Topographische vs. virtuelle Räume des Okzitanischen: « Faut-il abolir les frontières ? »

Adrian Görke (Reims) und Ramona Jakobs (Bochum)

http://dx.doi.org/10.13092/lo.87.4116


 

1 Einleitung

Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist das aufgrund der neuen Medien zunehmend in den Fokus gerückte Spannungsfeld zwischen Rückgang und Ausbau von Kommunikationsmöglichkeiten bei Regional- und Minderheitensprachen am Beispiel des Okzitanischen. „Das traditionelle Sprachgebiet des Okzitanischen umfasst mit rund 200’000 km² den ganzen Süden des festländischen Frankreich“ (Kremnitz 2015: 53), wobei es seit dem Edikt von Villers-Cotterêts (1539), das den Gebrauch des Französischen für alle offiziellen und v. a. schriftlichen Dokumente vorschreibt, nicht nur einen andauernden Funktionsverlust zu verzeichnen hat, sondern damit einhergehend auch einen Raumverlust, der sogar soweit führt, dass unter den Befürwortern des Okzitanischen Unsicherheit über die räumliche Ausdehnung desselben herrscht.

Neben der realen, territorialen Verringerung der langues d’oc bietet sich jedoch dem Okzitanischen mit den Massenmedien, allen voran dem Internet, ein neuer, virtueller Raum, der sich in den „[n]umerosissimi [...] siti Internet dedicati all’occitano e alla sua problematica“ ausbreitet (Pla-Lang 2008: 43). Dabei eröffnet das Internet den Okzitanen und Okzitanophilen1 die Möglichkeit, „die räumlichen und zeitlichen Begrenzungen der menschlichen Stimme“ zu überwinden und damit den territorialen Raumverlust durch den virtuellen Raumgewinn gewissermaßen zu kompensieren (Kremnitz 1995: 13). Von zentraler Bedeutung ist dabei die Fragestellung, inwiefern die topographischen Einbußen durch den Ausbau der Massenmedien kompensiert werden können und welche kommunikativen Funktionen das Okzitanische tatsächlich im world-wide-web übernehmen kann.

Zunächst werden das okzitanische Sprachgebiet (Kap. 2) sowie die damit verbundene Problematik der Ermittlung von Sprachgrenzen und Sprecherzahlen (Kap. 2.1), sodann die Bedeutung topographischer Grenzen im Allgemeinen als auch der okzitanischen Grenzen im Besonderen (Kap. 2.2), sowie die Forderung nach einer Erneuerung der Grenzen (Kap. 2.3) dargestellt. Ferner werden die kommunikativen Funktionen des Okzitanischen im Alltag (Kap. 3) und den Medien (Kap. 4) skizziert, um abschließend die Relevanz des virtuellen Raum-Gewinns für das Okzitanische darzulegen.

2 Das okzitanische Sprachgebiet

Das Okzitanische2 gehört als romanische Sprache zur Gruppe der galloromanischen Idiome, wobei „häufig von einer okzitano-romanischen Sprachgruppe innerhalb der Romania“ gesprochen wird, die „sprachlich und geographisch, die Brücke zwischen Iberoromania, Italoromania und Galloromania“ bildet (Kremnitz 1981: 10). Die sogenannte langue d’oc ist im Süden Frankreichs beheimatet, aber auch in Italien (Piemont und Kalabrien), in Monaco sowie in Spanien bzw. Katalonien (Val d’Aran) heute noch anzutreffen. Während Tagliavini (1998: 340) von fünf okzitanischen Dialektgruppen ausgeht, nämlich Provençal, Languedocien-Guyennais, Aquitain, Auvergnat-Limousin und Alpin-Dauphinois, kommt Kremnitz (2015: 55) auf sechs: „im Westen das Gaskognische [...], im Norden das Limousinische, das Auvergnatische und das Alpine, im Süden das Languedokische und das Provenzalische“.3 Einen Überblick über die topographische Verbreitung des okzitanischen Sprachgebiets bietet folgende Karte:

Abb. 1: Das Okzitanische Sprachgebiet (Occitania 2016)

Die topographische Karte in Abb. 1 berücksichtigt nicht nur den Süden Frankreichs, sondern bildet im äußersten Süden auch das Val d’Aran ab, in dem das Okzitanische sogar ko-offiziellen Status genießt. Des Weiteren werden im Osten die italienischen Alpentäler des Piemonts angeführt, in denen ebenfalls in mehreren Talschaften das Okzitanische noch anzutreffen ist und die als Valadas Occitanas zusammengefasst werden.

2.1 Problematik bei der Ermittlung von Sprachgrenzen

Da Staatsgrenzen nicht grundsätzlich mit Sprachgrenzen konform gehen, überrascht es nicht, dass es bzgl. der europäischen Staaten allgemein keine Schwierigkeiten bereitet, Auskunft über die genauen Staatsgrenzen zu geben, während die Erfassung von Sprachgrenzen ein schwieriges Unterfangen darstellt, da diese „keine scharf gezogenen Linien, sondern in aller Regel Transitionsräume mit unterschiedlich breiten Übergangszonen“ sind (Cichon 2005: 191). Genau diese Problematik stellt sich auch bei dem Versuch, das okzitanische Sprachgebiet zu erfassen, wie Riedel (2013: 52) bemerkt: „Den Sprachraum des Okzitanischen geographisch einzugrenzen, erweist sich als überraschend schwierig“.

2.1.1 Ausbreitung des okzitanischen Sprachraums

Im Hinblick auf den topographischen Sprachraum des Okzitanischen spricht Pla-Lang (2008: 11) ganz allgemein von einer „regione molto vasta, divisa tra Francia, Italia e Spagna“, was sich mit dem oben skizzierten Sprachgebiet deckt (cf. Abb. 1). Einigkeit über die genaue Anzahl der Departements, in denen das Okzitanische beheimatet ist, herrscht hingegen nicht. Während Kremnitz (1991b: 74) von einunddreißig okzitanischen Departements ausgeht, spricht Bossong (2008: 129) von dreiundreißig umfassenden Departements sowie sechs weiteren, in denen Okzitanisch zumindest partiell gesprochen wird. In der okzitanischen Zeitschrift Lugarn wird 2009 von zweiunddreißig okzitanischen Departements mit insgesamt über 14,5 Millionen Sprechern berichtet (cf. Alari 2009). Der bereits erwähnte Riedel (2013: 79) spricht davon, dass „[d]as Gebiet des Okzitanischen in Südfrankreich in acht sections régionales sowie dreiundreißig sections départementales untergliedert“ ist (Hervorhebung im Original).

Auch die Einschätzungen bzgl. der Sprecherzahlen schwanken, sogar noch stärker, da sich die Ermittlung dieser Zahlen grundsätzlich als schwierig wenn nicht gar als unmöglich herausstellt.4 So geht etwa Kremnitz (1991b: 74) für das Jahr 1954 von 10,5 Millionen Okzitanischsprechern aus, wobei sich diese Zahl mittlerweile drastisch reduziert hat: „Heutige Schätzungen der Sprecherzahl [...] gehen von minimal 600’000 Sprechern aus, maximal 1,5 Millionen (ibd.: 54). Diese Einschätzung deckt sich weitestgehend mit Bossong (2008: 131), der ebenfalls von einer halben Million- bis maximal zwei Millionen Sprechern spricht. Indessen verzichtet Riedel (2013: 56) auf eine Bezifferung der Sprecherzahl mit der Begründung, dass „keine genauen Angaben über die Sprecherpopulation gemacht werden“ können und dass es zudem „seit längerer Zeit keine einsprachig Okzitanophonen mehr“ gebe.

Auch über den okzitanischen Sprachraum (samt Sprecherzahlen) außerhalb Frankreichs liegen aus den oben angeführten Gründen keine einheitlichen Fakten vor. Je nach Einschätzung sind in den piemontesischen Alpen vierzehn bis fünfzehn okzitanischsprachige Talschaften5 zu verzeichnen sowie eine okzitanische Sprachinsel in Kalabrien, die sogenannte Guardia Piemontese, so dass für Italien von einer Sprecherzahl des Okzitanischen von etwa 50’000 ausgegangen wird. Das auf spanischem Territorium gelegene Val d’Aran bildet mit geschätzten 6’000 Sprechern im Vergleich zu Frankreich und Italien zwar eine wesentlich kleinere Sprachgemeinschaft, dafür genießt das Okzitanische aber offizielle Anerkennung und befindet sich somit auf einem gewissermaßen geschützten Territorium (cf. Bossong 2008: 131).

2.1.2 Diskussionen über die Ausbreitung des okzitanischen Sprachraums im Internet

Die in der Fachliteratur angetroffene Uneinigkeit über die genauen Grenzen des okzitanischen Sprachraums sowie die fehlende Übereinstimmung in Bezug auf die Zahl der okzitanischsprachigen Departements herrscht ebenfalls auch in den einschlägigen Foren und Internetseiten vor, die sich mit dem Okzitanischen und der Okzitania beschäftigen. Allerdings weicht der Umgang mit dieser Unsicherheit im Internet erheblich von der Art der Diskussionsführung innerhalb der Fachliteratur ab, wie stellvertretend folgender Forenausschnitt verdeutlichen mag:

A)

Salut, Y’a t’il quelqu’un qui pourrait me donner la frontière de l’occitan, communes par communes, hameaux par hameaux, dans l’Allier principalement, mais aussi en Isere, Ardeche, Drome, Loire. Merci!

B)

Adiu, je te propose cette carte qui a l’avantage d’être très grande mais je n’ai rien trouvé de plus précis désolé !

(Forumactif: 2012)

Forenteilnehmer A bittet um Auskunft über die genauen Grenzen des okzitanischen Sprachgebiets, v. a. um Aufklärung der Zuordnung der Departements Loire, Ardèche etc., die eben nur zum Teil auf okzitanischem Territorium liegen. Eben diese nur partiell im okzitanischen Gebiet liegenden Departements erklären die schwankende Anzahl derselben, da diese zum Teil berücksichtigt werden, wie bspw. von Bossong, zum Teil nur dem französischen Sprachgebiet zugerechnet werden, wie etwa bei Kremnitz (cf. Kap. 2.1.1). Statt einer detaillierten Antwort auf die Frage von Forenteilnehmer A, verweist Teilnehmer B schlicht auf einen Link (http://estivada-rodez.org/aisinas/occitanie/), der auf eine umfassende geographische Karte Südfrankreichs führt. Auf dieser Karte sind insgesamt achtundzwanzig Departements vollständig sowie elf weitere, die partiell zum okzitanischen Territorium gezählt werden, abgebildet. Zur Klärung der Ausgangsfrage, wo die Grenzen der Okzitania genau verlaufen, trägt weder der Gedankenaustausch zwischen den beiden Forenteilnehmern, noch die angeführte Karte bei, da diese letztlich keine exakte Auskunft über die Zuordnung der Departements gibt. Die Tatsache aber, dass die Anhänger der langue d’oc sich mit der Ausbreitung und den topographischen Grenzen des Okzitanischen beschäftigen, verdeutlicht die Bedeutsamkeit dieser Sprachgrenzen.

Immer wieder wurde und wird unter Sachkundigen darauf aufmerksam gemacht, dass die Sprecher ein stärkeres Sprachbewusstsein gegenüber ihrer eigenen Varietät oder Mundart besitzen, wenn sie ihr auch einen entsprechenden geographischen Raum zuordnen können. Denn „[u]nsere Vorstellung von der räumlichen Verbreitung und den Grenzen einer Sprache sind interdependent, d. h. wie wir einen Sprachraum betrachten, hängt wesentlich davon ab, wie seine Grenzen definiert sind“ (Cichon 2005: 198).

Um für die vorliegende Untersuchung nun eine abschließende Antwort auf die Frage nach der territorialen Ausbreitung des Okzitanischen zu geben, wird auf Kremnitz zurückgegriffen, der eine klare Skizzierung bietet:

Das traditionelle Sprachgebiet beginnt im Westen ungefähr an der Mündung der Gironde, die Grenze steigt dann in einem Bogen nach Norden, so dass der größte Teil des Zentralmassiv [...] beim Okzitanischen verbleibt, die Sprachgrenze erreicht etwa bei Guéret ihren nördlichsten Punkt und senkt sich dann etwas nach Osten, sie überschreitet bei Tain die Rhône und verläuft schließlich knapp südlich von Grenoble bis zur Staatsgrenze.

(2015: 53)

Auf der Grundlage dieser Beschreibung des okzitanischen Territoriums wird nun näher auf die Bedeutung der topographischen Grenzen eingegangen.

2.2 Bedeutsamkeit topographischer Grenzen

Wie bereits angesprochen, ist das Wissen über die territoriale Ausbreitung einer Sprache relevant für den Spracherhalt, da sich generell die Kenntnis über den sprachlichen Wirkungsraum auf das Sprachbewusstsein auswirkt. Im Falle des Okzitanischen ist das Sprachbewusstsein von besonderer Relevanz, insofern sich ein positives Bewusstsein auf den Erhalt, ein negatives hingegen auf den Verlust dieser Minderheitensprache, die vom Aussterben bedroht ist, auswirkt: „So kann das zusammen mit seiner Grenze eingerissene Sprachbewusstsein der Okzitanischsprecher durch die Zulassung eines linguistisch und territorial klar definierten okzitanischen Sprachraumes ein Stück weit wieder aufgerichtet werden“ (Cichon 2005: 198). Unter Berücksichtigung dieser Abhängigkeit des Sprachbewusstseins – und damit einhergehend des Spracherhalts – von Sprachgrenzen ist die Forderung der Parti de la Nation Occitane (PNO) nach einem „autonomen okzitanischen Staat mit dem Okzitanischen als offizielle Sprache“ (Riedel 2013: 40) durchaus nachvollziehbar.

2.3 « Faut-il abolir les frontières ? »

Im Jahre 1959 gründete François Fontan, zunächst unter dem Namen Parti Nationaliste Occitan, später in Parti de la Nation Occitane (PNO) umbenannt, die erste okzitanische Partei, die sich von Beginn an für die Etablierung und Konstituierung eines unabhängigen okzitanischen Staates einsetzt. Allerdings ist die Ausrichtung dieser „politischen Gruppierung, [...] nicht ohne weiteres zu definieren [...], da sich Züge der äußersten Linken mit Forderungen der äußersten Rechten vereinigen“ (Kremnitz 1974: 252).6 Dass die Anhänger der PNO noch heute der Linie Fontans treu sind, wird sowohl durch die anhaltenden Bestrebungen einen Staat namens Occitania zu gründen deutlich, als auch durch die zahlreichen Artikel, Aufsätze sowie Audio- und Videobeiträge, die von Mitgliedern und Befürwortern der PNO verfasst und v. a. auf der Homepage dieser ältesten (noch bestehenden) okzitanischen Partei verbreitet werden. Zudem stellt die PNO online kostenlos die Zeitschrift Lo Lugarn zur Verfügung.7 Die Zeitschrift stellt eine Möglichkeit dar, die Interessen der PNO zu verbreiten und bspw. anlässlich verschiedener Jahrestage ihren Begründer zu ehren und zugleich über die Entstehungsgeschichte samt den Zielen der Partei zu berichten, wie z. B. in der Ausgabe Nr. 97/98 (2009: 4): „Lou Partit de la Naciu Ouccitano countuniara de jouga soun rolle dins aquel coumbat demoucratique e pacifique fin a la liberacíu d’Occitanío“. Um möglichst viele Interessierte auch tatsächlich mit ihren Aussagen zu erreichen, erscheint das Magazin zweisprachig bzw. dreisprachig auf Okzitanisch und Französisch.8

Zugleich bietet die PNO auf ihrer Homepage ihren Anhängern die Gelegenheit, sich in Blogs und somit im virtuellem Raum über das vorherrschende Thema – Gründung eines unabhängigen okzitanischen Staats mit dem Okzitanischen als offizieller Amtssprache – auszutauschen. Als Aufhänger dienen z. B. Beiträge, die teils von offizieller Seite auf der Homepage veröffentlicht werden und zu denen sich dann registrierte Blogger äußern können. Dabei werden die zu einem Themengebiet gehörenden Einträge unter einem gemeinsamen Titel zusammengestellt, wie im Falle der Debatte um die Grenzen z. B. unter „Faut-il abolir les frontières ?“ (Bréville/Rekacewicz 2013)9. Das folgende Zitat zeigt, wie sehr die politische und administrative Unabhängigkeit von Frankreich, Spanien und Italien gefordert und welcher Stellenwert dabei den Grenzen bzw. der Grenzziehung zugesprochen wird:

La souveraineté cela veut dire un état occitan distinct administrativement et politiquement de la France, de l’Italie et de l’Espagne ainsi que de la Catalogne et de l’Euzkadi pour parler de tous nos voisins.

La construction de l’Europe a fait s’abaisser les frontières, mais elle ne les a pas abolies et ne les abolira jamais.

S’il y a des frontières qu’il faut abolir, ce sont celles qui nous ont été imposées par les 3 états – France, Italie et Espagne – qui nous ont colonisés et qui nous occupent encore.

(Lo Lugarn 2016b)

Dabei betreffen die konkreten Vorstellungen der PNO, wie denn eine neue Grenzziehung der Okzitania aussehen sollte, nicht nur die angrenzenden Staaten und Gemeinden, sondern auch die okzitanischen Regionen in Südfrankreich selbst:

Concernant la dénomination, actuellement en débat, de la nouvelle région résultant de la fusion entre les anciennes régions ‚Languedoc-Roussillon‘ et ‚Midi-Pyrénées‘, le Partit de la Nacion Occitana réuni en Assemblée Générale à Bagnols sur Cèze les 22 et 23 novembre 2014, se prononce pour l’appellation ‚Occitània centrala‘ en occitan et ‚Occitanie Centrale‘ en français.

(Lo Lugarn 2016c)

Im obigen Zitat wird eine Fusion der Regionen Languedoc-Roussillon und Midi-Pyrénées zu einer „neuen“ Region vorgesehen, die zugleich mit einer okzitanischen Bezeichnung, „Occitània centrala“, und einer französischen, „Occitanie Centrale“, belegt wird.

Unabhängig von der politischen Forderung nach einem eigenen okzitanischen Staat und der territorialen Ausbreitung des Okzitanischen Sprachgebiets, bietet die PNO mit ihrer Arbeit und v. a. in Form ihrer Homepage der langue d’oc einen virtuellen Kommunikations-Raum. Denn es sollte nicht vergessen werden, „dass Sprachen kommunikatorisch nicht in einem territorialen, sondern in einem sozialen und medialen Raum funktionieren“ (Cichon 2005: 189) und sich somit dem Okzitanischen neben dem topographischen auch ein virtueller Raum bietet.


3 Funktionen des Okzitanischen im Alltag

Die Forderung seitens der PNO nach einem eigenen okzitanischen Staat oder zumindest nach einer Neudefinition der okzitanischen Grenzen ruft die Frage hervor, inwieweit dies durch sprachliche Autonomie gerechtfertigt werden kann. Dafür ist es notwendig zu überprüfen, wo heutzutage das Okzitanische im Alltag vorkommt, um abschätzen zu können, welche kommunikativen Funktionen es übernimmt. Dazu soll nun dargestellt werden, inwieweit das Okzitanische, in dem oben skizzierten geographischen Gebiet (cf. Kap. 2), heute im Alltag Anwendung findet, wobei der Schwerpunkt auf dem öffentlichen und künstlerischen Bereich sowie den Medien liegt.

Kommunikative Funktionen im Rahmen sprachlicher Kontaktsituationen sind eng mit den Namen Ferguson und Fishman10 verbunden. Der von Ferguson (1959: 325) eingeführte Terminus der Diglossie bezieht sich auf eine Form von gesellschaftlicher Zweisprachigkeit, in der „two varieties of a language exist side by side [...], with each having a finite role to play“. In diesem Rahmen besteht nach Ferguson eine eindeutige funktionale Unterscheidung zwischen einer sozial niedrigen Sprachvarietät, der low variety mit geringem Ansehen, und einer hohen Sprachvarietät, der high variety, die ein hohes Prestige genießt.11

Bezogen auf die Situation des Okzitanischen, das nunmehr seit langer Zeit (nur noch) als low variety anzusehen ist, soll untersucht werden in welchen Situationen und zu welchen kommunikativen Zwecken das Okzitanische gebraucht wird, oder gebraucht werden kann.

3.1 Okzitanisch im Alltag

Zunächst wird der Gebrauch des Okzitanischen im öffentlichen Bereich, bspw. in der Verwaltung, sowie im Alltagsleben, z. B. in der Metro und auf Straßenschildern dargestellt. Anschließend wird die Präsenz des Okzitanischen im künstlerischen Bereich, wie im Theater und in der Musik skizziert.

3.1.1 Öffentlicher Bereich

Bereits in den 1990er Jahren konstatierte Kremnitz, dass „[d]as Okzitanische im Bereich der gesamten Verwaltung und Justiz nicht gebraucht“ (1991b: 76) werde und somit ein großer Bereich, der üblicherweise der high-variety vorbehalten ist, dem Okzitanischen verschlossen bleibt. Die Nicht-Präsenz des Okzitanischen in Verwaltung und Justiz lässt sich auch für die heutige Zeit bestätigen. Ein Vergleich mit anderen Minderheitensprachen Frankreichs zeigt, dass theoretisch für Regionalsprachen in Frankreich die Möglichkeit besteht das sprachliche Bild in Verwaltung und Justiz mitzugestalten. In Frankreichs nordwestlichster Region bspw., der Bretagne, sind, zumindest in schriftlicher Form, Spuren des Bretonischen in Verwaltung und Justiz zu finden. Dazu zählt z. B. die zweisprachige Beschilderung (bretonisch-französisch) im conseil régional in Rennes oder eine bretonische Version der Homepage der Region Bretagne. Diese sprachlichen Präsenzmöglichkeiten werden im okzitanischen Sprachgebiet für das Okzitanische nicht genutzt.

Die Frage nach der Verwendung des Okzitanischen durch okzitanophone Sprecher im Alltag ist im Internet auf den einschlägigen Seiten weit verbreitet. Das nachfolgende Zitat zeigt einen Auszug aus einem okzitanischen Forum, in welchem Teilnehmer A die Frage nach der Verwendung des Okzitanischen im Alltag stellt.

A: Seriai interessat de saber çò que fasètz dins la vida vidanta per parlar la lenga nòstra? Avètz d'amics que la parlan? L’aprenetz benlèu? Parlatz de l’usatge de l’occitan cada jorn d’un punt de vista lingüistic e „emotiu“ !!

B: Malhurosament parli gaire l’occitan dins la vida vidanta, mai, ai d’amics emé cu la pòdi parlar, tamben la parli emé d’amics catalans, mai legissi fòrça en occitan per restar en tòca emé la lenga nòstra !

C: Es la mema chausa per iéu. Parlo pas jamai occitan dins ma vita normau...

D: Ieu charri la lenga en familha, sobretot embé lu vielhs (era la lenga promièra dei mieu grans!), ma finda embé ma maire.

(Projet Babel 2006)

Die Antwort der Forenteilnehmer ist einstimmig: Das Okzitanische wird, wenn überhaupt, im privaten Raum benutzt, d. h. es findet Verwendung in der Konversation mit Freunden oder mit der Familie. Dazu wird viel auf okzitanische Lektüre zurückgegriffen (die jedoch hinsichtlich der Auflage(n) limitiert und auch nicht überall erhältlich ist), um in Kontakt mit der Sprache zu bleiben. Dies ist notwendig, da nach übereinstimmender Einschätzung der Forenteilnehmer, eine Verwendung des Okzitanischen im öffentlichen Raum nicht stattfindet. Aus den Foren ist zu entnehmen, dass der virtuelle und der private Raum jedoch eine gute und fundamentale Möglichkeit bilden den Kontakt zur langue d’oc aufrechtzuerhalten.

Die Absenz des Okzitanischen im öffentlichen Raum steht im Kontrast zu den Bemühungen von öffentlicher Seite dem Okzitanischen anhand verschiedener Maßnahmen neues Leben „einhauchen“ zu wollen. Zu den vorgenommenen Initiativen zählt z. B. seit September 2009 die Einrichtung der Haltestellendurchsagen in der Toulouser Metro neben Französisch auch auf Okzitanisch.12 Diese Maßnahme wurde unterschiedlich aufgenommen, wie die Reaktionen darauf im virtuellen Raum zeigen.

Métro Toulouse : depuis septembre 2009 l’annonce des stations de métro se font également en occitan.

Pour les militants de l’occitan, ce bilinguisme contribue à la reconquête de la dignité de la langue. Ils apprécient que l’occitan puisse enfin être entendu dans un espace public.

(Gensane 2013)

[u]ne présence symbolique donc [...], même si l’accueil réservé à l’initiative par les Toulousains [...] est le plus souvent marqué par l’indifférence, voire [...] par une franche hostilité, mais aussi, très fréquemment, par un certain agacement, à travers l’affirmation du caractère „ridicule“ de la chose [...].

Certains, ayant pourtant quelque teinture de langue, m’ont dit qu’ils n’avaient pas d’abord reconnu de l’occitan, mais de l’espagnol ou du russe, et tous surtout étaient d’accord pour juger la présence de la langue dans le métro vaine et purement ornementale, étant donné la désoccitanisation massive des populations et surtout tous m’ont dit que cette langue là en ce lieu là, prononcée ainsi, était, tout simplement et sans plus ample commentaire, „risible“, „ridicule“.

(Cavaillé 2010)

Die überzeugten Verfechter des Okzitanischen nehmen die beschriebene Initiative positiv auf, da die Ansagen aus ihrer Sicht zur Wiederherstellung der dignité der okzitanischen Sprache beitragen, und das Okzitanische im öffentlichen Raum hörbar machen, wodurch der langue d’oc eine gewisse Präsenz zuteil wird.

In anderen Teilen der Bevölkerung gehen die Meinungen weit auseinander: Die Initiative wird einerseits als eine rein symbolische Präsenz empfunden; andererseits ist jedoch auch eine gewisse Gleichgültigkeit bis zu einer eher feindseligen Haltung auszumachen, die sich in einer gewissen Gereiztheit einiger Bürger manifestiert, die diese Maßnahme als ridicule einstufen: Zunächst in der Hinsicht, dass okzitanophone Bürger die Ansagen als sprachlich lächerlich einstufen, da sie eher dem Spanischen oder Russischen ähneln, aber auch, aufgrund der starken Desokzitanisierung der Bevölkerung, die diese Maßnahme als überflüssig und vergeblich erscheinen lässt. Die Ablehnung dieser Ansagen geht sogar so weit, dass eine Facebook-Gruppe gegründet wurde, die für deren Abschaffung eintritt.13

Als weitere Initiative zur Erhaltung des Okzitanischen ist die Installation okzitanisch-französischer Straßen- und Ortseingangsschilder in einigen Städten und Gemeinden seit Beginn der 1980er Jahre zu nennen. Laut Kremnitz wurde diese Maßnahme schon zur damaligen Zeit von der Verwaltung praktisch nicht benutzt.14 Dennoch beschreibt Riedel (2013: 82) sie als aktuell noch „den größten Erfolg“ zur Erhaltung des Okzitanischen im öffentlichen Raum.

Die Bedeutsamkeit der zweisprachigen Straßenschilder für die Befürworter des Okzitanischen zeigt sich u. a. darin, dass die Einweihung neuer Schilder zelebriert wird, wie der Online-Zeitung Lo Lugarn zu entnehmen ist: „Inauguration et dévoilement de la plaque bilingue de la place Jasmin à Layrac (47) par Madame Dominique Lauzeral, descendante du poète, le 4 octobre 2014“ (Lo Lugarn 12/2014). Tatsächlich aber hatten und haben die okzitanischen Straßennamen keine administrative Relevanz, so werden Postsendungen nicht an die okzitanische sondern nur an die französische Adresse geschickt und zugestellt.

In der Internetkommunikation sind die überwiegenden Stimmen bzgl. der zweisprachigen Beschilderung im öffentlichen Raum kritisch; exemplarisch für eine eher skeptische Meinung steht das folgende Zitat.

C’est le panneau d’entrée de ville à Aix-sur-Vienne, le „chabatz d’entrar“ accroché à la porte d’entrée, le „Que l’hora de minja“ entendu à la maison à l’heure de la soupe... C’est du saupoudrage.

(Limousin 2011)

Im obigen Beitrag wird die genannte Initiative als zu punktuell kritisiert, ohne flächendeckende Auswirkung(en). Gleiches gilt auch für die Situation des Okzitanischen im öffentlichen Bereich, in dem das Okzitanische allenfalls eine Randerscheinung darstellt und somit weder über einen holistischen noch intakten Kommunikationsraum verfügt.

3.1.2 Künstlerischer Bereich

Der Stellenwert des Okzitanischen im künstlerischen Bereich wird in Teilen der Fachliteratur als durchaus positiv bewertet. Schlieben-Lange (1973: Vorwort) stellt fest, dass – wie sie es nennt – „okzitanische Aktionen“ wie Theater, Chanson aber auch Demonstrationen „erheblich zugenommen haben“.

Das Okzitanische ist in der Musik durchaus präsent, so gibt es verschiedene Musikgruppen unterschiedlicher Musikrichtungen (traditionell, Troubadour, Rock und Rap), die auf Okzitanisch singen, z. B. Jan dau Melhau, Marilis Orionaa oder Masilia Sound System. Daneben ist das Okzitanische auch im Bereich des Theaters anzutreffen, jedoch eher auf kleinen und lokalen Bühnen, vertreten z. B. durch die Theatergruppe La Rampe TIO: theatre interregional Occitan, die Theaterstücke auf Okzitanisch anbieten. Fraglich bleibt jedoch, welchen Einfluss auf die Präsenz des Okzitanischen diese Künstler wirklich haben. So geht etwa Kisters (2005: 211) soweit zu behaupten, dass „die zeitgenössische Musik“ letztlich „die einzige Form darstellt, in der [die Bewohner des okzitanischen Sprachgebiets] Kontakt zur okzitanischen Sprache bekommen“.

Es mag im Hinblick auf den Erhalt des Okzitanischen bedrohlich wirken, wenn der künstlerische Bereich als einziges Verwendungsgebiet des Okzitanischen ausgemacht werden kann – dem soll jedoch an dieser Stelle widersprochen werden. Es scheint darin vielmehr eine große Chance zu liegen, weil der Gebrauch des Okzitanischen in der Musik z. B. nicht nur Folklore ist, sondern eine gute Gelegenheit für den Spracherhalt darstellt, da die Verwendung eine bewusste und freiwillige Entscheidung ist. Hierfür stellvertretend ein Zitat von Tatou, dem Sänger von Massilia Sound System, einer okzitanischen Reggae-Gruppe: Er spricht davon, dass „personne nous oblige à parler occitan“ und dass es sich dabei um eine Sprache handelt, deren Gebrauch „ne pas obligatoire“ ist. Am meisten fällt jedoch auf, dass er es in einem gewissen Sinne als positiv bzw. zumindest als Argument für das Okzitanische ansieht, dass es eben nicht „la langue d’un État“ ist (zitiert nach Kisters 2005: 214).

Insgesamt nimmt also das Okzitanische im öffentlichen Leben eine Nebenrolle ein, so dass die von öffentlicher Seite vorgenommenen Maßnahmen zum Spracherhalt letztlich als unzureichend zu betrachten sind. Auch Bossong macht darauf aufmerksam, dass das Okzitanische im öffentlichen Bewusstsein kaum präsent sei (cf. ibd. 2008: 123).

Demgegenüber scheinen der private und mit gewissen Abstrichen auch der kulturelle Raum für die Zukunft des Okzitanischen erfolgversprechender, da sich hier durchaus Kommunikationsräume und -möglichkeiten für das Okzitanische bieten, die auch facettenreich genutzt werden.


4 Okzitanisch in den Medien

Der Gebrauch des Okzitanischen in den Medien findet anhand unterschiedlicher Medienträger statt. Es gilt zu untersuchen, in welchem Maß dabei die Bereiche der low-variety und der high-variety involviert sind und v. a. welchen Beitrag die verschiedenen Medienträger zum Erhalt und zur Verbreitung des Okzitanischen leisten können.

4.1 Mündlichkeit in Radio und TV

Aus Kostengründen war es für das Okzitanische zunächst schwierig, sich im Fernsehen durchzusetzen, dafür konnte es sich jedoch, wie Kremnitz (1991b: 76) bestätigt, in den Rundfunksendern etablieren: „Am besten kann sich das Okzitanische in den Rundfunksendern behaupten, schon seit Beginn des Rundfunks in den zwanziger Jahren“. Diese Einschätzung erscheint auch für die heutige Zeit zutreffend, wenn auch die Fernsehpräsenz des Okzitanischen durchaus zugenommen hat. Im Jahr 2013 wurden laut Brucy (2013: 29) 38 Stunden auf France 3 in okzitanischer Sprache gesendet. Als bekannteste TV-Sendung in okzitanischer Sprache dürften die Regionalnachrichten für Südfrankreich auf France 3 gelten. Diese berichten aus verschiedenen südfranzösischen Städten auf Okzitanisch, mit französischen Untertiteln, meist über lokale und regionale, doch bisweilen auch über nationale und internationale Themen. Ein weiteres beliebtes Format ist die Sendung viure al país, die einmal im Monat abwechselnd auf Okzitanisch und Katalanisch Reiseberichte aus der Region Südfrankreich ausstrahlt. Im Vergleich zum Fernsehen, wo lediglich einige Sendungen auf Okzitanisch angeboten werden, gibt es auf Rundfunkebene ganze Radiosender, die ihr Programm ausschließlich auf Okzitanisch ausstrahlen. Dazu zählen bspw. Ràdio Lengadòc oder Radio Coupo Santo.

Die okzitanischen Radio- und TV-Sendungen haben sich in der Medienlandschaft mittlerweile zwar etabliert, jedoch scheinen sie noch nicht gänzlich im Bewusstsein der okzitanischen Bevölkerung angekommen zu sein, da ihr Bekanntheitsgrad als limitiert eingestuft wird: „Nur jeder Zweite kennt TV- und Radiosendungen in okzitanischer Sprache“ (Riedel 2013: 200). Darüber hinaus ist durch die starke Fokussierung auf den okzitanischen Kulturraum die Ausstrahlungskraft okzitanischer TV- und Radiosendungen beschränkt.15

4.2 Schriftlichkeit

Neben etlichen zwar kleineren, aber „überlebenden“ Zeitungen, meist v. a. im Onlineformat (z. B. la setmana), drängt sich die Frage auf, inwiefern das Okzitanische auch in der Literatur gebraucht wird. Das klassische Format, das Buch, bietet dem Schriftsteller die Möglichkeit, seine Mundart auch in einem Bereich zu verwenden, der eigentlich der high-variety vorbehalten ist.

Dabei sieht die Realität eher schlecht aus, da sich ein großer Teil der Autoren bereits in den 1960er und 1970er Jahren gegen das Okzitanische und für das Französische entschieden hat: „Viele südfranzösische Schriftsteller [...], darunter auch solche, die ihrer heimatlichen Mundart durchaus mächtig sind, schreiben auf Französisch über ihre südfranzösische Heimat“ (Schlieben-Lange 1973: 46).

In den letzten Jahrzehnten scheint sich die Präferenz des Französischen gegenüber dem Okzitanischen eher noch verstärkt denn geschwächt zu haben. Ein Umstand, der insofern bemerkenswert ist, als die Autoren, die, wie Kisters (2005: 215) sie nennt, „ein paradoxes Wesen“ darstellen, da sie „in einer Sprache [schreiben], in der [sie] sich selbst oft mit vielen Schwierigkeiten alphabetisiert [haben]“ – und das tun sie mit der Absicht ihren Leserkreis zu vergrößern, wobei ihnen auch damit kein Erfolg beschieden ist, denn sie schreiben letztlich „für ein Publikum, das [...] [sie] mehrheitlich nicht wahrnimmt“.

Sowohl aktuelle okzitanische Literatur als auch Übersetzungen moderner Literatur ins Okzitanische sind im öffentlichen Buchhandel selten anzutreffen. Eine größere Vielfalt bieten hingegen spezialisierte Internetseiten, die okzitanischsprachige Literatur für verschiedene Altersklassen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene) und aus verschiedenen Bereichen (z. B. Poesie, Roman, Biographie, Geschichte) vertreiben. Zum Angebot zählen neben regionalen Schriftstellern auch weltweit bekannte Romane wie z. B. Harry Potter von Joanne K. Rowling auf Okzitanisch. Die limitierte Zugänglichkeit okzitanischer und okzitanischsprachiger Literatur sowie die starke Fokussierung auf den okzitanischen Kulturraum bremsen die Verbreitung des Okzitanischen anhand eines Mediums, das sich meist der high-variety bedient. Somit bleibt ein großer Bereich der okzitanischen Schriftlichkeit einem breiten Publikum unbekannt und teilweise sogar verschlossen.

4.3 Neue Medien: Internet

Das Internet bildet eine kostengünstige Plattform sowohl für persönliche Statements als auch für regionale und überregionale Nachrichten und bietet somit einen virtuellen Kommunikationsraum, in dem sich das Okzitanische verbreiten und entfalten kann. Dies gilt aber nicht nur für das Okzitanische, sondern generell für alle Sprachen – ob Minderheiten-, Regional- oder sogar Nationalsprachen. Es stellt sich nun die Frage nach der tatsächlichen Rolle des Internets für die Verbreitung und v. a. Funktionserweiterung des Okzitanischen.

Dazu sollen zunächst zwei sehr unterschiedliche Einschätzungen angeführt werden: Eine recht negative von Cichon (2005: 192), der zwar die Teilnahme der „Regional- und Minderheitensprachen“ am Internet anerkennt, jedoch eine „valorisierende Wirkung auf diese Sprachen“ nicht sehen kann – was bei der doch teilweise unüberschaubaren Masse an Informationen im Internet auch nachvollziehbar ist.

Anders die Sicht von Pla-Lang (2008: 123–124), die in den „neuen“ Massenmedien und v. a. im Internet ein wichtiges Werkzeug und einen „contributo importante alla tutela, alla promozione della lingua minoritaria“ sieht.

Das Internet bietet unbestritten viele kommunikative Möglichkeiten für das Okzitanische. Man kann bspw. mühelos okzitanische Chats und Foren finden, in denen über relevante Themen des Okzitanischen rege diskutiert wird. Dazu kommt eine beträchtliche Anzahl an Internetradios, Internetzeitungen, Regionalfernsehen, Literatur und Computersoftware in okzitanischer Sprache. Darüber hinaus dient das Internet als Instrument, das Okzitanische als Wirtschaftssprache zu verbreiten, indem es bspw. unter der Webseite emplec.com Arbeitsstellen im okzitanischsprachigen Bereich vermittelt.

Der virtuelle Raum erlaubt daher eine weitgehend lückenlose Kommunikation auf Okzitanisch und es ist somit zu konstatieren, dass das Okzitanische heute modernsten Kommunikationsansprüchen genügt, wie Kremnitz bereits vor über zwanzig Jahren feststellte: „Das Okzitanische kann heute virtuell allen Kommunikationsansprüchen genügen und tut es punktuell auch“ (1991b: 77).

In den einschlägigen Internetforen wird der okzitanischen Internetkommunikation ebenfalls eine wichtige Rolle zugesprochen. Hier wird das Internet sogar teilweise als die einzige Möglichkeit dargestellt, überhaupt einen sprachlichen Austausch auf Okzitanisch zu haben, sei es auch nur in schriftlicher Form und häufig mündlicher Konzeption16. Der folgende Forenauszug steht exemplarisch für diese Einschätzung: Hier beklagt Sprecher A die fehlende Möglichkeit, im täglichen Leben Okzitanisch zu sprechen und hebt hervor, dass für ihn nur in besagtem Forum die Möglichkeit zu einem okzitanischsprachigen Austausch besteht. Sprecher B pflichtet ihm bei und betont, dass das Forum die Möglichkeit bietet, immerhin auf Okzitanisch zu schreiben.

A: Es la mema chausa per iéu. Parlo pas jamai occitan dins ma vita normau...Lo fach de viure a Catalonha me beila la possibilitat de parlar en cataran tots los jòrts mas, devo dire que coneisso pas degun a part d’eicì sus lo forum embé qui parlar occitan. Sei de plus, vòro parlar occitan aupènc, o fai encara plus dificil !!!

B: C’est bien dommage. Heureusement existe Babel pour au moins pouvoir l’écrire !

(Projet Babel 2006)

Dieser Auszug bestätigt die in Kapitel 3.1.1 gemachte Beobachtung über einen fehlenden aktiven, alltäglichen okzitanischen Kommunikationsraum. Ein Vorteil, den der kommunikative Raum Internet bietet, besteht darin, dass durch ihn über einen großen geographischen Abstand hinweg miteinander kommuniziert werden kann und somit die Notwendigkeit einer großen, lokal gebundenen, Sprechergruppe für den Spracherhalt gewissermaßen wegfällt:

In der heutigen Lage, in der durch technische Entwicklungen die Möglichkeiten zur Kommunikation über Raum und Zeit hinweg immer mehr erleichtert werden, scheint der Faktor ‚Größe der Sprechergruppe‘, der traditionell als relevant für den Spracherhalt gilt, an Bedeutung zu verlieren.

(Gogolin 2005: 293)

Im Internet bietet sich dem Okzitanischen eine Vielfalt an Diffusions- und Präsenzmöglichkeiten. Zudem erschafft der virtuelle Raum eine im realen Leben für das Okzitanische fehlende, für den sprachlichen Austausch jedoch wichtige, Nähe zwischen den Sprechern. Große Sprechergruppen können im weltweiten Netz leichter als in der Realität zusammenkommen und einen virtuellen, zumeist schriftlichen Kommunikationsraum erschaffen. Dieser kann einen direkten (mündlichen) sprachlichen Austausch sicherlich nicht ersetzen, bietet jedoch zumindest die Gelegenheit, den Kontakt zum Okzitanischen nicht zu verlieren.

Bei allen Vorteilen, die das Internet bietet, kann es jedoch nicht allein für den Erhalt des Okzitanischen sorgen. Problematisch bleibt trotz allem weiterhin die allgemein geringe Sprecherzahl, so dass das Okzitanische natürlich nicht den Stellenwert des Französischen in der Internetkommunikation erreicht, zumal die okzitanischen Foren nicht nur von okzitanophonen Teilnehmern besucht werden. Eine weitere Schwierigkeit stellt die Verschriftlichung des Okzitanischen dar. In verschiedenen virtuellen Kommunikationsräumen ist zu beobachten, dass je nach okzitanischem Dialekt des Forenbesuchers eine unterschiedliche Graphie verwendet wird, wodurch häufig die Verständigung zwischen den Teilnehmern behindert und auf das Französische als Ausgleichssprache zurückgegriffen wird. Bestätigt wird dies u. a. von Cichon, der konstatiert, dass das Okzitanische im virtuellen Raum nicht uneingeschränkt nutzbar ist: „Sie [die kommunikatorische Relevanz] geht einher mit der Erfahrung, dass in diesem erweiterten (Kommunikations-)Raum Okzitanisch nur mehr beschränkt brauchbar ist und Französisch den neuen sprachlichen Anforderungen besser gerecht wird“ (2005: 193). Insgesamt kann jedoch bestätigt werden, dass durch die genannten zahlreichen Kommunikationsmöglichkeiten im Internet das Okzitanische heute durchaus modernsten Kommunikationsanforderungen genügt.

Das Problem ist jedoch der starke Kontrast zur tatsächlichen Verwendung des Okzitanischen im öffentlichen Raum. Der Gebrauch der langue d’oc ist hier kaum gegeben, da die Sprecherzahl zu gering ist und auch keine soziale Notwendigkeit besteht, Okzitanisch zu lernen. Riedel führt dazu an, dass auch die Medien als Multiplikator den Erhalt des Okzitanischen nicht alleine erreichen können, weil sie keine breite Masse erreichen (cf. Cichon 2013: 200–201).

Die zur Erhaltung und Verbreitung des Okzitanischen getroffenen Maßnahmen erreichen die Teile der Population, die sich schon mit dem Okzitanischen beschäftigen, es bereits verwenden und diesen als Informationsquelle oder als Kommunikationsmöglichkeit dienen. Der überwiegende Teil der Bevölkerung jedoch, der sich nicht für das Okzitanische interessiert, wird nicht erreicht. Die „Werkzeuge“ zum Spracherhalt sind vorhanden, jedoch mangelt es an fehlender Sensibilität seitens der okzitanischen Bevölkerung, für die okzitanische Sprache tatsächlich aktiv zu werden.


5 Resümee

Abschließend lässt sich feststellen, dass die geographischen Grenzen des Okzitanischen vage sind, wobei es besonders bzgl. des französisch-okzitanischen Territoriums in fach- bzw. laienlinguistischer Hinsicht Diskussionsbedarf gibt. Eine einheitliche Festlegung der genauen Grenzen des okzitanischen Gebiets und eine Festlegung der betroffenen Zahl an Departements wären wichtig hinsichtlich einer breiteren nationalen wie auch internationalen Anerkennung Okzitaniens und somit des Okzitanischen.

Das Internet als virtueller Raum öffnet gewissermaßen die festgelegten geographischen Grenzen. Dieser auf den ersten Blick virtuelle Raumgewinn des Okzitanischen wird sowohl von den okzitanophonen als auch den am Okzitanischen interessierten frankophonen Sprechern genutzt und als fundamental für den okzitanophonen Austausch angesehen. Dadurch, dass dieser Raum nicht ein exklusiv okzitanischer Raum ist und häufig vom Französischen als verwendeter Ausgleichssprache durchbrochen wird, ist dieser Zugewinn jedoch nicht ausreichend, um den Spracherhalt zu gewährleisten. Dieser virtuelle Raum kann dadurch nicht unbedingt als ein Fortschritt gewertet werden, weil das Okzitanische auch im weltweiten Netz immer für seine Anerkennung gegen andere Sprachen ankämpfen muss. Der virtuelle Raum ist für das Okzitanische somit gewiss ein Raumgewinn, jedoch ein Raumgewinn unter französischer Sprachherrschaft. Der virtuelle Raum kann durchaus auch gewinnbringend zur Verbreitung des Okzitanischen beitragen, wenn es gelingt nicht nur, bereits okzitanophile Nutzer zu binden, sondern auch ein neues Interesse für die langue d’oc bei der Bevölkerung zu wecken.


Literatur

Alari, Jouan Peire (2009): « Anibersaris ». Lo Lugarn 97/98: 3–4.

Baderschneider, Nina/Kessel, Katja (2010): „Laienlinguistik – Profilinguistik: Kommunikationsmodelle und Definitionen“. In: Greule, Albrecht/Kessel, Katja (eds.): Linguistik zwischen Profis und Laien. München, Lang: 9–23.

Bossong, Georg (2008): Die romanischen Sprachen. Eine vergleichende Einführung. Hamburg: Buske.

Brucy, Anne (2014): France 3 un avenir régional. France 3 sans les régions n’a pas de sens, les régions sans France 3 n’ont pas de force. Paris: Ministère de la culture et de la communication.

Cavaillé, Jouan-Peíre (2010): Le métro de Toulouse « en occitan ». La résignation à l’asepsie sous la dénonciation du ridicule. http://taban.canalblog.com/archives/2010/12/18/19909817.html [10.02.2016].

Cichon, Peter (2005): „Die Entstehung und Entwicklung von Sprachräumen und Sprachgrenzen im Bewusstsein der Sprecher“. In: Cichon, Peter et al. (eds.): Entgrenzungen. Für eine Soziologie der Kommunikation. Festschrift für Georg Kremnitz zum 60. Geburtstag. Wien, Praesens: 189–200.

Estivada-Rodez. http://estivada-rodez.org/aisinas/occitanie/ [19.01.2016].

Ferguson, Charles Albert (1959): “Diglossia”. Word 15: 325–340.

Fishman, Joshua Aaron (1967): “Bilingualism with and without diglossia, diglossia with and without bilingualism”. Journal of Social Issues 23: 29–38.

Forumactif. http://fpl.forumactif.com/f11-forum-occitan [01.07.2012].

Gensane, Bernard (2013): Les langues du metro de Toulouse. http://bernard-gensane.over-blog.com/article-les-langues-du-metro-de-toulouse-83739904.html [10.02.2016].

Gogolin, Ingrid (2005): „Hamburg, Deutschland: Ein ‚deutscher‘ Sprachraum“. In: Cichon, Peter et al. (eds.): Entgrenzungen. Für eine Soziologie der Kommunikation. Festschrift für Georg Kremnitz zum 60. Geburtstag. Wien, Praesens: 285–296.

Kister, Andreas (2005): „Sprachbegegnungen in der okzitanischen Musik“. In: Cichon, Peter et al. (eds.): Entgrenzungen. Für eine Soziologie der Kommunikation. Festschrift für Georg Kremnitz zum 60. Geburtstag. Wien, Praesens: 208–225.

Koch, Peter/Oesterreicher, Wulf (1985): „Sprache der Nähe – Sprache der Distanz. Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Spannungsfeld von Sprachtheorie und Sprachgeschichte“. Romanistisches Jahrbuch 36: 15–43.

Kremnitz, Georg (1974): Versuche zur Kodifizierung des Okzitanischen seit dem 19. Jahrhundert und ihre Annahme durch die Sprecher. Tübingen: Narr. (= Tübinger Beiträge zur Linguistik 48).

Kremnitz, Georg (1981): Das Okzitanische. Sprachgeschichte und Soziologie. Tübingen: Niemeyer. (= Romanistische Arbeitshefte 23).

Kremnitz, Georg (1991a): „Okzitanisch: Soziolinguistik“. In: Holtus, Günter et al. (eds.): Lexikon der romanistischen Linguistik. Bd. 2. Tübingen, Niemeyer: 33–45.

Kremnitz, Georg (1991b): „Okzitanisch: Externe Sprachgeschichte“. In: Holtus, Günter et al. (eds.): Lexikon der romanistischen Linguistik. Bd. 2. Tübingen, Niemeyer: 69–79.

Kremnitz, Georg (1995): Sprachen in Gesellschaften. Annäherung an eine dialektische Sprachwissenschaft. Wien: Braumüller.

Kremnitz, Georg (2015): Frankreichs Sprachen. Berlin/München/Boston: de Gruyter. (= Romanistische Arbeitshefte 60).

Bréville, Benoît/Rekacewicz, Philippe (2013): « Faut-il abolir les frontières ? ». Le Monde diplomatique 128: 1.

Limousin (2011): Quelle est la place de l’occitan en Limousin aujourd’hui et dans le futur? www.limousinquiestu.fr/2011/03/quelle-est-la-place-de-1’occitan-en-limousin-aujourd’hui-et-dans-le-futur/ [10.02.2016].

Lo Lugarn 12/2014. https://sd-1.archive-host.com/membres/up/50837903053546368/Lugarn_112.pdf [02.10.2017].

Lo Lugarn (2016a): http://lo.lugarn-pno.over-blog.org/tag/lo%20lugarn/ [20.01.2016].

Lo Lugarn (2016b): http://lo.lugarn-pno.over-blog.org/faut-il-abolir-les-fronti%C3%A8res [20.01.2016].

Lo Lugarn (2016c): http://lo.lugarn-pno.over-blog.org/faut-il-abolir-les-fronti [20.01.2016].

Occitania (2016): www.occitania.org [19.01.2016].

Pla-Lang, Luisa (2008): Occitano in Piemonte: riscoperta di un’identità culturale e linguistica? Uno studio sociolinguistico sulla minoranza piemontese. Frankfurt a. M.: Lang. (= Sprache – Identität – Kultur 3).

Riedel, Karl (2013): Die Vitalität des Okzitanischen an der französisch-okzitanischen Sprachgrenze am Beispiel von Nyons. Wilhelmsfeld: Egert. (= pro lingua 47).

Revest, Laurenç (2009): « Communautés de communes, euro-régions, réforme Balladur … quel avenir pour l’Occitanie ou les Pays d’Oc? ». Lo Lugarn 97/98: 41–42.

Schlieben-Lange, Brigitte (1973): Okzitanisch und Katalanisch. Ein Beitrag zur Soziolinguistik zweier romanischer Sprachen. 2. Aufl. Tübingen: Narr. (= Tübinger Beiträge zur Linguistik 20).

Tagliavini, Carlo (1998): Einführung in die romanische Philologie. 2. Aufl. Tübingen: Francke.


Anmerkungen

1 Unter „Okzitanophilen“ werden hier sowohl Befürworter als auch aktive Verfechter des Okzitanischen verstanden, die mit Baderschneider/Kessel auch als „Praktiker“ bezeichnet werden, um den oft negativ behafteten Begriff „Laie“ zu vermeiden: „[d]er Profi wäre demnach der Theoretiker, der sich dem Thema Sprache logisch nähert, während der Praktiker eine rein praxisorientierte Sicht auf die Sprache hat“ (2010: 17). zurück

2 Neben der Bezeichnung „Okzitanisch“ ist v. a. in der älteren Literatur auch „Provenzalisch“ anzutreffen (cf. Tagliavini 1998: 338), da dieser Begriff aber auch den Dialekt der Provence bezeichnet, wird zur Vermeidung der Ambiguität im vorliegenden Beitrag stets Okzitanisch verwendet. zurück

3 Anders Pla-Lang (2008: 39), die von einer Dreiteilung ausgeht: „Per quanto riguarda la suddivisione dialettale, la lingua d’oc contemporanea si divide in tre gruppi: il gruppo occitano settentrionale, il gruppo occitano meridionale e l’occitano occidentale“ (Hervorhebung im Original). zurück

4 Neben der Frage nach der Definition des Sprechers gesellt sich das Problem der Ermittlung von Sprecherzahlen; hierzu Kremnitz (2015: 5–6). zurück

5 Bzgl. der schwankenden Zahl okzitanischsprachiger italienischer Talschaften (cf. Pla-Lang 2008: 38). zurück

6 Hierzu ebenfalls Pla-Lang (2008: 57): „[i]l Parti Nationaliste Occitan (PNO), movimento dal programma politico piuttosto contrastante: da una parte gli ideali marxisti della sinistra più estrema e dall’altro rivendicazioni tipiche di una destra radicale“. zurück

7 Auch eine Printausgabe steht zur Verfügung, die je nach Jahrgang zwischen ca. 5 und 8 € kostet. zurück

8 Dreisprachig, da es zwei verschiedene Kodifikationen des Okzitanischen verwendet und Französisch. zurück

9 Das Zitat geht auf den Titel der französischen Zeitung Le Monde diplomatique zurück. zurück

10 Während Ferguson sich nur mit genetisch verwandten Sprachen beschäftigt, dehnt Fishman (1967) den Begriff der Diglossie auch auf Sprachgemeinschaften mit genetisch nicht verwandten Sprachen aus. zurück

11 „The superposed variety in diglossia will be called the H (‘high’) variety or simply H and the regional dialects will be called L (‘low’) varieties or, collectively simply L“ (Ferguson 1959: 327). zurück

12 Seit Oktober 2015 werden nun auch zusätzlich zu den Haltestellen generelle Informationen in der Toulouser Metro auf Okzitanisch durchgegeben. Bsp.: Totes los passatgiers son convidats a quitar lo tren. zurück

13 Die Gruppe nennt sich Le groupe de Facebook: Pour que l’Occitane du métro se taise. zurück

14 Kremnitz (1991a: 40): „Im gleichen Zusammenhang sind die zweisprachigen Straßennamen in manchen Teilen der Städte zu sehen. Auch sie werden von der Verwaltung praktisch nicht verwendet“. zurück

15 Eine eindeutige Zuordnung der medialen Beiträge zur high oder low variety ist hier nicht möglich, da sie Merkmale beider Varietäten aufzeigen. zurück

16 Zur Bedeutung und Unterscheidung von mündlicher und schriftlicher Konzeption s. (Koch/Oesterreicher 1985: 15–43). zurück