1952-1964) zu berücksichtigen11. In den oben erwähnten Arbeiten von Klappenbach ist das lexikographische Konzept hinsichtlich der Phraseologismen im WDG bedeutend besser und ausführlicher erklärt als im "Vorwort". Aus diesem Grund werden im folgenden parallel zur phraseologischen Information im "Vorwort" stets diese zwei Arbeiten als Ergänzung sowie zum Vergleich herangezogen, um das "phraseologische Bewußtsein" der Lexikographen im WDG möglichst genauer umreißen zu können.

Wie sieht es nun konkret mit der Information zur Phraseologie im "Vorwort" zum WDG aus? In der Wörterbucheinleitung zum WDG gibt es kein selbständiges Kapitel, das sich mit Phraseologie beschäftigt. Die phraseologische Information findet man verstreut über den Gesamtinhalt der Wörterbucheinleitung, zuweilen an unerwarteten Stellen versteckt (z.B. als Anmerkung - WDG, Bd.1:023, Anm. 4; sowie im Abkürzungsverzeichnis unter "sprichwörtlich" - WDG, Bd.1:035, Anm. 2). Dabei werden die Termini "Phraseologie", "Phraseologismus" im "Vorwort" zum WDG nicht gebraucht, sondern man verwendet hauptsächlich die Ausdrücke "feste Verbindungen" und "Redewendungen". Diese Begriffe werden jedoch dort nicht erläutert. Was die Bezeichnung "feste Verbindungen" anbelangt, ist sie darüber hinaus weder unter "fest" noch unter "Verbindung" ins Wörterverzeichnis aufgenommen, und dies obwohl Klappenbach, wie bereits erwähnt, in ihrem Artikel (1961) eine eigene Definition der "festen Verbindungen" liefert.

Aus dem "Vorwort" erfährt man weder etwas in bezug auf den Umfang des aufgenommenen phraseologischen Materials noch etwas Genaueres hinsichtlich der angewandten Auswahlkriterien. Die Information zu den Auswahlkriterien wird, ähnlich wie in anderen Wörterbüchern, ganz allgemein gehalten und betrifft hauptsächlich die Wortauswahl (cf. WDG, Bd.1: 03f.). Die Funktion der "festen Verbindungen" im Wörterbuch wird im "Vorwort" ebenfalls nicht explizit erläutert. Man kann aber sehr wohl annehmen, daß sie kaum von der bis dahin für diesen Wörterbuchtyp üblichen Funktion, nämlich den Wortgebrauch zu illustrieren, hinausgeht.

Die im "Vorwort" enthaltene phraseologische Information betrifft im wesentlichen zwei Aspekte: Zum einen die Darstellung der "festen Verbindungen" im Wörterbuch (mikro- und makrostrukturell) und zum anderen deren stilistische Kennzeichnung. Daß Lexikographen überhaupt auf diese Fragen in der Wörterbucheinleitung eingehen, stellt in dieser Zeit ein Novum dar und legt gleichzeitig Zeugnis von deren "phraseologischem Bewußtsein" ab. Über die lexikographische Zuordnung von Phraseologismen kann man sich im ersten Kapitel "Der Aufbau der Artikel" (cf. WDG, Bd.1:05-07) und teilweise auch im zweiten Kapitel "Die Bedeutungen" (cf. ibd.: 07-011) informieren. In bezug auf die makrostrukturelle Zuordnung der phraseologischen Einheiten ist im ersten Kapitel zu lesen, daß die Definition der "festen Verbindung" "entsprechend der Anzahl ihrer wesentlichen Wörter unter mehreren Stichwörtern" genannt wird, "z. B. ‘das kannst du dir an den (fünf) Fingern abzählen’ wird unter abzählen und Finger angeführt und erklärt, ‘das geht mir an die Nieren’ nur unter Niere. Wird es auch unter an als illustrierendes Beispiel gebracht, so ist dort eine Bedeutungsangabe nicht erforderlich. So ist ‘die Ausgabe letzter Hand’ unter Ausgabe 3 nur als Beispiel ohne Erklärung angeführt, da die Bedeutung von ‘Ausgabe’ in dieser Verbindung nichts Neues enthält. Unter Hand muß sie jedoch mit einer Erklärung erscheinen" (cf. ibd.:06f.). Diese wenigen Sätze werfen mehrere Fragen auf. Problematisch ist an ihnen z.B. was in einem Phraseologismus unter "wesentliche[n] Wörtern" zu verstehen ist, ob also damit formal die Autosemantika gemeint sind, oder sich die "Wesentlichkeit" dieser Wörter viel mehr in semantischer Hinsicht äußert. Außerdem geht aus den angegebenen Beispielen nicht eindeutig hervor, warum der Phraseologismus beim ersten Beispiel sowohl unter Verb wie Substantiv angeführt und erklärt wird, beim zweiten Beispiel jedoch lediglich unter dem Substantiv. Für die makrostrukturelle Zuordnung der Phraseologismen existiert offensichtlich keine hinreichend plausible Erklärung, von der sich der Benutzer beim Nachschlagen leiten lassen könnte. Schwierig nachzuvollziehen ist auch, besonders im Hinblick auf eine Systematik, die dadurch von vornherein aufgehoben wird, sowie aus der Sicht eines nichtmuttersprachlichen Benutzers, die Logik der Abweichung von dem oben postulierten makrostrukturellen Zuordnungsprinzip, nämlich unter den motivierten Komponenten eines teilidiomatischen Phraseologismus keine Definition anzuführen. Viel mehr Klarheit in den aufgeworfenen Fragen bringt auch Klappenbachs Arbeit "Probleme der Phraseologie" nicht. Zwar geht die Verfasserin darin auf die makrostrukturelle Zuordnung von Phraseologismen im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch kurz ein und weist dabei auf die Subjektivität der in anderen Wörterbüchern gebrauchten Formulierung "sinntragendes Wort" hin (weil unterschiedlich auslegbar). Die diesbezügliche Praxis vom WDG, "die Phraseologie12 - mit Rücksicht auf den Benutzer - an mehreren Stellen [zu] bringen" (Klappenbach 1968: 227), wird jedoch dort nicht näher erläutert.

Hinsichtlich der Stellung der Phraseologismen im Wörterbuchartikel wird im "Vorwort" zum WDG der Unterschied zwischen idiomatischen und nichtidiomatischen Phraseologismen gemacht (allerdings ohne diese Bezeichnungen explizit zu gebrauchen). Diesem Unterschied nach werden gemäß "Vorwort" bei der Zuordnung von Phraseologismen im Wörterbuchartikel zwei unterschiedliche Prinzipien befolgt: Die nichtidiomatischen phraseologischen Einheiten werden "den einzelnen Bedeutungen des Stichwortes zugewiesen und stehen organisch an der Stelle, zu der sie inhaltlich gehören. Bei kleineren Artikeln stehen sie meist am Ende des Artikels oder Bedeutungspunktes, d. h. nach dem freien Gebrauch des Stichwortes. Bei größeren Artikeln können sie auch mitten im Bedeutungspunkt stehen" (WDG, Bd.1:06). Die idiomatischen Phraseologismen, bei denen "kein direkter Zusammenhang mit einem Bedeutungspunkt des Stichwortes" besteht, erhalten dagegen einen neuen Gliederungspunkt (ibd.), wodurch nach Klappenbach (1968: 227) "die völlige Losgelöstheit von [...] den Bedeutungspunkten eines Wortes" zum Ausdruck gebracht werden soll. Die andere Herangehensweise hinsichtlich der nichtidiomatischen Phraseologismen wurde nach Klappenbach mit dem Ziel gewählt, auf diese Weise "den Zusammenhang zwischen eigentlichem und übertragenem Gebrauch deutlich zu machen" (ibd.). Weder das "Vorwort" noch die Arbeiten von Klappenbach berücksichtigen jedoch einen weiteren Aspekt der mikrostrukturellen Zuordnung der Phraseologismen, nämlich das Ordnungsprinzip phraseologischer Einheiten mit demselben Stichwort in umfangreichen Wörterbuchartikeln. Auch in bezug auf die Formulierung der "Nennform" (cf. Burger 1983: 34, nach Petermann 1983: 173ff.)13 oder "Grundform" (Scholze-Stubenrecht 1988: 290; Metzler-Lexikon Sprache 1993:358) bzw. "lexikalische Ausgangsform" (Wissemann 1961:243)14 sowie hinsichtlich der lexikographischen Beschreibung "morphosyntaktischer Restriktionen" der Phraseologismen (Burger 1989:597) ist dem "Vorwort" zum WDG keine Information zu entnehmen, die aber durchaus im Kapitel V "Die grammatischen Angaben" hätte stehen können.

Der stilistischen Kennzeichnung der Lemmata, gemäß "Vorwort" (WDG, Bd.1:03) und anderer Aussagen der Herausgeber (cf. Klappenbach/ Malige-Klappenbach 1980 [1978]:30) eines der wichtigsten Anliegen vom WDG und nach der Wörterbuchkritik eines der Hauptverdienste (cf. Wiegand 1990:2130), ist das dritte Kapitel "Die Bewertungen und Kennzeichnungen" (cf. ibd.:011-018) gewidmet. Von Bedeutung für die vorliegende Untersuchung ist diesbezüglich die Information, daß im WDG nicht nur Einzelwörter sondern auch Phraseologismen stilistisch markiert werden. So wird im zitierten Kapitel bei der Erklärung der einzelnen vier Ebenen ("Stilschichten und Stilfärbungen", "zeitliche Zuordnung", "räumliche Zuordnung" und "fachliche Zuordnung") stets von "Wörter[n] und Redewendungen" gesprochen. Unter den angeführten Beispielen befinden sich allerdings nur zwei Phraseologismen - "das ist ein Abwasch; das kannst du dir an den fünf Fingern abzählen" bei der Stilschicht "salopp-umgangssprachlich (salopp)" (ibd.:012). Gemäß "Vorwort" werden die "festen Verbindungen", aufgrund der bereits angesprochenen Praxis der Mehrfachnennung, die im WDG befolgt wird, auch mehrfach stilistisch markiert (ibd.:017). In diesem Vorwortkapitel wird auch auf die möglichen Unterschiede in der stilistischen Bewertung der Einzelwörter und der ganzen Wendung eingegangen: "Ein Wort kann stilistisch neutral sein, also der Normalsprache angehören, in einer bestimmten Verbindung aber einer anderen Stilschicht angehören (z. B. abzählen, ein neutrales Verb, aber ‘das kannst du dir an den (fünf) Fingern abzählen’ eine salopp-umgangssprachliche Redewendung). Die Bewertung bezieht sich in solchen Fällen immer auf die ganze Wendung und nicht auf das Einzelwort" (ibd.).

Im Gegensatz zu den später erschienenen und in diesem Beitrag ebenfalls zur Untersuchung stehenden Wörterbüchern, wie DUDEN-GWB, HDG oder Lgwdaf, werden die Phraseologismen im Wörterverzeichnis zum WDG weder durch ein einheitliches graphisches Zeichen noch typographisch hervorgehoben. Zu dieser Vorgehensweise wird im "Vorwort" zum WDG keine Stellung genommen. In ihrem Beitrag  dagegen begründet Klappenbach (1968: 227) die Entscheidung, Phraseologismen im Artikel nicht graphisch zu kennzeichnen, mit dem Argument, dadurch "den semantischen Zusammenhang der Bedeutungen" nicht zerreißen zu wollen. In diesem Sinne formuliert sie auch die Wörterbuchphilosophie vom WDG: "Den Zusammenhang aller Wörter und Redewendungen [...] zu zeigen, zu zeigen, daß nichts in der Sprache isoliert steht, sondern alles voneinander abhängt und miteinander verflochten ist" (ibd.). Eine Philosophie, die aus dem Wörterbuch eher ein Lesebuch als ein Nachschlagewerk macht und in puncto Phraseologismen negative Konsequenzen für den Benutzer hat. Da die Phraseologismen im Vorwort nicht definiert und im Wörterbuchartikel nicht gekennzeichnet werden, bleibt eine genaue Grenzziehung zwischen freien und festen Wortverbindungen letztendlich ihm überlassen (cf. auch Burger 1983: 28). Als Orientierungshilfe für den Benutzer im WDG soll in dieser Hinsicht - so Klappenbach (cf. ibd.) und das "Vorwort" - die Anordnung der Bedeutungserläuterung fungieren: Bei freien Verbindungen steht die Bedeutungserläuterung vor dem Beispiel (cf. WDG, Bd.1:010) und bei den Phraseologismen ist sie der Verbindung in Klammern nachgestellt (cf. ibd.: 011). Die Nachstellung der Bedeutungserläuterung wird aber nicht nur zur Kennzeichnung von Phraseologismen, sondern auch in weiteren Fällen benutzt (wie z.B. zur Präzisierung der Hauptbedeutung, cf. ibd.: 010), was die Zuverlässigkeit dieser Regelung wiederum relativiert.

Die grundsätzliche Praxis, Phraseologismen im Artikel nicht graphisch hervorzuheben, wird gemäß "Vorwort" nur in "besonderen Fällen" durchbrochen und im Wörterverzeichnis werden "kommentierende Hinweise", wie z.B. "/nur in festen Verbindungen/ bei alters oder /fast nur mit tun, machen/ bei Abbruch 5 oder /meist in der Wendung/ bei Absatz 3" angeboten, mit deren Hilfe auf "die Festigkeit der Verbindung hingewiesen" wird (WDG, Bd.1:06). Welche diese "besonderen Fälle" aber sind, wird aus dem "Vorwort" nicht ersichtlich. Weitere "Hinweise" gemäß "Vorwort" sind "/bildl./" (für die "bildliche Verwendung des [...] Stichwortes") und "/übertr./" (für den "übertragene[n] Gebrauch einer Bedeutung"), wobei die Grenzen zwischen den beiden als "fließend" aufgefaßt werden, und "/bildl./" als Vorstufe zum "übertragenen Gebrauch" fungieren soll (cf. ibd.:10). In seinem Aufsatz "Phraseologie in den Wörterbüchern des heutigen Deutsch" hat Burger neben den hier bereits erwähnten noch weitere 17 "metasprachliche Kommentarformeln" (wie er die "kommentierenden Hinweise" nennt) im Wörterverzeichnis vom WDG nachweisen können (cf. Burger 1983: 28f.), die im "Vorwort" gar nicht erwähnt werden. Mit anderen Worten, die Entscheidung der Lexikographen, Phraseologismen im Artikel nicht zu kennzeichnen, ufert im Wörterverzeichnis letztendlich in eine "verwirrende" Markierungspraxis aus, bei der "für das gleiche phraseologische Phänomen verschiedene Markierungen verwendet werden" (Burger 1983:30). Im Abkürzungsverzeichnis, das dem "Vorwort" folgt, trifft man auf einen anderen "Hinweis" - "/sprichw./". Unter der Abkürzung "sprichw." (in der Anm. 2) werden dort, wie Burger zu Recht bemerkt, "gleich drei Kategorien von Phrasemen versteckt" (1983: 30): "Sprichwörter", "sprichwörtliche Redensarten" und "geflügelte Worte". Daß die Anmerkung zu einer Eintragung im Abkürzungsverzeichnis - also außerhalb des "Vorwortes" - nicht die geeignetste Stelle ist, neue Termini einzuführen, dürfte einleuchtend sein. Die Begriffe "Sprichwörter" und "sprichwörtliche Redensarten" werden darüber hinaus weder hier noch sonst irgendwo im "Vorwort" definiert. Im Wörterverzeichnis dagegen wird "sprichwörtliche Redensart" unter "sprichwörtlich" als "Redewendung mit den inhaltlichen Merkmalen eines Sprichwortes, die aber nur ein Teil eines Satzes ist" erklärt. Vergleicht man diese Bedeutungserläuterung mit dem in der Anmerkung 2 unter "sprichwörtlichen Redensarten" angegebenen Beispiel "’andere Städtchen, andere Mädchen’", stellt man einen Widerspruch fest, denn das Beispiel hat einen satzwertigen Charakter. Auf diese Weise wird die Differenzierung zwischen den zwei phraseologischen Klassen erneut dem Benutzer überlassen. Die dritte von Burger als "geflügelte Worte" identifizierte phraseologische Klasse wird als solche in der Anmerkung 2 gar nicht benannt. Dort heißt es lediglich: "Sie [Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten] erhalten den Namen des Autors, wenn sie auf einen bekannten Schriftsteller zurückgehen (z. B. Axt)" [bezogen auf: "/sprichw./ die Axt im Haus erspart den Zimmermann Schiller Tell III 1"]. Mit anderen Worten, im WDG werden auch Zitate (geflügelte Worte) mit der Markierung "sprichw." versehen, was eine unzulässige Vermischung verschiedener phraseologischer Klassen darstellt. Darüber hinaus wird im Kapitel "VI. Die Zitate" (WDG, Bd.1: 023ff.) der Begriff "Zitat" gleichzeitig in seinen beiden Bedeutungen (als ‘Beleg’ und als ‘geflügeltes Wort’) gebraucht, was ebenfalls zu Mißverständnissen führen kann (darauf weist auch Burger 1983:31f. hin). Das hätte durch die Bezeichnung "Belege aus der Literatur" statt "Zitate aus der Literatur" vermieden werden können.

Nach diesen terminologischen Unzulänglichkeiten in der Wörterbucheinleitung zum WDG gehe ich nun zu der ins Wörterverzeichnis aufgenommenen phraseologischen Terminologie über. Was die Termini der Phraseologie betrifft, bekommt man hier sehr deutlich die Unsicherheiten in der phraseologischen Theorie zu spüren. Im Wörterverzeichnis fehlt der Terminus "Phraseolexem", was dem WDG unter Berücksichtigung des Erscheinungsdatums nicht zur Last zu legen ist. Problematisch wird es aber bei den Begriffen "Phraseologismus", "Phrasem", "Idiom", "Idiomatik". Der erste fehlt, dafür ist aber die Bezeichnung "Phraseologie", mit der Markierung "Sprachwiss." versehen, als "Gesamtheit aller Redewendungen, die einer Sprache, Sprachgemeinschaft eigentümlich sind" aufgenommen, d.h. nur mit der Bedeutung ‘phraseologischer Bestand’ und ohne die Bedeutung ‘Phraseologieforschung’ (nach der Definition in Eckert/Günther 1992: 13). Der zweite ist ebenfalls nicht verzeichnet, und dies obwohl Klappenbach (1968: 222) selber den Terminus "Phrasem" ins Deutsche einführte (als Bezeichnung für eine phraseologische Klasse nach Amossovas Klassifikation). Das Argument, daß "Phrasem" in dieser Klassifikation keinen Oberbegriff bezeichnet und deswegen ins WDG nicht aufgenommen wurde, kann man hier nicht gelten lassen, denn der Terminus "Idiom" (in derselben Klassifikation ebenfalls für eine phraseologische Klasse stehend - cf. ibd.) ist dagegen im WDG verzeichnet. Er wird als "idiomatische Wendung" beschrieben und der Begriff "Idiomatik" ist dazu als Ableitung ohne eigene Definition verzeichnet. Dies bedeutet allerdings für den Benutzer nur einen geringen Informationsgewinn. Man schlägt deswegen unter "Wendung" weiter nach, mit der Hoffnung dort etwas Genaueres zu erfahren. Die Bedeutung 4 vom Lemma "Wendung" ist jedoch durch "Redewendung" ebenfalls unzureichend erklärt. Mangelhaft wird auch der Terminus "Redewendung" erläutert als "häufig gebrauchte Verbindung von Wörtern, Redensart" und unter "Redensart" findet man eine unzulässige Wiederholung derselben Definition mit der Ergänzung "geläufige, oft schablonenhafte Wendung" (siehe Tabelle 1), was letztendlich ein typisches Beispiel für eine Zirkeldefinition darstellt. Zum Sprichwortbegriff liefert das WDG eine ausführliche und sehr gute Bedeutungerläuterung, die alle wesentlichen Aspekte des Sprichwortes berücksichtigt: Volkstümlichkeit, Lehrhaftigkeit, satzwertiger Charakter, aber auch die kritische Distanz des modernen Menschen dem Sprichwort gegenüber. "Phrase 1" definiert das WDG als "leere Redensart, Floskel, die nichts besagt". Hinter den illustrierenden Beispielen versteckt findet man eine weitere Bedeutung von "Phrase 1", der jedoch kein eigener Bedeutungspunkt zugewiesen worden ist. Es handelt sich um die als "veraltend abwertend" gekennzeichnete Bedeutung "weithin bekannter und immer wiederkehrender Satz". Das Lemma "Formel" wird mit einer Sammeldefinition eingeleitet, der drei Bedeutungspunkte folgen. Davon fällt nur der erste in den Bereich des Phraseologischen und wird als "überlieferte sprachliche Ausdrucksform" umschrieben.

3.4 Brockhaus-Wahrig (1980-1984)

In ihrer zweiteiligen Rezension zum Erscheinen der Bände 1 bis 3 von BW stellen Wiegand/Kuçera (I. Teil 1981 und II. Teil 1982) fest, daß BW weder über ein "eigenes lexikographisches Korpus" noch über eine "eigene lexikographische Konzeption" verfügt (cf. Wiegand / Kuçera 1981:103) und daß "die drei klassischen lexikographischen Prinzipien zur Wörterbuchbasis wissenschaftlicher Wörterbücher, das Korpus-, das Quellennachweis- und das Belegprinzip [...] [darin] nicht berücksichtigt wurden" (ibd.:104). Der erste Teil der zitierten Rezension endet mit dem, angesichts der vorhandenen lexikographischen Mängel, berechtigten Urteil: "Der Kauf des Brockhaus-Wahrig kann niemandem empfohlen werden; bei seiner Benutzung ist Vorsicht angebracht. Diese Warnung gilt vor allem für ausländische Benutzer" (ibd.:206). Ob dieses vernichtende Urteil auch hinsichtlich der phraseologischen Information zutrifft, Wiegand/Kuçera (1981/82) untersuchen die lexikographische Darstellung der Phraseologismen im BW nicht, wird im folgenden überprüft. Burger geht in dem Beitrag "Phraseologie in den Wörterbüchern des heutigen Deutsch" kurz auch auf den BW ein (1983:53-57). Seine Beobachtungen beruhen jedoch lediglich auf den ersten drei Bänden und berücksichtigen die phraseologische Terminologie dabei gar nicht und die Wörterbucheinleitung nur am Rande, so daß sie in Sachen "phraseologisches Bewußtsein" der Wörterbuchverfasser nicht als absolut aussagekräftig gelten können. Mann dürfte aber im Hinblick auf die zweiteilige Rezension von Wiegand/Kuçera (1981/82) und auf den Beitrag von Burger sehr wohl davon ausgehen, daß die Lexikographen im BW über kein besonders ausgeprägtes "phraseologisches Bewußtsein" verfügen. Diese erste Annahme bestätigt sich schnell beim Lesen der Wörterbucheinleitung zum BW. Diese Einleitung (Schlagwort-, Inhaltsverzeichnis und ein namenloser Teil, der sich später als "Hinweise zur Benutzung" entpuppt) enthält weder ein separates Kapitel noch einen separaten Abschnitt zur Phraseologie und deren Darstellung im Wörterbuch. Die Information zur Phraseologie ist über den Gesamtinhalt der Wörterbucheinleitung zerstreut und alles in allem äußerst knapp. So wird z.B. über Umfang und Auswahlkriterien des aufgenommenen phraseologischen Materials nichts erwähnt. Daß Phraseologismen ins Wörterverzeichnis vom BW mit aufgenommen sind, wird in der Wörterbucheinleitung nur daraus ersichtlich, daß an einigen Stellen von "Wörter[n] und Wendungen" (12), "festgelegte[n] Wendungen" (14), "charakteristische[n] Redewendungen" (13), "übliche[n] Redewendungen" (14), "Redewendungen" (12 u. 14), "Redensarten" (15) oder von "Sprichwörter[n]" (14 u. 15) (Sprichwort erscheint auch im Abkürzungsverzeichnis) gesprochen wird, jedoch ohne genau definiert zu werden. Die Rolle, die dem phraseologischen Material im BW laut Wörterbucheinleitung zukommt, ist die eines "semantisch relevanten Kontextes" (14) oder die der Anwendungsbeispiele (15).

Was die Darstellung von Phraseologismen im BW betrifft, sind in der Wörterbucheinleitung nur zwei knappe Angaben vorhanden, und zwar in bezug auf das makrostrukturelle Zuordnungsprinzip. Danach sind "[m]ehrgliedrige deutschsprachige Ausdrücke [...] in der Regel unter dem ersten sinntragenden Wort nachzuschlagen, z. B. ‘blinder Passagier’ unter ‘blind’" ("Hinweise zur Benutzung", S. 9). Auf die sprachliche Kuriosität diesen Satzes (und dabei insbesondere der Wendung "deutschsprachige Ausdrücke") sowie auf die sachliche Ungeschicktheit, diesen Hinweis im Abschnitt "Das Stichwort" der Wörterbucheinleitung zu plazieren, haben Wiegand/Kuçera (1981:106f.) bereits aufmerksam gemacht. Dazu kommt noch, daß die Wörterbuchverfasser gar nicht definieren, was genau unter "[m]ehrgliedrige[n] deutschsprachige[n] Ausdrücke[n]" zu verstehen ist. Problematisch ist auch das ausgewählte, auf semantischen Kriterien beruhende Zuordnungsprinzip, denn die eindeutige Bestimmung des "sinntragenden Wort[es]" ist für den Lexikographen beim Verfassen von Wörterbüchern und für den Benutzer beim Nachschlagen gleichermaßen schwierig.

Außerdem steht die Festlegung eines "sinntragenden Wort[es]" auch im Widerspruch zum Merkmal der Idiomatizität (der semantischen Verschmelzung der Komponenten). Zumindest gilt dies für die vollidiomatischen Phraseologismen. Man könnte dieses Ordnungsprinzip allenfalls bei teilidiomatischen oder nichtidiomatischen Phraseologismen verwenden. Allerdings setzt es muttersprachliche Benutzer oder solche mit bereits sehr guten fremdsprachlichen Kenntnissen voraus. Die Auswahl dieses Zuordnungsprinzips spricht nicht für ein ausgeprägtes "phraseologisches Bewußtsein" der Wörterbuchverfasser vom BW. Die obigen Nachteile der gewählten makrostrukturellen Zuordnung könnten durch ein konsequent durchgehaltenes Verweisprinzip wiederum ausgelotet werden. Diese Rolle fällt laut Wörterbucheinleitung dem Verweis "Siehe auch! (® a.)" zu, durch den auf Redewendungen hingewiesen werden soll, die das gegebene Stichwort enthalten, aber an einer anderen Stelle im Wörterverzeichnis erklärt sind.

Zur phraseologischen Terminologie im BW läßt sich folgendes sagen: Der Begriff "Phraseologismus" wird in der Wörterbucheinleitung nicht erwähnt. Im Wörterverzeichnis ist er jedoch als Lemma vorhanden und wird als "Idiom 2" definiert, d.h., laut BW sind "Phraseologismus" und "Idiom 2" Synonyme. Dies hat seine Erklärung, denn beide Termini hat man in der Phraseologieforschung eine Zeitlang für synonym angesehen. Dasselbe trifft für die Begriffe "Phraseologie" (mit zwei Bedeutungen aufgenommen) und "Idiomatik" (mit drei Bedeutungen, allerdings ziemlich seltsam durchnumeriert - mit 1 und 2.1 und 2.2) zu, die im BW ebenfalls als Synonyme verzeichnet sind (bezüglich der Bedeutungen 1 <=> 1 bzw. 2 <=> 2.2). In der Bedeutungserläuterung zu "Phraseologie 1" ist allerdings der Verweis falsch - statt "Idiomatik(2.1)" sollte dort "Idiomatik(1)" stehen (cf. Tabelle 1)15. Während sich die Synonymie von "Phraseologismus"/"Idiom 2" einerseits und "Phraseologie 1 u. 2"/"Idiomatik 1 u. 2.2" andererseits mit der Entwicklung der Phraseologieforschung erklären läßt, bleibt die Antonymie von "Redensart 1"/"Redewendung" im BW völlig rätselhaft. Darüber hinaus sind die Definitionen zu den Lemmata "Phraseologie", "Idiom" und "Redewendung" eindeutig nicht aufeinander abgestimmt. Denn nur so kann man sich den Widerspruch erklären, daß "Phraseologie 1" die "Lehre von den einer Sprache eigentümlichenRedewendungen, Idiomatik (2.1)" ist, "Idiom 2" eine "für eine Sprache spezifische Wortprägung od. feste Wortverbindung, deren Gesamtbedeutung sich nicht aus der Bedeutung ihrer einzelnen Bestandteile ergibt", eine "Redewendung" jedoch eine "abwandelbare, nicht feststehende sprachliche Wendung, sprachlicher Ausdruck" sein soll (Hervorhebungen von mir - D. St.). Unzulässig in der Definition zu "Idiom 2" ist auch die Bezeichnung "Wortprägung", denn Einwortlexeme gehören nicht zum Objektbereich der Phraseologie.

Die Begriffsbestimmung zum Lemma "Sprichwort" im BW berücksichtigt die Volkstümlichkeit und die Lehrhaftigkeit dieser sprachlichen Phänomene und ihr werden treffende Beispiele hinzugefügt, sie enthält aber keine Information über den satzwertigen Charakter der Parömien. Als irreführend kann hier die "Bedeutungsstellennummer" (1) bezeichnet werden, mit der die Bedeutungserläuterung eingeleitet wird, denn im gegebenen Wörterbuchartikel ist sowieso nur eine Bedeutung verzeichnet.

Gemäß Wörterbuchdefinition sind "Phrase 1" und "Redensart 2" sowie "Formel 1" und "Redensart 1" als Synonyme anzusehen. Im BW nicht verzeichnet sind die Lemmata "Phraseolexem" und "Phrasem".

3.5 HDG (1984)

Das HDG ist das zweite in der DDR an der Akademie der Wissenschaften entstandene allgemeine einsprachige synchronische Wörterbuch. Es sollte damals die in der DDR vorhandene Lücke eines "handliche[n] einbändige[n] Bedeutungswörterbuch[s]" ( Handwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Grundsätze und Probeartikel 1977 [im folgenden: Grundsätze 1977]: 2) schließen und erschien dann aus technischen Gründen als ein zweibändiges Wörterbuch. Das HDG basiert auf Arbeiten zum WDG, geht jedoch gegenüber seinem größeren "Bruder" WDG in vielerlei Hinsicht neue Wege. Dem "Vorwort" zum HDG gemäß sind dies die Darstellung semantischer Beziehungen, die stilistische Markierung, die Aussprache, die strenge alphabetische Anordnung der Stichwörter, keine Zitierung von Belegstellen und nicht an letzter Stelle die Darstellung der phraseologischen Einheiten (cf. HDG, "Vorwort": VII). Ihr neues Konzept in Sachen Phraseologie erörtern die Herausgeber in den "Hinweisen für den Benutzer", wo der Phraseologie ein ganzer Abschnitt gewidmet ist (cf. HDG, "Hinweise für den Benutzer" II.8:XI), aber auch in früheren Schriften, wie z.B. in den Grundsätzen 1977 und im Arbeitsbericht zum HDG (Kempcke 1980). Um das "phraseologische Bewußtsein" der Herausgeber möglichst präzise darzustellen, bietet sich hier erneut (ähnlich wie beim WDG) eine parallele Auswertung der Wörterbucheinleitung und der anderen zwei Arbeiten an, denn auch hinsichtlich der Darstellung der phraseologischen Einheiten gilt das von Herberg (1986:202) im allgemeinen Festgestellte, daß "jede dieser drei Quellen Informationen enthält, die die jeweils anderen nicht oder aber nicht so bieten, was auch Widersprüche einschließt". Von einem Widerspruch hinsichtlich der phraseologischen Einheiten wird noch die Rede sein.

Das HDG ist das einzige der hier zur Untersuchung stehenden Wörterbücher, wo der Begriff "Phraseologismus" in den Benutzungshinweisen definiert wird. Unter "Phraseologismen", "phraseologischen Einheiten" bzw. "Mehrwortlexemen" verstehen die Herausgeber "phraseologische Ganzheiten" - "semantisch umgedeutete syntaktische Wortgruppen (z. B. jmdm. aufs Dach steigen)", deren Bedeutung "sich nicht durch die Summierung der Bedeutungen der einzelnen Komponenten" ergibt, wobei "die Bedeutung der einzelnen Bestandteile [...] graduell unterschiedlich verändert" ist (HDG, "Hinweise für den Benutzer" II.8:XI). Mit anderen Worten, im HDG werden also die Idiomatizität und der Mehrwortcharakter zu Erkennungsmerkmalen der Phraseologismen erhoben. Damit wollen die Autoren den Ergebnissen der Phraseologieforschung Rechnung tragen und betonen ausdrücklich, daß die unzureichende Untersuchung bestimmter theoretischer Fragen, wie z. B. "der Wesensbestimmung und der Wortgruppenbedeutung phraseologischer Einheiten, ihrer Abgrenzung gegenüber terminologischen Mehrwortlexemen und der metaphorischen Verwendung freier Wortverbindungen" (ibd.), der Grund für bestimmte Schwierigkeiten in der lexikographischen Praxis ist.

Aus dem erwähnten Abschnitt mit der Überschrift "Zur Darstellung phraseologischer Einheiten (Mehrwortlexeme)" gehen auch die makro- und mikrostrukturellen Erfassungsprinzipien von Phraseologismen im Wörterbuch hervor. Die Entscheidung gerade für die angewandten Zuordnungsprinzipien und die Tatsache, daß der Benutzer in der Wörterbucheinleitung explizit darauf hingewiesen wird, sprechen von einer besonderen Sensibilisierung der Verfasser für die phraseologischen Einheiten sowie für deren lexikographische Erfassung. Mit beiden Prinzipien betrat das HDG Neuland. Neu ist hier zum einen das benutzte kombinierte grammatisch-alphabetische Verweisprinzip16. Diesem makrostrukturellen Zuordnungsprinzip nach erscheint die Definition der phraseologischen Einheit unter dem Hauptglied des Mehrwortlexems. Unter dem Hauptglied wird gemäß Wörterbucheinleitung "das erste Substantiv bzw. - wenn kein Substantiv vorhanden ist - das erste Adjektiv/Adverb/Numerale/Verb/Pronomen" verstanden (ibd.). Unter ihren anderen Gliedern erscheinen die Phraseologismen ebenso gemäß Wörterbucheinleitung ohne Definition, aber mit einem Verweis auf das Hauptglied mit der entsprechenden Definition (z.B. "Haar, das ... + mit ?> Haut und Haaren", ibd.). Eine Ausnahme von diesem Prinzip wird gemäß Wörterbucheinleitung bei "Pronominaladverbien und Modalverben" gemacht (allerdings ohne die andere für diese Fälle vorgesehene Regelung zu erklären), und Phraseologismen mit unikalen Komponenten und Eigennamen werden entsprechend unter diesen Elementen verzeichnet (cf. ibd.). Neuartig ist im HDG zum anderen die Tatsache, daß die Phraseologismen anders als bis jetzt in der lexikographischen Praxis üblich "nicht im Rahmen der Kontextsphäre" des gegebenen Stichwortes behandelt werden, sondern als "selbständige lexikalische Einheiten"17 (ibd.) den Schluß des Artikels bilden und in einem separaten Abschnitt durch das graphische Zeichen "+" vom restlichen Wörterbuchartikel abgehoben werden. Die Phraseologismen mit Verweis erscheinen in diesem gesonderten Abschnitt immer nach den definierten, und zwar getrennt durch einen Gedankenstrich. An dieser Stelle der Wörterbucheinleitung fehlen jedoch konkrete Hinweise hinsichtlich der mikrostrukturellen Zuordnung der definierten sowie der Phraseologismen mit Verweis. Lediglich im Abschnitt IX "Typographisches" ist in diesem Zusammenhang unter "Zeichen" ein weitläufiger Hinweis zu finden, daß die "phraseologische Polysemie" im Wörterbuchartikel durch Semikolon ";" markiert ist (allerdings ohne diesen Terminus näher zu erklären oder ihn durch Beispiele zu veranschaulichen) (HDG, "Hinweise für den Benutzer" IX:XXVIII).

Diese neuartige und von letzter Anmerkung abgesehen "angemessene Form der Bearbeitung und der Positionierung der Phraseme" (Wiegand 1990:2170) betrifft jedoch nur einen Teil der Phraseologismen, und zwar die vollidiomatischen bzw. diese, um die Definition der Herausgeber noch einmal aufzugreifen, deren Bedeutung sich nicht aus der Summe der einzelnen Komponenten ergibt (siehe oben). Für die Phraseologismen im weiteren Sinne, deren Gesamtbedeutung sich aus der Bedeutung ihrer Glieder ableiten läßt und die im HDG "einfache phraseologische Wendungen" und "feste Verbalverbindungen" genannt werden, ist eine andere nicht besonders überzeugende Regelung gefunden: Sie werden mit Kommentaren, wie z. B. "/in der Verbindung/", "/in den Verbindungen/", "/in Verbindung mit Subst. zur Umschreibung eines Verbalbegriffs/" versehen (cf. HDG, "Hinweise für den Benutzer" II.8:XI). Ungeklärt bleibt an dieser Stelle der Wörterbucheinleitung jedoch zum einen das Wesen dieser Wendungen und zum anderen deren genaue Position im Wörterverzeichnis und im Wörterbuchartikel. In bezug auf die mikrostrukturelle Zuordnung erfährt man aus Kempckes Arbeitsbericht, daß sie zur Kontextsphäre der jeweiligen Stichwörter gehören (cf. 1980:355). Zur makrostrukturellen ist dagegen auch dort keine Information enthalten. Was das Wesen betrifft, ist in der Wörterbucheinleitung von zwei unterschiedlichen phraseologischen Klassen die Rede, auch wenn die Unterschiede zwischen den beiden nicht explizit erklärt werden. Im Arbeitsbericht von Kempcke (1980:355) werden dagegen die "festen Verbalverbindungen" als Unterklasse der "einfachen phraseologischen Wendungen" dargestellt. Dies ist sicherlich einer der Widersprüche, von denen Herberg spricht (siehe oben).

An einer anderen Stelle der "Hinweise für den Benutzer", d.h. außerhalb des Abschnitts zur Phraseologie, ist darüber hinaus vom "metaphorischen Gebrauch" der Stichwörter die Rede (HDG, "Hinweise für den Benutzer" IV.2.2:XVI). Dabei wird der Unterschied zwischen "usuellem" und "gelegentlichem metaphorischen Gebrauch" gemacht, ohne jedoch zu erklären, was genau vor allem unter "metaphorischem Gebrauch" zu verstehen ist. Der erste Typ wurde im Wörterbuchartikel im Rahmen der Kontextsphäre erfaßt und durch das Zeichen "Rhombus" davon abgehoben. Der zweite wird dagegen im Wörterbuch gar nicht verzeichnet.

Die enge Auffassung vom Phraseologismus sowie das angewandte dreiteilige Modell, Phraseologismen, andere Wendungen ("einfache phraseologische Wendungen" und "feste Verbalverbindungen") und metaphorischer Gebrauch lexikographisch unterschiedlich darzustellen, sind in der Fachliteratur zu Recht bemängelt worden (cf. Burger 1988: 70, Wiegand 1990: 2170, Burger 1998: 173). Kempcke hat in einem Artikel drei Jahre nach dem Erscheinen vom HDG diese Herangehensweise vor allem wegen ihrer guten Anwendbarkeit in der praktischen Arbeit am Wörterbuch gerechtfertigt18. Gleichzeitig aber zieht er dort den Gedanken in Erwägung, die letzten zwei Gruppen (andere Wendungen und als metaphorisch gekennzeichnete Wendungen) bei einer Neubearbeitung "auf etwaige ‘Phraseologiehaltigkeit’" zu untersuchen (1987: 156f.).

Ebenfalls außerhalb des Abschnitts zur Phraseologie ist eine weitere die Phraseologismen im Wörterbuch betreffende Information zu finden, nämlich zur Bedeutungserläuterung. So ist im Abschnitt 4 zu Kapitel III unter Punkt 3 zu lesen: "Die Definition steht in Klammern hinter einem Kontextbeispiel. Diese Definitionsform wird bei Phraseologismen [...] angewandt" (HDG, "Hinweise für den Benutzer" III.4.3:XIV). Als problematisch erweist sich hier jedoch die Formulierung "hinter einem Kontextbeispiel". Und dies nicht nur, weil sie der Praxis im Wörterbuch nicht entspricht, wie Herberg (1986:200) zu Recht darauf hinweist, denn die Bedeutungserläuterung erscheint im Wörterbuchartikel manchmal hinter dem und manchmal innerhalb des Phraseologismus, wie dies auch anhand von anderen Beispielen zu belegen ist19. Problematisch ist dabei vielmehr die Bezeichnung "Kontextbeispiel" an sich, besonders in bezug auf diesen Teil der Phraseologismen, für die von vornherein in den "Hinweisen für den Benutzer" gesagt wird, daß sie nicht zur Kontextsphäre des gegebenen Stichwortes gehören. Das, was hier "Kontextbeispiel" genannt wird, ist in Wirklichkeit nichts anderes als die Nennform des Phraseologismus. Mit anderen Worten, diese Passage aus den "Hinweisen für den Benutzer" hätte lauten sollen: Die Definition steht in Klammern hinter oder innerhalb der Nennform des Phraseologismus. Auch die Bezeichnung "Definitionsform" ist an dieser Stelle nicht ganz passend, denn der Satz davor meint nicht die Definitionsform, sondern die Position der Definition im Wörterbuchartikel.

Insgesamt fehlen in diesen "Hinweisen für den Benutzer" Informationen über den Umfang des aufgenommenen phraseologischen Materials, über die Formulierung der Nennform der Phraseologismen sowie über die Darstellung morphosyntaktischer Restriktionen. Hinsichtlich der Kriterien, die für die Auswahl der Phraseologismen im HDG relevant waren, erfährt man aus der Wörterbucheinleitung lediglich, daß im Wörterverzeichnis auf phraseologische Varianten verzichtet wurde (cf. HDG, "Hinweise für den Benutzer" II.8:XI), was aber genau unter Varianten bei den Phraseologismen zu verstehen ist, wird weder erläutert noch anhand von Beispielen illustriert. Zur Tatsache z.B., daß Sprichwörter ins Wörterbuch gar nicht aufgenommen wurden, wird jedoch in den "Hinweisen für den Benutzer" keine Stellung genommen. In den Grundsätzen (1977: 2) findet man dagegen die Erklärung, daß dies aus Platzgründen geschah, aber auch deswegen, weil in der DDR eine Sprichwortsammlung vorhanden war.

In der Wörterbucheinleitung zum HDG wird mit den Termini "Phraseologismus", "phraseologischer Einheit" und "Mehrwortlexem" gearbeitet, wobei die letzten zwei als Lemmata ins Wörterverzeichnis nicht aufgenommen sind. Hinsichtlich der anderen phraseologischen Grundbegriffe ist festzustellen, daß "Idiomatik", "Phraseolexem" und "Phrasem" im HDG nicht erfaßt sind, obwohl sie in der wissenschaftlichen Literatur zur Phraseologie lange vor dem Erscheinen des Wörterbuches gebraucht worden sind. Die Termini "Phraseologismus" und "Idiom 2." sind laut Wörterbuchdefinition Synonyme (siehe Tabelle 1), was dem damaligen Erkenntnisstand der Phraseologieforschung weitgehend entsprach. Der Begriff "Phraseologie" ist mit den zwei Bedeutungen (1. ‘phraseologischer Bestand’ und 2. ‘Phraseologieforschung’) aufgenommen, die sich heute international durchgesetzt haben (cf. Eckert/Günther 1992: 13). Bei der dritten angeführten Bedeutung (cf. Tabelle 1) handelt es sich um eine vor allem in der Fachliteratur zur Phraseologie gelegentlich gebrauchte Teilbedeutung (z. B. in der Arbeit von Klappenbach 1968, cf. oben Fußnote 12), die sich allerdings nicht behaupten konnte und verlorengegangen ist. Der Begriff "Redewendung" wird auf die gleiche Weise wie im WDG mit "häufig gebrauchte Verbindung von Wörtern" nicht ausreichend definiert, und das Gemeinte vermögen auch die angegebenen Beispiele nicht zu verdeutlichen (siehe Tabelle 1). Die Definition von "Redensart" ist eine Mischung aus den zwei in der deutschen Sprache üblichen Bedeutungen des Ausdrucks: ‘Phraseologismus’ und im Plural ‘leere, nichtssagende Worte’. Diese beiden Bedeutungen werden auch durch die der Definition folgenden Beispiele illustriert, worunter sich "sprichw[örtliche] R[edensart]" für die erste Bedeutung und "alberne R[edensart]" oder "jmdn. mit Redensarten (bloßem Gerede, leeren Worten) abspeisen" für die zweite Bedeutung befinden, allerdings wieder ohne nach Bedeutung differenziert zu werden. Als Synonym mit dieser zweiten Bedeutung kann "Phrase 1." angesehen werden. Der Bedeutungserläuterung gemäß wird im HDG unter "Formel 1.2." das verstanden, was in der Phraseologie heute mit "Routineformeln" bezeichnet wird, d.h., eine phraseologische Klasse und das wird besonders anhand der angeführten Beispiele deutlich. In dieser Definition wird auch vor allem durch den Zusatz "ohne eingehende Reflexion seines Inhalts benutzt" sowie durch das Beispiel "stereotype F[ormel]" eine abwertende Komponente betont. Was den Begriff "Sprichwort" betrifft, ist die Definition im HDG ziemlich abstrakt gehalten. Dieser Eindruck entsteht wahrscheinlich deswegen, weil die Bedeutungserläuterung mit einer sekundären Information beginnt und erst ab der Mitte das für das Sprichwort Relevante zum Ausdruck bringt. Die verzeichnete Definition enthält darüber hinaus keine Information hinsichtlich der formalen Seite dieser sprachlichen Phänomene. Ihr fehlen auch illustrierende Beispiele. Die angesprochenen Mängel werden besonders deutlich, wenn man diese Bedeutungserläuterung der Definition vom WDG (siehe Tabelle 1) oder zwei Definitionen aus der Parömiologie gegenüberstellt: "[A]llgemein bekannte, festgeprägte Sätze, die eine Lebensregel oder Weisheit in prägnanter, kurzer Form ausdrücken" (Röhrich/Mieder 1977: 3) sowie "A proverb is a short, generally known sentence of the folk which contains wisdom, truth, morals and traditional views in a metaphorical, fixed and memorizable form and which is handed down from generation to generation" (Mieder 1993:5).

3.6 Knaurs-GW (1985)

Am schlechtesten schneidet in Sachen "phraseologisches Bewußtsein" das Knaurs-GW ab. Es ist das einzige der hier untersuchten Wörterbücher, in dessen Wörterbucheinleitung weder ein selbständiger Abschnitt über Phraseologie vorhanden ist, noch auf irgendeine Art und Weise auf Wortverbindungen explizit Bezug genommen wird. Statt dessen wird in der umfangreichen Einleitung stets nur von Wörtern ausgegangen. Das "wortzentrierte" Konzept der Lexikographen geht soweit, daß man über Umfang, Auswahlkriterien und Zuordnungsprinzipien des phraseologischen Materials im Wörterverzeichnis zu Knaurs-GW aus der Einleitung so gut wie nichts erfährt. Phraseologismen erscheinen in dieser Wörterbucheinleitung einzig als "Anwendungsbeispiele", welche, wie die Bezeichnung bereits verrät, das Ziel haben, "den Gebrauch des Wortes im Satz" zu illustrieren ("Einführung und Hinweise für den Benutzer": 8). Über die "Anwendungsbeispiele" erfährt man aus der Wörterbucheinleitung, daß sie im Wörterbuchartikel (ähnlich wie im BW) der "Erklärung (Definition)" folgen und "in gerader Schrift" stehen. Dabei werden die Phraseologismen unter ihnen als solche nicht benannt und von den freien Wortverbindungen nicht unterschieden. Als besonders unangemessen aus phraseologischer Sicht empfindet man in der Wörterbucheinleitung die Erklärung zum adjektivischen Beispiel "anheischig", wo statt vom phraseologischen Gebrauch von Einschränkung in der Verwendungsweise des Adjektivs gesprochen wird (ibd.:13). Anhand von diesem Beispiel erfährt man immerhin, daß manche Phraseologismen im Wörterverzeichnis mit dem Zusatz "nur in der Wendung" versehen sind (ibd.). Andere wiederum werden mit der Abkürzung in spitzen Klammern "<übertr.>" (für "übertragen") gekennzeichnet, wie aus dem substantivischen Beispiel "Hautgout" der Wörterbucheinleitung ersichtlich ("Einführung und Hinweise für den Benutzer":11). Weder das eine noch das andere ist allerdings in der Wörterbucheinleitung konsequent angewendet, wie das Anwendungsbeispiel zu "arg" "etwas liegt im argen" zeigt (ohne jeglichen phraseologischen Vermerk angegeben) ("Einführung und Hinweise für den Benutzer": 12).

In Anbetracht des fehlenden "phraseologischen Bewußtseins" der Lexikographen in der Wörterbucheinleitung erstaunt es, daß die Termini "Phraseologie", "Idiomatik", "Idiom", "Redensart", "Redewendung", "Sprichwort", "Phrase", "Formel" überhaupt als Lemmata ins Wörterverzeichnis zu Knaurs-GW aufgenommen sind. Nicht verzeichnet sind dagegen "Phraseologismus", "Phraseolexem", und "Phrasem". Auch hinsichtlich der phraseologischen Terminologie im Wörterverzeichnis vom Knaurs-GW lassen sich Parallelen zum BW feststellen. Und diesbezüglich haben die Lexikographen vom Knaurs-GW keine glückliche Hand bewiesen: Sie haben dem BW das nachgemacht, was aus phraseologischer Sicht problematisch bis falsch ist. So sind die Definitionen der Begriffe "Redensart 1" und "Redewendung" fast buchstäblich übernommen (einschließlich des Anwendungsbeispiels zu "Redensart 1" - "Wie geht’s, wie steht’s?") und damit auch die falsche Antonymie zwischen diesen beiden Begriffen. In diesem Zusammenhang soll unbedingt noch auf den Widerspruch eingegangen werden, der sich aus dem Vergleich der Definitionen von "Redensart", "Redewendung" und "Wendung" ergibt: Einerseits sollen "Redensart 1" und "Redewendung" laut Definition Antonyme sein. Andererseits wird "Redensart 1" als "feststehende sprachliche Wendung" definiert und eine "Wendung 5" ist wiederum gemäß Definition die Kurzform von "Redewendung". Um ein weiteres Beispiel für Informationsübernahme handelt es sich bei den Lemmata "Phraseologie" und "Idiomatik". So stellt der Wörterbuchartikel zu "Idiomatik" im Knaurs-GW praktisch eine verkürzte Version desselben Wörterbuchartikels im BW dar. Bei dem Lemma "Phraseologie" ist der Bedeutungspunkt 2 ebenfalls fast buchstäblich übernommen, nur unter dem Punkt 1 haben sich die Lexikographen eine geringe Abweichung vom BW "erlaubt"- dort heißt es "Gesamtheit der für eine Sprache charakteristischen Redewendungen" (auf das Problem, das sich hier ebenfalls aus der Wörterbuchdefinition zu "Redewendung" ergibt, wurde bereits oben eingegangen). Was die Definitionen der anderen aufgenommenen phraseologischen Termini betrifft, lassen sie auch sehr viel zu wünschen übrig. Beim Lemma "Idiom" werden z.B. zwei unterschiedliche Bedeutungen (die phraseologische und die nichtphraseologische), die man in der lexikographischen Praxis für gewöhnlich im Rahmen von zwei unabhängigen Bedeutungspunkten abarbeitet, durch eine gemeinsame Definition umschrieben und durch "Idiotismus" als Synonym näher erläutert (dabei findet man unter dem Lemma "Idiotismus 1" keine eigenständige Definition, sondern nur ein Verweis zurück auf "Idiom"). Unter dem Lemma "Sprichwort" wird eine äußerst knappe Definition angeboten, die lediglich den Aspekt der Lehrhaftigkeit von Sprichwörtern berücksichtigt und gäbe es nicht das angeführte Beispiel "Morgenstund’ hat Gold im Mund", hätte man Probleme zu verstehen, was genau diese Definition meinen soll. "Phrase" wird gemäß Knaurs-GW zum einen als "Redewendung" und zum anderen als "leere, abgegriffene Redensart" und "Formel" als "feststehender Ausdruck" definiert.

3.7 DUDEN-GWB (1993-1995)

Im DUDEN-GWB (1993ff.) befindet sich in der Wörterbucheinleitung ein eigenständiger Abschnitt mit der Überschrift "Phraseologie". Unter dem Terminus "Phraseologie" werden dabei allerdings "Beispiele, Belege, idiomatische Ausdrücke" verstanden (DUDEN-GWB 1993:8), d.h., sowohl freie Wortverbindungen, die "das Zusammenspiel der Wörter veranschaulichen" sollen (ibd.:23), als auch feste Wendungen. Diese Auffassung, die sich generell in den Dudenwörterbüchern findet (cf. Wiegand 1990:2159 und Burger 1983:16), nimmt ihren lexikographischen Beginn im Ullstein-LdS (cf. oben S. 7) und wurde trotz der bedeutenden Entwicklung der Phraseologie seit den 80er Jahren auch in der neuen zweiten Auflage vom DUDEN-GWB (1993ff.) nicht revidiert. Diese irreführende Auffassung von Phraseologie, welche darüber hinaus von einem Wörterbuch ins nächste ohne jegliche Aktualisierung bzw. Anpassung übernommen wurde, zeugt von einem nicht besonders ausgeprägten "phraseologischen Bewußtsein" der Herausgeber. Burger (1998:168) spricht in diesem Zusammenhang von einer "Diskrepanz zwischen Wörterbuchpraxis und wissenschaftlicher Theorie" und von einem "vorwissenschaftlichen Stand", auf dem sich das DUDEN-UW in Sachen Phraseologie befindet. Diese in bezug auf das DUDEN-UW gemachte Beurteilung läßt sich, da die Wörterbucheinleitungen vom DUDEN-UW und DUDEN-GWB inhaltlich praktisch identisch sind, voll und ganz auf den Achtbänder übertragen. Die Diskrepanz zwischen der Theorie der Phraseologie und der diesbezüglichen Auffassung im DUDEN-GWB ist insofern verwunderlich, weil dessen Herausgeber und Leiter der Dudenredaktion Drosdowski gleichzeitig Mitherausgeber vom 1992 erschienenen Duden - Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten. Wörterbuch der deutschen Idiomatik ist, wo Phraseologismen von freien Wortverbindungen und okkasionellen Metaphern abgegrenzt sowie Grenzbereiche und Übergangszonen berücksichtigt werden (cf. "Einleitung ..." zu DUDEN, Bd. 11, S. 7-13). Die einzige Erklärung dafür liegt wohl darin, daß die zweite Auflage vom DUDEN-GWB zwar um neue Stichwörter erweitert, nicht aber dem aktuellen Stand der Linguistik und in diesem Fall der Phraseologie angepaßt wurde.

Wie oben bereits zitiert, stellen die "idiomatischen Ausdrücke" lediglich einen Teil vom Phraseologiekonzept der Herausgeber des DUDEN-GWB neben "Beispielen" und "Belegen" dar. Im Abschnitt "Phraseologie" wird unter "idiomatischen Ausdrücken" "feste Verbindungen und Redewendungen; Phraseologismen" (DUDEN-GWB 1993: 24) verstanden. In der ersten Auflage vom DUDEN-GWB (1976ff.) heißt es dagegen an dieser Stelle "feste Verbindungen und Wendungen; Wortgruppenkomplexe" (DUDEN-GWB 1976: 19), d.h., der Begriff "Wendungen" wurde in der zweiten Auflage durch "Redewendungen" ersetzt und der Terminus "Wortgruppenkomplexe" ist dem moderneren "Phraseologismen" gewichen. Diese Termini werden jedoch in beiden Auflagen weder definiert noch wird auf eventuelle dadurch zum Ausdruck gebrachte Beziehungen zueinander (Subordination oder nicht) näher eingegangen (cf. dazu auch Burger 1998:169, bezogen auf DUDEN-UW).

Bei den "Beispielen" unterscheiden die Herausgeber im Abschnitt "Phraseologie" zwischen Beispielen im eigentlichen Sinne und solchen mit "bildlicher und übertragener Bedeutung, die durch Ü (= Übertragung) angekündigt werden" (DUDEN-GWB 1993:23). Problematisch ist jedoch die Abgrenzung der letzteren von den "idiomatischen Ausdrücken". Darauf wird in diesem Abschnitt nicht eingegangen. Hinzu kommt noch die Tatsache, daß die Abkürzung "Ü" im Wörterverzeichnis sowohl für Phraseologismen als auch für okkasionelle Metaphern gebraucht wird (cf. dazu auch Burger 1998: 171 - Burgers Feststellung bezieht sich auf das DUDEN-UW, gibt aber auch die Situation im DUDEN-GWB exakt wieder).

Im Abkürzungsverzeichnis werden neben "Ü" (für Übertragung) zwei weitere Abkürzungen aufgelistet, die in den Bereich des Phraseologischen fallen: "R" für Redensart und "Spr" für Sprichwort (DUDEN-GWB 1993:29f.). Beide Bezeichnungen werden allerdings in der gesamten Wörterbucheinleitung nicht mehr erwähnt und nicht erläutert.

Vergleicht man alle Bezeichnungen, die in der Wörterbucheinleitung zum DUDEN-GWB im Zusammenhang mit der Phraseologie verwendet werden, wird man neben der irreführenden Auffassung von Phraseologie, worauf bereits eingegangen wurde, noch mit einem einzigen terminologischen Chaos konfrontiert, was das mangelnde "phraseologische Bewußtsein" der Herausgeber ebenfalls widerspiegelt. Als Benutzer fragt man sich aber auch, wo der Unterschied zwischen den Termini "idiomatische Ausdrücke", "Redewendungen", "sprichwörtliche Redensarten", "Redensarten", "Phraseologismen" und "feste Verbindungen" liegen soll. Eine Antwort auf diese Frage ist in dieser Wörterbucheinleitung nicht zu finden.

Das Lexikographiekonzept im DUDEN-GWB hinsichtlich der Phraseologismen wird in der Wörterbucheinleitung wie folgt beschrieben: Mikrostrukturell werden die "idiomatischen Ausdrücke" unter der Bedeutung aufgeführt, zu der sie inhaltlich gehören und stehen dort immer am Ende aller Beispiele. In den Fällen, wo sie sich keiner Bedeutung zuordnen lassen, werden sie unter einer eigenen Gliederungszahl aufgelistet. Die "idiomatischen Ausdrücke" erhalten die Markierung "*" und erscheinen im Druck halbfett (cf. DUDEN-GWB 1993:24). Auf die "idiomatischen Ausdrücke" folgen kursiv gedruckt und in runden Klammern gesetzt deren Bedeutungserläuterungen (cf. ibd.: 22). Das von den Autoren beschriebene makrostrukturelle Prinzip kann man als eine Mischung aus einem grammatisch-alphabetischen und einem semantischen Ordnungsprinzip20 bestimmen. Die "idiomatischen Ausdrücke" werden gemäß der Wörterbucheinleitung in der Regel "nur unter dem ersten auftretenden Substantiv aufgeführt, wenn keins vorhanden ist, unter dem ersten sinntragenden Wort, z. B. ‘frieren wie ein Schneider’ nur unter Schneider, ‘durch dick und dünn’ nur unter dick, ‘die Engel im Himmel singen hören’ nur unter Engel(DUDEN-GWB 1993:25). Gerechtfertigt wird diese Regelung mit dem pragmatischen Argument Platzökonomie.

Eine weitere Parallele zwischen Ullstein-LdS und DUDEN-GWB läßt sich hinsichtlich der Etymologie der Phraseologismen ziehen: Beide Wörterbücher bieten im Wörterbuchartikel eine kurze Etymologie der entsprechenden phraseologischen Einheit an. In "Anlage und Artikelaufbau", wie die Wörterbucheinleitung im DUDEN-GWB heißt, wird auf diesen lexikographischen Datentyp kurz eingegangen: Die Herkunft der "Redewendungen und sprichwörtlichen Redensarten" wird demnach in den Fällen erklärt, wo "dies auf der Grundlage sprachhistorischer Erkenntnisse möglich ist und notwendig erscheint" (ibd.: 19). Damit wird hier im Vergleich zur ersten Auflage (1976ff.), wo die "Herkunft der Redewendungen und sprichwörtlichen Redensarten" genau erklärt werden sollte (DUDEN-GWB 1976:14), den Grenzen der Etymologiefindung und deren Bedeutung für den einzelnen Phraseologismus Rechnung getragen.

Wie in anderen Wörterbüchern fehlen auch im DUDEN-GWB (1993ff.) Informationen über den Umfang des aufgenommenen phraseologischen Materials und über die Auswahlkriterien sowie über die Formulierung der Nennform der Phraseologismen und über die Darstellung morphosyntaktischer Restriktionen.

Was die phraseologischen Termini als Bestandteile des Wörterverzeichnisses vom DUDEN-GWB (1993ff.) betrifft, lassen sich folgende Beobachtungen anstellen: Nicht verzeichnet ist der neuere Begriff "Phrasem", der in den letzten zwanzig Jahren zum Hauptkonkurrenten von "Phraseologismus" als Oberbegriff in der deutschsprachigen Phraseologieforschung avanciert ist. Dagegen ist der Terminus "Phraseolexem" aufgenommen worden, eine Bezeichnung, die sich allerdings als Oberbegriff der Phraseologie nicht durchzusetzen vermochte. Das Lemma "Phraseolexem" wird als "phraseologische Einheit, die durch Idiomatizität, Stabilität und Lexikalisierung gekennzeichnet ist" definiert. Was diese Begriffsbestimmung nicht enthält, ist das Merkmal der "Polylexikalität". Ihr fehlt darüber hinaus ein Hinweis auf den fakultativen Charakter der Kriterien "Idiomatizität" und "Stabilität", worüber in der gegenwärtigen Phraseologieforschung bereits Konsens besteht. Positiv fällt dagegen die Tatsache auf, daß "Idiomatizität", "Stabilität" und "Lexikalisierung" als Lemmata im DUDEN-GWB verzeichnet und erläutert sind.

Die Begriffe "Phraseologismus" und "Idiom 2" sind im Wörterverzeichnis nach einer veralteten Auffassung in der Phraseologie als Synonyme aufgeführt, wobei man eine Definition nur unter "Idiom 2" findet. Dieser Definition nach ist ein "Idiom" eine "eigentümliche Wortprägung, Wortverbindung od. syntaktische Fügung, deren Gesamtbedeutung sich nicht aus den lexikalischen Einzelbedeutungen ableiten läßt". Wenn man jedoch diese Bedeutungserläuterung, die sich lediglich auf "Idiomatizität" stützt und die anderen konstitutiven Merkmale des Phraseologismus außer acht läßt, der Definition von "Phraseolexem" gegenüberstellt, drängt sich unvermeidlich die Frage auf, in welcher Beziehung die Synonyme "Phraseologismus" und "Idiom 2" zu "Phraseolexem" stehen sollen (ebenfalls in Synonymie oder in Subordination). Diese Frage bleibt im DUDEN-GWB (1993ff.) offen. Die zitierte Bedeutungserläuterung von "Idiom 2" wird mit der Formulierung eine "eigentümliche Wortprägung" eingeleitet (Hervorhebung von mir - D. St.) und endet mit dem Beispiel "Angsthase = sehr ängstlicher Mensch", das illustrieren soll, was unter "Idiom 2" bzw. "Phraseologismus" zu verstehen ist. In der Phraseologieforschung ist bereits eindeutig entschieden, daß metaphorische Komposita (Einwortlexeme) vom Typ "Angsthase" nicht zum Objektbereich der Phraseologie gehören. Deswegen ist es unzulässig, daß das neueste umfangreichere Wörterbuch des Deutschen das Lemma "Idiom 2" u.a. auch als "Wortprägung" beschreibt und "Angsthase" als illustrierendes Beispiel anführt. In der ersten Ausgabe von 1976ff. ist in diesen Wörterbuchartikel auch ein zweites Beispiel ("das ist [alles] kalter Kaffee") aufgenommen worden, das genau das definierte sprachliche Phänomen veranschaulicht. Dieses Beispiel ist allerdings in der zweiten Auflage wahrscheinlich aus platzökonomischen Gründen gestrichen worden.

Gemäß DUDEN-GWB (1993ff.) gibt es keine sprachwissenschaftliche Disziplin, die "Phraseologie" heißt. Unter dem Lemma "Phraseologie" findet man lediglich die Bedeutung ‘phraseologischer Bestand’ mit einem Hinweis auf das Synonym "Idiomatik 2b" und eine weitere Bedeutung, die als "Darstellung, Zusammenstellung der Phraseologie (a)" definiert ist und durch den Zusatz in Klammern "bes. zu einem Stichwort in einem Wörterbuch" näher erläutert werden soll. Dieser Zusatz hat aber m.E. nur die umgekehrte Wirkung, erschwert nämlich das Verständnis der Bedeutung. Die "Idiomatik 1" ist als "Teilgebiet der Lexikologie" umschrieben, was auch eine veraltete Auffassung darstellt, welche der aktuellen Entwicklung der Phraseologie nicht Rechnung trägt.

Das Stichwort "Redensart" ist mit zwei Bedeutungen aufgelistet: Zum einen als "formelhafte Verbindung von Wörtern, die meist als selbständiger Satz gebraucht wird" und zum anderen im Plural als "leere, nichtssagende Worte, Phrasen". Der ersten Teilbedeutung fehlen illustrierende Beispiele, wodurch die angegebene Definition generell an Klarheit und Eindeutigkeit gewonnen hätte. Bei der zweiten Teilbedeutung vermißt man den Vermerk "1.a)" hinter dem Synonym "Phrasen", denn das Lemma "Phrase" ist seinerseits auch mit zwei Bedeutungen aufgenommen. Unter "Phrase" versteht man im DUDEN-GWB (1993ff.) an erster Stelle eine "abgegriffene, nichtssagende Aussage, Redensart" (wobei hinter "Redensart" umgekehrt der Vermerk "b)" stehen sollte) und zweitens "Formel (1), Formulierung". Die letztere Bedeutung wird mit der Markierung "veraltend" gekennzeichnet, d.h., es handelt sich um eine nur noch selten gebrauchte Bedeutung, die im Begriff ist zu verschwinden.

Beim Stichwort "Formel" listet das DUDEN-GWB (1993ff.) als erste von vier Bedeutungen die in den Bereich des Phraseologischen fallende "fester, sprachlicher Ausdruck, feste Formulierung für etw. Bestimmtes" auf. Die zitierte Definition betont vor allem die Festigkeit bzw. Stabilität des Begriffs und die zum Schluß angegebenen Beispiele weisen durch die Attribute "herkömmlich" und "stereotyp" auf eine abwertende Komponente in der Bedeutung hin. Diese Definition und die illustrierenden Beispiele lassen jedoch keine eindeutige Entscheidung darüber zu, ob der Terminus "Formel" gemäß DUDEN-GWB (1993ff.) als Synonym für den phraseologischen Oberbegriff angesehen werden kann oder eine phraseologische Klasse (z.B. die der Routineformeln) bezeichnen soll.

Die Begriffsbestimmung von "Sprichwort" berücksichtigt die Kürze, den satzwertigen Charakter und die Lehrhaftigkeit von Sprichwörtern und gibt als Synonym dazu das ältere "Proverb" an. Im Vergleich zur ersten Auflage von 1976ff. ist hier jedoch das Attribut "volkstümlich" gestrichen.

Bei dem Lemma "Redewendung" ist in der Neuauflage (1993ff.) die zweite Bedeutung weggefallen und die Definition der verbliebenen ersten Bedeutung zu "feste Verbindung von Wörtern, die zusammen eine bestimmte, meist bildliche Bedeutung haben" umformuliert. Diese Definition erinnert an die Begriffsbestimmung von "Idiom 2", woraus sich schlußfolgern läßt, daß die Autoren beide Begriffe für synonym halten, ohne es zu vermerken. Als Synonym zu "Redewendung" wird im Wörterbuchartikel "Wendung" angegeben. Unter "Wendung 4" findet man jedoch keine Definition, sondern lediglich das Synonym "Redewendung".

3.8 Lgwdaf (1998)

Mit dem 1993 in erster Auflage erschienenen Lgwdaf wurde die lange beklagte21"Lücke im Teilbereich der monolingualen Lexikographie für Deutschlerner geschlossen" (Wiegand 1995: 463). Dieses Lernerwörterbuch erfaßt dieselben lexikographischen Daten wie die allgemeinen einsprachigen Wörterbücher und unterscheidet sich von ihnen lediglich in bezug auf den potentiellen Adressatenkreis, denn es ist als "Lern- und Nachschlagewerk für Schüler, Studenten, Lehrer und alle, die ihre Kenntnisse im Schreiben, Lesen, Sprechen und Hören deutscher Texte vertiefen und erweitern wollen" gedacht (cf. "Lexikographische Vorbemerkungen", S. VII). Nach der praktischen Typologie, die dem "Internationalen Handbuch zur Lexikographie" von Hausmann et al. (1989ff.) zugrunde liegt, wird dieser Wörterbuchtyp zu den didaktischen Spezialwörterbüchern gerechnet (cf. Hausmann 1989: 977). Als theoretisch denkbar wird jedoch auch die Möglichkeit in Erwägung gezogen, diesen Wörterbuchtyp als "eine Subkategorie des allgemeinen einsprachigen Wörterbuchs zu fassen" (ibd.). In der vorliegenden Untersuchung wird das Lgwdaf als Subkategorie des einsprachigen Bedeutungswörterbuchs behandelt oder, um Wiegands Bezeichnung aufzugreifen, als "ein allgemeineseinsprachiges Lernerwörterbuch" (cf. Wiegand 1995: 463). Es ist eines der jüngsten Werke der allgemeinen deutschen Print-Lexikographie und will als Lernerwörterbuch in verschiedener Hinsicht den Erfahrungen Rechnung tragen, "die in der Forschung wie auch in der Vermittlung von Fremdsprachen über Jahrzehnte hinweg gesammelt wurden" (cf. "Lexikographische Vorbemerkungen", S. VII). Wiegand spricht in diesem Zusammenhang von der "’Gnade der späten ...’ Bearbeitungszeit" (1995: 464). Welchen Niederschlag finden im Lgwdaf die theoretische Phraseologiediskussion sowie die bisherigen Empfehlungen der Metalexikographie hinsichtlich der Erfassung und Bearbeitung von Phraseologismen?

Die Wörterbucheinleitung in Lgwdaf besteht aus drei Teilen: "Vorwort" (S. V), "Lexikographischen Vorbemerkungen" (S. VIIf.) und "Hinweisen für den Benutzer" (S. IX-XXVI) und entspricht damit, zumindest rein formal, der Forderung nach Teilung und Mehrfachadressierung der Wörterbucheinleitung (cf. Fußnote 6)22. Die "lexikographischen Vorbemerkungen" fallen jedoch äußerst dürftig aus (lediglich zwei Seiten). Darin werden die Phraseologismen oder die "idiomatischen Ausdrücke", wie man sie hier bezeichnet, nur eines einzigen Satzes gewürdigt. Dieser drückt die Funktion aus, welche die Phraseologismen im Wörterbuch erfüllen sollen, nämlich Worteinträge zusammen mit Komposita und weiteren Hinweisen zu vervollständigen (cf. "Lexikographische Vorbemerkungen": VII). In den unmittelbar folgenden "Hinweisen für den Benutzer" (im folgenden: "Hinweise") werden die Phraseologismen in einem separaten Abschnitt - "1.6. Idiomatische Wendungen, Redensarten, Sprichwörter: || ID" ("Hinweise": XI) - ausführlicher behandelt, wobei auch hier nichts über den Umfang und die Auswahlkriterien des phraseologischen Materials zu erfahren ist. Lediglich unter den Angaben auf dem Cover ist die ungenaue Formulierung zu lesen, daß das Wörterbuch "[r]und 66 000 Stichwörter und Wendungen"23 umfaßt. Welchen Anteil an dieser Zahl die Phraseologismen haben, kann man dabei nur raten.

In diesem Abschnitt wird zuerst auf die makrostrukturelle Zuordnung der Phraseologismen eingegangen, die hier "alphabetische Einordnung" heißt. So erfährt der Benutzer, daß die Phraseologismen im Wörterbuch (ähnlich wie im HDG) nach dem ersten Substantiv, und wenn "die Wendung kein Substantiv enthält, [...] nach dem ersten Adjektiv bzw. Verb eingeordnet" werden (ibd.). Von diesem Zuordnungsprinzip werden, wiederum laut den "Hinweisen", "in begründeten Fällen" Ausnahmen gemacht (ibd.). Welche dies aber sind, wird dem Benutzer vorenthalten.

Dasselbe ist in bezug auf die mikrostrukturelle Zuordnung der Phraseologismen zu beobachten. Das einzige, was der Benutzer in diesem Zusammenhang aus den "Hinweisen" entnehmen kann, ist, daß Phraseologismen nach dem Zeichen "|| ID"24 aufgelistet werden. An welcher Stelle im Wörterbuchartikel dies aber genau geschieht (zu den einzelnen Bedeutungen des Stichwortes oder am Artikelende) und in welcher typographischer Form (z.B. durch Fettdruck hervorgehoben oder nicht) geht aus dem besprochenen Abschnitt nicht hervor. Auch in bezug auf die Abfolge der Phraseologismen in dem mit "|| ID" markierten Bereich (alphabetisch, nach dem syntaktischen oder morphologischen Kriterium25) sind in den "Hinweisen" keine Erklärungen zu finden26.

Das auch wenn nicht durchgängig angewandte Verweisprinzip, das besonders Wendungen mit mehr als einem Substantiv, Verb bzw. Adjektiv betrifft, wird in den "Hinweisen" ebenfalls nicht erörtert. So wird die Kenntnis vom Sinn solcher Angaben im Wörterverzeichnis, wie z.B. "|| ID ?> Spitze" unter dem Lemma "Eisberg", beim Benutzer offensichtlich als vorhanden vorausgesetzt.

Im besprochenen Abschnitt wird schließlich auf die Nennform einzelner phraseologischer Klassen und syntaktisch-struktureller Typen von Phraseologismen kurz eingegangen. Sprichwörter erscheinen demnach im Wörterbuch "in ihrer üblichen Form [...] also meist als ganze Sätze" (S. XI) und verbale Phraseologismen werden im Infinitiv angegeben. Dagegen wird die Nennform nominaler Phraseologismen völlig außer acht gelassen. Auf Restriktionen im Gebrauch von Phraseologismen wird da wie folgt Bezug genommen:

"Idiome und Redensarten werden entweder mit dem Verb im Infinitiv angegeben (z. B. j-m auf die Pelle rücken) oder, falls die Wendung normalerweise in einer ganz bestimmten Form auftritt, in dieser Form (mst Jeder hat sein Päckchen zu tragen). Die Einschränkung durch mst (= meist) deutet darauf hin, dass auch andere Formen der Wendung möglich sind (z. B. Auch ich habe mein Päckchen zu tragen). ("Hinweise": XI)

Im Zusammenhang mit dieser Aussage aus den "Hinweisen" stimme ich Burger (1998: 178) zu, der in diesem Absatz Hinweise auf diejenigen Fälle vermißt, in denen eine Restriktion absolut obligatorisch ist.

Im besprochenen Abschnitt 1.6. sowie in der gesamten Wörterbucheinleitung wird generell nicht von Phraseologismen, sondern, wie aus der Überschrift des Abschnitts 1.6. ersichtlich, von "idiomatischen Wendungen" (in den "lexikographischen Vorbemerkungen" auch "idiomatische Ausdrücke" genannt), "Redensarten" und "Sprichwörtern" gesprochen. Diese phraseologischen Klassen werden allerdings nicht getrennt erläutert, sondern alle zusammen als "[f]este Wendungen, die aus mehreren Wörtern bestehen" definiert ("Hinweise", S. XI). Mit anderen Worten, hier werden der Mehrwortcharakter und die Stabilität zu Erkennungsmerkmalen der erwähnten phraseologischen Klassen erhoben, was zum einen nicht dem aktuellen Stand der Phraseologieforschung entspricht (vor allem wegen des fakultativen Charakters der Stabilität). Zum anderen ist diese Definition nicht mit der Information im eigenen Wörterverzeichnis abgestimmt, denn die meisten der erfaßten Begriffe heben das Merkmal "Idiomatizität" hervor, wie z. B. "Phraseologismus", "Idiom", "Redensart", "Redewendung"27, was ebenfalls dem aktuellen Stand der Phraseologieforschung nicht entspricht. Abgesehen von diesem Widerspruch umfaßt das phraseologische Konzept der Verfasser vor allem idiomatische Phraseologismen. Dabei wird die Tatsache völlig ignoriert, daß die nichtidiomatischen in der neueren Forschung auch zur Phraseologie (im weiteren Sinne) gehören. Nichtidiomatische Phraseologismen werden nämlich im Lgwdaf stillschweigend mit freien Wortverbindungen unter dem Begriff "Kollokation"28 subsumiert, was aus der Sicht der Phraseologie sehr problematisch ist. So enthält der im Abschnitt "7.4. Kollokationen: < >" abgedruckte Auszug aus dem Wörterbuchartikel "Mord", der als Beispiel für die Darstellung der Kollokationen im Wörterbuch fungieren soll, sowohl freie Verbindungen ("j-n zu e-m / zum M[ord] anstiften; ein grausamer, politischer M[ord]; ein M[ord] aus Eifersucht") als auch nichtidiomatische Phraseologismen ("j-n des Mordes verdächtigen", "j-n wegen Mord(es) anklagen, verurteilen") ("Hinweise": XXI).

Insgesamt wäre hier viel sinnvoller gewesen, den gängigen Oberbegriff der Phraseologie "Phraseologismus" oder seinen Konkurrenten "Phrasem" als Überschrift zu wählen, ihn anschließend im Einklang mit dem gegenwärtigen Stand der Phraseologieforschung zu definieren, und dann die unterschiedlichen phraseologischen Klassen im Abschnitt anzugeben, zu erklären und mit Beispielen aus dem eigenen Wörterverzeichnis zu belegen. Letzteres könnte auch entweder im Rahmen einer den Phraseologismen gewidmeten Übersicht (vom Typ der bereits 21 zu verschiedenen Themen vorhandenen Schemata) geschehen, wie der Vorschlag von Wotjak/Dobrovol’skij (1996:247f.) lautet, oder einen Teil der von Wiegand (1995:480) geforderten Wörterbuchgrammatik bilden, oder im Wörterbuchartikel zu "Phraseologismus" angeboten werden, wie dies im Ullstein-LdS unter "Phraseologie" ansatzweise gemacht ist, oder bei Moliner (1994) unter "modismo" der Fall ist. Als Markierung für Phraseologisches im Wörterbuch könnte man, in Abhängigkeit davon, ob die idiomatischen und nichtidiomatischen Phraseologismen eines Stichwortes zusammen oder getrennt im Wörterbuchartikel erscheinen sollten, entsprechend ein Zeichen wie das im HDG benutzte "+" oder bereits 1616 von Georg Henisch in seinem Wörterbuch "Teutsche Sprach vnd Weißheit" gebrauchte "Phr."29 oder zwei verschiedene Zeichen "ID" für Idiome und "N" für Nominationsstereotype (nach Fleischer 1997:58ff.) verwenden.

Neben der in der Wörterbucheinleitung benutzten Terminologie wurde hier auch überprüft, ob geläufige phraseologische Termini ins Wörterverzeichnis aufgenommen worden sind. Die Termini "Phraseologie", "Idiomatik", "Phraseolexem" und "Phrasem" sind im Lgwdaf nicht als Lemmata verzeichnet, die ersten zwei auch als Ableitungen von "Phraseologismus" und "Idiom 2" nicht. Der Begriff "Phraseologismus" wird mit der Markierung "Ling" (für "Linguistik, Sprachwissenschaft") versehen und als "e-e idiomatische Wendung" definiert. Weniger anhand dieser kurzen Begriffsbestimmung, und eher wenn man unter "Wendung" nachschlägt ("Wendung 2" > "Redewendung" > "Redensart" bzw. "Idiom 2"), findet man heraus, daß "Phraseologismus" und "Idiom 2" im Lgwdaf als Synonyme verstanden werden, was dem aktuellen Stand der Phraseologieforschung nicht mehr entspricht. Das Lemma "Redensart" ist mit einer Bedeutung erfaßt, und zwar als "Sätze mit mst idiomatischer Bedeutung". Als Synonym dazu ist "Redewendung (1)" angegeben. Problematisch an dieser Definition ist die Einschränkung "mst" (Abkürzung für meist), weil dabei nicht klar wird, was für Sätze sonst mit "Redensart" bezeichnet werden könnten. Unter den Beispielen, die die Bedeutung von "Redensart" veranschaulichen sollen, befinden sich auch solche, die für die hier nicht verzeichnete Bedeutung ‘leere, nichtssagende Worte’ stehen.

Unter "Redewendung" verzeichnet das Lgwdaf zwei Bedeutungen. Die erste wird mit dem Synonym "Redensart" wiedergegeben, und die zweite als "mehrere Wörter, die mst e-e idiomatische Bedeutung haben" umschrieben und synonym dazu ist "Idiom" angegeben (allerdings ohne die dazugehörende Bedeutungsnummer "2"). In der Definition zu dieser zweiten Bedeutung ist die Einschränkung "mst" ebenfalls verwendet, was dieselbe Frage wie oben aufwirft.

Die Begriffsbestimmung von "Sprichwort" schließt den satzwertigen Charakter und die Lehrhaftigkeit der Sprichwörter ein, sie berücksichtigt aber deren Volkstümlichkeit nicht. Der Definition ist ein Beispiel sowie ein "NB"-Verweis (Abkürzung für notabene) auf "Redewendung" angeschlossen. Der letzte bleibt allerdings völlig unverständlich.

Das Stichwort "Formel" weist zwei Bedeutungen auf, die in den Bereich des Phraseologischen fallen. Es handelt sich um die Bedeutungen "2" und "3". Bei "2" geht es eindeutig um Routineformeln, ohne als solche im Wörterbuchartikel bezeichnet zu werden. Aus der abwertenden Komponente, die andere der untersuchten Wörterbücher normalerweise der Bedeutung "2" zuordnen, ist im Lgwdaf eine selbständige Bedeutung ("3") entstanden. Als Synonym mit dieser Bedeutung kann "Phrase 1" angesehen werden.


 

4 Schlußfolgerung

Allgemeine einsprachige Wörterbücher enthalten Informationen zu vielen unterschiedlichen Aspekten der Sprache und die phraseologische Information ist dabei lediglich einer der vielen Wörterbuchbestandteile. Im vorliegenden Beitrag wurden acht Vertreter dieses Wörterbuchtyps auf den Stellenwert untersucht, der die Phraseologie darin einnimmt. Diese Untersuchung hat nicht zum Ziel, Phraseologismen zum zentralen Objekt des allgemeinen einsprachigen Wörterbuches zu machen. Vielmehr geht es hier darum, auf die unbefriedigende Qualität der in der Wörterbucheinleitung angebotenen phraseologischen Information sowie auf die unzureichende Erfassung und Erklärung der phraseologischen Terminologie im Wörterverzeichnis hinzuweisen, so daß in Zukunft dem sprachlichen Phänomen "Phraseologismus" mehr Aufmerksamkeit darin geschenkt wird und der intuitive Umgang mit ihm zu einem objektiven und systematischen wird.

Die Phraseologie kommt in den Vorworten und Wörterverzeichnissen der untersuchten Wörterbücher auf unterschiedliche Weise und im unterschiedlichen Maße zur Geltung. Von dem aus phraseologischer Sicht voll befriedigenden Bedeutungswörterbuch jedoch ist die deutsche einsprachige Lexikographie noch meilenweit entfernt, denn unter den untersuchten Wörterbüchern befindet sich keines, das alle drei am Anfang dieses Beitrages festgehaltenen Punkte des "phraseologischen Bewußtseins" zufriedenstellend abdeckt. Allgemein gehaltene Behauptungen ohne Erläuterungen und Nachweis vermögen weder dem durchschnittlichen benutzerorientierten noch dem fachspezifischen Informationsbedürfnis gerecht zu werden. Dabei kann man keinen Unterschied zwischen den "älteren" und den "moderneren" von ihnen ausmachen und behaupten, mit der Entwicklung der Phraseologieforschung habe sich der Stellenwert der phraseologischen Information im Wörterbuch bedeutend verbessert. Man kann auch nicht das wissenschaftliche Interesse an Phraseologie sowie die Beschäftigung der Herausgeber damit voll und ganz auf die Qualität der phraseologischen Information im Wörterbuch übertragen (wie das Beispiel vom DUDEN-GWB oder WDG deutlich macht). Vielmehr läßt sich zwischen Wörterbüchern unterscheiden, wie z.B. HDG und zu einem viel geringeren Teil Lgwdaf und WDG, die der Phraseologie eine größere Aufmerksamkeit schenken, sie adäquater behandeln und aus diesem Grund eine reichhaltigere und benutzerfreundlicher aufbereitete phraseologische Information in der Wörterbucheinleitung bieten; und solchen, wie Knaurs-GW, Pekrun, DW (1985), BW und Ullstein-LdS, welche die Phraseologie darin überhaupt nicht oder nur am Rande berücksichtigen. Das eine wie das andere ist allein Verdienst des einzelnen lexikographischen Werks, denn es gibt keine Standards, die den Inhalt einer Wörterbucheinleitung generell und die darin enthaltenen phraseologischen Daten im einzelnen für das einsprachige Bedeutungswörterbuch vorschreiben. Eine Ausnahme stellt die Forderung in der Metalexikographie nach Zweiteilung und Mehrfachadressierung der Wörterbucheinleitung (cf. oben Fußnote 6) dar. In seinem Beitrag "Phraseologie in den Wörterbüchern des heutigen Deutsch" liefert Burger Vorschläge für die lexikographische Erfassung von Phraseologismen und gibt vereinzelt auch Empfehlungen bezüglich der phraseologischen Information im Wörterbuchvorwort (cf. 1983:57-64). Demnach sollte in der Wörterbucheinleitung der phraseologische Gegenstandsbereich vorgestellt werden - ohne eine strikte Klassifikation, aber mit der Darstellung der strukturellen und semantischen Eigenschaften der wichtigsten Typen von Phraseologismen. Außerdem sollte man im Vorwort die im Wörterverzeichnis angewandten mikro- und makrostrukturellen Erfassungsprinzipien von Phraseologismen darstellen und anhand von Beispielen erklären und deutlich machen. Ebenfalls in der Wörterbucheinleitung sollten Hinweise zu den lexikographisch relevanten Besonderheiten der Phraseologismen geben werden (wie z. B. die damit verbundenen morphosyntaktischen Restriktionen und textuellen Präferenzen). Das Vorwort wäre auch der geeignetste Ort, um Konventionen für die Formulierung der Nennform und der metasprachlichen Kommentarformeln vom Typ "nur in der Verbindung" oder "meist in der Wendung" zu vereinbaren und zu erläutern.

Zu diesen Vorschlägen sollte noch folgendes berücksichtigt werden. Generell sollte jedes Wörterbuch in der Einleitung einen eigenständigen Abschnitt zur Phraseologie enthalten, der neben dem oben Genannten auch Informationen über den Umfang des aufgenommenen phraseologischen Materials, über die diesbezüglich angewandten Auswahlkriterien sowie über die Funktion der Phraseologismen im gegebenen Wörterbuch geben sollte. Darin sollte der Benutzer auch genügend explizite Hinweise für die Abgrenzung zwischen freien und festen Wortverbindungen finden. Besondere Aufmerksamkeit sollte dabei der Erklärung der typographischen Zeichen geschenkt werden, mit denen die Phraseologismen im Wörterbuchartikel gekennzeichnet sind. Falls das Wörterbuch Etymologie oder Illustrationen30 zu den Phraseologismen im Wörterverzeichnis bietet, wäre dies im Vorwort zu vermerken und anhand von Beispielen zu erläutern.

Bei der Darstellung der phraseologischen Information in der Wörterbucheinleitung sollte unbedingt die generelle Forderung nach Zweiteilung und Mehrfachadressierung (für und an Laien und Fachleute, cf. oben Fußnote 6) berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Auswahl der Daten sowie die Textkonstitution der beiden Teile zu beachten. Wie das in der Praxis aussehen könnte, hat Herberg (1986:198-204) am Beispiel des HDG-Vorwortes auch hinsichtlich der phraseologischen Information demonstriert und ist in der Wörterbucheinleitung zum Frühneuhochdeutschen Wörterbuch (1986ff.) verwirklicht. Als "positives Beispiel" für eine gut erfüllte Funktion der Wörterbucheinleitung als Hilfe für den nichtfachmännischen Benutzer bei der Erschließung der im Wörterbuch enthaltenen phraseologischen Information erwähnt Herberg (cf. ibd.:199) die "Hinweise für die Benutzung" in Görners Redensarten. Kleine Idiomatik der deutschen Sprache (1979).

Was die phraseologische Terminologie im Wörterverzeichnis schließlich betrifft, entsprechen die diesbezüglichen Einträge in den untersuchten Wörterbüchern meistens nicht dem aktuellen Stand der Phraseologieforschung (wie z.B. die Synonymie zwischen "Phraseologismus" und "Idiom" in den meisten der Wörterbücher) oder sind in sich widersprüchlich (wie im Knaurs-GW oder BW). Im Prinzip können die Verfasser von Wörterbüchern nicht das leisten, was die Phraseologieforschung versäumt, nämlich den existierenden "terminologische[n] Wildwuchs eines Feldes, auf dem schon viele Wissenschaftler kreuz und quer ihre Furchen gezogen und buntgemischt ausgesät haben" (Donalies 1994: 335) ordnend zu bearbeiten oder zu vereinheitlichen. Was sie aber in der Tat machen könnten, ist Widersprüche innerhalb des eigenen Wörterbuches zu unterbinden und bei einer Neuauflage die phraseologische Information, wo nötig, zu überarbeiten.


Anhang

Die folgende tabellarische Übersicht enthält die Wörterbuchartikel (Bedeutungserläuterungen und illustrierende Beispiele) der verglichenen phraseologischen Begriffe. Die außerhalb des Phraseologischen liegende Bedeutungen mancher dieser Termini (wie z.B. "Formel", "Phrase" oder "Idiom") werden in der Tabelle nicht berücksichtigt.

gehe zu Tabelle 1


 

Anmerkungen

(1) Unter "Phraseologie" wird nachfolgend in Anlehnung an ECKERT/GÜNTHER (1992:13) zum einen die linguistische Disziplin und zum anderen der Objektbereich dieser Disziplin verstanden.  zurück

(2) Das HDG war eigentlich als Einbänder geplant und hat aus technischen Gründen zwei Bände (cf. WIEGAND 1990:2146). Deswegen wird es von WIEGAND (ibd.) auch als "sei es ein Einbänder" behandelt.   zurück

(3) In bezug auf den Begriff "Phraseologismus" verweise ich auf die Definition von BURGER et al. (1982:1f.), ergänzt in BURGER (1998:32, Fußnote 5).  zurück

(4) Cf. WIEGAND 1981:232, Anmerkung 12; HERBERG 1985:135, 1986:196, 1989:749.  zurück

(5) Cf. HERBERG 1989:749.  zurück

(6) Im Zusammenhang mit dieser Doppelfunktion fordern WIEGAND (1981:201), WIEGAND/KUÇERA (1981:116f.) und HERBERG (1985, 1986, 1989, 1998) eine Teilung der Wörterbucheinleitung in Benutzungshinweise für den Laien und in lexikographische Informationen für den Fachbenutzer (Germanisten, Linguisten usw.).  zurück

(7) Die Benutzer-Perspektive ist in der Wörterbuchforschung der letzten Jahre nicht nur deutlicher in den Vordergrund gerückt, wie BURGER (1998:169) bemerkt, sondern wurde als Untersuchungsobjekt des "jüngste[n] Forschungsgebiet[s] der Wörterbuchforschung" (WIEGAND 1998:1026), der Wörterbuchbenutzungsforschung, theoretisch sowie methodologisch untermauert. Innerhalb der Wörterbuchbenutzungsforschung unterscheidet WIEGAND vier Untersuchungsbereiche: Wörterbuchbenutzung durch Laien, durch Wissenschaftler, durch Lexikographen und Wörterbuchbenutzung bei der Wörterbuchkritik (1998:264ff.). Wenn nachfolgend von Benutzern gesprochen wird, ist an erster Stelle die Gruppe der Laien gemeint. Denn sie ist nicht nur die zahlreichste, sondern auch diejenige, die am häufigsten zum Wörterbuch greifen muß und in der Regel am wenigsten mit den lexikographischen Standards vertraut ist. Aber auch der Typ des Fachbenutzers wird hier nicht außer acht gelassen.  zurück

(8) Meine Numerierung entspricht der Reihenfolge der einzelnen Kapitelabschnitte bei BURGER (1998:170-187).  zurück

(9) Dieser Gebrauch entsprach übrigens auch dem damaligen Stand der Phraseologie nicht, denn die Frage der Abgrenzung der festen von den freien Wortverbindungen gehörte zu den primären Problemstellungen auch für die frühere deutsche Phraseologieforschung (Cf. Klappenbach1980 [1961], Wissemann 1961 sowie Agricola 141992 [1962]). - Weickert (1997:55, Fußnote 112) führt als früheren Beleg für diesen Gebrauch von "Phraseologie" Georg von der Gabelentz Werk "Die Sprachwissenschaft. Ihre Aufgaben, Methoden und bisherige Ergebnisse" (21901/ 31984) an.  zurück

(10) Klappenbach verwendet allerdings für diesen Namen die Schreibweise Tschernischowa.  zurück

(11) Veränderungen im lexikographischen Konzept nach 1964 sind nur in den Werkstattberichten von Klappenbach festgehalten und bleiben für einen breiten Kreis von Benutzern unbekannt. Die "Vorbemerkung" zum 4. Band (1974) betrifft bekanntlich lediglich die ideologische Ausrichtung des Wörterbuches.  zurück

(12) Klappenbach gebraucht den Begriff "Phraseologie" hier im Sinne von "Phraseologismus" (im Plural heißt es dann "Phraseologien"). zurück

(13) Diese Bezeichnung wird bereits 1968 von Klappenbach in ihrem Artikel "Probleme der Phraseologie" (S. 227) benutzt.  zurück

(14) Bezeichnungen für die Form eines Phraseologismus im Wörterbuchartikel, welche alle seine "Realisationsmöglichkeiten" Petermann (1983: 173) implizieren soll.  zurück

(15) Auf die Nichtübereinstimmung der Verweise generell im BW weisen auch Wiegand/Kucera (1982: 358-363) hin. zurück

(16) Näheres zu diesem lexikographischen Prinzip siehe Worbs (1994:86f.).  zurück

(17) Damit ist - so Kempcke in seinem Arbeitsbericht (1980:355) - gemeint, daß die Phraseologismen "definiert und einer Stilebene zugewiesen" werden.  zurück

(18) Scholze-Stubenrecht (1988: 286ff.)(auf Fleischers Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache von 1982 basierend) hält ebenfalls ein "enges" phraseologisches Konzept für vorteilhaft für die praktische lexikographische Arbeit. zurück

(19) Wie z.B. "etw. für n[ull] und nichtig (ungültig) erklären", "jmdn. auf frischer T[at] (bei der Ausführung einer unerlaubten Handlung) ertappen", "jmdm. etw. auf Treu und Glauben (im festen Vertrauen) überlassen", "etw. auf die lange B[ank] schieben (etw. aufschieben)", "jmdm. (die) Daumenschrauben anlegen, ansetzen, anziehen (jmdn. brutal, erpresserisch zu etw. zwingen)".  zurück

(20) Zum grammatisch-alphabetischen Zuordnungsprinzip cf. Worbs (1994:85f.) und zum semantischen (ibd.:84f.).  zurück

(21) Cf. Barz/Schröder(1994:131).  zurück

(22) Ausführlicher zu der "Zweiteilung" der Wörterbucheinleitung in LGWDaF mit kritischen Anmerkungen cf. Herberg (1998:335ff.).  zurück

(23) Nach einer Schätzung von Beregenholtz/Meder (1998) enthält das LGWDaF nur etwa 33 000 Stichwörter. zurück

(24) Köster/Neubauer (1994: 230) und Wotjak/Dobrovol’skij (1996:247f.) halten dieses Zeichen für typographisch nicht geeignet, die Phraseologismen von den anderen lexikographischen Daten im Wörterbuchartikel abzuheben: Besonders bei längeren Artikeln werde es vom Benutzer oft überlesen, was das Auffinden der Phraseologismen erschwere; Kempcke (1996:126) hält diese Markierung aus anderen Gründen für problematisch, und zwar, weil darunter Wortverbindungen zusammengefaßt werden, die "ganz unterschiedliche Beschreibungen erfordern". Beides Auffassungen, die ich teile.  zurück

(25) Ausführlicheres dazu siehe Wobrs (1994:87-90). zurück

(26) Nach Wotjak/Dobrovol’skij  (1996:259) läßt dieser Bereich "nur schwer ein durchgängig systematisierendes Gliederungsprinzip erkennen".  zurück

(27) Siehe dazu auch Wotjak/Dobrovol’skij  1996:249.  zurück

(28) Zum Kollokation-Begriff und dessen Behandlung im LGWDaF cf. auch Lehr 1998.  zurück

(29) Darunter faßt Henischjedoch neben Phraseologismen auch einfache Beispielsätze.  zurück

(30) Von den hier untersuchten Wörterbüchern tut es einzig das LGWDaF und zwar beim Phraseologismus "ein Rad schlagen" unter "Rad".  zurück

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