Merkmals- und Prototypensemantik: Eine Einführung

  • Olaf Bärenfänger

Abstract

Traditional componential semantics are faced with various problems in adequately describing the meaning of a word. Therefore, this contribution presents the prototype theory as a fruitful approach for the description and explanation of many phenomena in the field of lexical semantics. Starting out from a large body of empirical results, it is discussed how prototype theory conceives lexical categories and meaning or concepts respectively. Important properties of a category are fuzzy boundaries as well as that particular elements can be viewed as differently typical for a category. The degree to which an element belongs to a category is defined in terms of typical features, whereby the most central element is called "prototype" and possesses the greatest possible number of typical features. Unlike traditional componential semantics, family resemblance relations determine which elements belong to a particular category, i.e. not all elements have to share the same necessary features, but at least one typical one. Subsequent to the description of these theorems consequences for argumentation theory, lexicography and the formation of linguistic theories are discussed as well as critical aspects of the prototype theory. After an enumeration of some research desiderata a concluding chapter gives a short summary and names the most impressive achievements of this increasingly influential research paradigm. Angesichts der verschiedenen Schwierigkeiten traditioneller Merkmalssemantiken, die Bedeutung eines Wortes angemessen zu beschreiben, wird mit der Prototypentheorie im vorliegenden Beitrag eine Konzeption vorgestellt, die möglicherweise vielversprechende Lösungsansätze bereithält. Ausgehend von empirischen Befunden wird diskutiert, wie lexikalische Kategorien resp. Bedeutungen oder Begriffe von der Prototypentheorie konzipiert worden sind. Als wesentliche Kategorieneigenschaften spielen hierbei insbesondere unscharfe Kategoriengrenzen eine Rolle sowie der Umstand, daß die verschiedenen Vertreter einer Kategorie unterschiedlich typisch sein können. Über den Grad der Repräsentativität des Elementes einer Kategorie wird nicht auf der Basis notwendiger, sondern typischer Merkmale entschieden. Das am meisten zentrale Element, der Prototyp, weist die größtmögliche Anzahl typischer Merkmale auf. Welche Elemente überhaupt in eine Kategorie gehören, wird über Familienähnlichkeitsrelationen bestimmt, bei der nicht alle Elemente dieselbe Anzahl notwendiger Merkmale gemeinsam haben müssen, sondern lediglich mindestens ein typisches Merkmal. Im Anschluss an die Darstellung dieser Theoreme werden Konsequenzen für die Argumentation, die Lexikographie und für die linguistische Theorienbildung erwogen. Nach der Erörterung einiger kritikwürdiger Aspekte der Prototypentheorie und der Aufzählung von Forschungsdesideraten gibt ein Schlusskapitel eine kurze Zusammenfassung und benennt die wichtigsten Leistungen dieses zunehmend einflußreichen Forschungsparadigmas.
Veröffentlicht
2002-12-31
Zitationsvorschlag
Bärenfänger, O. (2002). Merkmals- und Prototypensemantik: Eine Einführung. Linguistik Online, 12(3). https://doi.org/10.13092/lo.12.890
Rubrik
Artikel/Articles