Dialogizität in der chinesischen und deutschen SMS-Kommunikation – eine kontrastive Studie*

Susanne Günthner und Saskia Kriese (Münster)


 

1 Einleitung: Dialogizität in chinesischen und deutschen SMS-Mitteilungen

Die SMS-Kommunikation hat sich kulturübergreifend zu einem festen Bestandteil kommunikativer Lebenswelten entwickelt. So verschickten HandybesitzerInnen in Deutschland 2011 durchschnittlich 779.7 Botschaften; in der Volksrepublik China, dem größten Markt mobiler Telefone, waren es 966.24 Mitteilungen, die 2011 pro Person versandt wurden. Allein während des siebentägigen Frühlingsfestes (2011) wurden in China 26 Milliarden SMS-Nachrichten verfasst. 1

Mitteilungen per SMS haben sich sowohl in Deutschland als auch in China zu einem zentralen Bestandteil der Alltagsinteraktion entwickelt und kommunikative Handlungen, die einst primär mündlich abliefen, werden mittlerweile per SMS-Mitteilungen ausgeführt (Schmidt 2006). Mit der Entwicklung dieser Kommunikationsform2 haben sich zugleich neue sprachliche Konventionen und kommunikative Praktiken ausgebildet, die "die kommunikative Erreichbarkeit in bislang ungeahntem Maß" steigern und räumlich Abwesende zu – virtuell – Anwesenden machen (Bergmann 2005: 4; Günthner 2012: 353).

Da kommunikative Praktiken (Hanks 1996; Günthner 2003, 2010) stets sozial und kulturell gehandhabt und interpretiert werden (Reckwitz 2008: 151), stellt die Analyse kulturkontrastiver Ausprägungen der SMS-Kommunikation einen zentralen Bereich zur Erforschung medialer Kommunikation dar. Zwar liegen bis dato zahlreiche Studien vor, die sich sprachlichen Besonderheiten von SMS-Nachrichten widmen,3 doch sprach- und kulturvergleichende Analysen dieser medialen Kommunikationsform sind bislang noch immer rar. Zu den wenigen Ausnahmen im deutschsprachigen Raum gehören die Untersuchungen von Schlobinski/Watanabe (2003, 2006), die kontrastive Aspekte deutscher und japanischer SMS-Kommunikation fokussieren. In der Studie von Hauptstock/König/Zhu (2010) finden sich zentrale Hinweise auf typische Merkmale chinesischer und deutscher Kurznachrichten, wobei vor allem auch die Unterschiede der medialen Voraussetzungen bei der Verschriftlichung von chinesischen und deutschen SMS-Nachrichten vorgestellt werden. Imo (2012) widmet sich wiederum der Liebeskommunikation in chinesischen und deutschen SMS-Sequenzen.

Sowohl die Arbeit von Hauptstock/König/Zhu (2010) als auch unsere Daten verdeutlichen, dass trotz zahlreicher Differenzen, die auf den unterschiedlichen Schriftsystemen (Alphabetschrift vs. logographisches Schriftsystem), den verschiedenen Eingabetechniken (Alphabet über Tastatur vs. lateinische Umschrift "Hanyu-Pinyin"4 angezeigten Liste) sowie kulturellen Konventionen im Umgang mit der Kommunikationsform gründen (siehe unten), sich eine Vielzahl an sprachlich-rhetorischen bzw. kommunikativen Gemeinsamkeiten in chinesischen und deutschen SMS-Mitteilungen zeigen: So finden sich sowohl in chinesischen als auch deutschen SMS-Nachrichten Annäherungen an den mündlichen Sprachgebrauch, ein gehäufter Gebrauch von Anglizismen, Abwandlungen der Standardorthographie, Aspekte einer "emulierten Prosodie" (Schmidt/Androutsopoulos 2004) (z. B. in Form von Iteration von Graphemen und Satzzeichen), ein expressiver Gebrauch der Interpunktion, die Verwendung von Dialektalismen, der gehäufte Einsatz von Intensifiers und Gesprächspartikeln, unterschiedlichste Formen von Sprachspielen, die Verwendung von Smileys bzw. Emoticons etc. Die für deutsche SMS-Nachrichten typischen morphosyntaktischen Reduktionsformen sind dagegen im morphosyllabischen bzw. logographischen chinesischen Schriftsystem kaum bzw. nicht aufzufinden, da ein Zeichen meist einer Silbe mit eigener Bedeutung entspricht.

Während sich die Mehrzahl sprachwissenschaftlicher Arbeiten zur SMS-Kommunikation allerdings (grapho)stilistischen, lexikalischen und syntaktischen Merkmalen zuwendet, konzentriert sich der vorliegende kontrastiv ausgerichtete Beitrag auf dialogische bzw. interaktionale Aspekten und somit einer bislang vernachlässigten Dimension der SMS-Kommunikation. Wir werden verdeutlichen, dass – obgleich Rezeption und Produktion von SMS-Mitteilungen nicht simultan, sondern zeitlich und räumlich distant verlaufen – SMS-Beiträge sich an Formen dialogischen Handelns orientieren (Günthner 2011, 2012). Hierbei zeichnen sich sowohl Parallelen als auch Differenzen zwischen chinesischen und deutschen SMS-Interaktionen ab, die u.a. mit divergierenden sprach- und kulturspezifischen Praktiken verwoben sind.

Die vorliegende kontrastive Analyse, die sich SMS-Beiträgen der "interpersonalen Kommunikation" (Döring 2002a) und damit auf Mitteilungen zwischen Personen, die sich kennen, widmet, gründet auf folgenden Korpora:

(i) Ein chinesisches Datenkorpus: Dieses umfasst 1072 SMS-Interaktionen (ca. 9000 SMS-Mitteilungen) von 13–74 jährigen Personen (mit unterschiedlichem Bildungsgrad) aus der zentralchinesischen Stadt Xi'an (und Umgebung) sowie der Inneren Mongolei. Die Interaktionen verteilen sich auf ca. 500 Personen, wobei die überwiegende Mehrzahl (ca. 90%) unter Studierenden zwischen 20 und 30 Jahren stattfindet. Bei weiteren 8% handelt es sich um Interaktionen zwischen Studierenden und deren Eltern oder Verwandten (gelegentlich auch zwischen Studierenden und DozentInnen). 2% der Daten entstammen Interaktionen zwischen Personen über 30 Jahren. Zu den vorliegenden SMS-Interaktionen wurden Metadaten erhoben zu Alter, Geschlecht, Beruf, Ausbildungsstand, Herkunft und soziale Beziehung der VerfasserInnen. Informationen zum Texteingabemodus und zum Modell des Mobiltelefons liegen nicht vor; gelegentlich fehlen auch Angaben zum Sendedatum und der Uhrzeit.

(ii) Ein deutsches Datenkorpus: Dieses besteht aus 601 SMS-Interaktionen zwischen 11–70 jährigen Personen (mit unterschiedlichem Bildungsgrad) aus verschiedenen Regionen Deutschlands (Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen). Diese SMS-Dialoge enthalten ähnliche Beziehungskonstellationen wie die chinesischen Daten: 85% der Interaktionen finden zwischen Studierenden (bzw. SchülerInnen) statt; die restlichen 15% teilen sich auf in Interaktionen zwischen StudentInnen/Schülern und ihren Eltern, Großeltern bzw. sonstigen Verwandten sowie zwischen Studierenden und DozentInnen, sowie Personen über 40 Jahren. Metadaten zu Alter, Geschlecht, Beruf, Ausbildungsstand, Herkunft und Beziehung der Schreibenden sowie zum Texteingabemodus des Mobiltelefons liegen vor. Sämtliche Nachrichten enthalten ferner Angaben über das Sendedatum und die Uhrzeit.

Die Charakteristika, Ähnlichkeiten und Differenzen chinesischer und deutscher SMS-Dialoge werden im Folgenden unter Bezugnahme auf Methoden der Interaktionalen Linguistik bzw. der Konversations- und Gattungsanalyse beschrieben.5 Auch wenn diese an mündlichen Alltagsinteraktionen entwickelten Methoden, Beschreibungskategorien und -konzepte nicht uneingeschränkt auf die mit dem Medium des Handys verfassten schriftlichen SMS-Interaktionen zu übertragen sind,6 liefern diese Forschungsrichtungen u.E. insofern wichtige methodologische und methodische Grundlagen für die Untersuchung der SMS-Kommunikation, als sie den dialogischen und zeitlich emergenten Aspekt der Interaktion ins Zentrum ihrer Theorien und Methoden stellen.


2 Die dialogische Organisation des SMS-Austauschs

2.1 Einstieg und Beendigung von SMS-Mitteilungen

Sowohl die chinesischen als auch deutschen SMS-Beiträge weisen oftmals eine "rituelle Rahmung" (Goffman 1977/89) auf, d. h. sie bestehen aus einem markierten Einstieg (in Form einer Begrüßungseinheit), einem markierten Ende (in Form einer Verabschiedungseinheit) und einem dazwischenliegenden "Kern der Botschaft" (Knoblauch 1995: 190). Wie wir im Folgenden veranschaulichen werden, enthält bereits die Rahmung der Beiträge zentrale Merkmale einer dialogischen Ausrichtung der Kommunikationsform.

2.1.1 Begrüßungseinheiten

Der Einstieg in die chinesische wie auch deutsche SMS-Kommunikation kann mit einer 'Begrüßungseinheit', die sich aus Grußformeln (wie hi, Hey , tag, moin etc.) bzw. Anredeformen (Namen, Kosenamen, Verwandtschaftsbezeichnung etc.) zusammensetzt, explizit markiert werden.

Sowohl in chinesischen (3%) als auch deutschen (20%) SMS-Dialogen unter Studierenden fungieren die Grußformeln Hey, hej, Hi, (gesprochen: "hai") etc. (neben "hallo") als konventionalisierter Einstieg:

"SCHOKOLADE"7
Dong an Shuang (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

☺!最近怎么
Hai☺! Neulich wie?

'Hi☺! Wie ging es dir so in letzter Zeit?'

"ABENDPLANUNG"
Doro an Eva (31.10.2010, 17:25)

Hej,wisst ihr schon was wg heut abend?Becca u ich sind wohl dabei. Hab dir bei studi nen link zur radio q party geschickt.könnten uns vorher bei mir treffen! Lg!

Neben Grußformeln finden sich in den chinesischen (6%) und deutschen Begrüßungseinheiten (50%) auch Anredeformen bzw. Kosenamen wie Schatz, Liebste/r, Mama, Süße, Maus etc.:

"EINLADUNG"
Lijie an Zhu Han (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

亲爱的 想我没
Liebe (Attribut-)Partikel denken ich nicht

'Mein Liebster denkst du an mich?'

"NACHFRAGE"
Jiazhi an Yi (2010, genaues Datum unbekannt, 14:00)

妈妈,你好吗?
Mama, du gut (Frage-)Partikel?

'Mama, geht es dir gut?'

"MÄDELSABEND"
Melanie an Tina (14.4.2011, 16:35)

Süße,wollen wir am mo oder di abend n mädelsabend zu zweit machen?dann ist ja ostern u.danach denk ich zu stressig L

Mit diesen Anredeformen initiieren die ProduzentInnen nicht nur den Einstieg in die Interaktion, sondern sie konstruieren und bestätigen zugleich ihre soziale Beziehung zum Adressaten (als Partner/in, Geliebte/r, Sohn/Tochter, Freund/in, Schüler/in etc.).

Gelegentlich reden die ProduzentInnen ihren SMS-Partner allerdings auch mit Schimpfwörtern wie Dummkopf, du Idiot, Blödmann etc. an:

"DUMMKOPF"
Ping an Jiasheng (2010, genaues Datum unbekannt, 21:30)

笨蛋 , 睡了 ?
Dummkopf, schlafen (Aspekt-)Partikel (Frage-)Partikel?

'Dummkopf, hast du (schon) geschlafen?'

Auch im folgenden deutschen SMS-Dialog, in dem sich Christoph, der für längere Zeit durch Europa reisen wird, von seiner Freundin Karolin verabschiedet, verwenden die Interagierenden scherzhaft modulierte Schimpfwörter als Anredeformen:

"ABSCHIED"
Christoph an Karolin (9.9.2010, 12:09)

Freu mich und werd dich vermissen! Denk an dich! Aber warte nicht!

Karolin an Christoph (9.9.2010, 12:27)

Arsch! Leider kann ich nicht anders als zu warten in freudiger erwartung dich wiederzusehn! Aba wenn DU darauf keine lust hast, dann sags mir lieber ehrlich..

Christoph an Karolin (9.9.2010, 12:46)

Schnauze Mann du bist der Grund warum ich nach ms komme und nich direkt Berlin! Freu mich auf dich!!! Wirklich!

Karolin an Christoph (9.9.2010, 13:36)

Dann packst du mich aba hoffentlich ein, blödmann! Weil länger als €pa wäre mies.. No joke, no game.

Wie die Reaktionen der SMS-PartnerInnen auf die betreffenden Schimpfwörter zeigen, werden diese Anredeformen nicht etwa als Beleidigungen interpretiert, sondern als frotzelnde Strategien zur Konstitution sozialer Nähe und Intimität (Günthner i. Dr.).

Ein kultureller Unterschied in den Anredeformen zeigt sich darin, dass KommunikationspartnerInnen in den chinesischen SMS-Mitteilungen auch dann mit "älterer/jüngerer Bruder" bzw. "ältere/jüngere Schwester" etc. tituliert werden, wenn keine Verwandtschaftsbeziehungen vorliegen. In der folgenden Mitteilung wendet sich der Student Yan an seine jüngeren Tischtennis-KollegInnen, die er mit "jüngere Brüder" bzw. "jüngere Schwestern" anschreibt:

"TRAINING"
Yan an TeamkollegInnen (2010, genaues Datum unbekannt, 8:01)

弟妹 ( 弟弟和妹妹 ) 乒乓球训练停止
Jüngerer Bruder, jüngere Schwester Pluralmarker! (Jüngere Brüder und jüngere Schwestern) Tischtennistraining aufhören

'Jüngere Brüder und Schwestern! Das Tischtennistraining hört auf.'

Verwandtschaftsbezogene Anredeformen markieren einerseits soziale Nähe und Zugehörigkeit, darüber hinaus indizieren die entsprechenden Verwandtschaftsbegriffe aber auch bestimmte soziale Rollenerwartungen (bzgl. Alter, Geschlecht etc.), die gewisse Rechte, Pflichten, Erwartungen an das Kommunikationsverhalten etc. mit sich bringen.8

Ein weiterer Unterschied in den Begrüßungssequenzen kommt darin zum Ausdruck, dass die deutschen SMS-ProduzentInnen ihre Nachricht gelegentlich (10%) mit einer Kombination aus Grußpartikeln und Anredeform einleiten, wodurch eine Annäherung an das Briefformat nahegelegt wird:

"PARTY"
Nadine an Katja (6.11.2010, 16:35)

Liebe Katja, du gehst doch auch heute zur party,oder? Magst du mit mir zusammen hinfahren? J Glg, Nadine

"PLÄTZCHEN"
Jonas an Svenja (7.11.2010, 10:24)

Guten morgen mein schatz,hier duftet es nach plätzchen,lecker!die weihnachtszeit ist unwiderruflich auf dem vormarsch J

Da die Kombination aus Grußpartikel und Namen im Chinesischen ein stark formelles Register indiziert, wird sie in unseren chinesischen SMS-Daten selten (in nur einem Prozent der Fälle) – und hierbei vor allem ironisch – verwendet:

"UNTERRICHT"
Dumei an Jia (2010, genaues Datum unbekannt, 19:42)

伟同学好 请问下周上课是什么时候啊 嘿嘿
Wei Kommilitone gut Bitten fragen nächstes Wochenende Unterricht haben sein welche Zeit Partikel…Lachpartikel…

'Hallo Kommilitone Wei Darf ich fragen wann der Unterricht nächstes Wochenende stattfindet…hehe…'

Die Anrede des Kommunikationspartners mit 伟同学 (Kommilitone Wei) ist hier als spielerisch-scherzhafte Variante zwischen zwei Freunden zu verstehen.

Neben den präsentierten Optionen finden sich in beiden SMS-Korpora oftmals Beiträge, die zwar einen SMS-Dialog eröffnen, doch auf eine Begrüßungseinheit verzichten. Im chinesischen Korpus stellt der Einstieg in den SMS-Dialog ohne explizite Begrüßungsform die gängigste Variante (75%) dar; dagegen finden sich in nur 20% der deutschen Daten Einstiege ohne Begrüßung:

"HUNGER"
Hanfei an Mei (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt

过饭了吗?
Essen (Aspekt-)Partikel Reis (Perfekt-)Partikel (Frage-)Partikel?

'Hast du schon gegessen?'

"NUDELN"
Paula an Leonie (4.10.2010, 11:47)

Zusammen essen?bin um halb 3 verabredet… so umeins?hier?nudeln?

Unsere Daten bestätigen somit Schmidts (2006) Beobachtung, dass das "Weglassen von Gruß- und Anredeformen" in SMS-Dialogen durchaus als Zeichen "einer intakten und recht nahen Beziehung" der KommunikationspartnerInnen betrachtet werden kann und dass solche SMS-Beiträge "ob der Wortkargheit keinesfalls als Unhöflichkeit aufgefasst" (Schmidt 2006: 11) werden. Während die chinesischen SMS-Mitteilungen häufig auf eine explizite Begrüßungssequenz verzichten, setzen in den deutschen Daten vor allem jene Beiträge, die von Interagierenden stammen, die sozial eng vernetzt sind und sich täglich (mehrfach) ansimsen, ohne Begrüßungssequenz ein. Solche grußlosen Formate können folglich als funktionale Ressource betrachtet werden, um die entsprechende Mitteilung als Element einer andauernden Dialogkette bzw. eines regen Austauschs der Beteiligten zu markieren (Günthner 2011, 2012).

Die präsentierten SMS-Ausschnitte verdeutlichen, dass sich sowohl die chinesischen als auch die deutschen SMS-ProduzentInnen bereits bei der Initiierung eines SMS-Austauschs insofern an den jeweiligen RezipientInnen orientieren, als sie ihre Begrüßungseinheiten (Grußformeln, Anredeformen etc.) auf ihr Gegenüber abstimmen, ihre soziale Beziehung markieren (soziale Nähe, Intimität, Art der Beziehung etc.) und teilweise auch die Intensität des SMS-Austausches indizieren.

2.1.2 Beendigungseinheiten

Teil der "rituellen Klammer" (Goffman 1977/89; Knoblauch 1995) eines SMS-Beitrags ist neben der Begrüßungs- auch die Beendigungseinheit. Sowohl in den chinesischen als auch deutschen Daten werden Beendigungseinheiten durch Beendigungsformeln bzw. konventionalisierte Abschiedsgrüße markiert: So verwenden deutsche SMS-ProduzentInnen (in 80% der vorliegenden Daten) Formeln und Akronyme wie hdl, LG, ciao, see you, bye, drück dich, CU l8ta, Bis dahin, bis bald, genieße den Tag!, Guts Nächtle!, Bussi, Küsschen etc.. Chinesische Mitteilungen enden in 15% der SMS-Dialoge mit entsprechenden Abschiedsformeln wie 晚安! ('Gute Nacht!'), 好啊!/ 好的 ('Einverstanden/Ok!'), 拜拜 ('BaiBai') bzw. Bye Bye. Gelegentlich werden Abschiedsgrüße auch mit Smileys bzw. graphostilistischen Mitteln kombiniert:

"SPÜLEN"
Marie an Lena ( 27.4.2011, 16:11)

Schatzi,habs nicht geschafft zu spülen!sorry.falls irgendwas ist,ich werd regelmäßig bei fb 9 schaun.angenehme woche. J kuss

Wie Imo (2012: 33) ausführt, haben graphostilistische Mittel sowohl in der deutschen als auch chinesischen SMS-Kommunikation die Funktion, "die Multimodalität prototypischer face-to-face-Interaktion zumindest teilweise in die räumlich zerdehnten und allein auf die Schriftkommunikation beschränkten SMS-Sequenzen" zurückzuholen.

Im folgenden SMS-Dialog wünscht Bo nach der Markierung ihrer Zustimmung (好的; 'Einverstanden') ihrem Gegenüber eine gute Nacht und produziert die chinesische Routineformel 晚安~ ('Gute Nacht ~'):

"ALTE ZEIT"
Shan an Shizhi: 2(010, genaues Datum unbekannt, 23:04)

好的。那睡 觉咯。晚安 ~

Gut Partikel. Dann schlafen Partikel. Nacht ruhig~

'Einverstanden. Dann schlaf gut. Gute Nacht~'

Shizhi an Shan (2010, genaues Datum unbekannt, 23:05)

晚安!

Nacht ruhig!

'Gute Nacht!'

Im Anschluss an ihre 'Gute Nacht'-Floskel 晚安 verwendet Shan eine Tilde ~. Tilden fungieren in chinesischen SMS-Beiträgen als graphostilistisches Mittel der nähesprachlichen Modalisierung,10 die sowohl zur Intensivierung als auch zur Abschwächung der voraus­gehenden Aussage eingesetzt werden.11 In unserem chinesischen SMS-Korpus stehen sie in der Regel am Ende einer Äußerung oder eines Dialogzugs. Im vorliegenden Dialog geht Shizhi in seiner Antwort-SMS auf die von Shan initiierte Beendigungssequenz ein, indem auch er die Routineformel 晚安! ('Gute Nacht!') verwendet.

Chinesische Beendigungssequenzen enthalten häufig auch die englische Abschiedsformel bye bye, welche auf unterschiedliche Weise verschriftlicht werden kann: Meist wird sie mit lateinischen Buchstaben (als bye bye oder bai bai) reproduziert. Gelegentlich wird die Formel aber auch – wie in der folgenden SMS-Mitteilung – in chinesische Zeichen umgesetzt:

"BAIBAI"
Yaofu an Li (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

那好吧,有空再聊,拜拜
Dann gut (Schwächungs-)Partikel, haben freie Zeit wieder quatschen, bai bai

'Na gut, wenn du wieder Zeit hast, dann quatschen wir wieder, bye bye.'

Yaofu verwendet hier eine Doppelung des chinesischen Schriftzeichens , das sowohl a) 'anbeten', 'bewundern', 'verehren' als auch b) 'beglückwünschen' bedeuten kann. Da [baɪ̯] gesprochen wird und folglich in seiner Doppelung lautlich dem englischen bye bye entspricht, ist es mittlerweile als Schriftzeichen für bye bye konventionalisiert.12 Neben wird in den chinesischen SMS-Daten auch das Schriftzeichen für 'Weiß' 白白(ebenfalls als [baɪ̯] gesprochen) zur Verschriftlichung der Abschiedsformel bye bye eingesetzt.

Gelegentlich beenden deutsche (5%) wie chinesische (5%) SMS-ProduzentInnen ihre Mitteilungen auch einfach mit ihrer Namensnennung:

"HOLA"
Conny an Maria (5.12.2010, 15:22)

Hola! Wann bist du telefonisch zu erreichen? ;) die conny

"WOHNHEIM"

Yi an Jun (7.5.2010, 14:01)

好的 . 我在宿舍呢
Einverstanden Partikel. Ich sich befinden Wohnheim Partikel Yi

'Einverstanden. Ich bin gerade im Wohnheim Yi'

Im Gegensatz zu den chinesischen SMS-Beendigungseinheiten richten sich deutsche Verabschiedungssequenzen (in 10% der vorliegenden Dialoge) – ähnlich wie die Begrüßungseinheiten – durchaus auch an Briefformaten aus und bestehen aus einer Kombination von Grußformel und Namensnennung (wie lieben Gruß, Anne, Lg, Karl etc.):

"TERMIN"
Leonie an Jana (1.4.2011, 13:00)

Hej, ich hab mich mit meinem physio-termin vertan und komme eine halbe stunde später zum kaffee. Lg, Leo

Neben expliziten Beendigungsfloskeln und Namensnennungen enden SMS-Mitteilungen auch mit Smileys:

"BAND"
Kira an Felix (2.11.2010, 12:39)

Haha, ich bin stolzer besitzer eines schlagzeugs, einer gitarre und eines mikrofons J jetzt gründe ich ne band!!! Und du bist mein erstes mitglied;-)

In den chinesischen Beendigungseinheiten werden oftmals auch Partikeln und Interjektionen wie . ('Hm.'), ('Oh') oder 呵呵 ('hehe') eingesetzt, die vergleichbare modalisierende und expressive Funktionen wie Smileys oder andere graphostilistische Mittel innehaben: 13

"FREUND"
Wei an Luohe (2010, genaues Datum unbekannt, 15:31)

有男朋友了 呵呵
Bi haben männlich Freund (Aspekt-)Partikel Onomatopoesie

'Bi hat einen Freund haha'

SMS-Beiträge ohne explizite Beendigungsmarkierung (was in 80% der chinesischen Daten und 5% der deutschen anzutreffen ist) weisen gewisse Parallelen zu Alltagsgesprächen zwischen Personen auf, die in engem Gesprächskontakt (beispielsweise Familienmitglieder zu Hause, Angestellte in einem Büro, Freunde, die zusammen leben oder regelmäßig Zeit miteinander verbringen etc.) stehen und Gespräche beenden, ohne sich jedes Mal wieder voneinander zu verabschieden. Das Fehlen von Beendigungs- (wie auch von Begrüßungs-) einheiten kann somit als Kontextualisierungshinweis dafür fungieren, dass die Interagierenden sich in einem "continuing state of incipient talk" (Sacks/Schegloff 1974: 325) befinden, wo man sporadisch immer wieder in Dialog miteinander tritt und sich nicht stets neu begrüßen und verabschieden muss (Günthner 2011).

Die vorliegende Analyse zu den Einstiegs- und Beendigungssequenzen chinesischer und deutscher SMS-Mitteilungen verdeutlicht, dass diese als kommunikative Ressourcen zur Konstruktion und Bestätigung sozialer Nähe, Vertrautheit, Intimität, Familienzugehörigkeit, etc. eingesetzt werden. Mit der jeweiligen Einstiegs- bzw. Beendigungssequenz rahmen die ProduzentInnen den kommunikativen Austausch: Sie positionieren sich und ihre SMS-PartnerInnen, kontextualisieren ihre Beziehung zum Gegenüber und treten damit in die soziale Welt ihres kommunikativen Netzwerks ein.

2.2 Die Organisation der SMS-Beiträge als Dialogzüge im sequenziellen Verlauf der Kommunikation

Die dialogische Ausrichtung der SMS-Kommunikation zeigt sich nicht nur an der Gestaltung der Einstiegs- und Beendigungseinheiten, vielmehr lassen chinesische wie auch deutsche SMS-Interaktionen Prinzipien einer sequenziellen Zug-um-Zug-Abfolge erkennen. 14 So zeichnen sich SMS-Dialoge (häufig) durch geordnete Abfolgen der Beiträge aus, die von den Beteiligten Zug-um-Zug produziert werden (Günthner 2011, 2012). Allerdings unterscheidet sich der Ablauf von SMS-Dialogen insofern vom Redezugwechsel in Face-to-face Gesprächen, als hier keine Synchronisation der Bewusstseinströme der Handelnden im Hier-und-Jetzt und folglich auch keine unmittelbare Rückkoppelung zwischen den Beteiligten stattfindet (Schütz/Luckmann 1984: 105). D. h. der Rezipient nimmt bei der SMS-Kommunikation keinen aktiven Einfluss (durch Blickkontakt, Hörersignale, Stirnrunzeln etc.) auf die Beitragsproduktion; vielmehr wird die Mitteilung, die die Senderin auf ihrem Handy ohne zeitgleiche Rückkoppelung mit ihrem Kommunikationspartner produziert, erst dann interaktiv verarbeitet, wenn der Rezipient die Nachricht liest. Somit trifft auf die SMS-Kommunikation zu, was Schütz/Luckmann (1984: 123) als "mittelbares soziales Handeln" bezeichnen:

Gehandelt wird [im Falle des mittelbaren sozialen Handelns; S.G./S.K.] nicht in der Gleichzeitigkeit der Bewußtseinströme, in der fließenden Synchronisation der Erfahrung beider Handelnder, sondern in der Aufeinanderfolge von Erfahrungen: zuerst des einen, dann des anderen, dann wieder des ersten usw. Das Bewußtsein des Anderes ist nicht in seinen lebendigen Erscheinungsformen faßbar, sondern nur über die 'erstarrten' Ergebnisse seines Wirkens, seiner Arbeit. Der eine handelt, der andere erfährt die Ergebnisse dieses Handelns und deutet sie in der einen oder der anderen Weise, handelt dann seinerseits, woraufhin der erste die Ergebnisse dieses Handelns ('die Antwort') deuten muß usw.

Auch in diesen mittelbaren Kommunikationsprozesses zeichnet sich ein geordneter Ablauf der Dialogzüge15 ab. Die wechselseitige Organisation der Dialogzüge kann – wie im folgenden SMS-Dialog zwischen Ute und ihrer Tochter Sara – mehrere Sequenzen umfassen:

"URLAUB"
Ute an Sara (17.06.2010, 10:19)

Süße,waren gestern Arnheim,nitSehenswert!War Cemetry+beiBrücke=Museum.Papa drin,i mit Bella spazieren am Rhein. Uns fehlen:kleine,mittelalt.Hafenstädtchen,wieMiddelbg

Sara an Ute (17.06.2010, 11:37)

Hm, was haltet ihr davon, wenn wir uns morgen mittag in utrecht treffen?

Ute an Sara (17.06.2010, 11:51)

Jup, haben sowieso morgen an Utrecht gedacht.HeutekeineLustaufGroßstadtrummel!DeshalbJanvanSchaffelaarSlod+Pyramidev.Austerlitz
.DannEinkaufen,Essen,Ausruhen
J

Die sukzessiven Mitteilungen der an der SMS-Kommunikation Beteiligten folgen relativ nahtlos aufeinander, so dass trotz der räumlich-zeitlichen Distanz für eine gewisse Zeitspanne ein regelrechtes dialogisches Hin und Her mit einer klar erkennbaren Turn-Abfolge [Ute – Sara – Ute] der involvierten Dialogpartnerinnen entsteht.16

Solche dialogisch verlaufenden Züge, die durch eine klar strukturierte sequenzielle Abfolge gekennzeichnet sind, finden sich auch in den chinesischen Daten:

"SCHOKOLADE"
Dong an Shuang (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

!最近怎么
Hai☺! Neulich wie?

'Hi! Wie ging es dir so in letzter Zeit?'

Shuang an Dong (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

挺好啊 ~ 你呢
Sehr gut Interjektion~ Du (Frage-)Partikel

'Sehr gut~ Und dir?'

Dong an Shuang (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

我最近在研究巧克力的功效。
Ich letztens gerade (er-)forschen Schokolade (Attribut-)Partikel

Wirkung.

'Ich erforsche neuerdings die Wirkung von Schokolade.'

Shuang an Dong (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

哦?有意思 ~ 研究好了告我 结果啊
Interjektion? Haben Interesse~ (er-)forschen gut (Aspekt-)Partikel

erzählen ich Ergebnis Interjektion

'Aha? Sehr interessant~ Wenn du fertig geforscht hast, teil mir doch das Ergebnis mit.'

Dong an Shuang (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

好啊!
Gut Interjektion!

'Sehr gut!'

Das Abfolgemuster der sich Zug-um-Zug entwickelnden Kommunikation veranschaulicht, dass die Interagierenden die Entwicklung des Dialogs genau beobachten und zeitnah darauf reagieren: Die Dialogzüge stehen nicht nur in einer seriellen Beziehung, sondern auch in einem Handlungszusammenhang, wobei sich jeder Beitrag am vorausgehenden Dialogzug des Kommunikationspartners ausrichtet.

2.3 Das Vorschalten einer Präsequenz in den chinesischen SMS-Daten

Ein Unterschied im Dialogverlauf zwischen den chinesischen und deutschen SMS-Beiträgen besteht allerdings darin, dass chinesische SMS-Dialoge immer wieder (in 15% der Fälle) mit einer Präsequenz (vgl. Schegloff 1980, 1990) einsetzen, die entweder der Begrüßungseinheit folgt oder den Dialog – ohne vorausgehende Begrüßungssequenz – einleitet. Solche Präsequenzen, die aus Floskeln wie 在不? ('Bist du da?'), 在忙? ('Bist du gerade beschäftigt?') oder 现在干嘛呢? ('Was ist gerade bei dir los?/Was machst du gerade (so)?') bestehen, bilden eine methodische Strategie, um die situative Kommunikations­bereitschaft des angesimsten Partners abzuklären. So folgt der Anredeform ('Schatz') im Dialog "NICHTS" die Präsequenz 干什么呢? ('was machst du (gerade)?'), die die Bereitschaft des Gegenübers zum Plaudern eruiert:

"NICHTS"
Yi an Xiaohua (2010, genaues Datum unbekannt, 18:38)

干什么呢
Bao, machen was (Frage-)Partikel?

'Schatz, was machst du (gerade)?'

Xiaohua an Yi (2010, genaues Datum unbekannt, 18:40)

有什么事
Lernen… haben was Angelegenheit (Frage-)Partikel?

'Lernen… was gibt es denn?'

Yi an Xiaohua (2010, genaues Datum unbekannt, 18:40)

没有 .
Nicht haben.

'Ich habe nichts.'

Xiaohua an Yi (2010, genaues Datum unbekannt, 18:42)

电话吧
Anrufen (Vorschlags-)Partikel?

'Wollen wir telefonieren?'

Yi an Xiaohua: (2010, genaues Datum unbekannt, 18:45)


Gehen,

'Ja, (das geht)'

2.4 Mediale Hybridität: Die Verschränkung unterschiedlicher Kommunikations­formen

Interagierende steigen – wie die folgenden Ausschnitte aus unseren Daten veranschaulichen –gelegentlich inmitten des kommunikativen Austauschs auf eine andere Kommunikationsform (oder gar auf ein anderes Medium) um, indem sie beispielsweise von der SMS-Kommunikation zum Handy-Telefonat oder zur E-Mail überwechseln. Die enge Verschränkung verschiedener Kommunikationsformen konnten wir bereits im voraus­gegangenen Dialog "NICHTS" beobachten, wo Yi sich mittels seiner SMS-Anfrage nach Xiaohuas Bereitschaft zum Plaudern am Telefon erkundigte.

Ein Wechsel der Kommunikationsform findet im folgenden, medial hybriden Dialog statt, wo Inga auf Miriams SMS-Nachfrage mit einem Handy-Anruf antwortet:

"REWE"
Miriam an Inga (17.12.2010, 12:58)

Hallo liebe Inga! Ich könnte doch grad zum Rewe huschen. Soll ich 1-2 Flaschen Tonic für Dich mitbringen? Liebe Grüße!

Inga an Miriam (17.12.2010, 13:02)

((Telefonischer Rückruf von Inga))

In ihrem Rückruf geht Inga auf die Anfrage ihrer Freundin ein, und die Beiden klären, ob Miriam etwas zu trinken mitbringen soll. Solche Arten der "Verschränkung unterschiedlicher Kommunikationsformen" (Krotz 2001) sind durchaus typisch für die mediale Durchdringung des heutigen Alltags (Günthner 2011, 2012).

Auch in der folgenden Interaktion wechselt Hong die Kommunikationsform von der SMS zum Handy-Telefonat, um die Verabredung zum Essen telefonisch zu bereden:

"RÜCKRUF"
Baolan an Hong (2010, genaues Datum unbekannt, 15:16)

你吃 饭没啊?快去吃饭吧
Du essen (Reis) nicht Partikel? Schnell gehen essen (Reis) (Vorschlags-)Partikel…

'Hast du schon gegessen? Lass uns schnell essen gehen…'

((Kurze Zeit darauf: Telefonischer Rückruf von Hong))

Siya schlägt Baoluo in der folgenden Mitteilung einen Wechsel des Mediums von der SMS-Kommunikation zum Skypen vor, da sie den betreffenden Sachverhalt mündlich "besser erklären" kann:

"SKYPE"
Siya an Baoluo (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

手机 说不清,上网吧,你有 skype 吗?我们视频吧。
Handy sagen/reden nicht klar/deutlich, ins Internet gehen (Vorschlags-/Abschwächungs-)Partikel, du haben SKYPE (Frage-)Partikel? Wir sehen Frequenz/wieder (Vorschlags-)Partikel.

'Mit dem Handy kann ich es dir nicht so deutlich erklären. Es wäre besser, wenn wir beide ins Internet gehen. Hast du Skype? Wir können im Internet durch die Video-Software chatten.'

Der SMS-Dialog "ÜBERWEISUNG" findet während eines Seminars an einer chinesischen Universität statt. Yizhen hat auf ihrem Handy einen Anruf von Xuewu bemerkt, doch statt ihn entgegen zu nehmen, wechselt sie die Kommunikationsform und erklärt Xuewu per SMS, dass sie gerade Unterricht hat und folglich nicht telefonieren kann:

"ÜBERWEISUNG"
Xuewu ruft Yizhen um 10:30 Uhr per Handy an (genaues Datum unbekannt) 2010.
((Yizhen nimmt den Anruf jedoch nicht entgegen, sondern reagiert mit folgender SMS-Mitteilung))

Yizhen an Xuewu (2010, genaues Datum unbekannt, 10:31)


Unterricht haben

'Ich habe (gerade) Unterricht'

Xuewu an Yizhen (2010, genaues Datum unbekannt, 10:32)


Interjektion

'Oh'

Yizhen an Xuewu (2010, genaues Datum unbekannt, 11:50)

钱已汇到
Geld schon überweisen ankommen

'Ich habe dir schon das Geld überwiesen'

Xuewu an Yizhen (2010, genaues Datum unbekannt, 12:00)

好的
Gut Partikel

'Ok'

Wie die präsentierten Ausschnitte medial hybrider Dialoge verdeutlichen, sind die verschiedenen Kommunikationsformen bzgl. ihrer Funktion keineswegs gleichgeschaltet (Höflich 2003: 58), sondern sie werden je nach Kontext, kommunikativen Zielen und Handlungen, sozialen Beziehungen und persönlichen Vorlieben präferenziell eingesetzt (Günthner 2011; Wyss 2011; Imo 2012). Medien stellen – wie bereits Gregory Bateson ausführte – Unterschiede bereit, die wiederum Unterschiede machen (Seel 2003: 13). Welche Kommunikationsform bzw. welches Medium in welchen kulturellen und sozialen Kontexten präferenziell zur Durchführung spezifischer kommunikativer Praktiken eingesetzt wird, ist eine empirische Frage, die es noch systematisch zu erforschen gilt.

2.5 Dialogisch organisierte Paarsequenzen

Zahlreiche SMS-Dialoge in unseren Korpora enthalten "adjacency pairs" (Schegloff/Sacks 1973; Schegloff 2007), 17 wobei das Versenden des ersten Paarteils (beispielsweise einer Frage, einer Einladung, eines Grußes, eines Vorschlags, eines Angebots etc.) eine Reaktion in Form eines zweiten Paarteils (einer Antwort, einer Akzeptierung/Ablehnung der Einladung, Gegengruß, Akzeptieren/Ablehnen des Vorschlags bzw. Angebots etc.) von Seiten des Adressaten erwartbar macht (Schegloff/Sacks 1973; Bergmann 1981, 1992; Schegloff 2007; Gülich/Mondada 2008; Günthner 2000, 2011).

So fungiert Shimins Frage 上网没? ("Bist du im Internet?") im SMS-Dialog "INTERNET" als erster Teil einer Frage-Antwort-Sequenz und macht den entsprechenden zweiten Paarteil (die Antwort) auf Seiten der Dialogpartnerin konditionell erwartbar:

"INTERNET"
Shimin an Si (2010, genaues Datum unbekannt, 12:54)

上网没
m Netz nicht?

'Bist du im Internet?'

Si an Shimin (2010, genaues Datum unbekannt, 12:55)


Nicht

'Nein'

Im folgenden SMS-Dialog löst die emotional aufgeladene Anfrage Arnes (als erstem Paarteil einer Paarsequenz) Berts Produktion des zweiten Paarteils (die Antwort) aus:

"VERSPÄTUNG"
Arne an Bert (29.10.2009, 12:44)

Wo zum geier steckst du?

Bert an Arne (29.10.2009, 12:45)

Ko10minspä

In Face-to-face-Gesprächen folgen die beiden von verschiedenen TeilnehmerInnen produzierten und geordnet organisierten Redezüge einer Paarsequenz in der Regel direkt aufeinander; d.h. sie sind 'adjazent'. Dabei beendet die Sprecherin nach der Produktion ihres ersten Teils den Redezug, so dass ihr Gegenüber unmittelbar im Anschluss mit der Produktion des projizierten zweiten Teils einsetzen kann (Schegloff/Sacks 1973: 296). Im Gegensatz dazu werden in den deutschen SMS-Interaktionen nach der Produktion des ersten Paarteils einer Paarsequenz oftmals weitere kommunikative Handlungen (weitere Mitteilungen, zusätzliche erste Teile weiterer Paarsequenzen, Verabschiedungsformeln etc.) erzeugt, bevor der SMS-Beitrag losgeschickt wird (Günthner 2011, 2012).

So formuliert Pia im folgenden Dialogzug mehrere erste Paarteile hintereinander (Begrüßung, Anfrage mit Vorschlag für eine Verabredung, weitere Anfrage, Verabschiedungsformel), bevor sie die SMS an ihre Freundin Feli losschickt:

"GEMEINSAM-KOCHEN"
Pia an Feli (13.6.2010, 14:05)

Huhu!hast du morgen abend zeit?dann könnten wir bei dir kochen mit Nele. Wenn du lust hast.ich würde auch bei dir schlafen, wenn ich darf. J lg

Pia schaltet ihrem Vorschlag zum gemeinsamen Kochen (dann könnten wir bei dir kochen mit Nele.) eine Präsequenz (hast du morgen abend zeit?) vor. Im Falle von Vorschlägen/Einladungen haben Präsequenzen in der Face-to-face-Kommunikation die Funktion, erst einmal abzuklären, ob das Gegenüber prinzipiell für eine Verabredung ansprechbar ist, um auf diese Weise eine dispräferierte, u. U. gesichtsbedrohende Reaktion vom Gegenüber (beispielsweise eine Ablehnung) zu vermeiden (Schegloff 1980; 2007; Gülich/Mondada 2008). Folglich wartet in der Face-to-face-Kommunikation die Produzentin der Präsequenz zunächst die Reaktion des Gegenübers ab, bevor sie (im Falle einer positiven Antwort) den eigentlichen Verabredungsvorschlag formuliert. Im vorliegenden SMS-Dialogzug folgt der Vorschlag zum gemeinsamen Kochen dagegen unmittelbar nach der Präsequenz (hast du morgen abend zeit?dann könnten wir bei dir kochen mit Nele.). Ferner schiebt Pia gleich eine zweite Anfrage ( wenn du lust hast.ich würde auch bei dir schlafen, wenn ich darf.) hinterher.

Felis Folgezug verdeutlicht, wie die Rezipientin diese Komplexität an projizierten und noch nicht abgeschlossenen, kollaborativ zu bewältigenden Handlungssequenzen handhabt:

Feli an Pia (13.6.2010, 14:27)

Hey Hübsche! Das hatte ich auch so geplant-gemeinsam kochen klingt auch toll J ruf dich morgen mittag mal an,wenn ich wieder da bin,ja?! Liebste groetjes!

Die Rezipientenreaktion richtet sich sequenziell in mehrfacher Weise an dem vorausgehenden SMS-Beitrag aus: Zunächst liefert Feli den Gegengruß Hey Hübsche!, der sowohl ihren eigenen SMS-Beitrag eröffnet als auch den zweiten Teil der Begrüßungssequenz bildet. Dann folgt der zweite Paarteil der Vorschlag-Akzeptanz-Sequenz: das hatte ich auch so geplant-gemeinsam kochen klingt auch toll J, womit sie sowohl auf den Vorschlag zum Übernachten als auch zum gemeinsamen Kochen eingeht. Im Anschluss formuliert sie wiederum ihren Vorschlag, dass sie morgen mittag anruft, schließlich produziert sie die Verabschiedungsformel (Liebste groetjes!). Mit der Produktion ihrer zweiten Paarteile (dem Gegengruß, der Akzeptanz des Vorschlags zum Übernachten mit gemeinsamen Kochen etc.) verdeutlicht die Kommunikationspartnerin nicht nur, wie sie die entsprechenden Handlungen verstanden hat, sondern sie bindet ihren SMS-Zug zugleich an den vorausgehenden Dialogzug an und konstruiert die gemeinsame Hervorbringung der SMS-Interaktion mit (Günthner 2011).

Auch hier ist die dialogische Ausrichtung der Kommunikationsform offensichtlich: Die SMS-Mitteilungen repräsentieren keine isolierten Texte, die kontextlosgelöst produziert werden, sondern sie haben (in der Regel) einen vorausgehenden Dialogzug bzw. einen Kontext oder eine Interaktionsgeschichte, auf die sie sich beziehen und ihnen folgt ein Dialogzug, den sie wiederum projiziert haben.

"BEEILUNG"
Shi an Xiazi (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

你快一点啊!
Du schnell ein bisschen Partikel!

'Beeil dich doch mal!'

Xiazi an Shi (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

等等!
Warten warten!

'Warte doch!'

Shi an Xiazi (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

总是特慢!
Du immer sein besonders langsam!

'Du bist immer besonders langsam!'


Xiazi an Shi (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

知道了,再等一会嘛!
Wissen (Perfekt-)Partikel, wieder warten einmal Partikel!

'Das weiß ich doch, warte doch noch einmal!'

Shi an Xiazi (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

好了, 别发短信了,赶快!
Gut Partikel, nicht erzeugen Kurznachricht (Aspekt-)Partikel, machen schnell!

'Ok, (aber) schreib keine SMS mehr, mach schnell!'

Xiazi reagiert auf Shis Aufforderung, sich zu beeilen (erster Paarteil) mit der Bitte, zu warten (zweiter Paarteil). Diese Bitte, die zugleich den ersten Teil einer weiteren Paarsequenz (Bitte – Annahme/Ablehnung) initiiert, wird von Shi mit dem Vorwurf Du bist immer besonders langsam! abgelehnt. Auf diese Vorwurfshandlung reagiert Xiazi mit dem zweiten Paarteil, dem Eingeständnis ihres "abweichenden" Verhaltens und setzt den Dialogzug mit einem weiteren ersten Paarteil (einer erneuten Bitte) fort. In seiner Reaktion orientiert sich Shi wiederum am vorausgegangenen ersten Paarteil und akzeptiert die Bitte (Ok) in Kombination mit der Aufforderung, Xiazi solle keine weiteren SMS schreiben, sondern sich stattdessen beeilen.

Dieser SMS-Dialog veranschaulicht die enge Vernetzung der Handlungstypen, die durch eine Beziehung der konditionellen Relevanz miteinander verwoben sind, wobei das erkennbare Vorliegen eines ersten Handlungsteils den zweiten Teil vorstrukturiert und im Folgebeitrag des Kommunikationsteilnehmers erwartbar macht.18

In unseren Datenkorpora zeigen sich allerdings erhebliche Unterschiede in den deutschen und chinesischen Interaktionen hinsichtlich der Handhabung von Paarsequenzen: Während in deutschen SMS-Interaktionen häufig mehrere Paarteile in einem Dialogzug untergebracht werden, die dann im Folgezug abzuarbeiten sind, teilen sich die verschiedenen Paarteile in chinesischen SMS-Interaktionen meist auf mehrere Züge auf. D. h. chinesische SMS-Interaktionen nähern sich bzgl. der Abfolge von Paarsequenzen eher der Face-to-face-Kommunikation an. Dies wird anhand des folgenden Dialogausschnitts ersichtlich, wo nahezu jeder Dialogzug aus einem einzelnen Paarteil besteht:

"REISNUDELN"
Lu an Zhen (2010, genaues Datum unbekannt, 17:37)

去食堂否?
Gehen Mensa Verneinung?

'Gehst du in die Mensa?'

Zhen an Lu (2010, genaues Datum unbekannt, 17:37)


Gehen

'Ich gehe'

Lu an Zhen (2010, genaues Datum unbekannt, 17:38)


Welche

'In welche?'

Zhen an Lu (2010, genaues Datum unbekannt, 17:39)


Drei

'In das dritte (Mensa-Gebäude)'

Lu an Zhen (2010, genaues Datum unbekannt, 17:39)

牛肉米 线 ~
Rindfleisch Reis Faden Danke~

'Bring mir bitte Rindfleisch mit Reisnudeln mit. Danke~'

Im letzten Dialogzug findet sich wiederum eine Tilde "~", die hier zur Reduplikation des vorausgehenden Zeichens (xie 'Danke') eingesetzt wird. Normalerweise wird im Chinesischen danke mit der Verdoppelung 谢谢 (xie xie) realisiert. Die Tilde erspart somit nicht nur die Produktion des zweiten Schriftzeichens, sondern sie markiert darüber hinaus auch eine für die SMS-Kommunikation typische Form der Nähesprachlichkeit unter Jugendlichen und StudentInnen.19

Die Beobachtung, dass in den chinesischen SMS-Dialogen (im Unterschied zu den deutschen) oftmals nur ein Paarteil pro Dialogzug abgeschickt wird, ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass SMS-Mitteilungen in China (nahezu) kostenfrei sind.20 Folglich sind die ProduzentInnen nicht aufgrund finanzieller Erwägungen gezwungen, möglichst viele Sprechaktivitäten in eine SMS-Mitteilung zu packen. Eine vergleichbare Gestaltung der Dialogzüge lässt sich mittlerweile auch bei deutschen SMS-Mitteilungen, die von Interagierenden mit einer SMS- oder Internet-Flatrate bzw. einem Smartphone verschickt werden, beobachten. Auch zeigen die von einem Smartphone verschickten Nachrichten in ihrer Darstellungsweise auf dem Handydisplay starke Parallelen zur Chat-Kommunikation. Da hierbei der Kontext der Interaktion mit angezeigt wird, kann leichter an vorher Produziertes angeknüpft und in die Konversation mit aufgenommen werden, während bei herkömmlichen Handymodellen (zur Verfolgung des SMS-Dialogs) bislang umständlich zwischen Ein- und Ausgang hin- und her geschaltet werden muss.

Folglich ändern sich mit der Benutzung dieser neuen Mobiltelefone nicht nur die sequenzielle Abfolge und Länge von Nachrichten, sondern die deutschen SMS nähern sich teilweise der chinesischen Sequenzorganisationen und damit der Abfolge von Paarsequenzen in der Face-to-face-Kommunikation an.

2.6 Schweigetoleranzen: Das Ausbleiben erwartbarer Reaktionen

Wie bereits thematisiert, macht die Produktion eines ersten Paarteils eine bestimmte Reaktion vom angesimsten Kommunikationspartner erwartbar. Bleibt ein solcher konditionell relevanter zweiter Paarteil jedoch aus, bzw. erfolgt er nicht in der erwarteten Zeitspanne, kann die Produzentin des ersten Paarteils das Ausbleiben der erwartbaren Folgereaktion "bemerkbar machen", indem sie beispielsweise die SMS-Mitteilung nochmals verschickt, telefonisch anfragt, ob das Gegenüber die Mitteilung nicht erhalten hat etc. und somit die fehlende Reaktion einfordert.

Im folgenden SMS-Austausch macht Till das Ausbleiben einer erwartbaren Folgehandlung relevant, indem er ca. sieben Stunden nach Ausbleiben einer Reaktion denselben Beitrag nochmals an Sophia verschickt. Nachdem Sophia weiterhin nicht reagiert, schreibt er sie in seinem Folgezug mit Hey alte sms ignoriererin an und frotzelt sie wegen ihrer ausbleibenden Reaktion:

"SMS-IGNORIERERIN"
Till an Sophia (7.12.2009, 09:47)

Hey lieblingsruude,21 wirds jetzt di oder mi? Freu mir auf du

Till an Sophia (7.12.2009, 16:19)

Hey lieblingsruude, wirds jetzt di oder mi? Freu mir auf du

Till an Sophia (8.12.2009, 11:54)

Hey alte sms ignoriererin. Heut abend, hä? ;) wann kommste denn an, und brauchst du hilfe?

Ein vergleichbarer Fall liegt im folgenden chinesischen Dialog vor: Nachdem Ye auf ihre erste SMS-Anfrage keine Nachricht bekommen hat, simst sie Xiaolan erneut an. Im zweiten Dialogzug erweitert sie jedoch ihre Mitteilung um die explizite Aufforderung an Xiaolan zurückzurufen. (Leider liegen uns keine genauen Zeitangaben vor, so dass wir nicht wissen, wie lange die "Schweigephase" dauert, bis Ye ihre zweite SMS losschickt.)

"ZEHN MINUTEN"
Ye an Xiaolan (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

你在干嘛?
Du machen gerade was?

'Was machst du gerade?'

Ye an Xiaolan (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

你在干嘛?回个 电话
Du machen gerade was? Zurück ein Telefon

'Was machst du gerade? Ruf mich doch mal zurück!'

Xiaolan an Ye (2010, genaues Datum und Zeit unbekannt)

我十分 钟后给你电话
Ich zehn Minuten danach geben du Anruf

'Ich rufe dich in zehn Minuten an!'

Sowohl in den deutschen als auch chinesischen Daten finden sich immer wieder Nachfragen und Markierungen von Ungeduld, wenn eine Reaktion des Gegenübers über einen gewissen Zeitraum hinweg ausbleibt. Gelegentlich entschuldigen sich angesimste TeilnehmerInnen (wie Susan im folgenden SMS-Dialog), wenn sie nicht "zeitnah" geantwortet haben und machen somit ihre Orientierung an existierenden Kommunikationsnormen deutlich:

"HEIMWEG"
Lisa an Susan (11.6.2010, 10:31)

Süße,kannste ma eben schaun ob heut ab bo um halb10ein zug nach köln fährt?dann würd ich mit vanessa (mit dem auto)erst bis bo fahren.danke.knutsch!

Susan an Lisa (11.6.2010, 11:24)

Sorry süße-internet ging grad net.um 21.15 und um 22.15 fährt über dortmund ein zug! freu mich so auf dich!Achja, miriam ist raus. bis später süße!habt n guten flug.

In ihrer Entschuldigung liefert Susan zugleich eine Begründung für ihre verspätete Reaktion (internet ging grad net.).

Auch wenn in den chinesischen und deutschen Daten Erwartungen an zeitnahe Reaktionen erkennbar sind, zeigen sich dennoch Unterschiede im Umgang mit diesen Erwartungen. Insgesamt reagieren die chinesischen SMS-RezipientInnen wesentlich zügiger auf eingegangene Mitteilungen: Die große Mehrzahl der Reaktionen (90%) erfolgt innerhalb weniger Minuten, eine Antwortzeit von 20 bis 30 Minuten ist eher selten und eine Wartezeit von mehr als ein bis zwei Stunden sehr selten. Im deutschen Korpus vollziehen sich die Dialoge zwar auch oft innerhalb weniger Minuten, jedoch zeigen sich ebenso häufig Interaktionen, bei denen die einzelnen Turns innerhalb von 20 bis 30 Minuten aufeinander folgen. Gelegentlich liegen aber auch mehrere Stunden und in wenigen Fällen einige Tage zwischen den einzelnen Dialogzügen, ohne dass dies moniert bzw. begründet wird. Diese Unterschiede im Umgang mit zeitlichen Erwartungen an Reaktionen werden dadurch untermauert, dass die chinesischen Interagierenden Dialogzug-Vakanzen schneller explizit thematisieren und eine Antwort einklagen.

So schickt Yijiu im Dialog "SYSTEMABSTURZ" bereits eine Minute nach Ausbleiben einer Reaktion eine weitere Nachricht an Lei, in der er die soeben abgeschickte Mitteilung dupliziert, wodurch er sein Drängen auf eine Reaktion indiziert:

"SYSTEMABSTURZ"
Yijiu an Lei (2010, genaues Datum unbekannt, 23:12)

能收到嘛 ~
Können erhalten Partikel~

'Du hast doch etwas erhalten~'

Yijiu an Lei (2010, genaues Datum unbekannt, 23:13)

能收到嘛 ~ 能收到嘛 ~
Können erhalten Partikel 1~ Können erhalten Partikel 2~

'Du hast doch etwas erhalten ~ Du hast doch etwas erhalten ~'

Lei an Yijiu (2010, genaues Datum unbekannt, 23:13)

…… 你能不能不 发同样的消息 HuHu 手机死机了!
……Du können nicht können nicht absenden dieselbe Partikel Nachricht Huhu Handy Systemabsturz Partikel!

'……Du kannst doch nicht dieselbe Nachricht abschicken Huhu (mein) Handy hatte einen Systemabsturz!'

Das wiederholte Versenden desselben Inhalts wird kurze Zeit darauf von Lei moniert, die zugleich eine Begründung für ihre nicht sofortige Reaktion liefert HuHu手机死机了! ('Huhu (mein) Handy hatte einen Systemabsturz!').

2.7 Rezipientenorientierung in SMS-Dialogen

Ein weiteres Merkmal der dialogischen Ausrichtung der SMS-Kommunikation kommt in der Orientierung der Beiträge am jeweiligen SMS-Partner zum Tragen: ProduzentInnen von SMS-Mitteilungen sind (wie SprecherInnen in Alltagsgesprächen) bemüht, ihre Äußerungen auf ihre jeweiligen KommunikationspartnerInnen zuzuschneiden. Diese Ausrichtung der Mitteilung an den jeweiligen RezipientInnen (im Sinne des "recipient design"; Sacks 1972/92: 9) wird u. a. daran erkenntlich, dass die SMS-Beiträge – trotz der zeitlichen und räumlichen Abwesenheit des Kommunikationspartners – entsprechende Annahmen über das Wissen der KommunikationspartnerInnen wie auch Aspekte der sozialen Beziehung, die sich u. a. in der Anredeweise, dem Stil und Formalitätsgrad manifestieren, indizieren.

"EISSPUREN"
Lars an Kira (6.4.2010, 12:40)

Let the sun shine! BUSSI

Kira an Lars (6.4.2010, 12:45)

Oh nein – ich glaub ich hab ein paar snickerseisspuren auf meinem schal hinterlassen :-o bussi!

Bereits mit seinem Einstieg in den SMS-Dialog durch das englische Zitat "Let the sun shine!" gefolgt von der Abschiedsformel BUSSI richtet sich Lars an der Rezipientin und ihrer gemeinsamen Beziehung aus. Auch die Antwort Kiras, die mit einer Exklamation Oh nein einsetzt und damit das informelle Register, das bereits Lars' Beitrag geprägt hat, bestätigt, orientiert sich an der engen sozialen Beziehung der DialogpartnerInnen. Mit der Befürchtung ich glaub ich hab ein paar snickerseisspuren auf meinem schal hinterlassen reaktualisiert Kira insofern eine geteilte Erfahrung, als die Beiden (wie Kira in den Metadaten zum SMS-Dialog notiert hat) an diesem Mittag gemeinsam im Eiscafé waren. Mit dem Smiley :-o kontextualisiert sie nicht nur ihre Überraschung angesichts der Eisspuren, sondern auch die informelle Kommunikations­situation. Ihre Beendigungsformel bussi! wiederholt Lars' Abschiedsformel und untermauert damit die gemeinsame Beziehungskonstruktion.

Die Ausrichtung am Gegenüber zeigt sich auch im folgenden chinesischen SMS-Dialog:

"TANGTANG"
Fei an Jia (2010, genaues Datum unbekannt, 11:20)

烫烫?
Tangtang? (Name eines Suppengerichts)

'Suppe?'

Jia an Fei (2010, genaues Datum unbekannt, 11:21)

烫烫!~ ^_^
Tangtang! (Name eines Suppengerichts)

'Suppe! (lächelnder Smiley)'

Fei an Jia (2010, genaues Datum unbekannt, 11:21)

5min

Jia an Fei (2010, genaues Datum unbekannt, 11:22)

OK

Die erste Mitteilung, die lediglich aus dem Namen eines Suppengerichts mit anschließendem Fragezeichen (烫烫? ('Tangtang?')) besteht, verweist auf geteiltes Hintergrundwissen, das wiederum zum Verständnis dieser Mitteilung notwendig ist. Jias Reaktion verdeutlicht, dass sie über diesen Hintergrund verfügt und folglich die kommunikative Handlung zu deuten weiß. In ihrer Antwort greift sie den Vorschlag Feis auf und ergänzt ihn um das in chinesischen SMS-Mitteilungen typische Smiley ^_^. Im Gegensatz zu deutschen Emoticons, die um 90 Grad zur Seite gedreht auf dem Display erscheinen, werden asiatische Smileys – wie im vorliegenden Fall ersichtlich – oftmals nicht gespiegelt (Schlobinski/Watanabe 2003: 29; 2006: 411). 22

Die weiteren Züge des vorliegenden SMS-Dialogs veranschaulichen, dass die beiden Kommunikationspartnerinnen eine Verabredung zum Essen treffen, auch wenn der Dialog weder die explizite Thematisierung der Verabredung noch den Ort des Treffens enthält. Die Tatsache, dass die Kommunikation trotz der knappen – ja geradezu minimalistischen – Angaben funktioniert, deutet auf ein hohes Maß an geteilten Erfahrungen ("sharing common ground"; Gumperz 2002) hin. Für die Kommunikationsteilnehmerinnen scheint es klar zu sein, dass 烫烫? ('Suppe?') als Vorschlag zum gemeinsamen Essengehen zu verstehen ist. Auch der Ort des Treffens scheint für sie eindeutig.

Ein solches Teilen gemeinsamer Erfahrungen, gemeinsamer Wissensbestände und gemein­samer Diskurspraktiken trägt – wie hier ersichtlich – zur Konstruktion enger sozialer Zugehörigkeiten im Sinne des "doing sociability" (Thurlow/Poff 2011: 9) bei.

2.8 Dyadische und Mehrparteien-Dialoge

Auch wenn in unseren Datenkorpora die überwiegende Mehrzahl der SMS-Interaktionen dyadisch ausgerichtet ist, finden sich in beiden Sammlungen SMS-Beiträge, die an mehrere Personen gerichtet sind, und gelegentlich werden diese auch von mehreren AdressatInnen beantwortet. Wie die folgenden Mehrparteien-Dialoge veranschaulichen, orientieren sich auch hier die Interagierenden an der dialogischen Struktur des Interaktionsablaufs und richten ihre Beiträge an den RezipientInnen aus.

An der folgenden SMS-Interaktion sind drei Studentinnen (Jasmin, Annika und Julia) beteiligt:

"FERNSEHEN"
Jasmin an Annika und Julia (15.6.2011, 17:02)

Ihr Lieben,kommt ihr heute abend eigentlich zu mir (fernsehen und anderer spaß)?! Wenn ja freu ich mich! Allerliebste, Jasmin

Annika an Jasmin (15.6.2011, 17:16)

Hey,haben uns gefragt,ob du vllt noch weg bist.Ich bin mit sven verabredet,der fährt morgen nach leipzig…Wie wars in holland?Glg u danke für die einladung!

Jasmin an Annika (15.6.2011, 17:19)

Ah ok,hab euch ja auch gar net mehr bescheid gesagt.im tulpen- und käseland wars schön!dann habt einen schönen abend und bis Freitag!?allerliebste J

Julia an Jasmin: (15.6.2011, 20:05)

Hej jasmin, ich komm gern wenn ich darf -21 uhr? Ich freu mich auch J bis gleich, juli

Jasmin an Julia (15.6.2011, 20:10)

Oh nein,bin nu in die bibliothek gefahren um zu arbeiten und hausarbeit fertig zu schreiben. wäre es ok,wenn ich hier noch weiter mach u du bei dir schaust?tut mir echt leid,aber Annika meinte,dass es heut quasi ausfällt…wäre das ok?Freitag bin ich dann wieder dabei J Liebe Grüße,Jasmin

Julia an Jasmin (15.6.2011, 20:34)

Du fleißiges bienchen! Ist nicht schlimm, habe mich ja auch spät gemeldet! Bis Freitag dann- liebe grüße, juli

In ihrem initialen Beitrag wendet sich Jasmin mit der Anrede Ihr Lieben explizit an mehrere KommunikationspartnerInnen. Auf Annikas recht zügige Absage hin, zieht Jasmin ihre Einladung zurück. Julia erhält auf ihre verspätete Zusage zu Jasmins Einladung schließlich eine Absage. Die Dialogizität des interaktiven Ablaufs ist auch hier offenkundig; die jeweiligen Dialogzüge stehen nicht nur in einer seriellen Beziehung, sondern auch in einem engen Handlungszusammenhang, wobei sich die jeweiligen Beiträge an vorausgehenden Zügen ausrichten: Auf Jasmins Einladung hin folgt Annikas Dank für die Einladung sowie eine Begründung für ihre Absage. Julias verspäteter Annahme der Einladung folgt Jasmins Absage mit Entschuldigung und Begründung, was wiederum zur Akzeptanz der Absage (Ist nicht schlimm, habe mich ja auch spät gemeldet!) von Seiten Julias führt.

Mehrparteien-SMS finden sich auch im chinesischen Korpus. In der bereits zitierten SMS-Mitteilung von Yan im Beitrag "TRAINING" wendet er sich an mehrere TeamkollegInnen, von denen allerdings nur Gu zurücksimst:

"TRAINING"
Yan an TeamkollegInnen (2010, genaues Datum unbekannt, 8:01)

弟妹 们! ( 弟弟和妹妹 ) 乒乓球训练停止
Jüngerer Bruder, jüngere Schwester Pluralmarker! (Jüngere Brüder und jüngere Schwestern) Tischtennistraining aufhören

'Jüngere Brüder und Schwestern! Das Tischtennistraining hört auf'

Gu an Yan (2010, genaues Datum unbekannt, 8:30)

收到!
Erhalten!

'Erhalten!'

Mit seiner Anrede ('Jüngere Brüder und Schwestern!') markiert Yan, dass seine Mitteilung an die gesamte Tischtennismannschaft gerichtet ist, auch wenn uns nur eine Antwort vorliegt, die den Erhalt der Nachricht bestätigt.


3 Schlussfolgerungen

Im Zuge der rasanten Entwicklungen der digitalen Medientechnologie haben sich auch die zwischenmenschlichen Kommunikationsformen in den letzten Jahren nachhaltig verändert (Ayaß/Bergmann 2006): So erlauben uns die neuen Kommunikationsmedien, an immer entfernteren Orten kommunikativ teilzuhaben und somit unsere (mittelbare) Lebenswelt erheblich auszuweiten. Jedes Medium stellt jedoch neben neuen Möglichkeiten der Kommunikation auch stets Einschränkungen bereit: "Wer ein Medium benutzt, muss sich einlassen auf – und ist eingelassen in – seine konstitutiven Verfahren; diese Verfahren aber stellen wesentlich eine offene Menge von Möglichkeiten dar, die variabel genutzt werden können. Medien schränken Möglichkeiten ein und geben Möglichkeiten frei." (Seel 2003: 13) Dies verdeutlichen auch die vorliegenden Analysen chinesischer und deutscher SMS-Dialoge. Das Medium stellt Optionen zur Nutzung bereit, ohne die Verwendungsweisen rigide festzulegen: "(…) es bleibt immer ein Spielraum möglichen, kaum vorhersagbaren Verhaltens im Umgang mit Artefakten, ein Verhalten, das dann zu routinisierten Praktiken zu gerinnen vermag" (Reckwitz 2008: 164).

Die vorliegende Untersuchung verdeutlicht, wie diese Spielräume in den SMS-Praktiken chinesischer und deutscher NutzerInnen genutzt werden.

Sowohl die chinesische als auch die deutsche SMS-Kommunikation erweist sich als stark dialogisch geprägt: Die einzelnen, sequenziell organisierten Dialogzüge richten sich (in der Regel) am zeitlichen Davor aus, sie setzen konditionelle Relevanzen für die Folgezüge und orientieren sich mit dem jeweils spezifischen Rezipientendesign am Kommunikationspartner. Mit ihren Beiträgen treten die Interagierenden in die soziale Welt ihres kommunikativen Netzwerks ein und konstituieren auf vielfältige Weise Formen der Vergemeinschaftung (Simmel 1908).

Neben zahlreichen Parallelen in der chinesischen und deutschen SMS-Interaktion zeigen sich aber auch Unterschiede in der Handhabung dieser Kommunikationsform. Die verschiedenen Schriftsysteme führen zu divergierenden Verschriftlichungsverfahren und zu Unterschieden der Präsentation konzeptueller Mündlichkeit im schriftbezogenen Medium (vgl. die Smiley-Darstellungen, die Verwendung von Tilden, den Einsatz bestimmter (Lach)Partikeln und Expressionsmarker als Verabschiedungsform etc.). Ferner finden sich Divergenzen in den Anredeformen, die wiederum kulturellen Konventionen unterliegen. Darüber hinaus zeigen sich Unterschiede in der kommunikativen Handhabung des SMS-Austauschs: So weisen die chinesischen SMS-Mitteilungen einen selteneren Gebrauch von Grußformeln und Anrede­weisen in Eröffnungssequenzen auf, und die in deutschen SMS-Mitteilungen oftmals anzutreffenden Anlehnungen an Briefformate (bei Begrüßungs- und Verabschiedungs­einheiten) finden sich in unseren chinesischen SMS-Daten äußerst selten. Die chinesischen Dialoge setzen dagegen häufig mit einer Präsequenz ein, die die kurzfristige Verfügbarkeit des Gegenübers zum Reden, Plaudern etc. abfragt. Ferner konnten Divergenzen in der sequenziellen Organisation der Dialogzüge beobachtet werden: Chinesische Dialogzüge bestehen oftmals aus nur einer einzigen Aktivität bzw. einem Paarteil, während deutsche SMS-ProduzentInnen meist mehrere Aktivitäten und Paarteile bündeln, bevor sie die Mitteilung losschicken. Verfügen die deutschen Interagierenden über Flatrates oder werden ihre Nachrichten mit Smartphones verfasst, nähert sich die Sequenzorganisation allerdings der der chinesischen an. Darüber hinaus folgen die einzelnen Züge in der chinesischen SMS-Kommunikation schneller (d. h. meist binnen weniger Minuten) aufeinander. Diese Beobachtung steht in Einklang mit der Tatsache, dass chinesische SMS-ProduzentInnen beim Ausbleiben einer Reaktion sehr viel rascher und häufiger nachhaken, um eine zeitnahe Antwort einzufordern. Ein reges Plaudern per SMS stellt – wie auch Umfragen unter chinesischen Studierenden bestätigen (Ma 2010) – einen zentralen Bestandteil des kommunikativen Haushalts chinesischer Studierender dar.

Mit der medialen Ausweitung der Welt zwischenmenschlicher Kommunikation emergieren nicht nur neue Formen der Interaktion sondern auch neue Aspekte sprachlicher Kon­ventionalisierung, die wiederum auf bestehenden sprach- und schriftbezogenen Charakteristika, technischen Voraussetzungen sowie kulturspezifischen Formen sozialen Handelns gründen.


Literaturverzeichnis

Ágel, Vilmos/Hennig, Mathilde (2007): "Überlegungen zur Theorie und Praxis des Nähe- und Distanzsprechens". In: Ágel, Vilmos/Hennig, Mathilde (eds.) (2007): Zugänge zur Grammatik der gesprochenen Sprache. Tübingen, Niemeyer: 179–214.

Androutsopoulos, Jannis/Schmidt, Gurly (2001): "SMS-Kommunikation: Ethnografische Gattungsanalyse am Beispiel einer Kleingruppe". Zeitschrift für angewandte Linguistik 36: 49–79.

Androutsopoulos, Jannis/Schmidt, Gurly (2002): "SMS-Kommunikation: Ethnografische Gattungsanalyse am Beispiel einer Kleingruppe". Zeitschrift für Angewandte Linguistik 36: 49–80.

Ayaß, Ruth/Bergmann, Jörg (eds.) (2006): Qualitative Methoden der Medienforschung. Hamburg: Rowohlt.

Bergmann, Jörg (1981): "Ethnomethodologische Konversationsanalyse". In: Schröder, Peter/Steger, Hugo (eds.) (1981): Dialogforschung. Düsseldorf, Pädagogischer Verlag Schwann: 9–51.

Bergmann, Jörg (1982): "Schweigephasen im Gespräch. Aspekte ihrer interaktiven Organisation". In: Soeffner, Hans-Georg (ed.) (1982): Beiträge zu einer empirischen Sprachsoziologie. Tübingen, Gunter Narr: 143–184.

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Anmerkungen

* Der Beitrag ist in Zusammenhang mit dem von Wen, Renbai und Susanne Günthner geleiteten, vom DAAD und dem China Scholarship Council geförderten PPP-Projekt "Kommunikation in den Neuen Medien: Kontrastive Untersuchungen von chinesischen und deutschen SMS-Nachrichten" (Januar 2010–Dezember 2011) entstanden. Den anonymen GutachterInnen von Linguistik online danken wir für ihre hilfreichen Kommentare. zurück

1 http://www.chinadaily.com.cn/china/2011-02/16/content_12021489.htm, Stand: 22. Mai 2011; http://www.bitkom.org/de/presse/70864_68882.aspx; http://de.statista.com/statistik/daten/studie/219306/umfrage /mobilfunkanschluesse-in-china-nach-monaten/ und http://de.statista.com/statistik/daten/studie/219310/umfrage /verschickte-sms-in-china-nach-monaten/, Stand: 12. April 2011). zurück

2 Mit dem Begriff der "Kommunikationsform" lehnen wir uns an Dürscheid (2002a; b; 2005; 2006) an. Siehe insbesondere Dürscheids (vgl. 2005) Differenzierung zwischen "Medium", "Kommunikationsform" und "Gattung". zurück

3 Zur chinesischen SMS-Forschung siehe u.a. Xie/Cheng (2004), Hu/Zeng (2006), Li (2007), Tang (2007), Wang (2008), Wen (2008), Xia (2009), Ma (2010). Zur deutschsprachigen SMS-Kommunikation siehe u.a. Schlo­binski/Fortmann et al. (2001), Schlobinski (2005; 2009), Schlobinski/Watanabe (2003; 2006), Androutso­poulos/Schmidt (2002), Ortner (2002), Schwitalla (2002), Dürscheid (2002a; b; 2005; 2006), Döring (2002a;b), Moraldo (2002), Schmidt/Androutsopoulos (2004), Siever (2004), Schmidt (2006), Mogk (2009), Hauptstock/König/Zhu (2010), Günthner (2011; 2012), Stähli/Dürscheid/Béguelin (2011). zurück

4 Bei Hanyu-Pinyin handelt es sich um die lateinische Umschrift für die chinesische Standardsprache in der VR China. Alle Schulkinder erlernen neben den chinesischen Schriftzeichen auch diese lateinische Umschrift. Zur Handhabung der Texteingabe bei chinesischen SMS siehe Hauptstock/König/Zhu (2010). zurück

5 Vgl. auch Schmidt/Androutsopoulos (2004: 67f.) sowie Hauptstock/König/Zhu (2010: 22f.), die betonen, dass die SMS-Kommunikation, die sich durch Dialogizität/Interaktivität, Sequenzierung und Situationsanbindung auszeichnet, durchaus mit Verfahren der "Gesprächsanalyse" und "Gattungsanalyse" zu beschreiben ist. Zur Interaktionalen Linguistik siehe u. a. Selting/Couper-Kuhlen (2001); zur Konversationsanalyse siehe u. a. Bergmann (1981, 1982, 1992, 2001) sowie Gülich/Mondada (2008); zur Gattungsanalyse siehe u. a. Luckmann (1986), Günthner (1995, 2000), Günthner/Knoblauch (1994, 1996, 2007). Zu konversations- und gattungsanalytischen Vorgehensweisen in der Medienforschung siehe auch den Sammelband von Ayaß/Bergmann (2006) sowie Krotz (2007). zurück

6 Hierzu detaillierter Günthner (2011, 2012). zurück

7 Die chinesischen SMS-Nachrichten präsentieren wir zunächst im Original, d. h. mit chinesischen Schrift­zeichen. In der Zeile darunter liefern wir eine Interlinearübersetzung (mit der Markierung grammatischer Besonderheiten), im Anschluss folgt eine freie Übersetzung ins Deutsche. zurück

8 Hierzu u. a. http://www.anthro.unibe.ch/unibe/philhist/anthro/content/e297/e1386/e3578/linkliste3579/
leitfaden_ethnosoz_ger.pdf, Stand: 3. Dezember 2011). zurück

9 fb fungiert hier als Abkürzung für 'Facebook'. zurück

10 Zum Konzept der Nähesprachlichkeit siehe Ágel/Hennig (2007). zurück

11 Oftmals treten Tilden in den chinesischen SMS-Dialogen als Kontextualisierungshinweis für ein Lachen auf, bzw. um das Andauern eines Lächelns anzuzeigen. Häufig findet man sie in Verbindung mit Modalpartikeln wie ne 呢und le 了, die "die Emotion und Einstellung der Schreibenden zum Sachverhalt zum Ausdruck" bringen (Hauptstock/König/Zhu 2010: 15). Siehe auch Schlobinski/Watanabe (2003: 32) zum Gebrauch von Tilden in japanischen SMS-Nachrichten. zurück

12 Vgl. chinesische Online-Wörterbücher wie www.chinaboard.de und www.leo.org, die 拜拜 bereits als konventionalisierte Form für Bye bye bzw. Tschüß erwähnen. Ein weiterer Beleg lässt sich auch bei Schlobinski (2009: 76) finden. zurück

13 Siehe auch Xia (2009: 23) zur Verwendung von Partikeln bzw. Interjektionen. Lachpartikeln wie 哈哈,嘻嘻,呵呵" werden vor allem zum Ausdruck von Freude oder Lob eingesetzt (d. h. um ein Lachen nachzuahmen) und Interjektionen wie 唉,哎呀,嗨 drücken oftmals Kummer oder Bedauern aus. zurück

14 Der Begriff der "Sequenzialität" verweist auf die Eigenschaft sozialer Handlungen, die sowohl methodisch geordnet als auch den jeweiligen Kontexten situativ angepasst sind und Zug-um-Zug von den Teilnehmenden hergestellt werden (hierzu u.a. Sacks/Schegloff/Jefferson 1974; Bergmann 1981; Schegloff 2007; Gülich/Mondada 2008; Günthner 2012). zurück

15 Im Folgenden verwenden wir die Begriffe 'Turn', 'Redezug' und 'Dialogzug' synonym zur Beschreibung eines SMS-Beitrags. zurück

16 Siehe auch Androutsopoulos/Schmidt (2002), Schmidt (2006) sowie Günthner (2011, 2012). zurück

17 Hierzu auch Androutsopoulos/Schmidt (2002); Schwitalla (2002); Schmidt (2006); Hauptstock/König/Zhu (2010); Günthner (2011, 2012). zurück

18 Hierzu ausführlich Günthner (2012). zurück

19 In einer Datensitzung mit chinesischen (40-50 jährigen) Kollegen zeigte sich, dass diese das Zeichen der Tilde nicht kannten, während es für die chinesischen StudentInnen ein gebräuchliches Zeichen der SMS-Kommunikation darstellt. zurück

20 Bei den meisten chinesischen Mobilfunkanbietern ist in der monatlichen Grundgebühr eine gewisse Anzahl (von 160 bis maximal 950) von "Frei-SMS" gegeben, der Versand jeder weiteren Nachricht liegt bei umgerechnet einem Cent (Quelle: China Mobile). zurück

21 Mit der Anrede lieblingsruude spielt Till auf Sophias ruude (Kölsch für: 'rote') Haare an. zurück

22 Eine Auflistung einiger typischer chinesischer Smileys findet sich in Schlobinski (2009: 100). zurück