"Sprachloyalität" ist ein Begriff, der gebraucht wird, um das (bewusste und/oder unbewusste?) Verhältnis einer Sprechergruppe zu ihrer (Mutter-) Sprache zu charakterisieren. Man bezeichnet damit den Umstand, dass Sprecher trotz eines gewissen Drucks - insbesondere in Sprachkontaktsituationen - ihre eigene Sprache nicht zugunsten einer anderen Sprache aufgeben. Generell benennt der Ausdruck also ein Verhältnis, das als positiv zu charakterisieren ist. Sprachloyalität ist etwas Gutes, insofern sie nicht zuletzt dem Spracherhalt dient; Sprachilloyalität ist etwas Schlechtes, insofern damit ein Verhältnis der Missachtung und der Vernachlässigung verbunden ist, das am Ende sogar zum Untergang von Sprachen führen kann.[1]
Welche Fälle von Sprachloyalität wurden bisher beobachtet? Explizit mit dieser Begrifflichkeit wurde etwa der Sprachenkonflikt in der Bretagne analysiert (Berger 1988). In der deutschen Sprachgeschichte benutzte man den Begriff beispielsweise, um das Festhalten der Luxemburger am Lëtzeburgischen während des Zweiten Weltkriegs oder die standhafte Verteidigung des Deutschen in Süd-Tirol in Worte zu fassen (v. Polenz 1999: 152, 179). Auch die Einstellung der Schweizer zu ihrer speziellen Sprechvarietät wurde mit diesem Terminus erfasst (v. Polenz 1999: 445, v. Polenz 1994: 224). Zuletzt wurde der Begriff "Sprachloyalität" im deutschen Kontext häufig nicht in affirmativer, sondern in privativer Absicht benutzt. Demnach zeichnen sich "viele" Deutsche dadurch aus, dass sie ihrer eigenen Sprache (zu) wenig Aufmerksamkeit widmen. Statt durch Sprachloyalität sei das gegenwärtige Verhältnis der Deutschen zu ihrer Muttersprache durch Sprachilloyalität gekennzeichnet:
"Es mangelt vielen Sprechern des Deutschen an Sprachloyalität." (Glück 2000a: 124)
"Mit den erörterten kritischen Urteilen hängt auch die niedrige Wertschätzung zusammen, die erstaunlich viele Deutschmuttersprachler ihrer Sprache (...) entgegenbringen. Die Sprachilloyalität eines Großteils der Deutschsprachigen ist nicht erst jüngeren Datums. (...) Heute nehmen - etwas überspitzt formuliert - die Überschätzung des Fremden, der Mangel an Selbstwertgefühl und die Missachtung der eigenen Sprache mitunter schon groteske Ausmaße an. (...) Etwas pointierter könnte man fast sagen: Viele Deutschsprachige betrachten ihre Muttersprache, als wäre sie eine 'Stiefmuttersprache'." [Hervorhebung im Original] (Földes 2000: 278)
In dieser Linie wird auch von den "illoyalen Deutschen" gesprochen, die im internationalen (politischen) Zusammenhang zu wenig für Aufrechterhaltung und Förderung ihrer eigenen Sprache täten (Mackiewicz 1998, ähnlich Greule 1999).
Schon aus diesen Belegen wird deutlich, dass die These von der deutschen Sprachilloyalität insbesondere im DaF-Kontext vertreten wird: Demnach neigen die Deutschen im direkten Kontakt mit Ausländern und insbesondere im Ausland dazu, ihre Muttersprache gegen andere Idiome - vor allem gegen das Englische - auszutauschen. Es muss nun nicht gegen den Wahrheitsgehalt dieser Feststellung sprechen, wenn sie in den oben zitierten Aufsätzen in der Regel nur durch persönliche Eindrücke der Autoren gestützt wird. Da es sich bei den Urhebern der Texte um Personen handelt, die als Verantwortliche im DaF-Bereich tätig sind und die dort vermutlich einen reichen Erfahrungsschatz sammeln konnten, sind deren Aussagen sicherlich tief in der Sprachwirklichkeit verankert, auch wenn sie nicht im engeren Sinn wissenschaftlich belegt wurden (dazu auch Klein 1999). Systematische empirische Untersuchungen zur (mutmaßlichen) deutschen Sprachilloyalität, aus denen sich im Detail explizierte Thesen über die Deutschen "insgesamt" oder nur in (repräsentativen) Teilen, auch im Kontrast zu anderen Nationen, ergeben, liegen jedenfalls - soweit ich sehe - noch nicht vor.
Die These von der deutschen Sprachilloyalität gewinnt nun dadurch eine besondere Brisanz, dass sie nicht nur im DaF-Bereich situiert wird. Man identifiziert sie nämlich auch in der Mitte der deutschen Sprachgemeinschaft, unabhängig von allen Sprachkontaktsituationen. Greule etwa unterscheidet in diesem Sinne explizit terminologisch die "äußere" von der "inneren" Sprachloyalität. Letztere sei dadurch gekennzeichnet, dass die Deutschen im Inneren zu wenig Sprachpflege betrieben und ihnen so etwas wie (nationale) Sprachkultur bzw. Sprachkultivierung eher fern liege (Greule 1999). Fazit: In Deutschland kümmert man sich nicht nur gegenüber Ausländern zu wenig um die Muttersprache, sondern man vernachlässigt sie selbst in Situationen, in denen man als Sprechergruppe sozusagen unter sich bleibt. Andere Autoren sehen diese Dimension des Problems, die nicht auf den DaF-Bereich bezogen ist, ähnlich (Glück 2000a: 122f., Földes 2000: 286).
Durch die gesamte Konstellation der Stellungnahmen und deren Formulierung wird suggeriert, dass die "äußere" und die "innere" Sprachilloyalität letztlich in einer fundamentalen Sprachvernachlässigung wurzeln. Dass Deutsche gegenüber Ausländern schnell ins Englische wechseln, dass zu wenig Sprachpflege betrieben wird, dass die deutsche Sprachlexikographie unterentwickelt ist - alle diese (angenommenen) Tätigkeiten bzw. besser: Unterlassungen und einiges andere mehr wurzelt demnach in einer spezifisch deutschen Achtlosigkeit gegenüber der Muttersprache.
Vor dem Hintergrund der These von der grundsätzlichen deutschen Sprachilloyalität möchte ich mich in diesem Aufsatz mit den jüngsten Zuständen und Bewegungen in der öffentlichen Sprachthematisierung in Deutschland beschäftigen. Es geht - allgemein und grob gesprochen - darum zu ermitteln, in welchen Hinsichten, mit welchen Zielen und mit welchen Intensitäten die deutsche Sprache gegenwärtig in Deutschland zum Thema öffentlicher Stellungnahmen und Diskussionen gemacht wird. Im Lichte der Antworten auf diese Fragen soll dann die These von der spezifisch deutschen Sprachilloyalität einer Prüfung unterzogen werden.
Im Blick auf die Belege werde ich mich nun selbstverständlich nicht mit sämtlichen erreichbaren Quellen beschäftigen können, sondern vor allem ausgewählte öffentliche, oft journalistische und sprachpolitische Dokumente zusammentragen und kurz kategorisierend erörtern. Dokumente linguistischer Herkunft werden nur am Rande und insofern berücksichtigt, als sie auf öffentliche Resonanz aus sind. Die sprachwissenschaftliche Fachdiskussion wird also ausdrücklich ausgeklammert. Denn es soll hier weniger um Spezialistentum, als um die öffentlichkeitsrelevanten und somit sprachgeschichtlich maßgeblichen Formen der Beschäftigung mit Sprache innerhalb der deutschen Sprachgemeinschaft gehen. Der Sammlungszeitraum fällt in die Jahre 2000 und 2001, mit einigen Ausblicken auf die vorangegangene Zeit. Damit wird eine Zeitspanne behandelt, die man linguistisch wohl im Moment (Spätsommer 2001) mit Gegenwart gleichsetzen kann.
Für die zu erörternden Quellen gilt, dass sie nicht nur für die Position von Einzelgängern stehen, sondern eine gewisse Breitenwirkung dokumentieren, die zumindest einzelne Domänen der deutschen Sprachgemeinschaft charakterisiert: Hinter einem sprachthematisierenden Text einer Tageszeitung steht beispielsweise sowohl das Interesse der Redaktion als auch die Beschäftigung der Leserschaft, die den Artikel zumindest teilweise zur Kenntnis nehmen wird: Im nachhaltigsten Fall wird ein Leser einen Leserbrief zur Thematik schreiben oder auch in anderer Form die Inhalte des Textes öffentlich oder halb-öffentlich (z.B. in der Schule oder im betrieblichen Gespräch) aufgreifen. Ähnlich stehen Texte, die von Personen in offizieller Funktion geäußert werden, für mehr als eine isolierte Meinung.
Vorweg sei überdies deutlich herausgestellt, dass die (linguistische) Stichhaltigkeit der verschiedenen öffentlichen Beiträge zur Sprachproblematik hier nicht zur Debatte stehen soll. Vielmehr werden die Beiträge zur Sprachthematik inhaltlich lediglich unter der Fragestellung analysiert, ob sich darin - ganz generell - Indizien für Sprachloyalität oder Sprachilloyalität ausmachen lassen. So wäre es beispielsweise als sprachloyal zu kennzeichnen, wenn ein Leserbriefschreiber leidenschaftlich über die gegenwärtigen Entwicklungen der deutschen Rechtschreibung diskutiert, ganz unabhängig von der Frage, ob er ein Gegner oder ein Befürworter der Rechtschreibreform oder der wortinternen Majuskelschreibung ist. Ich interpretiere also die Existenz von Sprachinteresse auch als Hinweis auf das Vorliegen von Sprachloyalität, sofern nicht andere Umstände eindeutig nahe legen, dass die fragliche Äußerung eine ablehnende Haltung gegenüber der jeweiligen Sprache impliziert. Das Verhältnis der Begriffe "Sprachinteresse" und "Sprachbewusstsein" zum Begriff "Sprachloyalität" bedarf freilich noch einer genaueren Klärung und Abgrenzung. Für die Zwecke dieses Aufsatzes sollen hier relativ grobe Differenzierungen zunächst einmal ausreichen.
Genauso sei es für die Feststellung von Loyalität oder Illoyalität gleichgültig, ob Wahrheiten oder Unwahrheiten über die deutsche Sprache verbreitet werden. Anders gesagt: Der Loyalitätsbegriff wird hier aus der Sicht der Sprecher abgeleitet. Wer sich für sprachloyal und sprachinteressiert hält und entsprechend in der Öffentlichkeit agiert, soll auch als solcher angesehen werden. Es sollte klar sein, dass diese sprecherzentrierte Sicht bei einer anderen Untersuchungsperspektive natürlich erheblich problematisiert und relativiert werden müsste. Dann wäre auch die schwierige Frage zu klären, ob es überhaupt ein objektives, sprecherunabhängiges Kriterium für das Vorliegen von Sprachloyalität geben kann und, wenn ja, wie dies definiert werden könnte.
Die deutsche Sprache wird gegenwärtig immer wieder in bestimmten sachlichen Zusammenhängen und mit wiederkehrenden Topoi und Argumentationsmustern behandelt. Einige dieser Zusammenhänge eignen sich schon aus Gründen der Materialfülle für etwas längere Darstellungen. Im Rahmen dieses Aufsatzes sollen insofern zwei besonders einschlägige Themenbereiche in speziellen Unterkapiteln behandelt werden: Ein Abschnitt ist den jüngsten Diskussionen um die Anglizismen (Kap. 4.), ein anderer den Erörterungen zur internationalen Stellung des Deutschen (Kap. 5.) gewidmet. Freilich muss zu dieser thematischen Trennung eingeräumt werden, dass sie von Fall zu Fall ein wenig künstlich ist. Denn die beiden Themenbereiche - dabei wiederum insbesondere die Anglizismenproblematik - durchdringen gegenwärtig immer wieder andere Diskussionen. Die nationale wie die internationale Spannung zwischen Deutsch und Englisch ist eine Art Hintergrundfolie, die gegenwärtig den öffentlichen Sprachdiskurs in einem Maße dominiert, das kaum überschätzt werden kann.
Zunächst möchte ich die Sprachthematisierungen, die in Verbindung mit den jüngsten Medienentwicklungen stehen, in den Blick nehmen. Die Tatsache, dass die Computernutzung in den Dimensionen des Internets heutzutage keine Spezialistenangelegenheit mehr ist, führte dazu, dass bestimmte Formen der öffentlichen Beschäftigung mit der deutschen Sprache in elektronischen Umgebungen aufkamen. Relativ unabhängig von der Sprachwissenschaft etablierten sich etwa verschiedene deutschorientierte Diskussionsforen. Darin wurden unter anderem auch traditionelle Themen der Linguistik von interessierten Personen diskutiert. Dies geschieht beispielsweise in den Diskussions- bzw. Nachrichtenforen ("news groups") mit der Kennung "etc.sprache.deutsch" sowie "de.etc.sprache.misc" oder auch im sprachbezogenen Teil des Forums in der Internet-Ausgabe des Spiegel (http://www.spiegel.de/forum/). In diesen Foren werden per E-Mail-Kommunikation beispielsweise Ausspracheprobleme (z.B. Liter, König) und Rechtschreibfragen (z.B. die wortinterne Majuskelschreibung und die Rechtschreibreform[2]) diskutiert. Auch grammatische Fragen im engeren Sinn werden immer wieder zum Gegenstand der Auseinandersetzungen gemacht (z.B. Sg. von pommes frites?, Pl. von Status?, Genus von Gummi / E-Mail?). Daneben kommen lexikalische Differenzierungen (z.B. Unterschied zwischen Samstag und Sonnabend?) und etymologische Probleme (z.B. Herkunft von Fisimatenten, Handy) zur Sprache.
Auf dem Feld der Interpunktion finden insbesondere die gegenwärtigen Besonderheiten (Unkorrektheiten) beim Apostroph-Gebrauch eine große Beachtung und vor allem Verachtung (Typ Rita's Urlaub's-Shop u.ä.). Es existieren regelrechte elektronische Kampagnen ("Apostroph-S-Hass-Seite", "Apostroph-Gruselgalerie"), die der Bekämpfung dieses orthographischen Phänomens ("Apostrophitis") gewidmet sind (Seidler 2001). Die Thematik wird im übrigen auch in anderen Medien immer wieder zum Anlass genommen, über den Stand der Sprachentwicklung nachzudenken (Bölsche 2000). Gerade für satirisch grundierte Stellungnahmen bieten sich hier schon seit Jahren viele Ansatzpunkte zur kommentierenden Berichterstattung (Gsella 1993, Heise 1992).
Und selbstverständlich gibt es in den Diskussionforen des Internets immer wieder Debatten zu den Formen, dem Status und dem Umgang mit Anglizismen im Deutschen. Insgesamt ist die Themenbreite nahezu unerschöpflich, auch wenn mit der Zeit gewisse Redundanzen festzustellen sind. Jedenfalls ist in den sprachorientierten Foren des Internets ein deutliches Interesse am Zustand und der Zukunft des Deutschen dokumentiert, das gewiss als Beleg für Sprachloyalität interpretiert werden darf.
Während bei den elektronischen Foren die deutsche Sprache noch eher in traditioneller, an linguistische Gegenstandskonstitutionen erinnernder Weise diskutiert wird, gibt es im Internet weitere Aktivitäten, die allerdings eher vom spielerischen Umgang und sozusagen einer lockeren Sorge um das Deutsche zeugen. In ihnen werden die wortbildnerischen und lexikalischen Möglichkeiten des Deutschen ausgelotet. Einerseits widmet man sich Neologismen, auch wenn sie möglicherweise (zunächst) nur in privaten Zirkeln benutzt werden.[3] Andererseits werden immer wieder besondere Wortfelder herausgegriffen. Einschlägig ist in den letzten Jahren der Bereich der (Personen referierenden) Schimpf- bzw. Schmähwörter.[4] Besonders bekannt sind die Wörter vom Typ "Warmduscher" bzw. "Weichei".[5] Auf diesem Feld existieren selbst spezielle Wortschöpfungen für Rechtsanwälte.[6] Außerdem gibt es entsprechende Sammlungen, die weniger als form- denn als inhaltsbezogen anzusehen sind, sowie solche, die die phraseologische Dimension des Phänomens thematisieren.[7] Wenn derlei Formen der Auseinandersetzung auch kaum auf die Schul-, geschweige denn auf die Universitätsbildung abbildbar sind, so lässt sich in ihnen doch ein nicht unerhebliches sprachliches Interesse und insofern auch eine Form der Sprachloyalität identifizieren.
Ähnlich wie in diesen lexikzentrierten Sichtweisen spielt in der Öffentlichkeit Sprache oft dann eine Rolle, wenn etwas zu bezeichnen ist, für das es noch kein eingebürgertes Wort gibt. Nachdem die Lebensgemeinschaft Homosexueller jüngst juristisch erheblich aufgewertet wurde und faktisch mit der Ehe Heterosexueller gleichgestellt sein soll, erhob sich die Frage, wie der Akt der "Trauung" und die dadurch entstandene "Ehe" Homosexueller denn nun bezeichnet werden sollten (Müller-Münch 2001). Auch die Gesellschaft für deutsche Spache (GfdS) suchte in der jüngsten Ausgabe ihres Sprachdienstes im Rahmen einer Preisaufgabe nach der "besten" Bezeichnung für diese gesellschaftliche Innovation (Bensch 2001). Hier sei auch angemerkt, dass es neben den traditionellen Wortprämierungen der GfdS ("Wort des Jahres", "Unwort des Jahres") nunmehr auch den Medienpreis "Pons Pons 2001" [sic!] gibt. Diesen Preis vergibt die PONS-Wörterbuch-Redaktion für die "zehn kreativsten Wortschöpfungen, die in diesem Jahr in den Medien auftauchten" (Notiz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung v. 23.7.01). Auch in solchen gemeinsamen Suchen nach dem passenden Wort und den institutionellen Prämierungen wirkt sicher eine Form von Sprachloyalität. Auf einem anderen Feld fand dagegen der ebenfalls deutlich von Sprachloyalität kündende Umstand, dass deutsche Sprachkenntnisse für die ärztliche Approbation in Deutschland eine notwendige Voraussetzung darstellen, relativ wenig öffentliche Beachtung (vh 2001)
Das Internet ist nun bei weitem nicht der einzige Ort, an dem sich das gegenwärtige Sprachbewusstsein in Deutschland verkörpert. Quer durch die verschiedenen Spielarten der Publizistik gingen beispielsweise Plädoyers dafür, dass der Deutschunterricht in der Schule in Zukunft verstärkt werden sollte. Hier treffen sich Stellungnahmen von solch unterschiedlichen Protagonisten wie der Konrad-Adenauer-Stiftung (Finetti 2001) und des gegenwärtigen Bundesbeauftragten für Kultur (Nida-Rümelin 2001, Spiegel 2001).[8] Das Thema scheint also parteienübergreifend ein nicht unerhebliches Interesse zu wecken (vgl. auch Vogel 2000 sowie vorher schon Hensel 1999). Die zitierte Rede von Nida-Rümelin ist freilich gleichzeitig von einem Bekenntnis zur Vielsprachigkeit durchzogen, was angesichts der Favorisierung der deutschen Sprache natü rlich eine gewisse konterkarierende Wirkung hat. So unterbreitet Nida-Rümelin auch den Vorschlag, dass im deutschen Fernsehen weniger synchronisierte Filme gezeigt werden sollten, um so die Vielsprachigkeit zu unterstützen.
Einen Aspekt der gegenwärtigen Sprachdiskussion, der unmittelbar in Bezug zum Begriff der Sprachloyalität gestellt werden kann, betrifft die verschiedenen Institutionen, die im Moment sprachpflegerisch agieren. Glaubt man einem handbuchartigen Überblickswerk, das sich als "Bestandsaufnahme" sprachfördernder Aktivitäten und Institutionen versteht, so arbeiten auf diesem Feld in Deutschland zur Zeit weit über einhundert Einrichtungen (Frank-Cyrus u.a. 1999).[9] Nun ist bei einigen der dort aufgelisteten Einrichtungen sicher etwas fraglich, ob deren Aufnahme in einer Übersicht sprachkultivierender Institutionen sinnvoll ist.[10] Tatsache bleibt jedoch, dass das Handbuch einen materialreichen Eindruck von der imponierenden Vielfalt derjenigen Einrichtungen verschafft, die nach eigener Einschätzung Beiträge zur deutschen Sprachkultur liefern. Im Zusammenhang der Arbeit an dieser Bestandsaufnahme wurde zudem die Beobachtung gemacht, dass es seit etwa Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts einen gewissen Boom bei der Gründung von - meistens privaten! - Sprachpflegeeinrichtungen gegeben hat (Wiechers 2001). Dazu zählen zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Sprache (Norderstedt), der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (Nürnberg) sowie - teilweise in koordinierender Rolle - der Verein für Sprachpflege. Letzterer zeichnet auch verantwortlich für die Herausgabe einer eigenen Publikation, nämlich der Deutsche[n] Sprachwelt, die auch im Internet eine nicht unerhebliche Präsentation ("Weltnetzausgabe") mitsamt einem relativ lebendigen Diskussionsforum vorweisen kann.[11]
Die wichtigste Neugründung auf diesem Feld betrifft allerdings den Verein Deutsche Sprache (VDS), der 1997 - damals noch unter der Bezeichnung Verein zur Wahrung der deutschen Sprache - in Dortmund gegründet wurde. Die Bedeutung des VDS erhellt sich schon daraus, dass ihm in Glück 2000c bereits ein Lemma gewidmet ist. Tatsache ist, dass der Verein laut eigener Aussage (vgl. http://www.vds-ev.de/) im Moment über 13.000 Mitglieder in mehr als 30 Ländern besitzt und damit der größte Verein seiner Art in Deutschland sein dürfte. Sein öffentliches Wirken richtet sich so gut wie ausschließlich gegen Anglizismen. Für den Zusammenhang dieses Aufsatzes mag es zudem von besonderem Interesse sein, dass der wissenschaftliche Beirat des VDS bei seiner Konstituierung in einer Pressemitteilung "10 Thesen zur deutschen Sprache" aufstellte und dabei ausdrücklich den Begriff der Sprachloyalität ins Spiel brachte.[12]
Vermutlich auch vor dem Hintergrund der oben skizzierten Aktivitäten ist zu sehen, dass traditionelle Einrichtungen der Sprachpflege und Sprachforschung jüngst mit Aufrufen zu Lage und Zukunft der deutschen Sprache an die Öffentlichkeit traten. So lancierte die Gesellschaft für deutsche Sprache, zusammen mit der Dudenredaktion, einen Aufruf, für den sie bei ihren Mitgliedern um Unterstützung per Unterschrift warb. Darin forderte sie, "dass Deutsch neben Englisch und Französisch in allen europäischen Gremien als Arbeitssprache dient [und] dass die Bundes- und Landesregierungen mehr als bisher die deutsche Sprache und die deutsche Kultur im In- und Ausland fördern" (GfdS 2001)). In vergleichbarer Art und Weise verbreitete der Direktor des Mannheimer Institut für Deutsche Sprache ein ausführliches "Memorandum: Politik für die deutsche Sprache" (Stickel 2001a). Darin empfahl er den verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Gruppen und Verantwortlichen, dem Deutschen mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung zukommen zu lassen. Speziell der Sicherung der deutschen Sprache in der Wissenschaft galt ein offener Brief an alle Kultus-, Bildungs- und Wissenschaftsminister, der von 37 Professoren unterzeichnet war (dpa 2001c).[13] Federführend waren dabei der Politologe Udo Ernst Simonis (Wissenschaftszentrum Berlin), der Soziologe Fritz Vilmar (Freie Universität Berlin) und der Direktor des Umweltbundesamtes, Hermann Dieter. Augenscheinlich wird hier von nicht unmaßgeblichen Persönlichkeiten des öffentlichen (Sprach-) Lebens Loyalität zum Deutschen bekundet und sogar ausdrücklich eingeklagt.
Jüngst wurde die Sache der deutschen Sprache sogar an einem recht prominenten Medienort verhandelt. Am 29. Juli 2001 (ARD, 21.45 Uhr) wurde in einer der beliebtesten Talkshows im deutschen Fernsehen, nämlich in "Sabine Christiansen", die Thematik "Man spricht deutsch - aber wie?" behandelt. Gäste waren Annette Schavan, die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, der Schriftsteller und Rhetorik-Professor Walter Jens, der ehemalige Bundesbildungsminister Klaus von Dohnanyi; der Sänger Wolfgang Niedecken, der Verleger Florian Langenscheidt, der Schriftsteller Feridun Zaimoglu sowie Gerd Schrammen, ein Vertreter des Vereins deutsche Sprache (s.o.). Man mag von solchen Veranstaltungen halten, was man will, als eine Art Bekundung von öffentlichem Interesse an der deutschen Sprache kann die Talkshow sicherlich gewertet werden. Dass bei der Ansetzung der Sendung das vielbeschworene Presse-Sommerloch eine Rolle gespielt haben könnte, muss nicht gegen diese Einschätzung sprechen.
Das erhebliche Interesse an Umfang, Rolle und Funktion der gegenwärtigen Anglizismen könnte vielleicht die These begründen, dass derzeit eine puristische Phase (oder wenigstens eine puristische Bewegung) in der deutschen Sprachgeschichte der Gegenwart anhebt oder bereits am Werke ist. Nun hat es derartige Entwicklungen in der Vergangenheit immer wieder gegeben (vgl. im historischen Überblick v. Polenz 1994: v.a. Kap.5.5., ders. 1999: v.a. Kap. 6.7.). Ich möchte mich jedoch nicht dieser sprachgeschichtlich-vergleichenden Perspektive auf das Phänomen widmen, sondern nur an Beispielen vorführen, wie sich einige Aspekte der momentanen öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion der Anglizismen vor dem Hintergrund der Sprachloyalitätsproblematik beschreiben lassen. Vorweg sei schon gesagt, dass ich im Sinne meiner eingangs genannten Untersuchungsprinzipien die vorliegenden Dokumente insgesamt als Belege für eine gestiegene Sprachloyalität in Deutschland interpretieren möchte.
Ein großer Teil der Debatten zu den Anglizismen geht - mittelbar oder unmittelbar - auf die Interventionen des VDS (s.o.) und seiner Mitglieder zurück. Flankierend zur üblichen Vereinsarbeit, zu der neben öffentlichen Vorträgen (Borgmann 2001) und der lokalen Evaluation des Sprachgebrauchs (OTZ 2001, Bigalke 2001) beispielsweise auch die Vergabe eines hoch dotierten Sprachpreises[14] gehört, gibt es weitere Aktivitäten, die das puristische Anliegen des VDS stützen. So wurden nach altem Vorbild Verdeutschungswörterbücher publiziert, die zum Kampf gegen "Engleutsch" und als Hilfestellung für die Vermeidung von Anglizismen dienen sollen (Pogarell / Schröder 1999, Paulwitz / Micko (Hg.) 2000, zum (Kampf-) Begriff "Engleutsch" vgl. vorher schon Lubeley 1993). Zur Einschätzung dieser Publikationen ist nun nicht nur allein die Tatsache ihres Erscheinens, sondern auch ihre Aufnahme in der (kaufenden) Öffentlichkeit mit zu berücksichtigen. Derlei Traktate und Sammlungen stießen und stoßen nämlich auf eine große Resonanz.[15] Das Wörterbuch von Paulwitz / Micko wurde allein in der ersten Auflage über 33.000 mal verkauft, bevor schon recht bald unter der Mithilfe vieler Leser eine zweite Auflage erschien. Dieser Erfolg wird wiederum in der Presse gelegentlich anerkennend und zustimmend notiert (Dreiseitl 2001). Es mag daher auch nicht verwundern, dass es immer wieder zu ganz konkreten Aktionen gegen den Gebrauch von Anglizismen kommt, die hier nicht einmal annähernd angemessen dokumentiert werden können. Selbst die symbolische Einsetzung einiger amerikanischer Straßenbezeichnungen (avenue, place) in einer rheinpfälzischen Stadt, in der früher amerikanische Soldaten stationiert waren, fand keine Gnade vor den Anglizismengegnern (RON 2001).
Generell ist die journalistische Resonanz auf die (verbissenen) Anstrengungen zur Reduktion von Anglizismen freilich sehr unterschiedlich. Die Bandbreite der Stellungnahmen ist sicher nicht einfach auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. So registrieren beispielsweise manche Schreiber bedauernd, dass durch die Anglizismen viele alte deutsche Wörter (z.B. beherzt, erpicht) langsam untergehen und eine gewisse Sorge daher berechtigt sei (Bäucker 2001); andere weisen auf die Unverständlichkeit der Anglizismen für die ältere Generation hin und sehen darin einen guten Grund, gegen sie zu streiten (Schwäbische Zeitung 2001). Es gibt freilich auch ganz unaufgeregte Veröffentlichungen von Artikeln pro Anglizismen, in denen meistens auf die segensreiche Internationalität der englischen Begriffe abgehoben wird (Pally 2001, Müller 2001). Auf die eher gelassene Seite der Diskutanten gehört auch die Gesellschaft für deutsche Sprache, für die ihr Vorsitzender eine entsprechende Interviewfrage folgendermaßen antwortete: "Wir stehen Anglizismen relativ gelassen gegenüber, im Gegensatz zu puristisch orientierten Vereinigungen." (Hoberg 2001)
Eine oft anzutreffende Diskussionsstrategie besteht darin, dass Autoren einen Teilbereich der Anglizismen herausgreifen und die jeweilige Varietäteneinbindung näher betrachten. So erscheinen immer wieder Berichte zu den Anglizismen in der Computerbranche (dpa 2001a), in der Wirtschaft allgemein (Stoll 2001; Alexander / von Festenberg / Mohr 2001) und der Werbung.[16] Die Musikbranche wird dann oft zu einer Sparte, in der die Fronten sehr durcheinander laufen. Denn einerseits handelt es sich hier um einen gesellschaftlichen Bereich, der seit Jahrzehnten von großer angelsächsisch geprägter Internationalität geprägt ist und natürlich auch sprachlich in diesen Kulturkreis eingebunden wurde. Andererseits gibt es gerade in der populären Musik Bewegungen (HipHop, Rap), in denen die deutsche Sprache jüngst erheblich aufgewertet wurde. Angesichts dieser Spannung ist es nicht uninteressant, dass die gestiegene Rolle des Deutschen nicht mehr durch eine nationale Brille interpretiert wird.[17]
Ein anderer Aspekt der journalistischen Diskussionen zur Anglizismenproblematik besteht darin, dass das Englische und seine internationale Verbreitung betrachtet werden. So liest man etwa ausführliche Hintergrundinformationen zum Aufstieg des Englischen als Weltsprache (Hüllen 2001), zur Problematik von Englisch als allgemeiner Wissenschaftssprache (Küster 2001) oder zum Status und den Formen der kommunikativen Internationalisierung in anderen Sprachkreisen (Weltsprache 2000). Durch diese variierten Blickrichtungen wird das Verhältnis von Deutsch und Englisch, synchron und diachron, sozusagen in der Außenansicht betrachtet, also nicht mehr aus der inneren Perspektive des Deutschen. Dabei gibt es wiederkehrende Themen, die der öffentlichen Sprachdiskussion eine gehaltvollere Dimension verleihen als die oft recht kurzschlüssigen Gedankengänge mancher Verteidiger oder Angreifer der Anglizismen. Dass das Englische selber eine Mischsprache ist, dass es sich durch seine internationale Geltung nicht unerheblich verändert hat, dass es gerade wegen der enormen Durchsetzung im Weltmaßstab seinen traditionellen Kern wandeln könnte - all dies sind Themenentfaltungen, die zu einer realistischeren Einschätzung der sprachlichen Lage führen und das Niveau der Sprachdiskussion heben.
Zu einer ähnlichen Aufwertung könnte potentiell die Berichterstattung der öffentlichen Medien über Ereignisse und Fachpublikationen der (germanistischen) Linguistik führen. Da die Information über derlei Angelegenheiten durchaus keine Selbstverständlichkeit darstellt, kann man es als symptomatisch ansehen, dass gerade über sprachwissenschaftliche Themen, die mit der Anglizismen-Problematik verbunden sind, gerne berichtet wird. Das gilt beispielsweise für die Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache, die dem einschlägigen Thema "Neues und Fremdes im deutschen Wortschatz - Aktueller lexikalischer Wandel" gewidmet war (Unterstöger 2000, anders dagegen Nolte 2001). Ähnliches trifft auf Publikationen zu. So ist etwa Hoffmann (Hg.) 2000 zwar nicht im engeren Sinn als sprachwissenschaftliche Publikation anzusehen. Darin finden sich allerdings Beiträge von Fachlinguisten (W. Schütte, H. Glück, U. Ammon, H. Weinrich), die z.T. als Sprachloyalitätsbekundungen zu begreifen sind. Die Sammlung, die laut Vorwort ihres Herausgebers gewissermaßen in einem reflektierten Akt der Sprachloyalität zum Deutschen erstellt wurde, verursachte jedenfalls ein gewisses öffentliches Echo. Dabei kam charakteristischerweise gerade der deutschunterstützende Charakter einiger Texte besonders deutlich zum Zuge (Fetscher 2001).[18] Im Blick auf Hoffmann (Hg.) 2000 ist zudem zu bemerken, dass sich die traditionelle Zurückhaltung der Sprachwissenschaftler bei öffentlichen Diskussionen zum Zustand des Deutschen mittlerweile etwas zu lockern scheint. An erster Stelle müssen hier H. Glück, U. Ammon und H. Weinrich (siehe Einträge in der Bibliographie) genannt werden, die in der Öffentlichkeit unmittelbar sprachloyale Stellungnahmen publizierten. Aber auch bei anderen Linguisten findet man heutzutage an öffentlichkeitszugewandten Stellen Bekundungen, die in dieser Hinsicht interpretiert werden können.[19]
In ähnlicher Haltung thematisieren Vertreter einer anderen Berufsgruppe mittlerweile die deutsche Sprache in einer Art und Weise, die man aus der Nachkriegsvergangenheit eher nicht kennt. Gemeint sind Schriftsteller, denen ja ein besonders enges Verhältnis zur Sprache nachgesagt wird. So findet man angesichts der Anglizismenproblematik zwar immer noch Reflexionen, die in ihrem sachlichen Gehalt traditionell zu nennen sind (Bichsel 2001), teilweise mit dem einschlägigen, zumindest impliziten Lamento über Sprach- und Kulturverfall (Henscheid 2001). Bemerkenswert ist es aber, wenn sich ein Dichter wie Georg Klein im Interview mehr oder weniger deutlich zu einer neuen (?), literarischen Art der deutschen Sprachpflege bekennt:
"Die Tradition der Sprachschützerei im Deutschen hat etwas Albernes und Größenwahnsinniges. Ich würde mir diesen Schuh nie anziehen. Das Problem stellt sich auch nicht so, dass man ein Schild vor irgendetwas stellen muss. Die Frage ist einfach: Ist der Organismus hinter dem Schild stark genug? Und dazu will ich beitragen. Wenn das Deutsche stark ist, dann kann es auch die Poren aufmachen. Die Poren zu verschließen gegen das Englische ist schlichtweg unmöglich. Es wäre eine Art von naivem Größenwahnsinn zu glauben, man könnte das Deutsche gegen die Weltsprache des Englischen dadurch verteidigen, dass man irgendwas dicht macht. Man muss nicht dicht machen. Man muss stark machen." (Klein 2001)
Bezeichnend ist überdies, dass das zitierte Interview mit Klein in der Berliner tageszeitung von der Redaktion gerade mit der Überschrift "Man muss das Deutsche stark machen" versehen wurde und andere Journalisten in ihrer Berichterstattung ausgerechnet die sprachpflegerischen Bemerkungen Kleins aufgriffen (Kunisch 2001). Auch die Äußerungen von anderen Schriftstellern deuten darauf hin, dass man es - im Selbstbild unabhängig von der deutschen Sprachpflegetradition - quasi als einen Akt der literarischen Moral empfindet, Fremdwörter in deutschen Texten eher zu vermeiden (Mosebach 2001). Christian Meier, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, äußerte sich demnach tatsächlich in stellvertretender Funktion, als er sich ausdrücklich gegen die Anglizismen aussprach (ddp 2001).
Die größte Konjunktur hatte die Diskussion um die Anglizismen in der deutschen Öffentlichkeit wahrscheinlich in der ersten Hälfte des Jahres 2001. Dafür gab es einen ganz konkreten Anlass. Denn der Berliner Innensenator E. Werthebach lancierte im Januar des Jahres seinen Vorschlag, das Deutsche gesetzlich vor Anglizismen zu schützen und zu diesem Zweck nach französischem Vorbild eine Art Sprachakademie einzurichten. Ein Nebeneffekt der Debatte um ein solches Sprachgesetz bestand darin, dass der Blick geweitet und gelegentlich auf die sprachpolitische Situation in anderen Ländern gelenkt wurde, so z.B. nach Frankreich (Carrère d'Encausse 2001)[20] und Amerika (Jakob 2001). Anders als in der Diskussion über die Anglizismen lässt sich jetzt allerdings ein deutlich einheitlicher Trend in der öffentlichen Meinung ausmachen. Denn weitaus die meisten Kommentare und Berichterstatter standen dem Vorschlag ablehnend gegenüber. Dabei ist es für die Thematik meines Aufsatzes interessant zu bemerken, dass sowohl Befürworter als auch Gegner eines Sprachgesetzes Loyalität zur deutschen Sprache als das ausmachen konnten, was sie zu ihrer Position motivierte. Viele Diskutanten hätten auf Befragung wohl Sprachloyalität für sich reklamiert, ganz unabhängig davon, ob sie für oder gegen ein Sprachgesetz eintraten: Man wollte entweder die Sprache mit oder vor einem Gesetz schützen.
In diesem Sinne äußerte sich etwa der Direktor des Instituts für deutsche Sprache in einem offenen Brief an den Berliner Politiker deutlich gegen eine juristische Regelung (Stickel 2001b). Angelika Redder, die derzeitige Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft, verwarf lapidar Werthebachs Vorschlag (dpa 2001b), ebenso die Linguistin und Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin, Gisela Klann-Delius (Wiehler 2001) sowie der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache, Rudolf Hoberg (Hoberg 2001). Auf dieser Linie äußerten sich auch andere Persönlichkeiten, die weniger offizielle Funktionen in der linguistisch-akademischen Öffentlichkeit vertreten (Mackowiak 2001, Mosebach 2001). Oft wurde die Entscheidung vor einem eher politisch-ideologisch als linguistisch zu charakterisierenden Reflexionshintergrund gefällt (Detje 2001, Schobert 2001, Laarmann 2001). Auch aus derjenigen politischen Richtung, der man noch am ehesten eine Nähe zu Wertebachs Position hätte zutrauen können, kam Ablehnendes: "Wir brauchen kein Gesetz, wir brauchen eine Änderung des Bewusstseins." (Zehetmaier 2001). Zu Diskussionen über den Gesetzesvorschlag kam es selbst in Boulevard-Zeitungen. Dort musste man den Eindruck gewinnen, dass die politisch Verantwortlichen meistens gegen, die Leser in ihren Reaktionen allerdings eher für ein Sprachgesetz Stellung bezogen (Dreves / Fuchs 2001, Fuchs 2001).[21] Einsprüche, die sich tastend wider eine vorschnelle Zurückweisung des Werthebach-Vorschlags aussprachen (Günther 2001), blieben auf jeden Fall deutlich in der Minderzahl, ganz zu schweigen von amtlichen Maßnahmen, die die Vorschläge Werthebachs, wie etwa in Österreich geschehen, im Rahmen der Möglichkeiten einer Kommune in die Tat umsetzten: Das FPÖ-Mitglied Siegfried Mitterdorfer hatte im Salzburger Magistrat "die Leiter seiner Abteilungen angewiesen, keine englischen Modewörter zu verwenden und einen Beitrag zu Schutz und Pflege der deutschen Sprache zu leisten." (SN-alf 2001).
Im Sommer jeden Jahres versammeln sich die DAAD-Lektoren in Bonn zu ihrem Sommertreffen. Sie stellen vermutlich die größte offiziell geförderte Gruppe von Universitätsgermanisten im Ausland dar. Auf dem Treffen im August 2000 gab es eine Diskussionsrunde mit dem Titel "Wieviel Deutsch braucht die Welt? Zur aktuellen Diskussion um eine zeitgemäße Sprachenpolitik". Schon aus diesem Detail lässt sich schließen, dass die Frage, welche Zukunft die deutsche Sprache außerhalb der deutschsprachigen Länder haben wird oder soll, zuletzt nicht wenige Gemüter bewegt hat. Vor diesem Hintergrund ist auch zu sehen, dass die sprachpolitischen Bemühungen zur Stützung des Deutschen im Ausland im letzten Jahrzehnt nicht unerheblich verstärkt wurden (Schneider 2000). Viele Stellungnahmen in der gegenwärtigen Diskussion können nach dem Inhalt und auch nach dem Tonfall als Bekundungen von Sprachloyalität interpretiert werden. Diesem Komplex, dem - wie eingangs ausgeführt - die These von der deutschen Sprachilloyalität vermutlich entstammt, möchte ich mich abschließend etwas genauer zuwenden.
Der Diskussionsrahmen ist in diesem Fall recht weit. So wird in der Presse beispielsweise kommentierend über manche konkreten Einzelheiten berichtet, aus denen Rückschlüsse über die (künftige) Stellung der deutschen Sprache in Europa oder der Welt abgeleitet werden können. Oft kommen in dieser Berichterstattung Positionen zu Wort, die unmittelbar als sprachloyal zu klassifizieren sein. Aber auch die Berichterstattung selber transportiert durch die Auswahl und Formulierung der referierten Geschehnisse nicht selten sprachloyale Gehalte.
Gegen finanzielle Kürzungen in der deutschen Auslandskultur- und Spracharbeit gab es vehemente Einsprüche, die auch im Namen der Weltgeltung des Deutschen formuliert wurden. Während dieser Zug bei Strausberg 2001 nur recht verdeckt zum Ausdruck kommt, wurden mit Rücksicht auf die Lage der deutschen Sprache in Frankreich deutliche Worte der Sprachloyalität formuliert:
"Die Nichtbezuschussung des Deutschlernens von deutscher Seite ist daher nichts anderes als verweigerte Investitionshilfe zum eigenen Schaden. Andererseits ist die Stellung der deutschen Sprache speziell in Frankreich für ihre Zukunft von besonderer Bedeutung. Damit Deutsch in der Welt attraktive Fremdsprache bleibt, muss es vor allem in Europa - wo sonst? - seinen Platz halten." (Ammon 2001; vgl. ähnlich Pornschlegel 2001)
Aus England wird entsprechend über Aktionen des dortigen Vertreters des Auswärtigen Amtes berichtet. Sein Ziel galt der Unterstützung von Deutsch als Fremdsprache in den Schulen und Hochschulen (Schilling-Strack 2001, Thomas 2001). Auch in der tageszeitung, der man eher eine gewisse Staatsferne und Phobie gegenüber national interpretierbarer Berichterstattung nachsagen dürfte, wird mehr oder weniger klar gefordert, dass die deutsche Sprache von offizieller Seite im Ausland nachhaltiger und engagierter gefördert werden sollte (Werneburg 2001). Das thematische Interesse an diesem Feld reicht offensichtlich sogar weit über Europa hinaus, etwa bis zu einem Bericht über die Krise der Germanistik in Kuba (Schaefer 2001).
Handelt es sich bei den gerade referierten Zeugnissen um journalistische Belege, so existieren freilich auch Dokumente, die von einer quasi-offiziell festgestellten und öffentlich artikulierten Sorge um die Rolle der deutschen Sprache im Ausland künden. Beispielsweise standen die Beiträge, die im November 2000 beim Deutsche Welle Forum vorgetragen wurden, sichtlich im Bann der sprachenpolitischen Sorge um den Status des Deutschen im Ausland (Deutsche Welle 2000, Steinfeld 2000). Die daraus resultierende Sammlung ist entsprechend mit eindeutigen, fast flehenden Abschnitts- bzw. Vortragsüberschriften versehen: "'Familie Baumann' oder 'Deutsch - Warum nicht?' - Die deutsche Welle als globales Klassenzimmer", "Deutsch n'est pas mega-out en todo el mondo", "'Eine der schönsten Weltsprachen' - Resonanz auf die Deutsch-Sprachkurse von DW-radio" (Deutsche Welle 2000: 17, 23, 33). Freilich war es gerade Christiane Gnodtke, Referatsleiterin im Auswärtigen Amt, die bei dieser Gelegenheit die Möglichkeiten der Politik eher tief hängte: "Staatliche Förderung kann helfen, aber ihr Beitrag kann keine Trendwende herbeiführen. Die Frage der Attraktivität einer Sprache wird durch eine noch so geschickte und umfassende staatliche Hilfe nur marginal beeinflusst." (Gnodtke 2000: 4).[22] Trotz dieser eher resignativen Haltung mag es als sprachloyaler Akt von staatlicher Seite gelten, wenn für das Jahr 2002 die Inbetriebnahme eines deutschen Auslandsfernsehkanals angekündigt ist, der zusammen von ARD, ZDF und Deutscher Welle aufgebaut werden soll (Langer 2001). Wahrscheinlich wird er die Weltgeltung der deutschen Sprache stützen, zumal vorher bereits ein privat finanzierter Auslandssender (Channel D) auf Sendung gehen soll (zum Sachzusammenhang auch Stark 2000).
Vergleichbare Dokumente, die vor dem Hintergrund offizieller Verbandsarbeit ebenfalls für mehr als bloße Einzelmeinungen stehen, lassen sich in der akademischen (Sprach-) Germanistik finden.[23] Einschlägig ist hier sicher die Tutzinger Tagung aus dem Jahre 1999, die "Euro-Deutsch" und den "Kontroversen um die Deutschsprachigkeit im europäischen Mehrsprachenraum" gewidmet war (Deutscher Germanistenverband 2000). Hier wurden auch die viel zitierten "Tutzinger Thesen zur Sprachenpolitik in Europa" (ebd. 293-296) formuliert (vgl. dazu auch Homburger Empfehlungen 2000) Das Besondere dieser programmatischen Stellungnahme liegt darin, dass sie nicht unmittelbar, sondern mittelbar ein Dokument deutscher Sprachloyalität darstellt. Denn im Zentrum steht die Spannung zwischen Englisch und den anderen europäischen Sprachen. Im Namen der europäischen Sprachenvielfalt reklamieren die Verfasser der Thesen, dass die deutsche Sprache - ebenso wie die anderen europäischen Sprachen - gegenüber dem Englischen nicht völlig ins Hintertreffen geraten sollte; dazu hier nur ein Beispiel aus dem Gebiet der Wissenschaftssprache:
"Die meisten europäischen Sprachen sind leistungsfähige Wissenschaftssprachen mit einer ausgebauten Terminologie und unterschiedlichsten sprachlichen Ausdrucksformen. Würde die wissenschaftliche Verständigung, wie jetzt in Deutschland massiv propagiert, aufs Englische festgelegt, dann ließe die Leistungsfähigkeit der anderen Sprachen nach." (aus Tutzinger These Nr. 6, Deutscher Germanistenverband 2000: 295)
Auf internationalem Parkett gibt es eine weitere Diskussionsvariante, die hier von Bedeutung ist. Gemeint ist die Bewältigung und Thematisierung der Kommunikationsproblematik in den Organen der Europäischen Union.[24] Der bekannte Umstand, dass die deutsche Sprache dort im Arbeitsalltag weit hinter Englisch und Französisch rangiert, führte öfters zu öffentlichen Einsprüchen gegen diese Praxis. Erinnert sei hier etwa an die Diskussion um den Status des Deutschen während des finnischen EU-Vorsitzes im Jahre 1999. Beispielhaft soll auch auf Nass 2001 hingewiesen werden, der eine Aufwertung des Deutschen insbesondere vor dem Hintergrund der anstehenden Ost-Erweiterung der EU fordert. Freilich geht Nass in seinem Aufsatz auch auf die Ursachen der gegenwärtigen Bevorzugung des Englischen und Französischen ein. Dabei führt er auch Befunde an, die als Belege für deutsche Sprachilloyalität gelten können. Selbst in Radiosendungen wurde die EU-Sprachenthematik ausführlich behandelt, so z.B. in einem Feature von WDR 3 am 11.2.2001 (Ungerer 2001).
Sehr oft wird die Stellungnahme für eine Aufwertung des Deutschen in der EU mit dem Argument verbunden, dass es sich hier um diejenige Sprache handelt, die in Europa von mehr Sprechern als Muttersprache gesprochen wird als Englisch oder Französisch. Von daher erscheint die potentielle Durchsetzung dieser Sprache als ein Akt der demokratischen Gerechtigkeit: Die hohe Sprecherzahl rechtfertigt eine zu steigernde Rolle des Deutschen in der EU. Entsprechend der grassierenden Dominanz des Ökonomischen wurde dieses Muster zuletzt durch ein recht zeittypisches Motiv ergänzt. Walter Krämer, der Vorsitzende des VDS, vertrat nämlich die Auffassung, dass die Deutschen im Ausland hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen ihre Muttersprache benutzen sollten. Er bilanzierte ökonomische Verluste durch diejenigen Kaufleute, die im internationalen Verkehr immer gleich auf das Englische setzen und dadurch sowohl der Muttersprache als auch dem Bruttosozialprodukt Schaden zufügen (Waehlisch 2001). Ein ähnliches Motiv scheint die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bewegt zu haben. Das Interview mit F. R. Lafuente, dem Leiter des spanischen Cervantes-Instituts, also dem Gegenstück des deutschen Goethe Instituts, überschrieb sie mit einem Titel, der ebenso die ökonomischen Gewinne bei der Durchsetzung der eigenen Sprache in den Vordergrund rückte: "Unsere Sprache ist auch unser ökonomischer Reichtum" (Lafuente 2001).
Angesichts der oben präsentierten Dokumente und Überlegungen scheint mir hauptsächlich ein resümierender Punkt erwähnenswert zu sein: Die eingangs erläuterte These von der spezifisch deutschen Sprachilloyalität sollte heutzutage zumindest etwas abgeschwächt und relativiert werden. Gerade in der letzten Zeit lassen sich viele Aktivitäten nachweisen, die mehr oder weniger explizit - teils sogar recht offensiv - Bekundungen deutscher Sprachloyalität darstellen. Sicher stehen sie im Zusammenhang mit der überwundenen deutschen Teilung.
Ob man mittlerweile von der Existenz einer gut und angemessen entwickelten deutschen Sprachloyalität sprechen kann, möchte ich an dieser Stelle offen lassen. Dazu wäre sowieso erst einmal näher zu klären, was mit "gut und angemessen entwickelt" überhaupt gemeint sein könnte. Gegen eine solche Zustandsbeschreibung spricht jedoch vielleicht schon der paradoxale Charakter, der jedem sprachloyalen Akt innewohnt. Denn offensichtlich zeugt Sprachloyalität ja stets auch von der Existenz ihres Gegenteils. Viele Menschen werden sich nur deshalb zu sprachloyalen Akten veranlasst sehen, weil sie in ihrer Umgebung nach eigenem Ermessen eine als bedrückend empfundene Sprachilloyalität vorfinden. So richtet man sich etwa mit einem sprachloyalen Kommentar gegen sprachilloyale Kürzungsmaßnahmen der Bundesregierung in der Auslandskulturarbeit. In diesem Sinne zeigen Akte der Sprachloyalität im negativen Sinne oft Akte der Sprachilloyalität an. Letztere bleiben freilich oft unsichtbar oder zumindest undeutlich, da die sprachloyal Handelnden nicht immer explizit machen, gegen welche authentischen Erfahrungen oder Ereignisse von Sprachilloyalität sich ihre sprachloyalen Akte überhaupt richten. Wenn nun Dokumente der Sprachloyalität zusammengetragen werden können, so lässt sich schon daraus schließen, dass im Gegenzug weiterhin eine Liste von Unterlassungen und Vergehen ermittelbar ist. Daraus wiederum könnte weiterhin auf eine spezifisch deutsche Sprachilloyalität geschlossen werden. Allerdings dürfte das rein quantitative Verhältnis der imaginären Liste, in der sprachloyale Akte sprachilloyalen Akten gegenübergestellt würden, derzeit zumindest etwas ausgeglichener sein als früher.
Sicher lässt sich in viele Richtungen weiter arbeiten. So könnten soziolinguistische Forschungen mit einem genau definierten Kategoriensystem zur Identifizierung von Sprachloyalität sehr viel präziser und nachprüfbarer die Haltungen einzelner gesellschaftlicher Gruppen analysieren, als es hier in eher impressionistischer Manier geschehen ist. Bestimmt ist es nicht unerheblich, welcher Teil der Gesellschaft (warum?) auf welche Art und Weise sprachloyal oder sprachilloyal agiert. Zu denken wäre im deutschen Fall beispielsweise an die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in puncto Sprachloyalität bei Berufsvertretern (Lehrer, Germanisten, Linguisten, Wissenschaftler, Journalisten, Musiker, Kaufleute...), Institutionen (GfdS, VDS, Lehrerverbände, germanistische Verbände, DAAD, Auswärtiges Amt, Innenministerium, Kultusministerkonferenz, Verlage...), regionalen oder überregionalen Zeitungen und Zeitschriften (FAZ, SZ, tageszeitung, Zeit, Spiegel...), Fernsehstationen (ARD, ZDF, RTL, SAT1...), staatlichen Repräsentanten (Bundeskanzler, Bundespräsident, Bundestagsabgeordneter...) oder öffentlichen Symbolfiguren (Franz Beckenbauer, Boris Becker, Michael Schuhmacher, Harald Schmidt, Verona Feldbusch...). Auch eine Untersuchung, die sich an verschiedenen situativen Mustern und den darin identifizierbaren sprachloyalen oder sprachilloyalen Verhaltensweisen orientiert, ist denkbar. Es wäre etwa zu prüfen, in welcher Hinsicht in öffentlichen, halb-öffentlichen, beruflichen oder privaten Situationen möglicherweise unterschiedliche Formen, Funktionen und Intensitätsgrade von Sprachloyalität beobachtet werden können. Linguistisch wäre darüber hinaus von besonderem Interesse, ob der Themenkreis der mangelnden Sprachloyalität mit denjenigen (europäischen) Sprachentwicklungen in Verbindung gebracht werden könnte, für die der Oberbegriff "Destandardisierung" geprägt wurde (Mattheier 1997).
Noch eine weitere nicht unwichtige Dimension der Thematik wurde bisher noch gar nicht berührt. Denn so positiv-suggestiv die Terminologie des Begriffs "Sprachloyalität" auch sein mag, so sehr sollte auch bekannt sein, dass das Festhalten an der eigenen Sprache nicht generell etwas Gutes darstellt. Nicht zuletzt im politischen Leben existiert ja auch so etwas wie falsche oder übertriebene Loyalität. Beispielsweise macht v. Polenz (1999: 200) darauf aufmerksam, dass in manchen Situationen das Zurückstellen der eigenen und die Übernahme einer fremden Sprache auch als Höflichkeit interpretiert werden kann. Daher mag es in Anbetracht der gelegentlich zu beobachtenden kommunikativen Selbstsicherheit von Franzosen, Engländern und Amerikanern manchmal als eine kleine Ehre gelten, zu den sprachilloyalen Deutschen zu zählen. Möglicherweise ist es für die kommunikative Verfassung einer Sprachgemeinschaft sogar besonders wünschenswert, dass in ihr weder sprachloyale noch sprachilloyale Akte eine große Rolle spielen. Im übrigen ist es überaus unwahrscheinlich, ja faktisch unmöglich, dass die Sprachilloyalität in Deutschland ein solches Ausmaß erreichen könnte, das in absehbarer Zeit zum Untergang dieser Sprache führen könnte.
* Ich danke zwei anonymen Gutachtern von Linguistik online, deren sachkundige Hinweise und kritische Kommentare erheblich dazu beigetragen haben, dass Inhalt und Form des Aufsatzes im Zuge des Begutachtungsprozesses nach meinem Eindruck sehr gewinnen konnten (WPK). [zurück]
1 Vgl. etwa den Lexikoneintrag in Glück 2000c: s.v. "Spracherhalt": "Festhalten einer Sprachgemeinschaft bzw. eines Individuums an ihrer/seiner S1 in einer anderssprachigen Umgebung, meist verbunden mit anhaltendem Sprachkontakt und mit Bilingualismus dieser Sprachgemeinschaft bzw. dieses Individuums; in der Sprachsoziologie wird mitunter Sprachloyalität (engl. language loyalty) als (sozialpsycholog.) Bedingung für Spracherhalt angenommen." [zurück]
2 Zu den anhaltenden Diskussionen um die jüngste Rechtschreibreform vgl. nur http://www.rechtschreibreform.com, von wo aus ausgedehntes aktuelles Diskussions- und Dokumentationsmaterial zur Problematik erschlossen werden kann. [zurück]
3 Vgl. http://www.worterfindung.de. Dort findet sich die folgende Beschreibung: "Diese Seite wächst täglich. Bis heute haben Sie uns 355 Wörter gemeldet. Weiter so. Denn nur so kann Worterfindung.de wachsen und lebendig bleiben, lebendig wie unsere Sprache. Gefragt sind Wortschöpfungen, die in Familien entstehen, in Partnerschaften, in Freundeskreisen. Wörter, die nicht von jedem verstanden werden können." [zurück]
4 http://www.bloedekuh.f2s.com/; http://www.loftcity.net/schattenp arker/. [zurück]
5 http://www.harald-michel.de/ warmduscher.html; http://www.weichei.purespace.de/; http://www.weichei.de/. [zurück]
6 http://www.mandantenversteher.de/. [zurück]
7 http://www.definitionen.de; "Anti-Weichei-Sprüche" unter http://www.harteier.de/. [zurück]
8 "Als Hochschullehrer fand ich es merkwürdig, dass Studierende in den ersten Semestern zunächst mühsam die Grundregeln der deutschen Grammatik lernen müssen, damit die Hausarbeiten lesbar werden. Da ist eine Fehlentwicklung im Gang, und ich wiederhole deshalb meinen Vorschlag, dass man von der Wahlfreiheit an den Oberstufen der Gymnasien in einer Hinsicht abrückt und Deutsch als verpflichtendes Abiturfach etabliert. Ich weiß - das schränkt die Wahlmöglichkeiten ein. Aber ohne Deutsch kommt man nicht durchs Leben." (Nida-Rümelin 2001) [zurück]
9 "Wir haben in Deutschland 380 Einrichtungen angeschrieben, von denen 135 Eingang in das Handbuch gefunden haben." (Frank-Cyrus u.a. 1999: XI). [zurück]
10 Nach welchen Kriterien Institutionen Eingang in die Übersicht fanden, wird aus dem Vorwort leider nicht ganz deutlich. Auf jeden Fall steht dahinter ein äußerst weiter Begriff von "Sprachkultur" bzw. "Sprachförderung", vgl. etwa folgende durchaus charakteristische Bemerkung: "Das Augenmerk wurde besonders auf Aktivitäten gerichtet, die zu einer Steigerung des Sprachbewusstseins führen, die Sprachprobleme abbauen helfen und die das Gespräch zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen fördern." (Frank-Cyrus 1999: X). [zurück]
11 http://www.deutsche-sprachwelt.de/ Auf dem Titelblatt der Deutschen Sprachwelt sind schlagwortartige Erläuterungen verzeichnet, die hier nicht unwichtig sind. Vollständig lautet die Überschrift also "Deutsche Sprachwelt. Gemeinsam erhalten und gestalten. Die Sprachzeitung für alle". [zurück]
12 "In Hannover hat sich am 22. Oktober der 'Wissenschaftliche Beirat' des Vereins Deutsche Sprache konstituiert. Ihm gehören neun namhafte Sprachwissenschaftler und Journalisten an. Der Beirat verabschiedete 10 Thesen zur Lage der deutschen Sprache. In diesen Thesen wird eindringlich vor der 'Amerikanisierung' der deutschen Sprache und Kultur gewarnt; Politik und Wissenschaft werden zu einem aktiven Eingreifen aufgefordert. Sonst drohe die deutsche Sprache in immer mehr Fachgebieten als Kommunikationsmittel untauglich zu werden, und das Interesse am Deutschen als Fremdsprache werde im Ausland ganz verschwinden. Als Gegenmittel fordert der Beirat mehr Sprachloyalität und den Rückgriff auf die Ausdrucksmöglichkeiten der deutschen Sprache, die heute in einer Flut von überflüssigen und nichtssagenden Anglizismen zu versinken drohe." (VDS-Pressemitteilung v. 23.10.1999 lt. http://www.vds-ev.de/). [zurück]
13 Vgl. dazu auch die Informationen und Dokumentationen unter http://vds-ev.de/index.php. [zurück]
14 Der "Kulturpreis deutsche Sprache" (DM 70.000) wird gemeinsam von der Eberhard-Schöck-Stiftung und dem Verein Deutsche Sprache in diesem Jahr am 3. November erstmalig an Rolf Hochhut verliehen. Eine ähnlich gelagerte Auszeichnung, nämlich der "Deutsche Sprachpreis" (DM 15.000) der Henning Kaufmann-Stiftung, wird schon seit Jahren und 2001 an Theodor Ickler vergeben. [zurück]
15 Auch das zuletzt von W. Krämer und W.W. Sauer, also zwei maßgeblichen VDS-Mitgliedern, veröffentlichte Lexikon der Sprachirrtümer (Eichborn 2001) wird vermutlich von ihren Autoren als sprachloyale Publikation begriffen. Krämer jedenfalls bekannte in einem dpa-Interview, Anlass für die Veröffentlichung sei der "Reichtum der deutschen Sprache an Verdrehern, falschen Übersetzungen und historischen Denkfehlern" [Hervorhebung W.P.K.] gewesen (Liffers 2001). Es bedarf keiner prophetischen Gaben, um auch dieser Sprachsammlung, die in einem einschlägigen Verlag erscheint, einen relativ großen Verkaufserfolg vorherzusagen. [zurück]
16 Insofern die Sprache der Werbung immer wieder eine Hauptzielscheibe der Anglizismengegner abgibt, erscheint es als besonders sprachloyaler Akt, wenn eine Zeitung einen Verantwortlichen aus den Reihen der Werbewirtschaft zu Wort kommen lässt, der ausdrücklich Argumente gegen die Nutzung von Anglizismen in der Werbesprache aufführt (von Matt 2001). [zurück]
17 "Hip-Hop in seiner deutschsprachigen Adaption ist jedoch nicht nur der kulturelle und wirtschaftliche Motor der momentanen Entwicklung, auf Hip-Hop ist es auch zurückzuführen, dass die Sprache im nationalen Sinne immer weniger Identität stiftet." (In't Veld 2001) [zurück]
18 Was hier über Hoffmann (Hg.) 2000 gesagt wurde, könnte mutatis mutandis sicher auch für Eichhoff-Cyrus / Hoberg 2000 ausgeführt werden. [zurück]
19 Vgl. z.B.: "In jeder Sprache kondensieren sich die kollektiven Erfahrungen einer Sprachgemeinschaft, und es wäre mehr als töricht, auf solche Erfahrungen verzichten zu wollen. Nicht zuletzt aus diesem Grund lohnt es sich, immer wieder und immer aufs neue Fremdsprachen zu lernen. Und deshalb will und kann ich Deutsch nicht einfach abschreiben, ganz im Gegenteil, als Germanist liegt mir sehr viel daran, der deutschen Sprache möglichst viele Domänen zu erhalten und auch in Hinkunft zu schaffen." (Wolf 1999: 32). Entsprechende Äußerungen von N.R.Wolf fielen auch bei einer einschlägigen öffentlichen Diskussionsveranstaltung zum Thema "Deutsch Eine europäische Kommunikationssprache?", die am 2.4.01 als Gemeinschaftsveranstaltung der Deutschen Botschaft Tallinn (Estland), des Zweigs Tallinn der GfdS und des Lehrstuhls für Deutsche Sprache der Pädagogischen Universiät Tallinn durchgeführt wurde. [zurück]
20 Bei Carrère d'Encausse 2001 ist es im übrigen wieder bezeichnend, welche Überschrift die Redaktion dem Interview gegeben hat. Sie wählte den Titel "Pflegt eure Sprache! Ein Gespräch mit ..." [zurück]
21 Nach einer Umfrage vom Juli 2001 antworteten allerdings auf die Frage "Sollte Deutsch per Gesetz gegen englische Einflüsse geschützt werden?" 39,1% der Befragten mit "Ja", 60,8% mit "Nein". (Quelle: http://www.sabin e-christiansen.de/archiv/2001_07_29.html) [zurück]
22 Die Sicht des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der hauptsächlich aus dem Etat des Auswärtigen Amtes finanziert wird, scheint mit der unambitionierten Position Gnodtkes gut verträglich zu sein: "Schließlich meine ich, wir sollten die Sprachenfrage nicht überschätzen! (...) Ich meine mit Nachdruck, dass die Sprachenfrage in manchen Diskussionslinien an die zweite Stelle gehört und so etwas wie Ideologiekritik, Demokratieverteidigung, Geschichtsbewußtsein und ökologisches Bewußtsein an die erste Stelle." (Roggausch 2000: 277). [zurück]
23 Möglicherweise müsste hier auch eine gewisse Konjunktur bei universitären, interdisziplinären Ringvorlesungen angeführt werden. So fand etwa an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck im Sommersemester 1998 eine Veranstaltung zum Thema "Sprachen in Europa" statt, an der Universität Bonn im Wintersemester 2000/2001 eine offensichtlich ähnlich gelagerte Vorlesungsreihe mit dem Titel "Die sprachliche Zukunft Europas". [zurück]
24 Vgl. dazu auch These 8 der Tutzinger Thesen (Deutscher Germanistenverband 2000: 296) sowie insgesamt Raasch 2001. [zurück]
Die journalistischen Quellen wurden in der Regel aus den Internet-Ausgaben der betreffenden Zeitungen und Zeitschriften ermittelt. Dazu vgl. die Übersicht der Adressen unter: http://www.bdzv.de/online/index.htm
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