Zur Historie der nominalen -er-Bildungen.
Ist die Suffixidentität sprachwandlerischer Zufall?[*]

Dagmar Bittner (Berlin)



1 Vorbemerkungen

Der vorliegende Beitrag schließt an die Untersuchung zum kategorialen Inhalt produktiver -er-Bildungen des Deutschen in Bittner (1995) an. Die Liste der mit dem Suffix -er gebildeten Kategorien reicht von Flexionsformen wie dem Plural der Substantive, den Nominativ-/Akkusativ-Singular- und den Genitiv-Plural-Formen in der Adjektiv- und Pronominalflexion über die Komparativform und die Wortbildungsmuster der Nomina agentis und instrumenti sowie die verbalen Iterativa bis zum Bildungsmuster für Bezeichnungen der ethnischen, nationalen oder geographischen Zugehörigkeit von Personen. Mit beabsichtigter Radikalität wurde für einen Ausschnitt dieser Bildungen die Frage verfolgt, ob die formale Identität des Bildungsmittels durch funktionale Gemeinsamkeiten der verschiedenen Kategorien motiviert ist. Rein intuitiv lassen sich z.B. ohne weiteres Parallelen zwischen Plural, Iterativ und Komparativ herstellen, deren Kategorienbedeutung man jeweils als eine Zusammenfassung bzw. Zusammenbetrachtung von Elementen/Sachverhalten desselben Typs beschreiben kann. Ganz allgemein ging es somit um die Form-Inhalt-Relationen morphologischer Symbolisierungen und ganz konkret um die inhaltliche Struktur von Kategorien mit identischem Kategorienmarker.

Fragen dieser Art sind in den letzten Jahren verstärkt ins Zentrum der linguistischen Aufmerksamkeit gerückt und werden äußerst kontrovers diskutiert.[1] Die traditionelle Akzeptanz homonymer Kategoriensymbolisierungen ist stark angekratzt - und das nicht allein durch den Nachweis der funktionalen Motiviertheit von Synkretismen in Flexionssystemen, sondern auch durch die in der typologischen Forschung immer nachhaltiger anzutreffenden Verweise auf rekurrente Fälle von formalen Identitäten in bestimmten Kategorienspektren. Die Vehemenz mit der die Möglichkeit motivierter "Kategorienzusammenfälle" in einem durchaus globaleren, d.h. die Grenzen von kategorialen Domänen wie Nominalflexion oder Verbflexion, Komparation oder Wortbildung überschreitenden Maße abgelehnt wird, scheint wiederum eine mitunter radikal anmutende Herangehensweise bei der Aufstellung von "Anti-Homonymie-Thesen" zu provozieren. Hintergrund dieser Radikalität ist jedoch nicht primär die Ablehnung traditioneller Sehweisen, sondern vielmehr die Unterstellung einer generellen Motiviertheit und Systematizität grammatischer Strukturbildung. Mit der Einnahme einer entsprechend begründeten starken Position ist die Hoffnung/Erwartung verbunden, möglichst weit(- oder weiter)reichende Aufschlüsse über die kategoriale Architektur der Grammatik zu erlangen.

Einer der schwerwiegendsten Einwände gegen die Annahme einer generellen inhaltlichen Motiviertheit von homonymen Kategoriensymbolisierungen ist der Verweis auf phonologische Prozesse, die in der Sprachgeschichte zufällig zur formalen Identität von Affixen geführt haben. Ein inhaltlicher Zusammenhang der Kategorien wäre danach nicht oder jedenfalls nicht notwendig zu erwarten. Dieser Einwand kam insbesondere auch von Vertretern der Natürlichkeitstheorie, deren Grundannahmen aber gleichzeitig ein wesentlicher Ausgangspunkt für Anti-Homonymie-Überlegungen waren. Der sich auftuende Widerspruch sowie die Bedeutung, die gerade die Natürlichkeitstheorie der Berücksichtigung von diachronen Prozessen in der grammatischen Theoriebildung beimisst, machen es interessant, diesem Einwand anhand eines konkreten Datenausschnittes einmal detailliert nachzugehen. Im folgenden möchte ich Ergebnisse einer ersten Sichtung von historischen Grammatiken, Sprachgeschichten und speziellen Analysen zur Diachronie der nominalen Kategorien vorstellen, die im heutigen Deutsch mit dem Suffix -er symbolisiert werden. Es wird deutlich werden, dass sich das Vertrauen auf tradierte sprachhistorische Aussagen bei genauerer Betrachtung durchaus als nicht ausreichend begründeter Vorschussbonus erweisen kann und inhaltliche Gemeinsamkeiten von Kategorien ein bisher ungenutztes Erklärungspotential für Sprachwandelprozesse bieten.

Bevor ich zu den historischen Betrachtungen komme, sollen kurz die theoretischen Ausgangspunkte vorgestellt werden, die den Annahmen über eine inhaltliche Motiviertheit homonymer Kategoriensymbolisierungen zugrunde liegen.

 

2 Ausgangspunkte

2.1 Natürlichkeitstheorie/Natürliche Morphologie

Im Konzept der Natürlichen Morphologie wird - vom semiotischen Charakter sprachlicher Strukturbildung ausgehend - das Prinzip 'eine Form = eine Funktion' als ein grundlegendes Prinzip der grammatischen Strukturbildung betrachtet: Grammatische (Oberflächen)Strukturen bilden die grammatischen Inhalte idealerweise konstruktionell ikonisch, uniform und transparent, m.a.W. eineindeutig ab. Sie gelten dann als motiviert und maximal natürlich. Die entsprechenden und in der Natürlichkeitstheorie zentralen Strukturbildungsprinzipien sind:

Konstruktioneller Ikonismus: In der sprachlichen Strukturbildung besteht eine Tendenz zur ikonischen Abbildung inhaltlicher Komplexität. Ein semantisches (inhaltliches) Mehr wird ausdrucksseitig durch ein formales (strukturelles) Mehr wiedergegeben. Als einfaches, einleuchtendes Beispiel wird hier gern auf die typischerweise formal aufwendigere Symbolisierung von Plural gegenüber Singular, Präteritum gegenüber Präsens oder Genitiv und Dativ gegenüber Nominativ und Akkusativ hingewiesen.

Transparenz und Uniformität: "Die Symbolisierung/Enkodierung eines Paradigmas Pi ist  u n i f o r m, wenn Pi gemäß 'one function - one form' organisiert ist, andernfalls mehr oder minder nicht-uniform." (Mayerthaler 1981: 34) und "Ein Paradigma Pi ist  t r a n s p a r e n t, wenn es sich durch monofunktionale Operationen konstituiert bzw. nur monofunktionale Flexive/Derivative aufweist." (ebd.: 35)

2.2 Konzept einer 'natürlichen Grammatik'

Während sich die Natürlichkeitstheorie und speziell die Natürliche Morphologie vorrangig mit der Natürlichkeit/Markiertheit von Symbolisierungen, also Zeichen-Inhalt- und Zeichen-Zeichen-Relationen befasst hat, werden im Rahmen des Konzepts einer 'natürlichen Grammatik' (Leiss 1992, 2000; Vogel 1996; Weber 2001; Bittner 2002) primär Inhaltsrelationen zwischen grammatischen Kategorien und letztlich der kategoriale Aufbau der Grammatik untersucht. Beide Konzepte nehmen direkten Bezug aufeinander. Ausgehend von Jakobson (u.a. 1936/1971, 1941/1971, 1957/1971), Guillaume (u.a. 1929/1965, 1973) und Bühler (1934/1982) wird in der natürlichen Grammatik angenommen, dass grammatische Kategorien durch eine begrenzte Anzahl von (oppositionellen) Merkmalen konstituiert sind; analog zur Konstituierung der Sprachlaute. Die Etablierung von Kategorien und damit der Aufbau von Grammatik erfolgt über eine schrittweise Differenzierung allgemeinerer Merkmale durch spezifischere Merkmale. Komplexere Kategorien zeichnen sich durch eine größere Anzahl von Inhaltsmerkmalen aus. Aufgrund dieser quasi genetischen Architektur von Grammatik ist zu erwarten, dass eine formale Identität von Kategoriensymbolisierungen auf gemeinsame Kategorienmerkmale und damit auf eine inhaltliche Verwandtschaft der Kategorien hindeutet. Lässt sich dies nachweisen, wäre formale Identität durch inhaltliche Zusammenhänge zwischen grammatischen Kategorien motiviert. Sie würde eine Neutralisation bzw. eine Nichtkennzeichnung von distinkten Merkmalen durch die jeweiligen formalen Mittel beinhalten.

Leiss (1992, 1997) nimmt den eingangs angedeuteten radikalen Standpunkt ein und bestreitet die Existenz von Homonymien in der grammatischen Strukturbildung. Sie führt eine Reihe von Beispielen an, in denen sich scheinbar homonyme Formen und Strukturen auf gemeinsame Eigenschaften der jeweiligen grammatischen Kategorien zurückführen lassen. Ihr von mir als 'Null-Homonymie-These' bezeichnetes Postulat lautet:

... die vielen sogenannten Homonymien, so wie wir sie in der Grammatik-(schreibung) vorfinden, [sind] auflösbar [...]. Mit anderen Worten: die Grammatik ist kein Ort des Chaos, in dem Form und Funktion unglückliche Verbindungen miteinander eingehen. Die 'gleichlautenden', als Homonyme qualifizierten Formen sind vielmehr Ausdruck einer konsequenten Zuordnung von Form und Funktion. Leiss (1991)

Diese These korrespondiert, wie leicht zu sehen ist, mit den genannten Annahmen der Natürlichen Morphologie. Während Leiss jedoch die gesamte Grammatik als Geltungsbereich der Null-Homonymie-These betrachtet, beziehen die Natürlichen Morphologen ihre Annahmen stets auf Verhältnisse innerhalb einzelner Teilkomponenten des Sprachsystems. Im Sinne der Null-Homonymie-These sollte grundsätzlich jeder (sprach-historisch stabile) formale Zusammenfall von Kategorien inhaltlich motiviert sein. Demgegenüber ist die Natürliche Morphologie bereit, das Auftreten zufälliger Homonymien in der Symbolisierung von Kategorien zu akzeptieren. Eingeschränkt wurde dies m.W. bisher nur für Synkretismen in Flexionssystemen, die als weitgehend funktional motiviert gelten. Die Akzeptanz von Homonymien beruht auf der Annahme, dass die oben genannten Prinzipien durch die spezifischen einander z.T. widersprechenden Strukturbildungsprinzipien der einzelnen Ebenen und Phänomenbereiche und daraus resultierender Prozesse verletzt werden können. Darüber hinaus wurde gerade von der Natürlichen Morphologie betont, dass Sprachwandel bzw. Markiertheitsabbau nicht ergebnisorientiert, also nicht auf die Schaffung einer bestimmten in globalerem Sinne systematischen (natürlichen) Struktur hin verläuft, sondern markierte Strukturen stets punktuell, ohne Rücksicht auf Anforderungen anderer Komponenten, zugunsten einer weniger markierten/natürlicheren Struktur abgebaut werden (vgl. Wurzel 1994). Dies wird als weiteres Argument dafür betrachtet, dass Kategoriensymbolisierungen durch rein phonologische Entwicklungen und ohne Rücksicht auf die Inhaltsmerkmale der Kategorien formal zusammenfallen können. Sollte Markiertheitsabbau zu disfunktionalen, markierten Strukturen in anderen Bereichen führen, wird in diesen Bereichen wiederum Markiertheitsabbau durch lokalen Sprachwandel erwartet.

Letzteres ergibt ironischerweise ein natürlichkeitstheoretisches Argument gegen die natürlichkeitstheoretischen Einwände: Bei zufälligen formalen Zusammenfällen inhaltlich nicht verwandter Kategorien sollten im Sinne der Uniformität und Transparenz grammatischer Strukturbildung Tendenzen zur erneuten formalen Differenzierung der Kategorien einsetzen; oder vorsichtiger ausgedrückt, es sollten entsprechende sich im Sprachsystem anbietende Differenzierungsmöglichkeiten genutzt werden. Nimmt man die Hinweise auf domänenübergreifende Beziehungen zwischen Kategorien hinzu und hebt die Beschränkung der Betrachtung von Synkretismen auf einzelne Teilkomponenten und Phänomenbereiche auf - die sich im Falle der Natürlichkeitstheorie wohl nicht zuletzt aus der Konzentration auf morphonologische Prozesse herleitet - so sollten m.E. auch die mit der Null-Homonymie-These verbundenen parallelen Erwartungen für das Gesamtsystem der Grammatik akzeptabel sein.

 

3 Lautliche Entwicklung der nominalen -er-Bildungen

In der folgenden Diskussion zur Historie der nominalen -er-Bildungen konzentriere ich mich auf die Kategorien Plural, Komparativ, Nomina agentis, instrumenti und acti und die Verwandtschaftsbezeichnungen. Die Vorkommen von -er in der pronominalen Flexion (Nom.Sg.Msk.; Gen.Sg.Fem.; Gen.Pl.; Dat.Sg.Fem.) schließe ich aufgrund ihrer komplexen kategorialen Struktur vorerst aus der Betrachtung aus.

Tabelle 1 gibt die lautliche Entwicklung der in -er mündenden Suffixe der hier betrachteten Kategorien seit dem Germanischen bzw. Indoeuropäischen nach Kluge (1926), Hirt (1927) und Braune/Eggers (198714) wieder.

Kategorie -er-Plural Komparativ Nomina
agentis
Nomina
instrumenti
Nomina
acti
Verwandt-
schaftsbe-
zeichnungen
indoeur. *(-es/-os) *-jes/-jos/-is       *-tŗ
german. *(-iz/-az) *-iz/-ōz *-arja (*-arja)   *-ter/-tor
althochdt. -ir -ir/-or -ari -ari   -(t)er
mittelhochdt. -er -er -œre/-er -er/(-œre) -er -er
neuhochdt. -er -er -er -er -er -er

Tabelle 1: Lautliche Entwicklung der nominalen -er Suffixe

Wie die Tabelle zeigt, sind die Suffixe seit dem Mittelhochdeutschen formal identisch. Der formale Zusammenfall kann rein lautgesetzlich erklärt werden:

a) germ. z > ahd. r
Der sogenannte Rhotazismus, d.h. der Lautwandel von germ. /z/ > ahd. /r/ wirkt sich auf die Plural- und Komparativsuffixe aus. Der Rekonstruktion zufolge erscheinen germ. *-iz/-az bzw. *-iz/-ōz im Althochdeutschen als -ir bzw. -ir/-or.

b) Abschwächung und Tilgung der Vokale im Wortauslaut vom Germanischen bis zum Mittelhochdeutschen
Mit Ausnahme der erst im Mittelhochdeutschen durch eine Suffixderivation gebildeten Nomina acti zeigt sich bei allen Suffixen das Verschwinden der Endvokale und die Abschwächung der vor dem /r/ stehenden Suffixvokale zu /ə/. Mit Ausnahme der durch /i/-Umlaut gebildeten Suffixvariante -œre (< -ari) der Nomina agentis und instrumenti werden somit alle Suffixe auf die Form -er reduziert.

c) Fortsetzung der Reduktion der unbetonten Silben bis ins Nhd.
Vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen werden auch die Vokale des Suffixes -œre reduziert, so dass eine völlige Identität der Formbildung der betrachteten Kategorien durch das Suffix -er vorliegt.

Die ursprüngliche Verschiedenheit der Symbolisierungen, die sich im rekonstruierten Germanischen zeigt, wird scheinbar ohne Berücksichtigung der betroffenen Kategorieninhalte auf phonologischem Wege beseitigt. Der formale Zusammenfall der Kategorien könnte somit als Zufall gewertet werden. Im Sinne der Null-Homonymie-These müssten, wie bereits besprochen, wenn denn schon solche phonologischen Unfälle auftreten, Reparaturprozesse einsetzen, die dort, wo keine gemeinsamen Kategorienmerkmale vorliegen, wieder eine distinkte Symbolisierung herstellen. Prozesse, die zu einem Abbau von -er führen, sind aber in keiner der untersuchten Kategorien festzustellen.

 

4 Lautgesetzlichkeit und die Null-Homonymie-These

Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten einer Interpretation der konstatierten lautlichen Entwicklungen im Hinblick auf die Null-Homonymie-These:

A) Der formale Zusammenfall von Kategorien mit gleichen Kategorienmerkmalen ist ein zufälliges Resultat sprachwandlerischer Prozesse. Die Null-Homonymie-These ist nicht haltbar, homonyme Kategoriensymbolisierung kann uneingeschränkt vorliegen.

Zur Bestätigung dieser Annahme müsste (durch eine inhaltliche Analyse!) nachgewiesen werden, dass Kategorien, die formal identisch symbolisiert werden, typischerweise keine inhaltlichen Gemeinsamkeiten aufweisen. Dass dies für eine ganze Reihe von Homonymien nicht zutrifft, haben - wie gesagt - Untersuchungen zu Synkretismen in Flexionssystemen (s. Fußnote 1) sowie auch zur Ausdehnung von Wortbildungsmustern auf verschiedene kategoriale Bereiche und Ableitungsbasen (Kluge 1926; Henzen 19653) deutlich gemacht. Auch eine sprachübergreifende Betrachtung führt zu Zweifeln an dieser Möglichkeit. Dass in ganz verschiedenen Sprachen ganz bestimmte Kategorien überdurchschnittlich häufig formal zusammenfallen, wie etwa Femininum mit Plural oder Plural mit Komparativ und Iterativ oder Kollektiva mit Abstrakta, ist sehr schwer als Zufälligkeit vorstellbar. Zugleich ist unmittelbar klar, dass das in dieser Position enthaltene Extrem, nämlich eine identische Symbolisierung aller Kategorien, die Zeichenfunktion grammatischer Symbolisierungen ad absurdum und zu einem nicht praktikablen Sprachsystem führen würde.

B) Die identische Symbolisierung verwandter Kategorien erfolgt innerhalb begrenzter struktureller Bereiche, darüber hinaus ist formale Identität zufällig und zugleich irrelevant.

Mit dieser Betrachtungsweise könnte z.B. der Zusammenfall von Komparativ und Plural als motiviert gegenüber dem seinerseits motivierten Zusammenfall der Nomina agentis, instrumenti und acti abgegrenzt werden. Wie schwierig hier allerdings die Entscheidung wird, welche Kategorien zu demselben Phänomenbereich gehören und welche nicht, zeigt schon der Versuch einer Einordnung der Iterativa. Inhaltlich weisen sie - wie eingangs schon angedeutet - Parallelen zu Plural und Komparativ auf (Dressler 1968). Kann man aber Phänomene in der Flexion mit Phänomenen in der Wortbildung oder Phänomene im Bereich der Verben mit Phänomenen im nominalen Bereich identifizieren? Wenn ersteres zutrifft, dürften auch die Nomina agentis, instrumenti und acti in die Identifizierung einzubeziehen sein. Wenn eine von beiden Identifizierungen nicht möglich ist, ist auch eine Gemeinsamkeit von Plural und Komparativ nicht ohne weiteres gegeben. Schließlich ergibt sich aus der Perspektive des Prinzips 'eine Form = eine Funktion' und somit auch aus der Perspektive der Natürlichkeitstheorie die Frage: Wenn keine Kategorienverwandtschaft vorliegt, warum sind dann nicht für einige dieser Kategorien andere Suffixe favorisiert worden, z.B. die Suffixe -il bzw. -el für die Nomina agentis, instrumenti und/oder acti, die ja bei diesen Kategorien im Alt- und Mittelhochdeutschen ebenfalls aktiv waren? Und warum ist -er als Pluralmarker reanalysiert und stabilisiert worden, obwohl es genügend andere Ausdrucksmittel für den Plural am Nomen gab und gibt. Diese Frage stellt sich insbesondere, da die durch den -er Plural gebildete Flexionsklasse keine produktive Klasse ist und es auch in historischer Zeit nur in eingeschränktem Maße war.

C) Identische Kategoriensymbolisierungen sind kein zufälliges Resultat von Sprachwandelprozessen. Vielmehr setzen sich im Sprachwandel solche Symbolisierungs-mittel durch, die eine ausreichende Disambiguierung der jeweiligen Kategorienbedeutungen gewährleisten.

Diese Annahme ist konform mit der Null-Homonymie-These. Identische Kategoriensymbolisierungen sind aus dieser Perspektive immer dann möglich, wenn gemeinsame Kategorienmerkmale vorliegen und andere sprachliche Mittel (oder auch der Kontext) die Disambiguierung der distinkten Kategorienmerkmale leisten. In der Phonologie wird die Aufhebung einer Merkmalsrealisierung in bestimmten Stellungen seit Trubetzkoy (1939) als Neutralisation von distinktiven Merkmalen bezeichnet. In der Morphologie hat sich in den letzten Jahren der Begriff der Unterspezifikation etabliert. Eine morphologische Form gilt als unterspezifiziert, wenn die geforderten morphosyntaktischen Eigenschaften nicht eineindeutig durch sie symbolisiert werden. Unterspezifikation besagt dabei zugleich, dass es die spezifischeren Merkmale einer Kategorie(nkombination) sind, die nicht realisiert werden, wohingegen aber allgemeinere (von mehreren Kategorien(kombinationen) geteilte) Merkmale symbolisiert werden. Man kann somit parallel zur Phonologie von einer Neutralisation distinkter Merkmale auf der morphologischen Ebene sprechen (Leiss 1997).

 

5 Sichtung der sprachgeschichtlichen Rekonstruktionen

Tritt man der Annahme einer rein lautgesetzlich bedingten Identität der Kategoriensymbolisierungen einmal skeptisch gegenüber, wird man beim Studium der historischen Grammatiken sehr sensibel für mehr oder weniger versteckte Nebenbemerkungen über Unklarheiten und Unsicherheiten in der Rekonstruktion der germanischen und indoeuropäischen Verhältnisse. Im folgenden sollen einige dieser Beobachtungen angeführt und daraus resultierende Überlegungen diskutiert werden.

5.1 Entstehung des ahd. -ir Plurals

Ein Problem ist offensichtlich die Rückführung der ahd. -ir Plurale auf Wörter mit dem ideur. Stammbildungssuffix *-es/-os. W. Schenker (1971) hat dazu die folgenden kritischen Anmerkungen:

Für die ahd. und auch aengl. Wörter mit -ir Plural gibt es keine außergermanische Entsprechungen, die einen ideur. *-es/-os Stamm belegen; m.a.W. diese Wörter stammen nicht von alten *-es/-os Stämmen ab. Es ist also keine lückenlose Rückführung der -ir Plurale auf ideur. Formen möglich, wie es die historischen Grammatiken suggerieren.
Die ahd. -ir Plurale sind Konkreta wie Ei, Lamm, Kalb usw. Die rekonstruierbaren Wörter der ideur. *-es/-os Stammbildungsklasse sind bevorzugt Abstrakta wie Sieg, Haß, Finsternis. Im Germanischen sind diese Abstrakta in andere Klassen übergegangen, wobei das Stammbildungssuffix entweder abgebaut (germ. dagaz > ahd. tag) oder Teil des Wortstammes wurde (demar 'Dämmerung').[2]
Das Gotische und das Altnordische, deren Betroffenheit von sprachlichen Entwicklungen das wichtigste Kriterium dafür ist, die jeweiligen Strukturen als germanisch charakterisieren zu können, weisen keine *-es/-os Flexion auf, wohl aber *-es/-os-Stämme, die in andere Flexionsklassen übergegangen sind.[3]

Schenker (ebd.: 57) erwägt zunächst, "ob die -es/-os Flexion im Germ. nicht viel mehr eine Neubildung darstellt als eine direkte Fortsetzung aus dem Ideur.", entscheidet sich dann aber für die vorsichtigere Interpretation, dass "das alte -es/-os Flexionsmuster durch eine geringe Zahl semantisch eng zusammengehörender Nicht-es/-os-Stämme neu belebt [wird]." (ebd.: 58).

Wenn Schenkers Sicht der Verhältnisse richtig ist, es also keine unmittelbare Herkunft der -ir-Plurale aus der *-es/-os Stammbildung gibt, stellt sich die Frage nach der Motivation für die Wiederaufnahme der *-es/-os bzw. dann der germ. *-iz/-az Flexion. Eher unwahrscheinlich ist die Schaffung einer eigenen Flexionsklasse für eine so spezielle semantische Gruppierung wie Nutztiere (Lamm, Rind, Huhn) und landwirtschaftliche Begriffe (Ei, Blatt, Reis) wie sie Schenker (ebd.: 58) vermutet. Auch wenn dieser Lebensbereich in der damaligen Zeit eine zentrale Bedeutung hatte, wäre seine Grammatikalisierung durch eine eigene Flexionsklasse vermutlich ohne Beispiel in der grammatischen Strukturbildung. Flexion hat eindeutig grammatisch-semantische und nicht lexikalisch-semantische Funktion. Zu suchen wäre also nach abstrakteren, vornehmlich perzeptuellen Kriterien, die die Wiederaufnahme des alten Flexionsmusters motivieren. Der zweite Aspekt, den Schenker in Betracht zieht, ist die Schaffung eines Pluralmarkers für die Neutra. Durch den Abbau des Pluralmarkers -u waren die Neutra im Urgermanischen in den Kategorien Nom.Akk.Sg. und Nom.Akk.Pl. formgleich geworden (Streitberg 1896: §172). Mit der Reanalyse von -ir als Pluralmarker wird wieder ein ikonisches Verhältnis von Singular- und Pluralmarkierung sowie eine generelle formale Distinktion von Singular und Plural im gesamten Flexionssystem hergestellt. In dieser Hinsicht entspräche der Prozess den Erwartungen der Natürlichen Morphologie, speziell dem Prinzip des konstruktionellen Ikonismus und der Systemangemessenheit (Wurzel 1984). Aber es bleibt die Frage, warum dazu gerade die germ. *-iz/-az Flexion reaktiviert wird. Der weitaus größte Teil der Neutra flektierte im Gen.Dat.Instr.Sg. und auch im Gen.Dat.Pl. ohnehin wie die starken Maskulina. Lag es da nicht näher, dann auch im Nom. und Akk. deren Pluralmarker zu übernehmen?

5.2 Plural, Kollektion und Genusklassifikation

Überraschenderweise gibt gerade die noch weiter zurückreichende Rekonstruktion der indoeuropäischen Substantivflexion Hinweise auf die Motive zur Aufrechterhaltung einer eigenständigen Klasse der Neutra. Eine der großen Merkwürdigkeiten, die dabei zu Tage kamen, war die Pluralbildung der Neutra. Zum einen waren die neutralen Plurale in Nom. und Akk. formidentisch mit dem Nom.Sg. der Feminina und zum anderen zeigten sie keine Kongruenzwirkung auf Adjektive, Modifizierer und das finite Verb. Die Adjektive und Modifizierer erhielten maskuline Flexionsformen und die Verben standen im Singular. Letzteres ist im Griechischen bis heute erhalten und kann im Neuhochdeutschen an den Konstruktionen mit alles und jedes (alles geht vorbei, alles blüht wieder, jedes hat seine zeit) nachvollzogen werden.

Erstes Licht auf die Hintergründe dieser Formverquickungen konnte J. Schmidt (1889) werfen. Die Formidentität mit dem Nom.Sg. der Feminina und die singularische Form der Verben resultieren nach Schmidt daraus, dass der Plural der Neutra den Charakter eines kollektiven Singulars besaß, er referierte auf eine Gesamtheit. Nicht die Teile der Menge sondern die Menge als Ganzes wurde betont. Der neutrale Plural war im Grunde ein femininer Singular, der mit nichtfemininen Flexionsformen bei den Begleitern des Nomens kombiniert wurde. Schmidt stellt weiterhin fest, das neutrale Plurale nicht nur zu Nomen gebildet wurden, die als Neutra rekonstruiert werden, sondern auch zu solchen, die als Maskulina (seltener Feminina) rekonstruiert werden. Es war möglich, zu ein und demselben Nomen einen maskulinen oder einen neutralen Plural zu bilden, wobei der maskuline Plural die Vielheit betonte und der neutrale Plural die Gesamtheit.

Die Rekonstruktion der indoeuropäischen Genusverhältnisse durch W. P. Lehmann (1958) erhellt die Hintergründe dieser scheinbar merkwürdigen Konstruktion. Unter Anwendung von de Saussures Laryngaltheorie weist Lehmann für ein von ihm als prä-indoeuropäisch bezeichnetes Stadium eine Opposition der substantivischen Wortausgänge -h, -s, -m im Bereich der vokalischen Stämme nach. Die auf -h endenden Substantive hatten Kollektivbedeutung, die auf -s endenden Singulativ-[4] und die auf -m endenden Resultativbedeutung. Zur Verdeutlichung gibt Lehmann die entsprechenden Formen für das im Sanskrit belegte Nomen hima- an: hima-h 'Gesamtheit der Fröste/Winter', hima-s 'Frost/einzelnes Vorkommen von Kälte/Frost', hima-m 'Schnee/Ergebnis von Frost/ Kälte'. Wie Leiss (1997a) konstatiert, hat Lehmann damit das ursprüngliche paradigmatische Potential der Kategorie Genus sichtbar gemacht: Die Kollektiva bilden die Klasse der Feminina, die Singulativa die der Maskulina und die Resultativa die der Neutra.[5]

Auf der Basis von Stichproben stellt Leiss (1997a) die These auf, dass sich die paradigmatische Funktion des Genus in den zugänglichen Quellen des Alt- und Mittelhochdeutschen noch resthaft aufzeigen lässt. Dies konnte inzwischen durch eine umfangreiche empirische Studie von Froschauer (2003) bestätigt werden. Der Unterschied zwischen den Genera bzw. den mit ihnen korrelierenden Substantivklassen liegt in der Teil-Ganzes-Struktur, die sie den jeweiligen lexikalischen Konzepten zuweisen. Kollektiva (Feminina) erzeugen die Vorstellung des Referenten als aus Teilen konstituiertes begrenztes Ganzes, Singulativa (Maskulina) die eines begrenzten Ganzen ohne Teile und Resultativa/Kontinuativa (Neutra) die eines unbegrenzten Ganzen, das (in Teile) portioniert werden kann.

Die originäre grammatische Funktion des Genus bestand somit in der Symbolisierung von Gestalteigenschaften des Referenten bzw. in der Zuweisung alternativer Teil-Ganzes-Strukturen zu lexikalischen Konzepten. Leiss (im Ersch.) ordnet Genus entsprechend als Quantifikations-Kategorie ein. Greenbergs Universal 36 verweist darauf, dass Genus in einem Funktionszusammenhang mit Numerus steht: Eine Genusopposition liegt nur in Sprachen vor, die auch über eine Numerusopposition verfügen - nicht aber umgekehrt (Greenberg 1966: 94). Die Numeruskategorie stellt die ersten paradigmatisch wählbaren Quantifikationstypen der nominalen Referenz bereit. Der Plural spezifiziert den Referenten als aus identischen Teilen bestehendes unbegrenztes Ganzes. Die Genuskategorien erweitern und differenzieren das Spektrum der Quantifikationstypen.

Aufgrund der geschilderten Erkenntnisse kann Schmidts Analyse dahingehend korrigiert werden, dass neutrale Plurale vermutlich zu allen nominalen Konzepten gebildet werden konnten, deren lexikalische Semantik mit der Lesart Kollektivum vereinbar war.[6] Viel wichtiger ist hier aber die Bestätigung des kollektiven Charakters der neutralen Plurale durch die Erhellung der Funktion des Genus und seines Zusammenhangs mit Numerus. Die Formidentität mit den kollektiven Feminina und die Analyse der Textbelege weisen sie nach Schmidt als Kollektiva aus.

Allerdings, die sich aufdrängende Frage, warum es eines weiteren Kollektivums bedurfte, wenn doch bereits das Femininum Kollektiva bildete, kann vorerst nur hypothetisch beantwortet werden: Nach Lehmann (ebd.: 197) wird die Kategorie Neutrum deutlich später als die beiden anderen Genuskategorien etabliert. Der flexivische Zusammenhang der Neutra mit den Maskulina lässt vermuten, dass der neutrale Plural einen spezifischen Ausschnitt der Kollektiva erfasste, und zwar die Zusammenfassung von Singulativa (Maskulina) zu einem begrenzten Ganzen. Neben den die Vielheit betonenden distributiven Plural (unbegrenztes Ganzes aus identischen Teilen) wird ein das Ganze betonender kollektiver Plural (begrenztes Ganzes aus identischen Teilen) gestellt. Vor der Herausbildung des Neutrums und seines Plurals wird das Femininum das gesamte Spektrum von aus Teilen bestehenden nicht-distributiven Ganzen abgedeckt haben, d.h. sowohl Kollektiva als auch die darunter subsumierten Abstrakta. Der neutrale Plural grenzt einen spezifischen Bereich, den der aus identischen Teilen bestehenden Ganzen, daraus aus.

Interessanterweise hat nun unter den germanischen Sprachen ausschließlich das Althochdeutsche weder das neutrale Genus noch den -ir Pl. abgebaut.[7] Mit der Reanalyse des *-iz/-az Flexivs ist offensichtlich die schon beinahe verschwundene Möglichkeit, einen kollektiven Plural zu bilden, neu belebt worden. Betrachtet man die 15 überlieferten ahd. -ir Plurale im Hinblick auf Kollektion, lässt sich für die meisten dieser Substantive feststellen, dass sie Dinge bezeichnen, die typischerweise in Gruppen (in der damaligen Zeit z.T. vermutlich auch als Handelsmengen/-einheiten) vorkommen, vgl. Eier, Hühner, Lämmer, Rinder, Kälber, Ferkel, Hörner, Reiser (Zweige), Blätter, Kräuter, Laub (ahd. loubir), Gräber, Bretter, Räder sowie das verschwundene luogir (Höhle, Tierlager). Zu diesen Belegen mit ausschließlichem -ir/-er Pl. kann man jetzt die vielen Lexeme stellen, die sowohl mit (msk.) -a/-e als auch (ntr.) -ir/-er Pl. belegt sind, z.B. ahd. hār (Haar), loh (Loch), fëld (Feld), hūs (Haus). Die Aufdeckung des paradigmatischen Potentials von Genus macht sie als Alternation von distributivem und kollektivem Plural erkennbar. Auch erklärt sich auf diese Weise das Auftreten von -er Pl. bei Maskulina (Männer, Götter, Würmer).[8] Obwohl sich die -ir/-er Pluralbildung durch den voranschreitenden Abbau der paradigmatischen Kraft des Genus nicht (mehr) zu einer in vollem Umfang produktiven Pluralklasse entwickeln konnte, so war sie doch ganz keine unbedeutende Randerscheinung des alt- und mittelhochdeutschen Pluralsystems. Aus der Entstehungsgeschichte der Klasse sollte sich auch ein Erklärungsansatz für die bis in die heutige Zeit vorliegende Stabilität der Klasse ableiten lassen. Hier sei nur auf das Vorliegen von Pluralpaaren wie Worte - Wörter, Reste - Rester, Dinge - Dinger verwiesen. Auch diesen Doppelformen dürfte zumindest resthaft eine grammatisch-semantische Distinktion zugrunde liegen (zu lexikalisch-semantischen Distinktionen vgl. Köpcke 1993).

An dieser Stelle sei noch einmal auf Schenkers Überlegungen zu den Hintergründen der Herausbildung des -ir/-er Plurals zurückgekommen (s. Abschnitt 5.1). Schenker (1971) war vermutlich der erste, der eine rein lautgesetzliche Entstehung des -ir/-er Plurals in Frage gestellt und stattdessen semantische Hintergründe favorisiert hat. Dies hat sich, wenn auch etwas anders als Schenker vermutete, bestätigt. Der semantische Hintergrund ist nicht lexikalisch-semantischer sondern grammatisch-semantischer Natur. Aus diesem Grund ist es auch folgerichtig, dass nicht alle -ir/-er Plurale Tier- oder landwirtschaftliche Bezeichnungen sind. Die zum gegenwärtigen Zeitpunkt ableitbare These zur Herausbildung des -ir/-er Plurals ist: Die paradigmatische Kraft der Kategorie Genus ist im Übergang vom Germanischen zum Althochdeutschen noch so weit lebendig gewesen, dass der phonologisch bedingte Verlust des kollektiven Pluralmarkers -u als Symbolisierungsdefizit empfunden wurde.

5.3 Komparation und Plural - Verwandtschaftsnamen und Nomina agentis

Die Reanalyse von *-iz/-az als Pluralmarker hat im Althochdeutschen, wie man aus Tabelle 1 entnehmen kann, den formalen Zusammenfall des Plurals der Neutra mit dem Komparativ zur Folge. Eine Randbemerkung aus der Althochdeutschen Grammatik von Braune/Eggers kann als ein indirekter Hinweis darauf gelesen werden, dass diese Formidentität durch inhaltliche Gemeinsamkeiten der beiden Kategorien gestützt sein könnte. Im Rahmen der Behandlung der Verwandtschaftsnamen auf *-ter (Vater, Bruder) heißt es dort: "Ahd. -ter geht auf ein ideur. Komparativformans (Paarigkeit) zurück, das z.B. auch in lat. magister : minister vorliegt." (Braune/Eggers 198714: §233, Anm. 2)

Paarigkeit wird hier als Basis eines Komparativformans dargestellt. Paarigkeit liegt der Herausbildung des Duals zugrunde und dieser gehört in den Bereich des Plurals. Der Plural wurde bereits als Kategorie charakterisiert, der die Vorstellung eines aus identischen Teilen bestehenden Ganzen erzeugt. Komparation symbolisiert die quantitative Ausprägung (das Mehr oder Weniger) der gleichen (identischen) Eigenschaft verschiedener Ganzer. Inhaltlicher Nenner von Plural und Komparativ ist das Vorliegen identischer Teile/Eigenschaften. Diese Gemeinsamkeit kann die Formidentität beider Kategorien wenn auch nicht unbedingt begründet so doch gestützt und gegen einen Abbau immunisiert haben.

Der Komparativ wird von Braune/Eggers aber nicht nur mit Paarigkeit in Verbindung gebracht. Vielmehr umreißt der zitierte Satz fast das gesamte nominale Kategorienspektrum, für das ab dem Mittelhochdeutschen das Suffix -er verwendet wird (vgl. Tabelle 1). Explizit geben Braune/Eggers für das Indoeuropäische eine Formbildungsverwandtschaft des Komparativs mit den Verwandtschaftsnamen sowie den Nomina agentis (minister, magister) an. Von einem Zusammenhang der Bildungsweise von Nomina agentis und Verwandtschaftsnamen im Indoeuropäischen gehen auch andere Sprachhistoriker (z.B. Kluge 1926; Hirt 1927) aus. Im Zentrum der Affinität dieser beiden Kategorien steht das Merkmal der Habitualität. Beide Kategorien symbolisieren den Träger eines potentiell wiederkehrenden, wiederholbaren Sachverhalts. In Termen der Teil-Ganzes-Struktur ausgedrückt sind es begrenzte Ganze, die sekundär sich (potentiell) wiederholende identische Teile enthalten. Unter Zugrundelegung dieser Struktur, wird die Einbeziehung auch nicht-habitueller Nomina agentis und auch deadjektivischer Ableitungen in diesen Bildungstyp plausibel. Die Teile können je nach der Art des Ganzen anderer Natur sein, Tätigkeitsabläufe (Bäcker - backen), Sachverhalte (Vater von X, Metaller - Arbeiter/arbeiten im Metallbetrieb, Mitglied der Metallarbeitergewerkschaft), Eigenschaften (Blinder - blind). Entscheidend ist, dass sie identisch und potentiell wiederholbar (iterativ) sind.

Auch für Plural und Komparativ gilt, dass ihre BestandTEILE untereinander identisch sind und die Anzahl der Teile nicht begrenzt sondern potentiell erweiterbar (iterierbar) ist. Somit weisen alle im Braune/Eggers-Zitat vereinten Kategorien, Komparativ und Plural als auch Verwandtschaftsnamen und Nomina agentis, eine Gemeinsamkeit in der semantischen Struktur auf. Diese kann als die Konstituierung eines Ganzen auf der Basis identischer und in ihrer Anzahl potentiell erweiterbarer Teile umschrieben werden (Bittner 1995). Es handelt sich um eine iterative Teil-Ganzes-Struktur, deren Kernmerkmal die Identität und Iterativität der Teile ist.

5.4 Nomina agentis, instrumenti und acti

Die Formgleichheit der Nomina agentis, instrumenti und acti (auch als actionis bezeichnet) wird häufig als eine metaphorische Übertragung des Belebtheitsmerkmals von den Nomina agentis auf die unbelebten Kategorien beschrieben (Henzen 19653: 156). Viel stringenter erklärt sie sich jedoch auch hier aus Gemeinsamkeiten in der semantischen Struktur dieser Kategorien. Es handelt sich stets um ein Ganzes, das auf der Basis identischer Sequenzen (Teile) konstruiert wird. Der gemeinsame Nenner ist auch hier die Identität und (potentielle) Iterativität der begrenzten Teile.

Der von verschiedenen Forschern erwähnte Zusammenhang der Bildung von Nomina agentis und Verwandtschaftsbezeichnungen im Indoeuropäischen (s. vorangegangen Abschnitt) ist den Untersuchungen zu Folge in einer Reihe von germanischen Dialekten verlorengegangen. Bei den Verwandtschaftsbezeichnungen kann eine lautgesetzliche Entwicklung von ideur. *-tŗ zu nhd. -(t)er angesetzt werden. Für die Nomina agentis dagegen finden sich im Althochdeutschen den Grammatiken zufolge kaum noch Spuren von *-ter-Bildungen. Nur ein einziges Beispiel, smeidar 'Künstler, Meister', wird angegeben. Dies verhält sich parallel zum Verlust der Produktivität von -ter bei Verwandtschaftsnamen. Während Schwester (ideur. *suesor) im Germanischen noch in die -ter-Bildung übernommen wird, trifft dies für Neffe (ideur. *nepot, ahd. nëvo, aber skr. naptŗ) und Schwager, Schwiegervater (ahd. swāgur, swëhur) nicht mehr zu. Gleichzeitig werden -ter-Bildungen wie z.B. diehter 'Enkel' durch andere Lexeme ersetzt.

Zum vorherrschenden Muster der Bildung von Nomina agentis entwickelt sich im Germanischen die Suffigierung mit *-an, vgl. *ohs-an 'Besamer, Ochse'. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um ein spezielles Suffix für Nomina agentis, sondern für Individualisierung/Nominalisierung allgemein (Sütterlin 1887: 65). Es wird nun angenommen, dass als zusätzliches oder spezifisches Bildungselement für Nomina agentis das Suffix *-arja (lat. -arius; got. -areis) aus dem Lateinischen ins Germanische entlehnt wurde. Auffällig ist, dass in vielen Grammatiken die Entlehnung besonders bekräftigt wird, so schreibt z.B. Kluge (1926: §8): "Für die entlehnung spricht, dass das got. ein -âreis im suffix nur bei gelehrten begriffen zeigt.", verweist dann aber selbst auf einschränkende Belege wie wullâreis 'Walker?'. Auch môtâreis 'Zöllner' steht zumindest am Rande dieser Gruppe und das Konkretum waggâreis 'Kissen' ist völlig anderer Art. Alle sind zu muttersprachlichen, also nichtlateinischen Substantiven gebildet. Bekräftigungen der Entlehnungsthese kann man auch in anderen Abhandlungen finden, vgl. Sütterlin (1887: 77ff), Henzen (19653: §98). In Pauls Grammatik Bd.V (1920: §45) dagegen findet sich die Bemerkung: " ... wobei aber immer die frühe Einbürgerung und Verbreitung rätselhaft bleibt". Tatsächlich müsste die Übernahme des Suffixes als produktives Ableitungssuffix noch vor dem 2. Jh., Vennemanns Datierung zufolge sogar vor dem 1. Jh. v. C. erfolgt sein, da sich mit *-arja gebildete Nomina agentis in allen germanischen Dialekten finden. Zugleich zeigt sich aber in den frühesten Überlieferungen für alle Dialekte nur eine sehr geringe Zahl von *-arja-Bildungen, weit weniger als *-an-Bildungen. So sind es im Gotischen mit Wulfilas Bibelübersetzung im 4. Jh. nur 7 Belege und im angelsächsischen Heliand aus dem Jahr 840 finden sich nur 4 auf *-arja rückführbare -eri-Bildungen.

Hirt (1927: §128) hatte bereits für das Indoeuropäische überlegt, ob es sich bei *-ter/-tor um ein aus -t und -er/-or zusammengesetztes Suffix handelt und gibt einige Evidenzen dafür an. Suffixzusammensetzung bzw. -verstärkung ist nach Kluge auch in der germanischen Suffixbildung häufig zu beobachten. Daran anknüpfend kann alternativ zur Entlehnungsthese m.E. auch für *-arja die Erweiterung des indoeuropäischen Suffixes *-ter/-tor mit dem Suffix *-ja im Germanischen erwogen werden. Das Suffix *-ja war vor dem Erscheinen von *-an ein produktives Suffix zur Bildung von Nomina agentis, vgl. germ. *hirt-ja 'der zur Herde gehörige, Hirt'. Es ist im Germanischen ein beliebtes Mittel der Suffixerweiterung geworden, vgl. z.B. -warja (Kluge 1926: §32), -injo/-unjo (ebd.: §39), -aʒjon/-iʒjon (ebd.: §44) usw. Das Suffix *-arja würde sich danach aus dem zweiten Teil des indoeuropäischen Suffixes *-t-er/-t-or (vgl. Hirt 1927) und *-ja zusammensetzen. Der erste Teil, -t, könnte an den Stamm der ursprünglich mit *-ter/-tor gebildeten Nomen assimiliert worden sein, wodurch sich *-arja als eigenständiges Suffix ergibt und die Möglichkeit, nicht auf -t endende Stämme ebenfalls mit *-arja abzuleiten. Die Annahme einer Assimilation des -t an die jeweiligen Stämme, so dass nur *-er/-or als Suffix verbleibt, würde die Suffixerweiterung mit *-ja motivieren: Die phonologische Substanz von *-er/-or könnte als nicht ausreichend signifikant empfunden worden, so dass das alte *-ja zur Verstärkung des Suffixes herangezogen wurde. Ein solcher Verlauf der Suffixentwicklung würde eine Weiterführung der indoeuropäische Basis des Suffixes darstellen. Der Zusammenhang mit den Verwandtschaftsbezeichnungen wäre nicht unterbrochen; germ. *-arja > ahd. -ari wäre kein völlig neues und anderes Suffix.[9] Die erst spät einsetzende Produktivität von ahd. -ari kann dann problemlos auf die vielfach betonte Dominanz der -an, ahd. -o-Bildungen zurückgeführt werden. Die Entwicklung zu einem produktiven Suffix kann dabei durchaus durch den Kontakt mit dem Lateinischen und seiner parallelen Nomina-agentis-Bildung gestützt sein.

Die Entwicklungsgeschichte der *-ter/-tor-, *-an- und *-arja-Bildungen verdeutlicht, dass die Bildeweise der Nomina instrumenti und acti typischerweise dazu tendiert, sich den Nomina agentis anzuschließen (vgl. Tabelle 1 und 2) und das entsprechende Suffix dazu, ein allgemeiner Individualisierungsmarker zu werden, der das als Singulativum ausgewiesene maskuline Genus aufweist (s. Abschnitt 5.2).

5.5 Nicht-er Suffixe im betrachteten Kategorienspektrum

Den nun schon kaum mehr zu ignorierenden Hinweisen auf eine nicht zufällig entstandene Formidentität soll abschließend noch ein weiterer aus den historischen Grammatiken erhältlicher Hinweis hinzugefügt werden. In Tabelle 2 sind die wichtigsten Suffixe zusammengestellt, die den Grammatiken zufolge neben den im Neuhochdeutschen zu -er gewordenen Suffixen existierten. Nur für die Verwandtschaftsbezeichnungen wird ausschließlich ideur. *-tŗ, germ. -ter/-tor angegeben.

Kategorie -er-Plural Kompa-
rativ
Nomina
agentis
Nomina
instrumenti
Nomina
acti
Verwandt-
schaftsbe-
zeichnungen
indoeur. *-es
(*-ōs/-as; M, F)
(*-a; N)
*-tero *-ter/-tor *-tro (*-tro) *-tŗ
(*-ter/-tor)
german. *-es (M, F),
(*-u; N)
     *-(δ)/(θ)ra *-(δ)/(θ)ra *-ter/-tor 
*-an, *-ja(n),
*-(i)la, *-ilan
(*-an, *-ja(n))
*-(i)la, *-ilan
 
althochdt. -a,-i, -n   -il; -o -il, -o (-ar)
-inga, -unga
-(t)er

Tabelle 2: Suffixe, die nicht in nhd. -er münden

Die Tabelle zeigt zweierlei: Erstens, darf man der Rekonstruktion vertrauen, lag mit "Ausnahme" des Plurals[10] auch im Indoeuropäischen schon einmal eine formgleiche Symbolisierung aller Kategorien vor. Darüber hinaus hat es auch im Germanischen und Althochdeutschen partielle Formidentitäten anderer Suffixe gegeben (vgl. die Schattierungen). Die seit dem Mittelhochdeutschen bestehende Situation ist also keineswegs neu oder ausnahmslos. Zweitens hat es neben den im Neuhochdeutschen zu -er gewordenen Suffixen andere z.T. sehr produktive Suffixe gegeben, die aber zunehmend zurückgedrängt wurden und im Neuhochdeutschen weitgehend verschwunden sind. Die entstandene weitflächige Formidentität hätte vermieden werden können, wären die vorhandenen Alternativen genutzt worden. Dies ist nicht geschehen.

Der im Germanischen zu beobachtende Umbruch im Suffixbestand ist weniger Ausdruck einer Zurückweisung der Formidentitäten als Folge eines (noch nicht umfassend nachvollzogenen) generellen und tiefgreifenden Sprachumbaus. Als entscheidend wird u.a. der Spracheinfluss nichtindoeuropäischer Völker betrachtet, mit denen sich die germanischen Völker bei ihrem Zug nach Süden gemischt haben (Eggers 1963; Vennemann 1994). Einer der folgenreichsten Unterschiede des Germanischen zum Indoeuropäischen ist die Festlegung des Wortakzents auf die erste Stammsilbe. Dies löst die phonologischen Prozesse aus, die zur substantiellen und vokalischen Abschwächung der Suffixe führen. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben wir seit dem Germanischen mit phonologisch bedingten Veränderungen zu rechnen, die auf eine formale Angleichung von Suffixen hinausliefen. Die Akzeptanz gegenüber dem Verschwinden der Differenzierungen sowie die Reaktivierung von Suffixen, die in die gleichen phonologischen Bahnen einmündeten, ist damit jedoch nicht erklärt.

 

6 Diskussion: Lautgesetzlichkeit und semantische Gemeinsamkeiten

Die Formbildung jeder der hier betrachteten Kategorien kann theoretisch ausschließlich mit den in Abschnitt 3 angegebenen Lautgesetzen erklärt werden, d.h. unter Ausschluss aller inhaltlichen Aspekte der Kategorienbildung und -entwicklung. Doch selbst bei einem unbedingten Glauben an das blinde Wirken der Lautgesetze ist dies wohl keinem Grammatiker möglich. So fließen auch in die historischen Grammatiken, die bestrebt sind, auf streng lautgesetzlicher Basis zu argumentieren, Annahmen über inhaltliche Zusammenhänge ein. Es wird dabei stets von Formen und Formübereinstimmungen ausgegangen, Kategorienverwandtschaft wird nicht vorausgesetzt, ja im Grunde nicht einmal erwartet. Dies gilt selbst für die Arbeiten von Schmidt und Lehmann. Zwar diskutieren beide explizit funktionale, d.h. semantische Hintergründe für die Formenbildung, doch selbst Schmidt, der den Zusammenhang zwischen Fem.Sg. und Ntr.Pl. herstellt, scheint dies nicht als eine generelle, semantisch begründete Kategorienverwandtschaft einzuordnen. Erst auf dem Hintergrund von Lehmanns Entdeckung der semantischen Basis von Genus tritt dieser Zusammenhang hervor, wiederum ohne dass Lehmann selbst Kategorienverwandtschaften herausgestellt hat. Dass die zahlreichen Hinweise dennoch einerseits nicht unterdrückbar waren und andererseits vielfach mit Ergebnissen einer theoriegeleiteten semantischen Analyse der Kategorienmerkmale und entsprechenden Kategoriengemeinsamkeiten übereinstimmen, deutet auf die Robustheit der zugrundeliegenden Zusammenhänge. Der in Abschnitt 5 mehrfach erfolgte Verweis auf die semantische Struktur (Teil-Ganzes-Struktur) der einzelnen Kategorien hat bereits inhaltliche Zusammenhänge deutlich gemacht, die ihr formales Zusammengehen als motiviert erscheinen lassen. Die verwendeten Merkmale entstammen einer Theorie der grammatischen Merkmale des Kategorienaufbaus, deren Grundlagen Leiss (1992) vorgestellt hat.

In Anlehnung an mereologische Theorien und unter Zugrundelegung der natürlichkeitstheoretischen Annahme, dass grammatische Kategorien perzeptive Merkmale kodieren, nimmt Leiss zwei Basismerkmale des Kategorienaufbaus an: [±teilbar] und [± additiv].[11] Diese Merkmale beziehen sich sowohl auf die äußere Struktur (das Ganze) der Entitäten einer Kategorie als auch auf deren innere Struktur (die Teile). Das Merkmal [±teilbar] drückt aus, ob die jeweilige Bezugsgröße mit sich identisch bleibt oder nicht, wenn sie in beliebige Sequenzen/Teile zerlegt wird. Stoffe/Kontinuativa, wie z.B. Wasser, oder imperfektive Verben, wie z.B. laufen, bleiben mit sich identisch, Konkreta, wie z.B. Tisch, oder punktuelle (perfektive) Verben, wie z.B. anfangen, nicht. Entsprechend drückt das Merkmal [±additiv] aus, ob die Bezugsgröße mit sich identisch bleibt oder nicht, wenn ihr eine Sequenz/ein Teil hinzugefügt wird. Der Hörer erfährt aus der Kategorienzuordnung eines Lexems, wie er sich den Referenten hinsichtlich dieser Merkmale und damit hinsichtlich seiner Teil-Ganzes-Struktur vorzustellen hat. Von den vier theoretisch möglichen Kombinationen der beiden Merkmale sind drei realisierbar. Auf die Ganzen bezogen sind z.B. Imperfektiva und Kontinuativa [+teilbar]-[+additiv]; Konkreta und Perfektiva sind dagegen [-teilbar]-[-additiv]. Logisch ausgeschlossen ist die Kombination [+teilbar]-[-additiv]; etwas, was mit sich identisch bleibt, wenn es in beliebige Sequenzen geteilt wird, kann nicht seine Identität verlieren, wenn Sequenzen hinzugefügt werden. Dagegen kann etwas mit sich identisch bleiben, wenn es nicht in beliebige Sequenzen/Teile zerlegt werden kann, ihm aber Sequenzen hinzugefügt werden können. Diese dritte realisierbare Kombination, [-teilbar]-[+additiv], liegt vor, wenn die Teile eines Ganzen, die Merkmale [-teilbar]-[-additiv] besitzen, d.h. begrenzte Einheiten sind. Da die Teile nicht teilbar sind, ist das Ganze nicht in beliebige Teile zerlegbar, da aber weitere Teile hinzugefügt werden können, ist das Ganze also [-teilbar]-[+additiv] . Kategorien mit dieser Merkmalsstruktur sind z.B. Iterativa. Hier ergibt eine unbestimmt lange Kette von jeweils begrenzten Sequenzen wie z.B. leise lachen + leise lachen + leise lachen ... ein unbegrenztes (+additives), aber nicht in beliebige Teile zerlegbares (-teilbares) Ganzes, nämlich kichern.

Es ist nun bereits in Abschnitt 5.3 und 5.4 konstatiert worden, dass die hier untersuchten nominalen Kategorien eine iterative Grundstruktur besitzen. Für den distributiven Plural ist das unmittelbar nachvollziehbar, er kann, wie im Umkehrschluss aus Dressler (1968) ableitbar ist, als die nominale Variante des Iterativs gelten. Der hier besprochene kollektive Plural symbolisiert im Unterschied zum distributiven ein begrenztes Ganzes, dennoch bleibt die Anzahl der Teile unbestimmt und kann vergrößert oder verringert werden. Das gleiche gilt für Verwandtschaftsnamen, Nomina agentis, instrumenti und actionis, auch wenn hier von einer sekundären Untergliederung in Teile gesprochen werden muss. Bei ihnen wird der Referent primär als Singulativum, d.h. als begrenztes Ganzes ohne Teile, wahrgenommen. Erst sekundär wird relevant, dass der Referent eine bestimmte Handlung, Eigenschaft oder einen Sachverhalt in potentiell unbegrenzter Anzahl wiederholt. Der Komparativ ist die einzige hier betrachtete adjektivische Kategorie unter den nominalen -er Kategorien. Er bezieht sich damit auf Kontinuativa und vergleicht deren quantitativen Umfang. Der Vergleich setzt die Bildung von Sequenzen desselben Typs voraus, also x-lang vs. x-lang +/- y-lang. Je mehr Entitäten in den Vergleich einbezogen werden, um so mehr Sequenzen liegen vor, die Anzahl der Sequenzen/Teile ist somit auch hier unbegrenzt.[12]

 

7 Fazit

Ganz offensichtlich handelt es sich bei den im Neuhochdeutschen mit -er gebildeten (nominalen) Kategorien nicht um ein zufällig formal zusammengefallenes Inventar an Kategorien. Zum einen stellt sich die Formidentität fast genau in dem Spektrum von Kategorien ein, in dem sie der Rekonstruktion zu Folge schon einmal im Indoeuropäischen vorgelegen hat. Zum anderen lassen sich Gemeinsamkeiten in der semantischen Struktur der Kategorien aufzeigen. Vergegenwärtigt man sich zusätzlich die im Laufe der Sprachgeschichte vorhanden gewesenen, aber nicht weitergeführten alternativen Bildungsmöglichkeiten in den einzelnen Kategorien, liegt der Schluss nahe, dass der Formzusammenfall in dem betroffenen Kategorienspektrum strukturelle Voraussetzungen hat.

Basis für die Herausbildung der Formidentität sind gemeinsame semantisch-grammatische Merkmale der Kategorien. In Bittner (1995) wurde die Merkmalskombination [+additiv]-[-teilbar] als gemeinsamer Nenner der mit -er gebildeten Kategorien ermittelt. Genauer ausgedrückt handelt es sich um Kategorien mit übereinstimmenden Merkmalen auf der sekundären Ebene, der Ebene der Teile. Die Teile besitzen die grammatischen Basismerkmale [-additiv]-[-teilbar], sind miteinander identisch und in potentiell unbegrenzter Anzahl gegeben. Identität und Addierbarkeit der Teile ergeben das Merkmal [+iterativ] auf der Ebene des Ganzen. Die Gemeinsamkeit der Kategorien liegt somit in folgender Merkmalsstruktur: das Ganze = potentiell [+iterativ], die Teile = [-teilbar], [-additiv]. Dies ist der Symbolisierungsinhalt von Suffix -er. Alle distinktiven Eigenschaften der Kategorien sind auf der morphologischen Ebene neutralisiert, es wird ausschließlich die iterative Grundstruktur symbolisiert. Anders ausgedrückt, die Kategorien bleiben auf der morphologischen Ebene unterspezifiziert, ihre Differenzierung erfolgt erst durch ihr syntaktisches Verhalten.[13] Im Ergebnis heißt das, es liegen nicht verschiedene homonyme -er Suffixe vor, sondern nur ein einziges sprachliches Zeichen mit der Lautform /ǝr/ und den beschriebenen Bedeutungsmerkmalen. Jede der mit -er gebildeten Kategorien symbolisiert eine spezifische Vorkommensweise des (potentiell) wiederholten Auftretens von Einheiten/Sachverhalten desselben Typs.

Die semantischen Gemeinsamkeiten stellen jedoch nur eine notwendige Voraussetzung für Formidentitäten bereit. Sie liefern noch nicht die Motivation, mit der sie in Kauf genommen oder - wie die Herausbildung von -er Plural und -er bei den Nomina agentis, instrumenti, acti gezeigt hat - hergestellt wird. Dafür sind die Prinzipien einer effizienten, systematischen und kognitiv handhabbaren Organisation des Sprachsystems verantwortlich. Das Prinzip, das Suffixidentitäten und Synkretismen in morphologischen Systemen begründet, kann in Anlehnung an die Grice'schen Kommunikationsmaximen (1975)[14] folgendermaßen formuliert werden: Sprachliche Symbolisierungen müssen nur so explizit wie nötig sein. Um eine ausreichende Informationsübertragung zu gewährleisten, ist es u.a. nicht nötig, auf jeder grammatischen Ebene jede Kategorie vollständig zu spezifizieren, d.h. alle distinktiven Eigenschaften der Kategorien zu kodieren. Die Folge wäre eine Vervielfachung der zu verarbeitenden Informationen ohne einen Informationsgewinn. Sprachliche Systeme sind bekanntlich so organisiert, dass die verschiedenen Kodierungsmittel lexikalischer, artikulatorischer, morphonologischer, morphologischer und syntaktischer Art sich die Arbeit teilen; was auf einer Ebene kodiert ist, kann auf den anderen Ebenen unterspezifiziert bleiben.

Von den in Abschnitt 4 genannten möglichen Hypothesen über die strukturellen Bedingungen für das Auftreten von Affix-Identitäten, kann somit Hypothese A) ausgeschlossen werden. Die Formidentität ist kein zufälliges Ergebnis voneinander völlig unabhängiger Suffixentwicklungen in den einzelnen Kategorien. Die Entscheidung zwischen Hypothese B), einer Motiviertheit der Formidentität innerhalb begrenzter grammatischer Domänen, und Hypothese C), der generellen Motiviertheit von historisch stabilen Formidentitäten, setzt die Einbeziehung der nicht-nominalen -er Kategorien voraus. Dies ist bisher nur bezüglich der semantischen Struktur der betroffenen Kategorien im Neuhochdeutschen erfolgt (Bittner 1995), nicht jedoch für die historischen Prozesse der Suffix- bzw. dann genereller Affixbildung. Die Ergebnisse weisen dennoch deutlich auf Hypothese C). Im hier untersuchten Kategorienspektrum ist bereits die Wortartengrenze zwischen Adjektiv (Komparativ) und Substantiv (übrige Kategorien) überschritten worden. Bezeichnenderweise sind es gerade Komparativ und Plural, bei denen sich die auf -er hinauslaufende Suffixidentität zuerst gezeigt hat (vgl. Tabelle 1). Beide Kategorien weisen eine semantische Parallelität zu verbalen -er Kategorien auf. Diejenige zwischen Iterativa und Plural ist bereits angesprochen worden. Ähnlich parallel verhalten sich Intensiva/Inchoativa und Komparativ. Geht man von einem einzigen -er Affix aus, heißt das, die Verbindung von -er mit unterschiedlichen Wortarten transportiert die gleichen Informationsinhalte in verschiedene Bereiche des Sprachsystems, vgl. altern/erwachen vs. älter/wacher werden . Die dabei entstehenden und erwünschten Modifizierungen, d.h. die Bedeutungsunterschiede des Gesamtausdrucks werden nicht durch das Affix, sondern durch andere grammatische Mittel wie eben Affixposition, Wortartzuordnung und syntaktisches Verhalten erzeugt.

Favorisiert man Hypothese C), hat das Konsequenzen für die Annahmen zur Reichweite und Zielgerichtetheit von Sprachwandelprozessen sowie zur Autonomie der Ebenen und Teilsysteme des Sprachsystems. Sprachwandel kann nicht mehr als vorrangig lokal determinierte Strukturveränderung interpretiert werden (Wurzel 1994: 28ff.). Die Wandelprozesse der einzelnen Suffixe unterliegen ohne Frage streng lautgesetzlichen Regularitäten, welches Suffix jedoch produktiv wird, welche allmählich zurückgedrängt und abgebaut werden und in welcher Dimension Zusammenführungen von Kategorien erfolgen, hängt von globaleren Kriterien der Systemorganisation ab. Der hier betrachtete Prozess ist in eine generelle Schwerpunktverlagerung von der morphologischen Kodierung auf syntaktische Kodierungen eingebunden. Es handelt sich um den Umbau zu einer stark reduzierten fusionierenden Morphologie. Die Reduzierung des Affixinventars und der damit verbundene Abbau morphologischer Distinktivität unterliegen in jeder Phase dem Anspruch einer systematischen (semiotisch-kohärenten) Organisation der grammatischen Kodierung im Gesamtsystem. Chaotische Zustände treten nicht auf. Formzusammenfälle setzen inhaltliche Gemeinsamkeiten und die Realisierung der morphologisch nicht mehr ausgedrückten (neutralisierten) Merkmale durch andere Mittel voraus. Wie am Beispiel der Nomina agentis, instrumenti und acti zu sehen war, ist auch nicht immer die Phonologie das auslösende Moment. In diesem Fall hätten andere Suffixe weitergeführt und favorisiert werden können. Erst die Gesamttendenz zu einer reduzierten, d.h. möglichst generelle Merkmale kodierenden Morphologie motiviert hier die Übernahme des Markers für eine iterative Grundstruktur und damit ihre Einbindung in den Kanon der -er Kategorien. Die Überschreitung von Wortartengrenzen und die inhaltlichen Parallelen zwischen nominalen und verbalen -er Kategorien machen die globale Einbindung und Ausrichtung der einzelnen Sprachwandelprozesse besonders deutlich. Die interne Ordnung jedes Teilsystems oder Moduls ist hinsichtlich der Symbolisierungsinhalte als auch der Symbolisierungsformen durch die Organisation der Gesamtgrammatik mitbestimmt.

 

Anmerkungen

* Eine Vorstudie zu diesem Thema ist 1997 in den working papers des Zentrums für Allgemeine Sprachwissenschaft, Typologie und Universalienforschung erschienen, s. Bittner (1997). [zurück]

1 Zu funktionalen Aspekten von homonymen Markern vgl. u.a. Plank (1986), van Schooneveld (1987), Leiss (1992, 1997), Hurch (2000), Bittner (1995, 2002), Krifka (im Ersch.). [zurück]

2 Kluge (1926: §84) führt für das Germanischen bei den *-es/-os Stämmen auch Konkreta an. Es handelt sich überwiegend um Lexeme, die im Althochdeutschen als Elemente der -ir Klasse erscheinen. Schenker weist diese Belege als unzulässige Rekonstruktionen auf der alleinigen Basis des Althochdeutschen und Altenglischen zurück. [zurück]

3 Nach Eggers (1963) dürfte deshalb die Herausbildung der zu -ir-Plural führenden *-es/-os Flexion erst nach dem 2. Jh. liegen. [zurück]

4 Mit dem Terminus Singulativ werden Konkreta (=zählbare Entitäten) bezeichnet. [zurück]

5 Die die Terminologie begründende Annahme eines sexusbasierten Ursprungs der Genusdistinktionen wird durch die Ergebnisse eindeutig und von Lehmann auch ganz explizit zurückgewiesen.
Leiss (1997a, im Ersch.) modifiziert die Funktion des Neutrums zu Kontinuativum bzw. 'Teil einer homogenen Substanz', da die entsprechenden Lexeme wie eben auch das von Lehmann angeführte hima-m 'Schnee' überwiegend den Charakter von Massennomen und Stoffbezeichnungen hatten, vgl. Vogel (1996), Bittner (2002) für die neuhochdeutschen Neutra. [zurück]

6 Schmidt selbst führt zahlreiche Beispiele für "doppeltes Genus" an, konnte diese Erscheinung jedoch noch nicht als das Vorliegen von funktionalen Alternativen einordnen. [zurück]

7 Dies könnte ein unterstützendes Indiz für Vennemanns These eines viel früheren Eintretens der zweiten Lautverschiebung und damit eines wesentlich früheren Übergangs vom Germanischen zum Althochdeutschen sein als traditionell angenommenen. Vennemann (1994) setzt den Abschluss der zweiten Lautverschiebung im frühen 1. Jh. v. C. statt im 5.-7. Jh. u. Z. an. [zurück]

8 Kastowsky (1995) sieht die Ursache für das unterschiedliche Schicksal der -ir-Bildungen im Altenglischen und Althochdeutschen (Abbau vs. Reanalyse) in der unterschiedlichen Entwicklung der Flexionssysteme in beiden Sprachen. Für den Abbau des -ir Flexivs im Altenglischen nennt Kastowsky folgende Gründe: frühe Phonemisierung des Umlauts, Abbau von Stammvariationen in der Flexion und Ausbildung einer einheitlichen Substantivmorphologie. Nach den obigen Ergebnissen dürfte jedoch der Abbau des Genus der entscheidende Grund gewesen sein. Ohne Genusdistinktion gibt es keine Notwendigkeit verschiedene Pluralklassen zu unterscheiden. Vermutlich lassen sich auch die von Kastowsky genannten Veränderungen des Flexionssystems zu einem großen Teil auf den Genusabbau zurückführen. [zurück]

9 Eine analoge Suffixzusammensetzung ließe sich auch für das Lateinische annehmen. Alle Suffixe, die -ius (grieschisches Lehnsuffix) enthalten, werden in lateinischen Grammatiken als 'Zugehörigkeit' bezeichnend charakterisiert; also ieur. *-ter/-tor + gr. -ius > lat. -arius. [zurück]

10 Das "Ausnahmeverhalten" des Plurals ist kein solches, wenn man bedenkt, dass der -er Pl. auf ein indoeuropäisches Stammbildungselement und nicht auf eine Pluralform zurückgeht. [zurück]

11 Vgl. auch die Konzepte zur Quantifizierung (Quantelung) der formalen Semantik, z.B. Krifka (1989). [zurück]

12 Mit Dank angefügt sei noch der Hinweis eines anonymen Gutachters auf die inhaltliche Nähe von Präpositionen wie (dr)über, hinter, unter zum Komparativ. Die -er Formen beinhalten im Gegensatz zu den jeweiligen -en Formen (drüben, hinten, unten) den expliziten Vergleich mehrerer Objekte hinsichtlich ihrer Lokalität, also die Fliege ist über/hinter/unter dem Tisch enthält den Vergleich x ist WEITER drüben/hinten/unten als y. [zurück]

13 Zusätzlich tragen natürlich kontextuelle Faktoren zu ihrer Disambiguierung, d.h. zur Identifizierung der Art des Referenten bei. [zurück]

14 Z.B. "Make your contribution as informative as is required." (Grice 1975:45; Hervorhebung D.B.). [zurück]

 

Literaturangaben

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