Zeitzeugen-Interviews zur Dokumentation historischer Sammlungen

  • Tanya Karrer

Abstract

Die Arbeit bietet Sammlungsmitarbeitenden in museumsähnlichen Institutionen einen praxisnahen Leitfaden zur Planung, Durchführung, Bearbeitung und Archivierung von Zeitzeugen-Interviews. Schritt für Schritt wird ein mögliches Vorgehen für die Realisierung von Zeitzeugen-Interviews zur Objekt- und Sammlungsdokumentation in Museen und verwandten Einrichtungen erläutert. Museumsobjekte und Sammlungsgegenstände können nicht selbst für sich sprechen. Informationen zu ihrer Entstehung, ihrer Funktion, ihrem sozialen und historischen Stellenwert u.v.m. müssen gesammelt und verwaltet werden. Eine Objekt- bzw. Sammlungsdokumentation entsteht. Sie ist massgebend für den wahrnehmbaren Wert eines Objektes beziehungsweise einer ganzen Sammlung. Für eine Dokumentation jüngerer Sammlungen und Objekte (jünger als ca. 60 Jahre) bietet sich das Zeitzeugen-Interview als reiche Informationsquelle an. Damit ein Interview aber auch späteren Generationen noch wertvolle Informationen zum Objekt liefern kann, muss es gewissen Kriterien entsprechen. Ein gemäss dem erarbeiteten Leitfaden erhobenes und bearbeitetes Zeitzeugen-Interview kann diesen Anforderungen gerecht werden. Dem Leitfaden liegen diverse Ansätze verschiedener Wissensgebiete zugrunde: Die Oral History und die Forschungsmethoden der Ethnologie und der Sozialwissenschaften leisten einen Beitrag zur Vorbereitung und Durchführung von Interviews. Die Geschichtswissenschaft liefert wertvolle Hinweise für die Quellenkritik, die Rechtswissenschaft u.a. zum Urheberrecht, welchem das Interview unterliegt. Die Archiv- und Informationswissenschaft schlussendlich zeigt auf, wie die erhobenen Daten wiederauffindbar und zum Objekt zuordenbar für heutige und spätere Generationen archiviert werden können. Es bleibt dabei nicht beim theoretischen Vergleich der Ansätze. Die verschiedenen Herangehensweisen wurden auch auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft. Als Beispiel diente dafür die Museale Sammlung der Inselspital-Stiftung, wo mehrere Interviews gemäss dem Leitfaden durchgeführt wurden. Die Erfahrungen flossen in den Leitfaden und die Empfehlungen ein. Der Leitfaden als Vorgehensvorschlag für Sammlungsmitarbeitende bildet den Praxis-Teil der Masterarbeit. Er folgt auf eine theoretische Abhandlung, in welcher Begriffe, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Archivwissenschaft und der Museologie erläutert werden. Auch der Nutzen einer Sammlungsdokumentation wird hervorgehoben. Die Masterarbeit verfolgt das Ziel, einen Beitrag zu einer strukturierten Erhebung und Verwaltung von Informationen zur Dokumentation historischer Sammlungen zu leisten. Auf diese Weise veredelte Sammlungen erleben eine echte Wertsteigerung und ermöglichen eine facettenreiche und lebendige Geschichtsvermittlung - heute und in Zukunft.
Veröffentlicht
2014-05-15
Zitationsvorschlag
Karrer, T. (2014). Zeitzeugen-Interviews zur Dokumentation historischer Sammlungen. Informationswissenschaft: Theorie, Methode Und Praxis, 3(1). https://doi.org/10.18755/iw.2014.24
Rubrik
Artikel / Articles