Wie 'Haar' zu 'Maus' wird: Geschlechtsbezogene pronominale Referenz im Thailändischen [*]

Korakoch Attaviriyanupap (Bern/Nakhon Pathom)


 

1 Einleitung

Auf der Suche nach dem Zusammenhang zwischen Sprache und Geschlecht hat sich in der Sprachwissenschaft bereits eine breite Forschungstradition entwickelt. Themen wie Männersprache, Frauensprache, der sprachliche Ausdruck der jeweiligen Geschlechts-zugehörigkeit sowie der Zusammenhang zwischen Genus und Sexus werden immer wieder thematisiert (cf. z. B. Trömel-Plötz 1978; Kalverkämper 1979; Bußmann/Hellinger 2003). Auch im Bereich der Systemlinguistik ist die Thematik gender[1] gut untersucht. Unter den Sprachen mit grammatischem Genus gibt es unterschiedliche Systeme: solche, die nach semantischen Kriterien vorgehen, solche, bei denen die Morphologie oder phonologische Prinzipien die Zugehörigkeit zu einem Genus bestimmen, und nicht zuletzt gemischte Systeme (cf. Corbett 1991). Dass das Genus nicht völlig vom natürlichen Geschlecht zu trennen ist, ist leicht daran zu erkennen, dass die Einteilung "männlich" vs. "weiblich" unter den semantischen Kategorien der Genuseinteilung am häufigsten zu finden ist.

Obwohl es in allen Sprachen Wörter wie 'Mutter' oder 'Onkel' gibt, die eine geschlechtsspezifische Referenz haben und insofern eine Art "lexikalisches Genus" aufweisen, kommen viele Sprachen ganz ohne grammatisches Genus aus. Ob eine Sprache Genus hat, lässt sich an zwei Phänomenen erkennen: an der Kongruenz, die z. B. Adjektive mit dem Genus der Substantive aufweisen, und an der Existenz genusspezifischer Pronomina (z. B. dt. er/sie/es), wobei die beiden Phänomene natürlich auch gleichzeitig vorhanden sein können, wie dies im Deutschen der Fall ist.

Thailändisch[2] weist als isolierende Sprache naturgemäß keine Kongruenz auf; Genus ist hier also nur im Bereich der Pronomina denkbar. Die Antwort auf die Frage, ob das thailändische Pronominalsystem Genus aufweist, erweist sich jedoch als komplex. Zunächst scheint sie positiv auszufallen, da es einige geschlechtsspezifische Pronomina gibt. Im Unterschied zu vielen anderen Sprachen, in denen die Genusspezifik in der dritten Person realisiert wird (cf. dt. er/sie/es, engl. he/she/it, franz. il/elle), findet sich die geschlechtsabhängige pronominale Referenz im Thailändischen jedoch vorwiegend in der ersten Person Singular. Bei der Bezugnahme auf die eigene Person muss eine Auswahl getroffen werden, die von mehreren Faktoren bestimmt wird, insbesondere von der sozialen Rolle der Gesprächsteilnehmer sowie von der Geschlechtszugehörigkeit des Sprechers. Ausschlaggebend für die Auswahl des jeweiligen Pronomens ist dabei aber nicht unbedingt das biologische Geschlecht, sondern vielmehr die Geschlechtsidentität der sprechenden Person, was sich als "gendered self" bezeichnen lässt (cf. Chirasombutti/Diller 1999).

Im Folgenden soll zunächst das komplexe System der pronominalen Referenz im Thailändischen kurz erläutert werden. Im Anschluss daran wird eine Analyse der verschiedenen Formen der Selbstreferenz in dem thailändischen Film Iron Ladies vorgenommen, die verdeutlicht, wie sich die Geschlechtsidentität auf die Auswahl der Formen der pronominalen Referenz auswirken kann.


2 Pronominale Referenz im Thailändischen

Der Begriff "pronominale Referenz" ist eine Übertragung des englischen Terminus "pronominal reference", der auf Cooke (1968) zurückgeht. Cooke bezeichnet damit das Phänomen, dass in einer Sprache Wortformen vorhanden sein können, die wie Personalpronomina gebraucht werden, auch wenn sie keine "eigentlichen" Pronomina sind. Im Unterschied zu Letzteren haben diese Wortformen nicht nur eine deiktische, sondern auch eine lexikalische Bedeutung. Das von Cooke beschriebene Phänomen lässt sich beispielsweise im Thailändischen finden. Im Folgenden wird der Begriff "pronominale Referenz" sowohl auf die "eigentlichen" Personalpronomina als auch auf alle Formen bezogen, die ähnlich gebraucht werden können. Mit einbezogen werden dabei, unabhängig von der vorliegenden Wortart, alle Elemente, die die prototypische Funktion von Personalpronomina aufweisen, indem sie die sprechende, angesprochene oder dritte Person bezeichnen. Die Komplexität des thailändischen Referenzsystems spiegelt sich sowohl in den vielfältigen Formen der pronominalen Referenz als auch in deren Gebrauch wider.

2.1 Formen der pronominalen Referenz

In Bezug auf die im Thailändischen pronominal gebrauchten Formen sind zunächst die folgenden drei Phänomene festzuhalten und zu unterscheiden:

· die Pronomina im eigentlichen Sinne,

· Polyfunktionalität verschiedener Formen pronominaler Referenz.

Im Thailändischen werden außer den eigentlichen Personalpronomina (s. u.) regelmäßig auch Substantive pronominal gebraucht. Obgleich alle Substantive zur Bezugnahme auf eine dritte Person geeignet sind, ist die Zahl derjenigen, die auf die erste und zweite Person referieren können, beschränkt. Betroffen sind Eigennamen sowie Titel-, Status-, Berufs- und Verwandtschaftsbezeichnungen[3] wie z. B. lu$:k ('Kind'), khru: ('Lehrer'/in), mO#: ('Arzt/Ärztin'). Die beiden folgenden Sätze lassen sich als ' Heute hole ich dich ab' übersetzen:

Eine Frau sagt zu ihrer Freundin:

wan ni!: na: paj ra!b s u‚

heute Eigenname FUT gehen abholen Eigenname

Ein Vater sagt zu seinem Kind:

wan n i!: ph O$: p a j r a!b lû:k

heute Vater FUT gehen abholen Kind

Daneben gibt es im Thailändischen Personalpronomina im eigentlichen Sinne, die rein deiktische Funktion haben, z. B. pho#m, dich a#n (1.Person) , eN (2.Person), man (3.Person) etc.[4] Während die Zahl der "eigentlichen" Personalpronomina in den Sprachen typischerweise sehr beschränkt ist, da sie eine geschlossene Klasse bilden (cf. Schachter 1985: 4f.), zeigt das Thailändische hier ein abweichendes Muster. Selbst wenn man die pronominal gebrauchten Substantive ausschließt, lässt sich keine vollständige Liste der thailändischen Personalpronomina erstellen. Der Sprachwandel, der in diesem Bereich ständig vor sich geht, macht allgemeine Aussagen unmöglich. Das Sprachsystem lässt jederzeit die Bildung neuer Personalpronomina zu, und auch Entlehnungen aus Fremdsprachen sind möglich (cf. thail. aj aus engl. I). Parallel dazu verändern die vorhandenen Pronomina ihre Bedeutung bzw. die Gebrauchsbedingungen ändern sich. [5]

In den thailändischen Grammatiken (cf. z. B. Thonglor 2002; Uppakitsilpasarn 2002) wird deshalb nie festgelegt, wie viele Personalpronomina es im Thailändischen gibt. Üblicherweise werden bei der Definition der Personalpronomina nur die Begriffe erste, zweite und dritte Person eingeführt und danach ein paar Beispiele für jede Gruppe gegeben. So werden Personalpronomina z. B. bei Uppakitsilpasarn (2002: 79) als Proformen für Nomina und Namen definiert, die entweder für sprechende, angesprochene oder erwähnte Personen stehen und somit die Rolle der ersten, zweiten oder dritten Person übernehmen. Beispiele dafür sind etwa kha$:, ku:, cha#n, pho#m, dicha#n, icha#n, kla$wkrapho#m, kha$:phra!phu!thaca$w für die erste Person; ca$ w, eN, su###:, tha$n für die zweite Person; kha#w, man, tha$n für die dritte Person (ibd.).

Die zahlreich vorliegenden Untersuchungen zu den Personalpronomina im Thailändischen behandeln unterschiedliche Aspekte, so etwa grammatische (cf. z. B. Uppakitsilpasarn 2002), strukturelle (cf. z. B. Campbell 1969), kommunikative (cf. z. B. Kummer 1984), soziolinguistische (cf. z. B. Cooke 1968; Palakornkul 1972; Hatton 1978) oder historische (cf. z. B. Iamchinda 1991; Haruethaivinyoo 2002). Es gibt jedoch keine einheitliche oder vollständige Darstellung der pronominalen Referenz im Thailändischen, zumal der Gebrauch sowie die Wahrnehmung von Personalpronomina unter Muttersprachlern des Thailändischen sehr stark von individuellen Faktoren abhängig sein kann.

Eine weitere Besonderheit der thailändischen Personalpronomina besteht darin, dass sie nicht unbedingt "personenspezifisch" sind. Es gibt eine Reihe von Personalpronomina, die sowohl auf die erste als auch auf die zweite oder dritte Person Bezug nehmen können. In den meisten Fällen lässt sich nur anhand des jeweiligen Kontexts entscheiden, um welche Person es sich handelt.[6]

thø: ca‚ paj na#j rU#

du/er/sie/es FUT gehen wo/wohin/woher FRAGEPARTIKEL

Wohin gehst du denn?

Wohin geht er/sie/es denn?

kha#w ca‚ paj du: na#N wan ni!:

ich/er/sie/es FUT gehen sehen Film heute

Ich gehe heute einen Film sehen.

Er/Sie/Es geht heute einen Film sehen.

Die Eigenschaft, nicht auf eine bestimmte Person festgelegt zu sein, teilen solche Pronomina mit den Substantiven, die im Thailändischen in der Funktion von Personalpronomina gebraucht werden können. So fungiert das Wort khru: ('Lehrer/in') im folgenden Satz wie ein Personalpronomen und kann - je nach Kontext - die erste, zweite oder dritte Person bezeichnen:

wan ni!: khru: ma$j mi: we: la: rO‚k

heute Lehrer/-in NEG haben Zeit PARTIKEL

Es gibt hier also drei Übersetzungsmöglichkeiten:

(1) Heute habe ich doch keine Zeit.

(Es spricht ein Lehrer/eine Lehrerin.)

(2) Heute haben Sie doch keine Zeit.

(Es wird ein Lehrer/eine Lehrerin angesprochen.)

(3) Heute hat er/sie doch keine Zeit.

(Es wird über einen Lehrer/eine Lehrerin gesprochen.)

2.2 Der Gebrauch der pronominalen Referenz

Der Gebrauch der pronominalen Referenz im Thailändischen ist immer personen-, status-, situations- und kontextabhängig. Faktoren wie Alter, Sozialstatus, Geschlecht, die Beziehung zwischen den sprechenden Personen, die Formalität der Situation und die individuelle Persönlichkeit spielen alle eine Rolle und gelten als Orientierungshilfe für Sprecher des Thailändischen, die sich stets eine "passende" Referenz suchen müssen. Bei der Auswahl einer Form der pronominalen Referenz kommen deshalb morphologisch-semantische, diskurs-pragmatische sowie syntaktische Aspekte zusammen.

Den bedeutendsten Beitrag zum Gebrauch der pronominalen Referenz im Thailändischen hat Angkab Palakornkul (1972) mit ihrer Dissertation geleistet. Die Studie zeigt acht soziale Faktoren auf, die die gesellschaftlichen Rollen zwischen Sprechern und Hörern bestimmen und deswegen für die Auswahl der Personalpronomina ausschlaggebend sind:

· Verwandtschafts- und Familienbeziehung,

Zu diesen Faktoren kommen noch neun weitere, die den Kontext bilden und ebenfalls die Beziehung zwischen Sprechern und Hörern bestimmen, so dass sie die Auswahl der pronominalen Referenz mit beeinflussen:

So kann beispielsweise der Gebrauch eines höflichen Personalpronomens unter Freunden den Wunsch nach Distanz oder auch Verärgerung ausdrücken.

Es gibt also durchaus Regeln, wie man im Thailändischen jede einzelne Form der pronominalen Referenz gebraucht; eine generelle, immer und überall anwendbare Gebrauchsregel gibt es jedoch nicht. Je nach Situation muss sich der Sprecher anpassen. Die jeweils gebrauchte Form verweist immer darauf, welche Rolle der Sprecher, der Hörer oder die Person, über die gesprochen wird, innehaben (z. B. ein Mönch, ein Mann, ein Freund) sowie auf die Beziehung zwischen ihnen (z. B. vertraut, formell, länger miteinander bekannt usw.). Der Gebrauch der passenden pronominalen Referenz ist sehr kompliziert - Fehler können zu großen pragmatischen Problemen oder sogar zum Scheitern der Kommunikation führen. Da Pronomina im Thailändischen im Übrigen grundsätzlich weggelassen werden können, wird dieses Mittel hier deshalb besonders stark genutzt.

Im Folgenden wird sich die Darstellung auf die verschiedenen Formen der pronominalen Referenz der ersten Person Singular beschränken. Während diese etwa im Deutschen durch eine einzige Form ich ausgedrückt werden, ist die Anzahl der möglichen Formen für die erste Person Singular im Thailändischen nicht beschränkt, wenn alle Formen pronominaler Referenz mit berücksichtigt werden. Hier spielt außerdem besonders das natürliche Geschlecht bzw. die Geschlechtsidentität eine große Rolle.


3 Die Personalpronomina der ersten Person Singular im Thailändischen

In der folgenden Tabelle werden häufig gebrauchte Pronomina für die erste Person Singular vorgestellt:

Tabelle 1: Häufig gebrauchte Personalpronomina der ersten Person Singular im Thailändischen

Form

Sprechende Person

Statusbezug (Verhältnis zum Hörer)

männl.

weibl.

ku:

übergeordnet, gleichgestellt

kh a$ :

übergeordnet, gleichgestellt

raw

übergeordnet, gleichgestellt

ch a# n [8]

(√)

übergeordnet, gleichgestellt

u a! :

(√)

übergeordnet, gleichgestellt, (untergeordnet)

aj

gleichgestellt

kan

(√)

gleichgestellt

kh a## w [9]

(√)

gleichgestellt

n u# :

(√)

untergeordnet

dich a# n

übergeordnet, gleichgestellt, (untergeordnet)

ph o# m

übergeordnet, gleichgestellt, untergeordnet

kraph o# m

untergeordnet

kh a$ phac a$ w

gleichgestellt

ku: zeigt insbesondere Vertrautheit, wenn ein Mann mit seinen Freunden redet. Manchmal kann das Personalpronomen auch Ärger, Unhöflichkeit oder Vulgarität konnotieren. Bei Frauen ist der Gebrauch von ku: seltener und wirkt eher vulgär.

kh a$: (2. Bedeutung 'Diener') wird fast wie ku: gebraucht. Die Personalpronomina ku: und kha$: gelten als die ältesten Wörter für 'ich', die in der Geschichte der thailändischen Sprache dokumentiert sind und heutzutage noch häufig gebraucht werden. Dass sie inzwischen als leicht vulgär wahrgenommen werden,[10] ist auf den Sprach- und Gesellschaftswandel zurückzuführen.

raw wurde ursprünglich nur als Pluralform von fast allen möglichen Singularformen der ersten Person gebraucht, hatte also die Bedeutung von 'wir'. Alleine wird dieses Personalpronomen oft verwendet, wenn die sprechende Person ihrem Gesprächspartner übergeordnet ist (z. B. der König zum Volk oder ein/eine Dozent(in) zu Studierenden). Unter befreundeten Personen konnotiert dieses Personalpronomen jedoch die Gleichstellung der Gesprächsteilnehmer, das Wort zeigt aber weniger Vertrautheit als die vorher erwähnten ku: und kha$: im männlichen Freundeskreis bzw. cha#n in Frauengruppen.

ch a#n ist die am häufigsten gebrauchte Form der pronominalen Referenz von Frauen im informellen Kontext. Das Personalpronomen wird von Männern selten gebraucht und eher dann, wenn sie dem Hörer übergeordnet sind.

u a!: ist ein entlehntes Personalpronomen aus dem Chaozhou, einem chinesischen Dialekt, der von den meisten Chinesen in Thailand gesprochen wird. Dieses Wort zeigt einen niedrigen Status des Hörers an, wobei die sprechende Person und der Hörer keine engen Freunde sind. Speziell im Kreis der chinesischen oder sino-thailändischen Familien kann ua!: auch von einer Person gebraucht werden, die dem Hörer untergeordnet ist (z. B. Kind zu Eltern). Das Wort wird selten von Frauen verwendet.

aj ist vom englischen Personalpronomen I entlehnt. Diese Form wird meistens nur im Freundeskreis gebraucht und impliziert den gleichen Status unter den Gesprächsteilnehmern.

kan wird hauptsächlich benutzt, wenn man mit vertrauten Freunden derselben Generation und eher desselben Geschlechts redet. Das Wort wird jedoch fast nur von Männern gebraucht.

kh a##w wird hauptsächlich von Frauen verwendet, wenn sie mit vertrauten Freunden, Geschwistern und Verwandten oder Lebenspartnern reden. Diese pronominale Referenz konnotiert eine Art "Niedlichkeit" der sprechenden Person und kommt deshalb selten bei Männern vor; wenn, dann immer im Gespräch mit Frauen (z. B. zwischen einem Liebes- oder Ehepaar).

n u#: (2. Bedeutung 'Maus') ist üblich, wenn Kinder mit älteren Menschen reden. Bei Erwachsenen wird diese pronominale Referenz eher von Frauen gebraucht und spiegelt eindeutig die untergeordnete Rolle der sprechenden Person wider, z. B. Sekretärin zum/zur Chef/in, Studentin zum/zur Professor/in, Tochter zu Eltern usw.

dich a#n gilt als ein formelles Personalpronomen für weibliche Sprechende. Diese Form der pronominalen Referenz zeigt jedoch Distanz zum Gesprächspartner. Um einerseits die Distanz und andererseits die Formalität zu vermindern, sind phonologische Varianten entstanden, die von einigen Frauengruppen bevorzugt werden, z. B. icha#n, dia!n, diha!n.

ph o#m (2. Bedeutung 'Haar') gilt als ein allgemein gültiges Personalpronomen für männliche Sprecher. Diese Form der pronominalen Referenz wird jedoch nicht gebraucht, wenn ein Erwachsener mit einem kleinen Kind redet.

kraph o#m ist eine abgeleitete Form von pho#m. Diese Variante wird gebraucht, wenn der Sprecher zeigen muss (oder will), dass er dem Hörer untergeordnet ist.

kh a$phac a$w ist ein neutrales Personalpronomen und weder geschlechts- noch statusspezifisch. Das Wort wird jedoch fast ausschließlich in der Schriftsprache gebraucht.

Die obige Liste von Personalpronomina der ersten Person Singular erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sowohl was die Anzahl als auch was die Beschreibung ihres Gebrauchs betrifft. Einige sind im nächsten Kapitel in Bezug auf die Geschlechtsabhängigkeit noch einmal ausführlicher zu besprechen.

Neben diesen bis jetzt aufgeführten Personalpronomina gibt es noch zahlreiche Wörter, die wie das deutsche Personalpronomen ich fungieren. Wie bereits erwähnt, können viele Substantive als eine Form der pronominalen Referenz an dieser Stelle auftreten, wie etwa Verwandtschaftsbezeichnungen, Berufe, Titel, usw.


4 Geschlechtsabhängige pronominale Referenz im Thailändischen

4.1 Geschlechtsspezifische Formen der pronominalen Referenz

Im Thailändischen gibt es m. E. nur zwei geschlechtsspezifische Personalpronomina, die im Alltag häufig gebraucht werden: ph o#m und dicha#n. Das erstere ist männlich-spezifisch, während das letztere nur von Frauen benutzt wird (s. Tabelle 1). Im Folgenden werden diese beiden Wörter ausführlicher beschrieben.[11]

ph o#m hat im Gebrauch als Substantiv die Bedeutung 'Haar'. Das Gebrauchspektrum von pho#m als Personalpronomen ist - im Vergleich zu anderen möglichen Formen der Selbstreferenz im Thailändischen - am weitesten. Das Wort kann benutzt werden, wenn der Hörer dem Sprecher übergeordnet, gleichgestellt oder sogar untergeordnet ist.

Obwohl in Tabelle 1 der Eindruck entsteht, dass pho#m und dicha#n in nahezu allen Aspekten identisch sind, ist die weibliche Form dicha#n der männlichen Pronominalreferenz auf keinen Fall gleichzusetzen. Im Gegensatz zu dicha#n kann ph o#m auch gebraucht werden, wenn der Sprecher in einer informellen Situation und untergeordnet ist (z. B. als Sohn zu Eltern, als Schüler zu Lehrern, als Angestellter zum Chef usw.), und auch wenn zwischen der sprechenden Person und dem Hörer eine Art Vertrautheit besteht. [12] Beim Gebrauch des Personalpronomens dicha#n wird automatisch eine Distanz zwischen der Sprecherin und ihrem Gesprächspartner hergestellt. Diese Distanz spiegelt entweder die übergeordnete Rolle der Sprecherin oder den offiziellen Kontext in der Kommunikation mit gleichgestellten Gesprächsteilnehmern wider. Deshalb ist der Gebrauch von dicha#n sehr beschränkt und nur in bestimmten Situationen geeignet, z. B. wenn eine Frau eine Rede hält, in einer Sitzung Stellung bezieht, oder in einem sehr offiziellen Gespräch, wo sie den Gesprächspartner nicht kennt.

Wenn eine Sprecherin ihrem Gesprächspartner untergeordnet ist, kann der Gebrauch von dicha#n problematisch sein, vor allem im informellen Kontext und bei einem Gespräch in einer kleinen Gruppe, wo die genaue Beziehung zwischen allen Gesprächsbeteiligten durch die pronominale Referenz ausdrücklich festgelegt werden muss. Die Tatsache, dass eine Frau in einem Gespräch mit einem älteren Kollegen und vor allem einer Kollegin dich a#n verwendet, kann beispielsweise implizieren oder so wahrgenommen werden, dass sie wenig Respekt vor ihm/ihr hat, was in der thailändischen Kultur als unhöflich und unanständig gilt.

Frauen geraten bei der Suche nach einem passenden neutralen Personalpronomen deswegen nicht selten in Verlegenheit. Die beste Strategie ist immer die Vermeidung, zumal das Weglassen der pronominalen Referenz im Thailändischen üblich ist.

Anders als Frauen kann ein Mann das Wort pho#m in fast jedem Kontext einsetzen. Er würde allerdings auffallen, wenn er mit Freunden spricht, von denen keiner dieses Personalpronomen verwendet.

4.2 (Pseudo-)Geschlechtsneutrale pronominale Referenz

Wie bereits erwähnt, sind die anderen Pronomina nicht-geschlechtsspezifisch. Jedoch sind die meisten davon nur scheinbar geschlechtsneutral. Die nicht-geschlechtsspezifischen Wörter für 'ich' werden oft von einem bestimmten Geschlecht bevorzugt und können deshalb m. E. als "pseudo-geschlechtsneutral" bezeichnet werden.

Männer gebrauchen selten cha#n, so dass diese Form der pronominalen Referenz manchmal sogar als ein geschlechtsspezifisches, in diesem Fall weibliches, Personalpronomen bezeichnet wird.[13] Der Gebrauch von cha#n kann aber die übergeordnete Rolle des Sprechers widerspiegeln, z. B. wenn ein Mann mit seinem Diener oder mit seinem Kind spricht.[14] Unter männlichen gleichgestellten Personen wie Kollegen oder Freunden wird das Personalpronomen cha#n nicht gebraucht. Wenn ein Mann mit einer oder mehreren engen Freundinnen spricht, ist es möglich, dass auch er das Wort cha#n für 'ich' übernimmt.

Auch kha##w lässt sich als eher weiblich-spezifische Form bezeichnen. Im Gegensatz zu cha#n wird diese Form nur verwendet, wenn die Gesprächsteilnehmer gleichgestellt sind.

n u#: bedeutet auch 'Maus'. Beim Gebrauch als Personalpronomen ist diese Form alters- und statusspezifisch markiert, d. h. die sprechende Person ist immer jünger als der Gesprächspartner und in irgendeiner Weise untergeordnet. Der Gebrauch von nu#: ist bei erwachsenen Männern kaum vorstellbar. Die einzige Möglichkeit wäre im Gespräch mit den Eltern.[15] Bei Erwachsenen kann man diese Form deswegen als frauenspezifisch bezeichnen. Sie wird aber nur gebraucht, wenn die Sprecherin sich ihrem Gesprächspartner untergeordnet fühlt, sei es aufgrund von Alter, Status oder aus Respekt. nu#: kommt nur in informellen Gesprächen vor und wird z. T. analog zur männlich-spezifischen Pronominalreferenz pho#m gebraucht, wenn die sprechende Person dem Hörer untergeordnet ist.

Ähnlich wie nu#: verhält sich nO!:N, das jedoch zu der Gruppe der pronominal gebrauchten Substantive gehört. Das Wort ist an sich geschlechtsneutral und bedeutet 'jüngere/r Schwester/Bruder', wird aber fast ausschließlich von Kindern und weiblichen Erwachsenen gebraucht. Auch kommt es häufig vor, vor allem in der Schriftsprache wie z. B. in Romanen, dass eine thailändische Frau diese pronominale Referenz verwendet, wenn sie mit älteren Vertrauten spricht.

Diese beiden fast weiblich-spezifischen Formen pronominaler Referenz nu#: und nO!:N können auch mit Spitznamen [16] kombiniert werden, wobei diese von Frauen und Kindern häufig alleine für 'ich' gebraucht werden. Bei erwachsenen Männern ist es dagegen nicht üblich, außerhalb des Familienkreises ihren Spitznamen - egal, ob alleine oder in Kombination mit allerdings seltenem nu#: und nO!:N - als 'ich' zu gebrauchen.

Auf die ebenfalls pseudo-geschlechtsneutralen Pronomina ua!: und kan wird hier nicht eingegangen, da sie selten sind.


5 "Geschlechtsneutral", "männlich-spezifisch" oder "weiblich-spezifisch": Wie gehen "weibliche Männer" dann mit der pronominalen Referenz um?

Die im vorigen Kapitel behandelten Begriffe "geschlechtsspezifisch" und "geschlechtsneutral" gehen von der üblichen Zweiteilung in "männlich" und "weiblich" aus. Diese binären Geschlechtskategorien passen jedoch nicht mehr zur modernen Gesellschaft, wo Geschlechtergrenzen oft überschritten werden. Da es in der vorliegenden Arbeit hauptsächlich um die pronominale Referenz der ersten Person Singular in Abhängigkeit vom Geschlecht geht, spielt die geschlechtsbezogene Identität eine zentrale Rolle. Die Fragestellung im Hinblick auf Personen mit nicht-stereotyper Geschlechtsidentität befasst sich hier ausschließlich mit "Männern, die sich als weiblich identifizieren", im Folgenden "weibliche Männer". Das charakteristische Merkmal des hier verwendeten Begriffs "weibliche Männer" ist, dass die Betroffenen zwar, zumindest bei Geburt, biologisch dem männlichen Geschlecht angehören, sich aber in mancher Hinsicht "weiblich" fühlen.

Da thailändische Formen der pronominalen Referenz der ersten Person, wie wir gesehen haben, geschlechtssensibel sind, spielt die Geschlechtsidentität eine große Rolle, vor allem im inoffiziellen Kontext. Innerhalb der Sprachwissenschaft wird diese Frage jedoch noch wenig behandelt. Oft kommen in Studien und Aufsätzen zu Geschlecht und Sexualität in Thailand Bemerkungen zum Gebrauch der Personalpronomina nur am Rande vor (cf. z. B. Jackson 1996; Storer 1999; Winter/Udomsak 2002). In einer umfassenderen Untersuchung hat Winter (2003) allerdings festgestellt, dass Transgender-Männer [17] die weiblich-spezifischen Personal-pronomina cha#n und dicha#n verwenden, wobei viele von ihnen schon sehr früh damit angefangen haben, meistens in der Pubertät. Dementsprechend werden sie auch von der Außenwelt als weiblich wahrgenommen.

Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung, die dieses Thema ausführlicher behandelt, ist die Magisterarbeit von Sompittaya Kongtrakool (1996). Sie untersucht und vergleicht u. a. auch den Gebrauch der Personalpronomina der ersten Person Singular durch Studierende einer Bangkoker Universität in Abhängigkeit vom Geschlecht der Gesprächsbeteiligten. Es handelt sich dabei um drei Gruppen: Männer, Frauen und "weibliche Männer" (bei ihr: "effiminate males"). Die Ergebnisse zeigen, dass die "weiblichen Männer" sowohl geschlechtsneutrale als auch geschlechtsspezifische Personalpronomina verwenden. Vorgekommen sind drei Varianten: pho#m, Spitznamen und nu#:.[18]

Die Erfahrung durch persönliche Gespräche mit thailändischen "weiblichen Männern" oder auch durch Beobachtung ihres Sprachgebrauchs in verschiedenen Situationen, z. B. in Filmen oder im Fernsehen, zeigt, dass "weibliche Männer", wenn sie ihre "echte" Geschlechtsidentität nicht verstecken müssen, zu den weiblich-spezifischen oder geschlechtsneutralen Personalpronomina neigen; dies gilt besonders im Freundeskreis. In Gesprächen mit ihren Freunden, egal ob männlichen oder weiblichen Geschlechts, gebrauchen sie am häufigsten das eher weiblich-spezifische Personalpronomen cha#n. Der Gebrauch der männlichen Formen der pronominalen Referenz lässt mit der Zeit nach und beschränkt sich nur noch auf rein offizielle Situationen.


6 Spektrum der pronominalen Referenz im Film Iron Ladies

6.1 Kurzbeschreibung des Films und der Hauptfiguren

Iron Ladies [19] ist ein Film über eine thailändische Männervolleyballmannschaft, deren Mitglieder – bis auf den Kapitän – "weibliche Männer" sind. Alle sechs Hauptspieler sowie die drei Ersatzspieler kämpfen gemeinsam um den Sieg bei der nationalen Meisterschaft. Zusätzlich kämpfen die "weiblichen Männer" darum, dass sie von dem einzigen "echten" Mann im Team sowie von verschiedenen Sozialinstitutionen wie Familienkreis, Sportlerwelt oder dem allgemeinen Publikum überhaupt akzeptiert werden. Diese Sportkomödie basiert auf wahren Ereignissen. Der Film Iron Ladies, in dem die meisten Hauptfiguren "weibliche Männer" sind, bildet eine gute Vorlage zur Darstellung verschiedener Varianten der geschlechtsabhängigen pronominalen Referenz im Thailändischen.

Im Film gibt es sieben Hauptfiguren, deren Gebrauch der pronominalen Referenz der ersten Person Singular im Weiteren analysiert wird.

CHAI,[20] der Kapitän, ist der einzige "echte" Mann in der Mannschaft. Er fühlt sich am Anfang sehr unwohl unter den anderen Mitspielern, kann aber allmählich die "weiblichen Männer" so akzeptieren, wie sie sind, und letztendlich mit ihnen Freundschaft schließen.

Unter den fünf "weiblichen Männern" ist PIA als Extremfall zu bezeichnen, weil sie[21] sich einer operativen Geschlechtsumwandlung unterzogen hat und physisch als Frau erscheint.

JUNG präsentiert sich durch sein Aussehen und Verhalten als eine niedliche, kokette Frau, er ist jedoch körperlich ein Mann. Der muskelbepackte Soldat NONG wirkt mit seinem Körperbau und seiner Kraft zwar sehr "männlich", verhält sich aber eindeutig "weiblich", z.B. beschäftigt er sich ständig mit seinem Make-Up und seinen Fingernägeln. MON sieht trotz seiner langen Haare und seiner Kleidung zwar nicht unbedingt weiblich aus, gehört aber zu den "weiblichen Männern". Er schminkt sich jedoch nicht so stark wie die zuvor erwähnten Freunde und fällt deswegen nicht unbedingt als "weiblicher Mann" auf. Der Mitspieler, der am wenigsten "weiblich" wirkt, heißt WIT. Er verhält sich nur im Kreis der "weiblichen Männer" wie die anderen.

BEE ist die Trainerin der Mannschaft. Sie ist die einzige "echte" Frau im Kreis der "eisernen Damen". Aber auch bei ihr lässt sich das Problem der pronominalen Referenz thematisieren, weil sie im Film als "Lesbe" bezeichnet wird.

6.2 Formen der pronominalen Referenz im Film Iron Ladies

Anhand der obigen Beschreibung könnte man die geschlechtsbezogene Identität der sieben zu analysierenden Personen m. E. in der folgenden grafischen Form darstellen:

Diese Grafik, die nach Einschätzung der äußeren Erscheinung von diesen sieben Personen erstellt worden ist, stellt ein Geschlechtskontinuum dar. Im Folgenden soll der Gebrauch der pronominalen Referenz dieser Personen genauer beobachtet werden: ob ihr Sprachgebrauch auch ein ähnliches Bild bzw. dieses Kontinuum widerspiegelt bzw. ob zwischen ihrem Gebrauch der pronominalen Referenz und ihrer Geschlechtsidentität ein Zusammenhang besteht. Es handelt sich in diesem Korpus zwar nicht um authentische alltagssprachliche Äußerungen, aber die vorkommenden Varianten für 'ich', die im Mittelpunkt dieser Analyse stehen, lassen sich als prototypisch bezeichnen.

Alle Formen der pronominalen Referenz der ersten Person, die von diesen sieben Figuren gebraucht werden, sowie ihre Häufigkeit sind in der folgenden Tabelle aufgelistet:[22]

Tabelle 2: Formen der pronominalen Referenz für 'ich' im Film Iron Ladies[23]

Sprecher

CHAI

WIT

MON

NONG

JUNG

PIA

BEE

ph o# m

9

4

1

ku:

1

1

raw

2

2

1

1

ch a# n

2

18

8

7

6

5

Spitzname

2

n u# :

(1)

1

2

2

n u# : + Spitzname

1

n O!: N + Spitzname

3

1

c e! :

1

dich a# n

2

1

khru:

14

6.3 Die Analyse

Wie erwartet bleibt CHAI konsequent bei der geschlechtsspezifischen Pronominalreferenz für männliche Sprecher pho#m, auch wenn er mit verschiedenen Personen, d. h. in unterschied-lichem Grad der Vertrautheit, spricht: mit der Trainerin BEE, mit anderen Teamkollegen und mit seiner Freundin. ku: wird von ihm nur ein Mal gebraucht, und zwar in einem Gespräch im Kreis der männlichen Freunde. Erst nachdem er MON akzeptiert und mit ihm Freundschaft geschlossen hat, wechselt er zu dem geschlechtsneutralen und meist vertrauteren Personalpronomen raw.

Das Wort khru: bedeutet 'Lehrer(in)'. Es ist deshalb völlig natürlich, dass BEE nur diese Form gebraucht, wenn sie mit den Spielern der Mannschaft unter ihrer Leitung spricht. Dieses hier als Personalpronomen fungierende Wort ist wirklich geschlechtsneutral und wird weder vom Geschlecht der sprechenden Person noch von dem des Gesprächspartners beeinflusst. In einer offiziellen Situation, wo sie dem Publikum gleichgestellt ist, verwendet BEE die übliche geschlechtsspezifische Form für Frauen dicha#n. In allen weniger offiziellen Kontexten (z. B. im Gespräch mit dem Vater von WIT oder vor Ärger über einen ungerechten Veranstalter) verwendet sie statt dessen das Personalpronomen cha#n.

Wie sein Aussehen lässt sich der Gebrauch der Pronominalreferenz von WIT noch als "eher männlich" bezeichnen. Obwohl er gegenüber den anderen "weiblichen Männern" in der Mannschaft das geschlechtsneutrale und tendenziell weibliche Personalpronomen cha#n verwendet, gebraucht er im Gespräch mit CHAI noch das für Männer üblichere Personal-pronomen raw. In Anwesenheit seiner Eltern muss er gegenüber seinen Freunden pho#m verwenden, weil er seinen Eltern seine "Weiblichkeit" verheimlicht.[24] ph o#m wird von WIT auch dann benutzt, wenn er mit BEE spricht.

PIA und MON gebrauchen am häufigsten das Personalpronomen cha#n. Dieses kommt jedoch nur im Gespräch mit Freunden vor. Im Gegensatz zu WIT verwendet MON die Form cha#n auch dann, wenn er mit CHAI spricht, was signalisiert, dass er sich eher als "Frau" identifiziert. Das einzige Mal, wo er das männliche Personalpronomen pho#m verwendet, ist ganz am Anfang des Films. Er wurde nicht in eine reguläre Männermannschaft aufgenommen und fragte nach dem Grund mit dem Satz phrO! pho#m pen kratø:j cha$ j ma#j ('weil ich schwul bin, nicht wahr?'). Die Distanz wie auch der offizielle Kontext haben die Auswahl dieses Personalpronomens veranlasst. Im Gegensatz dazu drückt er seine Vertrautheit zu BEE durch den Gebrauch von nu#: aus. Diese Form der pronominalen Referenz wird in der obigen Tabelle in Klammern gesetzt, weil sie bei MON nur ein Mal vorkommt und zwar nur in der Pluralform. Er hat sich in einem Gespräch auf sich selbst und JUNG mit der Referenz phua$:k nu#: bezogen.

Erstaunlicherweise kommen bei PIA, die auch körperlich eine "Frau" ist, außer nu#: (im Gespräch mit BEE) und cha# n (mit Freunden) keine anderen weiblich-spezifischen bzw. tendenziell weiblichen Formen der pronominalen Referenz vor. Sie bevorzugt das geschlechtsneutrale raw, z. B. beim Sprechen mit ihrem Freund in Anwesenheit von BEE. Wenn das Liebespaar unter sich ist, verwendet PIA jedoch die vertrautere Variante cha#n.

Bei JUNG und NONG lassen sich vielfältige Entsprechungen für 'ich' finden. JUNG benutzt insgesamt sechs Formen, während bei NONG fünf Varianten vorkommen. Wie die anderen "weiblichen Männer" in der Mannschaft verwenden sie in Gesprächen untereinander am häufigsten das Personalpronomen cha# n. Bei NONG kommt ku: ein Mal vor, und zwar in einer Situation, in der er ärgerlich ist, weil JUNG über ihn spottet. ku: zeigt hier eher die Vertrautheit und vor allem den Ärger. Das Wort hat in dem Fall deutlich eine andere Funktion als bei CHAI. Die Varianten Spitzname (in diesem Fall NONG) bzw. nu#: oder nO!:N in Kombination mit dem eigenen Spitznamen kommen bei JUNG und NONG in verschiedenen Situationen vor. Im Allgemeinen machen sie sich damit zu "kleinen Schwestern" unter den anderen Gesprächspartnern, wie z. B. NONG mit seinen Militärkameraden oder JUNG mit dem Spieler einer anderen Mannschaft. Sowohl NONG als auch JUNG verwenden diese Form pronominaler Referenz auch im Gespräch mit der älteren PIA bzw. mit einigen Polizisten. Bemerkenswert ist auch das Vorkommen von dicha#n bei JUNG. In einer Szene, wo JUNG spielt, dass er etwas Offizielles ankündigt, gebraucht er dieses weiblich-spezifische Personalpronomen.

Bei JUNG kommt noch eine Form vor, die bis jetzt noch nicht erwähnt wurde, obwohl sie auch geschlechtsspezifisch ist. Das Wort ce!: stammt aus dem chinesischen Dialekt Chaozhou und bedeutet 'ältere Schwester'. Im Gegensatz zu der geschlechtsneutralen Bezeichnung phi$ : ist diese Form der pronominalen Referenz eindeutig weiblich. Sie wird aber nicht so häufig gebraucht wie phi$:, weil sie sozial nicht neutral, sondern eher beschränkt verwendbar ist, dadurch dass sie Verschiedenes konnotieren kann wie etwa Vertrautheit oder aber auch Verachtung. Sehr häufig wird das Wort in der zweiten Person gebraucht, z. B. um die älteste Freundin in der Gruppe oder aber auch eine ältere Verkäuferin chinesischer Abstammung anzusprechen. Die angesprochene Person verwendet in diesem Fall dann auch dieses Wort für 'ich'. Im Film benutzt JUNG die Form ce!: in einem scherzhaften Gespräch mit einer Gruppe jüngerer Männer, die bei ihm Süßigkeiten kaufen.

Der Gebrauch der pronominalen Referenz bei JUNG fällt am deutlichsten in die weiblich-spezifische Kategorie, sogar mehr als bei PIA und BEE, wenn man den Sprachgebrauch mit dem geschlechtsbezogenen Aussehen vergleicht.

Wie sich bei der Analyse dieses Korpus' zeigen lässt, ist cha#n die am meisten verwendete Form der pronominalen Referenz unter den thailändischen "weiblichen Männern", vor allem im informellen Kontext und in der Kommunikation mit gleichgestellten vertrauten Personen. Diese Form kommt m. E. in üblichen Kommunikationssituationen der thailändischen Frauen und "weiblichen Männer" auch tatsächlich am häufigsten vor. Sie verwenden cha#n regelmäßig im Freundeskreis, unabhängig von der Geschlechtsidentität der Gesprächsteilnehmer. Im Gegensatz dazu ist der Gebrauch von cha#n bei Männern sehr beschränkt (cf. 4.2). Dass sich die Geschlechtsidentität der "weiblichen Männer" thailändischer Muttersprache auch sprachlich widerspiegelt, ließ sich durch die Analyse der Formen der pronominalen Referenz in diesem Film noch einmal bestätigen.

Damit in Zusammenhang steht auch die Verwendung von nu#:. Diese Form der pronominalen Referenz ist bei Erwachsenen eher geschlechtsspezifisch. Um gegenüber einem vertrauten Gesprächspartner Respekt oder Höflichkeit zu zeigen, können Männer bei der für sie allgemein gültigen Form pho#m bleiben, während Frauen regelmäßig entweder ihre Spitznamen oder die pronominale Referenz n u#: gebrauchen. Während die männlich-spezifische Form pho#m ein sehr breites Gebrauchsspektrum aufweist, das von Macht bis zur bescheidenden Vertrautheit reicht, benötigen Frauen dafür viel mehr Wörter. Im Thailändischen werden Sprecher mit weiblichem Geschlecht gezwungen, den Gebrauch der pronominalen Referenz der ersten Person feiner zu differenzieren bzw. ihre Beziehungen zu anderen Menschen vielfältiger zu unterscheiden. Stuft ein Mann sich als "weiblich" ein, hat er ebenfalls das Bedürfnis (oder umgekehrt die soziale Verpflichtung), diese Feindifferenzierung der Beziehungen sprachlich auszudrücken, vor allem bei der Kommunikation innerhalb seiner vertrauten Gesellschaft. Wenn er deshalb im Gespräch auf sich selbst referiert, wird 'Haar' (pho#m) zu 'Maus' (nu#:).

7 Schluss

Der Gebrauch der verschiedenen geschlechtsspezifischen sowie geschlechtsneutralen Formen für 'ich' im gesprochenen Thailändischen lässt sich in der folgenden Tabelle zusammenfassen:

Tabelle 3: Prototypischer Gebrauch der pronominalen Referenz im Thailändischen

Situation

männlich

geschlechtsneutral

weiblich

Status

formell

ph o#m

di ch a# n

dem Gesprächspartner übergeordnet/ gleichgestellt

informell

ph o#m

raw ch a# n

ph o#m

Spitzname n u#:

untergeordnet

Diese sechs Varianten für "ich" sind m. E. die im Alltag häufigsten Formen der pronominalen Referenz der ersten Person Singular. Besonders fällt auf, dass der Gebrauch der Pronominalreferenz im formellen Kontext überwiegend geschlechtsspezifisch ist. So gibt es in der gesprochenen Sprache im formellen Kontext keine geschlechtsneutrale Selbstreferenz.

Personen mit nicht-stereotyper Geschlechtsidentität werden also sprachlich niemals gerecht behandelt, weil sie in formellen Situationen gezwungen sind, ihre Identität sprachlich entweder als Mann oder als Frau auszudrücken, was nicht immer mit ihrer "eigentlichen" Geschlechtsidentität übereinstimmt. Das Problem lässt sich allerdings lösen, wenn diese Personen Berufe haben, deren Bezeichnungen pronominal gebraucht werden können, wie z. B. khru: (Lehrer(in)/Dozent(in)) oder mO#: (Arzt/Ärztin).

Auch wenn man alle Typen von nicht-stereotyper Geschlechtsidentität der Kategorie des "dritten Geschlechts" zuordnen würde, gäbe es in dieser Tabelle kein entsprechendes Personalpronomen. Darüber hinaus besteht innerhalb dieser Oberkategorie noch ein Geschlechtskontinuum, das kompliziert und schwer zu beschreiben ist. Im Thailändischen gibt es in letzter Zeit verschiedene, meist aus dem Englischen entlehnte, Begriffe zur Unterteilung dieses Kontinuums, wie z. B. sU#: baj ('bisexual'), ge:kiN (Gay King), ge:kwi:n (Gay Queen), ge:kwiN (Gay Quing), und katø:j[25] (cf. Jackson 1996; Winter 2003) für Männer und tOm ('tomboy') und di$: ('lady') für Frauen. Dies führt zu weiteren Fragestellungen wie etwa, welche Varianten für 'ich' bei jeder einzelnen dieser Untergruppen vorkommen. Diese Frage lässt sich im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht mehr beantworten.

Nicht zuletzt muss betont werden, dass der Gebrauch der pronominalen Referenz im Thailändischen, vor allem im informellen Kontext, sehr stark von den jeweiligen Gesprächsteilnehmern abhängt. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, wie man das Wort "ich" jeweils ins Thailändische zu übersetzen hat. Umgekehrt könnte man sich auch die Frage stellen, wo die elf aufgelisteten Varianten für 'ich' in Tabelle 2 in den deutschen Untertiteln geblieben sind: sie sind einfach verschwunden!


Literaturangaben

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* Für die Anregung, diesen Aufsatz zu schreiben sowie ihre Beratung möchte ich Elke Hentschel herzlich danken. Mein Dank geht auch an Petra Vogel, Gabriela Burri, Beat Siebenhaar, Birte Arendt und Chetana Nagavajara für die kritische Lektüre sowie konstruktive Diskussionen.

[1] Der Begriff "gender" bezieht sich hier sowohl auf das grammatische Genus als auch auf das natürliche Geschlecht (Sexus) und die damit verbundenen sozialen Faktoren. Daraus ergeben sich solche Kategorien wie grammatical, lexical, referential oder social gender (cf. Hellinger/Bußmann 2003).

[2] Thailändisch ist die Amtssprache von Thailand. Untersucht wird hier die Standardvariante, wie sie in Bangkok gesprochen wird. Die verschiedenen Dialekte, die sich in Lexik, Aussprache und Schreibweise von der Standardvariante unterscheiden, bleiben unberücksichtigt. Die phonetische Umschrift des Thailändischen in der vorliegenden Arbeit orientiert sich an Naksakul (2002: 42). Es ist eine Modifikation des IPA-Systems.

[3] Im Thailändischen werden Verwandtschaftsbezeichnungen nicht nur unter Familienmitgliedern und Verwandten benutzt, sondern finden auch als Anredeformen gegenüber Fremden Verwendung. Man kann z. B. eine unbekannte Person als phi$: ('ältere/r Schwester/Bruder') oder die Mutter einer Freundin als m”$$: ('Mutter') anreden. Oft wird bei der ersten Begegnung schon nach dem Alter der Gesprächsteilnehmer gefragt, um die richtige Anredeform auswählen zu können. Jedoch ist zu beachten, dass nicht alle Verwandtschafts-bezeichnungen unter nicht-verwandten Personen als pronominale Referenz gebraucht werden können: beispielsweise wird bei Nicht-Verwandten nur ya:j (Großmutter mütterlicherseits) und nicht ya$: (Großmutter väterlicherseits) pronominal gebraucht.

[4] Einige Personalpronomina können jedoch homonym zu lexikalischen Einheiten sein, z. B. pho#m ('ich') bedeutet auch 'Haar', n u#:('ich'/'du') bedeutet auch 'Maus', und cha#n ('ich') 'essen' in Bezug auf Mönche. Obwohl diese mit ihren Homonymen vermutlich etymologisch verwandt sind, ist die Verwandtschaft nicht bei allen Personalpronomina eindeutig belegt.

[5] Der historische Wandel im Pronominalsystem des Thailändischen ist ein äußerst komplexer Bereich, auf den hier nicht weiter eingegangen werden kann, zumal die vorliegende Arbeit einer rein synchronischen Fragestellung nachgeht. Zur diachronischen Entwicklung im Gebrauch der Pronomina sei z.B. auf Iamchinda (1991) und Haruethaivinyoo (2002) verwiesen. Auch die Tatsache, dass diese Untersuchungen teilweise zu recht unterschiedlichen Ergebnissen kommen, kann als Hinweis auf die unerhörte Komplexität dieses Bereichs der Sprache gewertet werden.

[6] "Forms are not 'permanently glued' to meanings" (Chirasombutti/Diller 1999: 132) ist m. E. eine gute Beschreibung der semantischen Multifunktionalität der Personalpronomina im Thailändischen.

[7] Es handelt sich hier um den Verwandtschaftsgrad als Zugehörigkeit zur älteren, jüngeren oder eigenen Generation.

[8] Nach seiner Schreibweise soll das Wort mit steigendem Ton als cha#n ausgesprochen werden. Gesprochen wird es in der Standardvariante aber mit dem hohen Ton cha!n. In dieser Arbeit wird nur die erstere Schreibvariante verwendet.

[9] Das gleiche gilt für kha#w, das ebenfalls als kha!w mit hohem Ton ausgesprochen wird.

[10] Was allerdings im informellen Kontext als höflich oder vulgär gilt, ist unter thailändischen Muttersprachlern umstritten. Die Wahrnehmung ist kontextabhängig und kann individuell sein.

[11] Das andere männlich-spezifische Personalpronomen krapho#m in Tabelle 1 wird viel seltener gebraucht. Es ist eine von ph o#m abgeleitete Form, die nur verwendet wird, wenn der Sprecher unbedingt seine Bescheidenheit zeigen will oder wenn er dem Hörer untergeordnet ist. Auch die weiblich-spezifischen Varianten von dicha#n, wie z. B. icha#n oder dia!n, werden selten gebraucht und deshalb hier nicht weiter behandelt.

[12] Dies bestätigt auch Khanittanan (1988: 355 zit. n. Chirasombutti/Diller 1999: 116): "dicha#n seems to speakers to be "very formal and does not show any trace of speaker self-effacement" whereas the male form pho#m is "expressive of deferential politeness"."

[13] In seiner Thai-Grammatik hat Smyth (2002: 39) cha#n zunächst als weiblich-spezifisch eingeführt. Erst in den weiteren Ausführungen wird ergänzt, dass dieses Pronomen auch von Männern gebraucht wird.

[14] Als Vater nennt man sich aber lieber phO$: ('Vater') und nicht cha#n.

[15] Die Ergebnisse aus den Befragungen von Chirasombutti zeigen, dass der Gebrauch von nu#: bei Männern nur in traditionellen Thai-Familien vorkommt. In sino-thailändischen Familien ist diese Form der pronominalen Referenz z. B. nicht belegt (cf. Chirasombutti/Diller 1999: 128).

[16] Neben ihren Vornamen, die anders als in den meisten westlichen Kulturen sowohl in formellen als auch in informellen Situationen als Rufnamen gelten, haben fast alle Thailänder noch einen Spitznamen. Das sind Kosenamen, die Eltern ihren Kindern geben. Diese Namen werden im informellen Kontext als Rufnamen und als Form der pronominalen Referenz gebraucht, z. B. im Familienkreis, unter Freunden, Kollegen usw.

[17] Winter verwendet den Begriff "male-to-female transgender" (abgekürzt als MtF) für das, was hier "weibliche Männer" genannt wird.

[18] In dieser Untersuchung von Kongtrakool (1996) wurde pho#m als männlich-spezifisch, Spitznamen als geschlechtsneutral und n u#: als weiblich-spezifisch klassifiziert.

[19] Farbfilm, Thailand 2001, 104 Minuten, Originaltitel: SATREE LEX (wörtlich übersetzt: 'Eiserne Damen'), Sprache (als DVD erhältlich): Thailändisch mit deutschen Untertiteln.

[20] Im Unterschied zu anderen thailändischen Wörtern in der vorliegenden Arbeit werden die Namen der jeweiligen Personen nicht phonetisch transkribiert, sondern die Schreibweise richtet sich nach der Schreibung in den deutschen Untertiteln.

[21] In den deutschen Untertiteln werden außer bei PIA die männlichen Personalpronomina und Possessivformen gebraucht, z. B. er, sein usw. Um Einheitlichkeit zu gewährleisten, richtet sich der Gebrauch der Personal-pronomina hier im Text in Bezug auf die "weiblichen Männer" nach den deutschen Untertiteln.

[22] Im Vergleich zu den deutschen Untertiteln werden die entsprechenden Formen für 'ich' in der thailändischen Originalfassung sehr häufig weggelassen. Die aufgetretenen Formen der pronominalen Referenz sind aus diesem Grund auf jeden Fall viel weniger zahlreich als in den deutschen Untertiteln.

[23] Bis auf die Berufs- und Statusbezeichnung khru:, die geschlechtsneutral ist, sind die anderen Formen der pronominalen Referenz in dieser Tabelle nach ihrem Männlichkeits- bzw. Weiblichkeitsgrad (von "männlichem" pho#m zu "weiblichem" dicha#n) aufgelistet.

[24] Sogar die anderen "weiblichen Männer" - bis auf PIA - kleiden sich männlich bei der Verlobung von WIT. Zwar lässt sich in dieser Szene, außer bei WIT, die männlich-spezifische Form pho#m nicht finden, aber in Anwesenheit von WITs Eltern kommt bei ihnen die geschlechtsspezifische Höflichkeitspartikel für Männer, kra!b, vor.

[25] Ursprünglich gab es im Thailändischen nur diesen einen Begriff, der sich auf alle Personen mit nicht-stereotyper Geschlechtsidentität beziehen konnte. Mit der Zeit wurde die Bedeutung dieses Wortes jedoch eingeschränkt und referierte nur auf Männer. Heute umfasst der Begriff sogar ausschließlich "weibliche Männer", insbesondere Transsexuelle und Transvestiten.