Die sprachlichen Realisierungen der "Verstärker" in den Argumentationsprozessen. Kontrastive Analyse der modificateurs surréalisants im Deutschen und im Tschechischen

Marie Krappmann (Olomouc)

http://dx.doi.org/10.13092/lo.68.1634


 

1 Einleitung

In Folge bestimmter Entwicklungstendenzen, auf die hier nur im Kurzen eingegangen wird, wurde ein für eine gewisse Zeit vernachlässigter Begriff der klassischen Rhetorik1 für die Argumentationsforschung "wiederentdeckt", nämlich der Begriff des Topos. i) Die definitorische Abgrenzung der Topoi, ii) die Beurteilung ihrer Funktion in argumentativen Prozessen und iii) die Systematisierung verschiedener Topoi-Arten variieren dabei in der modernen Argumentationsforschung erheblich.

i) Die definitorische Abgrenzung des Begriffs "Topos" erstreckt sich von "rein rhetorischen" Auffassungen bis zu logisch fundierten Versuchen um eine adäquate Definition. Die meisten modernen Definitionen des Topos innerhalb der Argumentationsforschung gehen von einem Wahrheitsbegriff aus, in dem für die Topoi die Domäne des Wahrscheinlichen "reserviert" wird. So z. B. die semantisch geprägte Definition von Kienpointner:

Topoi können somit als Inhaltsrelationen aufgefasst werden, deren Hauptdomäne der Bereich des Wahrscheinlichen, im Übergangsbereich vom analytischen zum synthetischen 'Pol' von Satzinhalten ist. (Kienpointner 1992: 117)

ii) Die Frage nach der Funktion der Topoi hängt von der jeweiligen definitorischen Abgrenzung ab. Auch hier werden die meisten Definitionen der Funktion von Topos von seinem in der Logik angesiedelten Wahrheitsbezug abgeleitet. Ausgehend von dem aristotelischen Funktionsverständnis von Topoi wird ihre hauptsächliche Funktion in der "Methodisierung des Umgangs mit Ungewissheit" gesehen (Kopperschmidt 1999: 99). Auf der textlinguistischen Ebene wird die funktionale Aufgabe der Topoi als "Vertextungsmuster von argumentativen Texten" betont (Eggs 2000: 405). Eggs (2000: 402) hebt bei der Abgrenzung der Topos-Definition die Unterscheidung zwischen der generischen Prämisse und der Schlussregel hervor, die allzu oft gleichgesetzt werden. Die "Topik" definiert er daher als Menge der als "Modelle der Wirklichkeit" fungierenden generischen Prämissen, die zugleich ein Plausibilitätssystem einer Sprachgemeinschaft bildet.

iii) Die meisten modernen Systematisierungsversuche gehen auf die Studie von Perelmann/Olbrechts-Tyteca (1958) zurück und heben sich von ihrer Klassifikation in verschiedenen Richtungen kritisch ab. Als ein kennzeichnendes Beispiel in der germanistischen Forschung kann das Klassifikationssystem von Kienpointner erwähnt werden, in dem 21 Subklassen mit 60 kontextabstrakten Schemata definitorisch abgegrenzt werden (cf. Kienpointner 1992: 231–416).

Für die Erforschung der argumentativen Modifikatoren, auf die sich die folgende Analyse konzentrieren wird, spielte das Konzept der graduierbaren "internen" Topoi (topoï intrinsèques), das seit den 1970er Jahren von den französischen Linguisten Jean-Claude Anscombre und Oswald Ducrot entwickelt wurde, eine maßgebliche Rolle.

Die vorliegende Untersuchung verfolgt in erster Linie zwei Ziele:

1) Ausgehend von dem Konzept des internen graduellen Topos in der Argumentationstheorie, dessen kritische Rezeption hier kurz zusammengefasst wird, soll auf die Funktion der Modifikatoren hingewiesen werden, welche die Orientierung oder die Stärke der Argumentation beeinflussen. Dabei wird auf die Thesen von Atayan (2006) und besonders Negroni (1995) eingegangen, die sich auf die sprachlichen Realisierungen solcher Modifikatoren konzentrierten. Die Überprüfung der Proben, die Negroni zur Abgrenzung einer autonomen Gruppe der modificateurs surréalisants vorschlägt, wirft einige Fragen auf, die kritisch diskutiert werden.

2) Die sprachlichen Realisierungen der "Extraverstärker" werden kontrastiv im Tschechischen und Deutschen anhand der modifizierten Proben überprüft. Dabei wird die Aufmerksamkeit insbesondere auf die Prozesse der Präfigierung, Suffigierung, Komposition und Diminuierung gerichtet.

Im Folgenden wird in Übereinstimmung mit den gesetzten Zielen zunächst das Konzept des internen graduellen Topos vorgestellt, das als Ausgangspunkt für die Überlegungen über die Mittel der argumentativen Stärke diente. Dabei wird die Rezeption dieses Konzepts in der Argumentationsforschung kurz skizziert.


2 Das unsichere Primat des graduierbaren Topos

Die insbesondere durch die Arbeiten von Perelman/Olbrechts-Tyteca (1958) und Toulmin (1958) initiierte "Wiederentdeckung" der rhetorischen Ansätze innerhalb der Argumentationsforschung erfolgte zeitlich parallel mit der allgemeinen methodischen Erweiterung der Argumentationsforschung. Die grundsätzlichen Tendenzen lassen sich dabei auf drei Perspektiven einschränken: 1) intensivere Beschäftigung mit alltäglichen Argumentationsvorgängen; 2) erweiterte Auffassung der "Logik"; 3) verstärkter Einbezug ihrer sprachlichen Realisierungen (cf. Klein 1980: 9; van Eemeren/Grootendorst 1996: 9–26). Die Einbeziehung sprachlicher Realisierungen in die Analysen von Argumentationsprozessen erfolgte dabei mit verschiedener Intensität. Während in den meisten sprachorientierten Ansätzen die sprachlichen Realisierungen lediglich als mehr oder weniger zuverlässige Indikatoren2 der Argumentationsschemata angesehen werden, definierten die in der frankophonen Forschung entwickelten Thesen des radikalen Argumentativismus die sprachliche Oberfläche als die Realisierungsplattform der Argumentationen.

Bereits in den Anfangsphasen der Entwicklung ihrer Theorie Argumentation dans la langue beschäftigten sich Anscombre und Ducrot mit den argumentativ basierten Beschreibungen von lexikalischen Einheiten. Ihre Untersuchungen führten sie zu der Annahme, dass einzelne Einheiten eine bestimmte argumentative Orientierung aufweisen, welche die Sequenzierungsmöglichkeiten steuert. In einzelnen Phasen kamen sie dann zu der Schlussfolgerung, dass jede sprachliche Äußerung einen argumentativen Aspekt beinhaltet. Nach der frühen Phase, in der sie verschiedene Konnektoren hinsichtlich ihres argumentativen Wertes analysiert haben, erweiterten sie ihre Analyse auf andere lexikalische Einheiten wie etwa un peu, presque, à peine usw. Anhand solcher Ausdrücke versuchten sie zu zeigen, inwieweit der argumentative Wert die Semantik prägt. In der einschlägigen Literatur über Argumentationsforschung ist ihre Analyse der modificateurs quantitatifs wie presque (fast)/à peine (kaum), mit der sie die Diskrepanz zwischen referentieller Identität und der inhärenten argumentativen Orientierung demonstrierten, allgemein bekannt. Eine Äußerung wie Peu d'automobilistes dépassent le 120 km/h (presque 20%). scheint für die französischen Muttersprachler eher inakzeptabel, während die gleiche Äußerung mit dem Ausdruck à peine keine Schwierigkeiten bei der Beurteilung der Akzeptabilität verursachen würde.3 Anscombre und Ducrot haben für diese Diskrepanz folgende Erklärung:

Pour comprendre presque, il faut renoncer à faire de la parenthèse un argument, et la voir au contraire comme une restriction, en y introduisant un mais (mais quand même presque 20%). (Anscombre/Ducrot 1983: 20)

Anhand weiterer ähnlicher Beispiele kommen Anscombre und Ducrot zu der Schlussfolgerung, es gebe Ausdrücke, deren Gebrauch im Diskurs bestimmten Einschränkungen unterliegt, die allerdings nicht von ihrem valeur informative ableitbar sind:

Plus précisement, dès qu'un énoncé les contient, on voit apparaître des contraintes sur le type de conclusions en faveur desquelles il peut être utilisé. (ibd.: 22)

Diese Überlegungen zum Prozess der Präselektion durch die argumentative Orientierung der Ausdrücke führten allmählich zu einer noch radikaleren Betonung der sprachlichen Bedingtheit von Argumentation. In der nächsten Phase ihrer Theoriebildung formulierten sie die These, dass auch die Äußerungen ohne argumentative Operatoren argumentatives Potential enthalten. Bereits linguistische Prädikate indizieren nach dieser These die argumentative Orientierung der Äußerung, indem sie eine Anzahl von graduierbaren Topoi enthalten.4 "Une phrase serait décrite comme un paquet de topoi, censés représenter son potentiel argumentatif” (Ducrot 1993: 239). Insbesondere die Akzentuierung des graduierbaren Topos wurde in den darauf folgenden Jahren aus mehreren Perspektiven hinterfragt.

Die Annahme, Argumentationswert und Sinn seien untrennbare Phänomene, führt zu einer bedeutenden Modifizierung des traditionellen Topos-Begriffs. Es wird eine direkte Parallele zwischen dem Sinn und der Gesamtsumme der Topoi gezogen, die eine Äußerung im Moment ihrer Realisierung "aktiviert". Das impliziert, dass sich der argumentative Wert einer Äußerung in der linguistischen Struktur selbst verbirgt.

Die stark sprachorientierte Definition des Topos-Begriffs hat eine sehr kontroverse Aufnahme hervorgerufen. Während in den deutschsprachigen Studien die von Ducrot und Anscombre entwickelten Theorien meistens lediglich als ein Randphänomen behandelt werden,5 reagierte die frankophone Forschung durchaus differenziert. In den Ansätzen von Pierre-Yves Raccah, Marion Carel, Sylvie Bruxelles u. a. wurden die Thesen von Anscombre und Ducrot im Kontext der Argumentationsforschung aufgenommen und in verschiedene Richtungen weiterentwickelt.6 Andererseits wurde an den einzelnen Aspekten ihrer Argumentationsanalysen scharfe Kritik geübt. Insbesondere der von Ducrot und Anscombre angenommene allgemeine Skalarcharakter des internen Topos hat eine Kritikwelle hervorgerufen, die bis heute andauert.7 Dabei wird häufig auf die Einseitigkeit ihrer Konzeption hingewiesen, während der Beitrag bei der Lösung ausgewählter Einzelprobleme der Argumentationsprozesse – insbesondere auf der sprachlichen Ebene – positiv hervorgehoben wird. Bereits in den 70er Jahren wurden etwa im Bereich der Partikelforschung Ansätze formuliert, die in mehreren Aspekten den Thesen von Anscombre und Ducrot ähneln. Stellvertretend können hier die Analysen von Altmann (1976, 1978) genannt werden, in denen bereits mit Skalarprinzipien gearbeitet wird, um die deutschen Partikeln adäquat zu beschreiben.8

Ekkehard Eggs spricht mehrere problematische Aspekte des Topos-Begriffs von Anscombre und Ducrot an. Den allgemeinen Ausgangspunkt seiner Kritik bildet die Skepsis gegenüber dem Primat der sprachlichen Strukturen in den Argumentationsprozessen: "L'encyclopédique domine l'argumentatif et celui-ci domine le linguistique." (Eggs 1994: 28).

Ein weiteres Problem sieht Eggs in der Absenz des topos commun in der Abgrenzung des Topos-Begriffs, so wie ihn Anscombre und Ducrot definieren. Eggs (1994: 30) macht zu Recht darauf aufmerksam, dass die meisten von Anscombre und Ducrot vorgeschlagenen Topoi eher der Definition von "topos spécifique" entsprechen, so wie ihn bereits Aristoteles (1948: 37f.) definierte.9

Den weiteren strittigen Punkt stellt die bereits erwähnte Definition des Topos als Skalar-Prinzips dar, auf dessen universaler Anwendbarkeit Anscombre und Ducrot ihre Thesen aufbauen. Eggs hinterfragt ihr Konzept auf mehreren Ebenen. Zunächst werden die Beweisverfahren auf der operationalen Ebene überprüft. Der von Anscombre und Ducrot entwickelte mais-Test wird in Zweifel gezogen, indem insgesamt vier Arten des "aber" spezifiziert werden,10 von denen jedoch nur das antiimplikative "aber" die Anwendung des graduellen Topos voraussetzt.

Die allgemeine Anwendbarkeit der von Anscombre und Ducrot vorgeschlagenen échelles argumentatives wird auch auf der allgemeinen textanalytischen Ebene hinterfragt, indem auf die unterschiedliche Verankerung der échelles in der jeweiligen Sprachgesellschaft hingewiesen wird.11 Der schwerwiegendere Vorwurf besteht darin, dass der graduelle Topos weit weniger universell wirksam ist, als Ducrot und Anscombre voraussetzen. Insbesondere die symmetrische Orientierung der graduellen Topoi12 wird in Zweifel gezogen. Folgenden vier Äußerungen sollte nach Anscombre und Ducrot derselbe Topos mit lediglich verschiedener Orientierung zu Grunde liegen:

Argument – Konklusion

1. Es ist erst acht Uhr. – Man muss sich beeilen. [Kontext: Man kann es noch schaffen.]

2. Es ist erst acht Uhr. – Es hat keinen Sinn sich zu beeilen.

3. Es ist fast acht Uhr. – Man muss sich beeilen.

4. Es ist fast acht Uhr. – Es hat keinen Sinn sich zu beeilen. [Kontext: Es ist ohnehin zu spät.]13

Es wird mit Recht darauf aufmerksam gemacht, dass lediglich die Aussagen 2 und 3 auf einem identischen Topos mit gegensätzlicher Orientierung basieren. Die Äußerungen 1 und 4 sind auf der Grundlage des graduellen Topos offenbar nicht analysierbar.14

In Anknüpfung an die Kritik des graduellen Topos folgt die Auseinandersetzung mit der Theorie der "blocs sémantiques", die insbesondere in der frankophonen Forschung eine breite Rezeption erfahren hat.15 Die Ablehnung dieser These ist bereits aus der Definition ersichtlich, die Eggs für die Abgrenzung des Begriffs Argument vorschlägt:

Argumente sind sprachliche Handlungen, die erlauben, von etwas explizit oder implizit – den Prämissen – Gesetztem auf etwas anderes als das Gesetzte – die Konklusion – zu schließen. (Eggs 2000: 398)

Der hervorgehobene Unterschied zwischen dem Gesetzten und dem davon zu unterscheidenden Teil des Argumentationsprozesses ist eine implizite Abgrenzung von der These der "semantischen Blöcke".


3 Die "Verstärker" und die "Dämpfer" in den Argumentationsprozessen

Trotz der erwähnten kritisch diskutierten Aspekte haben die von Anscombre und Ducrot formulierten Thesen zahlreiche Impulse insbesondere für komparative Analysen der linguistischen Strukturen in den Argumentationsprozessen geboten. Ihr Ansatz hat das Augenmerk auf die sprachlichen Realisierungsmöglichkeiten der Argumentationsprozesse gelenkt, welche die Orientierung und Stärke der Argumentation beeinflussen können. Es handelt sich in erster Linie um verschiedene auf der sprachlichen Oberfläche realisierte Modifikatoren der Argumentationsprozesse, die im letzten Jahrzehnt in unterschiedlichen Kontexten beleuchtet wurden.16 Im Zusammenhang mit der Untersuchung der subordinierten und koordinierten Argumentationsstrukturen wurde besonders intensiv das Konzept der argumentativen Stärke diskutiert, in dem die sprachlichen Modifikatoren eine maßgebliche Rolle spielen. Die Definition der modificateurs réalisants (M.R.) und modificateurs déréalisants (M.D.),17 die Ducrot als erster ausführlicher beschrieb und terminologisch erfasste, wurde inzwischen von verschiedenen Wissenschaftlern kritisch aufgenommen und erweitert. Ducrot definiert diese zwei opérateurs folgendermaßen:

Un mot lexical Y est dit 'MD' [modificateur déréalisant] par rapport à un prédicat X si et seulement si le syntagme XY:

(i) n'est pas senti comme contradictoire

(ii) a une orientation argumentative inverse ou une force argumentative inférieure à celle de X.

Si XY a une force argumentative supérieure à celle de X, et de même orientation, Y est un MR [modificateir réalisant]. (Ducrot 1995: 147)

Der angeführten Definition liegt der Gedanke zu Grunde, dass das Vorkommen bestimmter Modifikationsmittel18 die Applikabilität des Prädikats steigert oder verringert.19 Dabei wird zwischen zwei Formen der Derealisierung unterschieden (Abschwächung, Inversion), während lediglich eine Form der Realisierung identifiziert werden kann (Negroni 1995: 102). Zu der Identifikation der M.R. und M.D. hat Ducrot mehrere Tests formuliert, die zu ihrer Identifikation dienen sollen, es handelt sich vor allem um den sogenannten aber-Test20 und den sogar-Test21. Bei der Bestimmung der sprachlichen Elemente als opérateurs argumentatifs ist dabei ausschlaggebend, ob sie fokussiert sind oder nicht. Die Tests funktionieren nämlich nur bei den fokussierten M.D. und M.R. Es besteht ein eindeutiger Unterschied zwischen dem argumentativen Wert der fokussierten und nicht fokussierten modificateurs déréalisants. Betrachten wir zuerst eine Äußerung mit dem nicht fokussierten M.D. langsam:

Eine langsame Verbesserung(fok) der Situation am europäischen und damit auch auf dem deutschen Milchmarkt sieht der Milchindustrie-Verband (MIV). (Milchmarkt. langsame Verbesserung?; Unterstreichung und Ergänzungen durch M. K.)

Weil hier der M.D. nicht als Fokus der Äußerung fungiert, kann die Äußerung mit folgender Konklusion fortgesetzt werden:

Die Krise ist nun überwunden.

Wenn der M.D. als Fokus der Äußerung in der Argument-Rolle gebraucht wird, ist diese Fortsetzung inakzeptabel, weil es zur Umkehrung der argumentativen Orientierung kommt. Die Konklusion müsste daher in eine andere argumentative Richtung weisen:

Eine (nur) langsame(fok) Verbesserung der Situation am europäischen und damit auch auf dem deutschen Milchmarkt sieht der Milchindustrie-Verband (MIV).

Die Krise ist noch lange nicht überwunden.

Nur wenn die M.D. fokussiert sind, führen sie zur Umkehrung der argumentativen Orientierung im Vergleich zu der Äußerung ohne M.D.

Ein funktionaler Unterschied zwischen einem fokussierten und nicht fokussierten M.R. kann dagegen nicht festgestellt werden:

i). Eine schnelle Verbesserung(fok) der Situation am europäischen und damit auch auf dem deutschen Milchmarkt sieht der Milchindustrie-Verband (MIV).

ii). Eine SCHNELLE(fok) Verbesserung der Situation am europäischen und damit auch auf dem deutschen Milchmarkt sieht der Milchindustrie-Verband (MIV).

Sowohl i) als auch ii) können zu derselben Konklusion – Die Krise ist nun überwunden. – führen. Die Fokusverlagerung verursacht keine Umkehrung der argumentativen Orientierung.

Eine tiefgehende Untersuchung der nicht fokussierten M.R. und M.D. wurde von Vahram Atayan (2006) durchgeführt.22 Er kommt zu dem Schluss, dass die nicht fokussierten Modifikatoren in den Argumentationsprozessen eher als selbständige, subordinierte makroskopische Argumentationseinheiten funktionieren, nicht als verstärkende oder abschwächende Mittel innerhalb einer Argumentationseinheit (cf. Atayan 2006: 315–434). Dabei analysierte er eine Reihe von Quasi-Modifikatoren, denen er die gleiche Funktion zuschrieb wie den nicht fokalisierten M.D. und M.R. Während also die fokalisierten i) M.R. und ii) M.D. zur i) Verstärkung einer minimalen Argumentation oder ii) zur Inversion der minimalen Argumentation beitragen, bilden die nicht fokalisierten M.R. und M.D. – ähnlich wie die Quasi-Modifikatoren – autonome subordinierte Argumentationseinheiten zur Verstärkung oder Abschwächung einer anderen minimalen Argumentation.


4 Die "Extraverstärker" – modificateurs surréalisants

Die Teilung der Modifikatoren zum Ausdruck der argumentativen Stärke/Schwäche in zwei Klassen wurde von Negroni durch eine weitere Gruppe erweitert. Sie identifiziert neben den M.D. und M.R. noch eine dritte Gruppe der Modifikatoren, die sie terminologisch als modificateurs surréalisants (M.S.) erfasst. Diese Modifikatoren lassen sich anhand der Distributionsproben weder als M.D. noch als M.R. klassifizieren. Sie haben mit den M.R. die Eigenschaft gemeinsam, dass sie die Applizierbarkeit des Prädikats verstärken. Mit den M.D. verbindet sie die Tatsache, dass die Struktur X, mais (X) M.S. interpretierbar ist, ohne einen komplexen diskursiven Hintergrund erfinden zu müssen. Die Modifikatoren in folgenden Sätzen entsprechen laut Negroni weder den M.R. noch den M.D.

Il y a eu une amélioration, mais exceptionnelle.

Le parti X a perdu, mais de façon écrasante.

Dabei stellt Negroni folgende strukturelle Unterschiede fest, die die (immer fokussierten) M.S. von den anderen zwei Modifikatoren-Gruppen unterscheiden:

1) Unmöglichkeit der Rekurrenz oder der Wiederaufnahme durch eine Anapher: *X, mais X M.S.23

2) Mit Hilfe von ne...que ('bestenfalls, allenfalls, höchstens') kann laut Negroni ein M.R. – im Unterschied zu M.S. – metalinguistisch den höheren Grad negieren.24

3) Die M.S. können nicht Gegenstand der Befragung in Ergänzungs- oder Entscheidungsfragen sein.25 Die als M.S. eingestuften Adjektive können allerdings in negativ formulierten rhetorischen Fragen vorkommen (interro-négatives), welche im Französischen explizit durch die Phrase n'y a-t-il markiert werden.26

Ähnlichen Einschränkungen, die M.S. als selbständige Klasse abgrenzen sollen, unterliegen allerdings auch die stark akzentuierten M.R. In einer Äußerung wie Il y a une amélioration, mais rapide! unterliegt der M.R. den oben genannten Einschränkungen, erfüllt also im gegebenen Kontext die gleiche Funktion wie M.S. Dass es sich lediglich um einen kontextuell bedingten Gebrauch handelt, belegt laut Negroni ein weiterer Vergleich zwischen M.S. und den prosodisch nicht markierten M.R.:

4) Im Unterschied zu M.S. können die M.R. im gleichen Diskurs einen höheren Grad markieren:

Es gab eine schnelle Verbesserung. Sie hätte schneller sein können, aber...

*Es gab eine unglaubliche Verbesserung. Sie hätte unglaublicher sein können, aber...

5) Die M.R. können im Unterschied zu M.S. um ein weiteres verstärkendes Element erweitert werden:

Es gab eine schnelle, sogar eine sehr schnelle Verbesserung.

*Es gab eine unglaubliche, sogar eine sehr unglaubliche Verbesserung.

(cf. Negroni 1995: 115f.)

Die üblicherweise als M.R. fungierenden Adjektive sind also von der Binnenstruktur her (intrinsèquement) nicht dazu bestimmt, den extremen Grad zu markieren, können aber diese Funktion kontextbedingt übernehmen.27


5 Einige Anmerkungen zu den definitorischen Einschränkungen

Einige Einschränkungen, die Negroni zur Abgrenzung der Gruppe M.S. vorschlägt, werfen immer noch Fragen auf. In der Suche nach der Funktion von mais in Äußerungen mit M.S. wird festgestellt, dass aber weder argumentative Antiorientierung wie in den Äußerungen mit M.D., noch argumentative Koorientierung nach dem Muster nicht nur p, sondern q zum Ausdruck bringt. Seine Funktion wird im Kontext des polyphonen Ansatzes folgendermaßen definiert:

Nous nous proposons donc de montrer que l'énonciation du M.S. après mais déclenche la relecture du prédicat X comme amenant à une interprétation du type ne...que X ou même négation de l'antonyme de X non coïncidante avec l'intention argumentative du locuteur. (Negroni 1995: 106)

Würde man die askriptivische Sichtweise, die von der Polyphonie28 des Diskurses ausgeht, kurzfristig verlassen und sich der Beschreibungsmittel der deskriptiven Grammatik bedienen, würde man aber in der Phrase Es gab eine Verbesserung, aber eine LANGSAME. als eine Konjunktion identifizieren, die in kontradiktorischer Weise den Inhalt des Substantivs Verbesserung modifiziert, in der Äußerung Es gab eine Verbesserung, aber eine außergEwöhnliche! dagegen als eine Abtönungspartikel, die semantisch Ver- bzw. Bewunderung zum Ausdruck bringt.29 Daher kann sie in dieser Funktion ohne bedeutende semantische Abweichung auch vor dem durch den akzentuierten M.S. modifizierten Objekt stehen – Es gab aber eine außergewöhnliche Verbesserung!, während diese Umstellung im ersten Fall zu bedeutenden semantischen Veränderungen führen würde. Sowohl argumentationstechnisch als auch syntaktisch und semantisch unterscheiden sich also die beiden Gebrauchsweisen von aber erheblich.

Die unterschiedlichen Funktionen von aber spielen auch bei der Formulierung des ersten Kriteriums, also der Unmöglichkeit der Wiederaufnahme durch ein identisches Lexem oder durch eine Anapher, eine maßgebliche Rolle. Der französische Satz Il y a eu une amélioration, mais elle a été exceptionnelle ist laut Negroni (1995: 107) im Französischen unakzeptabel. Dies gilt allerdings nur in dem Fall, wenn mais in der antiimplikativen Funktion gebraucht wird. Eine Äußerung wie etwa Es gab eine Verbesserung. Sie war aber außergewöhnlich! ist, zumindest im Deutschen, durchaus möglich. Wie bereits die Satzgliedstellung andeutet, funktioniert hier aber als eine Partikel, die Verwunderung zum Ausdruck bringt. Es ist allerdings richtig, dass die Stellung von aber in der Position Null – zumindest im Deutschen – problematisch ist. Eine Äußerung wie Es gab eine Verbesserung, aber sie war (wirklich) außergewöhnlich! ist nur unter spezifischen Intonationsbedingungen akzeptabel. Im Tschechischen wurde die Phrase Došlo ke zlepšení, ale bylo (opravdu) neuvěřitelné! in Konfrontation mit Muttersprachlern als akzeptabel eingestuft. Wir wollen daher in der folgenden Analyse auf die erste Probe verzichten.

Bei der Formulierung des zweiten Kriteriums sind wir davon ausgegangen, dass mit Hilfe von ne...que ('allenfalls, bestenfalls') ein M.R. – im Unterschied zu M.S. – metalinguistisch einen höheren Grad negieren kann. Als Beispiel wird etwa die Äußerung: L'amélioration n'a été que rapide [metalinguistische Negation: pas très rapide] angeführt (cf. Negroni 1995: 115). Im Deutschen wurde der Akzeptabilitätsgrad der Äußerung Die Verbesserung war bestenfalls schnell mit den Muttersprachlern diskutiert. Es hat sich ergeben, dass der Satz 1) isoliert als eher nicht wohlgeformt empfunden wurde; 2) dass er keinesfalls als metalinguistische Negation des höheren Grades von schnell wahrgenommen wurde (neg.blitzschnell, sehr schnell). Als Fortsetzung wurde meistens eine Äußerung vorgeschlagen, in der die Wirksamkeit der Verbesserung angezweifelt wurde: Die Verbesserung war bestenfalls schnell, langfristig war sie jedoch nicht (Proband 2). Zu ähnlichen Ergebnissen führte eine tentative Befragung im Tschechischen.30 Auch die anderen (von Negroni selbst formulierten) Beispiele, bei denen sie die Möglichkeit der metalinguistischen Negierung des höchsten Grades annimmt, wirken sehr unwahrscheinlich:

A: – Je ne vois pas de raisons pour l'inviter au mariage. ('Ich sehe keinen Grund, ihn zur Hochzeit einzuladen.')

B: – Oh! oui, tu as raison. Pourquoi l'inviterais tu? Ce n'est qu'un parent proche. ('Oh! ja, du hast recht. Warum solltest du ihn einladen? Er ist nur ein naher Verwandter [nicht: nächster Verwandter]') (Negroni 1995: 108f.; Übersetzungen durch M. K.)

Dieser Dialog trägt auf jeden Fall – sowohl im Französischen, als auch im Deutschen und Tschechischen – immer eine stark ironische Markierung. Ihn "metalinguistisch" zu interpretieren (im Sinne des Hinweises auf die Absenz des Superlativs) widerspricht dem tatsächlichen Sprachgebrauch. Bereits der Ausgangspunkt für die Festlegung des zweiten Kriteriums kann also hinterfragt werden.

Trotz der erwähnten offenen Fragen hinsichtlich der Überprüfungsverfahren zur Abgrenzung der autonomen Gruppe von M.S. ist ersichtlich, dass diese "Superverstärker" in den Argumentationsprozessen wirksam sind und mehrere syntaktische Spezifika aufweisen. Für eine parallele Differenzierung im Bereich der modificateurs déréalisants, die eine symmetrische Betrachtungsweise erlauben würde, gibt es laut Negroni keine Anzeichen. Die Klasse der modificateurs surdéréalisants lehnt sie daher ab (cf. Negroni 1995: 112).


6 Vergleich der sprachlichen Realisierungen von M.S. im Deutschen und Tschechischen

Atayan (2006), der in seiner Studie auf die Vielfalt der sprachlichen Realisierungen von argumentationsverstärkenden und -abschwächenden Einheiten aufmerksam machte, betonte zu Recht die Ergiebigkeit ihrer Analyse für die komparatistische Forschung. Im Folgenden wird in kontrastiver Weise die Klasse der M.S. anhand von drei sprachlichen Realisierungsmöglichkeiten im Tschechischen und Deutschen untersucht. Die untersuchten Phänomene wurden in Anlehnung auf die von Negroni vorgeschlagenen Realisierungsmöglichkeiten im Spanischen und Französischen ausgewählt, wobei hier die einzelsprachlich bedingten Unterschiede gezeigt werden sollen. Ausgehend von der bisherigen Äquivalenzforschung wird insbesondere auf die konstitutionellen und funktionalen Unterschiede geachtet.31

Zuerst wird im Zusammenhang mit der Analyse des tschechischen Präfixes pře- in der Rolle von M.S. die Komposition als Realisierungsmöglichkeit von M.S. im Deutschen analysiert, dann werden die Suffixe -ánsk(ý), -anánsk(ý), -it(ý), -ostn(ý) in der Rolle von M.S. und ihre Äquivalente im Deutschen diskutiert und letztendlich wird auf die Diminuierung als ein potentielles Ausdrucksmittel von M.S. in beiden Sprachen näher eingegangen.

6.1 Das Präfix pře-, sein Status als M.S. im Tschechischen und die äquivalenten Übersetzungsmöglichkeiten im Deutschen

Als ein Äquivalent zu den periphrastischen Möglichkeiten zum Ausdruck des extremen Grades im Französischen wie etwa très + M.R. erwähnt Negroni die Präfixe hyper- und super-, die in gegenwärtigem Französisch eine relativ hohe Frequenz aufweisen (cf. Negroni 1995: 117). Das tschechische Präfix pře-, welches einem als M.R. funktionierenden Adjektiv oder Adverb hinzugefügt wird, erfüllt offenbar die gleiche Funktion. Die spezifische intensivierende Funktion dieses Präfixes hat bereits Mathesius (1938) angesprochen, der als Erster systematisch verschiedene sprachliche Möglichkeiten der Intensivierung aus komparatistischer Sicht beschrieb. In seinen Ausführungen zu intensivierenden Suffixen bei den tschechischen Adjektiven und Adverbien erwähnt er neben pře- auch die Präfixe pra-, prach-, ultra- und hyper- (ibd.: 194f.). Unter diesen Präfixen spielt pře- in Bezug auf die Intensivierung eine besondere Rolle, wie im Folgenden gezeigt werden soll.

6.1.1 pře- als M.S. in der Funktion von M.S. und die deutschen Äquivalente

Ten obraz je překrásný.

Das Bild ist wunderbar.32

Die Konstruktionen mit aber (X mais (X) pŘekrÁsný), sind zwar in der Alltagssprache akzeptabel, das Lexem fungiert allerdings nicht als eine antiimplikative Konjunktion, sondern als eine Partikel, wie – zumindest im deutschen Beispiel – auch die Satzgliedstellung andeutet:33

Ten obraz vyhraje první cenu, je ale (také/opravdu) překrásný.

Das Bild wird den Preis gewinnen, es ist aber (auch/wirklich) wunderschön!34

Dies ist das erste Indiz dafür, ein auf diese Weise modifiziertes Lexem als einen wirksamen "Argumentationsverstärker" zu interpretieren, wie auch Beispiele aus der Alltagsargumentation belegen:35

Radnice boj o překrásnou památku v centru města nevzdává

Šumperská radnice chce opět začít vyjednávat s vlastníkem bývalé textilní manufaktury v ulici Generála Svobody. Zoufale zdevastovaný objekt se již město v minulosti snažilo odkoupit, s majitelem se ale nikdy nedohodlo. O další pokusy zachránit památkově chráněný dům v centru Šumperku se přimlouvají někteří zastupitelé. (Kubová 2013)

'Das Rathaus gibt den Kampf um das wunderschöne Baudenkmal im Stadtzentrum nicht auf.

Das Rathaus in Šumperk will die Verhandlungen mit dem Besitzer der ehemaligen Textilmanufaktur in der General Svoboda Straße wieder aufnehmen. Bereits in der Vergangenheit versuchte die Stadt das hoffnungslos verfallene Objekt abzukaufen, sie konnte sich jedoch mit dem Besitzer bisher nicht einigen. Für weitere Versuche um die Rettung des unter dem Denkmalschutz stehenden Hauses im Zentrum von Šumperk setzen sich auch einige Stadtvertreter ein.'

Der Kampf36 für die Manufaktur wird mit dem Verweis auf ihren historischen Wert (památka) begründet, der durch das als M.S. funktionierende Attribut překrásná stark akzentuiert wird. Der in der Überschrift gebrauchte M.S. kontrastiert auffällig mit dem Attribut verfallen, das sich auf den gleichen Referenten bezieht. Aus der implizierten Gegenüberstellung wird die Notwendigkeit der Wiederherstellung gefolgert.

Die Durchführung der von Negroni vorgeschlagenen Proben soll auf die Spezifika einer Gruppe von Adjektiven und Adverbien aufmerksam machen, die durch pře- modifiziert sind. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass vergleichbare Analysen etwa im Bereich der Partikelforschung aus dem semantisch-pragmantischen Standpunkt unternommen wurden. Stellvertretend kann etwa der Aufsatz von Rinas (2013) erwähnt werden, in dem er sich in Anknüpfung an Pusch (1981) mit den Eigenschaften der Adjektive auseinandersetzt, die die verstärkende oder abschwächende Leseart der deutschen Partikel ganz und durchaus und der tschechischen Partikel dost und docela steuern.

Applikation der M.S.-Proben:

Die erste Probe – die Unmöglichkeit der Rekurrenz oder der Wiederaufnahme durch eine Anapher: *X, mais X M.S. – wird aus den im 6 Unterkapitel erwähnten Gründen nicht appliziert.

2) Die metalinguistische Negation eines höheren Grades mit Hilfe von nur/bestenfalls; pouze/leda (ne...que M.S.) ist unmöglich:

*Ta manufaktura je pouze/leda překrásná.

*Die Manufaktur ist nur/bestenfalls wunderschön.37

Beide Aussagen können höchstens als stark ironisch markierte Äußerungen interpretiert werden, allerdings würde die Suche nach entsprechender Kontextualisierung nicht wenig Kreativität erfordern.38

Allerdings muss in Anknüpfung an die im 6. Unterkapitel zusammengefassten kritischen Punkte erwähnt werden, dass folgende Äußerungen – metalinguistische Negationen eines höheren Grades – mit den betreffenden M.R. auch befremdlich anmuten würden:

?Je ta manufaktura překrásná? Ne, je jen/leda krásná.

?Ist die Manufaktur wunderschön? Nein, sie ist nur/bestenfalls schön.

3) Das mit pře- modifiziertes Adjektiv krásn(ý) kann im Tschechischen nur unter ganz bestimmten kontextuellen Bedingungen ein Gegenstand der Befragung in Ergänzungs- oder Entscheidungsfragen sein,39 etwa in Vergewisserungsfragen:

Je ta manufaktura opravdu překrásná?

Ist die Manufaktur wirklich wunderschön?

4) Im Unterschied zu einem M.R. (krásný/schön) kann das mit pře- modifizierte Adjektiv im gleichen Diskurs nur im Ausnahmefall den höheren Grad markieren:

??Ta manufaktura je překrásná. Mohla by být (ještě) překrásnější.

Dies ist – zumindest in der Alltagssprache – offensichtlich nur dann möglich, wenn das Attribut explizit zur Abgrenzung von einer anderen Prädikation gebraucht wird:40 "Překrásná písnička a ještě překrásnější video." (Eviika 2007, 'Ein wunderschönes Lied und ein noch wunderschöneres Video.').

Beim deutschen Äquivalent ist dies wohl gar nicht möglich (*Die Manufaktur ist wunderschön. Sie könnte noch wunderschöner sein.), zumal kein einziger Beleg gefunden wurde.

5) Die Erweiterung durch einen weiteren intensivierenden Modifikator ist gleichfalls unmöglich:

*Ta manufaktura je překrásná, dokonce velmi překrásná.

*Die Manufaktur ist schön, sogar sehr wunderschön.

Die von Negroni vorgeschlagenen Proben weisen eindeutig darauf hin, dass die Funktion der vom Präfix pře- markierten Adjektive von den M.R. (in dem analysierten Fall krásn(ý)) in einigen Aspekten abweicht.

Die passenden Übersetzungsäquivalente der mit pře- ausgedrückten M.S. variieren im Deutschen je nach dem jeweiligen Adjektiv oder Adverb. Dabei kommen im Deutschen folgende formale Äquivalente in Frage: 1) Präfigierung; 2) Komposition; 3) Verstärkungspartikel.

Das nahe liegende Präfix über-41 kann in einer lediglich begrenzten Anzahl von Adjektiven gebraucht werden. Als Übersetzungsäquivalente für das hier analysierte Adjektiv překrásn(ý) bieten sich – je nach dem jeweiligen Kontext – die Komposita wunderschön, wunderhübsch, bildschön an.42 Das Präfix in der Funktion von M.S. wird also ins Deutsche in der Form des Bestimmungsworts eines Kompositums übertragen, wobei die deutschen Äquivalente bei den M.S.-Proben nicht immer die gleichen Ergebnisse hinsichtlich der funktionalen Äquivalenz aufweisen (cf. Punkt 4).

6.1.2 Das Präfix pře- als Indikator der Überschreitung einer Grenze und die Äquivalente im Deutschen

Durchaus nicht immer bewirkt allerdings im Tschechischen das Präfix pře- die Transformation eines Adjektivs/Adverbs in einen M.S. Häufiger modifiziert dieses Präfix die Bedeutung des Lexems im Sinne eines extremen Grades,43 indem die Überschreitung einer noch annehmbaren Grenze impliziert wird. Das ist z. B. der Fall bei den Adjektiven přebujel(ý) ('üppig wuchernd, aufgebläht') , přesolen(ý) ('versalzen') u. a. Semantisch indiziert das Präfix pře- in solchen Lexemen das Überschreiten einer Grenze, wobei diese Grenzüberschreitung negative Folgen hat. Wenn auf diese durch das Präfix pře- modifizierten Adjektive die von Negroni vorgeschlagenen Proben appliziert werden, ergibt sich ein interessantes Ergebnis.

Aus der aber-Probe geht eher hervor, dass přebujel(ý) als M.D. in Bezug auf das Prädikat Verwaltungsapparat funktioniert; es kommt zur Umkehrung der Argumentationsorientierung.

Máme správní aparát, ale (je) přebujelý.

Wir haben einen Verwaltungsapparat, aber (er ist) aufgebläht.44

Die Funktion von aber ist in diesem Fall eindeutig antiimplikativ. Die Applikabilität des Prädikats wird hiermit geschwächt, nicht gestärkt wie im Falle von překrásn(ý). Dies bestätigen auch Beispiele aus alltäglichen Argumentationen. Im folgenden Beispiel wird das Attribut přebujel(ý) als ein Argument für die Vorgehensweise gegen den Verwaltungsapparat gebraucht:

Začal hon na úředníky v přebujelé státní správě

Česko vydává miliardy korun pro 157 tisíc státních zaměstnanců a dalších 57 tisíc úředníků samospráv. Jak se ale ukazuje, pro hodně z nich zbytečně, protože prakticky stejnou agendu už za ně zpracovává v jiné instituci někdo jiný. (Vaculík 2012)

'Die Jagd auf die Beamten in der aufgeblähten Staatsverwaltung hat begonnen

Die Tschechische Republik gibt Milliarden von Kronen für 157 Tausend Staatsangestellte und weitere 57 Tausend Beamte in den Selbstverwaltungen aus. Wie sich jedoch zeigt, ist dies überflüssig, denn mehr oder weniger die gleiche Agenda bearbeitet bereits ein anderer Angestellter in einer anderen Institution.'

Die Probe der Applikabilität von pouze/leda; 'nur/bestenfalls' (ne...que M.S.)in metalinguistischer Negation des höchsten Grades:

?Správní aparát je leda/pouze přebujelý.

?Der Verwaltungsapparat ist bestenfalls/nur aufgebläht.

Diese Äußerungen sind in bestimmten Kontexten akzeptabel, auch ohne einen ironischen Hintergrund annehmen zu müssen. Allerdings implizieren sie nicht eine Negation des höchsten Grades wie bei M.R., sondern eher die Feststellung eines Defizits.45

Die Probe der Anwendbarkeit in Ergänzungs- oder Entscheidungsfragen fällt eindeutig positiv aus. Es ist durchaus möglich, das Attribut zu erfragen:

Je náš správní aparát přebujelý?

Ist unser Verwaltungsapparat aufgebläht?

Im vierten Test, in dem die Möglichkeit der Bildung eines höheren Grades auf der Intensitätsskala überprüft wird, verhält sich das Attribut sowohl im Tschechischen als auch im Deutschen ähnlich wie M.S. Die Überprüfung von přebujelejší im Tschechischen Nationalkorpus Český Národní KoprusSYN2010 hat keinen Beleg ergeben. Erst durch eine Google-Suche wurde im Tschechischen ein Beleg angezeigt,46 es handelt jedoch eher um einen individuellen Gebrauch des Komparativs. Im Deutschen gestaltete sich die Suche schwieriger,47 es deutete sich ein leicht abweichendes Ergebnis an. Die Überprüfung durch DWDS hat zwar keinen Beleg für den komparativen Gebrauch ergeben, die Überprüfung durch COSMAS II Archiv der geschrieben Sprache hat allerdings gezeigt, dass aus den 314 Belegen für aufgeblähter immerhin 14 in der komparativen Form gebraucht wurden. Obwohl es sich um eine sehr niedrige Erscheinungsfrequenz handelt, deutet dies auf eine höhere Akzeptanz des deutschen Äquivalents in der Komparativform hin. Dafür zeigt sich die Erweiterung durch ein weiteres verstärkendes Mittel durchaus akzeptabel.48

Obwohl sich aus der Fallanalyse des Adjektivs přebujel(ý) einige Übereinstimmungen mit der Gruppe der M.S. ergeben, funktioniert es eindeutig als ein modificateur déréalisant, der die Applikabilität des Prädikats Verwaltungsapparat verwaltet abschwächt, wie auch aus dem Beleg ersichtlich ist. Die Tatsache, dass sich Attribute wie přebujel(ý) in manchen Proben wie ein M.S. verhalten, hängt mit ihrer Positionierung außerhalb des Skalarprinzips zusammen. Es wird zwar ein extremer Grad einer Eigenschaft zum Ausdruck gebracht; dies passiert allerdings nicht durch die Besetzung des höchsten Wertes auf der ideellen Skala, sondern durch seine Überschreitung. Deswegen ist wohl eine Erweiterung durch zusätzliche verstärkende Mittel möglich, denn das Maß der Überschreitung ist durch die Skala nicht mehr gebunden.

Auch bei der Übersetzung der durch das Präfix pře- modifizierten tschechischen Adjektive und Adverbien, die außerhalb der Intensitätsskala eine Grenzüberschreitung markieren, variieren die Möglichkeiten erheblich. Dabei dominieren – im Unterschied zur Übersetzung der Adjektive und Adverbien in der Funktion von M.S. – 1) das Präfix über; 2) semantisch nahe Adjektive im übertragenen Sinne (mit Verstärkungspartikeln).

Die Frequenz des Präfixes über- ist höher als bei den als M.S. fungierenden mit pře- modifizierten Adjektiven und Adverbien:49

přestárlý – überaltert

přehnaný – übertrieben

přelitý – übergossen (im Sinne: zu viel Wasser bekommen)

přetažený – übermüdet

přeplácaný – überladen

přepracovaný – überarbeitet50

Die Möglichkeit der Übersetzung der durch pře- modifizierten Adjektiven und Adverbien in der Funktion von M.S. mit Hilfe des deutschen Präfixes über- ist zwar – wie gezeigt wurde – auch möglich, der extreme Grad wird allerdings häufiger durch Komposition oder durch weitere intensivierende Modifikatoren zum Ausdruck gebracht.

Eine weitere Möglichkeit ist die Übersetzung mit Hilfe eines semantisch entsprechenden Adjektivs, das im übertragenen Sinne gebraucht wird:

přejedený – (ganz) voll

přetažený – fertig

Inwieweit sich das Verhalten dieser deutschen Lexeme in den Proben mit den tschechischen Äquivalenten deckt, soll vorläufig offen bleiben.

Nur in Ausnahmefällen wird das mit pře- modifizierte Adjektiv in der Funktion des Indikators einer Grenzüberschreitung mit einem Kompositum ins Deutsche übertragen, das sich in den Proben identisch wie das tschechische Ausgangslexem verhält:

přeslazený – zuckersüß (zu süß)

Im Unterschied zu den von Negroni festgestellten Wortbildungspräfixen hyper- und super-, welche die Adjektive und Adverbien in Bezug auf die jeweiligen Prädikate zu M.S. modifizieren, kann das Präfix pře- im Tschechischen sowohl die Funktion von M.S. als auch die von M.D. ausüben. Ein konstitutionell äquivalentes Präfix im Deutschen gibt es nicht, daher erfolgt die Übersetzung von M.S. meistens mit Hilfe von verschiedenen Komposita ( wunderschön) oder weiterer intensivierender Modifikatoren (überaus gütig). Die Übersetzung der mit pře- modifizierten Adjektive und Adverbien in der Funktion von M.D. erfolgt dagegen meistens mit Hilfe des Präfixes über-, als Übersetzungsäquivalente kommen allerdings auch Komposita, andere Präfixe oder semantisch nahe stehende Adjektive im übertragenen Sinne vor.

6.2 Suffixe im Tschechischen contra Komposition im Deutschen – weitere kontrastiv betrachtete Realisierungsmöglichkeiten von M.S.

Bei der Suche nach den sprachlichen Realisierungsmöglichkeiten von M.S. stellt Negroni im Spanischen ein weiteres Derivationsmittel fest, das Suffix -ísimo/a, das in den Argumentationsprozessen die Funktion von M.S. übernehmen kann.51 Dabei handelt es sich um eine Realisierungsmöglichkeit, die durchaus einzelsprachgebunden ist – im Französischen kann etwa ein M.S. auf diese Weise nicht realisiert werden. Dagegen kann ein vergleichbares Verfahren im Tschechischen festgestellt werden: Einige Suffixe wie etwa -ánsk(ý), -anánsk(ý), -it(ý), -ostn(ý), usw.52 können unter anderem die Funktion von M.S. bei Adjektiven und Adverbien indizieren. Da im Deutschen der Prozess der Komposition in der Wortbildung weit produktiver ist als die Derivation, kommen als Äquivalente verschiedene Komposita vor, die sich in den Proben auf die gleiche Art und Weise wie die tschechischen Adjektive/Adverbien verhalten. Obwohl im Tschechischen der Kompositionsprozess auch eine gewisse Rolle bei der Bildung von M.S. spielt, wird der extreme Grad53 viel häufiger mit Wortbildungssuffixen gebildet:

velikánský, velikananánský – riesenhaft, riesig

dlouhatánský54, dlouhatanánský – ellenlang

vysokánský – baumhoch, turmhoch

obrovitý – riesenhaft

bělostný55 – schneeweiß

Die M.S.-Proben fallen sowohl bei den tschechischen als auch bei den deutschen Adjektiven/Adverbien identisch aus: Die aber-Probe fällt bei den Prädikationen, die die intensivierte Eigenschaft beinhalten, positiv aus, wobei aber keine antiimplikative Funktion erfüllt.56 Mit Hilfe von leda/bestenfalls kann nicht der höhere Grad metalinguistisch negiert werden.57 Die Möglichkeit der direkten Erfragung ist eingeschränkt,58 die Markierung eines höheren Grades im gleichen Diskurs unmöglich, genauso wie die Erweiterung durch eine Verstärkungspartikel.

Die Suffixe -ánsk(ý), -anánsk(ý), -it(ý), -ostn(ý)59 erfüllen also im Tschechischen die gleiche Funktion, die Negroni im Spanischen für das Suffix -ísimo/a feststellt: Sie drücken den extremen Grad auf der Intensitätsskala aus, so dass die betreffenden Ausdrücke als M.S. funktionieren können.60 Zu diesem Zweck dienen im Tschechischen mehrere Suffixe, allerdings weist das Suffix -ánsk(ý) eine hohe Frequenz in Bezug auf die Bildung von M.S. auf, möglicherweise deswegen, weil es nur diese Funktion ausübt. Ins Deutsche werden die auf diese Art und Weise gebildeten M.S. relativ konsequent mit verschiedenen oben aufgelisteten Komposita übersetzt.

Im Tschechischen weist die Komposition als Mittel zum Ausdruck von M.S. eine viel niedrigere Frequenz auf:61

široširý – unendlich weit

sáhodlouhý – ellenlang

černočerný – pechschwarz, tiefschwarz, schwarzschwarz62

Diese Komposita, die in den Argumentationsprozessen in Verbindung mit entsprechenden Prädikationen als M.S. funktionieren können, drücken in den beiden Sprachen einen Vergleich oder eine Verdoppelung der Eigenschaft aus.63 In dieser Hinsicht stehen sie den idiomatisch fixierten Redewendungen nahe, welche auch – zumindest implizit – den extremen Grad markieren können.64 Obwohl konstitutionelle Unterschiede zwischen den als M.S. funktionierenden tschechischen Suffixen -ánsk(ý), -anánsk(ý), -it(ý), -ostn(ý) und ihren deutschen Äquivalenten bestehen, wurden keine funktionalen Unterschiede festgestellt.

6.3 Diminutive Formen als Realisierungsmöglichkeit von M.S im Tschechischen und Deutschen

Es wurde bereits bei dem tschechischen Präfix pře- festgestellt, dass es in den Argumentationsprozessen sowohl in der Funktion von M.S. als auch in der Funktion von M.D. auftreten kann. Eine ähnliche argumentative "Doppelfunktion" in Hinsicht auf den Ausdruck der argumentativen Schwäche/Stärke kann auch bei diminutiven Suffixen festgestellt werden. Für das Spanische konstatiert Negroni das Diminutivsuffix -ito, das normalerweise als ein M.D. in Bezug auf das jeweilige Prädikat funktioniert.65 Negroni stellt fest, dass diese Diminutive, falls sie fokussiert sind, eindeutig als M.S. funktionieren:

Se hizo un viaje, pero un viajecito!

Er hat eine Reise unternommen, aber eine REISE[-ito]! (Negroni 1995: 121)

Dieses konkrete Beispiel, in dem das spanische Diminutiv die Rolle von M.S. übernimmt, kann ins Deutsche oder Tschechische nicht direkt übertragen werden.66 Allerdings können bestimmte Diminutive in den beiden Sprachen – zumindest auf den ersten Blick – die Funktion der M.S. ausüben, wie sie Negroni für das Spanische beschreibt. Im Französischen, der zweiten von Negroni untersuchten Sprache, werden Diminutive nicht mit Hilfe von Suffixen gebildet; die Verkleinerungsformen werden durch verschiedene Attribute zum Ausdruck gebracht, die dann die Rolle von M.D. bzw. M.S. übernehmen. Ein diminutives Lexem wie etwa Häuschen würde man ins Französische als petit maison übertragen, wobei hier das Adjektivpetit als M.D. in Bezug auf das Prädikat maison funktioniert, während im Deutschen das Suffix -chen67 die Funktion von M.D. (ggf. M.S.) übernimmt.68

Es stellt sich die Frage, ob die Diminutivformen im Deutschen und Tschechischen auch die Doppelfunktion als M.D. und M.S. erfüllen können. Ihre argumentative Funktion als M.D. liegt auf der Hand:

Sein Haus ist eher ein Häuschen, aber er ist sehr stolz darauf.

Jeho dům je spíš domeček, ale je na něj velmi pyšný.

Die Summe, die er verdient hat, ist eher ein Sümmchen, aber er ist sehr stolz darauf.

Ta suma, co vydělal, je spíš sumička, ale je na to velmi pyšný.

Bei der aber-Probe stellt sich für beide Sprachen heraus, dass ale/aber in der Nullstellung nicht vorkommen kann:

*Zaplatil za to 100 000, ale byla to sumička[fok.]!

*Er hat dafür 100 000 bezahlt, aber (es war) ein Sümmchen[fok.]!

Es kommt lediglich die Stellung nach dem finiten Verb in Frage, wobei aber als Partikel funktioniert. Überdies ergab sich aus der Konfrontation mit den Muttersprachlern beider Sprachen, dass eher zwei getrennte Sätze akzeptabel wären:

?Zaplatil za to 100 000. Byla to ale sumička[fok.]!

?Er hat dafür 100 000 bezahlt. Es war aber ein Sümmchen[fok.]!

Die Konfrontation mit den Korpusdaten zeigt allerdings, dass sich die als "Verstärker" gebrauchten Diminutive insbesondere im Tschechischen mit Attributen verbinden, mit denen sie eine quasi-idiomatische Einheit bilden. Dies gilt auch für das Deutsche, allerdings scheint der unbestimmte Artikel die Akzeptabilität des als M.S. funktionierenden Diminutivs ohne weitere Attribute zu erhöhen:

Zaplatil za to. Byla to ale pěkná/nemalá/pořádně velká sumička!

Er hat dafür bezahlt. Es war aber ein (schönes, nettes, erkleckliches, stolzes) Sümmchen!

Der zweite von Negroni vorgeschlagene Test ergibt eindeutigere Ergebnisse. Eine Äußerung wie ?Stálo to leda pěknou/nemalou/pořádně velkou sumičku.?Es hat bestenfalls ein (schönes, nettes, erkleckliches, stolzes) Sümmchen gekostet. kann keinesfalls als metalinguistische Negierung eines höheren Grades, sondern nur ironisch interpretiert werden. Für den Gebrauch dieses Diminutivs in der Funktion von M.D. habe ich dagegen keinen Beleg gefunden.69 Das Ergebnis der dritten Probe, in der die Unmöglichkeit des Gebrauchs von M.S. in den Ergänzungs- oder Entscheidungsfragen getestet wird, ist wieder problematisch: Eine Ergänzungsfrage wie etwa Welches Sümmchen habt ihr erlaufen? ist zwar möglich und zumindest im Alltagsgebrauch belegt,70 allerdings kann sie nur gebildet werden, wenn das Diminutiv nicht akzentuiert wird. Sobald man die weitgehend idiomatisierten Verbindungen (hübsches Sümmchen, pěkná sumička) in einer Ergänzungs- oder Entscheidungsfrage zu erfragen versucht, fällt die Probe negativ aus:

*Jakou pěknou sumičku vydělal?

*Welches hübsche Sümmchen hat er verdient?

Beim vierten Test entsprechen die Resultate der von Negroni vorgeschlagenen Abgrenzungskriterien von M.S.: Die Bildung des höheren Grades ist – zumindest bei dem fokussierten Diminutiv – nicht möglich: *Er hat ein Sümmchen[fok.] verdient. – *Es hätte höher sein können, aber....71

Auch der letzte von Negroni vorgeschlagene Test ergibt Resultate, welche das hier analysierte Diminutiv eher nicht als ein M.S. markieren würden. Ein in dieser Funktion benutztes Diminutiv kann nämlich, wie bereits gezeigt wurde, problemlos durch einen zusätzlichen intensivierenden Modifikator in Form eines Adjektivs erweitert werden, auch wenn er akzentuiert wird:

Beispiele aus den Korpora (ČNK, COSAMS II) :

Wer sich beeilt, kann vor allem bei den um 14 Prozent teurer werdenden Tageskarten zum Halbtax-Abo ein schönes Sümmchen Geld sparen. (A07/DEZ.02929 St. Galler Tagblatt, 07.12.2007, S. 32)

Každý pozvaný host musí přinést tučnou sumičku. (Lidé a země, č. 5/2002)

Diese Beispiele widersprechen offenbar der fünften von Negroni vorgeschlagenen Probe. Die deutschen Adjektive nett, hübsch, rund usw. und die tschechischen Adjektive pěkná, nemalá, kulatá usw. fungieren hier eindeutig als intensivierende Modifikatoren. Die Probe würde allerdings andere Resultate ergeben, wenn man die Verbindung der intensivierenden Adjektive und des Diminutivs als idiomatische Einheiten definieren würde.

Im Unterschied zu dem tschechischen Präfix pře- (in der Funktion von M.S.), den entsprechenden deutschen Komposita, den tschechischen Suffixen und anderen bisher besprochenen Mitteln, erfüllt das hier analysierte Diminutiv nicht die Kriterien, die Negroni zur Abgrenzung dieser Gruppe vorgeschlagen hat. Es besteht offenbar keine funktionale Äquivalenz zwischen den von Negroni erwähnten spanischen als M.S. funktionierenden Diminutiven und den deutschen und tschechischen Verkleinerungsformen. Dennoch scheinen sie in bestimmten Kontexten die verstärkende Funktion auszuüben, wobei die konkreten sprachlichen Realisierungen im Deutschen und Tschechischen abweichen.72


7 Fazit und Ausblick

In der vorliegenden Untersuchung wurden anhand einer komparativen Analyse spezifische Modifikatoren untersucht, welche die Orientierung oder die Stärke der Argumentation beeinflussen können. Dabei wurde der theoretische Hintergrund skizziert, vor dem sich die Beschreibung der hier behandelten modificateurs surréalisants entwickelt hat. Vor allem der Ansatz von Atayan (2006) und die Studie von Negroni (1995), die in ihren Arbeiten an den theoretischen Rahmen von Anscombre und Ducrot anknüpfen, wurden hier intensiv rezipiert. Das grundsätzliche Ziel war die Untersuchung der sprachlichen Realisierungen solcher Modifikatoren. Im Zusammenhang mit diesem Ziel wurden die Proben, die Negroni zur Abgrenzung einer autonomen Gruppe der modificateurs surréalisants vorgeschlagen hat, kritisch diskutiert und beim kontrastiven Vergleich verschiedener Realisierungsmittel der M.S. im Tschechischen und im Deutschen angewendet. Ausgehend vom Tschechischen wurden die Prozesse der Präfigierung, Suffigierung und Komposition als Mittel zur Bildung von M.S. untersucht, wobei stets auf die Parallelen und Unterschiede im Deutschen hingewiesen wurde.

Es hat sich herausgestellt, dass die aus dem Konzept des graduellen Topos entwickelten Proben zur Überprüfung der argumentativen Schwäche/Stärke, die durch die jeweiligen Sprachrealisierungen zum Ausdruck kommt, durchaus ergiebig für die kontrastive Linguistik und die Übersetzungswissenschaft sein können. Die argumentationstheoretische Klassifikation der einzelnen Gruppen (modificateurs réalisants, déréalisants und surréalisants) ermöglicht tiefere Einblicke in die Problembereiche der Adäquatheit und Äquivalenz (cf. Atayan 2006: 526). In dem vorliegenden Beitrag wurde im Bereich der Äquivalenz einerseits auf die konstitutionellen Unterschiede im Deutschen und Tschechischen hingewiesen, indem etwa die Äquivalenzbeziehung zwischen den tschechischen als M.S. funktionierenden Präfixen und Suffixen und den als M.S. funktionierenden deutschen Komposita besprochen wurde. Andererseits wurden die funktionellen Unterschiede analysiert, indem etwa die Abweichungen in der deutschen Übersetzung des als M.S. und M.D. funktionierenden Präfixes pře- oder die Spezifika im Gebrauch der deutschen und tschechischen Diminutive in der Rolle von M.S. untersucht wurden. Das Problem der relationalen Äquivalenz (cf. Nekula 1996) wurde dagegen nur randgemäß angesprochen und es bleibt weiterhin ein Desiderat, eine von umfangreichen Korpuserhebungen gestützte statistische Analyse durchzuführen. Durch die Untersuchung möglicher Frequenz-Unterschiede zwischen den als M.S. funktionierenden Ausdrücken in der Ausgangssprache und Zielsprache könnte man feststellen: a) ob die untersuchten M.S. in der jeweiligen Sprache tatsächlich in einer relevanten Frequenz vorkommen; b) inwieweit sich die konstitutionell äquivalenten Lexeme in dem Akzeptabilitätsgrad unterscheiden; c) ob stilistisch und pragmatisch bedingte Unterschiede feststellbar sind; d) ob eine bestimmte Systematik in der Übersetzung solcher Ausdrücke vorhanden ist.

Als ein weiteres, allgemeiner formuliertes Desiderat würde sich eine komplexere argumentationsbasierte kontrastive Untersuchung der tschechischen und deutschen Sprachrealisierungen der argumentativen Schwäche und Stärke anbieten, die durchaus um andere Sprachen erweitert werden könnte. Atayan (2006) hat mit seiner umfangreichen Studie, in der er (unter Anderem) die sprachlichen Realisierungen der argumentativen Verstärkung/Abschwächung hauptsächlich im Deutschen und Französischen untersucht, eine feste Basis gelegt. Eine Vielzahl sprachlicher Realisierungen könnten aus einer neuen Perspektive erfasst werden, die die tschechisch-deutsche Kontaktlinguistik sicherlich bereichern würde. Die sprachlichen Realisierungen der M.S., die hier analysiert wurden, bilden nur einen kleinen, wenn auch interessanten Ausschnitt der argumentationsbasierten kontrastiven Untersuchung.


Literatur

Altmann, Hans (1976): Die Gradpartikeln im Deutschen. Untersuchungen zu ihrer Syntax, Semantik und Pragmatik. Tübingen: Max Niemeyer.

Altmann, Hans (1978): Gradpartikel-Probleme. Zur Beschreibung von gerade, genau, eben, ausgerechnet, vor allem, insbesondere, zumindest, wenigstens. Tübingen: Günter Narr.

Anscombre, Jean-Claude/Ducrot, Oswald (1983): L'argumentation dans la language. Bruxelles: Mardaga.

Aristoteles (1948): Rétorika. Nauka o řečnictví a slohu. Übers. von Antonín Kříž. Praha: Jan Laichter.

Atayan, Vahram (2006): Makrostrukturen der Argumentation im Deutschen, Französischen und Italienischen. Frankfurt a. M.: Lang.

Bruxelles, Sylvie (2002): "Topoï lexicaux et analyse interactionelle. Une mise en perspective sur des données recueillies en situation institutionnelle". In: Eggs, Ekkehard (ed.): Topoï, discours, arguments. Stuttgart, Steiner: 27–48.

Carel, Marion (2001): "Argumentation interne et argumentation externe au lexique. Des propriétés différentes". Langages 142: 10–21.

Carel, Marion (2005): "La construction du sens des énoncés". Revue romane 40/1: 79–97.

Ústav Českého národního korpusu FF UK (ed.): Český národní korpus – SYN2010. Praha 2010. http://www.korpus.cz , letzter Zugriff am 6.10.2014.

Coseriu, Eugenio (1972): "Über Leistung und Grenzen der kontrastiven Grammatik". In: Nickel, Gerhard (ed.): Reader zur kontrastiven Linguistik. Frankfurt a. M., Athenäum: 39–58.

Deppermann, Arnulf (2003): "Desiderata einer gesprächsanalytischen Argumentationsforschung". In: Deppermann, Arnulf/ Hartung, Martin (eds.): Argumentieren in Gesprächen. Tübingen, Stauffenberg: 10–26.

Deutscher Wortschatz – Portal. http://wortschatz.uni-leipzig.de, letzter Zugriff am 7.11.2014.

Ducrot, Oswald (1969): "Présupposés et Sous-Entendus". Langue Française 4: 30–43.

Ducrot, Oswald (1972): Dire et ne pas dire. Principes de sémantique linguistique. Paris: Hermann.

Ducrot, Oswald (1990): Polyfonia y argumentacion. Conferencias del seminario Teoría de la Argumentación y Análisis del Discurso, Universidas del Valle Cali, 1988. Cali, Columbia : Feriva Ltda.

Ducrot, Oswald (1993): "Les topoi dans la 'Théorie de l'argumentation dans la langue'". In: Plantin, Christian (ed.): Lieux communs, Topoï, stéréotypes, clichés. Paris, Kimé: 233–248.

Ducrot, Oswald (1995): "Les modificateurs déréalisants". Journal of Pragmatics 24: 145–165.

van Eemeren, Frans H./Grootendorst, Rob (1996): "Developments in Argumentation Theory". In: Benthem, Johan et al. (eds.): Logic and Argumentation. Proceedings of the Colloquium, 'Logic and Argumentation'. Amsterdam, 14-17 June 1994. Amsterdam, North-Holland: 9–26.

Eggs, Ekkehard (1994): Grammaire du discours argumentatif. Paris: Kimé.

Eggs, Ekkehard (2000): "Vertextungsmuster Argumentation. Logische Grundlagen". In: Brinker, Klaus et al. (eds.): Text- und Gesprächslinguistik . Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. Berlin, Walter de Gruyter: 397–414.

Eggs, Ekkehard (2002): "De refoulement des topoï dialectiques dans la logique et dans la rhétorique". In: Eggs, Ekkehard (ed.): Topoï, discours, arguments. Stuttgart, Steiner: 67–85.

Eviika (2007): "Překrásná písnička a ještě překrásnější video=*". Blogeintrag. http://eviiika.blog.cz/0701/prekrasna-pisnicka-a-jeste-prekrasnejsi-video , letzter Zugriff am 5.11.2013.

Fattah, Abdel (2006): Les modificateurs argumentatifs et leur fonction dans les fables de La Fontaine. Dissertation. http://tel.archives-ouvertes.fr/docs/00/41/35/02/PDF/These
Essam.pdf
, letzter Zugriff am 2.12.2013.

Fournier, Corinne/Raccah, Pierre-Yves (1990): "Argumentation and Artificial Intelligence. From linguistic Models to Knowledge Managment". In: Choueka, Jaakov (ed.): Computers in Literary and Linguistic Research. Genève, Champion-Slatkine: 176–196.

Hlubinková, Zuzana (2005): "Tvoření deadjektivních adjektiv, zvláště ve východomoravských nářečích". Linguistica Brunensia A 53: 153–162.

Institut für Deutsche Sprache (ed.): Das Deutsche Referenzkorpus. DeReKo. http://www.ids-mannheim.de/kl/projekte/korpora/, letzter Zugriff am 6.10.2014.

Iten, Corinne (1999): "The Relevance of Argumentation Theory". UCL Working Papers in Linguistics 11: 41–81.

Kienpointner, Manfred (1992): Alltagslogik. Struktur und Funktion von Argumentationsmustern. Stuttgart: Frommann-Holzboog.

Kindt, Walther (2008): "Die Rolle sprachlicher Indikatoren für Argumentationsanalysen". In: Kreuzbauer, Günther/Gratzl, Norbert/Hiebl, Ewald (eds.): Rhetorische Wissenschaft. Rede und Argumentation in Theorie und Praxis. Berlin, Lit: 147–162.

Klein, Wolfgang (1980): "Argumentation und Argument". Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 38/39: 9–57.

Kopperschmidt, Josef (1999): "Neue Rhetorik als Argumentationstheorie". In: Vetter, Helmuth/Heinrich, Richard (eds.): Wiederkehr der Rhetorik. Wien, Oldenbourg: 93–117. (= Wiener Reihe 8).

Kubová, Hana (2013): "Radnice boj o překrásnou památku v centru města nevzdává". Deník 16.12.2013. http://sumpersky.denik.cz/zpravy_region/radnice-boj-o-prekrasnou-pamatku-v-centru-mesta-nevzdava-20131216.html , letzter Zugriff am 23.12.2013.

Mathesius, Vilém (1938): "Zesílení a zdůraznění jako jevy jazykové". Slovo a slovesnost 4: 193–202.

Métrich, René (1998): "Wie übersetzt man eigentlich Partikeln?". In: Börner, Wolfgang/Vogel, Klaus (eds.): Kontrast und Äquivalenz. Beiträge zu Sprachvergleich und Übersetzung. Tübingen, Narr: 194–207.

Métrich, René/Faucher, Eugène (2009): Wörterbuch deutscher Partikeln. Unter Berücksichtigung ihrer französischen Äquivalente. Berlin/New York: de Gruyter.

"Milchmarkt. Langsame Verbesserung?" http://www.th-mann.de/index.php?option=com_ content&view=article&id=1485:milchmarkt-langsame-verbesserung&Itemid=118 &lang=de , letzter Zugriff am 5.12.2013.

Moeschler, Jacques/Reboul, Anne (1994): Dictionnaire encyclopédique pragmatique. Paris: Seuil.

Negroni, Garcia M. M. (1995): "Scalarité et réinterpretation. Les modificateurs surréalisants". In: Anscombre, Jean-Claude (ed.): Théorie du topoi. Paris, Kimé: 101–144.

Nekula, Marek (1996): System der Partikeln im Deutschen und Tschechischen. Tübingen: Niemeyer.

Palma, Silvia (1995): "La scalarité dans les expressions figées. Le cas des locutions à polarité". In: Anscombre, Jean-Claude (ed.). Théorie des Topoï. Paris, Kimé: 145–175.

Perelman, Chaim/Olbrechts-Tyteca, Lucy (1958): Traité de l'argumentation. La nouvelle rhétorique. Paris: Presses Universitaires de France.

"Po volbách V. – Iniciativa ProAlt". Forenbeitrag. NaKole.cz 29.09.2010. http://www.nakole.cz/diskuse/12140-po-volbach-v-iniciativa-proalt.html?filtr=o, letzter Zugriff am 20.11.2013.

Pusch, Luise F. (1981): "Ganz". In: Weydt, Harald (ed.): Partikeln und Deutschunterricht. Abtönungspartikeln für Lerner des Deutschen. Heidelberg, J. Groos: 31–43.

Rinas, Karsten (2006): "Äquivalenz auf Umwegen. Zur Übersetzung von Abtönungspartikeln". In: Höhne, Stefan et al. (eds.): brücken. Germanistisches Jahrbuch Tschechien - Slowakei 2006. Bonn, DAAD: 319–330.

Rinas, Karsten (2013): "Nicht so GANZ einfach. Zur Semantik der 'schillernden' Intensitätspartikeln ganz und docela". In: Nekula, Marek/Šichová, Kateřina/Valdrová, Jana (eds.): Bilingualer Sprachvergleich und Typologie. Deutsch – Tschechisch. Tübingen, Julius Groos: 223–244.

Rombouts, Jos (1989): "Kann man Abtönungspartikel paraphrasieren?". Zeitschrift für germanistische Linguistik 10: 63–84.

Rubattel, Christian (1986): "La structure de l'énoncé minimal comme condition d'accès aux stratégies interprétatives". Cahiers de linguistique française 7: 135–148.

Toulmin, Stephen (1958): The Uses of Argument. Cambridge: Cambridge University Press.

"Umfrage. Welches Sümmchen habt ihr erlaufen?". http://epaper.tio.ch/ee/ffw/_main _/2010/09/23/005/article51.pdf , letzter Zugriff am 6.10.2014

Vaculík, Radim (2012): "Začal hon na úředníky v přebujelé státní správě". Novinky 12.05.2012. http://www.novinky.cz/domaci/267343-zacal-hon-na-uredniky-v-prebujele-statni-sprave.html , letzter Zugriff am 2.11.2013.

Wohlrapp, Harald (2008): Der Begriff des Arguments. Würzburg: Königshausen & Neumann.


Anmerkungen

1 Ekkehard Eggs beschreibt anhand der Rezeptionsanalyse der aristotelischen Rhetorik den Versuch, im Mittelalter die topische Argumentation auf Syllogistik zu reduzieren. Obwohl sich diese Reduktion als unergiebig erwies, führte sie dennoch zum Verzicht auf die topische Dialektik als mögliches Modell des inferentiellen Denkens (cf. Eggs 2002: 69). zurück

2 Indikator wird dabei als ein formal eindeutig identifizierbarer Teil von Äußerungen definiert (Wort oder Phrasem), dessen Vorkommen Rückschlüsse auf einen nicht unmittelbar wahrnehmbaren Sachverhalt zulässt (cf. Kindt 2008: 153). zurück

3 Dies gilt offenbar auch für weitere Sprachen: Im Deutschen klingen Äußerungen wieNur wenige Autofahrer überschreiten die 120 km/h-Grenze (fast 20 %) oder Nur wenige Autofahrer, fast 20 %, überschreiten die 120 km/h-Grenze. auch seltsam. (Akzeptabel wäre hier etwa nicht einmal 20 %). Ähnlich verhält es sich etwa im Tschechischen: Jen málo řidičů – takřka/téměř 20 % – překročí rychlostní hranici 120 km/h. Modifikatoren wie takřka, téměř, skoro würden eher den quantifizierenden Ausdruck mnoho řidičů ('viele Autofahrer') indizieren, wodurch auch die Prozentzahl eine entgegensetzte Einschätzung der Quantität implizieren würde. zurück

4 Wenn z. B. etwas als "teuer" bezeichnet wird, werden laut dieser These automatisch zwei entgegengesetzte graduelle Topoi aktiviert: Je teurer ein Ding, desto besser/Je teurer ein Ding, desto schlechter. zurück

5 Eine Ausnahme bildet die 2006 erschienene, auf Deutsch verfasste umfangreiche Publikation von Atayan. Eine maßgebliche Rolle spielte sicherlich die sehr verzögerte Rezeption der Ansätze von Anscombre und Ducrot in der deutschsprachigen Forschung. Noch 2003 bezeichnet Arnulf Deppermann bei der Auseinandersetzung mit den Argumentationsindikatoren ihren Ansatz als "in Deutschland wenig bekannt" (Deppermann 2003: 16). zurück

6 Fournier und Raccah (1990) diskutieren etwa das Potential des graduellen Topos-Konzepts für die künstliche Intelligenz, Carel (2001, 2005) entwickelte zusammen mit Ducrot den einflussreichen Ansatz der "blocs sémantiques", Sylvie Bruxelles (2002) schlägt eine Synthese des Konzepts des lexikalischen Topos mit der interaktionellen Analyse vor. zurück

7 Stellvertretend kann etwa die sehr kritische Rezeption von Wohlrapp (2008: 8) erwähnt werden. zurück

8 Altmann verweist in dieser Monographie auf Ducrots frühen Aufsatz Présupposés et Sous-Entendus (1969), in dem darauf folgenden Werk über Partikeln (1978) rezipiert er auch Ducrots bekannte Studie Dire et ne pas dire (1972). zurück

9 Der von Anscombre und Ducrot formulierte Basistopos "plus/moins on a la propriété P, plus/moins on a la propriété O" ist tatsächlich eher eine generische Aussage, die lediglich den Übergang von einer spezifischen Prämisse zur Konklusion garantiert. zurück

10 Es handelt sich um: mais anti-implicatif, compensatoire, rectificatif und contrastif (cf. Eggs 1994: 38). zurück

11 In einer Äußerung wie etwa: Er erkrankte mehrmals: Er hatte Schnupfen, Grippe und sogar eine schwere Lungenentzündung. scheint die Hierarchie relativ stabil. (Die Aussage Er hatte eine schwere Lungenentzündung, Grippe und sogar Schnupfen. könnte man höchstens ironisch interpretieren.) In einer Phrase dagegen wie etwa Er spricht Deutsch, Chinesisch und sogar Bretonisch. ist die Hierarchie weniger markant. Die Umkehrung in der échelle argumentatif wie etwa Er spricht Deutsch, Bretonisch und sogar Chinesisch. würden wohl viele Sprecher durchaus akzeptabel finden (cf. Eggs 1994: 70). zurück

12 Moeschler/Reboul paraphrasieren den von A. und D. vorgeschlagenen Basistopos folgendermaßen: "je mehr O P ist, desto mehr ist O' P'" und "je weniger O P ist, desto weniger ist O' P'" (cf. Moeschler/Reboul 1994: 317 und Iten 1999: 59). zurück

13 T1. Je mehr Zeit man hat, um etwas zu tun, desto mehr muss man sich bemühen es zu tun. T2. Je mehr Zeit man hat, um etwas zu tun, desto weniger muss man sich beeilen. T3. Je weniger Zeit man hat, um etwas zu tun, desto mehr muss man sich beeilen. T4. Je weniger Zeit man hat, um etwas zu tun, desto weniger muss man sich bemühen es zu tun. zurück

14 Ihnen liegt laut Eggs kein reziproker, sondern ein progressiver Topos zu Grunde, der paraphrasierbar wäre als: "Wenn man Zeit hat um etwas zu tun, soll man es tun". zurück

15 Cf. etwa den Ansatz von Marion Carel (2001, 2005). zurück

16 Im Laufe der letzten zehn Jahre wurden zahlreiche Arbeiten über die Modifikatoren in den Argumentationsprozessen verfasst, von rein linguistischen Analysen ausgewählter Einzelprobleme (cf. Negroni 1995), über literarisch integrierte Analysen von modificateurs argumentatifs (cf. Fattah 2006), bis hin zu komplexen Monographien über dieses Thema (cf. Atayan 2006). zurück

17 Diese zwei Termini werden prinzipiell nicht ins Deutsche übersetzt. Die plausibelsten Äquivalente wären wohl unbeholfene Komposita wie etwa argumentationsabschwächende/-verstärkende Modifikationswörter; deswegen bleibe ich bei der französischen Terminologie. zurück

18 Auf der lexikologischen Ebene funktionieren als modificateurs hauptsächlich verschiedene Adjektive oder Adverbien, allerdings können auch andere sprachliche Mittel diese Funktion ausüben. zurück

19 Mit dem Begriff Applikabilität ist die Stärke gemeint, mit der man die bedeutungskonstituierenden Topoi auf ein Objekt oder eine Situation appliziert. zurück

20 Y ist ein M.D., wenn es möglich ist, X, aber XY zu äußern, ohne einen spezifischen argumentativen Grund für die Opposition finden zu müssen. Wenn man im Gegenteil einen komplexen diskursiven Hintergrund annehmen muss, um die Verbindung interpretieren zu können, dann ist Y als ein M.R. in Bezug auf X zu definieren:

Es gab eine Verbesserung, aber eine langsame Verbesserung.

*Es gab eine Verbesserung, aber eine schnelle Verbesserung. zurück

21 Wenn Y ein M.D. ist, muss man einen komplexen diskursiven Hintergrund annehmen, um die Verbindung X, und sogar XY deuten zu können. Wenn Y ein M.R. ist, muss man es nicht:

Es gab eine Verbesserung, und sie war sogar schnell.

*Es gab eine Verbesserung, und sie war sogar langsam. zurück

22 In seinen Untersuchungen der Mittel zum Ausdruck der argumentativen Schwäche/Stärke geht Atayan von Rubattels Konzept der minimalen monophonischen Einheiten aus (cf. Rubattel 1986). zurück

23 *Il y a eu une amélioration, mais la amélioration (elle) a été exceptionnelle. ('*Es gab eine Verbesserung, aber die Verbesserung (sie) war außergewöhnlich.'). zurück

24 ??L'amélioration n'a été que totale/exceptionnelle/incroyable.?? ('Die Verbesserung war bestenfalls außergewöhnlich.') Während bei M.R. eine metalinguistische Interpretation möglich sei ( Est-ce que X est un parent très proche ? Non. il n'est que proche. 'Ist er ein naher Verwandter von dir? Nein, nur ein Verwandter.'), kommt bei M.S. lediglich die Interpretation der Äußerung mit ne...que als Ironie in Frage ( L'amélioration n'a été que totale/exceptionnelle/incroyable. 'Die Verbesserung war bestenfalls außergewöhnlich'). zurück

25 *L'amélioration a-t-elle été incroyable? ('*War die Verbesserung unglaublich?'). zurück

26 Im Tschechischen etwa mit der Wendung není-liž (Není-liž ten dům překrásný?) vergleichbar, die allerdings bereits als veraltet einzustufen ist. zurück

27 Negroni plädiert deswegen für die Erweiterung der Klasse: "Il en ressort que le classe des M.S. ne se limite pas aux modificateurs renforçateurs d'orientation argumentative qui désignent intrinsèquement le degré extrême dans la gradation du prédicat correspondant. Les adjectifs/adverbs qui, dans un certain emploi, le désignent contextuellement en font également partie" (Negroni 1995: 117). zurück

28 In Anknüpfung an Bakhtin prägten Anscombre und Ducrot die These der Mehrstimmigkeit des Diskurses. Nach diesem Ansatz entspricht jede sprachliche Äußerung einem stillen Dialog. Sie illustrieren dies an der Analyse von Sentenzen, die mit aber verbunden sind. In einer Äußerung wie Das Restaurant ist teuer (p), aber gut (q) stehen laut Anscombre und Ducrot zwei durch unterschiedliche Topoi gestützte Konklusionen im Gegensatz. Die Topoi weisen dabei Skalar-Charakter auf: 1) Je teurer das Restaurant, desto empfehlenswerter; 2) Je teurer das Restaurant, desto weniger empfehlenswert. P und Q sind also (im Unterschied zur rein logischen Analyse) Argumente für zwei entgegen gesetzte Konklusionen (Es ist empfehlenswert ins Restaurant zu gehen. / Es ist nicht empfehlenswert ins Restaurant zu gehen.) Diese Äußerung ist danach ein polyphoner Dialog von vier énonciateurs mit verschiedenen Standpunkten: 1) p – dieses Restaurant ist teuer; 2) q – dieses Restaurant ist gut; 3) Es ist nicht empfehlenswert ins Restaurant zu gehen; 4) Es ist empfehlenswert ins Restaurant zu gehen. Der locuteur ist mit dem ersten und zweiten énonciateur einverstanden, distanziert sich von e3) und entscheidet sich für e4). Das erklärt – im Unterschied zur rein logischen Analyse – die argumentative Differenz zwischen den Äußerungen Dieses Restaurant ist teuer, aber gut und Dieses Restaurant ist gut, aber teuer (cf. Ducrot 1990: 68f.). zurück

29 Zum Lexem aber in der Funktion der Partikel cf. Rombouts (1989). zurück

30 Die semantisch äquivalente Äußerung Zlepšení bylo leda rychlé wurde in isolierter Form als sehr ungewöhnlich eingestuft, die Vorschläge zu einer Fortsetzung, die den Satz akzeptabler machen würde, gingen in die gleiche Richtung wie im Deutschen: Zlepšení bylo leda rychlé, ale ne příliš efektivní. (Proband 4). zurück

31 Die von Coseriu (1972) vorgeschlagene Differenzierung zwischen den konstitutionellen Unterschieden im materiellen Ausdruck und den funktionellen Unterschieden im Vergleich zweier Sprachen ist inzwischen ein in der Äquivalenzforschung weitgehend akzeptierter Ansatz. Dabei wird das Problem der funktionalen Äquivalenz aus immer neuen Perspektiven beleuchtet. Insbesondere im Bereich der Partikelforschung wurde auf das Problem der funktional bedingten Unterschiede detailliert eingegangen. Rinas (2006) setzt sich etwa in Abgrenzung von Métrich (1998) mit den verschiedenen Typen der funktionalen Äquivalenz auseinander, indem er anhand von verschiedenen Tests diverse, unterschiedlich motivierte funktionale Äquivalenzrelationen feststellt. zurück

32 Die Übersetzungsmöglichkeiten der mit pře- ausgedrückten Adverbien und Adjektive werden am Ende des Unterkapitels diskutiert. zurück

33 Im tschechischen Beispiel wurde auch die Phrase mit aber in der Position Null von 9 aus 10 befragtem Muttersprachlern als akzeptabel eingestuft, wenn eine Partikel hinzugefügt wurde: Ten obraz vyhraje první cenu, ale je (tedy opravdu) překrásný! zurück

34 Von der Struktur her entspricht diese Äußerung dem Beispiel von Negroni (1995: 103): "Le parti X a perdu, mais de façon écrasante, hein?". Das Lexem aber erfüllt hier die Funktion einer Satzpartikel, die Erstaunen über ein Sachverhalt ausdrückt, der nicht an sich, sondern durch seine Intensität erstaunlich ist (cf. Métrich/Faucher 2009: 15). zurück

35 Die Beispiele wurden verschiedenen elektronisch zugänglichen Nachrichtenservern entnommen. Nur in einem Fall wurde zu einer Blog-Diskussion gegriffen, um einen außergewöhnlichen alltagssprachlichen Gebrauch eines Lexems zu demonstrieren. Zur Überprüfung problematischer Formen wurden dagegen die Korpora ČNK (Tschechischer Nationalkorpus) und DeReKo verwendet. zurück

36 Es handelt sich zwar um einen berichtenden Artikel, der im klassischen Sinne nicht als argumentativ eingestuft wäre, allerdings wird hier die argumentative Position der Rathaus-Vertreter erläutert. zurück

37 Mit dem deutschen Äquivalent wunderschön fallen die Proben allerdings nicht so eindeutig aus: Die Äußerung Das Bild ist nur wunderschön. ist zwar im Deutschen unakzeptabel, sobald jedoch die Partikel einfach hinzugefügt wird, entsteht eine durchaus akzeptable Aussage: Das Bild ist einfach nur wunderschön (dagegen ist nichts zu sagen). zurück

38 Man kann sich etwa eine Situation vorstellen, in der Sprecher 1 die Initiative an der Rettung der Manufaktur erwägt, Sprecher 2 dagegen keinen Zweifel daran hat, dass eine solche Initiative Sinn ergibt. In diesem Fall kann man sich etwa folgenden Dialog vorstellen: Sprecher 1 –Má opravdu cenu ji zachraňovat? ('Lohnt es sich wirklich, sie zu retten?') Sprecher 2 (stark ironisch) – Ne, ty troubo, nemá. Vždyť je leda překrásná. ('Nein, du Dummkopf! Es ist ja bestenfalls wunderschön.'). zurück

39 ??Je ta manufaktura překrásná? /??Ist die Manufaktur wunderschön? zurück

40 Im Český národní korpus – SYN2010 wurde kein Beleg für eine komparativgebrauchte Form (překrásnější) festgestellt. zurück

41 Die wörtliche Übersetzung von překrásný wäre etwa 'über alles schön'. zurück

42 Bei manchen durch pře- modifizierten Adjektiven muss das Präfix mit Hilfe eines intensivierenden Modifikators übertragen werden. Bei dem Attribut přelaskav(ý) ergibt sich etwa eine einzige Übersetzungsmöglichkeit mit dem Verstärkungspartikel überaus (gütig). zurück

43 Das Präfix pře- modifiziert im Tschechischen nicht nur das Ausmaß einer Eigenschaft, eines Geschehens usw. sondern dient auch etwa zum Ausdruck eines Transformationsprozesses (předělan(ý)/'umgearbeitet', přebudovan(ý)/'umgebaut' usw.) In diesem Beitrag wird nur auf die semantische Funktion Augenmerk gerichtet, die eine Positionierung auf der Intensitätsskala zum Ausdruck bringt. zurück

44 Die wörtliche Paraphrasierung im Deutschen wäre 'überwuchert', was allerdings in diesem Kontext nicht in Frage kommt. zurück

45 Vorstellbar wäre etwa folgender Kontext: Von unserem Verwaltungsapparat kann man keine Effizienz erwarten. Es ist nichts als aufgebläht. zurück

46 Es handelte sich dabei um eine Internetdiskussion: "A kromě toho: myslel jsem tím obecný princip, který platí. Jeho popírání je oblíbeným argumentem zastánců přebujelého a bezohledného státu (jako je ten náš), proč by měl být ještě přebujeleší [sic!] a ještě bezohlednější." (Po volbách V. – Iniciativa ProAlt). zurück

47 Die Form des Komparativs entspricht der stark flektierten Adjektivform (1. Kasus, Mask., Sg.) und der Pluralform im Genitiv. zurück

48 Bei Belegen für strašně/velmi/neskutečně přebujelý und fürchterlich/sehr/schrecklich aufgebläht handelt es sich um keine Ausnahmefälle. zurück

49 Es werden nur die Übersetzungsäquivalente in Betracht gezogen, die den semantischen Wert der Grenzüberschreitung zum Ausdruck bringen. zurück

50 Das zuletzt genannte durch das Präfix pře- modifizierte Adjektiv kann allerdings auch in der Bedeutung 'umgearbeitet, überarbeitet' benutzt werden, in der es nicht als ein M.D. funktioniert. zurück

51 Die Adjektive rapidísimo und bellísima bestimmt Negroni als M.S. in Bezug auf die Prädikate laufen und Frau (cf. Negroni 1995: 117). zurück

52 Mathesius (1938: 195) erwähnt einige von ihnen unter den intensivierenden Mitteln. zurück

53 In der deskriptiven Linguistik könnte diese Funktion auch mit dem Begriff Elativ erfasst werden. zurück

54 Synonym zu einem M.S. předlouhý, der allerdings niedrigere Frequenz aufweist. zurück

55 Das Kompositum sněhobílý kommt im Tschechischen allerdings auch vor. zurück

56 Je to obr, ale (opravdu) velikánský! Es ist ein Riese. Er ist aber (wirklich) riesenhaft! zurück

57 *Ten strom je leda velikánský. – *Das Baum ist bestenfalls riesig. zurück

58 Eine Ergänzungs- oder Entscheidungsfrage würde befremdlich anmuten (??Je ten strom velikánský? ??Ist der Baum riesig?). Akzeptabel wäre dagegen eine Vergewisserungsfrage (Je ten strom opravdu tak velikánský? Ist der Baum wirklich so riesig?). zurück

59 Mit dialektalen Varianten im Tschechischen setzt sich Hlubinková (2005: 156) auseinander. zurück

60 Zu vielen mit dem Präfix -ánsk(ý) modifizierten Ausdrücken können (allerdings veraltert wirkende) Synonyme mit Hilfe des Präfixes pře- gebildet werden: dlouhatánský = předlouhý, velikánský = převelký, vysokánský = převysoký. zurück

61 Es handelt sich überdies um Ausdrücke, die eher als "veraltet" empfunden werden. zurück

62 Etwa in der Verbindung schwarzschwarze Nacht. zurück

63 Negroni stellt für das Französische die Technik der Verdoppelung für den Ausdruck von M.S. auch fest, obwohl sie hier im Unterschied zum Deutschen und Tschechischen nicht im Bereich der Wortbildung zu finden ist: C'est beaux, beaux! (cf. Negroni 1995: 118). zurück

64 Palma (1995) beschäftigt sich detailliert mit der Funktion der idiomatisch fixierten Redewendungen. zurück

65 Der aber-Test wird – im Unterschied zu nicht diminutiven Formen – bestanden.

#Escribió un libro pero está muy orgulloso de él.

#Er hat ein Buch geschrieben, aber er ist sehr stolz darauf.

Escribió un librito pero está muy orgulloso de él.

Er hat ein Büchlein geschrieben, aber er ist sehr stolz darauf.

Cf. Negroni (1995): 119. zurück

66 *Podnikla cestu, ale cestičku! *Sie hat eine Reise unternommen, aber ein Reischen! In beiden Sprachen müsste das Diminutiv mit anderen lexikalischen Mitteln übersetzt werden, etwa: Podnikla cestu, ale jakou! Sie hat eine Reise unternommen, aber was für eine! zurück

67 In dialektalen Varietäten kommen die L-Diminutive vor. zurück

68 Ähnlich verhält es sich im Tschechischen und anderen slawischen Sprachen, wo überdies bei den meisten Diminutiven mehrere Stufen der Verkleinerung in Frage kommen (domek, domeček). zurück

69 Äußerungen wie *Stálo to jen sumičku. *Es hat nur ein Sümmchen gekostet. im Sinne 'sehr wenig Geld' sind offenbar weder im Tschechischen noch im Deutschen akzeptabel. zurück

70 http://epaper.tio.ch/ee/ffw/_main_/2010/09/23/005/article51.pdf (22. 11 2013). Die Überprüfung durch COSMAS II hat keinen vergleichbaren Beleg ergeben. zurück

71 Auch bei den durch die Attribute modifizierten Diminutiven w ürde die Bildung eines höheren Grades höchst befremdlich sein:Er hat ein HÜBSCHES Sümmchen[fok.] verdient. ??Aber er hätte ein noch HÜBSCHERES Sümmchen[fok.] verdienen können. zurück

72 Überdies ist die Anzahl der Diminutive, die in der oben beschriebenen Funktion verwendet werden können, lexikalisch eingeschränkt. zurück