http://dx.doi.org/10.13092/lo.73.2193
Das politische System in Österreich beruht so wie in Deutschland auf dem Konzept der wehrhaften bzw. streitbaren Demokratie, das dem demokratischen System das in der Verfassung verankerte Recht gibt, sich gegen Kräfte zu verteidigen, die sich nicht an die demokratischen Werte und Prinzipien halten bzw. diese nutzen, um das System selbst zu unterlaufen (vgl. Adamovich et al. 2011: 156–157). So ist auf Basis des österreichischen Verbotsgesetzes nationalsozialistische Wiederbetätigung strafbar, worunter die öffentliche Zurschaustellung von Symbolen des Dritten Reichs ebenso fällt wie neo-faschistische Propaganda und die Leugnung des Holocaust. Rechte und extrem rechte Organisationen sind daher gezwungen, entweder unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu operieren oder – wie im Fall der offiziellen Parteien der (extremen) Rechten – ihre Ideologie in zweideutige, jedoch legale Botschaften zu verpacken (cf. auch Engel/Wodak 2013; Posch/Stopfner/Kienpointner 2013; zu Rechtsextremismus in Österreich und Deutschland cf. u. a. Hartleb 2011; Jesse 2011).
In den letzten Jahrzehnten hat sich dabei das Internet zum zentralen Kommunikationsmedium für rechte und extrem rechte Gruppen entwickelt, wobei Web 2.0 basierte Anwendungen zunehmend an Bedeutung gewinnen (vgl. Verfassungsschutzbericht Österreich, Bundesministerium für Inneres 2014: 15–18; Verfassungsschutzbericht Deutschland, Bundesministerium des Inneren 2013: 50–59). Interaktive Medien bieten nicht nur die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten in geschlossenen Communities auszutauschen (vgl. Cammaerts 2009; Atton 2006; Couldry 2002); über soziale Netzwerke, Mikroblogging-Dienste, Musik- und Videoportale usw. können vor allem jüngere Zielgruppen direkt angesprochen und für die eigene Sache gewonnen werden. Aktivistinnen und Aktivisten der (Neuen) Rechten verfolgen hier, so Wolf (2011: 20) von der deutschen Amadeu Antonio Stiftung, eine "Wortergreifungsstrategie", bei der wie folgt vorgegangen wird (siehe dazu auch Bundesministerium des Inneren 2013: 67–68): Da offen rechtsextremistische Aussagen bei der breiten Masse eher auf Ablehnung stoßen, werden rechte bzw. extrem rechte Botschaften zunächst in einen unverdächtigen Kontext gestellt; dazu melden sich rechte und extrem rechte Aktivistinnen und Aktivisten zu gesellschaftspolitisch relevanten, jedoch vordergründig harmlosen Themen – wie z. B. Tierschutz – zu Wort; anschließend wird versucht, das Gespräch in eine bestimmte Richtung zu lenken – im Fall von Tierschutz z. B. das rituelle Schlachten von Tieren –, um dort daraufhin die Meinungshoheit zu erlangen und der Diskussion den gewünschten ideologischen Spin zu geben (vgl. Groß 2011; Rafael 2011; Glaser 2011).
Im Rahmen dieses Beitrags soll basierend auf der qualitativen und quantitativen Analyse von 1047 Online-Kommentaren nachgezeichnet werden, wie es rechten1 und extrem rechten2 Userinnen und Usern gelingt, die Meinungsführerschaft in Online-Debatten zu übernehmen und das Gespräch den eigenen Zielen entsprechend zu leiten.
Der Begriff "Opinion Leader" (MeinungsführerIn) geht zurück auf eine US-amerikanische Studie aus den 1940er-Jahren, in der untersucht wurde, welche psychologischen und sozialen Prozesse bei der Wahlentscheidung eine Rolle spielen. Die Ergebnisse von Lazarsfeld, Berelson/Gaudet (1948) ließen sich mit der bis zu diesem Zeitpunkt vorherrschenden Vorstellung, das massenmediale Publikum sei eine dissoziierte Menge an Individuen, deren Meinung direkt und allein durch die Medien geprägt wird, jedoch nicht vereinbaren; stattdessen musste von einem Netzwerk an Interaktandinnen und Interaktanden ausgegangen werden, durch die die massenmedialen Informationen gefiltert und bewertet werden. Eine entscheidende Rolle spielen dabei Personen, die ein stärkeres Interesse an Politik bzw. an den Wahlen zeigen und die sich daher besonders eingehend medial informieren; diese werden zur Informationsquelle für andere und können damit deren Wahlentscheidung erheblich beeinflussen.
Zudem zeigte sich, dass diese Meinungsführerinnen und -führer nicht auf bestimmte Schichten oder Berufe beschränkt sind, sondern aus dem näheren Umfeld derer stammen, auf die sie Einfluss üben (vgl. Lazarsfeld/Berelson/Gaudet 1948). Legt man Burke/Stets (2009) Verständnis von Identität zugrunde, ist Meinungsführerschaft somit nicht an gewisse soziale Gruppen gebunden; sie ist aber auch nicht Teil des Selbstkonzepts des Individuums; Meinungsführerschaft ist vielmehr eine soziale Rolle, die einer Person in der Interaktion zu- bzw. abgesprochen wird. Meinungsführerschaft hängt dabei, so Katz (1957), im Wesentlichen von drei Dingen ab: wer man ist ("Personification"), was man weiß ("Competence") und wen man kennt ("Social Location"). Die folgende Analyse konzentriert sich darauf, wie rechte und extrem rechte Userinnen und User Identität konstruieren und sich als kompetent darstellen. Auf den Aspekt der sozialen Vernetzung wird hingegen nur am Rande eingegangen werden.
Identität – nach Katz (1957): wer man ist – wird von neueren Theorien (vgl. u. a. De Fina/Shiffrin/Bamberg 2006; Kresic 2006; Bucholtz/Hall 2005, 2003) als ein dynamisches Konstrukt (vgl. Mead 1968) aufgefasst, das in der Interaktion abhängig von der Situation und dem jeweiligen Gegenüber (inter)aktiv gestaltet wird (vgl. Goffman 1973, 1986). Während nun der konversationsanalytische Ansatz des "doing being" (Sacks 1984) Identität als kooperative Leistung versteht, die im Moment der Interaktion gemeinsam geschaffen wird, ist Identität aus Sicht der kritischen Diskursanalyse (vgl. u. a. Reisigl/Wodak 2001; Wodak et al. 1990; van Dijk 1987) immer auch an den ideologischen Kontext gebunden, in dessen Rahmen sich das Individuum bewegt und verortet. Beiden Ansätzen gemein ist jedoch die Bedeutung, die den Kategorien, in die man sich selbst einschließt bzw. von denen man andere ausschließt (vgl. u. a. De Fina/Schiffrin/Bamberg 2006; Bucholtz/Hall 2005, 2003; Hausendorf 2000), und den Formen der Inklusion und Exklusion des Selbst und anderer (vgl. u. a. Wodak et al. 2009; Krzyżanowski/Wodak 2009) beigemessen wird. In einem ersten Schritt wird sich die Analyse daher die Frage stellen, welche Gruppen im Zuge der Online-Debatten konstruiert und wie diese als In- oder Outgroups stilisiert werden. Dabei wird neben Selbst- und Fremdkategorisierungen und den jeweiligen Zuschreibungen auch besonderes Augenmerk auf typische Argumentationsstrukturen (vgl. u. a. Wetherell/Potter 1992; Reisigl/Wodak 2001; Wodak et al. 1990; van Dijk 1987) gelegt werden, die eine rechte bzw. extrem rechte Weltsicht und damit eine ideologisch begründete Gruppenzugehörigkeit erkennbar werden lassen.
Kompetenz – nach Katz (1957): was man weiß – wird nun ebenso interaktiv dynamisch konstruiert und situationsabhängig interpretiert wie Identität (vgl. Lave/Wenger 1991; Wenger 1998; Jacoby/Gonzales 1991). In den untersuchten Online-Foren, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einander weitgehend unbekannt sind und ständig wechseln, ist die relevante Gruppe, der sich der potentielle Meinungsführer bzw. die potentielle Meinungsführerin stellen muss, die im Lauf der Debatte sich konstituierende "Community of Practice" (vgl. Wenger 2010, 2000, 1998; Wenger/McDermott/Snyder 2002; Lave/Wenger 1991). Diese definiert sich als Gruppe von Menschen, die zusammenkommen, um ein bestimmtes Ziel zu verfolgen und die in Folge bestimmte Handlungsweisen, Denkmuster, Werte und Machtstrukturen entwickeln. Mit anderen Worten legt die Online-Community in der Interaktion die Normen fest, entlang derer ihre Mitglieder bzw. deren Verhalten bewertet werden: "It is by its very practice – not by other criteria – that a community establishes what is to be a competent participant, an outsider, or somewhere in between" (Wenger 1998: 137). Laut Wenger (1998, 2000) bedeutet kompetent zu sein, zu wissen, was die Community als wichtig erachtet, und auf das gemeinsame Ziel hin mitzuarbeiten; es bedeutet, mit anderen Mitgliedern der Community produktiv zusammenzuarbeiten; und es bedeutet schließlich auch, so zu sprechen und zu handeln, wie es das gemeinsame Repertoire an Handlungsroutinen und Denkschemata der Community vorsieht (vgl. Wenger 1998, 2000). Wichtig in Zusammenhang mit Meinungsführerschaft ist dabei, welchen Rang die Ideen und Meinungen einzelner Mitglieder innerhalb der Community einnehmen. Sinn und Bedeutung werden in der Gruppe ausgehandelt, jedoch haben nicht immer alle gleichermaßen Anteil am Aushandlungsprozess. Unter dem Schlagwort "Negotiability" versteht Wenger (1998) darum die Fähigkeit, die eigene Sicht der Dinge in der Gruppe durchzusetzen. Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt dieses Beitrags liegt daher auf den Strategien, die zum Einsatz kommen, um den Wert des eigenen Standpunkts innerhalb der "Economy of Meaning" (Wenger 1998) der Online-Community zu steigern.
Die Analyse basiert dabei auf 1047 Kommentaren aus dem Jahr 2009, die auf DiePresse.com (23.08.2009 bis 02.09.2009, N = 652 Kommentare) bzw. krone.at (24.08.2009 bis 26.08.2009, N = 395 Kommentare) im Anschluss an Online-Artikel veröffentlicht wurden, die sich mit antisemitischen Aussagen eines Landespolitikers der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) auseinandersetzten. Im Folgenden werden zur Wahrung der Identität der jeweiligen Userinnen und User die individuellen Nicknames durch "[Nickname]" bzw. "[User]" ersetzt. Orthographische Fehler in den einzelnen Kommentaren werden nicht berichtigt und ob ihrer Häufigkeit auch nicht speziell ausgewiesen. Besonders relevante Passagen in den Kommentaren werden mittels Fettdruck hervorgehoben.
Wer man ist, i. e. Identität als ein Grundpfeiler potentieller Meinungsführerschaft, wird zu einem großen Teil darüber definiert, zu welchen Gruppen man sich zählt bzw. man gezählt wird (vgl. Schiffrin 2006; cf. dazu auch Tajfel et al. 1971; Tajfel 1978). Dabei fällt zunächst auf, dass rechte bzw. extrem rechte Netzaktivistinnen und -aktivisten sich kaum auf den ersten Blick als solche erkennbar machen: Die Nicknames, über die ein erster Hinweis auf rechte bzw. extrem rechte Gruppenzugehörigkeit vermittelt werden könnte, sind meist wenig aussagekräftig (cf. dazu auch Stopfner 2012); auch weisen sich eher rechts gerichtete Userinnen und User nur selten als Mitglied einer rechten Partei, geschweige denn einer extrem rechten Organisation aus – ganz im Gegenteil: Typisch für rechte bzw. extrem rechte Diskursschemata wird sogar eher verleugnet, rechts oder extrem rechts zu stehen, nur um daraufhin eindeutig rechte Inhalte und Argumentationslinien zu vertreten (vgl. van Dijk 1987; Wodak et al. 1990; Chiang 2010). So wird im folgenden Kommentar (Beispiel 1) in einem ersten Schritt abgestritten, Mitglied der FPÖ zu sein (bin kein blauer); daraufhin wird mittels eines Gemeinplatzes, der als "rhetorically self-sufficient" (Wetherell/Potter 1992: 177) nicht weiter argumentativ gestützt wird, auf eine Verjährungsfrist für historische Verantwortlichkeit gepocht (wann hoehrt dieser schwachsinn der ueber 60 jahre zuruckliegt endlich auf entspricht "Present generations cannot be blamed for the mistakes of past generations"; Wetherell/Potter 1992: 177); in einem weiteren Schritt wird durch einen in rechten Diskursen häufig zu findenden Trugschluss (vgl. Wodak et al. 1990: 304–305) die Täter-Opfer-Rolle umgekehrt, indem auf Basis des Gerechtigkeitsschemas (vgl. Perelman/Olbrechts-Tyteca 2004; Kienpointner 1992: 298) ein Übel durch ein vergleichsweise viel größeres Übel argumentativ aufgewogen wird (antisemitische Aussagen des Freiheitlichen vs. krieg gegen die palaestinenser zu fuehren), während gleichzeitig antisemitische Vorurteile geschürt werden (israelis bekommen jahr fuer jahr millionen entspricht "Jews are always privileged"; Reisigl/Wodak 2001: 56):
(krone.at 2009)
Der Grund für die Verleugnung rechter bzw. extrem rechter Gruppenzugehörigkeit liegt einerseits darin, dass die Mitgliedschaft in radikalen Organisationen auf Normalbürgerinnen und -bürger eher abschreckend wirkt; andererseits lässt die Zugehörigkeit zu politischen Gruppen eine ideologische Voreingenommenheit vermuten, die Aussagen als tendenziös und somit unglaubwürdig erscheinen lässt. Die Gruppe, der sich eher rechts bzw. extrem rechts artikulierende User und Userinnen zuschreiben, ist darum keine politische Partei oder Organisation, sondern im Sinne eines normativen Einordnungsschemas die generische Gruppe der aufrechten Österreicherinnen und Österreicher, die sich vom kriminellen Rest der Bevölkerung deutlich abhebt (vgl. dazu auch Norocel 2013), wie im folgenden Ausschnitt (Beispiel 2) klar gemacht wird:
(krone.at 2009)
Die Vereinnahmung der Mehrheit der Bevölkerung in rechten bzw. extrem rechten Kommentaren geht so weit, dass sich folgende Userin explizit dagegen wehrt und dadurch die Strategie des Gegners metakommunikativ sichtbar macht:
(krone.at 2009)
Dadurch, dass weder Mitglieder noch Repräsentantinnen und Repräsentanten rechter Parteien oder Gruppierungen an der Online-Debatte teilnehmen, bzw. dadurch, dass vorgeben wird, weder Mitglied noch Repräsentantin oder Repräsentant einer rechten Partei oder Gruppierung zu sein, werden rechte Parteien bzw. Gruppierungen und deren Mitglieder zu außenstehenden Dritten, die bzw. deren Handlungen in der Online-Debatte objektiv von den (vorgeblich) unvoreingenommenen Mitgliedern der Community positiv bewertet werden können, wie im folgenden Beispiel (Beispiel 3):
(krone.at 2009)
Die politische Ingroup der FPÖ wird dabei häufig als Opfer der Regierungsparteien sowie der Gutmenschenjagdgesellschaft (DiePresse, 27.08.2009) bzw. der internationalen Jagdgesellschaft (DiePresse, 25.08.2009) bestehend aus linksgerichteten, juden- und ausländerfreundlichen Gruppen stilisiert, um damit gegnerische Kritik (wie etwa an den damaligen antisemitischen Aussagen des freiheitlichen Politikers) ohne jede weitere Begründung oder Rechtfertigung in einer trugschlüssigen Täter-Opfer-Umkehr als nicht Demokratisch [sic], als Haßtiraden, als brutale Hetze (krone.at 24.08.2009) usw. abzutun. Die politische Outgroup der gegnerischen Parteien, bestehend aus der Österreichischen Volkspartei (ÖVP), der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) und den Grünen, wird hierbei einerseits als höchst manipulativ dargestellt und andererseits als völlig unfähig bzw. untätig charakterisiert, wenn es um die Wünsche und Bedürfnisse der Österreicherinnen und Österreicher geht (z. B. Das sind die Ratten die Land und Leute verkaufen nur um ihre Posten zu retten bzw. auszubauen […] krone.at, 24.08.2009). Die FPÖ – zu einem geringerem Maße auch das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) als ein von Jörg Haider im Jahr 2005 gegründeter parteipolitischer Ableger der Freiheitlichen Partei – wird im Umkehrschluss zur einzig wählbaren Alternative für "echte" Bürgerinnen und Bürger des Landes:Österreich den Österreichern! Die einzige Partei, die für die Interessen der Einheimischen und ihrer Kultur und Identität eintritt ist die FPÖ! (krone.at, 24.08.2009).
Neben der Konstruktion ethnischer und religiöser Outgroups – ein Vorgehen, das von diskursanalytischen Studien (vgl. u. a. Reisigl/Wodak 2001; Wodak et al. 1990; van Dijk 1987) bereits eingehend beschrieben wurde und das daher im Folgenden nicht weiter untersucht werden wird – werden speziell linksgerichtete, grün-alternative Gruppierungen innerhalb der Online-Debatte seitens rechter bzw. extrem rechter Aktivistinnen und Aktivisten als Feindbild etabliert. Im Unterschied zu rechten bzw. extrem rechten Parteien und Gruppierungen, die zwar in der Debatte thematisiert werden, deren Mitglieder jedoch selbst vorgeblich nicht an der Diskussion teilnehmen, werden Userinnen und User, die rechte und extrem rechte Positionen angreifen, von den eher rechts gerichteten Netzaktivistinnen und -aktivisten sofort als Mitglieder einer linken Gruppierung "enttarnt" und persönlich angegriffen. Hierbei handelt es sich um ad-hominem-Argumente, indem anstelle von Sachargumenten die Person des Gegners bzw. der Gegnerin selbst attackiert wird (vgl. Kienpointner 1996: 38–44; van Eemeren/Grootendorst 2009: 177–179), wie im folgenden Beispiel (Beispiel 4):
(DiePresse.com 2009)
Während sich nun also rechte bzw. extrem rechte Aktivistinnen und Aktivisten nicht als Mitglieder einer rechten oder extrem rechten Partei oder Gruppierung deklarieren, sondern sich als mündige Wählerinnen und Wähler konstruieren, die sich aus guten Gründen für rechte bzw. extrem rechte Positionen, Parteien und Gruppen sowie deren Vertreterinnen und Vertreter entschieden haben, werden kritische Kommentare sofort zum Indiz für linke Gruppenzugehörigkeit und damit zu unreflektierter Propaganda. Auch wenn dies nicht für alle ad-hominem-Argumente gilt (vgl. Walton 1985), so liegt in diesem Fall wie auch in ähnlich gelagerten Kommentaren aus dem Korpus insofern ein Trugschluss vor, als die Glaubwürdigkeit des Gegners bzw. der Gegnerin durch einen argumentativen Winkelzug generell in Zweifel gezogen wird ("poisoning the well"; vgl. Walton 2006): Indem dem Gegenüber unterstellt wird, ihm sei nicht an der Wahrheit gelegen, sondern es verfolge andere Motive, wird ihm die Möglichkeit genommen, weiterhin glaubhaft an der Diskussion teilzunehmen (vgl. Walton 2006: 275–276; Copi/Cohen/McMahon 2011: 80; siehe dazu auch Wanoschek 2012). Eigentlicher Adressat bzw. eigentliche Adressatin von ad-hominem-Attacken ist dabei weniger der/die Angegriffene, sondern eine dritte Partei bestehend aus relevanten Zuhörern und Zuhörerinnen (van Eemeren/Grootendorst 2009: 178). Im obigen Ausschnitt (Beispiel 4) kann glauben sie [sic für Sie] dem kein Wort (Beispiel 5) nun einerseits an die gerade Diskutierenden gerichtet sein; da der Kommentar jedoch erst einen Tag nach der eigentlichen Diskussionssequenz online gestellt wurde und hier auch als Einzeläußerung unbeantwortet blieb, könnte damit aber auch eine Gruppe direkt angesprochen sein, die innerhalb der Online-Diskussion als solches nicht in Erscheinung tritt, aber eine der wichtigsten, da zahlenmäßig größten Ansprechgruppen darstellt: die Gruppe derer, die die Kommentare zwar liest und sich somit für die verschiedenen Meinungen interessiert, jedoch selbst nicht postet.
Nach diesem kurzen Überblick über die Identität der für die Konstruktion von Meinungsführerschaft relevanten Akteurinnen und Akteure in der Debatte soll im folgenden Abschnitt nun genauer untersucht werden, wie rechte bzw. extrem rechte Userinnen und User sich selbst als kompetent inszenieren und gleichzeitig gegnerische Positionen untergraben.
Neben Identität ist Kompetenz der zweite Pfeiler für Meinungsführerschaft, der im Rahmen dieses Beitrags behandelt werden soll. Kompetenz wird interaktiv konstruiert und ausgehandelt, d. h., sie wird zu- bzw. abgesprochen. Man kann als Experte oder Expertin für einen bestimmten Themenbereich kompetent sein bzw. als kompetent erachtet werden; man kann jedoch auch kompetent auftreten, indem nicht das persönliche Wissen, sondern das Verhalten im Gespräch als kompetent, i. e. situationsadäquat, anerkannt wird. Gilt eine Person in der Interaktion als kompetent, so wird das, was diese Person weiß und vertritt, von den anderen Interaktionspartnerinnen und -partnern als eher wahr und relevant positiv (ein)geschätzt. Als kompetent eingeschätzte Diskussionteilnehmerinnen und -teilnehmer haben in Folge mehr Möglichkeiten, das eigene Wissen bzw. die eigene Deutung und ihr persönliches Verständnis der Dinge innerhalb der Gruppe durchzusetzen – sie übernehmen somit die Meinungsführerschaft. Um diese bevorrechtigte Rolle einnehmen zu können, muss dieser Status jedoch erst in der Interaktion erworben werden, d. h., die eigenen Standpunkte bzw. das eigene Verhalten muss von der Gruppe nicht nur akzeptiert, sondern als besonders glaubwürdig bzw. als beispielhaft anerkannt werden. Ausgehend von Wengers (1998, 2000, 2010) Verständnis von "Communities of Practice" kann der Wert der eigenen Meinung innerhalb der "Economy of Meaning" der Community nun auf zwei Arten gesteigert werden.
Zum einen gewinnt eine Meinung dann an Wert, wenn eine größere Anzahl von Menschen sie teilt. Im Netz wird Zustimmung dabei am schnellsten und einfachsten über die Funktion des "Like Buttons" bzw. der "Gefällt mir"-Schaltfläche ausgedrückt (zur "Like"-Funktion allgemein und möglichen Bedeutungskomponenten von "Gefällt mir" siehe Marx/Weidacher 2014: 118–124): Wenn ein Kommentar eine hohe Anzahl an "Likes" aufweist, ist dies ein Indikator dafür, dass die im Kommentar dargestellte Meinung von vielen geteilt wird und sie daher in der "Economy of Meaning" der Gruppe hohen Stellenwert besitzt.3 Die drei Kommentare, die in den analysierten Debatten auf DiePresse.com und krone.at die meiste Zustimmung über "Likes" bekamen, verteidigten die antisemitischen Aussagen des freiheitlichen Politikers, indem sie betonten, man solle aus einer Mücke keinen Elefanten machen ("You have to be practical"; Wetherell/Potter 1992: 177; 110 Likes), die Äußerungen von Vertreterinnen und Vertretern der FPÖ würden im Unterschied zu Aussagen von Politikerinnen und Politikern anderer Parteien stets ungerechtfertigterweise auf die politisch korrekte Goldwaage gelegt ("Everybody should be treated equally"; Wetherell/Potter 1992: 177; 84 Likes) und die Mehrheit solle nicht vor einer Minderheit zu Kreuze kriechen ("Minority opinion should not carry more weight than majority opinion"; Wetherell/Potter 1992: 177; 77 Likes). Im Vergleich dazu konnten Kommentare, die die Äußerungen des Freiheitlichen kritisierten, maximal dreißig "Likes" generieren.
Eine bestimmte Sicht der Dinge kann aber auch dadurch an Wert innerhalb der "Economy of Meaning" der Community gewinnen, indem eine Menge anderer Kommentare die gleiche Meinung ausdrückt. Laut Wenger (2000) erscheint man einer Community dann als kompetent, wenn man weiß, was sie weiß, wenn man für wichtig erachtet, was sie für wichtig erachtet, wenn man so denkt, wie sie denkt, und das vertritt, was sie vertritt. Die im Kommentar ausgedrückte Meinung muss, um als Indiz für die eigene Kompetenz wirksam zu werden, somit den von der Community vertretenen Annahmen entsprechen – oder zumindest eine gewisse Anschlussfähigkeit aufweisen. So werden die Aussagen des freiheitlichen Politikers in den Kommentaren auf DiePresse.com und krone.at am häufigsten damit verteidigt, dass Gleiches mit Gleichem vergolten werden müsse (DiePresse.com: 27 % von 182 Aussagen; krone.at: 25 % von 203 Aussagen), dass die Meinung einer Minderheit nicht mehr Gewicht haben solle wie die der Mehrheit (DiePresse.com: 19 % von 182 Aussagen; krone.at: 11 % von 203 Aussagen) und dass die Meinungsfreiheit in einer Demokratie gewahrt bleiben müsse (DiePresse.com: 14 % von 182 Aussagen; krone.at: 15 % von 203 Aussagen). Letzteres ist ein Beispiel für die von Augoustinous/Every (2007: 134–137) beschriebene Strategie, liberale Argumente für illiberale Ziele zu nutzen. Zuwiderlaufende Positionen werden innerhalb der quantitativ etablierten "Economy of Meaning" zur Minderheitenmeinung – ein Umstand, der im folgenden Kommentar (Beispiel 5) vom User bzw. von der Userin selbst als solches deklariert wird, wodurch jedoch gleichzeitig die Dominanz rechter Interpretationsschemata innerhalb der Online-Community explizit anerkannt und damit vom politischen Gegner selbst bestätigt wird:
(DiePresse.com 2009)
Doch der Wert einer Meinung und damit verbunden die Kompetenz der Person, die sie vertritt, können nicht nur quantitativ durch die Zahl derer, die die Meinung teilen, gesteigert werden; sie können auch qualitativ aufgewertet werden, indem die Meinung selbst bzw. die zugrundeliegende Argumentation positiv hervorgehoben wird. Tatsächlich sind Kommentare, die andere Aussagen metakommunikativ bewerten, in den analysierten Online-Debatten sehr häufig: So enthalten auf DiePresse.com 15 % von 692 Aussagen und auf krone.at 23 % von 417 Aussagen metakommunikative Einschätzungen, in denen die Userinnen und User die Beiträge als solche kommentieren und die Art und Weise diskutieren, wie gepostet werden soll und wie nicht.4 Die Debatten auf krone.at und DiePresse.com werden dabei von der "Community of Practice" als politische Diskussion inszeniert, die, so Brinker (1996), idealerweise auf Rationalität, Objektivität, Gleichheit, Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit beruht. Dies ist die Norm, die von der Community als Messlatte an die Kommentare angelegt wurde: D. h., Kommentare, die als rational und objektiv sowie als argumentativ schlüssig bewertet werden, steigen im Wert; Kommentare, die diesen Ansprüchen nicht gerecht werden, verlieren an Wert. Dazu folgender Ausschnitt aus der Debatte auf krone.at, in der mehrere eher rechts gerichtete Userinnen und User auf den ersten Kommentar in der Sequenz reagieren (Beispiel 6):
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
Zum einen findet sich in Kommentar 6b als Reaktion auf Kritik an rechten Parteien bzw. deren Vertreterinnen und Vertretern wiederum das ad-hominem-Argument linker Gruppenzugehörigkeit; zum anderen wird in der obigen Sequenz bereits deutlich, dass die Thematisierung argumentativen Fehlverhaltens in den untersuchten Online-Debatten weniger genutzt wird, den Konflikt im Rahmen eines korrektiven Prozesses (vgl. Goffman 1986) zu lösen, sondern stattdessen, wie in Kommentar 6a und 6c, eher dazu dient, das als unpassend markierte kommunikative Verhalten als Charakterschwäche bzw. als Indiz für ideologische Verblendung dem politischen Gegner bzw. der politischen Gegnerin persönlich zur Last zu legen, um damit wiederum dessen/deren Glaubwürdigkeit als solche zu untergraben. Die Strategie, nicht nur die gegnerische Argumentation als fehlerhaft zu kritisieren, sondern dies als Beweis für die fehlende Kompetenz des Gegners bzw. der Gegnerin zu präsentieren, findet sich zwar auch vereinzelt in Kommentaren, die rechte bzw. extrem rechte Äußerungen angreifen, doch stehen diese in keinem Verhältnis zur Menge, Häufigkeit und Heftigkeit, mit der eher rechte Userinnen und User diese Taktik nutzen, um mit ihr auf jedwede Kritik an rechten Positionen, Gruppen und Personen zu reagieren. Dazu die Fortführung des vorigen Ausschnitts, wobei ein Gesprächsstrang der chronologisch gereihten Kommentare zur besseren Lesbarkeit durch Rahmung ausgewiesen wird (Beispiel 7):
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
(krone.at 2009)
Im Kontext öffentlicher Kommunikation versuchen Akteurinnen und Akteure aus der Politik stets, sich selbst bzw. die eigene Partei so positiv wie möglich darzustellen, während die Gegenseite in ein möglichst negatives Licht gehüllt wird (vgl. u. a. van Dijk 2006: 273; Klein 2001: 1590). Die Strategie der Aufwertung eigener und Abwertung fremder Positionen (siehe dazu auch Zimmermann 1969: 18–19) findet sich auch in den Kommentaren (Beispiel 7) der eher rechts orientierten Userinnen und User, wobei zwei Hauptstoßrichtungen erkennbar werden, die unmittelbar mit der Kompetenz der Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer, wie sie zu Beginn des Abschnitts umrissen wurde, in Zusammenhang stehen.
Erster Prüfstein ist das für die Diskussion relevante Hintergrundwissen: Dabei werden die Aussagen von Userin X nicht nur hinterfragt (Beispiel 7a und 7g), wodurch impliziert wird, er/sie könne seine/ihre Behauptungen nicht durch entsprechendes Faktenwissen stützen; das von Userin X vertretene Wissen wird zudem als reines Schulwissen diffamiert, mit dem Gutgläubige nur allzu leicht manipuliert würden (Beispiel 7g: Die halb wahren Stories die uns zum Teil in der Schule gelernt worden sind?). Interessanterweise bleibt man jedoch von rechter Seite eine Klärung darüber, wie die "wahren" geschichtlichen Zusammenhänge nun genau liegen, schuldig; die Aufwertung des Wissensstands von Userin R2 erfolgt stattdessen über die – mit Blick auf den kritisierten Stellenwert der österreichischen Schulbildung im Grunde widersprüchliche – Selbstzuschreibung des Expertenstatus als Geschichtslehrer bzw. -lehrerin (Beispiel 7e: Übrigens, ich lehre Geschichte!) und die nicht weiter gestützte positive Fremdzuschreibung durch Userin R4 (Beispiel 7m: ich halte [Nickname USERin R2] für gebildet genug um Bescheid zu wissen). Während Userin X also als leichtgläubig, manipulierbar und letztendlich unwissend dargestellt wird, inszeniert sich die rechte Community als gebildet (siehe auch Beispiel 7d: gebildete Menschen wissen damit umzugehen!) und im Besitz einer Wahrheit, die zwar nicht näher definiert wird, die aber durch selbständiges Denken von intelligenten Menschen erfasst werden könne (Beispiel 7g: Selbst nachrecherchieren ist angesagt).
Zweiter Prüfstein ist das argumentative Verhalten in der Diskussion: Auf den ersten Kommentar von Userin X in Beispiel 6) wurde seitens der eher rechten Userinnen und User mit ad-hominem-Argumenten reagiert; in Beispiel 7 verschärft sich daraufhin der Ton von Userin X merklich, indem er/sie mitRüpel und Brut stark stigmatisierende Bezeichnungen für die FPÖ und ihre Anhängerinnen und Anhänger wählt; zudem greift er/sie User in R3 als mit abstand die einfältigste posterin (Beispiel 7) persönlich an, nachdem Userin R3 ihn/sie zuvor in Kommentar 6c als einfaches Gemüt bezeichnet hatte. Diese persönlichen Angriffe von Userin X werden von den eher rechts gerichteten Userinnen und User nun nicht als singuläre Fehlreaktion auf eine vorangegangene Provokation in einer emotional angeheizten Situation markiert, sondern als typisches Verhalten von Userin X charakterisiert (Beispiel 7d), der/die damit sein/ihr "wahres" Gesicht als unsachliches, emotionales und vorurteilsbehaftetes Diskussionsmitglied zeigt (Beispiel 7h, 7j), das dem Niveau der "Community of Practice" schlichtweg nicht gewachsen sei (Beispiel 7e: dieses Forum ist zu hoch für dich, du kannst nicht mithalten). Indem sich eher rechte Userinnen und User das Recht herausnehmen, das Verhalten anderer Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer zu kritisieren, maßen sie sich selbst die Rolle der Ordnungshüterinnen bzw. -hüter an, die im Namen der Community auftreten und über deren normative Vorgaben wachen. Obwohl das Diskussionsverhalten rechter bzw. extrem rechter Userinnen und User nicht zuletzt aufgrund ihrer häufig auf Trugschlüssen basierenden Argumentation als fragwürdig bezeichnet werden muss, inszenieren sie sich selbst (bzw. gegenseitig) als "Kommunikationsexpertinnen und -experten" und beanspruchen damit einen höheren Status, wird doch ein bestimmtes Wissen und kommunikatives Können impliziert, das nicht nur dazu legitimiert, die Leistungen anderer zu bewerten, sondern das auch den eigenen Aussagen mehr Geltung verschafft (vgl. dazu auch Fägersten 2006). Interessant in diesem Zusammenhang ist folgender Kommentar aus dem Korpus, in dem ein Schreiber bzw. eine Schreiberin aus dem eher rechten Lager genau diese Taktik einem eher linken User bzw. einer eher linken Userin vorwirft:
(krone.at 2009)
Die eher rechten bzw. extrem rechten Netzaktivistinnen und -aktivsten gehen aber noch einen Schritt weiter: Denn in Ausschnitt 7 kritisiert User in R1 das Fehlverhalten von Userin X in der Debatte nicht nur als Beweis für die argumentative Inkompetenz des Gegenübers; er/sie nimmt das Verhalten von Userin X vor allem zum Anlass, um ihm/ihr in Beispiel 7b (Mach eine Therapie) und 7i (es gibt gute Therapiemöglichkeiten) wie auch in späteren Ausschnitten ( ja, ist schon gut, du musst dich nicht so aufregen. Alles wird wieder gut! Ist es nicht schon ein bisschen spät für dich? Wann startet dein Therapieprogramm? Wird schon werden - Kopf hoch! krone.at, 25.08.2009) psychische Probleme zu unterstellen. Auf ähnliche Weise finden sich auch auffallend viele Kommentare, die bei Kritik an rechten bzw. extrem rechten Positionen zunächst Argumentationsfehler unterstellen und diese daraufhin damit entschuldigen, den jeweiligen Userinnen und Usern fehle es an der nötigen Intelligenz, um der Diskussion zu folgen und daran entsprechend teilzunehmen, wie im folgenden Ausschnitt (Beispiel 9; vgl. dazu auch Beispiel 7e):
(presse.at 2009)
Sowohl in Beispiel 7 als auch in Beispiel 9 wird dem politischen Gegenüber der Status eines/einer ernstzunehmenden – da geistig kranken oder dummen – und gleichberechtigten – da bemitleidenswerten oder von höherer Stelle zu entschuldigenden – Diskussionspartners/-partnerin abgesprochen. Dabei handelt es sich wiederum um die Brunnenvergiftungstaktik ("poisoning the well"), mit der Diskussionen ad absurdum geführt werden, wird einzelnen Diskussionsmitgliedern doch die Fähigkeit abgesprochen, schlüssig und unvoreingenommen zu argumentieren und damit sinnvoll an der Diskussion mitzuwirken. Userinnen und User, die sich gegenüber rechten bzw. extrem rechten Inhalten und Gruppen kritisch positionieren, werden so zur Outgroup der "Community of Practice" der Online-Debatte stilisiert und in Folge von der Diskussion ausgeschlossen. Übrig bleibt die scheinbar quantitativ und qualitativ überlegene eher rechte bzw. extrem rechte Ingroup, die als Meinungsführerin über die Kommentare der anderen zu Gericht sitzt und dabei das Recht auf Beteiligung an der Diskussion auf Gleichgesinnte beschränkt.
Ausgehend von der Annahme, dass Meinungsführerschaft darauf fußt, wer man ist und was man kann (vgl. Katz 1957), zeigen die Ergebnisse der qualitativen und quantitativen Analyse, dass eher rechte und extrem rechte Aktivistinnen und Aktivisten einen erheblichen Anteil ihrer kommunikativen Bemühungen in den Online-Debatten darauf verwenden, sich selbst als politisch unabhängig und kompetent darzustellen, während Kritikerinnen und Kritiker als ideologisch voreingenommene und unfähige Outgroup von der Diskussion ausgeschlossen werden. Die rechte bzw. extrem rechte Ingroup kontrolliert die Debatte dabei sowohl quantitativ, d. h. durch die bloße Anzahl an gleichgesinnten Userinnen und Usern, als auch qualitativ, indem rechte und extrem rechte Kommentare besonders positiv und abweichende Meinungen besonders negativ bewertet werden. Auch wenn der dritte von Katz (1957) beschriebene Eckpfeiler (i. e., wen man kennt) vor allem in Zusammenhang mit sozialen Netzwerken von Bedeutung ist, so wird an dieser Stelle doch deutlich, wie wichtig der Aspekt der sozialen Vernetzung auch in weitgehend anonymen Online-Communities wie die der hier untersuchten Diskussionsforen für die Etablierung kommunikativ begründeter Meinungsführerschaft ist. Eigentliche Ansprechpartnerinnen und -partner der Inszenierung (vgl. dazu Edelman 1976) sind hierbei weniger die Interaktionspartnerinnen und -partner in der Diskussion als vielmehr das Publikum, das der Auseinandersetzung beiwohnt (vgl. dazu auch Dieckmann 1981: 265–567) und von der Meinungshoheit rechter Gruppen überzeugt werden soll.
Bedenklich ist dabei, dass in der Online-Community rechter bzw. extrem rechter Meinungsführerinnen und -führer kritische Kommentare und Aufrufe für mehr Toleranz vielfach nicht als legitimer Diskussionsbeitrag behandelt werden, sondern zum Indiz für die ideologisch motivierte Ignoranz des Gegenübers werden, die jeden weiteren Meinungsaustausch sinnlos mache. Diese Strategie findet sich nicht nur in den analysierten Online-Debatten, sondern wurde von offizieller Seite auch an anderer Stelle im Netz wiederholt. So lancierte im Dezember 2012 der Ring Freiheitlicher Jugend, der junge Arm der Freiheitlichen Partei Österreich (FPÖ), eine Online-Kampagne mit dem Titel "Links ist dumm", in der die politische Gegenseite wie folgt charakterisiert wurde:
(RFJ 2012: n. p.; Hervorhebung Stopfner)
Indem dem Gegenüber die Fähigkeit zu reflektiertem Denken und argumentativer Auseinandersetzung abgesprochen wird, wird jedoch ein demokratischer Grundpfeiler zu Fall gebracht: der geregelte Streitaustrag einander widerstrebender politischer Interessen (vgl. Sarcinelli 1990: 35).
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1 Gegen die Unterscheidung in links und rechts wird oft vorgebracht, sie sei nicht exakt genug, weil sie einerseits die Komplexität der Gesellschaft nicht abbilden könne und anderseits durch die Konvergenzbewegung in Richtung politischer Mitte nur mehr auf linke bzw. rechte Ränder sinnvoll anzuwenden sei (vgl. Campbell 2007: 383). Dennoch ist die Rechts-Links-Unterscheidung nicht bedeutungslos (vgl. Giddens 1997: 14–15), da sie im Sinne eines alltagstauglichen heuristischen Verfahrens den politischen Raum strukturiert und die Überkomplexität moderner Gesellschaften auf eine klare und überschaubare links-rechts-Achse reduziert (vgl. Campbell 2007: 383); sie erfüllt damit eine wichtige Orientierungsfunktion nicht nur für die politischen Parteien, sondern auch für die Mitglieder der Gesellschaft, die sich auf dieser Achse mehrheitlich wiederfinden und positionieren (vgl. Plasser/Ulram 2002). Zentrale Begriffe für ein (eher) rechtes politisches Verständnis sind dabei Autorität, Loyalität und Tradition (vgl. Giddens 1997: 75). zurück
2 Bisher wurde noch keine allgemein akzeptierte Begriffsdefinition für Rechtsextremismus gefunden (vgl. Udris 2011: 32), dennoch lassen sich typische Merkmale umreißen (vgl. Minkenberg 2011: 113; Neu 2006: 226; Neugebauer 1997: 9): eine ultranationalistische Einstellung, die die eigene Nation über alle anderen Nationen stellt; der Wunsch nach einem autoritativ geführten Staat als Gegenmodell zur pluralistischen, repräsentativen Demokratie; sowie nicht zuletzt die Vorstellung einer (biologisch fundierten) Volksgemeinschaft, die das Fundament für eine hierarchisch orientierte Gesellschaftsordnung bilden soll. Wesentlicher Kern einer rechtsextremen Auffassung von Politik ist dabei das "Prinzip der Distinktion" (Neu 2006: 226) als Gegenkonzept zum demokratischen Gleichheitsprinzip und damit verbunden fremdenfeindliches Weltbild bis hin zu Rassismus. zurück
3 Dass die Anzahl der Likes auch gezielt manipuliert wird, ist ein zusätzlicher Hinweis, welche Bedeutung hier der Menge an Gleichgesinnten in Hinblick auf das Standing in der Gruppe beigemessen wird. zurück
4 Auf DiePresse.com liegen metakommunikative Kommentare damit anteilsmäßig an dritter Stelle hinter Beiträgen, die die Äußerungen des freiheitlichen Politikers thematisieren (32 % von 692 Aussagen), und Beiträgen, die das politische System als solches zur Diskussion stellen (17 % von 692 Aussagen); auf krone.at führen metakommunikative Beiträge das Ranking sogar an und zwar noch vor Beiträgen, die die Äußerungen des freiheitlichen Politikers thematisieren (21 % von 417 Aussagen), und Beiträgen, die das politische System als solches zur Diskussion stellen (21 % von 417 Aussagen). zurück