Im Jahr der Bibel 2003, welches durchaus zu neuem Interesse an der christlichen Heiligen Schrift geführt hat, ist es vielleicht angebracht, sich auch aus sprach- und übersetzungswissenschaftlicher Perspektive dem Umgang mit der Bibel in deutscher Sprache zu widmen. In den 1980er und Ende der 90er Jahre sind mehrere neue Bibelübersetzungen erschienen. Im Folgenden sollen diese in ihrem jeweiligen Anliegen anhand diverser Beispiele vorgestellt und miteinander verglichen werden. Daran schließen sich einige grundsätzliche Überlegungen zum Umgang mit Sprache sowie den Kriterien einer hermeneutischen Bibelübersetzung an.
Wer nach den Urgründen des Nachdenkens über das Übersetzen fragt, landet unweigerlich bei der Bibelübersetzung. So wird das Beispiel der Bibelübersetzung vielfach verwendet, um die sprachlichen und kulturellen Schwierigkeiten der Translationsaufgabe als solche beispielhaft aufzuzeigen. Die Auslegung der Heiligen Schrift erwies sich im Zusammenhang mit den Erfahrungen in der Mission immer auch als ein Übersetzungsproblem mit Blick auf die wachsenden historischen und geografischen Distanzen, die zu überbrücken sind. Die Bibel als heilige Schrift der Christen scheint ihre Wirkung eher in ihren Übersetzungen zu entfalten, nicht im Original, welches heute aus sprachlichen Gründen für die meisten Menschen nicht mehr zugänglich ist.
War der Turmbau zu Babel die Grunderfahrung des Nichtverstehens unter den Menschen, so scheint im Pfingsterlebnis die Utopie einer Sprachwirklichkeit auf, dass alle einander verstehen. Das Wunder des Heiligen Geistes besteht gerade in der Überschreitung der Sprachgrenzen. Die Begegnung mit Gott ist immer eine vermittelte, und schon die Worte Jesu sind uns nicht direkt, sondern nur in griechischer Übersetzung überliefert. Der Echtheitsbeweis der Septuaginta-Übersetzung wird mythologisch nicht etwa aus der Sprachschönheit hergeleitet, sondern aus der Gleichheit aller 70 Einzelversionen (Aristeasbrief), das Heilige liegt nicht im Text, sondern im Christusgeschehen, von dem die Bibel Zeugnis gibt. So ist für Christen Gottes Gegenwart immer vermittelt, und er begegnet jeder und jedem auf eigene Weise. Ein solches Schriftverständnis, jenseits aller wörtlichen Inspiration, gibt natürlich auch die Freiheit, die Botschaft in Übersetzungen zu präsentieren.
Bei der Bibelübersetzung handelt es sich also um die Vermittlung einer frohen Botschaft, die sich uns Lesern aus dem überlieferten Text erschließen soll. In den vielen Briefen und Schriften des Alten und Neuen Testaments berichten Menschen apologetisch von ihrer Erfahrung mit Gott. Es ist ihre Stimme, die aus den Texten spricht, und andere Menschen haben sich davon immer wieder ansprechen lassen und glaubend darauf reagiert. So entfaltete die Bibel über die Jahrhunderte ihre missionarische Kraft nach außen. Im Inneren der christlichen Gemeinden tradierte sie den die Christen verbindenden Glaubensinhalt, denn im Lesen der Bibel versichern sich die Gläubigen immer wieder neu ihres Glaubens.
In Deutschland ist in den letzten vierzig Jahren eine Flut neuer Bibelübersetzungen entstanden, 1999 waren 34 deutsche Versionen im Handel (Haug 1999), inzwischen sind es noch mehr. Manche bezeichnen die Bibel überhaupt als das meistübersetzte Buch der Welt, im Jahre 2001 sollen 2136 Übersetzungen weltweit gezählt worden sein. Es lohnt sich also, den Charakter solcher Übersetzungen einmal genauer zu untersuchen. Diese sind jeweils aus sehr wohlüberlegten zielgerichteten Projekten hervorgegangen. Nichts wurde dem Zufall überlassen, und die Übersetzer haben immer kritisch über ihre Arbeit Rechenschaft abgelegt.
Im allgemeinen wird die Bibel, wie wohl auch die Urtexte, im Gottesdienst der christlichen Gemeinden vorgelesen oder zur privaten erbaulichen Lektüre verwendet, wobei es durchaus auch andere Nutzungszwecke, z.B. die historisch-kritische Analyse gibt. Oralität und Glaubensüberzeugung sind aber die wesentlichen Merkmale biblischer Texte. Als theoretische Zielsetzung vorliegender Bibelübersetzungen erweist sich vor allem das Bemühen um "Verständlichkeit für die Adressaten" sowie die Frage nach der Texttreue im Blick auf die Ausgangstextstruktur, den Sinn auf verschiedenen Textebenen und die zielsprachliche Wirkung (Salevsky 2001: 130-144). Nach wie vor kreist die theoretische Diskussion um formale Nähe oder Ferne zur Gestalt der Textvorlage als Vergleichspol. Daneben stellt die Überlieferung der alten Handschriften und Abschriften ein Problem dar. Den derzeitigen Übersetzungen des NT wird i.d.R. der griechische Text zugrundegelegt, wie er in der 27. Aufl. des Novum Testamentum Graece von Nestle-Aland und der 4. Aufl. des Greek New Testament der United Bible Societies gleichlautend vorliegt.
Dennoch gibt es unterschiedliche Konzepte der Bibelübersetzung, die im Folgenden vorgestellt und jeweils anhand von Textbeispielen als Vergleichsbasis untersucht werden sollen. Es wird die Frage zu stellen sein, inwieweit diese Konzeptionen tragfähig sind. Dabei kann man entweder bestimmte Textstellen herausgreifen und erörtern, wie dasselbe Übersetzungsproblem an verschiedenen Orten gelöst wurde. Oder man kann das Typische einer Übersetzung in einem größeren Textstück aufzeigen. Beide Vorgehensweisen werden hier kombiniert. Zunächst wird jeweils das Konzept der Bibelübersetzung aus Verfassersicht vorgestellt und vergleichend Bezug genommen auf Bibelstellen aus dem NT, und zwar aus Mk 1, 4-5; Joh 20, 11-14; Röm 5, 5-8 und Röm 8,1-4. (Diese Auswahl richtete sich nach der Verfügbarkeit verschiedener Bibelausgaben und der Eignung der Textstücke zur Problemdarstellung.) Daran schließt sich ein übersetzungswissenschaftlicher Kommentar an, woraus sich einige grundsätzliche Überlegungen bezüglich eines neuerlichen Übersetzungsprojektes ergeben könnten.
Nachdem Jahrhunderte lang die Heilige Schrift in griechischer und lateinischer Sprache überliefert worden war, und die römisch-katholische Kirche die Auslegung für die Gläubigen aufgrund ihrer Kirchenlehre besorgt hatte, wurde die Bibel in der Reformationszeit zu einem Instrument der Emanzipation. Martin Luther hat in seiner zentralen Programmschrift An den Christlichen Adel deutscher Nation aus dem Jahre 1520 dem Papst das Auslegungsmonopol der Heiligen Schrift bestritten, welches freilich auf dem Konzil zu Trient 1546 unter Verweis auf die Tradition der Exegese erneut bekräftigt wurde. Gegen die allegorische Deutung der Schrift seitens der römischen Kirche setzte Luther die Eindeutigkeit, ja eine "perspicuitas" als Durchsichtigkeit der Schrift selbst, die von den Gläubigen in ihrer Auslegung erfasst werde. Luther und auch der Reformator Zwingli stehen in der Gemeinschaft der Menschen, die als Glaubende den Text verstehen wollen. Um ihnen dabei zu helfen, fertigt Luther eine deutsche Übersetzung an und schaut dazu "den Leuten aufs Maul" (Sendbrief), um so zu schreiben, dass sie es verstehen.
Luther musste sich eines gebräuchlichen und sich damals festigenden Allgemeinwortschatzes des 15./16. Jh. bedienen (Seyferth 2001: 69). Dabei hat er keineswegs einen Straßen- und Marktjargon oder nur die sächsische Kanzleisprache verwendet. Er hat vielmehr auch sprachschöpferisch einen eigenen Stil entwickelt, der nicht ohne prosodische Sprachsignale aus dem Urtext ist. Insgesamt wird Luthers Bibelübersetzung auch als ein Sprachkunstwerk angesehen.[1] Luther sah für sich die Aufgabe, "'einen bedingungslos deutschen Text der Bibel zu schaffen' (K. Kirchert). Dieser führt nicht an die Bibel heran, sondern ist die Bibel" (Besch 2001: 112). Daneben legt Luther großen Wert auf die mündliche Predigt, wo der Inhalt der Schrift in ihrer Lebensbedeutsamkeit erklärt wird. Die Bibel wird als ein Buch aufgefasst, das dazu dienen will, dass ein Mensch für die Nachfolge das Nötige lernen, sich moralisch und geistlich entwickeln und gute Werke tun kann. Noch heute wird Luthers Übersetzung für die liturgischen Texte in den deutschsprachigen evangelischen Kirchen verwendet. Es folgen Beispieltexte aus Luther, rev. Fassung 1985:
Mk 1, 4.5 - 4Johannes der Täufer war in der Wüste und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.
Joh 20,11-14 - 11Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab 12und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten.
Röm 5,5-8 - 5Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Röm 8,1-4 - So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
2Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. |
Jede der nummerierten Bibelstellen ist in einer neuen Zeile gedruckt, was das Vorlesen erleichtert. Sprachlich fällt auf, dass Luther einfache kompakte Wörter verwendet: Liebe, Glaube, Sünden, Zuversicht, Herr, Engel, usw., deren Bedeutung in der christlichen Gemeinde offenbar unzweifelhaft ist, da sie in Predigt und Unterweisung vermittelt werden. Auch eine gewisse traditionelle, gehobene Ausdrucksweise ist noch in der behutsamen Revision von 1985 enthalten: Leichnam, Gewänder, zu Häupten, Vorfahren, zuschanden. Mit dem Präsens wird Spannung erzeugt. Besonderheiten sind Formeln wie z.B. Siehe..., Es begab sich aber..., Und... Typisch ist auch die Voranstellung des Verbs im Nebensatz, was die entscheidende Handlung hervorhebt: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in...
Die Tradition der Reformation Zwinglis in der Schweiz ist heute in der Zürcher Bibel präsent, welche 1907-1931 im Auftrag der Kirchensynode nach dem Grundtext aufs neue übersetzt wurde. Diese Übersetzung bemüht sich um größtmögliche Textnähe, weil in calvinistisch-reformierter Tradition die Wahrheit in der Schrift verbürgt gesehen wird. Beispiele:
Mk 1, 4-5 - 4[so] taufte Johannes in der Wüste und predigte, man solle sich taufen lassen aufgrund der Busse zur Vergebung der Sünden. 5Und das ganze jüdische Land zog zu ihm hinaus und alle Bewohner von Jerusalem, und sie liessen sich von ihm im Jordanfluss taufen, indem sie ihre Sünden bekannten. Joh 20,11-14 - 11Maria aber stand aussen bei der Gruft und weinte. Wie sie nun weinte, beugte sie sich in die Gruft hinein; 12da sieht sie zwei Engel in weissen Kleidern dasitzen, den einen beim Haupte und den andern bei de Füssen da, wo der Leib Jesu gelegen hatte. 13Und die sagen zu ihr: Weib, was weinst du? Sie sagt zu ihnen: Sie haben meinen Herrn hinweggenommen, und ich weiss nicht, wo sie ihn hingelegt haben. 14Als sie dies gesagt hatte, wandte sie sich um. Und sie sah Jesus dastehen und wusste nicht, dass es Jesus war. Röm 5,5-8 - 5die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden, weil die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsre Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben worden ist. 6Denn Christus ist, als wir noch schwach waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. 7Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen zu sterben, nimmt vielleicht noch jemand auf sich. 8Gott beweist aber seine Liebe gegen uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Röm 8,1-4 - Also gibt es jetzt keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus Jesus sind. 2 Denn das Gesetz des Geistes des Lebens hat mich in Christus Jesus frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. 3 Denn [um das zu erreichen], was dem Gesetz unmöglich war, weil seine Kraft gelähmt war durch das Fleisch, sandte Gott seinen Sohn in einer Gestalt, die dem sündlichen Fleisch ähnlich war, und um der Sünde willen und verurteilte die Sünde im Fleische, 4 damit die durch das Gesetz geforderte Gerechtigkeit erfüllt werde in uns, die wir nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geiste. |
Der Text ist nicht durchgegliedert, sondern folgt der Form des Urtextes.[2] Die Erläuterung des Anhangs im Plural zeigt an, dass die Übersetzung von einem Redaktionsteam angefertigt wurde, und sie könnte als "philologische Übersetzung" bezeichnet werden, die trotz Imitation der ausgangssprachlichen Strukturen "einen eleganteren Stil verwendet, der sich an gehobenen Leseransprüchen ausrichtet" (Kassühlke 1998: 30). Tendenziell entspricht sie der schweizerischen Stilistik. Vermeer (1990: 59) bezeichnet solches als "die retrospektive' Ansicht, daß der Ausgangstext das Maß aller Dinge sei".
Luthers textgemäße "Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden" in Mk 1 wird in ihrer Kausalität konkretisiert. Der Text ist schon etwas länger als bei Luther. In Röm 5 erscheint nicht der Gegensatz des Sterbens für "einen Gerechten" oder "das Gute", sondern für "den Gütigen", was wenig Sinn macht. Sünder sein wird wie bei Luther als "Schwäche" definiert. Die Formulierung zum "Gesetz" in Röm 8 ist nicht sehr verständlich. Es zeigt sich das Bemühen um theologische Erläuterungen.
Nicht primär zur persönlichen Erbauung, sondern vielmehr für den Gebrauch in Gottesdiensten und Schulen aller deutschsprachigen katholischen Bistümer ist die Einheitsübersetzung (EinÜ) gedacht, die 1980 erschienen ist. Das Projekt war in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils in Angriff genommen worden, nachdem ein Wechsel der Liturgie vom Latein zur Landessprache möglich geworden war, und ohnehin vermisste man eine gute neue deutsche Bibel für die Katholiken.[3]
Das Projekt über 17 Jahre war schwierig, denn die Katholiken hatten "keine Erfahrung mit dem Bibelübersetzen" (Lohfink 2001: 226). Unbekannt war den Verantwortlichen die Arbeit der Weltbibelgesellschaften in New York unter Eugene Nida, der damals schon seine Übersetzungsmethodik entwickelt hatte. Nach Auskunft Lohfinks wurden einfach alle katholischen Exegeseprofessoren zusammengerufen und die Arbeit unter sie aufgeteilt: "Aber die Frage, ob exegetische Fachwissenschaftler denn automatisch jene Hauptkompetenz besitzen, die ein Übersetzer haben muss, stellte man sich überhaupt nicht. Am wichtigsten ist bei einer Übersetzung nämlich, dass man ein Meister jener Sprache ist, in die hinein übersetzt werden soll" (Lohfink 2001: 226).
Das zeigte sich bald, und es wurden zur Reparatur Germanisten, Schriftsteller und sogar die Gesellschaft für deutsche Sprache herangezogen, aber sie konnten auch nur an einzelnen Stellen ausbessern.[4] Diese Übersetzung ist das Ergebnis vieler Kompromisse und zeigt eine Tendenz zur Glättung und Uneinheitlichkeit, wie Haug (2001: 346) und Vermeer (1990: 62) kritisch vermerken. Allzu befremdliche Textelemente des Originals waren als unzumutbar empfunden worden. Insgesamt ist diese Einheitsübersetzung aber im katholischen Kirchenvolk sehr gut aufgenommen worden und in den liturgischen Büchern festgeschrieben. Beispiele:
Mk 1, 4-5 - 4So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. 5Ganz Judäa und alle Einwohner von Jerusalem zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Joh 20,11-14 - 11Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. 12Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. 13Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. 14Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wußte aber nicht, daß es Jesus war. Röm 5,5-8 - 5Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. 6Christus ist schon zu der Zeit, da wir noch schwach und gottlos waren, für uns gestorben. 7Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben; vielleicht wird er jedoch für einen guten Menschen sein Leben wagen. 8Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Röm 8,1-4 - Jetzt gibt es keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus Jesus sind. 2Denn das Gesetz des Geistes und des Lebens in Christus Jesus hat dich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes. 3Weil das Gesetz, ohnmächtig durch das Fleisch, nichts vermochte, sandte Gott seinen Sohn in der Gestalt des Fleisches, das unter der Macht der Sünde steht, zur Sühne für die Sünde, um an seinem Fleisch die Sünde zu verurteilen; 4dies tat er, damit die Forderung des Gesetzes durch uns erfüllt werde, die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist leben. |
Die Übersetzung ist recht genau und spricht dabei ein Deutsch von heute. Da sich der Text flüssig liest, eignet er sich besonders für das zusammenhängende Lesen längerer Passagen. Manchmal sind aber die Formulierungen auch recht nivelliert, es wirkt fast ein wenig hölzern, insbesondere wurde auf rhythmisch-liturgische Sprache nicht sichtbar Wert gelegt, was mit der eigentlichen Zielsetzung der Übersetzungsarbeit, nämlich der Verwendung in den Gottesdiensten, kontrastiert. Zwischen den Kapiteln finden sich Querverweise auf andere Bibelstellen, am Fuß der Seiten sind theologische Erläuterungen eingefügt.
Es finden sich aber auch inhaltliche Abweichungen. In Mk 1 wird schon hier wie in allen späteren Versionen eine theologische Veränderung eingebaut: Das Sündenbekenntnis wird heute nach der Lehre der Kirche für eine Voraussetzung der Taufe gehalten, was so nicht bei Luther erscheint, der sich an den Wortlaut hält. In Röm 5,7 erscheint der Gegensatz wie in Zürcher zwischen "einem Gerechten" und einem "guten Menschen". In Röm 8 bleibt es unverändert bei der Konstellation von "Sünde" und "Fleisch".
Aufgrund von Erfahrungen in der weltweiten Mission zur Verkündigung der christlichen Botschaft wurden Bibelübersetzungen in alle Weltsprachen notwendig. Wesentlich geprägt wurde die neuere Übersetzungsauffassung von dem amerikanischen Sprachwissenschaftler Eugene A. Nida.[5] Er forderte die "dynamisch-äquivalente" Übersetzung, die nicht nur einen Originaltext wiedergeben, sondern vor allem eine vergleichbare Wirkung erzeugen soll (Nida/Taber 1969: 3). Dieser "kommunikative Übersetzungstyp" strebt Funktionskonstanz an, nicht so sehr Texttreue.
Während die Missionare aus Europa und Amerika bei ihrer Verkündigung in fernen Ländern vor allem auf kulturelle Unterschiede stießen, sodass bei wörtlicher Übersetzung als Empfängerreaktion nicht Glaube sondern Unverständnis erzielt wurde, zeigte sich in deren Heimat im Anschluss an die Nachkriegszeit besonders in der jüngeren Generation eine wachsende Tendenz zur Entchristlichung. So ergab sich auch dort die Forderung nach moderneren Bibelübersetzungen, vor allem für Außenstehende. Übersetzer sollten nicht mehr wie fromme Gemeindeglieder reden, sondern darauf achten, was Menschen denken, die noch wenig oder gar nichts vom Evangelium aufgenommen haben. Daran sollte der Bibeltext ausgerichtet werden.
In diesem Sinne entstanden ab den 60er Jahren Bibelausgaben für bestimmte Lesergruppen, meist handelte es sich nur um das Neue Testament, so zum Beispiel Die Gute Nachricht von 1968. Diese Ausgabe besonders für junge Menschen wollte "die unmittelbare sprachliche Verständlichkeit des Originals soweit irgend möglich erreichen" (Anleitung zum Gebrauch, S. 3). Es war aber die Übersetzung der amerikanischen Bibelversion Good News Bible for Modern Man, Today's English Version gewesen, die vor allem junge Menschen ansprechen wollte. Entsprechend dem angelsächsischen Schreibstil herrschte hier eine größere Kolloquialität vor (Stolze 2003: 294). Nichttheologen hatten nun zunächst den amerikanischen Text ins Deutsche übertragen, und bewusst wurde hier eine Distanz zur Kirchensprache gepflegt, um Kirchenferne zu erreichen. Vermeer (1990: 62) lobt daran die "Wegkehr von rein jüdischer Formulierung" und die "zaghaft begonnene Modernisierung", die allerdings nicht kohärent durchgeführt worden sei. Beispiele:
Mk 1, 4-5 - Dies ging in Erfüllung, als der Täufer Johannes in der Wüste auftrat. Er sagte zu den Menschen: <<Ändert euch und laßt euch taufen, dann wird Gott euch eure Schuld vergeben!>>5Alle Leute aus dem Gebiet von Judäa und die ganze Einwohnerschaft von Jerusalem kamen zu ihm, gaben offen ihre Verfehlungen zu und ließen sich von ihm im Jordan taufen. Joh 20,11-14 - 11Maria stand noch vor dem Grab und
weinte. Dabei beugte sie sich vor und schaute hinein. 12Da
sah sie zwei weißgekleidete Engel. Sie saßen an der Stelle,
wo Jesus gelegen hatte, einer am Kopfende und einer am Fußende.
13<<Warum weinst du, Frau?>> fragten die Engel.
Maria antwortete: <<Sie haben meinen Herrn fortgetragen, und ich
weiß nicht, wohin sie ihn gebracht haben!>> Röm 5,5-8 - 5Das gibt uns die Gewißheit,
daß wir auch vor dem Gericht Gottes bestehen werden. Gott hat uns
ja seinen Geist* geschenkt und uns dadurch gezeigt, wie sehr er uns liebt.
Röm 8,1-4 - Darum muß keiner das Urteil Gottes fürchten, wenn er sich an Jesus Christus hält. 2Denn dann gilt für ihn ein ganz anderes Gesetz als das, das durch die Sünde in den Tod führt: nämlich das Gesetz des Geistes*, der durch Jesus Christus zum Leben führt und uns von jenem Gesetz befreit hat. 3Wo das Gesetz versagen musste, weil wir schwache Menschen sind, da griff Gott selbst ein. Er sandte seinen eigenen Sohn* als einen Menschen, der wie wir der Versuchung zum Ungehorsam ausgesetzt war, und verurteilte die Sünde dort, wo sie ihre ganze Stärke entfaltet: in der menschlichen Natur. So hat er die Sünde überwunden. 4Nun können wir so leben, wie das Gesetz es verlangt. Denn unser Leben wird jetzt vom Geist Gottes bestimmt und nicht mehr von unserer eigenen Natur. |
Besonders die im Pietismus herausgebildete metaphorische Sprache sollte vermieden werden. Es sollte ein glatt lesbarer Text für Schnellleser sein. Dennoch hat man sich, wo immer es ging, recht wörtlich an den Text gehalten, z.B. in Joh 20,11 wodurch der Text recht banal klingt. In Röm 5 werden die Ausdrücke "Glaube" und "Hoffnung" umschreibend interpretiert.
Allerdings war der Erfolg nicht so wie erwartet, und schon 1971 erschien eine Überarbeitung. Schwierige Wörter wie "Glaube, Zuversicht, Zeugnis, Gerechter, Sünde" wurden durch einfachere ersetzt, wie: Vertrauen, Anerkennung, schuldloser Mensch, Versuchung zum Ungehorsam, die aber auch nicht wesentlich verständlicher sind. In Röm 8 wird das "Fleisch" als schwache Natur des Menschen beschrieben. Durch die explizitere Darstellungsweise ist der Text etwas länger als ältere Versionen.
Nun ist 1997 wieder eine Neuübersetzung erschienen: Gute Nachricht Bibel (GNB). Sie ist ein ökumenisches Gemeinschaftswerk von Theologen aus der evangelischen und der katholischen Kirche sowie aus dem Raum der evangelischen Freikirchen. Die Intentionen der Neuübersetzung waren: Verbesserung der Sprache durch stärkere Betonung bildhafter Sprache, und der Konkordanz durch Wiederaufnahme und Erläuterung vorher eliminierter traditioneller dogmatischer Begriffe, Findung von Sprachformeln, die Frauen nicht diskriminieren oder ausgrenzen (Nachwort, 346). Beispiele:
Mk 1, 4-5 - 4Dies traf ein, als der Täufer Johannes in der Wüste auftrat und den Menschen verkündete: "Kehrt um und lasst euch taufen, denn Gott will euch eure Schuld vergeben." 5Aus dem ganzen Gebiet von Judäa und aus Jerusalem strömten die Leute in Scharen zu ihm hinaus, bekannten öffentlich ihre Sünden und ließen sich von ihm im Jordan taufen. Joh 20,11-14 - 11Maria stand noch draußen vor dem Grab und weinte. Dabei beugte sie sich vor und schaute hinein. 12Da sah sie zwei weißgekleidete Engel*. Sie saßen an der Stelle, wo Jesus gelegen hatte, einer am Kopfende und einer am Fußende.
Röm 5,5-8 - 5Unsere Hoffnung aber wird uns nicht enttäuschen. Denn daß Gott uns liebt, ist uns unumstößlich gewiß.a Seine Liebe ist ja in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist*, den er uns geschenkt hat.
b) Es kann auch übersetzt werden für einen (besonders) guten Menschen. Röm 8,1-4 - Vor dem Gericht Gottes gibt es also keine Verurteilung mehr für die, die mit Jesus Christus verbunden sind. 2Denn dort, wo Jesus Christus ist, gilt: du bist befreit von dem Gesetz*, das von der Sünde missbraucht wird und zum Tod führt. Denn du stehst jetzt unter dem Gesetz, in dem der Geist* Gottes wirkt, der zum Leben führt.d
e) wörtlich gegen das Fleisch*. Entsprechend wir auch in den Versen 4,13 das Wort Fleisch durch unsere (selbstsüchtige) Natur wiedergegeben. f) in der leiblichen ...: wörtlich in der Gestalt des Fleisches* der Sünde. g) ebendort, wo...: wörtlich im Fleisch*. |
Diese Version ist in der Tat gut verständlich für viele, auch z.B. für Konfirmanden. Der Text ist wieder stärker durchgliedert. Die Predigt des Johannes wird als direkte Rede dargestellt. Zu "Engel" finden sich im Anhang viele Querverweise auf andere Bibelstellen mit Bedeutungsangaben. Der "Glaube" wird im Unterschied zu den bisherigen Versionen als "Vertrauen" eigens definiert. Der Gegensatz "Gerechter/gute Sache" in Röm 5,7 wird thematisiert. Die Mitteilung über die "Hoffnung" ist abgeschwächt: statt "zuschanden werden"/"zugrunde gehen" nur noch "wird uns nicht enttäuschen". Im Anhang finden sich ausführliche theologische Erklärungen zu den schwierigen Begriffen. In Joh 20 wurde das traditionelle "Weib" durch "Frau" ersetzt, aber der "Herr" ist noch vorhanden. In Röm 8 wird "Fleisch" durch "selbstsüchtige Natur" wiedergegeben. Der Text ist wieder etwas länger geworden.
Als eigenständiger seelsorgerlich inspirierter Versuch ist 1965 Das Neue Testament von Jörg Zink übertragen worden. Er geht von der Erfahrung aus, dass Menschen Verständnisprobleme mit dem älteren Luthertext hätten. Im Klappentext heißt es: "Diese Übertragung ist für Menschen bestimmt, die das Neue Testament in einer verständlichen Sprache lesen und es auch dann verstehen möchten, wenn sie niemanden bei sich haben, der es ihnen erklärt. Der Übersetzer hat immer wieder einzelne schwierige Wörter durch ganze Sätze wiedergegeben und ausführlich umschrieben, was in der Kürze vermeintlich nicht verständlich war, und hat Erklärungen, wo sie nötig waren, in Klammern beigefügt." Beispiele:
Mk 1, 4-5 - 4Dann kam die Stunde der Erfüllung: Johannes begann mit heiligen Waschungen, am Jordan draußen in der Einsamkeit und rief: Laßt euch taufen! Bereut, was ihr getan habt! Laßt euch frei machen von eurer Schuld und eurem bösen Wesen! 5In Massen strömten die Menschen zu ihn hinaus, aus dem südlichen Israel und aus Jerusalem, ließen sich von ihm im Jordan untertauchen und bekannten, was sie gegen Gottes Willen getan hatten. Joh 20,11-4 - 11Maria aber stand vor dem Grab draußen und weinte. Wie sie nun so weinte, bückte sie sich und sah in das Grab hinein. 12Da erblickte sie zwei Engel in weißen Kleidern. Der eine saß am Kopfende, der andere am Fußende der Grabstätte, in der der Leib des Herrn gelegen hatte. 13Die fragten sie: Warum bist du so traurig? Sie haben meinen Herrn weggetragen, antwortete sie, und ich weiß nicht, wohin.
Röm 5,5-8 - 5Denn Gott liebt uns. Woher wir das wissen? Von Gott selbst. Denn weil Gott uns seinen Geist gab, ist uns auch seine Liebe gewiß. Weil Gott uns liebt, können wir wiederum ihn lieben.
Röm 8,1-4 - 1Nun ist ganz sicher: Wenn wir zu Jesus Christus gehören und er uns keine Schuld anrechnet, ist wirklich keine Schuld an uns. 2Denn Gott gab uns seinen Geist und tat damit an uns, was er an Jesus Christus tat: Er gab ihm Leben und machte auch uns lebendig. Bisher galt das Gesetz, wer Böses tue, ernte den Tod, aber Gott hat uns davon frei gemacht. 3Was das Gesetz nicht leisten konnte, tat Gott. Das Gesetz sollte eigentlich dem Bösen widerstehen, aber der eigenmächtige Wille war stärker. Nun sandte Gott seinen Sohn in der Gestalt eines irdischen Lebens, der einem dem Bösen unterworfenen Menschen zum Verwechseln ähnlich war, und überwand die feindliche Macht. Er sprach das Urteil über sie, das Urteil zum Tode (und Christus starb den Tod des Schuldigen am Kreuz). 4Damit ist nun der Forderung des Gesetzes Genüge getan, und auch wir sind von ihm frei, denn wir leben nicht mehr nach unserem eigenen Willen, sondern sind freie Menschen durch den Geist Gottes. |
Die menschlichen Dinge werden mit gebräuchlichen Ausdrücken benannt, wie Kleider, Kopfende, Grabstätte, Leib. Die Predigt des Johannes und der schwierige Text in Röm 8 wird noch ausführlicher erläutert. Es wird nicht auf alle kirchlichen Ausdrücke (Glaube, Wirken Gottes) verzichtet, doch einige werden implizit erläutert: Zuversicht = Hoffnung auf Künftiges. "Sünde" wird als "Schuld" oder "im Streit mit Gott liegen" oder "etwas gegen den Willen Gottes tun" definiert, wobei aber nicht gesagt ist, was dies nun bedeuten soll.
Allerdings ist diese "Übertragung" so frei, dass beim kritischen Leser auch die Frage aufkommt, "was denn jetzt eigentlich im Bibeltext steht". Solche freien Neuformulierungen haben immer mit einem gewissen Misstrauen zu kämpfen, v.a. wenn man mit den traditionellen Texten in Berührung kommt.
Trotz aller Bemühungen um mehr Verständlichkeit scheint immer noch eine große Fremdheit dem biblischen Text gegenüber vorzuherrschen. Diesem Mangel abzuhelfen ist die Neue Genfer Übersetzung (NGÜ) seit 1989 in Vorbereitung, wobei nach und nach einzelne Evangelien herauskamen. Bis 2003 sind nun die Evangelien und einige Briefe des Paulus in einem Band erschienen.[6] Die NGÜ möchte die Lücke schließen zwischen "Übersetzungen, die zwar philologisch zuverlässig, aber sprachlich veraltet und oft nur mit Mühe zu verstehen sind, und Übersetzungen, die zwar eine moderne Sprache gebrauchen und leicht verständlich sind, aber vom Wortlaut des Originaltextes oft so weit abweichen, daß es kaum mehr gelingt, den Weg von der Vorlage zur Übersetzung nachzuvollziehen." (Notizen 1/1995, 2). "Deshalb ist inhaltliche Genauigkeit für die NGÜ oberste Priorität. Darüber hinaus bemüht sie sich um eine natürliche und zeitgemäße Sprache" (Vorwort).[7]
Nach eigener Überzeugung liegen Einzelausgaben "voll im Trend", denn "moderne Informationen müssen in überschaubaren Einheiten geliefert werden" (Notizen 11/1997, 1). Die Einzelausgaben eines Evangeliums z.B. können auch leicht im Handgepäck auf die Reise mitgenommen werden, was dem missionarischen Auftrag des Unternehmens entspricht. Ferner orientiert man sich an den modernen Kommunikationsmitteln.[8]
Als besonderer "missionarischer Dienst an der jungen Generation" wurde 1998 eine "trendige Sonderausgabe" in "technomäßiger Spezialaufmachung" (Notizen 15/1998, 1) des Ersten Johannesbriefs herausgebracht: "Das Besondere daran soll die äußere Erscheinung sein. Die Gestaltung des Covers, die verwendeten Farben, das Layout des Textes" (Notizen 5, 2) soll modern sein. Das Heftchen in 70.000 Exemplaren sollte dann bei Jugendtreffen, Festivals und Ähnlichem verteilt werden. Textbeispiele:
Mk 1, 4.5 - 4Das ging in Erfüllung, als Johannes der Täufer in der Wüste auftrat und die Menschen auffordertec, umzukehren und sich taufen zu lassen, um Vergebung der Sünden zu empfangend. 5Die Ganze Bevölkerung von Juda und die gesamte Einwohnerschaft Jerusalems kamen zu ihm in die Wüste; sie bekannten ihre Sünden und ließen siche im Jordan von ihm taufen. d) W auftrat und eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden verkündete. e) W in die Wüste; ihre Sünden bekennend, ließen sie sich. Joh 20,11-14 - 11Maria aber blieb draußen vor
dem Grab stehen; sie weinte. Und während sie weinte, beugte sie sich
vor, 'um' ins Grab 'hineinzuschauen'. 12Da sah sie an der Stelle
wo der Leib Jesu gelegen hatte, zwei Engel in weißen 'Gewändern'
sitzen, den einen am Kopfende und den anderen am Fußende. 13>>Warum
weinst du liebe Frau?<< fragten die Engel. Maria antwortete: >>Sie
haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin sie ihn
gebracht haben.<< Röm 5,5-8 - 5Und in unserer Hoffnung werden wir nicht enttäuscht. Denn Gott hat uns den Heiligen Geist gegeben und hat unser Herz durch ihn mit der Gewissheit erfüllt, dass er uns liebta.
b) Od zu der von Gott festgesetzten' Zeit. c) W für einen Gerechten. d) Od für einen Wohltäter. Od für eine gute Sache. W für den Guten / das Gute. Röm 8,1-4 - Müssen wir denn nun noch damit rechnen, verurteilt zu werden? Nein, für die die mit Jesus Christus verbunden sindi, gibt es keine Verurteilung mehrj 2Denn wenn du mit Jesus Christus verbunden bist, bist du nicht mehr unter dem Gesetz der Sünde und des Todes; das Gesetz des Geistes, der lebendig macht, hat dich davon befreit.a 3Das Gesetz des Mose war dazu nicht imstande; es scheiterte am Widerstand der menschlichen Natur. Deshalb hat Gott als Antwort aufb die Sünde seinen eigenen Sohn gesandt. Dieser war der sündigen Menschheit insofern gleich, als er ein Mensch von Fleisch und Blut war, und indem Gott an ihm das Urteil über die Sünde vollzog, vollzog er es an der menschlichen Natur.c 4So kann sich nun in unserem Leben die Gerechtigkeit verwirklichen, die das Gesetz fordert, und zwar dadurch, dass wir uns vom Geist 'Gottes' bestimmen lassen und nicht mehr von unserer eigenen Naturd. j) W 1 Es gibt jetzt also keine Verurteilung für die, die in Christus Jesus sind. a) Od Denn du bist dann nicht mehr unter dem Gesetz der Sünde und des Todes; das Gesetz des Geistes, der durch Jesus Christus lebendig macht, hat die (aL(1) mich; aL(2) uns) davon befreit. b) Od als Opfer für. c) W 3 Denn wozu das Gesetz nicht imstande war, weil es durch das Fleisch schwach war, das tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn in der Gleichheit des Fleisches der Sünde und für die Sünde / als Sündopfer sandte und (dadurch) die Sünde im Fleisch verurteilte. d) W vom Fleisch. |
Trotz der modischen Aufmachung des Umschlags auch der Buchausgabe NGÜ 2003 erscheint der Inhalt der Bibelübersetzung, auch in der Schrift, eher traditionell, und der Leser fragt sich, ob er da nicht überrumpelt wurde. Von modischem Stil ist keine Rede. Angestrebt ist Originaltreue, und alternative Lesarten werden minutiös in Fußnoten erläutert, wobei sich diese auffälligerweise um eher nebensächliche, syntaktisch abweichende Formulierungen drehen. Die vielfältige Nennung unterschiedlicher Lesarten ist aber nicht gerade erhellend. Im Unterschied dazu waren bei der GNB immerhin noch wesentliche inhaltliche Unterschiede z.B. in den Begriffen "Zuversicht" oder "Vertrauen" besprochen worden. Das wörtlich übersetzte "gottlos sein" wird zu erklären versucht mit "Gott den Rücken gekehrt hatten", doch ob dies klarer ist?
Ausführliche Erklärungen verhindern nicht die Unklarheiten. In Mk 1 erscheint z.B. ein merkwürdiger Widerspruch: man soll sich taufen lassen "um Vergebung der Sünden zu empfangen" und: man "bekennt die Sünden" und lässt sich dann taufen. Luther hatte den Zusammenhang von Taufe und Sündenvergebung noch offen gelassen. Die Schwäche des Sünderseins in Röm 5 wird als "ohnmächtig" definiert. Die Verwendung rhetorischer Fragen, die dann beantwortet werden, weicht vom Originaltext deutlich ab, z.B. in Röm 8,1.
Die überdeutliche Beschreibung der eigenen Arbeitsauffassung, die Betonung der Bibeltreue der Übersetzer, denn es wird ein "von ihrer glaubensmäßigen Einstellung her vertrauenswürdiges" Team bestellt, und die Bezeichnung des Ergebnisses als "kommunikative Übersetzung" zeugen von einer großen Furcht vor Missverständnissen, von der Angst, dass ein Leser sich irgend etwas Eigenes, möglicherweise evangelikal nicht Zulässiges denken könnte: "Der Wortlaut muss so sein, dass dem Leser die richtigen Schlüsse nahe gelegt werden und er nicht in die Irre geführt wird" (Notizen 22, 3). So wird Wert gelegt auf "eine gründliche Exegese der griechischen Vorlage", wobei hier allerdings sehr wortbezogen und einzelsatzorientiert vorgegangen wird. Durch langwierige erklärende Nebensatzkonstruktionen entsteht ein recht schwerfälliger, zäher Text, der zudem viel länger ist als ältere Versionen. Es scheint die von der reformierten Tradition her naheliegende Vorstellung zu herrschen, dass die Wahrheit des Textes in den Wörtern und Sätzen verborgen ist.
Noch weiter von der traditionell-kirchlichen Vorstellung des Bibelgebrauchs entfernt ist Das Neue Testament (DNT), 1999 übersetzt und herausgegeben von Klaus Berger und Christiane Nord. Dies ist eine vollständige Ausgabe aller ältesten Schriften des Urchristentums, also der Kanon des Neuen Testaments und frühchristliche Schriften bis 200 n.Chr. Diese Texte sind streng nun nach dem historischen Erscheinungsdatum angeordnet, welches Klaus Berger in seinen Forschungen ermittelt hat, beginnend mit 50 n. Chr. Die gewohnte Ordnung des NT ist somit aufgebrochen, und dies soll u.a. die eingefahrenen Lesegewohnheiten stören, denn die könnten auch eine trügerische Vertrautheit sein und Missverständnisse zementieren.
Neben der historischen Anordnung der Texte geht diese Neuübersetzung durch Berger/Nord auch von einer eigenen übersetzungstheoretischen Grundlage aus, die im Vorwort erläutert ist. Der Grundsatz ihres "funktionsorientierten" Übersetzens lautet: "Wie ein Text übersetzt wird ... hängt davon ab, was man mit der Übersetzung bewirken will, welche kommunikative Funktion' der Zieltext für die Empfänger in der Zielkultur haben soll" (Berger/Nord 1999: 21).[9]
Das Ziel dieser Übersetzung wird als "verstandene Fremdheit" definiert (Berger/Nord 1999: 22; 2000). Hauptziel ist die Darstellung der kulturellen Fremdheit der Texte in einer für uns in unserer deutschen Kultur verständlichen Form, sowie das Aufzeigen von Anknüpfungspunkten, wo auch diese fremden alten Texte für uns noch etwas bieten könnten, "letzten Endes also eine Art missionarisches' Nahebringen" (Berger/Nord 2000: 216). Die Existenz anthropologischer Konstanten durch Zeit und Raum wird als empirisch nicht nachweisbar negiert, und damit entfalle die Basis für eine Vereinnahmung der Bibel durch die modernen Humanwissenschaften und auch der protestantischen Theologie. Die Bibel sei etwas Fremdes, denn die Ausgangstextverfasser und heutigen Rezipienten seien durch mehrere kulturelle Distanzen getrennt, wie z.B. historische Unterschiede, die stoische Philosophie, die Gnosis usw. Demgegenüber findet Lohfink (2002: 231) gerade im Blick auf die Bibel eine "große sprachliche und kulturelle Nähe".
Diese Übersetzungstheorie wendet sich auch vehement gegen die überkommene Vorstellung, eine wortwörtliche Übersetzung sei Garant für den richtigen Sinn, und der Sprachklang des Originals müsse bewahrt werden. Die am Wort orientierte Rezeption sei abzulehnen, denn sie kann sich verselbständigen und dem Sinn des Kontextes entgegenwirken. Angesichts der großen kulturellen Distanz zur Bibel und der zunehmenden Distanz der Leser zum tradierten Bibelgebrauch wird es zu einer missionarischen Aufgabe, die Botschaft dem Verstehen der Menschen zu erschließen. Wer neu übersetzt, könne die Menschen dazu bringen, neu zuzuhören und nachzudenken, indem alte Gewohnheiten konterkariert werden.[10] Beispiele:
Mk 1, 4-5 - 4Und also rief Johannes der Täufer in der Wüste die Leute dazu auf, umzukehren und sich taufen zu lassen, auf daß Gott die Sünden vergebe.4 / Und alle Einwohner von Juda und von Jerusalem strömten zu Johannes hinaus in die Wüste. Sie ließen sich von ihm im Jordan taufen, und weil sie dadurch rein geworden waren, konnten sie ihre Sünden bekennen und um Vergebung bitten.5 5 Übersetzung durch zwei Verben, denn das griechische Verb heißt nicht nur "bekennen", sondern gleichzeitig auch "um Vergebung flehen." Joh 20,11-14 - 11Maria aber blieb vor dem Grab und weinte bitterlich, von Kummer und Schmerz gebeugt. Als sie aufblickte, 12sah sie plötzlich in der Grabkammer zwei Engel in leuchtenden Gewändern an der Stelle sitzen, wo Jesus gelegen hatte, einen am Kopfende und einen am Fußende. 13Die Engel sprachen sie an: >>Warum weinst du, gute Frau?<< Sie antwortete: >>Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin sie ihn gebracht haben.<< 14Dann drehte sie sich um und sah einen Mann dastehen. Es war Jesus, doch sie wusste nicht, daß er es war. Röm 5,5-8 - 5Wir wissen, daß wir mit unserer Hoffnung nicht auf dem Holzweg sind, denn schon jetzt hat Gott uns mit dem Heiligen Geist auch seine herzliche Liebe zugewandt. 6Denn Jesus, der Messias, ist für uns gestorben, damals, als wir ganz schwach und elend und gottlos waren. 7Nun wird wohl selbst für einen Menschen, der gut und edel ist, kaum jemand gerne sterben wollen. 8Doch Gott hat uns sogar damals schon seine Liebe geschenkt, als wir als Sünder noch ganz weit entfernt von ihm waren. Röm 8,1-4 - Doch wir sind ja nicht allein, sondern alle mit Christus verbunden, und daher verurteilt uns kein Gesetz mehr. Denn jetzt gilt das Gesetz Gottes gegenüber, ja: in Menschen, die vom Heiligen Geist erfüllt sind, und das bedeutet, daß wir am Leben Jesu Christi, des Auferstandenen teilhaben. Wenn das Gesetz uns so begegnet, dann hat es seine alte Rolle ganz abgelegt und steht nicht mehr im Dienst von Sünde und Tod. / Solange das Gesetz45 allein einem schwachen Menschen gegenüberstand, spiegelte es nur dessen Schwachheit wider und konnte ihn nicht retten. Jedoch dadurch, daß Gott seinen Sohn als sterblichen Menschen gesandt hat, der uns Sündern ähnlich, aber doch kein Sünder ist, hat er die Sünde auf ihrem eigenen Feld, nämlich im Leib eines sterblichen Menschen, besiegt und verurteilt. / [Jesus ist Sohn Gottes durch den Heiligen Geist und gibt ihn an uns weiter.] Wenn wir in unserem Tun auf den Heiligen Geist bauen und nicht auf unsere eigene Schwäche starren, dann können wir das, was das Gesetz fordert, endlich wirklich tun. |
Hier wird oft auf den Unterschied von jetzt und damals verwiesen, wodurch das Heilsgeschehen Gottes zum Ausdruck kommen soll. Die andernorts als schwierig angesehenen Wörter wie Glaube, Hoffnung, Sünder, Zeugnis usw. sind hier beibehalten. Es wird aber versucht, ihre theologische Bedeutung in dem jeweiligen Satz zu erklären, was allerdings im Vergleich mit anderen Versionen zu recht freien Formulierungen führt. In Mk 1 erscheint nun die Taufe als Ursache des Sündenbekenntnisses. In dem Bemühen um Klarheit ist gelegentlich eine gewisse Banalisierung nicht zu vermeiden: rief die Leute auf, auf dem Holzweg, gute Frau, sah einen Mann dastehen, ein Stück des Erhofften. In Röm 5,7 fehlt der Vergleich "ein guter Mensch/das Gute". In Röm 8 wird die Wirkung des "Gesetzes" zu erklären versucht, nicht dieses selbst wie bei andren.
Kulturelle Besonderheiten, die den Menschen damals bekannt waren, werden erklärt. Die offene Frage bei vielen Übersetzungen der Stelle in Joh 20 ist, wie Berger/Nord (1999: 24) anmerken, warum eine Frau, die weint, sich plötzlich derart vorbeugt, dass ihr Blick durch die niedrige Öffnung weit in das Innere des Grabes fällt und sie dort die beiden Engel sitzen sieht. Wörtliche Übersetzungen halten auch alle an der plumpen Formulierung fest: "und während sie weinte...". Nun gehört aber der gebeugte Rücken zum Klageritual des antiken Judentums (gramgebeugt), und der Zusammenhang zwischen Klage und Aufblicken wird so anatomisch begreiflich.[11]
In jüngster Zeit sind 1998 Die vier Evangelien und der Römerbrief in der Übersetzung von Walter Jens erschienen als "Versuch einer dichterischen Erneuerung der deutschen Bibel in unserer Zeit", wie es auf dem Klappentext heißt. Diese Übersetzung zeichnet sich schon durch die Darstellung in Gedichtform vor den anderen aus. Es handelt sich um eine brillante Leistung eines rhetorisch begabten Menschen. Walter Jens verkörpert das, zumal in Schriftstellerkreisen, ungewöhnliche Zugleich von kultureller Kompetenz und religiöser Selbstbindung. Er übersetzte die Evangelien in eigenwilliger Umgestaltung als eine Art rhythmisierte Prosa und zielt darauf, die rhetorische Qualität des Textes hervorzuheben. Beispiel:
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Jens' Übersetzungen sind eine Art persönliche, durchaus auch subjektiv geprägte Nacherzählung. Sie wollen nicht "den Urtext" getreulich wiedergeben, sondern die eindringliche Lebendigkeit von dessen froher Botschaft deutlich machen. Es ist der Versuch, z.B. im Römerbrief die Grundstimmung des Textes als Ganzes nachzugestalten. Sind die Sätze oft ausrufartig, kurz, unvollständig, so haben sie doch stets Anhalt an Merkmalen, die der griechische Text in Wortwahl und Wortstellung bereithält. Eine solche Textversion eignet sich durch ihre rhetorische Qualität besonders für das öffentliche Vortragen zum Beispiel eines ganzes Briefes oder der Leidensgeschichte Jesu, usw.
Hier wird der Text personalisiert, es sind Personen mit Namen, die sprechen. Nicht schwierige Wörter werden erklärt, sondern Erfahrungen beschrieben. Wie Maria Magdalena ins Grab schaut, ob gebeugt oder nicht, ist für die Geschichte nicht wichtig; der Gegensatz in Röm 5 zwischen einem Gerechten/der guten Sache ist der deutlichste und wird deshalb hier genannt. In Röm 8 taucht, wie bei GNB und EinÜ der Begriff des Sühneopfers (für uns Menschen) auf, den die anderen vermeiden, die nur unpersönlich auf die Verurteilung der Sünde abheben.
Hier steht wie bei Luther eine Person hinter der Übersetzung, die Verantwortung für die Mitteilung übernimmt. Der Leser hört eine Stimme aus dem Text der Übersetzung, die ihn anspricht, auch wenn im Blick auf Wörtlichkeit viele Textabweichungen erscheinen. Vielleicht kommt eine solche Übersetzungsauffassung dem wahren Sinn der Bibel näher als die vielen philologisch verkrampften Bemühungen.
Ein ambitioniertes Projekt ist seit 2001 in Arbeit. Ermutigt durch entsprechende Richtlinien und Bibelübersetzungen in 'inclusive language' in den USA, arbeiten Frauen seit Jahrzehnten auch in deutschen Kirchen für eine Sprache, die ihre aktive Beteiligung sichtbar macht. "Ein Hauptanliegen dieses Übersetzungsprojektes ist es, die Menschen und Gruppen, die an der Entstehung der Bibel beteiligt waren, wieder verstärkt ins Licht zu rücken, die biblischen Texte nicht als Schreibtischprodukte einzelner herausragender (männlicher) Gestalten zu verstehen, sondern den vieldimensionalen biblischen Alltag sichtbar zu machen. Das bedeutet auch, dass die in den Texten genannten oder mitgemeinten Frauen sichtbar und Frauen als heute angesprochen erkennbar werden. Daneben steht gleichgewichtig das zweite Hauptanliegen, dem gegenwärtigen Gespräch mit Jüdinnen und Juden gerecht zu werden. Zusätzlich sollen die Übersetzungen so verständlich wie möglich sein und auch eine klingende sprachliche Form haben. Die Übersetzungen sollen durch eine intensive Diskussion unter den Mitwirkenden erarbeitet und von den zukünftigen Leserinnen und Lesern in der Praxis erprobt werden, sind somit von Anfang an auf Kommunikation hin angelegt. Alle Übersetzenden haben sich verpflichtet, neben der traditionellen historisch-kritischen und literaturwissenschaftlichen Exegese feministische und befreiungstheologische Diskurse und die Diskussion des christliche Antijudaismus zu berücksichtigen. (...) Integraler Bestandteil dieses Projektes ist die o.g. Erprobung von Übersetzungen in der Praxis." (Domay/Köhler 2002: 1f). Als ÜbersetzerInnen wurden Personen ausgewählt, die über das jeweilige Buch der Bibel eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben haben, ein ähnliches Verfahren wie bei EinÜ. Damit soll sichergestellt werden, dass der Inhalt dem neuesten Stand der Exegese entspricht, denn es sollen speziell einige Fehlentwicklungen der Wirkungsgeschichte ausgemerzt werden.
Es liegen schon einige wenige Entwürfe zur Erprobung vor:
Joh 20,11-14 - 11Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, bückte sie sich in das Grab hinein 12und sah zwei Engel in weißen Kleidern dasitzen, einer am Kopf und einer an den Füßen, wo der Körper Jesu gelegen hatte. 13Und sie sagten zu ihr: "Frau, warum weinst du?" Sie sagte zu ihnen: "Sie haben meinen Rabbi fortgenommen und ich weiß nicht, wo sie ihn hingebracht haben." 14Als sie dies gesagt hatte, drehte sie sich um und sah Jesus dastehen, aber sie wusste nicht, dass es Jesus war. |
Röm 8,1-4 - 1. Jetzt aber gibt es keine Aburteilung für die, die zur Gemeinschaft Jesu, des Gesalbten, gehören.
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Auch wenn wir hier nur teilweise dieselben Textbeispiele wie oben zur Verfügung haben, wird sofort deutlich, dass die Übersetzenden sich sehr darum bemühen, das Weibliche und das Jüdische in ihren Formulierungen in den Vordergrund zu stellen, vgl. "die Geistkraft, Tora, Rabbi". In Röm 8 wird zu "Gesetz" zwischen Tora (göttliche Weisung) und Unrechtsherrschaft (auf Erden) unterschieden, was klar verdeutlicht, dass mit Christus tatsächlich eine neue Zeit angebrochen ist. Schon Jens hatte hier von "neuem und altem Gesetz" gesprochen. In der NGÜ gibt es dagegen drei "Gesetze": Gesetz der Sünde, des Geistes, des Mose. Zink hatte eine Art Karma eingeführt: "Bisher galt das Gesetz, wer Böses tue, ernte den Tod." Luther sprach vom Gesetz des Geistes und vom Gesetz der Sünde.
Diese Übersetzung könnte sicher dazu anregen, die Heilige Schrift ganz neu wahrzunehmen und kritisch zu diskutieren. Das Ziel ist ja "eine in mehrfacher Hinsicht gerechte Sprache" (Domay/Köhler 2002: 4). Eine große Aufmerksamkeit kommt auch von Anfang an dem Alten Testament zu. Im Jahre 2006 soll die ganze Bibel in gerechter Sprache erscheinen. Zentral ist die Frage nach dem Gottesnamen. Hier wird es eine grundsätzliche Neuerung geben: "Um dem einseitig männlichen Gottesbild zu wehren, kann der Gottesname nicht mit HERR übersetzt werden." (Köhler 2003: 10). Stattdessen sollen unterschiedliche Übersetzungsvarianten angeboten werden, auch mit der Möglichkeit der Ad-hoc-Auswahl durch die LeserInnen.
Nach diesem Überblick über verschiedene neuere Bibelausgaben dürfte deutlich sein, dass die Unterschiede zwischen diesen Übersetzungen andere sind als die bisher bekannten und theoretisch nach der Kategorisierung in die "wörtliche", die "philologische", die "kommunikative" und die "bearbeitende" Übersetzung (Kassühlke 1998: 28ff) definierten. Offensichtlich verfolgen die meisten eine "prospektive Theorie" des zweckorientierten Übersetzens im Sinne Vermeers (1990). Alle erheben freilich auch den Anspruch, den Bibeltext möglichst getreu wiederzugeben, was ein Widerspruch zum Vorhergehenden ist, und alle sind auf die eine oder andere Weise "verständlich".
Der Bedarf an neueren Bibelübersetzungen wird ja allgemein mit der Notwendigkeit begründet, jüngeren Generationen diese Texte zugänglich machen zu wollen, die mit der Ausdrucksweise angeblich nicht zurecht kommen. Dabei sind die neueren Übersetzungen allesamt länger als z.B. Luther, der sehr kompakt in abstrakten Substantiven formuliert hatte, doch es wird weithin postuliert, dass dies "in der Kürze nicht verständlich" sei (Zink). Verstehen ist jedoch ein relatives Konzept, denn es hängt immer von dem gegebenen Vorwissen der Leser- oder Hörerschaft ab, die zudem bei der Bibel kaum eingrenzbar ist. So kann jede noch so verständliche oder kommunikative Version an der Auffassungskompetenz eines Empfängers vorbei gehen, oder aber als penetrant überdeutlich empfunden werden.
In einem wiederholten Test der Verfasserin mit Germanistikstudenten zur Verständlichkeit von Textabschnitten wurde interessanterweise jeweils mit großer Mehrheit Luthers Version als "am verständlichsten" ausgewählt, was eher gegen neue Versuche sprechen würde.[12] Andererseits hat natürlich der Sprachwandel inzwischen auch eine gewisse Entfremdung von Luthers feierlicher Sprache bewirkt. Offensichtlich eröffnet aber die Lutherbibel mit ihrer begrifflichen Kompaktheit sehr viel mehr Deutungsmöglichkeiten, während zu viele in einzelne Sätze gepackte Erläuterungen das Verständnis eher behindern. Befürworter der "kommunikativen Übersetzung" sehen hier freilich nur "das Risiko einer Fehlinterpretation" beim Leser (Kassühlke 1998: 32). Manche Übersetzungen sehen den Leser gar als ein schlichtes Gemüt, indem Ergänzungen eingefügt werden, welche die Präzision des Textes, wie noch bei Luther vorhanden, beschädigen, ja stellenweise die Heilsbotschaft zukleistern.
In einer empirischen Studie (Renkema/Wijk 2002) anlässlich der neuen Bibelübersetzung ins Niederländische wurden Testpersonen narrative Texte aus dem AT und dem NT in verschiedenen Versionen zur Beurteilung vorgelegt, und einmal als Bibelübersetzung und einmal als klassisch-mythologischer Text (mit veränderten Namen) präsentiert. Im Ergebnis zeigte sich kein Unterschied in der Akzeptanz nach der Textfunktion und auch nicht nach der Religiosität der Leser. Die große Mehrheit präferierte eine gehobene Wortwahl, die offensichtlich besser zum Inhalt passte, und eine einfachere Syntax wurde nur bei Vergleichsmöglichkeit vorgezogen. Die Vorstellung also, dass die Bibel eine spezielle Sprachform (z.B. für Jüngere) verlange, und dass sie für nicht religiöse Menschen anders aussehen müsse, wurde damit auch widerlegt (Renkema/Wijk 2002: 189). Auch in unserer Beispieldiskussion bezogen sich die Unterschiede vorwiegend auf bestimmte Ausdrücke des christlichen Inhalts, die Syntax war überall ähnlich.
Deutlicher sind die unterschiedlichen Intentionen, die mit der jeweils angefertigten Bibelübersetzung prospektiv verknüpft waren: Glaubensvergewisserung, Heidenmission, innerkirchliche Einheitsbestrebungen, evangelikale Klarstellung, allgemeinverständliche Darstellung des Sinns, kulturspezifische Information, subjektive Deutung in rhetorischer Sprachform, Geschlechtergerechtigkeit usw. Diese Anliegen spiegeln sich in den Ergebnissen, und es ist klar, dass mit jedem neuen Anliegen die entsprechende Bibelübersetzung anders ausfallen wird.
Übersetzungswissenschaftlich ist dabei zu beobachten, wie sich das Augenmerk der Bearbeiter allmählich immer mehr vom Inhalt der Mitteilung weg und hin zu deren sprachlicher Form verschiebt. Für den interessierten Leser lautet die Hauptfrage: "Was steht denn in der Bibel?" In den neueren sprachfixierten Versionen geht es eher darum, mittels Sprache richtiges evangelisches Denken zu befördern, einen liturgisch verwendbaren Text zu gewinnen, kulturelle Fremdheit auszumerzen, patriarchalische Sprachstrukturen aufzubrechen. Die Frage nach dem Inhalt tritt zurück. Im Vordergrund steht das jeweils eigene, durchaus wissenschaftlich begründete Interesse der Initiatoren, weniger die Frage nach Leserinteressen, die einfach mit den eigenen identifiziert werden.
Um ein bestimmtes Anliegen zu verdeutlichen, gibt es also immer wieder neue Ansätze der Bibelübersetzung, und unmerklich verschiebt sich deren Motivation. Der Sinn der Bibelübersetzung ist eigentlich Verständigung über die biblische Botschaft, nicht Übersetzungsvergleich, doch gefordert wurde: "Allen die Bibel, die sie brauchen" (Wegener 1993). Leutzsch verlangt: "Eine Kultur des permanenten Streits um Bibelübersetzung ist zu fördern." Und: "Zwei Übersetzungen, neben- oder untereinander abgedruckt, sind jedenfalls ein weniger autoritäres Medium als eine einzige - sie halten das Bewusstsein fest, dass eine Übersetzung das Original eben übersetzt, nicht ersetzt" (Leutzsch 2002: 14/32). Berger/Nord (2000: 217) wollen mit der Textanordnung "permanent für Irritation sorgen" und sehen als Adressaten Personen, die "erwarten, daß sie durch eine unvoreingenommene vergleichende Betrachtung verschiedener Übersetzungen mehr über den Ausgangstext und sein Informationsangebot' erfahren." Die Theorie dazu liefert Vermeer (2003: 256), wenn er fordert, "daß es eine nicht abgeschlossene Zahl von Translationen gibt (geben sollte), aus denen sich jeder Rezipient die ihm am meisten zusagende aussuchen könnte".
Dem stimmen wir nicht zu, denn dadurch wird das Leserinteresse vom Inhalt zur Sprachform abgelenkt, die "Beweislast" wird umgedreht. Statt Ergriffensein vom Text erfolgt Analyse. Es geht beim Übersetzen eben nicht nur um ein distanziertes Informationsangebot, sondern um das Bemühen, sich in den Raum, den dieser Text eröffnet, hineinziehen zu lassen.
Wichtig erscheint uns auch das Prozedere bei der Bibelübersetzung, nämlich ob diese durch eine einzelne Person oder durch Kooperation in einem Team erarbeitet wurde. Als Einzelübersetzer können genannt werden: Martin Luther, Jörg Zink, K. Berger/C. Nord, Walter Jens. Die anderen Versionen wurden ausdrücklich als Gruppenleistung erstellt. Seit Eugene Nida, der selbst nicht Übersetzer, sondern Sprachwissenschaftler war, gilt als unverzichtbar die "Kontrolle der Übersetzung" (Nida/Taber 1969: 169ff), entweder durch linguistische Tests oder die Veröffentlichung von Probetexten, um festzustellen "wie die voraussichtlichen Empfänger einer Übersetzung auf sie reagieren werden". Es sollen Redaktionskomitees gebildet werden, deren Arbeit von einem Prüfungsausschuss und einer Vertretung der Kirchen überwacht wird (ebd. 181).[13] Die Intersubjektivität einer vielfältigen Zusammenarbeit gilt als "Objektivität" und als Garant der Wahrheit. Mit der Gruppenarbeit soll erreicht werden, dass sich möglichst keine Fehler, die bei reiner Subjektivität niemals auszuschließen sind, in die Übersetzung einschleichen. Nida legte im Sinne der Kommunikationstheorie besonderen Wert auf die Rezipienten und deren Reaktion, und dies wird seitdem nicht mehr hinterfragt, sondern sowohl konfessionell, als auch wahrheitstheoretisch, funktional und soziologisch begründet.
Die Vorstellung ist, dass z.B. ein Einzelner konfessionell nur "eine bestimmte Sprache" spreche, die Bibel als Frohbotschaft aber für alle da sei. Wenn nun viele Personen - aus verschiedenen Kirchen und Diözesen, aus Theologie und Sprachwissenschaft - bei der Übersetzung mitgewirkt haben, dann kann hinterher keiner die Sache für sich beanspruchen, sondern es ist allen gedient. Bei genauerer Hinsicht erweist sich diese "demokratische Übersetzungsarbeit" wie bei der Einheitsübersetzung aber als ein großes Problem. Durch den Druck zu Kompromissen in der Formulierung werden dem Text alle Ecken und Kanten genommen, er tendiert hin zum Langweiligen weil Unentschiedenen.
Ein wahrheitstheoretisches Motiv scheint uns bei der evangelikalen NGÜ im Vordergrund zu stehen. Hier werden im Bemühen um die richtige Lesart sehr viele Kontrollstufen durchlaufen: "Jedes biblische Buch wird sechs- bis siebenmal überarbeitet und von den verschiedensten Lektoren gelesen" (Notizen 1, 3). So "wandern die Entwürfe und exegetischen Ausarbeitungen per Post und E-Mail von einem Übersetzer zum anderen, bis N. N. schließlich die Endredaktion vornimmt. Bevor der Text dann druckreif ist, wird er von verschiedenen Lektoren gelesen, ... da dem Übersetzungsteam die Rückmeldung einer späteren Leserschaft noch vor Drucklegung wichtig ist.... Der Text hat meist bis zu 12 oder mehr Durchgänge durchlaufen" (Notizen 20, Bericht NGÜ-Treffen, 3/3).[14]
Die Prozedur, jeden einzelnen Formulierungsvorschlag philologisch begründen zu müssen und durch andere kontrollieren und verbessern zu lassen, enthebt die Übersetzer jeglicher eigener Verantwortung. Zwar besteht einerseits die Sicherheit, dass ein unwillkürlicher Fehler auf jeden Fall noch ausgemerzt wird, andererseits wird dabei aber jede sprachliche Kreativität im Kern erstickt. Was herauskommt, ist ein mühevoll ausbalancierter Text, der mehr Wert auf Nebensächlichkeiten und die Erfassung aller möglichen Lesarten legt, als auf eine zusammenhängende Aussage. Dabei tritt diese NGÜ-Übersetzung jedoch mit dem Anspruch auf, nun endlich "die verlässliche Bibelübersetzung" darzubieten. Außerdem wird die Entstehungszeit bei solchen Übersetzungsprojekten sehr lang, sodass das Ergebnis beim letztendlichen Erscheinen schon wieder veraltet ist.
Eher funktionale Überlegungen stehen dagegen hinter dem Konzept der "verstandenen Fremdheit" (Berger/Nord 2000). Die Übersetzung will nicht nur die Funktion der Informationsvermittlung, sondern auch noch des Predigtkommentars erfüllen, denn sie richtet sich an theologische Vermittler, für die sie "eine Art Kurzkommentar für die Vorbereitung von Predigt und Unterricht liefert" (ebd. 216). Zu diesem Zweck werden exegetische Kommentare jeweils als Erklärungen einzelsatzorientiert beigefügt, was den Text stellenweise gewaltig aufbläht, vgl. etwa Röm 8,1-4. Dabei wird übersehen, dass so manche punktuell vielleicht schwer verständliche Aussage vom Textganzen her implizit klar wird. So führt das Bemühen um die Erläuterung fremdkultureller Aspekte in den Texten sowie die Erhellung dunkler Stellen gelegentlich fast zu einer Banalisierung, was sich beim Lesen größerer Einheiten zeigt. Entgegen dem Anspruch, dass man durch die Konsultation diverser Übersetzungen "mehr über den Ausgangstext und sein Informationsangebot' erfahre" (Berger/Nord 2000: 217), entsteht dadurch eher eine Verwirrung beim Leser, wie unsere Beispieldiskussion gezeigt haben dürfte. Man erfährt weniger über den Text als über die Übersetzer. Es herrscht ein journalistisch informativer Berichtsstil vor, der durchaus im Ganzen sehr flüssig zu lesen ist, der aber beim unvoreingenommenen Leser oft nur Verwunderung über die seltsamen Glaubensüberzeugungen der Christen auslöst. Dies kann schwerlich der Sinn einer Bibelübersetzung sein. Man vergleiche folgendes Beispiel:
Lk 23,33 - Und als sie an den Ort kamen, der Kranion genannt wird, wurden diese beiden rechts und links von Jesus gekreuzigt. / Jesus betete: >>Vater vergib ihnen. denn sie sind unwissend und begreifen nicht, was ihr Tun bedeutet.<<Die Soldaten zerteilten Jesu Gewänder und verlosten die Stücke untereinander / Die Leute standen gaffend dabei. Auch die Führer des Volkes höhnten: >>Anderen hat er geholfen, soll er sich doch selbst helfen, wenn er der Messias und Gottes Auserwählter ist!<< / Die Soldaten kamen ebenfalls herbei, hänselten ihn, reichten ihm Essig zu trinken / und riefen ihm zu: >>Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir doch selbst!<< / Über seinem Kopf war eine Inschrift angebracht, die lautete: >>Dies ist der König der Juden.<< |
Einen ethisch-soziologischen Ansatz vertritt schließlich das Projekt der "Bibel in gerechter Sprache". "Die Mitbeteiligung und Zustimmung aller AdressatInnen, für die eine Übersetzung bestimmt ist und auf deren Leben sie Einfluss nehmen soll, ist für mich ein weiteres formales Kriterium gerechter Bibelübersetzung" (Leutzsch 2002: 28). Sollte diese Übersetzung aber nur für bestimmte Gruppen vorgesehen sein, käme dies einer Engführung gleich. Sollten dagegen in der Praxiserprobung allzu viele kritische Leser und Leserinnen die unüblichen Formen der "gerechten Sprache" kritisieren, so könnte entweder das Projekt verwässert oder aber bei Nichtakzeptanz die Praxiserprobung zur Farce werden. Und nehmen daran nur Personen teil, welche die Intention der Initiatoren teilen, dann könnte die Reichweite der Bibel beschränkt bleiben und eine eigentlich angestrebte Änderung des alt eingefahrenen, patriarchalischen Denkens und des Antijudaismus nicht erreicht werden. Mehr als die Demonstration des guten Willens wäre es dann nicht.
Anders als bei Vermeer (1990: 62) gefordert, soll hier wieder ganz dezidiert auf den jüdischen Sprachgebrauch zurückgegangen und dieser durchscheinend gemacht werden, v.a. natürlich im AT.[15] Lexikalische Aspekte im Blick auf einen Textinhalt stehen zwar bei Lesern im Vordergrund. Wenn aber versucht wird, wirkungsgeschichtlich negativ belastete Wörter krampfhaft zu vermeiden, ist auch zu bedenken, dass eine solche Belastung aufgrund des Traditionsabbruchs bei der jüngeren Generation oft schlicht fehlt und damit ein Scheinproblem darstellt. Der Sprachwandel geht schneller voran als einzelne dies wahrhaben wollen.
Generell steht hinter all diesen Projekten der Bibelübersetzung die Vorstellung, man könne mit Sprache das Denken beeinflussen, Sprache wirke sich auf das Bewusstsein aus. Hierbei ist aber die wichtige Unterscheidung zwischen Sprachsystem und Sprachgebrauch zu beachten. Das Wort "Sprache" ist mehrdeutig. Saussure (1967: 30) hat schon unterschieden zwischen der Sprache als language (Sprachfähigkeit des Menschen), der Sprache als langue (einem abstrakten System bestehend aus Lexikon und Grammatik als Gegenstand der wissenschaftlichen Sprachbeschreibung), und der Sprache als parole, nämlich den empirisch vielfältigen Erscheinungsweisen einer Einzelsprache im Gebrauch. Die Semantik beschreibt abstrahierte Wortinhalte, die jeweils in der Äußerung erst konkretisiert werden, und die Grammatik enthält Regeln der Zeichenverknüpfung, die auch nicht von allen Sprechern immer richtig beachtet werden. Die Sprachen als Mittel zur Kommunikation sind historisch gewachsene Gebilde und konventionell entstanden, denn sie sind von ihrem Gebrauch abhängig. So sind Sprachzeichen mit relativ wenigen Ausnahmen arbiträr, d.h. die Zuordnung eines sprachlichen Zeichens zu einem außersprachlichen Referenten entspricht keiner wie auch immer gearteten objektiven Notwendigkeit.
Trotzdem werden sog. "androzentrische Aussagen" vom "Sprachfeminismus" (Stickler) vorzugsweise im maskulinen Genus von Wörtern und der inklusiven Pluralbildung gesehen. Es wird von "männlichen grammatischen Formen" in Bezug auf Gott gesprochen (Wegener 1993: 30/32). Dagegen sollten Frauen explizit mit genannt werden, es sollten vermehrt Wörter mit femininem Genus verwendet werden, bis dahin dass die Grammatik verändert wird, z.B. Gott, die... in der Bibel in gerechter Sprache. "Damit übernimmt die Übersetzung zugleich eine Vorbereitungsfunktion für einen allgemeinen Sprach- und Bewusstseinswandel" (Wegener 1993: 16).
Hier wird schlicht Sprache als langue mit Sprache als parole verwechselt. Die fruchtlosen sprachmanipulatorischen Praktiken von Diktatoren und Ideologen haben schon gezeigt, dass sich letztendlich die Menschen das Denken nicht vorschreiben lassen. Änderungen in der lexikalischen Struktur einer Sprache führen nicht zu einem Bewusstseinswandel, sondern umgekehrt: ein erfolgter Bewusstseinswandel führt zu einem anderen Sprachgebrauch.[16]
Insgesamt ist bei den jüngsten Projekten der Bibelübersetzung ein pädagogisches Element erkennbar. Man glaubt, den Lesern und Hörern in ihrer Texterfassung helfen zu müssen. "Die moderne Übersetzung muss erläutern, was einmal als selbstverständlich bekannt vorausgesetzt werden konnte" (Köhler 2003: 10; vgl. auch Berger/Nord 1999: 21 und NGÜ-Notizen 22,3), Vermeer (1990: 62) fordert eine "Modernisierung" der alten Texte.
Es entsteht der Eindruck, die geschilderten Intentionen zur Bibelübersetzung seien das Produkt spezieller wissenschaftlicher Forschungsergebnisse oder Theoriebildungen. Da erscheinen die drei großen Ü: Überzeugung - Übersetzung - Überredung. Man ist zu einer bestimmten Überzeugung gelangt, und um ihr Ausdruck zu verleihen, wird eine neue Bibelübersetzung angefertigt, mit der man andere zu ähnlichem Denken überreden will. Dies ist so bei der evangelikal-missionarischen Übersetzung, die falsche Glaubensüberzeugungen abwenden will, bei der skopos-orientierten Erläuterung, die ein angeblich kulturbedingt falsches Verständnis ausräumen möchte, wie bei der feministisch-gerechten Übersetzung, die zum Aufbrechen patriarchalischer Strukturen anregen will. Alle erheben sie auch immer wieder den Anspruch, man müsse "die Menschen bewegen neu zuzuhören" (Berger/Nord 2000: 218), "zur Diskussion anregen" (Domay/Köhler 2002: 2), "einen neuen Zugang zu Gottes Wort ermöglichen" (Vorwort NGÜ) - also die Bibel müsse in neuem Licht erscheinen. Dabei ist es eigentlich so, dass die Welt "im Licht der Bibel" immer wieder neu gesehen werden muss.
Gerne wird anerkannt, dass Gläubige frei seien, diejenige Bibelausgabe zu verwenden, die sie möchten, doch die Leser sind eben auch frei, mit dem ihnen Dargebotenen eigenständig umzugehen, und sie verhalten sich nicht immer so, wie es von manchen Initiatoren erdacht wurde. Es ist nicht auszuschließen, dass sie anders reagieren als erwartet: gelangweilt, befremdet, verärgert, verunsichert. Und dann erhebt sich wieder die Frage, ob solche Übersetzungen tatsächlich das wiedergeben, "was in der Bibel steht" und was man als Leser, ob gläubig oder nicht, erfahren möchte. Der lange Schatten Nidas mit dem Versuch der Rezipientensteuerung ist immer noch wirksam, doch es lässt sich fragen, ob der didaktische Riesenaufwand wirklich notwendig ist. Könnte man nicht wie bisher neue Interpretationen und Kritikpunkte an alten Missdeutungen, neue exegetisch-wissenschaftliche Erkenntnisse usw. anhand der alten Textvorlage homiletisch, in Kommentaren und in Gesprächen ausbreiten? Ein literarischer Originaltext deutscher Sprache wird auch nicht ständig umgeschrieben, nur weil einigen Lesern der Inhalt und die Form nicht gefällt.
Gefordert ist bei der Translation daher eine Art Solidarität mit dem Text als Mitteilung, so wie er sich dem Translator in kritischer Reflexion erschließt (Stolze 2003: 174). Solidarität mit der Mitteilung als humangebundene Haltung verlangt vom Translator innere Selbstüberwindung und Hinwendung zum Anderen im Text, ein Sich-Einlassen auf das Fremde, was Vermeer (1990: 64) offensichtlich für theoretisch unmöglich hält. Man muss immer die eigene Subjektivität mit bedenken, sie akzeptieren, aber ihr nicht freien Lauf lassen. Die Übersetzungsaufgabe besteht darin, die Mitteilung nachvollziehbar zu machen, auch wenn sie einen etwa persönlich keineswegs anspricht. Damit zeigt sich für die Translation ein Unterschied zur "Interpretation". Der Translator wird sich nicht mit der Mitteilung auseinandersetzen, sondern ihren Sinn mit seinen/ihren Worten offen legen und offen halten.
Die "Interpretation" als lebensweltliche Applikation ist demgegenüber dadurch gekennzeichnet, dass sie ein Anliegen hat und sich dessen mehr oder weniger bewusst ist. Sie fragt danach, was der Text etwa für das Leben "bedeutet". Die Aneignung der Textaussage bleibt dann in der eigenen Sonderwelt oder in der für bestimmte Adressaten postulierten verhaftet, der transzendente Horizont einer Multiperspektivität von Texten ist ausgeblendet. Im Vordergrund steht die Frage nach dem "Sitz im Leben", nach der konkreten Anwendbarkeit der Mitteilung für die eigenen Anliegen. Eine "Interpretation" darf durchaus einseitig, parteiisch und subjektiv sein. Und in diesem Sinne erscheinen einige der genannten Projekte tatsächlich als Interpretation und nicht als Übersetzung.
Die Translation als sprachlicher Vermittlungsprozess soll demgegenüber eine Interpretation quasi "aufhalten", die Textmitteilung vielmehr vergegenwärtigend vermitteln, damit sie dann von anderen, den Empfängern der Übersetzung, überhaupt erst interpretiert und für ihre Zwecke gedeutet werden kann. Die Subjektivität der übersetzenden Person in ihrer Auslegung ist zwar nicht zu überspringen, muss aber hermeneutisch kritisch reflektiert werden. Es gehört zur Kompetenz von Translatoren, einzelne Sonderwelten kognitiv zu transzendieren auf ein Ganzes hin. Nur so kann es zu dem mit einer Übersetzung angestrebten Mitteilungsgeschehen zwischen ausgangskulturellem Autor und anvisiertem Leser kommen. Die verbreitete Behauptung, "jede Übersetzung sei schon Interpretation" ist nicht richtig. Die Leistung von Übersetzern wird unbegründet abgetan, so als ob diese grundsätzlich nicht in der Lage wären, einen Text verantwortlich authentisch in einer anderen Sprache wiederzugeben.
In diesem Sinne sind interpretierende theologische Ergänzungen in der Bibelübersetzung, die weit über die Textaussage hinaus gehen, abzulehnen, sie gehören in die Textgattung Kommentar oder Predigt. Auch ein im Original sexistischer Text kann in der Übersetzung nicht einfach verwandelt werden: In einem solchen Fall würde eine "gerechte Sprache" zur "ungerechten Übersetzung". Und warum ein altjüdischer Text, welcher ein jüdisches Weltbild enthält, unbedingt "modernisiert" werden muss, ist nicht einzusehen. Hier hatte Luther möglicherweise zu sehr adaptiert, was nunmehr in dem neuen Projekt der Bibel in gerechter Sprache revidiert werden kann. Die Tendenz geht vielfach dahin, sich der Härte eines Textes nicht mehr aussetzen zu wollen, sondern diesen "prospektiv" in eine den Lesern willkommenere Form zu bringen. Solch einbürgerndes Übersetzen war auch schon einmal im 17./18. Jh. in Frankreich die Norm, wo dem Nationalstolz der Franzosen alles Unvertraute widerstrebte und daher in Übersetzungen eliminiert wurde (Albrecht 1998: 70).
Das genuine Interesse von Lesern richtet sich auf die Mitteilung in einem Buch, und hierzu wird eine Übersetzung sehr wohl vertrauensvoll als Ersatz für das fremdsprachlich nicht zugängliche Original angenommen. Nicht dominante Autoritätsausübung (die ja bei einem Originaltext auch nicht kritisiert wird) resultiert aus dieser Konstellation für die Übersetzer, sondern Verantwortungsbewusstsein. Übersetzer und Übersetzerinnen werden versuchen, die Botschaft der Bibel möglichst authentisch wiederzugeben, wie dies zum Beispiel Martin Luther schon einmal brillant verwirklicht hat. Welche Wirkung dies bei den Rezipienten dann hat, ist allerdings nicht absolut vorhersehbar. Bei der Bibel kommt es eigentlich auf den Inhalt an, die Berichte über Gottes Heilshandeln und das Christusgeschehen. Nicht die sprachliche Form als solche ist das Entscheidende, sondern wie sich ein Leser oder eine Hörerin von dieser Botschaft angesprochen fühlt.
Sieht man die kommunikative Rolle des Übersetzers oder der Übersetzerin also im Dienst an der Verständigung, dann ist es deren Aufgabe als Sprachmittler, den zielkulturellen Lesern ein Verständnis des Bibeltextes zu ermöglichen, indem die Sprachbarriere der heute nicht mehr verständlichen alten Sprachform überbrückt wird. Der Translator soll dabei Vermittler sein: er soll die Mitteilung der Textvorlage als ein "in sich einheitliches Gebilde" (Paepcke 1971: 112) einerseits möglichst unverfälscht weitergeben, um das in ihn gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen und seine Mittlerfunktion zu erfüllen, aber andererseits auch so, dass die Empfänger sie erfassen können, ohne am Verständnis gehindert, in ihrer eigenen Interpretationsleistung bevormundet oder verfälschend beeinflusst zu werden.
Das Hauptproblem besteht dann darin, diesen Text erst einmal richtig zu verstehen. Um ein "objektives" Textverständnis zu erzielen, werden daher in den Kommissionen zur Bibelübersetzung die strittigen Stellen sehr gründlich unter vielen Teilnehmern durchdiskutiert, um so der "Textwahrheit" möglichst nahe zu kommen. Hier droht freilich auch die Gefahr, dass solche Diskussionen sich in philologische Streitgespräche verlieren können, und die Gesamtaussage eines Textabschnitts darüber aus den Augen gerät.
Das hermeneutische Problem tangiert das Verhältnis zwischen Translator und Textvorlage, denn das Verstehen eines schriftbasierten Textes ist keineswegs selbstverständlich. Vorgängig ist zunächst die Auslegung des Textes als subjektive Verdeutlichung des Verständnisses durch den Translator. "Jede Übersetzung ist ... schon Auslegung, ja man kann sagen, sie ist immer die Vollendung der Auslegung, die der Übersetzer dem ihm vorgegebenen Wort hat angedeihen lassen" schreibt zu Recht Gadamer in "Wahrheit und Methode" (S. 362). Doch Auslegung heißt nicht Interpretation, sondern Verstehen. Das ist oft missdeutet worden. In einem schriftlichen Text ist eine ursprüngliche Mitteilung durch Worte fixiert, aber ihre Bedeutung lässt sich nicht festhalten. Durch jede neue Lektüre wird die ursprüngliche Mitteilung wieder lebendig, aber in der Auslegung zugleich durch neue Erfahrungen angereichert. Jeder Text enthält einen Mitteilungsüberschuss, indem die sich im Lesen erschließende Textwahrheit je individuell kognitiv präsent wird. Bei späterer Lektüre zeigen sich Texte immer in einem anderen Licht. Das heißt nun nicht, dass dauernd neue Übersetzungen nachgeschoben werden müssten, sondern dass vielmehr akzeptiert werden sollte, dass die vorhandenen Übersetzungen nicht überall dieselben Wirkungen auslösen. Die Person des Translators kann nicht ausgeklammert werden. Sie ist zentral handelnd in ihrer ganzen Leibhaftigkeit, d.h. der Kulturgebundenheit und dem gegebenen Vorwissen, und es geht zunächst um das Aufnehmen der Textmitteilung durch den Translator selbst.
Es ist ein altüberliefertes Wissen, dass Texten erst mit der Verschriftlichung jene Spannung zwischen Botschaft und Sinn zuwächst, die ein Verständnisproblem darstellt. Weil aber jeder Text eine Antwort auf die Fragen einer Zeit darstellt, wird ein verstandener Bibeltext als antwortende Mitteilung auch auf die Fragen unserer heutigen Zeit eingehen können; um jene Textmitteilung aber auch tiefer und umfassender zu verstehen, sollte man sich mit den Fragestellungen seiner Entstehungszeit beschäftigen. Dies wird in den theologischen Komitees sehr sorgfältig getan, und unsere Beispieldiskussion zeigte auch, dass theologische Fortentwicklungen in den jeweils späteren Übersetzungen durchaus berücksichtigt wurden.
Alle einem Leser auffällig werdenden Aspekte sind im Text angelegt. Die Übersetzerin kann aber nur das übersetzen, was sie selbst verstanden und sich angeeignet hat, bevor sie diese Mitteilung wieder in ihrer Sprache präsentieren kann (Stolze 2003: 153). Es ist an die Einsicht der Phänomenologie zu erinnern, dass Gegenstände zwar jeweils in bestimmter Ansicht erscheinen, dass das sie erfassende Bewusstsein jedoch durchaus die Transzendierung hin zu einer umfassenden ontologischen Evidenz der Multiperspektivität leisten kann.
Die Hermeneutik geht davon aus, dass eine Mitteilung nicht unmittelbar aus den Sprachzeichen verarbeitet wird, sondern hinter diesen aufscheint und sich als Wahrheitserschließung im Bewusstsein das Lesers präsentiert. Oberflächenstrukturen als okkasionelle Erscheinungsweisen des Phänomens Text regen das Bewusstsein zur Bildung einer sie transzendierenden Evidenz an. Verstanden ist daher ein Text "immer erst dann, wenn klar ist, wie er formuliert ist und welche Interessen darin impliziert sind" (Paepcke 1981: 114).
Verstehen als Auslegung ist ein Gewahrwerden der Mitteilung in ihrer Motivation, die hinter dem Text liegt. Ein solches Verstehen ergibt sich weder als Resultat aus einer philologischen Analyse schwieriger Wortbedeutungen, wie es Nida mit seiner "Analyse von Elementarsatzreihen" vorschrieb (Nida/Taber 1969:49), noch kann es einfach übersprungen werden, indem man nur die Empfängerbedingungen zum Ausgangspunkt der Übersetzung nimmt und vermeintliche Wissenslücken auffüllt, wie dies in den neueren Übersetzungsprojekten der Fall ist. Die selbstkritische "Auslegung" dient vielmehr dazu, das Vorverständnis des Translators im hermeneutischen Zirkel zwischen seinem sachangemessenen Vorwissen als Leser und der aus dem Text sprechenden Mitteilung ins Bewusstsein zu heben. Die Auslegung will also dem Vorverstehen zur Selbstdurchsichtigkeit verhelfen: "In ihr eignet sich das Verstehen sein Verstandenes verstehend zu. In der Auslegung wird das Verstehen nicht etwas anderes, sondern es selbst" (Heidegger 1927/1993: 148). Dazu ist eine informierte und kritisch reflektierte Aufgeschlossenheit den Texten gegenüber erforderlich, denn weder ist z.B. ein Fachtext für den naiven, fachlich ahnungslosen Leser verständlich, noch ist es angemessen, entgegen einer Textaussage an subjektiven oder dogmatischen Überzeugungen festzuhalten.
Ein exegetisch weitgehend bewältigter Text, ggf. durch theologische Diskussion, ist zwar Voraussetzung für seine Übersetzung, aber die Brauchbarkeit der Übersetzung hängt nicht allein von der Exegese ab. Übersetzen ist vielmehr eine Weise der Vermittlung, welche den Weg aufzeigt, den der Text eröffnet, indem sich der Translator in die vom Text selbst intendierte Richtung hineinstellt, sich mit ihm solidarisiert, und die im Text investierte Mitteilung in einer angemessenen Sprachgestalt nachbildet. Dabei wird "die Überlegenheit der Zielsprache ausgespielt, indem deren Potenzen syntaktisch, semantisch und stilistisch zur Geltung gebracht werden" (Paepcke 1971: 114). Der Translator wird zum Koautor des Textes. Die Übersetzungsqualität wird durch solche Übersetzeridentifikation mit dem Originaltext garantiert, weil durch die Stimme des Übersetzers jene Stimme des Autors zur Sprache kommt. Dies hat einen wichtigen Stellenwert in der Realität des Umgangs mit Texten, denn so können sich Leser "angesprochen" und nicht nur "informiert" fühlen.
In kognitionswissenschaftlichen Untersuchungen ist inzwischen deutlich geworden, dass das Verstehen eines Textes innerlich zu einer kognitiven Vorstellung von der "Szene hinter dem Text" führt, wobei semantische Aspekte beim Verstehen im Vordergrund stehen. Der sprachliche Input führt zu einer kognitiven Konstruktion, wenn der Leser oder Translator sich holistisch auf die einbettende Kultur des Textes, sein Diskursfeld in den Milieus und Sprachebenen, die Schlüsselwörter und Metaphorik sowie den Aussagemodus mit Betonungsformen konzentriert (Stolze 2003: 244). Texte sind ja keine reinen Sprachstrukturen oder abstrakte Begrifflichkeit, sondern Mitteilungen unter Menschen.
Eine Aussage wird gut verstanden, wenn man sich die besprochene Situation geistig vorstellen kann. Und dies gelingt besonders, wenn die gewählten Worte untereinander holistisch kohärent und der besprochenen Sache angemessen sind. Also kommt es nicht auf philologische Genauigkeit oder gar grammatische Wörtlichkeit als Texttreue an, sondern vielmehr auf das semantische und metaphorische Ausdruckspotential, es geht um szenische Genauigkeit, nicht um linguistische. Die Anzahl der Sätze und deren syntaktische Konstruktion kann wegen der etymologischen Verschiedenheit der Einzelsprachen nicht aufeinander abgebildet werden. Das aber versuchen noch fast alle vorgestellten Beispiele, offensichtlich als Nachweis von Texttreue. So finden wir verbreitet die schwerfällige Formulierung: "Maria stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich vor und sah..."
Da Vorstellungen der Menschen untereinander niemals identisch, sondern nur ähnlich sind (Lakoff 1987: 6), könnte man nun annehmen, dass eine kognitive Szene klarer als Mitteilungsgehalt von Text und Übersetzung im Kopf von nur einer Person, eben des Translators vorhanden ist. Bei einer vielstimmigen Diskussion im Rahmen eines Projektteams wird dagegen vielleicht diese konkrete Aussage verwischt, die Ausdrucksweisen werden in einen Einheitsbrei eingeebnet, diese Szene unklar. Ein inneres Ergriffensein und eine gewisse Identifikation mit der vorgefundenen Textmitteilung ist aber auch insofern der Bibelübersetzung besonders angemessen, als es sich ja um die Zeugnisse von Glaubenserfahrungen von Menschen handelt, einzeln wie im Kollektiv.
Bei einem Einzelautor oder -übersetzer ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass aus dem entstehenden Text "eine Stimme spricht". Eine Einzelverantwortung für einen Text wirkt authentischer, und solchem wird dann auch Vertrauen entgegen gebracht. Das kann man bei den sprachgewaltigen Texten Luthers und von Jens erkennen. Dieses Phänomen ist darauf zurückzuführen, dass ein einzelner Autor/Übersetzer eher einen Text als Gesamtmitteilung im Auge behält, während bei den Teamdiskussionen sich das Augenmerk auf vermeintlich wichtige Einzelstellen richtet. Anderer Meinung ist da Leutzsch (2002: 30), der Dirk Römmer zitiert: "Überhaupt scheint uns die Zeit der einsamen Einzelübersetzer abgelaufen, die nicht mit dem Ohr am Menschen übersetzen, sondern ihre jeweilige Schreibtischfassung herstellen. Nur in der Teamarbeit ist garantiert, dass nicht papierene Sprache das Ergebnis der Übersetzung bleibt." In der Praxis ist oft das Gegenteil der Fall, und Luther würde niemand vorwerfen wollen, er habe nicht sein Ohr am Menschen gehabt.
Als ein weiteres Argument für die Gruppenarbeit wird vorgebracht, dass ja die Bibel selbst auch nicht von einem einzigen Verfasser stamme, sondern aus vielerlei Büchern bestehe. Diese Vielstimmigkeit könne daher besser zum Ausdruck gebracht werden, wenn unterschiedliche Übersetzer am Werk sind. Wenn die aber nur ihre je eigene Stimme und theologische Überzeugung zum Ausdruck bringen, wie sich in so manchen gestelzten Vorentwürfen zur Bibel in gerechter Sprache bisher zeigt, dann geht der Stil der biblischen Bücher verloren. Vielleicht könnte sich auch hier ein sensibler Einzelübersetzer, oder nur wenige Personen wie bei der GNB (cf. Salevsky 2001: 148), eher auf die unterschiedlichen Sprachebenen einstellen, die er wahrnimmt.
Formulierungen sind Ausdruck der geistigen Vorstellungen, aber sie stehen nicht in festem Kausalzusammenhang zu ihnen. Wollen und Tun, Denken und Reden sind aufeinander bezogen, aber auch unaufhebbar getrennt (Frank 1977: 102). Eine verstandene Mitteilung fließt in die Formulierung des Übersetzers hinüber, doch die Worte steigen unwillkürlich auf, kreative Einfälle erscheinen blitzartig erhellend aus der Evidenz des Ganzen, nicht etwa durch methodische Herleitung aus den Sprachstrukturen. So ist es ein Trugschluss, wenn die Herausgeber der NGÜ zwar die wortwörtliche Übersetzung ablehnen, aber behaupten, dass der "Inhalt" formaler Gestaltung "zuverlässig wiedergegeben wird". Beim verstehenden Translator geschieht autopoietisch eine kognitive Bewusstseinssteuerung, welche zu ersten intuitiven Formulierungsimpulsen führt: "Den Bedeutungen wachsen Worte zu. Nicht aber werden Wörterdinge mit Bedeutungen versehen" (Heidegger 1927/1993: 160). Dies ist die Stelle der Koppelung zwischen Ausgangs- und Zieltext. Beim Übersetzen ist es ja so ähnlich, wie wenn man für einen Gedanken als Autor die passenden Worte sucht. Gadamer (1967/I: 110) spricht hier von dem "seltsamen, unruhigen und quälenden Gefühl, solange man nicht das richtige Wort hat". Man versteht durchaus den vorgelegten Text, man hat einen Eindruck davon und empfindet doch die Ohnmacht gegenüber dem fremden Sinn und dem eigenen Sprachpotential. Das geglückte Finden sinnentsprechender zielsprachlicher Formulierungen äußert sich als Evidenz, als intuitive Gewissheit (Stolze 2003: 210). Und diese Erfahrung bei der Textproduktion ist zutiefst in der Leibhaftigkeit einer übersetzenden Person verankert und kann nicht davon gelöst und in eine vermeintliche Objektivität einer Gruppe verlegt werden.
Während das Verstehen global auf eine ganzheitliche Sinnerfassung ausgerichtet ist, zeigt sich das übersetzerische Formulieren tatsächlich als eine rhetorisch-stilistische Problemstellung. Das Augenmerk richtet sich weniger auf die vom Textganzen her plausible Begrifflichkeit, als vielmehr auf die rhythmische und stilistische Qualität geglückter Übersetzungslösungen. In dem Maße wie sich kognitiv aus den Einzelstücken der vorgefundenen Wörter als sprachlichem Input allmählich eine Gesamtvorstellung vom Gemeinten, eine Szene aufbaut, gelingt es auch, das Auszusagende dichter und eleganter zu formulieren, wobei die Suche nach dem "treffenden Ausdruck" durchaus oft mühselig ist. Ein sprachliches Mittel zur Ausdrucksprägnanz sind "Verdichtungsstrategien" (Dedecius 1961: 444), vgl. die kompakten Ausdrücke bei Luther. Hierzu muss man sich von der Wörtlichkeit lösen und sprachspezifische Wortbildungsmöglichkeiten nutzen. Ausgedehnte Relativsätze und Attributkonstruktionen stehen dem entgegen, zu viele Kurzsätze zerreißen den inneren Zusammenhang einer Handlung. Wenn Berger/Nord (2000: 217) z.B. sinnvollerweise anstelle der altbekannten Formel aus der Bibel "Bruder in Christus" nun "Mitchrist" vorschlagen, so dient das u.E. weniger dem Aufbrechen eingefahrener Rezeptionsgewohnheiten, als vielmehr im Sinne des inzwischen erfolgten Bewusstseinswandels der prägnanteren Benennung dessen, wovon tatsächlich die Rede ist. Ein anderes dort genanntes Beispiel (ebd. 218) ist allerdings keineswegs prägnanter. Statt wie bei Luther: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens" heißt es jetzt: "Alle Ehre Gott im Himmel und Friede den Menschen auf Erden, die Gott erwählt hat." Poetische Sprache entfaltet das sonst brachliegende Potential einer Einzelsprache.
Hier kommt das Sprachgefühl des Translators besonders zum Tragen. Eine Bibelübersetzung sollte also so formuliert werden, dass der Übersetzer oder die Übersetzerin sich selbst in ihrer Leibhaftigkeit mit einbezieht. Man sollte sich geistig eine Szene vorstellen können, oder sich selbst fragen, wovon rede ich da eigentlich? Gibt das als Aussage aus meiner Sicht einen kohärenten Sinn? Ist der Stil dem Aussageinhalt angemessen? Oft sind einfachere Formulierungen die besseren, und nicht immer müssen andernorts geglückte Formulierungen krampfhaft vermieden werden. Um dies zu illustrieren, werden im Folgenden eigene Übersetzungsversuche für unsere genannten Beispielstellen vorgelegt:
Mk 1, 4-5 - Johannes der Täufer war in der Wüste und predigte die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Alle Landbewohner in Judäa und die ganze Bevölkerung Jerusalems strömte zu ihm hinaus. Sie ließen sich im Jordan taufen und bekannten und bereuten ihre Sünden. |
Joh 20,11-14 - Maria stand weinend vor dem Grab. Da fiel ihr gesenkter Blick in die Höhle hinein, und sie sah dort zwei Engel in leuchtenden Gewändern sitzen, zu beiden Seiten der Stelle, wo man den Leichnam Jesu hingelegt hatte.
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Röm 5,5-8 - Hoffnung aber enttäuscht nicht. Denn die Liebe Gottes erfüllt unsere Herzen durch den heiligen Geist, der uns geschenkt ist. Einst, als wir noch schwach waren, ist Christus für uns Gottlose gestorben. Nun stirbt kaum einer für einen Gerechten, vielleicht setzt er für einen besonders guten Menschen sein Leben ein. Gott aber erweist uns seine Liebe dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. |
Röm 8,1-4 - Wir sind nun mit Christus Jesus verbunden und fürchten keine Verurteilung mehr vor Gott. Denn die Weisung des lebendig machenden Geistes Jesu Christi hat uns von der Herrschaft der Sünde und des Todes frei gemacht.
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Ob diese Übersetzung gelungen ist, mag der Leser entscheiden. Es wurde jedenfalls versucht, die Aussage genau zu formulieren aber nicht zu interpretieren. Wichtig ist die Sprachkompetenz beim Formulieren, welches sich als ein kognitives Koordinierungsproblem erweist, bei dem die verschiedenen Anforderungen an Texte im Blick auf Textfunktion, Thematik, Stilistik und Gestalt jeweils miteinander verknüpft werden müssen, damit ein homogenes Produkt entsteht. Eine Linearisierung des Prozesses oder die Fokussierung einzelner Textstellen ist dabei nicht möglich, vielmehr entsteht oft mit einer punktuellen Lösung ein erneutes Formulierungsproblem an anderer Stelle (Stolze 2003: 231). Dann erweist sich der Übersetzungsprozess als eine Abfolge zyklischer Bewegungen von Entwurf und Revision. Letztendlich ist dieser Prozess für den Einzelnen wie für ein Team unabschließbar. Jede erneute Textrezeption oder ein revidierendes Lesen des eigenen Entwurfs führt durch die hermeneutische Horizonterweiterung in der Lektüre zu einer mit der vorherigen nicht mehr identischen kognitiven Repräsentation. Dabei findet in jedem längeren Text eine "Vermehrung der Zwänge" statt, d.h. die anfänglich offenen Gestaltungsmöglichkeiten reduzieren sich in dem Maße, wie die "innere Logik" des produzierten Textes wächst (Dörner 1976: 96). Je klarer die Übersetzungsaufgabe wird, desto mehr erfahre ich meine eigene Unzulänglichkeit, und desto mehr Zwänge entstehen im einzelnen. Was bleibt, ist das Vertrauen in die sprachliche Kreativität und Formulierungssicherheit der übersetzenden Person.
Man kann die Probe aufs Exempel an einem Kapitel aus dem Buch Hiob des Alten Testaments machen. Nachstehend werden für diesen Textabschnitt (Hiob 3, 1-19) vier verschiedene Übersetzungen vorgestellt. Es handelt sich um die erste Klage Hiobs in der Auseinandersetzung mit seinen Freunden, nachdem er als göttliche Prüfung alles verloren hatte und mit Krankheiten geschlagen war. Die vier Versionen bieten zwar alle denselben Inhalt, denn sie stammen vom selben Urtext ab. Nichts wird weggelassen oder hinzugefügt, doch sie sind in ihrer Mitteilungskraft keineswegs gleichwertig und nicht alle überzeugend. Die Präferenz von Lesern und Leserinnen könnte sich daher auf eine Version als besonders gelungen konzentrieren, wodurch die anderen Versuche obsolet werden.
Der Aufwand unzähliger Übersetzungen ein und derselben Mitteilung lohnt nicht, sobald es einmal gelungen ist, dieser Mitteilung authentisch Gehör zu verschaffen. Statt der "unvoreingenommenen Betrachtung verschiedener Übersetzungen" (Berger/Nord 2000: 217) wäre eher eine "unvoreingenommene Übersetzung" des Originals sinnvoll. Dabei ist auch die Bedeutung des Hörens von Texten zu beachten, in einer Zeit, wo das Lesen immer mehr zurückgeht. Beispiel:
Luther 1545 3 1DARnach that Hiob seinen Mund auff / vnd verflucht seinen tag / 2vnd sprach / 3Der tag müsse verloren sein / darinnen ich geboren bin / vnd die nacht / da man sprach / Es ist ein Menlin empfangen. 4Der selbe tage müsse finster sein / vnd Gott oben er ab müsse nicht nach jm fragen / Kein glantz müsse vber jn scheinen. 5Finsternis vnd Tunckel müssen jn vberweldigen / vnd dicke Wolcken müssen vber jm bleiben / vnd der dampff am tage mache jn greslich. 6Die nacht müsse ein tunckel einnemen /vnd müsse sich nicht vnter den tagen des jars frewen / noch in die zal der monden komen. 7Sihe / die nacht müsse einsam sein / vnd kein jauchzen drinnen sein. 8Es verfluchen sie die Verflucher des tages / vnd die da bereit sind zu erwecken den Leuiathan. 9Jre Sterne müssen finster sein in jrer demmerung / Sie hoffe auffs liecht / vnd kome nicht / vnd müsse nicht sehen die augenbrün der Morgenröte. |
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Einheitsübersetzung 1980 3 1Danach tat Ijob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag. 2Ijob ergriff das Wort und sprach:
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Gute Nachricht Bibel 1998
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10Sie hat den Schoß der Mutter nicht versperrt, sie hören nicht mehr, wenn die Wächter schreien,
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Bibel in Gerechter Sprache (Vorentwurf)
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(10) Denn sie hat die Türen des Leibs meiner Mutter nicht verschlossen
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Luther hat die Klage Hiobs deutlich als einen gesprochenen Text übertragen, hinter dem eine fast zornige Person steht. Rhythmisch macht er die Wut des Sprechers in der kurzatmigen, drängenden Ausdrucksweise deutlich, was sprachlich durch die häufige Konjunktion "vnd" sowie angehängte Attribute realisiert ist. Während spätere Übersetzer versuchten, den Text eher psalmenartig wie ein Gedicht erscheinen zu lassen, hat Luther eine Klagerede formuliert. In der Revision von 1985 wurden leider viele wirkmächtigen Formulierungen eingeebnet.
Bei der Einheitsübersetzung wurde Hiobs Klage zu einer feierlichen Rede in sehr getragener Ausdrucksweise, die sprachlich noch stark an Luther orientiert ist. Zahlreich sind Wörter des gehobenen Stils, wie tat seinen Mund auf, Gewölk, hinweg raffen, Wimpern der Morgenröte, Pforte an meiner Mutter Leib, Frevler, Ratsherren, usw. Der Text wirkt künstlich antikisierend, ist sprachlich verfremdet; einer verbalen Äußerung von Verzweiflung wird dies wenig gerecht.
Sehr eindrucksvoll ist dagegen Hiobs Klage in der Gute Nachricht Bibel wiedergegeben. Die rhythmische Sprache der Oralität ist überzeugend nachgestaltet, und hinter dem Text steht ein Mensch, der schier verzweifelt. Der Leser kann sich hier leibhaftig eine Szene vorstellen und emotional nachempfinden.
Bei der Bibel in gerechter Sprache wird gleichfalls das Deklamatorische respektiert. Allerdings klingt dieser Text recht manieriert, fast wie ein Hexameter. Das mag wohl daran liegen, dass stärker auf die Form des hebräischen Originals geachtet wurde. Lexikalisch finden sich Anklänge an die Einheitsübersetzung, z.B. verschied, Wimpern der Morgenröte, Sterne ihrer Dämmerung, Ratsherren, usw. Daneben erscheinen aber Ausdrücke eines niedrigen Registers, wie Hiob reagierte, Monstrum, Knie entgegen gekommen, verscharrte Fehlgeburt, Verbrecher, usw. So ist der Textentwurf sprachlich nicht homogen. Die im Deutschen fremdartig wirkende Sprachform des Hebräischen sollte wohl durchschimmern, dadurch wird freilich die inhaltliche Mitteilung in den Hintergrund gedrängt. Wörtlichkeit in der Übersetzung ist eben kein Garant für Genauigkeit der Mitteilung. Die Aufmerksamkeit des Lesers wird stark von der Sprachform absorbiert, als Hörer vernimmt man nur feierliche Deklamation. Die von Hiob hier herausgeschrieene existenzielle Not wird weniger spürbar. Für eine Bibelübersetzung in der modernen Zeit erscheint uns die GNB am geeignetsten.
Ein weiterer Aspekt ist, dass ein etwas unspezifisch formulierter Text mehr Möglichkeiten subjektiver Interpretation offen lässt und damit für viele "verständlicher" ist, als eine logisch explizierte Aussage, die zu einer einzigen Identität hin tendiert. So wird etwa bei der Abfassung internationaler Verträge darauf geachtet, dass die Formulierungen möglichst nicht sich solchen in den nationalen Rechtsordnungen annähern, damit eben viele Länder sich damit auf ihre Weise identifizieren können. Viele Erklärungen, womit man "sich zu einer konsistenten Auslegung bekennt" (Berger/Nord 2000:215) schränken das Erfahrungspotential beim Leser eher ein, zumal ja die inkriminierte Offenheit im Urtext noch vorhanden ist.
Daher sollte die Pragmatik der Rezeption miteinbezogen werden. Semantische Unbestimmtheitsstellen wirken wie "Unruheherde", sie begrenzen Eindeutigkeit, geben dem Text seine Beweglichkeit zurück, geben ihm Entfaltungsoffenheit in die Zeit- und Raumbedingtheit des Verstehens hinein, und nur so kann dessen Wirkungsgeschichte weitergehen. Fuchs (2001: 237) verweist auf die Doppelaufgabe der "Übersetzungspragmatik": "einmal die strikte Verteidigung des Textes gegenüber Vereinnahmungen, zum anderen aber auch, eine Rezeption zu ermöglichen, die nicht nur eine Übersetzung rezipiert, sondern sich aktiv zur Pluralität der Übersetzungen bzw. spezifischer Varianten verhält. Die Übersetzung gibt sich dann in der Rezeption selbst aus der Hand".
Die Bibel ist ein Glaubens- und Religionsdokument. Ihre wichtige Funktion als liturgisches Instrument in christlichen Gottesdiensten und in der lebenslangen Begleitung von gläubigen Menschen, woran sie ihren Glauben festmachen, ist nun einmal von der Lutherbibel und im katholischen Bereich von der Einheitsübersetzung geprägt. Dies wird bei den neueren Versuchen kaum beachtet, am ehesten noch von GNB. Übersehen wird auch die tiefe Bedeutung religiöser Lieder, die in ihrer Sprachgestalt sehr beständig sind und mit dem Bibeltext harmonieren sollten.
Unklare Aussagen so stehen zu lassen wie sie im Original sind, erfordert Mut, aber die Sache verlangt es. Daher hat der Translator in seiner Sprachmittlerfunktion sich immer wieder zu verdeutlichen, dass ein bestimmtes Textverständnis nicht endgültig sein muss, sondern stets den Charakter des Vorläufigen hat. Auch literarische Texte leben oft von der "unspezifischen Genauigkeit des Ausdrucks" (Domin 1968: 140), der in seiner Offenheit genau das andeutet, was Leser sich selber denken können. Dieses Schwebende im Ausdruck, dieses Sich-Nicht-Festlegen auf eine konkrete Meinung ist es, was oft den künstlerisch-poetischen Ausdruck kennzeichnet und einem Text Weite und Tiefe verleiht. Das Übersetzen verlangt also, sich dem Unbestimmtheitsaspekt zu stellen. Doch so manche punktuell unklare, vielleicht sogar zunächst nicht ganz verstandene Formulierung gewinnt im Horizont des Textganzen oft plötzlich einen luziden Sinn. Und die Möglichkeit der Auslegung soll auch dem Leser einer literarischen und biblischen Übersetzung noch offen gehalten werden. "Demokratisch" wäre demnach nicht der Vergleich vieler Übersetzungen, sondern eine Übersetzung, die viele Deutungen zulässt. Die banalisierenden Übersetzungen dagegen schwingen nicht mit, dahinter steht keine eigene Identifikation in Solidarität mit der Mitteilung. Hier übernimmt der Translator keine Verantwortung für die schwebende Bedeutungsoffenheit des Textes.
Aus dieser Sicht heraus können wir nur dem zustimmen, was Lohfink (2001: 230), vielleicht eher gefühlsmäßig, als Hoffnung für eine neue Bibelübersetzung formuliert:
"1. Es sollte wirklich neu angefangen werden, und das in Zusammenarbeit aller Kirchen. 2. Es sollten möglichst wenig Übersetzer bestellt werden, vielleicht nur eine einzige Person ... 3. Die Hauptqualität des Übersetzers müsste die sprachliche und schriftstellerische Kompetenz im Deutschen sein ... 4. Jedem Übersetzer müsste durch Bibelfachleute und Fachleute anderer Spezialisierungen ... zugearbeitet werden - jedoch so, dass die letzte Entscheidung stets bei ihm verbleibt. 5. Der zu übersetzende Text müsste der älteste erreichbare Text des christlichen Kanons sein ... 6. Im Fall einer deutschen Bibelübersetzung darf man sich nicht mit nur dynamischer Äquivalenz im Sinne von rein inhaltlicher Übereinstimmung begnügen. Es liegt zu große sprachliche und kulturelle Nähe vor. Daher sind nach Möglichkeit auch Entsprechungen in Sprachebene, Gattung und Stil heranzuziehen. Besonders wichtig sind die biblischen Spiele mit Stich- und Leitwortsystem. 7. Als zukünftige Hauptverwendung der Übersetzung sollte der gottesdienstliche Gebrauch vor Augen stehen. Bei den dafür in Frage kommenden Texten müssen auch Singbarkeit und Vertonbarkeit bedacht werden ... 9. Es sollten eine genügend lange Arbeitszeit und dann eher eine großzügige Erprobungszeit vor der gemeinsamen Applikation einer definitiven Fassung angezielt werden."
Auch wenn die Sehnsucht nach einer "gültigen deutschen Bibelübersetzung" als ökumenisches Werk für alle Christen vielleicht utopisch ist - der zweitausend Jahre alte Text der Bibel bleibt erhalten.
2 Unter Verweis auf die Überlieferungstradition der Bibelhandschriften wird im Anhang (S. 20) vermerkt, dass die "Abschreiber oft genug auch zutreffende Ergänzungen beigefügt" hätten: "solche wie wir selbst sie in eckigen Klammern [ ] einsetzen. Wo wir ihnen zustimmen, nehmen wir sie trotzdem nicht in den Bibeltext auf, weil sie ihm eben ursprünglich nicht angehörten." Und: "Wo nun aber der Inhalt keinen dringenden Anlass bietet, von der Lesart der ältesten und sorgfältigsten Textzeugen abzuweichen, da ist es durchaus nicht erlaubt, eine minder gut bezeugte Lesart deshalb zu bevorzugen, weil sie uns besser gefällt oder uns durch langjährige Gewöhnung vertraut ist." [zurück]
3 Aufgrund damaliger kontroverser innerprotestantischer Diskussionen um die Lutherbibel und ihre Revisionen sahen manche sogar die Chance, ganz neu eine ökumenische Übersetzung zu erstellen. Dies wurde freilich von den Kirchenleitungen auf beiden Seiten nicht wirklich betrieben, und so haben letztendlich nur beim neuen Testament und den Psalmen auch protestantische Theologen gleichberechtigt mitgearbeitet. Daher wird dieser Text für ökumenische Anlässe empfohlen. Die Deutsche Bischofskonferenz empfahl, dass die Übersetzung "wortgetreu, doch in gutem, dem Volk verständlichen Deutsch" erfolgen sollte (Salevsky 2001: 146). [zurück]
4 Und die Übersetzer waren auch nicht frei, sie mussten so manche Kompromisse eingehen, weil Bischöfe und andere sich gegen bestimmte Formulierungen empörten. Lohfink (2001: 229) erwähnt z.B. den Streit um das Gleichnis mit den "törichten Jungfrauen" (Mt 25,2). Schon 1971 musste man von dem eindrücklichen Bild der "dummen Mädchen" wieder Abstand nehmen. [zurück]
5 Er wurde 1943 Direktor der Übersetzungsabteilung der amerikanischen Bibelgesellschaft, und er versuchte, das Vorhaben der Mission anhand von Bibelübersetzungen auf eine neue wissenschaftliche Grundlage zu stellen. In radikaler Abkehr von der traditionell-philologischen Ausrichtung an den heiligen Texten propagierte er die Ausrichtung der Übersetzung an den Bedürfnissen der Empfänger im Blick auf deren kulturelle und intellektuelle Verstehensvoraussetzungen. [zurück]
6 Weitere Texte sind geplant, sofern die Spendenlage dies finanziell zulässt. Seit 1995 erscheint halbjährlich ein Informationsbrief "Notizen", in dem ausführlich über das Projekt der Genfer Bibelgesellschaft berichtet wird. [zurück]
7 Angestrebtes Merkmal ist Originaltreue und Verständlichkeit
zugleich: "Kein Grundtextkenner kann unbeeindruckt bleiben von der Sorgfalt
und der Kompetenz, mit denen die Übersetzer der NGÜ um den bestbegründeten
Textsinn gerungen haben, wie auch von dem Verantwortungsbewusstsein und dem
Bemühen um Transparenz, die ihre exegetischen Entscheidungen und deren
Berücksichtigung im deutschen Text bestimmen. Symptomatisch dafür
sind u.a.: (1) die qualitativ hochstehenden Anmerkungen, die - wo immer relevant
- auf mehr oder weniger gut vertretbare Deutungsalternativen (>>Od<<
[= Oder] bzw. >>Aü<< [= Andere übersetzen]) oder Besonderheiten
der Formulierungen des Originals (>>W<<) [Wörtlich]) u.ä.
hinweisen;
(2) die Kennzeichnung der Textelemente, die im Original lediglich impliziert
(nicht ausgedrückt aber mit gemeint) sind und im Deutschen zur Verdeutlichung
beigefügt wurden;
(3) die Behutsamkeit, mit der man (bei aller sonstigen Anpassung des Übersetzungswortlautes
an die Erfordernisse der deutschen Sprache) die im Original offensichtlich bewusst
gewählten begrifflichen Unterscheidungen (z.B. >>Gesetz<<,
>>Glauben<< u.ä.) berücksichtigt" (Notizen 15/1998, 2).
So könnte diese Ausgabe sicher auch gut zu Studienzwecken verwendet werden.
[zurück]
8 "Die NGÜ ... verbindet den linearen fortlaufenden Lesetext und die Datenbankstruktur. Letztere erscheint am augenfälligsten im Fussnotenapparat." Durch Vernetzung wird Konkordanzfähigkeit angestrebt (Notizen 22/2001, 3). [zurück]
9 Der alles entscheidende Zweck der Übersetzung impliziert dabei die Adressaten. "Die Übersetzung richtet sich primär an Laien, die sich für Grundlagen ihres christlichen Glaubens interessieren, aber über die vorhandenen Übersetzungen oft keinen Zugang dazu finden, weil ihnen das kulturelle Wissen über die Welt fehlt, in der diese Texte entstanden sind, sowie an theologische Vermittler, die mit der Ausgangssprache nicht so vertraut sind." [zurück]
10 Die Methode, das Fremde verständlich zu machen,
wird mit einigen sprachlichen Mitteln zu realisieren versucht:
- Die Übersetzung ist oft verfremdend, absichtlich "exotisierend", um einfach
adaptierende Missverständnisse zu verhindern und das Exotische nachvollziehbar
zu machen, aber eine Modernisierung soll vermieden werden.
- Wissenshintergründe aus der damaligen Zeit, die in den Texten implizit
sind, werden als Erklärungen in Klammern hinzugefügt. Damit sollen
die verstehenden Leser nicht auf drei, vier Spezialisten reduziert und für
alle anderen völlig kryptische Literatur geschaffen werden.
- Schwierige Begriffe werden paraphrasiert. Ein simpler Austausch altertümlicher
Ausdrücke durch neuere, wie in den Luther-Revisionen, wird abgelehnt.
- Eine Frauen und Männer integrierende Sprache wird angestrebt, weil dies
die Menschen heute eher anspricht.
- Der Verabsolutierung einzelner Bibelstellen soll vor allem durch die Einbeziehung
der außerkanonischen Texte entgegen gewirkt werden, die oft hilfreiche
und überraschende Schlaglichter auf die bekannten Texte werfen.
- Die Übersetzung bekennt sich immer zu einer bestimmten Deutung, weil
es angeblich keine wirklich neutralen Formulierungen gibt. [zurück]
11 Die "törichten Jungfrauen" aus Mt 25, 1ff sind in dieser Bibelausgabe übrigens drastisch und klar mit "dumme Mädchen" übersetzt, was der Sache inhaltlich am nächsten kommt. In der GNB ist dazu von "gedankenlosen Brautjungfern" die Rede. [zurück]
12 In diesen Experimenten wurde den Probanden, ähnlich wie in vorliegender Studie, jeweils ein bestimmter Textabschnitt aus dem NT in mehreren deutschen Versionen nebeneinander vorgelegt. Diese waren mit genauer Quellenangabe und Jahreszahl versehen. Sie sollten dann entscheiden, welche Version ihnen als am besten verständlich erschien. Entgegen unserer Erwartung wurde mit deutlicher Mehrheit jeweils Luther ausgewählt, wobei es sich bei den Teilnehmern nicht notwendig um Kirchgänger handelte. Die Hypothese vieler Bibelübersetzer, dass eingeschobene Erklärungen den Text verständlicher machen, wurde in diesen Versuchen widerlegt. [zurück]
13 Salevsky berichtet ausführlich über entsprechende Verfahrensfragen in Übersetzungsprojekten (2001: 121). [zurück]
14 Beispiel ist die ausführliche Diskussion der Stelle in Apg 27,3. Bei Luther heißt es: "Julius ... erlaubte Paulus, zu seinen Freunden zu gehen und sich von ihnen pflegen zu lassen" bevor er nach Rom weiterfuhr. Seitenlang wird nun vom NGÜ-Übersetzer diskutiert (Notizen 19, 2f), ob diese empfangene Fürsorge (gr. epimeleias tychein) sich auf Erholung von den Strapazen vorangegangener Haft, auf Gesundpflege oder auf Ausstattung mit Reiseproviant beziehe. Natürlich wird keine Lösung gefunden, sondern der Text bietet mit Fußnote zwei Lesarten an. Dabei ist diese ganze Frage ziemlich nebensächlich, denn in dem Kapitel geht es nur darum, dass Paulus sich nach Rom aufmachte. [zurück]
15 Bewusst vermieden wird der Ausdruck "Herr", wie z.B. von Luther durchgängig verwendet, da dies zu sehr den patriarchalischen Vorstellungen Vorschub leiste. Traditionell galt freilich die exegetische Auffassung, dass wir Christus als Herrn in unserer Nachfolge anerkennen. [zurück]
16 Über "Möglichkeiten und Grenzen frauengerechten Sprachgebrauchs" unterrichtet weiterführend Reiß (1993: 42ff). [zurück]
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